Nördlingen: Geopark Nördlinger Ries, Lehrfad Lindle

01.09.2021 | Franken, Impakte, Lehrpfad

Der Geopark-Lehrpfad durch das Erlebnis-Geotop Lindle offenbart geologische, naturkundliche und besiedlungsgeschichtliche Besonderheiten des Rieses.

13 Informationstafeln begegnen den Besuchern auf dem Rundweg. Zudem bieten eine Aussichtsplattform, ein Turm und fünf weitere Aussichtspunkte bei guter Wetterlage eine herrliche Sicht über das Steinbruchgelände, in den Rieskessel und auf die Riesränder.

Alternativ können Lehrpfad-Besucher auch eine kürzere Variante mit 1,8 km Länge wählen.

Die Entstehung des Rieskraters

Vor 14,5 Millionen Jahren rast ein etwa 1 km großer kosmischer Körper (Asteroid), begleitet von einem 150 m großen Trabanten, auf die Erde zu. Beide schlagen mit einer Geschwindigkeit von über 70.000 km/h auf der Albhochfläche ein und erzeugen zwei Krater mit Durchmessern von 24 km und 4 km:

Das "Nördlinger Ries" und das "Steinheimer Becken".

Bei Drücken von mehreren Millionen bar und Temperaturen über 20.000˚C verdampfen der Asteroid und Teile der Gesteine  bzw. werden aufgeschmolzen. Eine Druckfront (Stoßwelle) bewegt sich mit Überschallgeschwindigkeit durch das tiefere Gestein, verändert es und führt durch eine Schockmetamorphose zur Bildung von Hochdruckmineralen wie Coesit und Stishovit (Quarz) sowie Diamant (Kohlenstoff).

In den ersten Sekunden nach dem Einschlag entsteht eine über 4 km tiefe Kraterhohlform. Die ausgeschleuderten Gesteinsmassen bilden bis in eine Entfernung von 50 km eine geschlossene Auswurfsdecke (Bunte Trümmermassen). Zeitgleich schießt eine heiße Glutwolke über dem Krater in die hohe Atmosphäre. Der tiefe Krater besteht nur wenige Sekunden.

Im Kraterboden werden die kristallinen Gesteine des Grundgebirges freigelegt, der Kraterboden wölbt sich auf. Gleichzeitig brechen vom übersteilen Kraterrand Gesteinsschollen ab und vergrößern dadurch den Krater, der ursprüngliche Kraterrand wir immer undeutlicher, der Krater sebst verflacht.

Nach wenigen Minuten sind alle Gesteinsbewegungen beendet. Die Glutwolke kollabiert und lagert mehrere 100 m mächtige heiße Gesteinsmassen im Krater und auch in isolierten Bereichen außerhalb des Kraters ab (Suevit).

Im Umkreis von 100 km oder mehr war alles pflanzliche und tierische Leben bereits durch die enorme Druck- und Hitzewelle ausgelöscht worden.

Ries-See

Im Krater selbst bildete sich ein abflussloser See, der sog. Ries-See, der überwiegend von Niederschlägen innerhalb des Kraters und seiner nächsten Umgebung gespeist wurde.

Direkt nach dem Impaktereignis füllte sich der Krater zunächst durch sintflutartige Regenfälle. Im Becken sammelten sich mächtige Schlamm- und Schuttströme aus zusammengeschwemmten Gesteinstrümmern der Auswurfmassen. Der aus den gelösten Mineralstoffen der Riestrümmermassen stammende Salzgehalt im See wird durch Niederschläge nur langsam verdünnt, so dass über längere Zeit ein Salz-(Soda-)See bestand.

Ursprünglich reichten die Ablagerungen des Ries-Sees mehr als 100 m über die heutige Riesebene. Der Krater war spätestens ab dem Obermiozän weitgehend aufgefüllt. Erst durch die Erosion während des Eiszeitalters wurde die heutige Kraterform wieder sichtbar.

Infomaterialien

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Nördlinger Ries

Broschüre „Lehrpfad Lindle“

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Nördlinger Ries

Broschüre „Fenster in die Erdgeschichte“

Allgemeine Hinweise

Streckenkilometrierung

Auf der Karte zeigen die Zahlenwerte an dem Track die Kilometrierung der Tour an und sollten nicht mit den Stationsnummern von Infotafeln an Lehrpfaden verwechselt werden (Standorte von Infotafeln werden auf den Karten nicht angezeigt).

Vor Tourenbeginn

Vor Antritt einer Tour wird generell empfohlen, sich über die Begehbarkeit der Strecke direkt bei den zuständigen Stellen vor Ort bzw. bei den Wegebetreibern zu informieren, insbesondere nach Unwettern oder während des Holzeinschlags.

Nebenwege

Manche Touren verlaufen teilweise auf "off-grid"-Abschnitten (wenig genutzte Nebenwege außerhalb der bekannten Hauptwege). Solche Wegabschnitte sind teilweise durch stärkeren Bewuchs oder querliegende Baumstämme weniger gut begehbar und können durch einen Blick auf die Karte meist auch umgangen werden.