© Roland Gänßler, Christophstal
Mit freundlicher Genehmigung.
Vielen Dank.
Das Christophstal unterhalb von Freudenstadt war auf Geheiß des Stadtgründers Herzog Friedrich wegen der Silberfunde zum Zentrum des württembergischen Metallindustrie ausgebaut worden. Hier lebten über Jahrhunderte Laboranten, Bergknappen und Handwerker. Eisen- und Sägewerke, Walken und Mühlen drängten sich ans Ufer des Forbaches. Die Wasserkraft des Forbaches wurde zum Antrieb der Maschinen genutzt. Zahlreiche Relikte aus den letzten Jahrhunderten zeugen von der damaligen Betriebssamkeit im Christophstal.
… Soweit der Flyer mit dem Wegverlauf, der sich so auch in der Broschüre „laufen. lachen. entdecken – 45 Pfade erleben“ des Landratsamtes wiederfindet.
Wir verlassen den Marktplatz zwischen dem Kaufhaus Wagner und der Polizei und gehen geradeaus zu den Adler-Terrassen, wo wir bereits einen Blick ins Tal werfen können. Unser Weg führt links die alte Straße hinunter, bis wir zu einer Treppe kommen, der wir abwärts folgen. Dort finden wir die ersten Hinweisschilder.
Links haben wir die Tuchfabrik Hoyler. Ursprünglich stand hier der Obere Großhammer, der sich aus einer Eisenschmiede entwickelte, die von Heinrich Schickhardt geplant wurde. Ca 250 Jahre lang wurde hier Eisen verarbeitet, bis die Schmiedehämmer verstummten und die -feuer erloschen. Danach zog die Textilfabrik Hoyler hier ein, die Weltgeltung errang. Heute verfällt das Gebäude leider langsam vor sich hin.
Rechts von der Textilfabrik steht ein Wohnhaus, in dem die Forstamtsdiener wohnten daneben das Gasthof „Zum Bad“. Dazwischen stand ein Gebäude, in dem sich das Christophstaler Gefängnis befand. An dieser Stelle stand ursprünglich eine Messingfaktorei, die aus dem Kupfer, das hier gefördert – und aus anderen Gegenden angekauft – wurde verarbeitete und vertrieb. Nachdem die Messingherstellung eingestellt wurde, wurden die alten Gebäude abgerissen und ersetzt.
Erst war hier die Verwaltung des Eisenwerkes Christophstal untergebracht, dann folgte die Forstverwaltung, bis 1862 das Haus in private Hände gelangte. Jakob Wälde richtete dort eine Badeanstalt mit Restauration ein. Heute wird nur noch das Gasthaus betrieben.
Unser Weg führt nach rechts, wo wir schnell auf die Feilenhauerei Bührle stoßen, die heute leider nicht mehr in betrieb ist. Sie war eine der letzten Feilenhauereien in Deutschland, wo Feilen noch manuell hergestellt wurden. Zwischen 1622 und 1628 wurden hier Münzen geprägt, Anfangs solche aus der Kipper- und Wipperzeit, einer Zeit, in der den Münzen viel unedles Material zugesetzt wurde, dann aber reguläre, die den Vorschriften entsprachen. Später wurde das Gebäude als Zainhammer genutzt.
Beim Durchgang zwischen der Feilenhauerei und dem Wohnhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite sehen wir rechts einen Hangkeller, auf dessen Türsturz die Jahreszahl 1664 eingemeißelt ist – ein Hinweis auf das Alter des Kellers.
