Bergbau in Suggental

Bergbau in Suggental

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Kein Hamberle dät hier mehr schlofe,
wenn er wißt,
wie hohl der Berg isch,
auf dem der Hof stoht
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Vogelsanghofbauer
Suggental

Über 700 Jahre Bergbaugeschichte

Über einen möglichen Beginn des Suggentaler Bergbaus in römischer Zeit besitzen wir nur indirekte Zeugnisse. Die am Mauracher Hof in Denzlingen in den Jahren 1972-1974 gefundenen Reste römischer Eisenverhüttungsöfen, Schlackenhalden und die dort vorliegenden Hinweise auf die Verhüttung bleihaltiger Erze machen es jedoch wahrscheinlich, dass die Römer die Lagerstätten im Suggental und im Glottertal bereits kannten.

Eisenerze wurden nachweislich um 400 n.Chr. am Einbollen zwischen Denzlingen und Suggental abgebaut.

Der benachbarte hochmittelalterliche Glottertäler Bergbau läßt sich durch die Datierung von zahlreichen Schmelzplätzen und Keramikfunden auf Glottertäler und Denzlinger Gemarkung indirekt seit der Zeit um 1200 nachweisen.

Nach der Erlaubnis durch den Grafen von Freiburg, Egino III, begann spätestens im Jahr 1284 ein Zusammenschluss aus Freiburger Bürgern mit dem Bau des Hangkanals vom Kandel bis hinab ins Suggental und zum Herzogenberg (heute Eichberg) im Glottertal. Geht man davon aus, dass mit dem Wasser des Kanals in erster Linie Wasserkünste, also Hebemaschinen für das in die Stollen eindringende Wasser, betrieben werden sollten, so war der Suggentaler Bergbau zu dieser Zeit schon tief unter die Erdoberfläche und damit auch unter das Niveau des Talbachs vorgedrungen.

Dies weist darauf hin, dass der Bergbau auf die Suggentaler Erzgänge mindestens bereits seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts umgegangen ist.

Um das frühe Ende der ertragreichsten Phase der Gruben ranken sich viele Geschichten, die schließlich zu der Sage vom versunkenen Tal ausgemalt wurden. Dass es eine große Naturkatastrophe gegeben hat, die den Bergbau schlagartig beendete, ist unbestritten. Da in den verschiedenen schriftlichen Quellen unterschiedliche Jahreszahlen herumgeistern, ist die Datierung dieses Ereignisses noch nicht zweifelsfrei gelungen. Nach dem jetzigen Kenntnisstand ereilte das Unglück die Silbergruben im Jahr 1288, als während eines Unwetters die Schächte und Stollen, wohl aber auch die Bergbausiedlung mit der Kirche überflutet wurden und dabei das Leben vieler Menschen ausgelöscht wurde.

Im benachbarten Glottertal konnte der Silbererzabbau für einige Zeit noch fortgesetzt werden. Noch im Jahr 1289 erkauften sich die Betreiber der Bergwerke für 300 kg Silber das Recht auf die Holznutzung im Mooswald bei Freiburg. Aber bereits 1297 wurden die Glottertäler Bergwerke auf einem Rachefeldzug gegen den Grafen von Freiburg, Egino, durch den elsässischen Landvogt Thiebald von Pfirt zerstört.

Ob im Suggental zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert ein erwähnenswerter Silberbergbau stattfand, entzieht sich unserer Kenntnis. Eisen wurde bis ins Jahr 1683 abgebaut und noch 1566 eine Schmelzhütte errichtet, die dann später nach Simonswald und schließlich Kollnau verlegt wurde.

Im 14. Jahrhundert hatte das Haus Habsburg die Herrschaft im Breisgau und großen Teilen des Schwarzwaldes angetreten. Schließlich wurde für die österreichischen Vorlande in Freiburg 1783 eine „K.K. Kammer in Münz- und Bergwesen“ eingerichtet. Mehrfach kamen nach und nach Bergbausachverständige in den Schwarzwald, um die alten Gruben zu untersuchen. So bereiste auch der K.K. Bergdirektoratsrat Joseph Wenzel Freiherr von Vernier die Region und berichtete über das Bergwesen und einzelne Gruben.

Bergrat Hermann von Carato war seit 1784 Bergrichter in Freiburg und untersuchte die ihm bekannten auflässigen und die 19 in Abbau stehenden Gruben in seinem Amtsbezirk. Beide besuchten auch das Suggental und so erfahren wir, dass der Suggentaler Silberbergbau ab 1776 wieder Lebenszeichen von sich gab. Ein großer Erfolg sollte ihm jedoch nicht beschieden sein, es gab in diesen Zeiten einfach zu viele zwielichtige Geschäftemacher und selbsternannte Fachleute. Auch waren die Kenntnisse des Bergwesens und der lokalen Gegebenheiten verloren gegangen.

So berichtet Vernier 1781 über den Lehnsinhaber und Steiger Ortlieb: „Er kann nicht lesen, nicht rechnen, nicht schreiben und kennt kaum den Kompass und immer fortfährt, die Gewerken zu betrügen.“

Einen weiteren Kontrollgang machte im Jahre 1786 Carato. Auch er war nicht sehr begeistert von dem, was er dort hinsichtlich der aktuellen Abbaubemühungen vorfand. Leider folgten die Bergleute den Empfehlungen der Bergräte nicht und der Abbau musste im Jahr 1789 wegen Erfolglosigkeit und Geldmangel eingestellt werden.

Erst ein Jahrhundert später meldeten Bergbaugesellschaften wieder ihr Interesse an den Suggentaler Bergwerken an. Mit Ausnahme einiger Abbauversuche auf Schwerspat kam es jedoch zu keiner nennenswerten Förderung mehr.

Seit 1938 ruht der Abbau und die Stollen und Schächte verfielen und gerieten in den desolaten Zustand, wie ihn die Bergbauforschungsgruppe im Jahr 1986 vorfand.

Textquelle: Silberbergwerk Suggental e.V.

Zeittafel

AbbauperiodeAkteureAktivitäten
100 (?) bis 300Römischer Bergbau (?)Oberflächennaher Abbau von Bleierzen (?)
400Alemannischer Bergbau (?)Eisenerzabbau, Einbollwald
1100 (?) bis 1288Seit Mitte des 13. jahrhunderts Gewerke aus Freiburger und Waldkircher BürgernUntertage-Erschließung aller Gangbereiche, Silbererzabbau und -aufbereitung, Urgrabenbau
1555 bis 1683Eisenhütte im SuggentalEisenerzabbau Vogelsanghof, Grabenhof, Hornbühl
1776 bis 1789Gewerkschaft St. AnnaAufwältigung St. Josephi Stollen, Vortrieb Unterbaustollen, Silbererzabbau und -aufbereitung
1891Westprussian Mining Company, UnterfischbachBergbauberechtigung auf Silber-, Blei- und Kupfererze, vermutlich kein Abbau
1910 bis 1914Schwarzwälder Barytwerke GmbH, WolfachVortrieb Stollen Nr. 3 mit Gesenk, Schwerspatexploration
1925 bis 1926Badisches Bergamt KarlsruheStaatliche Schürfungen St. Anna Stollen und Stollen Nr. 3
1926Badischer Landesfiskus, DomänenaerarBergbauberechtigung auf Blei-, Zink-, Schwefel- und Arsen-Erze, kein Abbau
1927 bis 1933Suggentäler Barytwerke
(Leopold Selz, Bürgermeister Haslach i. K.)
Tagebau, Abbau im St. Anna Stollen, Schwerspatförderung
1937 bis 1938Gewerkschaft Fröhliches Wiedersehen
(Thaddäus Maier, Oberharmersbach)
Vortrieb und Abbau Matze Stollen, Abbau St. Anna Stollen, Schwerspatförderung
1950Gewerkschaft Thomas II
(Dr. Heinz Boutellier, Oberkirch)
Pachtvertrag, Betriebsplan, Schachtplanung, kein Abbau
1986 bis heuteBergbauforschergruppe SuggentalAufwältigung St. Josephi, St. Anna und Matze Stollen
ca. 1870--vermutlich erster Schwerspatabbau
Datenquelle: Silberbergwerk Suggental e.V.

