Erdölfeld Merkwiller-Pechelbronn (Elsass)
Erdpechlöcher und Namensgeber
Schon seit Jahrhunderten sind in der Gegend um Merkwiller-Pechelbronn im Elsass (Frankreich, Départemen Grand Est) Erdlöcher und Quellen bekannt, aus denen Erdöl und Naturasphalt austritt.
Bereits im 7. Jahrhundert soll ein Mönch namens Lambert an einer heißen Quelle den Segen des Erdpechs festgestellt haben (mit Erdpech eingeriebene Schweine sollen von der Schweinepest verschont worden sein).
Die Erdpechquellen von Lampertsloch und Pechelbronn sind seit 1501 schriftlich belegt. Die Landbewohner haben die Quellen zu allen Zeiten abgeschöpft und als Heilmittel nicht nur für Tiere benutzt, z. B. gegen Podagra (Gicht) und „die armen Leuth haben die Kärch damit gesalbet„.
Aus dem Vorkommen der Pechquellen leitet sich auch der Ortsname von Pechelbronn ab, das vor 1843 noch „Baechel-Brunn“ hieß („Pechbrunnen“).
Erste Forschungsarbeiten
Im Jahr 1734 untersuchte der Straßburger Medizinstudent Jean-Theophile Hoeffel eine Ölquelle im heutigen Pechelbronn im Rahmen seiner Dissertation „Historia Balsami Mineralis Alsatici sev Pétrolai Vallis Sancti Lamperti – Der Hanauische Erd-Balsam/Lamperslocher Oel- oder Bächel-Brunn„.
Die Ergebnisse seiner Untersuchungen bereiteten den Weg der industriellen Ölförderung in Europa vor.
Bergmännischer Abbau
Ab 1735 baute man in Pechelbronn und Lobsann Erdöl kommerziell ab, zunächst nur durch lokale Abgrabungen an der Oberfläche, ab 1917 aber auch flächenhaft unter Tage (bergmännisch), in den sogenannten „Mines des Asphaltes“ (Asphaltbergwerke).
Davon zeugen noch heute die fünf großen Abraumhalden („terriles“) und acht Schachtanlagen („Puit I“ bis „Puit VIII“).
Ölförderung im Bohrbetrieb
In Lobsann wurde 1813 weltweit die erste Bohrung (auf Erdöl) abgeteuft, aber leider ohne Erfolg. Das Musée du Pétrole errichtete im Kutzenhausener Wald einen Nachbau des ersten Erdöl-Bohrturms der Welt.
Hinweis: Die wohl erste erfolgreiche Erdölbohrung der Welt fand im Juni 1859 im niedersächsischen Bauerndorf Wietze in der Lüneburger Heide statt, wo heute das Deutsche Erdölmuseum, das immitten des ehem. Fördergebietes liegt, die Zeit der Erdölförderung erlebbar macht.
Im benachbarten Dieffenbach wurde 1927 durch eine Forschergruppe um die Gebrüder Schlumberger die weltweit erste geoelektrische Bohrlochvermessung durchgeführt.
Kenndaten
Im gesamten Erdölfeld von Merkwiller-Pechelbronn (1.250 ha) wurde Erdöl in Stollenanlagen mit einer Gesamtlänge von 450 km bergmännisch gewonnen.
Für die bohrtechnische Gewinnung von Erdöl wurden insgesamt 5.000 Suchbohrungen abgeteuft, davon wurden 2.700 Bohrungen mit Pumpen ausgestattet.
1964 wurde die Förderung eingestellt.
Seit 1735 wurden, durch Bohrungen und bergmännischen Abbau, insgesamt 3,3 Millionen t Öl gewonnen.
Zum Vergleich:
In Kuwait wurde 2022 (Jahresförderung: 145,7 Millionen t) diese Ölmenge innerhalb nur einer (!) einzigen Woche gefördert.
Dieser eklatante Unterschied ist nicht nur der heute eingesetzten Hightech-Fördertechnik geschuldet, sondern v.a. auch dem Erdölvorkommen selbst (Größe der Lagerstätte, Tektonik, räumliche Verteilung und Viskosität des Erdöls, Permeabilität des Muttergesteins etc.).
Erdölfeld Scheibenhard-Niederlauterbach (Elsass)
In Scheibenhard-Niederlauterbach wurde 1956 das nach Pechelbronn bedeutendste Erdölvorkommen im Elsass entdeckt.
Die Bohrung SEB 102 wurde bis 2.294 m abgeteuft. Sie ist damit die tiefste Bohrung im Nieder-Elsass.
Bis 1968 wurden 221.469 t Erdöl gefördert.
Erdölfeld Landau (Rheinland-Pfalz)
In der Pfalz wurde man erstmals in Frankweiler auf Erdöl aufmerksam. Hier trat in einigen Kellern des Ortes das Erdöl natürlich zu Tage. 1896 führte man dort vier Suchbohrungen bis 200 Meter Tiefe durch.
Die Erschließung des Erdölfelds Landau begann im Jahr 1955. Die Bohrtätigkeiten konzentrierten sich zunächst auf ein Gebiet um Dannheim und Queichheim. Mit verbesserten geophysikalischen Messverfahren wurde in den Jahren 1959 und 1962 die Prospektion auf die Teilfelder Nußdorf, Knörringen und Walsheim ausgedehnt. Dort stieß man in Mergel- und Sandsteinschichten auf Öl, aus denen bis heute produziert wird.
Bis August 1963 wurden im Erdölfeld Landau insgesamt 725.456 t Erdöl gefördert. Bis dahin wurden 135 Suchbohrungen mit einer Gesamtbohrlänge 184.564 m (184,5 km !) abgeteuft, davon waren 99 Bohrungen fündig.
Bis heute wurden in der Region mehr als 1.300 Bohrungen (!) niedergebracht. Im gesamten Bundesgebiet sind es seit Beginn der Erdölförderung in Deutschland mehr als 20.000 Bohrungen.
Erdölfeld Speyer (Rheinland-Pfalz)
In Speyer wurde bei einer Bohrung, die eigentlich auf die Gewinnung von Erdwärme abzielte, in ca. 2.500 Metern Tiefe unerwartet Erdöl entdeckt. Das Ölvorkommen in Speyer wurde zur ergiebigsten Lagerstätte Süddeutschlands. Rheinland-Pfalz ist nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen das drittgrößte erdölfördernde Bundesland.