Impakte & Meteoritenfunde in Deutschland
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Alexander der Große im Dialog mit einer Keltengesandschaft:

„Wovor fürchtet ihr euch am meisten?“

„Wir fürchten uns vor nichts, außer dass uns der Himmel auf den Kopf fällt.“

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Flavius Arrianus
Römischer Geschichtsschreiber
2. Jh. n. Chr.

Impakte

Ein Impakt (Einschlag, Aufprall, von lat. impactus = eingeschlagen) oder Einschlag bezeichnet die Kollision zweier Himmelskörper mit sehr hoher Geschwindigkeit. Auf dem Festland bildet sich bei einem Einschlag ein Krater (Impaktkrater). Auf der Erde sind insgesamt nur 190 Impaktstrukturen bekannt, auf dem Mond mehrere Hunderttausend.

Einzige Beispiele in Deutschland sind das „Nördlinger Ries“ und das „Steinheimer Becken“ zwischen der Schwäbischen und Fränkischen Alb im Grenzbereich von Baden-Württemberg und Bayern.

Beide Impakte sind durch den zeitgleichen Einschlag eines Asteroiden vor ca. 15 Millionen Jahren entstanden (Ries-Ereignis). An der Haupteinschlagstelle im heutigen Nördlingen entstand ein ca. 24 km breiter Krater, in dem der Untergrund bis in eine Tiefe von 4,5 km strukturell stark überprägt wurde. Dahingegen ist das Steinheimer Becken mit einem Durchmesser von ca. 4 km vergleichsweise klein.

 

Meteoritenfälle und -funde in Deutschland

In Deutschland gibt es aktuell 55 durch die „Meteoritical Society“ offiziell anerkannte Fälle bzw. Funde von Meteoriten (Stand: Februar 2022). Diese sind in einem internationalen Katalog, der „Meteoritical Bulletin Database“ registriert. Von manchen Meteoriten wurden Bruchstücke an mehreren Einschlagstellen gefunden, z.B. „Neuschwanstein“ oder „Stubenberg“. Sind die Koordinten der einzelnen Fundstellen bekannt, wurden diese in der Karte auch dargestellt.

 

Offiziell anerkannte Meteorite

Nur wenn von einem Meteoritenfall auch Gesteinsmaterial erhalten ist, das dem Meteoriren zugeordnet werden kann, wird er in der „Meteoritical Bulletin Database“ mit dem Status einer offiziellen Anerkennung gelistet.

 

Fälle ohne erhaltenes Meteoritenmaterial

Hierzu kommen noch weitere glaubhafte Fälle: Die meisten kosmischen Körper sind so klein, dass sie beim Eintritt in die Erdatmosphäre vollständig verglühen („Sternschnuppen“). Wenn jedoch besonders helle nächtliche Leuchterscheinungen (Meteore oder „Feuerkugeln“) durch automatische Beobachtungskameras aufgezeichnet werden, kann berechnet werden, ob Meteoritenmaterial auf dem Erdboden eingeschlagen hat und wo dies in etwa geschehen ist.

 

Wie häufig sind Meteoritenfälle?

Wissenschafter schätzen, dass pro Tag im Durchschnitt 44.000 Kilogramm  Meteoritenmaterial auf die Erde fällt. Statistisch gesehen etwa 20.000 Meteorite mit einer Masse > 100 g pro Jahr. Auf die Fläche Bayerns umgerechnet entspricht dies beispielsweise jährlich drei Stück. Somit können Meteoritenfälle auch nur selten beobachtet werden. Noch seltener kommt es vor, dass die Meteoriten auch gefunden werden. In stark bewaldeten Gebieten fällt dies zudem schwerer als in Wüsten und den Schneeflächen der Polarregionen, woher die meisten der weltweit gefundenen Meteorite stammen.

