Schwarzwaldhochstraße

Selten: Eine autofreie Schwarzwaldhochstraße – und das am Mummelsee! Mit Blick in die Oberrheinebene und die Nordvogesen Ende November 2021.

Die ca. 55 km lange Schwarzwaldhochstraße zwischen Baden-Baden und Freudenstadt ist eine der bekanntesten Touristikstraßen in Deutschland.

Wie alles begann

Die Schwarzwaldhochstraße entstand aus dem Wunsch der Hoteliers der früheren Höhenhotels und Kurhäuser nach einer direkten Verbindungsstraße, um die Hotels und Sehenswürdigkeiten untereinander besser anzubinden und vor allem den zahlreichen Gästen das Höhengebiet noch attraktiver zu gestalten.

Auch den umliegenden Städten war an einer Umsetzung gelegen, vor allem Baden-Baden mit seiner großen Zahl an Kurgästen, aber auch Bühl und den Gemeinden im Murgtal. Reges Interesse zeigte auch die Reichspost, die ihren Fahrgästen den Hochschwarzwald mit ihren Kraftpostbussen erlebbar machen wollte.

Vor der Nutzung durch die Ausflugs- und Kraftpostbusse gab es auf der Höhe meist nur Holzabfuhrwege, die oft in schlechtem Zustand waren und wenige Querverbindungen, die als Handelswege schon lange genutzt wurden.

Die Planung begann bereits Ende der 1920er Jahre.

Streckenverlauf

Die Schwarzwaldhochstraße erhält zuerst die Bezeichnung Reichsstraße 500, nach Kriegsende wird sie zur Bundesstraße B 500. Interessanterweise vermeidet die Straße Täler und verläuft entlang von Bergrücken und Pässen.

Bis zum Ruhestein ist stets der Blick ins Rheintal offen. Militärstrategische Gründe sollen in den 1930er Jahren für den weiteren Verlauf den Ausschlag gegeben haben. Sie sollte von den französischen Vogesen aus nicht mehr einsehbar sein. Dort hatte man die gleiche Idee und baute die Vogesenkammstraße, die Route des crêtes.

Baden-Baden

Die Schwarzwaldhochstraße beginnt in Baden-Baden (Ortsteil Geroldsau) und steigt zunächst steil zum Hauptkamm des Nordschwarzwalds hinauf, den sie nach der Passage des ehem. Kurhotels Schwanenwasen, bei der Bühlerhöhe erreicht.

Historie

Zwischen Baden-Baden und dem Kurhaus Sand war die Reichsstraße 500, wie die Schwarzwaldhochstraße seinerzeit genannt wurde, als Walzschotterstrecke bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg verhältnismäßig gut ausgebaut.

Sand bis Unterstmatt

Ab der Bühlerhöhe verläuft die Hochstraße auf 800 bis über 1.000 m ü. NN an mehreren Höhenhotels vorbei, von denen nur noch wenige in Betrieb sind. Beim ehem. Kurhaus Sand liegt der Mehliskopf, einer von mehreren Skihängen entlang der Schwarzwaldhochstraße (mit Ganzjahresrodelbahn  und Baumklettergarten). Am Sand befindet sich die Abzweigung zur nahe gelegenen, ehem. Glashüttensiedlung Herrenwies und weiter in Richtung Murgtal zur  Schwarzenbachtalsperre.

Bei Hundseck und Unterstmatt folgen weitere Skilifte mit Gastronomiebetrieben.

Historie

Vom Sand führte ein anfänglich gerade noch befahrbarer Weg weiter zur Hundseck. Bis dorthin fuhren auch schon Jahre vor dem Bau der Schwarzwaldhochstraße Kraftpostbusse, sowohl von Baden-Baden als auch von Bühl aus.

Im Juli 1930 ist der erste Spatenstich für den Weiterbau der Straße von Hundseck nach Unterstmatt. Verkehrsfreigabe ist im November 1930. In der Feierstunde gibt der Gaggenauer Bürgermeister August Schneider, Kreisvorsitzender des Landkreises Baden, der Straße den Namen Schwarzwaldhochstraße. Angeblich habe ihn der Pan-American Highway dazu inspiriert.

Mummelsee

Unterhalb des höchsten Berges im Nordschwarzwald, der 1.164 Meter hohen Hornisgrinde, erreicht die Straße den Mummelsee, einen in der letzten Eiszeit entstandenen Karsee. Der sagenumwobene See gehört zu den am häufigsten besuchten touristischen Sehenswürdigkeiten im Schwarzwald.

