Ein spannend gestalteter Themenweg mit einer bequemen Kernrunde in der Talsohle und mehreren Wegvarianten. Die Tour auf dem Entdeckerpfad führt in viele aktuelle und historische Themenwelten des Glottertales.
Bitte beachten: An der Wegstrecke finden Sie keine Text- bzw. Info-Tafeln. Die Informationen dazu gibt es in einem handlichen Booklet. Diese ist in der Tourist-Info bzw. den Infokästen am Abzweig zur Urgrabenvariante oder hier zum Download erhältlich. Bitte laden Sie die Broschüre schon am Start der Wanderung auf ihr Smartphone herunter, da die Internetverbindung auf der Urgraben-Variante streckenweise nicht ausreichend ist.
Der Wassergraben, der Geschichte schrieb
Glottertal an der Grenze zum Spätmittelalter
Wir schreiben das Jahr 1250 und im Tal hat die Jagd auf Bodenschätze begonnen. Die reichen Vorkommen an Blei-Silbererzen wecken Begehrlichkeiten bei den Grafen von Freiburg. Schon bald avancieren die Bergwerke im Glottertal zu den wichtigsten Silberminen der adeligen Herrscher.
Der lieblichen Schwarzwaldlandschaft drückt der Bergbau unweigerlich seinen Stempel auf. Die steilen Hänge im Bereich des heutigen Freibades, am Eichberg und im Lauterbachtal (das Gebiet zwischen Rehaklinik Glotterbad und Luser) bis hin zum Suggental, sind mit Stollen und Schächten regelrecht durchlöchert. Enorme Mengen Erdreich und Gestein werden ans Tageslicht gefördert und zu beachtlichen Halden aufgetürmt.
An einigen Stellen dringt der Bergbau bis unter die Talsohle vor. Und das bedeutet für die sowieso schon hart schuftenden Bergleute eine zusätzliche Plackerei. Muss doch das Grundwasser eimerweise und mühsam hoch ans Tageslicht geschleppt werden. Abhilfe ist gefragt und so reift die Idee zum Bau eines ebenso kühnen wie technisch anspruchsvollen Projekts: Die Konstruktion einer kilometerlangen Wasserleitung, heute bekannt als Urgraben.
Das Zuführen weiterer Wassermengen – es war notwendig um das Problem des Grundwassers in den Bergwerkstollen in den Griff zu bekommen – mag aus heutiger Sicht paradox erscheinen. Bei genauerer Betrachtung ergab es jedoch zur damaligen Zeit absolut Sinn. Der Urgraben versorgte eine eigens konstruierte Maschine mit Energie in Form von so genanntem Aufschlagwasser. Das mühsame Wasserschöpfen unter Tage gehörte fortan der Vergangenheit an.
Entlang der Urgraben-Variante des Entdeckerpfads lässt sich das historische Technikdenkmal in Form charakteristischer Landmarken und Geländeformen hautnah nacherleben. Und auch weitere Zeugnisse des Bergbaus sind im Glottertal bis heute präsent und flankieren den Streckenverlauf.
Textquelle: Booklet „Der Urgraben“, Tourist-Information Glottertal
Wegstationen
1: Schweizer Käse unter Tage
Lange Stollen und tiefe Schächte
Nach jahrzehntelangem Bergbau sind die Flanken des Kandel von zahlreichen Hohlräumen durchzogen. Die Arbeit der Bergleute fand unter Tage statt, tief im Inneren der steilen Berghänge – eine staubige und schweißtreibende Angelegenheit, vor Blicken weitgehend verborgen. Doch wer die Spuren an der Erdoberfläche zu deuten weiß, der findet auch heute noch eindrucksvolle Zeugnisse des Bergbaus. Denn immer wieder obsiegt Schwerkraft über Statik und bauliches Geschick, stürzen Stollen und Schächte in sich zusammen.