Mundloch St. Anna Stollen (April 2020)

Forschungsgruppe des „Silberbergwerk Suggental e.V.“

Seit 1986 werden die verfallenen Schächte und Stollen durch die Forschungsgruppe des „Silberbergwerk Suggental e.V.“ freigelegt und dokumentiert.

Die Untersuchung und Beschreibung des historischen Bergbaus und seiner Einflüsse auf die Geschichte der Region sowie die Vermittlung der Erkenntnisse an eine interessierte Öffentlichkeit stehen im Zentrum der Aktivitäten des Vereins.

Aufwältigung

Seit Beginn der Aufwältigungsarbeiten verbringen die Bergbau-Forscher unter teilweise widrigsten Umständen einen großen Teil ihrer Freizeit unter Tage.

Arbeitsstunden

Stahl verbaut

Stollen freigelegt

Stand: 2016

Es zählt jede Hand, egal ob AKTIV oder PASSIV

Der Verein sucht ehrenamtliche Helfer zur Unterstützung. Je nach Interesse und Zeit kann man sich auf unterschiedliche Art und Weise einbringen:

Tätigkeiten unter Tage

  • Freilegen der Stollen / Sicherung
  • Vermessung / Geologische Kartierung
  • Einbau und Instandhaltung der elektrischen Anlage
  • Führungen

Tätigkeiten über Tage

  • Instandhaltung der Außenanlagen
  • Holz- und Metallarbeiten
  • Funddokumentation / Rekonstruktion
  • Pressearbeit

(mehr erfahren)

Mundloch St. Josephi Stollen (September 2025)

Geologie der Erzlagerstätte Suggental
Das regionalgeologische Umfeld

Das Suggental lässt sich in das Grundgebirge des Scharzwaldes, die sogenannte Zentralschwarzwälder Gneismasse, einordnen.

Nach der amtlichen geologischen Karte des Gebietes (GK 25 / Blatt 7913 Freiburg Nordost) bildet ein heller, z. T. Hornblende führender, Paragneis das Nebengestein des Suggentales.

In diesen eingeschaltet findet sich in W-E Richtung eine Einheit von Hornblende führendem Orthogneis. Eine Grenze zwischen beiden Einheiten verläuft laut GK 25 auch im Bereich der „Grube Erich“. Diese konnte jedoch im Rahmen der Kartierung nicht bestätigt werden.

Beide Gesteine sind in einer Zone, die parallel zum Talgrund des Suggentales verläuft, in der Vergangenheit starker bruchhafter Verformung ausgesetzt gewesen.

Textquelle: Silberbergwerk Suggental e.V.

Strukturgeologie/Tektonik

Strukturgeologisch betrachtet liegt das Suggental auf einer als Kandel-Scholle bezeichneten Großstruktur. Diese wird im Nordwesten von der Elztalstörung und im Norden von der Simonswälder Störung begrenzt.

Die Simonswälder Störung kann mittlerweile auf Basis der Nachuntersuchungen des Waldkirch-Erdbebens aus dem Jahre 2004 als gesichert angesehen werden. Die Simonswälder Störung geht in die jungpaläozoische Störungszone von Zinken-Elme über. Im Süden wird die Kandel-Scholle durch einen Abbruch zur 500 m tiefer liegenden Fläche von St. Peter begrenzt.

Groschopf et al. (1996) vermuten, dass die Kandelscholle auf ihrer Südseite von einer Störung begrenzt ist, die etwa in NW-SE-Richtung durch das obere Glottertal in das Suggental reicht. Diese Störung wird als diejenige erachtet, die den Hauptteil des Vertikalversatzes während der Hebung der Kandelscholle infolge der Hebung der Grabenschultern des Oberrheingrabens kompensiert.

Es kann als gesichert angesehen werden, dass eben diese die Hauptstörung im Suggental darstellt, die durch die Grube untertage aufgeschlossen ist und im Rahmen der Forschungsarbeiten im Tal untersucht wurde und weiter wird.

Das Erdbeben der Magnitude 5,4 auf der Richterskala, das sich am 04.12.2004 unterhalb des Kandelmassives ereignete, zeigt, dass die Umgebung des Suggentales auch heute noch geologisch sehr aktiv ist.

Textquelle: Silberbergwerk Suggental e.V.

Gangzug Suggental (Beschreibung Stand 1986)

Aus Gründen der Übersichtlichkeit ist der Gangzug von NW nach SE dreigeteilt worden. Der NW-Abschnitt der Vererzung wird Suggental A genannt.

Im NW-Abschnitt („Suggental A“) streicht der Gang ca. 160° und fällt mit 80° nach Westen ein. Der nicht mehr aufgeschlossene Kupfergang wurde bei der Erbauung der Poche und der Schmelze freigelegt, ebenso stand er im Bachbett an. Bei dem Kupfererzgang von Suggental A handelt es sich wahrscheinlich um eine Quarz-Schwerspat-Mineralisation mit beibrechenden derben Kupfererzen. Diese soll über 60 cm mächtig gewesen sein. Von der weiter talaufwärts gelegenen Mineralisation (Suggental B) soll sie sich durch einen größeren Anteil an „lettiger Gangart“ unterschieden haben.

Auf der Mineralisation „Suggental B“ wurde im Mittelalter die Grube St. Josephi betrieben. Während der zweiten Betriebsperiode im 18. Jahrhundert hieß diese St. Anna. Dieser Gangabschnitt liegt nach alten Berichten zwischen zwei über 400 m auseinanderliegenden Lettenklüften. Maximale Gangmächtigkeiten von 6 m wurden hier beobachtet. Die alten Bergbauspuren sind zum Teil noch deutlich erkennbar, jedoch ist die exakte Zuordnung zur alten Literatur recht schwierig.

Die Mineralisation des Gangabschnittes „Suggental C“ entspricht der unter „Suggental B“ aufgeführten. Lediglich Schwerspat tritt stark zurück, quarzige bzw. hornsteinartige Gangart mit den bereits erwähnten, eingesprengten Erzen überwiegt.

