Erdölförderung in Weingarten (Baden)
Erdölfund im Bronnloch
Die Erkundungsbohrung der Firma Rhein Petroleum hat tatsächlich im Gewann Bronnloch zum Erfolg geführt. In den porösen Sandsteinen der Pechelbronner Schichten wurde Erdöl in wirtschaftlich lohnendem Umfang gefunden.
Rückblick auf 2019
Im Frühsommer 2019 wurde im nördlichen Teil der Gemarkung Weingarten zwischen Baggersee und der Bundesstraße 3 ein Bohrplatz eingerichtet. Auf dem Fußballfeld großen Bohrplatz kam eine rund 39 Meter hohe Bohranlage zum Einsatz. Nach 50 Meter senkrechter Bohrung in die Tiefe wurde die Bohrung abgelenkt, um diejenigen Schichten im Unteren Tertiär zu erreichen, die aufgrund umfangreicher seismischer Untersuchungen als vielversprechend definiert wurden. Rund 150 Meter pro Tag schritt die Bohrung voran. Abgedichtet wurde die Bohrung abschnittsweise mit mehreren teleskopartig ineinander gelegten Rohren.
Der Fördervorgang
Ein Prospekt, der in einem Briefkastenbehälter an der Zaunanlage zum Mitnehmen angeboten wird, erklärt die Vorgehensweise in Kurzform:
Die Förderung erfolgt durch Pumpen, keinesfalls durch Fracking. Das Erdöl befindet sich nicht in einem unterirdischen „Erdölsee“, der leer gepumpt werden könnte, sondern steckt in den feinen Poren von Speichergesteinen, hier porösen und durchlässigen Sandsteinen. Für eine Förderung wird in das bestehende Bohrloch ein Förderstrang von wenigen Zentimeter Durchmesser eingebaut. Über diesen gelangt das Öl an die Oberfläche. Dies geschieht aufgrund des natürlichen Drucks und des Aufwärtsdrangs des Öls entweder von alleine oder durch eine Förderpumpe. Daher entstehen keine Hohlräume. Senkungen oder Hebungen des Erdreichs sind damit ausgeschlossen.
Mehrwöchige Testförderung
Im Juli 2019 war das Bohrziel, die Pechelbronner Schichten, erreicht. Unmittelbar an die Probebohrung schloss sich eine mehrwöchige Testförderung an, die im September 2019 beendet wurde. Nun wurden zahlreiche Daten zur Ergiebigkeit der Ölreserven, zur Qualität des Öls und zur Entwicklung des Lagerstättendrucks erhoben. Letzteres bedeutet, dass wenn Öl gefördert wird, es auch wieder nachfließen muss.
Das Ergebnis aus den Auswertungen der Testförderung war: Die Wirtschaftlichkeit des Ölfundes ist gegeben und es wird eine wirtschaftliche Förderung des heimischen Rohstoffs angestrebt.
Information und Transparenz
Die Firma legt großen Wert auf Transparenz und Information der Bevölkerung. Diese war gegeben durch einen Informationscontainer auf dem Gelände, eine Präsenzveranstaltung in der Mineralix-Arena, während der Geschäftsführer Carsten Reinhold und sein Stellvertreter Guido Vero den Besuchern Rede und Antwort standen, und im Mittelpunkt gut besuchte Führungen über den Bohrplatz mit Erläuterungen der aktuellen Vorgänge.
Deutlich unterstreicht die Firma Rhein Petroleum ihre Vorkehrungen im Rahmen des bergrechtlichen Betriebsplan- und Wasserrechtsverfahren. Die Gemeinden, die Wasser-, Umwelt- und Naturschutzbehörde des Landratsamtes Karlsruhe wurden in das Verfahren einbezogen, die Stellungnahmen der Behörden, regionalen Naturschutzverbände und –gruppen, des regionalen Wasserversorgers sowie der Gemeinde Weingarten und der Stadt Bruchsal flossen in die Nebenbestimmungen der Betriebsplanzulassung ein, die von Rhein Petroleum entsprechend umgesetzt werden. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung sei dem Verfahren vorausgegangen. Außerdem hat sich die Firma freiwillig zu einem Grundwassermonitoring verpflichtet.
Wie geht es weiter?
Die Anlage im Bronnloch ist mittlerweile abgebaut und auf dem Gelände ist nur noch der fest verschlossene Bohrabschlusskopf und ein Aufenthalts-Container verblieben. Im Bohrloch befinden sich Sensoren, die weitere Daten über die Lagerstätte sammeln.
In den kommenden Wochen wird entschieden, wie konkret weitergemacht wird. Dies geschieht in Form eines neuen bergrechtlichen Genehmigungsverfahrens und in Abstimmung mit den Gemeinden sowie allen Trägern öffentlicher Belange. Wenn Öl gefördert wird, ist geplant, die Produktionsanlage südlich des Gewanns Bronnloch, etwa auf Höhe des Betriebsgebäudes der Kieswerks Mineralix, zu installieren. Das Öl würde von dort aus per Tanklastwagen zur Raffinerie nach Karlsruhe transportiert. Im Winter 2021/22 hofft die Firma auf die Genehmigung. 20 Millionen Euro ist für die erste Testphase veranschlagt. Bis tatsächlich die Förderung beginnt, könnten bis zu fünf Jahre vergehen. Zeigt sich das Ölvorkommen tatsächlich als langfristig ergiebig, könnte sich die Förderung auf einen Zeitraum von zehn bis 20 Jahre erstrecken.
Süßes Erdöl
Das heimische Erdöl aus dem Oberrheingraben weist eine sehr gute Qualität auf. In der Fachsprache wird es als „süßes und leichtes Erdöl“ bezeichnet, was bedeutet, dass es schwefelarm und reich an wertvollen Inhaltsstoffen ist. Dies macht es zu einem wichtigen Rohstoff für die industrielle Weiterverarbeitung für Medikamente, Kosmetik oder Kunststoffe.
Textquelle: Webseite „Stadt Weingarten“, Artikel vom 28.01.2021