Dem Fahrer eines Unimogs bescherte dieses Phänomen einst ein Erlebnis mit Tiefgang – und das im wahrsten Sinne des Wortes. Der Boden unter den Reifen seines Unimogs gab plötzlich nach und es tat sich ein Tagesbruch auf. Das an Front und Heck montierte Forstgerät verhakte sich am Rand der Grube und verhinderte zum Glück Schlimmeres. Der ausgebesserte Asphalt erinnert noch heute an diesen Bergschaden.
Gleich oberhalb dieses Standorts fällt außerdem eine große Vertiefung im Boden auf. Diese sogenannte Schachtpinge ist ebenfalls ein Gruß aus der Glottertäler Unterwelt. Entstanden ist sie durch das Einstürzen eines 100 Meter tiefen Bergbauschachts und dem anschließenden Nachsacken von großen Mengen Erdreich.
Textquelle: Booklet „Der Urgraben“, Tourist-Information Glottertal
2: Ein rustikaler Baumarkt
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die Bauarbeiten am Glottertäler Sanatorium. Die Errichtung von Alexanderbau und Carlsbau bescherte dem Glottertal gleich zwei Großbaustellen mit einem enormen Bedarf an Rohstoffen wie Holz und Stein. Eine Fahrt mit dem LKW in den nächsten Baustoffhandel war zu dieser Zeit keine Option. Und so bedienten sich die Bauherren regionaler Ressourcen und kurzer Lieferwege. Die Rohstoffe wurden möglichst nah an der Baustelle gewonnen und dort auch weiter verarbeitet. Um ökologische Aspekte ging es damals weniger. Das Vorgehen sparte vielmehr Zeit und Geld.
Einer der vielen Steinbrüche in der Umgebung ist an diesem Standort noch gut im Landschaftsbild zu erkennen.
Textquelle: Booklet „Der Urgraben“, Tourist-Information Glottertal
3: Der Fischbrunnenstollen
Ein geheimnisvoller Eingang in die Unterwelt. Im diffusen Licht ist ein Stollen auszumachen, der tief hineinführt in den Berg. Er durchquert taubes Gestein, also einen Bereich im Erdinneren, in dem keine wertvollen Bodenschätze zu erwarten sind. Trotzdem wurde dieser Stollen, genannt Fischbrunnenstollen, mit großer Mühe in den Felsen getrieben. Ein Vorhaben, das seinerzeit so aufwendig war, dass diese Art von Stollen auch als Erbstollen bezeichnet wird. Gemeint sind damit Stollen, die die Arbeit von Generationen erforderten und sich oft erst nach vielen Jahren rentierten.
Wozu also dieser immense Aufwand, die Schufterei und Gefahr beim Anlegen des Stollens? Antworten auf diese Frage finden sich weiter oben im Inneren des Berges. Um dort die wertvollen Blei- Silbererze abzubauen, galt es zunächst die Umgebung trockenzulegen. Und diese Funktion kam dem Fischbrunnenstollen zu. Er entwässerte die weiter oben liegenden mittelalterlichen Bergwerke. Ab der Sekunde des Durchschlags flossen die Bergwässer beständig ab und mussten nicht mehr aufwendig und kräftezehrend an die Erdoberfläche gehoben werden.
Der Fischbrunnenstollen wurde aus Sicherheitsgründen mit einem Gitter versehen. Man verpasst dennoch nichts, denn der Stollen ist nach einigen Metern eingebrochen und damit unpassierbar.
Textquelle: Booklet „Der Urgraben“, Tourist-Information Glottertal
4: Hier geht`s um Kohle
Eine topfebene Fläche mitten im Berghang? Genau, hier waren Menschen am Werk. Und zwar nicht erst gestern, sondern bereits vor etwa 800 Jahren. Die Bergleute arbeiteten sich damals tief in die Flanke des Kandel vor. Kubikmeter für Kubikmeter wurde das Gestein durch Stollen ans Tageslicht befördert und schließlich zu Halden aufgetürmt.