Zusammenfassung
Die hydrothermale Mineralisation, die wahrscheinlich aus mehreren parallel streichenden Gangtrümern unterschiedlichen Mineralinhalts besteht, sitzt einer generell NNW-SSE streichenden Störungszone auf, die sich vom Suggenbad talaufwärts bis über den Sattel westlich des Luser ins Glottertal hinunterzieht. Es liegt keine einheitliche, im Streichen aushaltende Mineralisation vor, sondern sie gliedert sich in drei Bereiche, was auch durch die Intensität des alten Bergbaus an diesen Stellen deutlich wird (hier: Suggental A bis C genannt).

Es kann davon ausgegangen werden, dass der mittelalterliche Bergbau einen Teufenunterschied von 400 m aufgeschlossen hat. Ob, wie SCHILL (1862) schreibt, in 150 m Teufe unter der Talsohle Silber- und Kupfererze vorherrschten, in mittleren Teufen sich silberhaltiger Bleiglanz und Pyrit fand, während die oberen Teufen durch Metallsalze und Brauneisen charakterisiert wurden, lässt sich wegen fehlender Aufschlüsse und bereits ausgeerztem Gangmaterial so entschieden nicht feststellen. Silberträger waren eindeutig Fahlerz und Bleiglanz, dieser auf Grund seiner Fahlerzeinschlüsse, Kupferkies wurde nur in geringen Mengen beobachtet, und Silbererze wurden nicht entdeckt.

Textquelle: Bliedtner, Michael & Martin, Manfred: Erz- und Minerallagerstätten des Mittleren Schwarzwaldes – eine bergbaugeschichtliche und lagerstättenkundliche Darstellung. Geologisches Landesamt Baden-Württemberg, Freiburg i.Br. (Hrsg.) 1986.

Ergebnisse der geologischen Forschungsarbeiten

Eine Oberflächenkartierung ist auf Grund schlechter Aufschlussverhältnisse im Tal wenig sinnvoll. Daher wurde das Augenmerk verstärkt auf die Stollenkartierung gelegt, die zudem optimale Aufschlussverhältnisse für den Erzgang darstellen.

Auf der geologischen Karte des Silberbergwerk Suggentals sind alle bis dato verfügbaren Kartierergebnisse zusammengestellt.

Auf Grund des weitergeführten Vortriebs wird auch diese Datenlage wachsen. Es ist zu erkennen, dass der St. Josephi-Stollen zum größten Teil im Erzgang aufgefahren wurde. Nur im Bereich des Mundloches, in einem Querschlag und am ein oder anderen Stoss steht Orthogneis an. St. Anna-Stollen und Matze-Stollen wurden senkrecht zum Erzgang aufgefahren und geben so einen gute Querschnitt über die Verhältnisse der Bereiche parallel zum Erzgang wieder. Diese Stollen durchfahren zudem teils dezimeter- bis metermächtige Ruschelzonen.

Die Darstellung der im Suggental gemessenen Strukturdaten für Störungen, Salband des Erzganges und Quarzgängen zeigt eine deutliche Vorzugsrichtung im Streichen um 130°. Alle Strukturen, mit Ausnahme der Quarzgänge, fallen mit ca. 80° nach Südwesten ein. Die Quarzgänge fallen, genau um 90° gedreht, nach NE ein. Diese auffallende Ähnlichkeit der Strukturen in ihrer Raumlage erlaubt den Schluss, dass sie miteinander genetisch verknüpft sind, es sich im Suggental also um eine störungskontrollierte Vererzung handelt.

Es handelt sich bei allen Störungen, auf denen Bewegungsindikatoren gemessen wurden, um schräge Abschiebungen. Dabei ist ein Trend in Richtung dextraler, also rechtsseitiger Schrägabschiebung erkennbar. Die Bildung der Störungen wird dominiert durch eine vertikale Komponente, die sich in Abschiebungen darstellt, und durch eine horizontale Komponente, die eine Schrägheit der Abschiebungen bewirkt.

Textquelle: Silberbergwerk Suggental e.V.

Mineralisation

Die Erzlagerstätte Suggental ist eine hydrothermale Ganglagerstätte.

Heiße, hoch mineralisierte Tiefenwässer, die entlang von Wegbarkeiten wie Störungen oder Klüften im Gestein aufstiegen, lagerten mit geringer werdender Tiefe verschiedene Minerale an den Wänden der aufgerissenen Störungen ab.

Mineralogisch lässt sich der St. Josephi-Gang als Quarz-Schwerspat-Sulfiderz-Gang zusammenfassen. Schwerspat stellt den weitaus überwiegenden Anteil der Vererzung dar. In diesen eingesprengt finden sich verschiedenste Sulfiderze wie Bleiglanz und Fahlerz, die als Silberträger im Mittelalter das Hauptziel des Silberbergbaues waren. Weiterhin finden sich Eisensulfide wie Pyrit, Markasit und Kupferkies (Chalcopyrit) in nennenswerter Konzentration. Kupferkies wurde früher auch zur Gewinnung von Kupfer abgebaut. Weiterhin wurde eine Vielzahl anderer Minerale identifiziert.

Für das Sugggental können anhand von Proben aus dem Erzgang, Dünnschliffen und dem Erzgang selbst fünf Kataklase-Phasen nachgewiesen werden, die von vier Mineralisationsphasen gefolgt werden.

Die Mineralisationsphasen 1 und 2 zeichnen sich durch starke Silizifizierung und Abscheidung von Hämatit, zusammen mit weiteren Sulfiden wie Pyrit, Markasit, Chalcopyrit, Tetrahedrit und Galenit aus.

Die Mineralisationsphase 3 ist durch große Mengen an Baryt, oder auch Schwerspat genannt, charakterisiert. Auch diese Phase wird von Sulfiden, vor allem Bleiglanz, begleitet.

In Mineralisationsphase 4 wird der Erzgang durch Wasser und Sauerstoff oxidiert. Dies führt zur Bildung zahlreicher Sekundärminerale. Diese liegen allerdings allesamt nur in mikroskopischer Größe vor.

Einschlussuntersuchungen in der Diplomarbeit von Seeburger (2009) ergab ein heterogenes Ausgangsfluid. Die Hauptgangminerale Baryt und Quarz wurden bei Temperaturen unter 200°C aus einer hochsalinaren CaCl2-H2O-Lösung ausgefällt.

Textquelle: Silberbergwerk Suggental e.V.

Kartierung der Grube

Bleiglanz Anschliff

Anschliff mit zerschertem Pyrit

Markasit

Bergbauspuren im Suggental

Bergbau im Suggental – für einen Ortsunkundigen ist es schwer vorstellbar, dass in diesem am Schwarzwaldrand gelegenen Idyll einst Montanindustrie betrieben wurde. Auf den ersten Blick weist ja auch recht wenig auf die alte, eng mit der Geschichte des Tals verbundene Bergbautradition hin: Land- und Forstwirtschaft und die Natur haben sich größtenteils zurückerobert, was der Bergbau in jahrhunderte langer Abbautätigkeit formte und veränderte.

