Besucherbergwerke

Besucherbergwerke erlauben Einblicke in den traditionsreichen Bergbau.

Von den vielen hundert kleineren und größeren historischen Bergwerken, die einst im Schwarzwald betrieben wurden, sind heute wieder 13 der Öffentlichkeit zugänglich.

Die Ausgrabungsarbeiten erfordern großen personellen, technisch-materiellen und finanziellen Einsatz. Am schwierigsten sind zumeist die Aufwältigungs- und Sicherungsarbeiten an den Stollenmundlöchern, da das Gebirge hier am stärksten aufgelockert ist.

Das Wiederherstellen der Befahrbarkeit von Schächten stellt die Ausgräber ebenso vor beachtliche technische Anforderungen. Oft dauern die Arbeiten zur Freilegung verschlossener Grubenräume viele Jahre.

Besucherbergwerke im Schwarzwald

Bergwerk
Lfd-Nr.
Lage
Landkreis
Art der Lagerstätte
Nebengestein
Haupterz
beibrechende Wertminerale
Haupthase
Sonstige Bauphasen
Beschreibung
Internet
Frischglück
1
südlich von Neuenbürg
Enzkreis
Verwitterungslagerstätte über einem Schwerspat-Eisenspatgang
verkieselte Sandsteine des Buntsandstein
Brauneisenerz
Hämatit, Manganerze
Bergbau unter Tage: 1770–1868
Keltisch, römisch und frühmittelalterlich (Tagebau)
Rundgang über drei Sohlen durch Abbaue und Förder- sowie Suchstrecken in brauneisenerzreicher Störungszone mit Schwerspatgang
Hella-Glück-Stollen
2
südöstlich von Neubulach
Landkreis Calw
Kupferreiche Oxidationszone von Quarz-Barytgängen mit Fahlerzen
verkieselte Sandsteine des Buntsandstein
Kupfererze (Azurit, Malachit)
silber- und wismuthaltige Fahlerze
13.–15. Jahrhundert
16. und 18. Jahrhundert: Bergbauversuche
1773-1790: Wasserstollen
1822–1831: Hella-Glück-Stollen
Erkundungs- und Wasserlösungsstollen sowie Abbaue auf 4 Sohlen (Mittelalter bis 19. Jahrhundert), z. T. mit kupfererzführenden Gängen, schöne Kalksinter
Silbergründle
3
nordwestlich von Seebach
Ortenaukreis
Hydrothermale Quarzgänge mit Hämatit, lokal mit Blei-Kupfer-Erzen
Seebach-Granit
Silberführende Blei- und Kupfererze
Hämatit
13.–16. Jahrhundert
Römisch (?)
um 1770
Erkundungs- und Wasserlösungsstollen auf drei Sohlen mit schöner Schlägel- und Eisenarbeit
Himmlisch Heer
4
Ortsrand von Hallwangen
Kreis Freudenstadt
Hydrothermaler Schwerspatgang mit Fahlerzführung
Sand- und Tonsteine des Buntsandstein
Mittelalter bis 18. Jahrhundert:
Silberhaltiges Fahlerz
20. Jahrhundert: Schwerspat
--
1908 bis 1912
Spätmittelalter (?)
18. Jahrhundert
Stollen und Abbaue auf zwei Sohlen, Tag- und Blindschächte, schöne Schlägel- und Eisenarbeit, mächtiger Schwerspatgang
Besucherbergwerk Freudenstadt
5
am südwestlichen Stadtrand
--
Hydrothermaler Schwerspatgang mit Brauneisenführung
verkieselte Sandsteine des Buntsandstein
Erkundungsbergwerk entweder zur Suche auf Eisenerze oder auf Silber- Bleierze angelegt
--
18. Jahrhundert
16. Jahrhundert (?)
In einem steilstehenden Schwerspatgang aufgefahrenes schachtartiges Erkundungsbergwerk
Segen Gottes
6
nördlich von Haslach-Schnellingen
Ortenaukreis
Hydrothermaler Schwerspat-Flussspatgang mit Blei-Kupfersulfiden
Flasergneis
Silberhaltige Blei- und Kupfererze
Schwerspat, Flussspat, Zinkblende, Gold (Spuren)
15.–16. Jahrhundert
ab 13. (?) Jahrhundert
1711–1786
Rundgang über drei Sohlen durch Abbaue, Förder- und Suchstrecken mit schöner Schlägel- und Eisenarbeit, Fördereinrichtung aus dem 18. Jahrhundert, Kristalldrusen im Flussspatgang