Im Glottertal lassen sich zahlreiche dieser menschengemachten Hügel in der Landschaft beobachten. Von einer Erhebung ist an dieser Stelle jedoch nichts mehr zu sehen, denn die Bergbauhalde wurde später eingeebnet und als Standort für einen Kohlemeiler genutzt. Passiert ist das frühestens 100 Jahre nach der Entstehung der Halde, denn Holz zum Verkohlen war bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts Mangelware. Ein radikaler Kahlschlag hatte den Wald verschwinden lassen und das Landschaftsbild im Glottertal fundamental verändert.
Textquelle: Booklet „Der Urgraben“, Tourist-Information Glottertal
5: Schicht im Schacht
Die Bergbautechnik hat sich weiterentwickelt, aber das Grundprinzip ist bis heute dasselbe geblieben. Eine Lagerstätte unter Tage wird entweder mittels eines horizontal verlaufenden Stollens oder durch einen senkrechten Schacht erschlossen. Doch kein Bauwerk ist für die Ewigkeit und so stürzen aufgelassene Bergwerke mit der Zeit ein. Fällt ein Schacht in sich zusammen, so entsteht an der Erdoberfläche eine Mulde in Form einer Schachtpinge, wie sie an diesem Standort zu sehen ist.
Mit offenen Augen lassen sich weitere Relikte einer längst vergangenen Zeit entdecken. In Richtung Tal zeigt sich eine vorgelagerte Halde, bestehend aus gefördertem Gesteinsmaterial.
Auf dem weiteren Weg bergauf fällt der Blick auf kleine weiße Steinchen. Es sind Reste der alten Bergbauhalden, bestehend aus dem abgebauten Barytgang. War der Baryt damals noch ein wertloses Abfallprodukt, so ist er heute ein begehrter Rohstoff. Ironischerweise findet der aus der Tiefe des Erdreichs geförderte Baryt ausgerechnet als Zusatzstoff für Tiefbohrtechniken Verwendung.
Textquelle: Booklet „Der Urgraben“, Tourist-Information Glottertal
6: Wasser marsch!
Lange Jahre endete der Urgraben an diesem Standort und das Wasser floss von hier aus direkt den Bergwerken zu. Als der legendäre Kanal im Jahr 1284 schließlich zum Suggental hin erweitert wurde, bedurfte es einer regelbaren Wasserverteilung.
Die Lösung war der Bau eines Verteilerbeckens genau an dieser Stelle. Mit beachtlichen 25 x 15 Metern wies die Konstruktion die Maße eines kleinen Schwimmbades aus. Eindeutig nachgewiesene Ablagerungen bestätigen dies. In Richtung Tal befindet sich der mächtige Erddamm.
Zu sehen ist davon heute nicht mehr viel und es bedarf einiger Fantasie, sich ein solch gewaltiges Wasserbecken an dieser Stelle vorzustellen. Teile der ehemaligen Anlage werden mittlerweile vom Forstweg überlagert und auch die anderen Bereiche des Verteilerbeckens sind über die Jahrhunderte mehr und mehr verlandet und versandet.
Textquelle: Booklet „Der Urgraben“, Tourist-Information Glottertal
7: Durchbruch der Technik
Der Verlauf des Urgrabens war kein Wunschkonzert! Vielmehr hatten sich die Erbauer im Mittelalter an Wasserangebot und -nachfrage zu orientieren. Wo war das kostbare Nass verfügbar und wo wurde es am dringendsten benötigt? Die Antworten auf diese Fragen waren maßgeblich für den Verlauf des Urgrabens auf seinen 22 Kilometern Länge.
Aber auch die Launen der Natur galt es dabei auf der Rechnung zu haben. An diesem Standort führt der heutige Wanderweg exakt auf der Trasse des ehemaligen Wassergrabens – und dieser musste damals kunstvoll um die Felsvorsprünge herumgeführt werden. Das Gestein wurde dafür von Bergleuten fachmännisch bearbeitet um das Wasser hindurchfließen zu lassen. So ist auch heute noch eindrucksvoll zu erkennen, dass die Breite des Urgrabens maximal einen halben Meter betrug.
Textquelle: Booklet „Der Urgraben“, Tourist-Information Glottertal
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