So schrieb der Waldkircher Chronist und Rechtsanwalt Dr. Willi Thoma anlässlich einer Wanderung durch das Suggental im Jahre 1974:

Dreht man sich (am Vogelsanghof) um, schaut man in eines der schönsten Schwarzwaldtälchen, gewissermaßen in eine Mantelfalte Gottes eingehüllt.

Erst wenn man mit offenen Augen durch das Gelände streift, erkennt man nahezu in jedem der malerischen Winkel Spuren der intensiv betriebenen Ausbeutung der Suggentaler Erzgänge im Hochmittelalter und der frühen Neuzeit. Verfallene und längst vergessene Hinterlassenschaften wie Stollenmundlücher, Schurfpingen, Abraumhalden, Schächte und Abbauspalten, Schmiede- und Schmelzplätze, sowie andere dem Bergbau dienliche Gebäude und Überbleibsel, zeugen von einem der ehemals reichsten Reviere des Breisgau.

Allein 92 Stollen, Schächte und Schürfe sollen einmal vorhanden gewesen sein.

Vom Vogelsanghofbauern ist dazu der kennzeichnende Satz überliefert:

Kein Hamberle dät hier mehr schlofe, wenn er wißt, wie hohl der Berg isch, auf dem der Hof stoht.“

Die Grabenhofbäuerin soll einmal in einem sich hinter dem Traktor ihres Mannes auftuenden Loch verschwunden sein, und noch im Jahr 2004 brach die Teerstraße unterhalb des Duggenhauerhofs ein.

Textquelle: Silberbergwerk Suggental e.V.

Meilensteine Bergbauforschungsgruppe Suggental

1986

Gründung der Bergbauforschungsgruppe.

Beginn der Arbeiten am St. Anna Stollen, erster Werkzeugfund.

Aufwältigung St. Anna Stollen.

1987

Ausbau Fahrschacht St. Anna Stollen.

Öffnung Matze Stollen durch Schacht.

Bau des Förderschachtes, weitere Werkzeugfunde, erstes Stollenfest.

Elektrische Beleuchtung St. Anna Stollen.

1988

Umfangreiche Elektro- und Ausbauarbeiten St. Anna und Matze Stollen.

Entdeckung von alten Bohrlöchern.

Nachbau einer Pumpenkunst.

Schachtausbau bis 26 m Tiefe.

1989

Erster Einsatz einer Tauchpumpe im Schacht.

Umfangreiche Arbeiten zur Elektrik und Wasserlösung.

Entdeckung Urgrabenstollen am Lusersattel.

Entdeckung des St. Josephi Stollens mit Schächten.

Witere Werkzeug- und Holzfunde.

1990

Aufwältigung und Ausbau St. Josephi Stollen, weiterer Werkzeugfund.

Übernahme eines Teils der Stromkosten durch Stadt Waldkirch.

Este Teilnahme an der Freiburger Mineralienbörse.

1991

Entdeckung und Ausbau des St. Josephi Stollenmundlochs.

Weiterer Fund von Holzgleisen.

Gründung des Bergbaufördervereins Suggental e.V.

1992

Entdeckung und Aufwältigung des mittelalterlichen Kriechstollens.

1993

Durchbruch St. Josephi Stollen.

Erste Stollenführung St. Josephi.

Erste Auflage der Broschüre „Bergbaugeschichte im Suggental“.

1994

Planung und Baubeginn des neuen Förderturms.

Planung Bauhütte.

Teilnahme am 1. Historischen Marktplatzfest in Waldkirch.

Stollenführung der Tagungsteilnehmer der „9. Allgäuer Gespräche zum sanften Tourismus“.

1995

Zweite Auflage der Broschüre „Bergbaugeschichte im Suggental“ zum zehnjährigen Jubiläum der Bergbauforschungsgruppe.

Fertigstellung des neuen Förderturms mit elektrischer Winde und Sicherheitssteuerung und elektrischer Bremse.

Fertigstellung der Bauhütte.

1996

Ausbaubeginn des Haspelschachtes im St. Anna Stollen für den Durchstieg zum St. Josephi Stollen.

Erste Rettungsübung mit DRK und Feuerwehr.

Erste Teilnahme am Kinderferienprogramm der Stadt Waldkirch.

1997

Ausbau des Haspelschachtes im St. Anna Stollen.

Teilnahme am Historischen Marktplatzfest in Waldkirch in historischer Bergmannskleidung.

1998

Fertigstellung des 29 m hohen Durchstiegs vom St. Josephi zum St. Anna Stollen pünktlich zum Stollenhock.

Teilnahme am Begleitprogramm der Ausstellung „Gold und Silber lieb‘ ich sehr“ im Elztalmuseum in Waldkirch.

Einweihung Bergbauwanderweg Suggental.

1999

Instandhaltungs- und Vortriebsarbeiten.

Teilnahme am Projekt „Erlebnisurlaub Erdgeschichte“ des Netzwerks „Erdgeschichte“.

2000

Ersatz des Holzausbaus im St. Josephi Stollen durch Stahlausbau.

Teilnahme an der Mineralienbörse erstmals in den neuen Messehallen Freiburg.

2001

Erneuerung der Pumpenkunst im St. Anna Stollen.

Erfolgreiche Übung der Suchhundestaffel Freiburg mit 12 Rettungshunden.

2002

Übernahme des Kinderferienprogramms auch durch die Gemeinden Glottertal und Simonswald.

Fertigstellung neuer Treppe zum Matzestollen.

2003

Neuvermessung der Grube mit Lasermessgerät.

15 Meter Vortrieb im St. Josephi Stollen, Verlegung von 50 Metern Holzschienen, Fertigstellung der Elektroanlage untertage.

2004

Die Stadt Waldkirch übernimmt als Betreiber die Grube von der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie, Bezirksgruppe Freiburg.

2005

Eigene Webseite.

2006

„geoberg.de-Award“ in Gold für die herausragende Bergbau-Webseite.

2009

Zusammenlegung der Forschungsgruppe mit dem Förderverein zum „Silberbergwerk Suggental e.V.“

2010

Beitritt zum Landesverband der Bergmannsvereine und bergmännischen Musikvereine Baden-Württemberg e.V.

2011

Beitritt zum Förderverein Elztalmuseum e.V. in Waldkirch.

Abnahme der Grube durch den Sicherheitsbeauftragten.

2012

Teilnahme an den 900-Jahr-Feierlichkeiten im Glottertal und am Festumzug der 1150-Jahr Feier in Sexau.

Rettungsübung mit der Bergwacht.

2013

Genehmigung des Hauptbetriebsplans „Aufwältigung“ für fünf Jahre.

Erstmals zwei feste Termine für unangemeldete Führungen.

2014

Genehmigung des Hauptbetriebsplans „Besucherbergwerk“ für fünf Jahre.

2015

Entdeckung und Aufwältigung neuer Querschläge im St. Josephi Stollen.

2016

30jähriges Jubiläum der Forschungsgruppe.

Textquelle

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Bismarckturm (Hornisgrinde)

Auf dem Bohlenpfad zum Bismarckturm, Hornisgrinde, Nordschwarzwald. Aufnahme vom 21.08.2020, kurz nach Sonnenaufgang.

