Erzvorkommen in Bleibach, Simonswald und Kollnau

Hammerschmieden und Eisenhämmer entstanden ab dem späten Mittelalter überwiegend in den Regionen mit reichem Erzvorkommen wie Erzgebirge, Harz, Thüringer Wald oder Vogelsberg, am Rand der Fränkischen und Schwäbischen Alb sowie entlang der Bayerischen und der Österreichischen Eisenstraße (letztere sind vom Tourismus geprägte neue Bezeichnungen historischer Erz- und Eisentransportwege). Neben den Erzvorkommen waren auch ausreichend Wälder für die Gewinnung großer Mengen Holzkohle notwendig. Für den Standort war selbstverständlich das Vorhandensein ausreichender Wasserkraft entscheidend.

Die urkundlichen Nachweise über Erzvorkommen und Bergbau am Westrand des Schwarzwaldes gehen bis in das 11. Jahrhundert zurück. Vom 13. bis ins 16. Jahrhundert zählte das Gebiet des Schwarzwaldes (etwa mit den Gruben von Todtnau, Schauinsland und Maßmünster) zu den wichtigsten Bergbauregionen im deutschen Raum. Die Wirtschaftskraft der Stadt Freiburg im Mittelalter basierte wesentlich auf dem Silberbergbau. In Hammerschmieden wurden jedoch Eisenerze verarbeitet. Diese wurden seit der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert zunächst in den Eisenschmelzwerken zu sogenannten Stücken aufbereitet. Der Antrieb des Ofengebläses erfolgte durch ein von Wasserkraft angetriebenes Triebrad (auch Wasser- oder Mühlrad genannt). Entsprechend mussten die Eisenverhüttungswerke abseits der Erzgewinnungsstätten in der Nähe eines Fließgewässers errichtet werden. Das Ausschmieden der nach dem Erstarren erneut im Holzkohlefeuer erhitzten schweren Stücke erfolgte in Hammerwerken, die ebenfalls durch ein Wasserrad angetrieben wurden. Die Arbeit in derartigen Eisenverhüttungswerken hat Friedrich Schiller in seiner Ballade „Der Gang nach dem eisernen Hammer“ eindrucksvoll poetisch umschrieben:

{

Des Wassers und des Feuers Kraft, verbündet sieht man hier.

Das Mühlrad, von der Flut gerafft, umwälzt sich für und für.

Die Werke klappern Nacht und Tag, im Takte pocht der Hämmer Schlag.

Und bildsam von den mächtgen Streichen, muss selbst das Eisen sich erweichen.

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Friedrich Schiller
Dichter
aus: "Der Gang nach dem eisernen Hammer"

Die Standorte der markgräflichen und vorderösterreichischen Eisenschmelzwerke konzentrierten sich überwiegend am Hochrhein, im Bereich des südlichen Breisgaus und im Hauensteiner Albtal im Grenzgebiet zur Schweiz in den Orten Hausen im Wiesental, Kandern und Badenweiler-Oberweiler bzw. Säckingen, Murg, Wehr, Laufenburg, Albruck und St. Blasien. Der nördliche Breisgau wurde überwiegend vom Eisenwerk in Kollnau versorgt. Die Fürstenberger besaßen Eisenwerke in Hammereisenbach und Hausach im Kinzigtal. Mit dem Dreißigjährigen Krieg kam der Bergbau am Schwarzwald zunächst vollständig zum Erliegen. Im Verlauf des 18. Jahrhundert wurden von den Markgrafen von Baden verschiedentlich Versuche unternommen, den Bergbau wiederzubeleben, doch erlangte er keine sonderliche Bedeutung mehr. Als der Bergbau in Baden in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts einen besorgniserregenden Rückgang verzeichnete, versuchte man 1828 mit einem Gesetz über Prämien zur Förderung des Bergbaus gegenzusteuern. Erfolglos: Die Eisenerzverhüttung rentierte sich aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Die mit Holz aus dem Schwarzwald betriebenen Schmelzwerke waren gegenüber den mit billiger Steinkohle betriebenen Werken in den Kohlenbergbauregionen nicht mehr konkurrenzfähig. Die wassergetriebenen Eisenverhüttungsanlagen an den Flussläufen, deren Bauweise und Arbeitsprinzipien sich vom 14./15. Jahrhundert bis in das 19. Jahrhundert kaum verändert hatten, wurden mit dem Durchbruch des Dampfhammers und dessen zunehmenden Einsatz in den großen Industrierevieren bis zu Mitte des 19. Jahrhunderts unrentabel und nach und nach geschlossen. 1866 schloss das Eisenwerk in Albruck, 1874 jenes in Kandern. „Der Bau der Eisenbahn und das Verschwinden des territorialen Zollschutzes der deutschen Länder entzogen dem badischen Bergbau die Grundlagen der Wettbewerbsfähigkeit.“ (Stiefel Bd. 2, S. 1817f). Die Standorte der Eisenhütten waren durch den zunehmenden Einsatz von Dampfenergie nicht länger abhängig vom Wasser, sondern orientierten sich an neuen und gut frequentierten, technisch aufgerüsteten Verkehrswegen.