Historie

Die Strecke zwischen Unterstmatt und dem sagenumwobenen Mummelsee entsteht zwischen Oktober 1932 und Juli 1933.

Mummelsee bis Ruhestein

Am Ruhestein ist die Verwaltung des Nationalparks Schwarzwald angesiedelt, den die Schwarzwaldhochstraße über weite Strecken begleitet bzw. durchquert. Hier lohnt eine Visite im 2020 eröffneten Besucherzentrum. Unterhalb des Skihangs befand sich früher das Höhenhotel Ruhestein.

Historie

Bereits 1934 bauen die Arbeiter, teils unter schwierigen Bedingungen, die Schwarzwaldhochstraße zwischen Mummelsee und dem Ruhestein.

1937 erfolgt die Sanierung und die Verbreiterung der schlechten Strecke zwischen den Kurhäusern Sand und Hundseck.

Ruhestein bis Alexanderschanze

Über die Höhenzüge des Schliffkopfs, vorbei am Lotharpfad und der Zuflucht, führt die Schwarzwaldhochstraße weiter bis zur Alexanderschanze, wo sie auf die aus dem Renchtal kommende Bundesstraße B 28 (Griesbacher Streige) trifft.

Historie

1938 wird der letzte Bauabschnitt zwischen dem Ruhestein und der Alexanderschanze begonnen. Die Wehrmacht leitet jetzt den Bau. 1942 mussten die Bauarbeiten kriegsbedingt unterbrochen werden. Fertig wird das letzte Teilstück erst 1951/52, weit nach Kriegsende.

 

Alexanderschanze bis Freudenstadt

Von der Alexanderschanze, einer nach einer alten Festungsanlage benannten Passhöhe, führt die Schwarzwaldhochstraße über den Kniebis, wo sich beim Abzweig nach Bad Rippoldsau-Schapbach bis 1984 noch das alte Höhenhotel Lamm befand. Weiter entlang dem Forbachtal führt die Schwarzwaldhochstraße bis nach Freudenstadt, wo sie offiziell endet.

Verbreiterung und Sanierung

In den 1950er und 1960er Jahren wurde die Hochstraße verbreitert und saniert. Enge Kurven fallen im Interesse eines großzügigeren Kurvenverlaufs weg.

Tourismus

Der Bau der Schwarzwaldhochstraße beflügelt den Tourismus in den 1960er / 1970er Jahren im nördlichen Schwarzwald erheblich. Heute grenzt sie an den 2014 gegründeten Nationalpark Schwarzwald.

Als beliebtes Ausflugsziel zieht sie täglich unzählige Besucher an: Wanderer, Mountainbiker, an Wintertagen auch Skifahrer und Langläufer, sowie – nicht überhörbar – sehr viele Motorradfahrer.

Die meisten, einst prachtvollen und sehr gut besuchten Höhenhotels sind seit Jahren geschlossen und dem Verfall preisgegeben.

Höhenhotels

Entlang der Schwarzwaldhochstraße erinnern viele Hotelruinen an längst vergangene goldene Zeiten des Höhengebiets. Früher Residenzen für Adlige, Prominente und Wohlhabende, heute sind die meisten Häuser nur noch „Lost Places“.

Mehr erfahren …

Beitrag „Kulturerbe Schwartwaldhochstraße e.V.“:

Die Höhenhotels an der Schwarwaldhochstraße früher und heute.

Beitrag „Badische Neueste Nachrichten“ vom 04.06.2020:

Fotogalerie der früheren Höhenhotels, heute „Lost Places“.

Verkehrsaufkommen

Nicht erst seit der Corona-Pandemie (2020 bis 2022) nimmt das Verkehrsaufkommen immer mehr zu. Egal ob Sommer oder Winter. Teilweise werden Rettungswege, Loipen oder Straßen als Parkmöglichkeit genutzt, sodass der Verkehr teilweise zum Erliegen kommt und Rettungskräfte die Schwarzwaldhochstraße nicht passieren können, v.a. am Mummelsee. Tagweise mussten auch schon Zufahrtsstraßen gesperrt werden.

Ob die Bemühungen zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs („Mit Bus und Bahn in die Nationalparkregion“) hier tatsächlich Abhilfe verschaffen darf angezweifelt werden.

Schwarzwaldhochstraße

Gedenkstein zum Bau der Schwarzwaldhochstraße (Unterstmatt, Juni 2023)