 

Automatische Kameraüberwachung

Um möglichst viele Daten über Meteoritenfälle zu sammeln, werden in Mitteleuropa nächtliche Leuchterscheinungen (Meteore oder „Feuerkugeln“) durch automatische Beobachtungskameras des Europäischen Feuerkugelnetzes aufgezeichnet. Aus den Daten mehrerer Kameras, kann berechnet werden, ob Meteoritenmaterial den Erdboden erreicht hat und wo dies in etwa geschehen ist. Die anschließende systematische Suche ist manchmal von Erfolg gekrönt, wie zum Beispiel 2002 im Fall „Neuschwanstein“ und 2016 im Fall „Stubenberg“.

Textquelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU Bayern)

Klassifizierung von Meteoriten

Chondrite

Chondrite sind undifferenzierte Meteorite. Sie stammen von kleineren Asteroiden, die nie so stark erhitzt wurden, dass es zu Schmelzprozessen mit Trennung von Metall- und Silikatphase und Ausbildung von einem metallischen Kern und einem silikatischen Mantel in dem Körper kam oder aus den äußeren Bereichen von mehr oder weniger stark differenzierten, größeren Körpern. Sie repräsentieren deshalb primitives Material aus der frühen Phase unseres Sonnensystems aus der Zeit vor ungefähr 4,56 Milliarden Jahren. Chondrite sind durch Aggregation von Chondren entstanden. Dabei handelt es sich um aus dem solaren Nebel durch schnelle Abkühlung kondensierten Tröpfchen, die überwiegend aus Olivin oder Pyroxen bestehen. Die genaue Entstehung der Chondren ist noch nicht bekannt. Eine besondere Gruppe stellen kohlige Chondrite dar, die sich durch relativ hohe Gehalte an Kohlenstoff auszeichnen. In ihnen wurden organische Verbindungen (z.B. Aminosäuren) gefunden. Sie spielen eine bedeutende Rolle in der Diskussion um die Entstehung des Lebens auf der Erde.

Chondrite sind die häufigste Meteoritenklasse, sie machen 86,9 % der Fälle aus.

 

Achondrite

Achondrite sind eine sehr heterogene Klasse von Steinmeteoriten, die keine Chondren aufweisen. Sie stammen von differenzierten Körpern auf denen es durch Schmelzprozesse zu einer Trennung von Kern und Mantel gekommen ist.

Primitive Achondrite (PAC: Acapulcoite, Lodranite, Winonaite) stellen den Übergang zwischen den undifferenzierten Chondriten und den differenzierten Achondriten dar.

Die differenzierten Achondrite stammen von großen Asteroiden wie z.B. Vesta (HED-Gruppe: Howardite, Eucrite, Diogenite), anderen Planeten wie dem Mars (SNC-Gruppe: Shergottite, Nakhlite, Chassignite) oder dem Erdmond (lunare anorthositische Brekzien, Marebasalte).

Achondrite machen 7,9 % der Fälle aus.

 

Eisenmeteorite

Eisenmeteorite gehören zu den differenzierten Meteoriten, d.h. sie entstammen Asteroiden, die so stark erhitzt wurden, dass es zu Schmelzprozessen mit anschließender Trennung von Metall- und Silikatphase und Ausbildung von einem metallischen Kern und einem silikatischen Mantel in dem Körper kam. Sie bestehen zu über 90 % aus Nickel-Eisen-Legierungen, aus Kamazit (ein Nickel-haltiges alpha-Eisen) und Taenit, gamma-(Fe,Ni). Ein typisches Merkmal vieler Eisenmeteorite (aber nicht aller) sind die Widmannstättenschen Figuren, die durch Kristallisation von Kamacit und Taenit bei unterschiedlichen Temperaturen entstehen. Die Breite der Kamacit-Bänder hängt vom Ni-Gehalt ab.

3,9 % der Fälle sind Eisenmeteorite.