Wenzel
7
nordwestlich von Oberwolfach
Ortenaukreis
Hydrothermaler Kalkspat-Schwerspatgang mit Silber-Antimon- und Blei-Kupfererzen
Paragneise
Silbererze (vielfältige Sulfiderze von Silber, Antimon, Kupfer und Nickel)
Bleiglanz, Baryt
1760–1823
Mittelalter (?)
1839–1842
Ausgedehnte Grube mit verzweigten Abbauen und zahlreichen Schächten, zugänglich sind zwei Hauptsohlen mit schönen Gangstrukturen
Caroline
8
nordöstlich von Sexau
Landkreis Emmendingen
Hydrothermaler Schwerspatgang mit Bleiglanz und Fahlerzen
Paragneise
Silber- und Bleierze
Baryt
15.–16. Jahrhundert
11.–13. Jahrhundert
1720–1794
Fast vollständig in Schlägel- und Eisenarbeit aufgefahrenes Bergwerk mit Hauptschacht und sechs Abbausohlen, großer Abbau, Gesenke mit Originalholzausbau aus dem frühen 16. Jahrhundert
Erich
9
südwestlich der Ortschaft Suggental
Landkreis Emmendingen
Hydrothermaler Schwerspatgang mit Bleiglanz und Fahlerzen
Orthogneise und tonmineralreiche Störungsgesteine
Mittelalter bis 18. Jahrhundert:
Silber- und Bleierze, Brauneisenerze
20. Jahrhundert: Schwerspat
Mittelalter bis 18. Jahrhundert: Brauneisenerze
12.–13. Jahrhundert
römische Anfänge (?)
15.–16. Jahrhundert
1870–1938
Rundgang über zwei Sohlen durch Abbaue, Förder- und Suchstrecken im Barytgang, z. T. schöne Schlägel- und Eisenarbeiten, moderne Fördereinrichtung
Schauinsland
10
südöstlich von Freiburg
Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Zahlreiche hydrothermale Quarz-Schwerspat-Zinkblendegänge
Paragneise
Mittelalter bis 18. Jahrhundert:
Silber- und Bleierze
19.–20. Jahrhundert: Zink- und Bleierze, Baryt
19.–20. Jahrhundert: Baryt
vor allem 1900–1954
13.–15. Jahrhundert
16.–19. Jahrhundert
Sehr ausgedehnte Grube mit großen Abbauen und zahlreichen Schächten, zugänglich sind drei Hauptsohlen, schöne Gangaufschlüsse, moderne Bergbautechnik (mit Vorführungen)
Teufelsgrund
11
südöstlich von Untermünstertal
Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald
Hydrothermaler Flussspat-Schwerspatgang, z. T. reich an Sulfiderzen
Paragneise mit Gangporphyren
10.–19. Jahrhundert:
Silber-, Blei- und Kupfererze
1942 bis 1958: Schwer- und Flussspat, Zinkblende, Kobalt-, Nickel-, Antimon-, Wismuterze
1942 bis 1958: Zinkblende, Kobalt-, Nickel-, Antimon-, Wismuterze
1942–1958
10.–16. Jahrhundert
18.–19. Jahrhundert
Hauptförderstrecke des modernen Spatbergbaus mit großen Abbauen, mittelalterliche Schächte, moderne Förderanlage, kleines Bergbaumuseum unter Tage, schöne Gangaufschlüsse
Finstergrund
12
südöstlich von Wieden
Landkreis Lörrach
Hydrothermaler Flussspat-Schwerspatgang, z. T. reich an Sulfiderzen
Paragneise und Metatexite
Mittelalter, 18. Jahrhundert:
Silber- und Bleierze
20. Jahrhundert: Flussspat
20. Jahrhundert: Schwerspat
1920–1972
Ausgehendes Mittelalter
2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
Magazinabbaue auf mächtigem Mineralgang, erreichbar über langen Förderstollen, schöne Gangaufschlüsse, moderne Abbautechnik
Hoffnungsstollen
13
westlich von Todtmoos
Landkreis Waldshut-Tiengen
Unregelmäßige magmatische und metamorphe Sulfidvererzung
Ultramafitite und St. Blasien-Granit
Nickelführender Magnetkies
Bravoit, Kupferkies
1934–1937
1799–1810 (Tagebau)
1851–1902
Erkundungsbergwerk auf zwei Sohlen, verbunden durch einen Blindschacht, leicht begehbare Anlage, interessante Gesteinsaufschlüsse