Auf der Hornisgrinde, dem höchsten Berg im Nordschwarzwald (1.163,6 m), befinden sich mit dem Bismarckturm, einem alten Vermessungsturm, und dem Hornisgrinde-Aussichtsturm, zwei Türme, die häufig verwechselt werden:

    Der 7 m hohe Bismarckturm steht in seiner jetzigen  Form seit 1871 auf dem höchsten Punkt der Hornisgrinde. Der ehemalige Signalturm steht direkt auf der Gemarkungsgrenze der Gemeinden Sasbach und Sasbachwalden.

      Der 23 m hohe Hornisgrindeturm wurde 1910 vom Badischen Schwarzwaldverein als Aussichtsturm am südlichen Ende des Hornisgrinde-Rückens errichtet.

      Das südliche Gipfelplateau der Hornisgrinde mit Blick nach Norden. © Mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Seebach

      Bismarckturm
      Einleitung

      Bereits Anfang des 19. Jahrhunderts befand sich auf dem höchsten Berg des Nordschwarzwaldes, der  Hornisgrinde, ein hölzernes Pyramidensignal. Im Jahr 1822 wurde  an gleicher Stelle ein 8 m hoher  steinerner Turm mit quadratischem Grundriss (2,70 m x 2,70 m) errichtet, der der Badischen Vermessung als trigonometrischer Messpunkt dienen sollte. Das Bauwerk wurde genau an der Gemarkungsgrenze von Sasbach und Sasbachwalden erbaut. Die  Hornisgrinde war Teil des Rheinischen Dreiecksnetzes der Triangulation.

      Im Jahr 1869 wurde bei einer Untersuchung festgestellt, dass das Bauwerk aufgrund des  sumpfigen  Untergrundes keine präzisen Messergebnisse bei der Triangulation liefern konnte. Der Turm wurde  daher bis auf die Grundmauer abgerissen.  Im Jahr 1871 wurde an gleicher Stelle ein neuer steinerner Turm in gleicher Höhe und Breite  errichtet. Als Kern des Turmes wurde ein 0,52 m x 0,52 m breiter Sandsteinpfeiler fest verankert, der  von der Plattform des Turmes nach allen Seiten sichtbar war. Mittig des Pfeilers wurde ein Messingzylinder eingelassen, der den trigonometrischen Messpunkt exakt festlegte (1.175 m über  NN). Auf dem Turmkopf wurden in allen vier Himmelsrichtungen im genau festgelegten Abstand  (zwischen 1,2184 m und 1,3695 m) weitere Messzylinder installiert. Auf den gleichen Linien wurden  im Abstand von knapp 20 m weitere Messzylinder auf dem Plateau des Berges Messzylinder in  besonderen Fundamentquadern (je 0,50 m tief) eingelassen. Dieses Bauwerk, das aus Bruch- und  Mauersteinen errichtet worden ist, diente zunächst ausschließlich der Landesvermessung. Das  Mauerwerk ist ca. 80 cm stark. Die offizielle Bezeichnung des Bauwerkes war Signalturm

      Durch eine Initiative des Schwarzwaldvereins Achern wurde das Bauwerk im Jahr 1892 mittels einer  leiterähnlichen Konstruktion mit Geländer zu einem Aussichtsturm umgebaut.

      Im Jahr 1999 wurde der Zustand des Gebäudes vom Sasbacher Architekten Romeo Sauer im Rahmen einer Inspektion untersucht. Aus dem Schadensbild wurden Vorschläge für die Sanierung des Turmes  erarbeitet.

      Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten im Sommer/Herbst 2001 (Mauerwerk, Betonierung der Turmplatte, Reparatur des Geländers, Steinmetzarbeiten usw.) und der Montage  einer  Wendeltreppe (außen) konnte der etwa sieben Meter hohe Turm im gleichen Jahr wieder für Besucher geöffnet werden. Dank tatkräftiger Unterstützung des Schwarzwaldvereins gelang es dem Landesdenkmalamt in  Zusammenarbeit mit den betroffenen Kommunen, das historische Bauwerk nicht nur vor dem Verfall  zu bewahren, sondern ihm auch noch die frühere Funktion als Aussichtspunkt zurückzugeben.

      Im Jahr 2005 mussten erste Vandalismusschäden u.a. am Geländer beseitigt werden.  An allen vier Seiten des Turmes wurden Edelstahltafeln (Schautafeln) mit Orientierungspunkten für  alle vier Himmelsrichtungen angebracht, seitlich am Turm wurde eine Infotafel montiert. Das  Bauwerk wird in Sasbach und Umgebung seit vielen Jahren „Bismarckturm“ genannt. Die Herkunft  dieses Namens ist trotz Recherchen des Schwarzwaldvereins nicht mehr verifizierbar.

      (Überblick abgeändert nach www.bismarcktuerme.de)

      Infotafel am Turm

      Seitdem der im Volksmund „Bismarckturm“ getaufte Aussichtsturm auf der Hornisgrinde dank der Initiative des Sasbacher Schwarzwaldvereins renoviert und für die Öffentlichkeit zugänglich ist, nützten schon zahllose Wanderer die Möglichkeit, von hier aus den Nordschwarzwald „in alle Richtungen“ zu überblicken.
      An der Südseite des Turmes befindet sich eine Informationstafel, die den zeitlichen Werdegang dieses „technischen Kulturdenkmals“ beschreibt. Zudem laden rund um den Turm rustikale Bänke zum Verweilen ein. Die Verantwortlichen des Sasbacher Schwarzwaldvereins um die Vorsitzende Gisela Höß komplettieren damit an der wohl höchsten Stelle des Hornisgrinderückens, wo auch die Gemarkungsgrenzen von Sasbach und Sasbachwalden aufeinander treffen, einen der markantesten Punkte der Region. Der Text auf der Informationstafel weist dabei auch darauf hin, dass die Hornisgrinde auch im 20. Jahrhundert ihre Bedeutung für die Vermessung behielt und seither als Anschlusspunkt von Katastervermessungen genützt wird. Das rüstige Rentnertrio Alois Wilhelm, Josef Kurz und Ernst Weh opferten viele Stunden Freizeit, damit die Wanderer Aussicht genießen, Rast einlegen und sich informieren können.

      Signalturm
      Historie

      Könnte ein Bauwerk sprechen, dieser Turm hätte in der Tat viel zu erzählen. Denn immerhin hat er inzwischen über 180 Jahre „auf dem Buckel“ und damit alle möglichen Zeiten erlebt, darunter Kriege und nachfolgende Besetzungen. Manche Ereignisse „rund um den Turm“ sind in Vergessenheit geraten, vieles wurde jedoch dokumentiert und blieb somit der Nachwelt erhalten.

      Friedrich August Köhler (1768-1844) Vikar in Gutenberg unternimmt 1804 zwei Fußreisen in das Obere Murgtal und ersteigt dabei jeweils auch die Hornisgrinde. Dabei wird er von Prof. Johann Gottlieb Friedrich Bohnenberger* (1765-1831) begleitet. Bohnenberger, ursprünglich Theologe, hat sich eingehend mit Vermessung, Astronomie und Mathematik befasst … Durch seine mehrere Blätter umfassende „Charte von Schwaben“ (1798-1822) ist er bekannt und berühmt geworden. Zudem gilt er als Begründer der modernen württembergischen Landesvermessung.