Während so die Eisenbereitung am Schwarzwald in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts ihren Niedergang erlebte und im 3. Viertel des 19. Jahrhunderts völlig zum Erliegen kam, blühte infolge erhöhter Nachfrage die Eisenbearbeitung bzw. Eisenverarbeitung in den Hammerschmieden am Schwarzwald, welche kleinere Eisenwerkzeuge aller Art produzierten, auf. Es gab ausreichend Wasseradern mit entsprechendem Gefälle, von denen sich leicht Kanäle für den Antrieb eines kleinen Hammerwerks über Wasserkraft abzweigen ließen. Im Gegensatz zu den Schmelzöfen reichten für die Befeuerung der Esse die Holzvorkommen des Schwarzwaldes noch aus – die Preise hierfür stiegen zwar kontinuierlich, doch ging man auch dort zur Steinkohlenfeuerung über. So entstanden an den kleinen Nebenflüssen des Rheins zwischen Schwarzwald und Oberrheintal im 19. Jahrhundert einige Hammerwerke, die insbesondere für die Herstellung von Gerätschäften für das regionale Handwerk und die regionale Landwirtschaft produzierten. Dass hierfür z.T. sehr weite Transporte des Rohmaterials notwendig waren, stellte im Rahmen eines stetigen Ausbaus des Eisenbahnnetzes im Verlauf des 19. Jahrhunderts kein Problem mehr dar. Zwar wurde die Elztalbahn erst Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, doch war der erste Abschnitt der Oberrheinbahnstrecke zwischen Mannheim und Heidelberg bereits 1840 in Betrieb genommen worden. Die Badische Hauptbahn bzw. Rheintalbahn von Mannheim über Basel nach Konstanz wurde 1863 vollendet und die Verbindung zum mittelrheinischen Bahnnetz durch das Schließen der bisherigen Lücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen 1867 hergestellt. Damit waren die Regionen entlang der Rheinschiene miteinander verbunden und der Austausch von Rohstoffen, etwa auch Erze aus dem Ruhrgebiet, über die Eisenbahnstrecke ermöglicht. Über die an dieser Strecke gelegenen Bahnstationen Kenzingen und Herbolzheim konnten die Eisenhalbzeuge für das Hammerwerk im Muckental das ganze Jahr über unkompliziert angeliefert werden. Der Ausbau der Bleichtalstraße von Bleichheim nach Ottoschwanden und Schweighausen nach dem Zweiten Weltkrieg steigerte die Geschäftstätigkeit. Die Hammerschmiede wurde aber schon früher zu einer beliebten Etappenstation und übernahm nach dem Ersten Weltkrieg als „Gasthaus zum Waldhorn“ die Beherbergungstradition des Gasthauses „ Zum Kreuz“. 

Textquellen

Webseite „Schmiedezunft Landkreis Emmendingen“

Mit freundlicher Genehmigung von Herrn U. Feißt, 28.09.2022. VIELEN DANK.