Werner, W. & Dennert, V. (2004). Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald – Ein Führer unter besonderer Berücksichtigung der für die Öffentlichkeit zugänglichen Bergwerke. 334 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg, Hrsg.)

Bergwerk
Lfd-Nr.
Lage
Landkreis
Art der Lagerstätte
Nebengestein
Haupterz
beibrechende Wertminerale
Haupthase
Sonstige Bauphasen
Beschreibung
Grube Untere Sophia
14
Baiersbronn, OT Friedrichstal
Landkreis Freudenstadt
Brauneisen, Schwerspat, Kupfer, Fahlerz und Kobalt
1593 bis 1757
60 m langer Stollen, zur Zeit keine Führungen möglich (Stand: März 2025)

Virtuelle Rundgänge

Hallwangen: Himmlisch Heer und Irmgardsglück

Virtueller Rundgang 360°

Haslach: Segen Gottes

Virtueller Rundgang 360°

Neubulach: Hella-Glück-Stollen

Virtueller Rundgang 360°

3D-Modelle

Historie der Besucherbergwerke

Die ersten Bestrebungen zur Erforschung und Bewahrung der Geschichte des alten Schwarzwälder Bergbaus und der Erschließung alter Grubenanlagen für die Öffentlichkeit gab es, soweit uns bekannt, zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Auslöser war der Tourismus. Der Besitzer des Bad Teinacher Badhotels, nordwestlich von Neubulach gelegen, hatte 1905 durch Zufall Verhüttungsschlacken und nach anschließender gezielter Suche den nahe gelegenen St. Georg Stollen aufgefunden.

1957 wurde in Hausach-Dorf im Kinzigtal eine Vereinigung unter der Bezeichnung Dorfer Erzbrüder“ gegründet, die nach Bergbauspuren in der Umgebung suchte, Stollenmundlöcher öffnete und ausbaute sowie schriftliche Dokumente sichtete. Im Jahr 2004 eröffnete diese Vereinigung das erste Freilicht-Bergbaumuseum im Schwarzwald, zu dem neben einem Rundwanderweg durch das alte Bergbaugebiet im Hauserbachtal südlich von Hausach-Dorf auch ein funktionstüchtiges Pochwerk, eine kleine Schmelzhütte und ein Zechenhaus gehören.

1968 erwarb die Gemeinde Untermünstertal das Bergwerk Teufelsgrund von der Barbara-Erzbergbau GmbH, dem letzten Betreiber, vor allem, um das Wasserreservoir der alten Grubenbaue in niederschlagsarmen Jahren nutzen zu können, aber auch, um hier schrittweise ein Besucherbergwerk zu errichten. Im Mai 1970 wurde die Grube Teufelsgrund als erstes Bergwerk im Schwarzwald für Besucher eröffnet.