      Seine Eindrücke hat er handschriftlich als „Einige Notizen über den Schwarzwald gesammelt im August und September 1804“ festgehalten. Vom Dreifürstenstein gingen die beiden Wanderer hinüber zum Signal auf der Hornisgrinde, mit 1163 m Meereshöhe der höchste Punkt des Nordschwarzwaldes. Darüber schrieb er:

      „Als wir hinzukamen, waren zu unserem größten Befremden 2 von den gesetzten 5 Signalbäumen umgehauen. Wir hörten nachher beim Oberforstmeister in Freudenstadt, dass die Bauern im Kappler Thal, auf deren Grund und Boden das Signal stund, sie für Freyheitsbäume gehalten. hatten und deswegen umgehauen.“ …

      Köhler berichtet noch, dass in Baden der Vorschlag gemacht worden sei, an die Stelle des mittleren Signalbaumes einen Turm zu bauen. Er hatte richtig vermutet, denn tatsächlich wurden im 19. und 20. Jahrhundert auf der Hornisgrinde einige Türme errichtet.

      Nach Köhlers Besuch hat man auf der höchsten Stelle der Hornisgrinde ein vierseitiges hölzernes Pyramidensignal aufgestellt, das als wichtiger Triangulierungspunkt für die Landesvermessung diente. Das genaue Baujahr war leider nicht mehr festzustellen.

      Bereits 1822 wurde an der Stelle des hölzernen Signals ein 8,5 m hoher quadratischer Steinpfeiler als reines Vermessungsbauwerk errichtet. Weithin sichtbar, konnte er mit den damals schon vorhandenen Instrumenten angepeilt werden.

      Nicht von ungefähr kommt dem Bauwerk aus der Sicht des Karlsruher Landesvermessungsamtes der Rang eines technischen Baudenkmales zu, wurden doch von hier aus einst die Landesvermessungsarbeiten vorgenommen. Als „Triangulierung des Großherzogtums Baden“ ging diese Maßnahme in die Geschichte ein. Steinerner Zeuge aus jenen Tagen ist der trigonometrische Punkt, der auf der Platte des Turmes erhalten blieb.

      Da das Mauerwerk des Turmes für die Messungen nicht mehr genügend stabil war, wurde er im Sommer 1871 durch ein gleich hohes, massives Bauwerk mit steinerner Schutzhütte ersetzt, das an die europäische Gradmesssung angeschlossen wurde. Der Neubau erhielt, dem Zeitgeist entsprechend, den Namen Bismarckturm.

      “Hornisgrinde ist der höchste Berg im nördlichen Schwarzwald und bereits Dreieckspunkt der alten badischen Vermessung. Wegen des sumpfigen Bodens und um über den nahen Wald hinwegsehen zu können war im Jahr 1822 ein quadratischer 2,7 m dicker, 8 Meter hoher massiver Thurm gebaut worden, der sich aber bei einer Untersuchung des Herrn Professor Jordan aus Carlsruhe im Jahre 1869 als zu wenig stabil für genaue Winkelmessungen heraussstellte. Er wurde deshalb abgerissen und unter Leitung des Herrn Jordan in seiner alten Form und Grösse 1871 wieder aufgebaut und in der Mitte ein 1,10 Meter hoher und 0,52 Meter breiter und dicker Sandsteinpfeiler errichtet, dessen Centrum durch einen eingegossenen Messingcylinder bezeichnet und identisch mit dem alten trigono- metrischen Punkte ist. Die Festlegung des Centrums wurde von Herrn Jordan folgendermassen bewirkt. Ausser einem Messingcylinder, genau vertikal unter dem der Pfeileroberfläche, wurden auf dem Thurme unter der ersten Steinschicht noch 4 ähnliche Cylinder in Süd, West, Nord und Ost versenkt, deren Entfernungen respective sind: 1.2890, 1.3695 und 1.2184 Meter. Außerdem wurden unten auf dem Plateau des Berges in denselben Richtungen noch 4 Cylinder in besonderen Funda- mentquadern 0,5 Meter unter dem Boden versenkt, deren Entfernungen vom Pfeilercentrum sind:

      • nach Süd 19.8692 Meter
      • nach West 19.8604 Meter
      • nach Nord 19.9112 Meter
      • nach Ost 19.7591 Meter

      Zum Nullpunkte diente eine weisse Tafel mit schwarzem Centrum. Die Meereshöhe der Pfeileroberfläche ist 1175 Meter.”

      Wenige Jahrzehnte später wurde der Turm mehr und mehr auch für die Wanderer interessant: Besonders Wagemutige bestiegen das Gebäude anfangs über eine Leiter. Für die offizielle Turmbesteigung sorgten schließlich die Vorstandsmitglieder des damals schon existierenden Schwarzwaldvereins Achern um dessen Vorsitzenden Nauwerck, die anno 1892 eine Steiltreppe anbrachten. Wahrscheinlich war den wanderfreudigen Hornisgrindebesuchem auch eine weitere Baumaßnahme zu verdanken, denn alte Aufnahmen zeigen, dass direkt an eine der Turmseiten ein steinerner Anbau erfolgte, der sicherlich als Unterstand gegen die oft heftigen Niederschläge gedacht war. Irgendwann allerdings wurde dieser wieder entfernt.

      Kaum einem Wander- oder Naturfreund dürfte es gefallen haben, dass es nach dem Krieg nicht mehr möglich war, den Signalturm zu besuchen, denn er befand sich innerhalb des Zaunes, den die französischen Besetzer errichtet hatten. Besonders sensibel ging das Militär mit den Bauwerken auf der Hornisgrinde nicht um, was auch für den benachbarten Hornisgrindeturm des Schwarzwaldvereins galt. Mitte der 1990er Jahre zogen die Franzosen, mittlerweile von Besetzern zu Freunden geworden, sich aus der Hornisgrinderegion zurück. Das ehemalige Sperrgebiet ging wieder in das Eigentum des Bundesvermögensamtes über. Dieses sorgte dann in der Folge für die Geländeübergabe an die betroffenen Kommunen. Die alten Gemarkungsgrenzen waren damit wieder hergestellt.

      Noch sind längst nicht alle Spuren getilgt, die während der Zeit der militärischen Nutzung der Hornisgrinde über fast ein halbes Jahrhundert hinweg dem Bergrücken eingekerbt wurden. Schrottreste und auch Bunker werden noch einige Zeit an diese dunkle Phase der Geschichte erinnern.

