In den Jahren 1947/1948 hatte eine Arbeitsgruppe um Franz Kirchheimer (Direktor der Badischen Geologischen Landesanstalt) und Hans Schneiderhöhn (Universität Freiburg), offenbar auf Betreiben des Wirtschaftsministeriums, in Wittichen (Kinzigtal) mit Untersuchungen nach Uranvorkommen begonnen. Genauere Untersuchungen wurden erst nach Gründung der Bundesrepublik Deutschland (1949) durchgeführt, als man im Mai 1951, mit finanzieller Unterstützung in sechsstelliger Höhe durch Bund und Land, die Prospesktionsarbeiten wieder aufnahm. Fortan wurde der gesamte Schwarzwald (und später auch der gesamte neue Südweststaat) durch das Geologische Landesamt systematisch auf Uranvorkommen untersucht.
Ablauf einer Prospektion
Geologische Strukturen
Zielsetzung der Prospektion ist das Auffinden geologischer Strukturen, in denen nach dem Stand der Wissenschaft Uranvorkommen vermutet werden, wie z.B.
Granite im Mittleren und Südlichen Schwarzwald (Zweiglimmergranite mit spätmagmatischer hydrothermaler Überprägung)
Pegmatite
Aplite
Metablastite
karbonische Sedimente
1: Linearanalyse (Lineation)
Analyse oberflächlich sichtbarer, geradliniger Geländestrukturen auf Luft- und Satellitenbildern, die möglicherweise auf tektonische Störungen zurückgeführt werden können. Identifizierung durch z.B.
- Farbnuancen, verursacht durch unterschiedliche Durchfeuchtung
- differenziertes Höhenwachstum der Vegetation
- Gewässernetze
Störungen bilden potentielle Wegsamkeiten für (erzhaltige) Fluide. Uran ist in der oxidierten Form, als U +VI, besonders mobil, so dass an geeigneten Strukturen Stoffverfrachtungen und Anreicherungen möglich sind. Auffällige und höffige tektonische Strukturen werden im nächsten Schritt deshalb genauer untersucht.
2: Radiometrische Messungen
Messverfahren:
Carborne-Befahrungen mit Szintillometern (Befahrung verfügbarer Wege mit dem Geländewagen)
Helikopterbefliegungen in möglichst gleichbleibender Höhe
Emanometrische Gitterprospektion (Radonmessungen an Gittermesspunkten über längere Zeiträume)
Geomagnetische Messungen (Messung von Leitfähigkeitsunterschieden)
Das Very-Low-Frequency-Verfahren (VLF-Verfahren) ist ein passives geophysikalisches Verfahren zur Untersuchung unterirdischer Strukturen. Es werden am Boden ortsaufgelöst die direkten und die durch den Untergrund induzierten Magnetfelder starker Längstwellen-Sendeanlagen gemessen. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf Änderungen der elektrischen Leitfähigkeit des Untergrundes ziehen.
Das VLF-Verfahren nutzt leistungsstarke Sender verschiedener Länder aus, die weltweit empfangbar sind und beispielsweise zur Kommunikation mit Unterseebooten dienen. Solche Längstwellensender werden in einem Frequenzbereich von 15 bis 25 kHz betrieben. Die gesendete Horizontalkomponente des primären Magnetfeldes induziert in großer Entfernung zum Sender Wirbelströme im Untergrund. Das hierdurch erzeugte sekundäre Magnetfeld (Vertikalkomponente) hat entsprechend der elektrischen Leitfähigkeit des Untergrundes eine zum primären Magnetfeld (Normalfeld) veränderte Amplitude und eine Phasenverschiebung. VLF-Messungen werden genutzt, um insbesondere Leitfähigkeitsveränderungen, hervorgerufen durch langgestreckte vertikale Strukturen, im Bereich der Geologie und der Hydrologie zu erfassen.
Auswertung der Strahlungsprofile zur Feststellung von Anomalien. Als Anomalie wurde eine geologische Struktur bezeichnet, deren Radioaktivität den Hintergrundwert des Nachbargesteins um den Faktor 3 übersteigt. Anomale Bereiche werden im nächsten Schritt detaillierter untersucht.
3: Geochemische Prospektion
Chemische Analytik von Quellwasser (großflächige Hinweise auf Uranvorkommen).
4: Geologische Detailkartierung
Geologische Feinkartierung lokaler Strahlungsanomalien
Anhand chemischer Analysen von rasterartig entnommenen Bodenproben (Probengitter) kann die Ausdehnung einer bekannten Anomalie genauer untersucht und räumliche abgegrenzt werden.