1969 wurde die Stollengemeinschaft Neubulach“ als Bürgerinitiative für die Aufwältigung des alten Hella-Glück-Stollens und seinen Ausbau zum Besucherbergwerk gegründet. Schon am 13. Juni 1970 konnte der Hella-Glück-Stollen“ als zweites Besucherbergwerk im Schwarzwald eröffnet werden. Beide Gruben erfuhren von Beginn an größtes Publikumsinteresse. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Weitere historische Bergwerke konnten in den Folgejahren der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die nachfolgende chronologische Aufstellung gibt einen Überblick über die schrittweise Entstehung des vielfältigen Angebots:

1970

Grube Teufelsgrund (Untermünstertal)

Am 23. Mai wird die im Muldental (Südschwarzwald) gelegene Grube Teufelsgrund, Gemeinde Untermünstertal, als erstes Besucherbergwerk im Schwarzwald seiner Bestimmung übergeben.

Hella-Glück-Stollen (Neubulach)

Im Juni folgt der Hella-Glück-Stollen im Bergbaurevier Neuenbürg (Nordschwarzwald).

1982

Grube Finstergrund (Wieden)

Das Besucherbergwerk Grube Finstergrund bei Wieden und das Landesbergbaumuseum in Sulzburg werden eröffnet.

1984

Grube Silbergründle (Seebach)

Der Erzknappenlochstollen der Grube Silbergründle in Seebach wird als Besucherbergwerk zugelassen.

1985

Grube Frischglück-Grube (bei Neuenbürg)

Die Grube Frischglück bei Neuenbürg begrüßt am 30. März ihre ersten Besucher.

1987

Grube Erich (Suggental)

Auf dem St. Anna-Stollen der Grube Erich im Suggental findet der erste „Tag der offenen Tür“ statt.

1988

Grube Caroline (Sexau)

Die aus dem 13. bis 15 Jahrhundert stammenden Grubenbaue der Grube Caroline bei Sexau werden für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

1997

Museums-Bergwerk Schauinsland

Nach mehr als 20 Jahren Forschungs-, Freilegungs- und Instandsetzungsarbeiten wird am Freiburger Schauinsland ein Teil der größten Erzgrube im Schwarzwald als „Museums-Bergwerk Schauinsland“ eröffnet.

1999

Besucherbergwerk Freudenstadt

Anlässlich der 400-Jahrfeier der Stadt Freudenstadt wird das Besucherbergwerk Freudenstadt eingeweiht.

2000

Grube Himmlisch Heer (Hallwangen)

Im Mai finden im Oberen Stollen der Grube Himmlisch Heer bei Hallwangen erste Besucherführungen statt.

Hoffnungsstollen (Todtmoos)

Im Juni öffnet der Hoffnungsstollen bei Todtmoos seine Pforten.

2001

Grube Wenzel (Oberwolfach)

Eröffnung der Grube Wenzel im Frohnbachtal bei Oberwolfach.

2003

Segen Gottes (Schnellingen)

Das Besucherbergwerk Segen Gottes bei Schnellingen, Haslach im Kinzigtal, nimmt den Probebetrieb auf.

2004

Erweiterungen

Wasser- und Marienstollen (Neubulach)

Bei Neubulach werden die unterhalb des Hella-Glück-Stollens gelegenen Grubenbaue (Wasser- und Marien-Stollen) für Sonderführungen freigegeben.

Silbergründle (Seebach)

Die oberen Stollen im Gewann Silbergründle bei Seebach werden für die Öffentlichkeit hergerichtet. Das Besucherbergwerk Segen Gottes bei Haslach im Kinzigtal wird am 12. September zusammen mit dem neu errichteten Servicegebäude offiziell eingeweiht.

2004

Segen Gottes (Haslach i. K.)

Das Besucherbergwerk Segen Gottes bei Haslach im Kinzigtal wird am 12. September zusammen mit dem neu errichteten Servicegebäude offiziell eingeweiht.

Textquellen

Werner, W. & Dennert, V. (2004). Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald – Ein Führer unter besonderer Berücksichtigung der für die Öffentlichkeit zugänglichen Bergwerke. 334 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg, Hrsg.)

Mit freundlicher Genehmigung des LGRB Freiburg. VIELEN DANK.

Das Buch wird im LGRB Shop als Printprodukt bzw. Download angeboten.