 

Steineisenmeteorite

Steineisenmeteorite stammen von größeren, differenzierten Körpern. Es handelt sich um eine recht heterogene Klasse, deren Merkmal etwa gleich große Anteile (mit recht weitem Spielraum) von Silikat und Ni-Fe-Metall sind. Die Steineisenmeteorite werden in Mesosiderite und Pallasite unterteilt. Mesosiderite bestehen aus Ni-Fe-Metall und meist stark brekziiertem, differenzierten, magmatischen, silikatischem Material, das überwiegend aus Pyroxen und Plagioklas aufgebaut wird und der Kruste eines achondritischen Mutterkörpers entspricht. Es bestehen Beziehungen zu Eucriten und Howarditen. Der Metall-Anteil weist Ähnlichkeiten zu den IIIAB-Eisenmeteoriten auf. Die Entstehungsgeschichte der Mesosiderite ist noch nicht bekannt, sie muss jedoch recht komplex sein. Eine Theorie geht von der Kollision zweier größerer Körper aus, bei der sich Krustenteile des einen mit dem noch flüssigen Kern des anderen Körpers mischen konnten. Pallasite weisen Silikat-Einschlüsse, meist große Olivin-Kristalle, in einer Ni-Fe-Metall-Matrix auf. Sie sind wahrscheinlich Ergebnis von Kollisionen, bei der Mantelmaterial in den Kernbereich von größeren, differenzierten Körpern gelangte. Es bestehen enge Beziehungen verschiedener Pallasite zu Gruppen von Eisenmeteoriten.

Steineisen-Meteorite sind selten und machen nur 1,5 % der Fälle aus.

 

Textquelle: Webseite „Strahlen.org“

Mit freundlicher Genehmigung. Vielen Dank.

Begriffe

Asteroid

Ein Asteroid unterscheidet sich von einem Meteoroiden durch seine Größe. Per Definition ist er größer als ein Meteoroid, aber kleiner als ein Zwergplanet. Beim Einschlag (Impakt) auf der Erde hinterlässt ein Asteorid einen Krater. Das Material des Asteroiden kann dabei vollständig verdampfen, so dass keine Reste davon gefunden werden können.

Bolid

Als Bolid oder Feuerkugel bezeichnet man besonders helle und lang leuchtende Meteore (heller als die Venus). Ein Bolid besteht aus Stein oder Metall. Häufig erreichen Reste eines Boliden die Erdoberfläche.

Impakt

Ein Impakt (Einschlag, Aufprall, von lat. impactus = eingeschlagen) oder Einschlag bezeichnet die Kollision zweier Himmelskörper mit sehr hoher Geschwindigkeit. Auf dem Festland bildet sich bei einem Einschlag ein Krater (Impaktkrater).

Besonders eindrucksvoll sind Impakte auf dem kraterüberäten Mond zu erkennen, wie das schon ein schneller Blick durch ein Fernglas spektakulär belegt. Besonders schön sind die Krater in den Sichelphasen am Rand zur Nachtseite (Terminator) zu beobachten, wo das schräg einfallende Sonnenlicht die räumliche Struktur der Krater in nachhaltig beeindruckender Weise erkennen lässt.

Meteor

(griech. metéoros = »schwebend, in der Luft«) ist die helle Leuchterscheinung eines Meteoroiten in der Erdatmosphäre, die durch Luftreibungs- und Ionisationsprozesse hervorgerufen wird.

Meteorit

Meteorite sind Bruchstücke kosmischer Körper, die beim Eintritt in die Erdatmosphäre abgebremst werden und auf die Erdoberfläche fallen.

Meteoroid

Ein Meteoroid ist ein kleines, festes Teilchen, das sich auf einer Ellipsenbahn um die Sonne bewegt. Manche kommen dabei in die Nähe der Erde. Dringen sie in die Atmosphäre ein, werden sie zum Meteor und es kommt zu einer Leuchterscheinung.

© Prof. Dr. Addi Bischoff, Institut für Planetologie, Universität Münster. Mit freundlicher Genehmigung. Vielen Dank.