Bohrungen mittels verschiedener Bohrverfahren (mit und ohne Kerngewinn)
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- flache Bohrungen bis wenige Meter Tiefe zur Erkundung oberflächennaher Vorkommen
- tiefere Bohrungen bis mehrere 100 m Tiefe zur Erkundung von Urananreicherungen mit zunehmender Tiefe
5: Bergmännische Untersuchung einer Lagerstätte
Bergmännische Untersuchungen von Uranvorkommen im Schwarzwald wurden nur in der Grube Müllenbach und der Grube Krunkelbach in Menzenschwand durchgeführt. In beiden Gruben wurde „ausschließlich“ Versuchsbergbau betrieben, ein Regelbetrieb wurde nicht aufgenommen.
Die Hauptvorkommen blieben drin.
Im Jahr 1957 stellte das Geologische Landesamt den Abschlussbericht der Untersuchungen in Baden-Württemberg vor. Es wurden insgesamt 11 Uranvorkommen mit mehr als 300 g U/t näher untersucht.
Die beiden Uranvorkommen in Menzenschwand (St. Blasien) und am Hummelsacker im Baden-Badener Ortsteil Oberbeuern-Müllenbach, beide im Schwarzwald, tauchen in dem Abschlussbericht nicht auf!
Bei Menzenschwand entdeckten am 05. Mai 1957 zwei Freiburger Geologiestudenten zufällig Uran, als sie im Krunkelbachtal nach Flussspat suchten. In der drei Jahre später aufgefahrenen Grube Krunkelbach wurden durch das Bergbauunternehmen „Gewerkschaft Brunhilde“, über einen 249,5 m tiefen Blindschacht auf insgesamt neun Sohlen und einem 4.300 m langen Streckennetz, im Zeitraum von 1960 bis 1991 insgesamt ca. 720 t Uran entnommen (100.000 t Uranerz).
Bei Baden-Baden wurden im September 1973 bei Prospektionsarbeiten der Saarberg-Interplan Uran GmbH mittels radiometrischer Messungen mehrere Anomalien in den ausstreichenden Karbonschichten des Oostroges festgestellt. In den Jahren 1974 (Kirchheimerstollen) und 1975 (Sauersboschstollen) wurden zwei Probestollen zur näheren Unrersuchung angelegt. In der Grube Müllenbach wurden im Zeitraum von 1974 bis 1985 insgesamt ca. 30 t Uran entnommen.
Beide Vorkommen sind nicht nur die größten Urananreicherungen im Schwarzwald, sondern in der gesamten Bundesrepublik Deutschland im damaligen Grenzverlauf (heute: ALTE Bundesländer).
Die endgültigen Untersuchungen zum Umfang der Vorkommen sollte privaten Bergbauunternehmen überlassen werden. Fünf Unternehmen bekundeten ihr Interesse an einer Konzession.
Im Zeitraum 1959/1960 wurden die Konzessionsgebiete (Felder) abgegrenzt. Für die Konzessionsvergabe war ein dreistufiges Modell vorgesehen.
Für jede der drei Stufen war eine eigene Konzession erforderlich.
Wurde die Erlaubnis zur Prospektion erteilt, war der Ermächtigungsinhaber verpflichtet, die Arbeiten innerhalb von sechs Monaten aufzunehmen und diese auch kontinuierlich weiterzuführen. Wegen der staatlichen nicht unbedeutenden Bezuschussung durch Bund und Land mussten auch laufend Verwendungsnachweise der empfangenen Fördergelder erstellt werden.
Erteilte Konzessionen zur Prospektion
Barbara Erzbergbau AG, Düsseldorf
Erlaubnisfeld: Badenweiler
Gewerkschaft Brunhilde, Uetze (Niedersachsen)
Erlaubnisfelder: Belchen und Oberkirch
Ab 1977 ist die Pathfinder Mines Corporation in San Francisco, ein zum General-Electric-Konzern gehörendes Uranbergbau-Unternehmen, mit 75 Prozent an drei Schürfkonzessionen der Gewerkschaft Brunhilde beteiligt.
Uranerzbergbau GmbH & Co. KG, Bonn
Erlaubnisfeld: Hotzenwald-Kinzigtal
(Förderzeitraum: August bis Dezember 1975)
Saarberg-Interplan Uran GmbH
später: Saarberg-Interplan AG
(eine Tochter der bundeseigenen Saarbergwerke AG)
Erlaubnisfelder: Baden-Baden/Gernsbach und Murgtal (1972) sowie Nagoldtal, Elztal, Kandertal und Schuttertal (1975)
Ab 1980 ist die Rio Holdings Exploration GmbH aus Hannover, Tochterfirma der britischen Rio Tinto Zinc-Corporation Ltd., mit 40 Prozent bei zwei Prospektion-Konzessionen der Saarberg-Interplan im Schwarzwald beteiligt.
1983
Die Uran-Prospektion wird eingestellt
Vor dem Hintergrund stark fallender Weltmarktpreise, dem Rückgang staatlicher Förderungen und den stetig zunehmenden Widerständen der Umweltbewegung wurde die Uransuche im Schwarzwald im Jahr 1983 eingestellt.