      Mit der Renovierung des alten Signalturmes wurde nun ein Wahrzeichen aus „alten Zeiten“ saniert. Zu hoffen ist, dass es fortan noch vielen Generationen als Wanderziel oder Aussichtsturm dienen wird. Man würde es sich zu leicht machen, derartige Sanierungsaufgaben allein der öffentlichen Hand zu überlassen, denn Städte und Gemeinden, Landkreise oder gar das Land haben in der Tat vordringlichere Aufgaben. So sah man dies auch seitens des Schwarzwaldvereins Sasbach, als gemeinsam mit dem benachbarten Ottenhöfener Schwarzwaldverein die Initiative zur Renovierung des Turmes ergriffen wurde. Noch in der Amtszeit des mittlerweile zum Ehrenvorsitzenden ernannten Konrad Ernst keimte die Idee, deren Realisierung nun vollendet wurde. Dabei zog auch das Landesdenkmalamt mit und steuerte einen fünfstelligen Zuschuss zu dem Vorhaben bei.

      Am 10. Oktober 2001 fanden nun mit der Unterzeichnung des Nutzungsvertrags durch die Gemeinden Sasbach, Sasbachwalden und dem Schwarzwaldverein Sasbach die Sanierungsarbeiten ihren vorläufigen Schlusspunkt. Mittlerweile haben schon viele Dutzend Wanderer die Möglichkeit genutzt, das historische Bauwerk zu besteigen.

      Etwas unklar ist, weshalb dieser Signalturm im Volksmund auch „Bismarckturm“ genannt wird. Eine der Vermutungen, wie dieser kleine Turm auf dem höchsten Punkt der Homisgrinde zu diesem Namen kam, geht dahin, dass dieser vielleicht als militärischer Wachturm während des deutsch-französischen Krieges (1870/ 71) gedient haben könnte.

      Externe Quellen: Dr. Dr. hc Max Scheifele (in: Auf der Hornisgrinde vor 200 Jahren, Der Schwarzwald, 4/2005)

      Das Rheinische Dreiecksnetz

      Auszug aus “Generalleutnant Johann Jacob Baeyer (Geodätisches Institut Potsdam) und das Rheinische Dreicksnetz 1867/77”:

      In den Jahren 1867 bis 1877 hat Johann Jacob Baeyer (1794-1885), der Gründer der Mitteleuropäischen Gradmessung, das Rheinische Dreiecksnetz von Holland bis in die Schweiz triangulieren lassen, um eine Lücke in der Breitengradmessung von Oslo bis Palermo zu schließen.

      Diese Breitengradmessung zur exakten Bestimmung der Größe und Figur der Erde sollte unter anderem auch dazu dienen, in wie weit die physikalische Figur der Erde von einem Rotationsellipsoid abweicht.

      Auszug aus “Das rheinische Dreiecksnetz, II. Heft, Die Richtungsbeobachtungen”, Publication des Königl. Preuss. Geodätischen Instituts; Berlin 1878:

      Die rheinischen Dreiecke sollten die Verbindung des belgischen mit der hessischen Triangulation im  Interesse der STRUVE’SCHEN Längengradmessung herstellen, dann aber sollten sie als wichtiger  Bestandteil der europäischen Gradmessung das norddeutsche Dreiecksnetz mit dem der Schweiz und  Italiens in Zusammenhang bringen. Ein Vergleich der bereits vorhandenen badischen Dreicksseiten mit denen von TRANCHOT und  ECKHARDT  ergaben unzulässige Differenzen, in Folge dessen die grossherzogliche Regierung die  Ausführung einer neuen Triangulation in Baden für die Zwecke der europäischen Gradmessung in  Erwägung zog. Sie beauftragte im Juni 1868 Prof. WILHELM JORDAN in Gemeinschaft mit PROF. DR.  BAUR, dem königlich württembergischen Commissar, eine Recognoscirung (Erkundung) badischer und  württembergischer Hauptdreieckspunkte vorzunehmen, durch welche eine (…) Haupttriangulation  in Württemberg und Baden vorbereitet werden sollte.

      Die grossherzogliche Regierung begann 1869 mit dem Pfeilerbau. Die Arbeiten wurden vom Krieg 1870 unterbrochen, nach Friedensschluss 1871 aber wieder aufgenommen.

      Die rheinischen Dreicke folgen im allgemeinen dem Laufe des Rheins von der Schweiz bis Holland (…) Das Hauptnetz zählt 35 Punkte, davon liegen 16 in Preussen, 2 im Grossherzogthum Hessen, 3 in der bayerischen Pfalz, 3 in Baden, 2 im Elsass, 4 in Württemberg und 2 in den Niederlanden. Konnten die Beobachtungspfeiler auf natürlichem Boden stehen, so sind es zumeist massive Steinpfeiler (Sandstein, Granit oder Menniger Stein). Sie bestehen aus einem über 2 Meter langen und 5 Decimeter kantigen prismatischen Steinblock, welcher auf einer Steinplatte von 1 Meter im Quadrat ruht, die 1 Meter unter dem Boden vermauert ist. Von aus Backsteinen und Cement gemauerten Pfeilern stehen nur 2 auf natürlichem Boden (…) alle übrigen derartig gebauten Pfeiler gehören Turmstationen an. Ferner waren zwei aus ungleichen Quadern aufgeführte Pfeiler in Gebrauch. Laegern und Hornisgrinde; bei letzterer Station war wegen des sumpfigen Bodens ein massives thurmartiges Fundament für den aus einem Stück bestehenden Pfeiler nöthig. (…) Das Zentrum der Station war auf dem Pfeiler durch ein Bohrloch, ggf. mit Messinghülse, oder einen Kreuzschnitt markiert. Der Theodolit ließ sich direkt auf dem Pfeiler zentrisch aufstellen und für den Beobachter wurde erforderlichenfalls zum bequemen Arbeiten ein Gerüst um den Pfeiler erreichtet.

      Danke an Herrn Prof. Dr. Hans Fröhlich, der die historischen Dokumente freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. In seiner aktuellen Publikation „Von Berg zu Berg – wie Europa vermessen wurde” (Erschienen im Selbstverlag Fröhlich, 2012) führt er den Leser zunächst in die Geschichte der klassischen Erdmessung ein und beschreibt das Lebensbild BAEYERS sowie das Rheinische Dreiecksnetz. Hier geht es zur Webseite von Prof. Dr. Fröhlich.

      St. Märgen-Glashütte

      St. Märgen-Glashütte

      © Wilfried Löffler, St. Märgen

      Mit freundlicher Genehmigung.

      Vielen Dank.

      Die Glashütte ist heutzutage ein Ortsteil von St. Märgen. Bis 1936 war Glashütte und Hinterstraß eine eigenständige Gemeinde unter dem letztgenannten Namen. Dann folgte die Eingemeindung zu St. Märgen.

      Hinterstraß liegt hinter einer sehr alten Verkehrsverbindung, die etwa 700 Jahre lang eine Grenzlinie der Klosterherrschaft St. Peter vom Kapfenberg, Hochwald bis zum Hohlen Graben bildete. Der Name Hinterstraß – so wird es gedeutet oder vermutet – kam deshalb zustande, weil alles was „hinter der Straße“ liegt, also das Kapfenberggebiet, das Steinbachtal mit Schaltkarrendörfle, das Gebiet des ehemaligen Knobelwaldes in die spätere Vogtei Hinterstraß integriert wurde, die damals Eigentum des Klosters St. Peter war.

      Sämtliche Siedler der damaligen Zeit kamen vom Kloster St. Peter, zu deren Siedlungsgebieten übrigens auch die heutigen politischen Gemeinden Waldau, Neukirch und Wildgutach zählten.

      Hinterstraß wurde verhältnismäßig spät, etwa in der Zeit von 1650 bis 1710, nach dem Dreißigjährigen Krieg innerhalb von 60 Jahren besiedelt und dies während ständiger Kriegszeiten. Jahrhunderte hinweg waren, so vermutet man, die Höfe „Steinbachhof“ und „Breitmooshof“ die einzigen im Gebiet Hinterstraß. Hinterstraß erhielt 1743 einen Vogt und wurde damit zu einer Gemeinde.

      Der Knobelwald, aus dessen Gebiet die spätere Glashütte hervor ging, erstreckte sich in der Länge etwa vom Jägerstieg bis hinten an den Wolfsgrat und in der Breite vom Gfällbühl – heute Immenbühl – hinunter über den Bach und hinauf bis an die Redeck. Es war ein urwaldähnlicher dichter, finsterer Wald, in dem auch noch Wolf, Luchs und Bär lebhaft waren.

      Schon im 15. Jahrhundert begannen die Benediktinermönche mit der Besiedlung des Knobelwaldes, um gegen den Wald vorzugehen und ihn zu roden. So entstanden die ersten Glasbläsersiedlungen, zunächst auf den Höhen, dann später unten im Tal.

      Die Gründung der Glashütte liegt um das Jahr 1683, gleichzeitig mit der Gründung der Gasthäuser „Steinbach Hirschen“, sowie „Zum Kreuz“ im Hohlengraben. Initiator der Gewerbeansiedlungen war der damalige Abt Paulus Pastor, um die materielle Lage des Klosters zu verbessern.

      Im Jahre 1685 wurde zwischen den Einwohnern der Glashütte und dem Kloster St. Peter ein Vertrag abgeschlossen, indem alle Rechte und Pflichten der Glashütter verzeichnet waren. Es wurden den Glasbläsern bedeutsame Zugeständnisse gemacht. Die Glasbläserei blühte und Häuschen an Häuschen entstand.

      So manche „Flaschen“, „Buddeln“ und „Gütterle“ wurden aus dem Tal in die weite Welt getragen. Die Namen von vielen Ortschaften und Bauernhöfen, in denen das Wort „Glas“ vorkommt, wie beispielsweise Glashütte, Glashof, Glasberg, Glasträgerhof, erinnern noch heute an die Zeit der Glasbläser aus dem Schwarzwald.

      Als aber der Wald abgeholzt war, zogen die Glasbläser wieder aus und suchten sich andere waldreiche Gebiete. Sie zogen in den Bräunlinger Wald, wo die waldgierigen Glashütter von den Stadtherren mit offenen Armen aufgenommen wurden. Das ganze Bubenbacher Tal wurde ihnen zugesprochen. Durch den neuen Glashüttenbetrieb wurde das Dorf Bubenbach gegründet. In der Glashütte blieben aber zahlreiche Bewohner zurück, die sich einer anderen Tätigkeit widmeten – der Uhrmacherei. Nachdem ein Glasträger aus dem Böhmischen einen solchen Zeitmesser mitbrachte, ließ es den Tüftlern keine Ruhe, dieses Ding zu vervollständigen. So ist auf dem Glashof bei Waldau die erste Schwarzwalduhr entstanden. Und wieder zogen die Träger in die Welt hinaus. Dieses Mal waren es keine Glaswaren, sondern Schwarzwalduhren. Die Schwarzwalduhrenindustrie entstand aber nicht an ihrer Wiege, sondern in verkehrstechnisch günstigeren Orten.

      In der Blütezeit der Uhrmacherei, etwa um 1811, vereinigten sich die bisherigen Vogteien Hinterstraß und Glashütte und bildeten nun die Gemeinde der Vogtei Hinterstraß, unter einem gemeinsamen Vogt. Den Titel Bürgermeister gab es damals noch nicht. Im Jahr 1836 hatte Hinterstraß mit Glashütte 405 Einwohner. Die Gemeinde Hinterstraß hatte etwa 120 Jahre Bestand. In der folgenden Zeit wanderten zahlreiche Glashütter aus und brachten durch ihre Unternehmensfreude, aber auch durch ihre Zähigkeit, zu Wohlstand.

      Diejenigen aber, die am elterlichen Boden festhielten, hatten in einer armen Gegend einen zähen Lebenskampf zu führen. Sie flochten Spankörbe, schnitzten Uhrenschilder, formten Uhrenkästen oder wurden Holzhauer beim Forstamt, das inzwischen die verwaisten Gütchen erwarb. Die Gemeinde konnte nicht viel unternehmen. Sie hatten kein Geld, brauchte aber zum Glück auch keine großen öffentlichen Ausgaben zu tätigen, denn eine zentrale Wasserversorgung und -entsorgung war nicht möglich, eine eigene Pfarrkirche (außer der kleinen Kapelle) besaß sie nicht, elektrischen Strom produzierte meist jeder selbst, große Straßenbauten standen nicht an. Dann kam das Jahr 1935, das letzte Jahr dieser historischen Gemeinde. Sie fiel der ersten Gemeindereform zum Opfer. Ab 1936 wurde die politische Gemeinde Hinterstraß aufgelöst und in die Gemeinde St. Märgen integriert. Das war sicherlich zunächst eine schwere Aufgabe, sich gegenseitig zu tolerieren, zu achten und miteinander in einem größeren Gemeinwesen zu leben. Eine Lenkung in gute Bahnen gelang.

      Die Verdienstmöglichkeiten in dem kleinen Örtchen Glashütte waren bis in die Gegenwart sehr bescheiden. Dank der Motorisierung hat sich die Lage in den letzten Jahrzehnten doch verbessert. Die Möglichkeit besteht, in den umliegenden Orten Berufe auszuüben oder zur Schule zu gehen.

      Durch schlechte oder erschwerte Baumöglichkeiten in der Glashütte ist ein Großteil der jüngeren Generation immer wieder gezwungen auszuziehen und sich auswärts niederzulassen. In früheren Jahrzehnten betrieb fast jeder Bewohner, der ein kleines Anwesen hatte, einen landwirtschaftlichen Nebenerwerb. Unter mühevollen Bedingungen an Steillagen musste gearbeitet werden. Daher ist es nicht außergewöhnlich, dass die Zahl der „Bodenständigen“ immer weiter zurückgeht.

      Heute sind es nur noch wenige, die einen sogenannten „Nebenerwerb“ ausüben. Tatsache ist, dass es eine „Nebenausgabe“ ist, die zur Offenhaltung der Landschaft dient.

      So bleibt zum Schluss dieser kleinen Ortsgeschichte nur der Wunsch und die Hoffnung, dass es immer wieder einige bodenständige Leute gibt, die wenigstens einen Teil der Landschaft offenhalten, damit das schöne und kleine Tal nicht der totalen Wildnis zum Opfer fällt.

      Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Heinrich Fehrenbach, St. Märgen. VIELEN DANK.

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