Der Weg führt weiter die Straße hinab. In der Nähe der Feilenhauerei steht ein Hinweisschild an einem Wohngrundstück. das Schild verweist auf einen Streckhammer, der dort gestanden hat. Erbaut wurde das ursprüngliche Gebäude 1612 als Drahtmühle nach der Planung von Heinrich Schickhardt. Hier wurde die Wasserkraft genutzt, um Eisenstäbe durch Locheisen zu ziehen und dadurch den Durchmesser zu verringern. Das Ergebnis war ein Draht, bei dem die Spuren der Ziehzangen noch zu sehen waren. Später wurde das Gebäude als Schmiede verwendet, bis es zu einer Sägemühle ausgebaut wurde. Der jetzige Eigentümer hat die Sägemühle gekauft und abgerissen. An der Stelle steht heute sein Wohnhaus.
Weiter talabwärts folgen einige kleinere Häuser, von denen eines auf den ersten Blick ziemlich alt erscheint. In solchen Häusern wohnten die Beschäftigten der Schmieden hier im Tal. Doch es gab auch größere Wohngebäude, wie das Haus , zu dem wir jetzt kommen. Das Hinweisschild erklärt uns, was es mit diesem Gebäude auf sich hat: Es wurde 1790 von der damaligen Eisenmanufaktur gebaut, um dort Laboranten unterzubringen, war also ein Laborantenhaus.
Mit Laboranten wurden die Arbeiter bezeichnet, die in den Schmieden arbeiteten. Das Schild behauptet zwar, daß dieses das letzte wäre, welches im Christophstal stände, doch stehen zwei weitere große – jüngere – Laborantenhäuser im unteren Tal, zwei weitere im Friedrichstal, das früher zum Christophstal gehörte.
In der Nähe des Laborantenhauses steht auf der gegenüberliegenden Talseite ein Hinweisschild an einer Toreinfahrt zu einer brachliegenden Fläche. Hier stand ursprünglich ein Kupferhammer, in dem Kupfer verarbeitet wurde. Nachdem die Kupferherstellung eingestellt wurde – das meiste Kupfer wurde zugekauft – wurde der Kupferhammer in einen Pfannenhammer umgebaut, den Oberen Pfannenhammer. Weiter unten im Tal gab es einen weiteren. Beide Pfannenhammer stellten schmiedeeiserne Pfannen her. Für den Haushalt, aber auch für Salzsieder und ähnliche Anwendungen.
Nachdem der Betrieb des Hammers eingestellt wurde, siedelten sich hier andere Betriebe an – Textilindustrie und später die Firma Bürkle, die hier ihren Ursprung hat. Sie war die letzte Firma, die auf diesem Grundstück produzierte, bis sie auf ein neues, größeres Gelände im Osten der Stadt Freudenstadt zog.
Unser Weg geht am Haus Votteler mit dem kleinen malerischen Fachwerkhäuschen – einer alten Mühle – und der Walke vorbei zu den Forellenteichen. An der Walke wurde von Freudenstädter Webern das Tuch gewalkt, das sie herstellten. Vorher war dahinter der Eingang zum Dorothea-Stollen, einem der Gruben hier im Tal.
Von den Fischteichen aus sehen wir schon den Eingang des Dorothea-Untersuchungsstollens, mit dem die Firma Sachtleben erkundete, ob sich der Abbau von Schwerspat lohnen würde. Er ist der letzte betriebsbereite Stollen im Tal. Beim Vortrieb stießman auf den alten Doprothea-Stollen und stellte fest, das dort die Verzimmerung des Stollens noch in Ordnung war.
Unterhalb der Fischteiche verlassen wir die Straße und biegen links ab. Am Eingangstor des Grubengeländes sehen wir ein weiteres Hinweisschild des Wanderweges. Es weist zum einen auf die Grube Sachtleben – den Dorothea-Untersuchungsstollen – hin, aber auch auf die Kupfer- oder Silberschmelze, die auf der anderen Wegseite stand.
In dieser Schmelze – und einer weiteren Am oberen Ende des Tales wurde das Erz, das hier gefördert wurde, verhüttet, um an die Metalle wie Kupfer, Eisen und Silber zu kommen. Heute fließt der Forbach an der Stelle, wo einst die Schmelze stand. Der Bach ist dort um 1903 herum begradigt worden, was auch an einem kleinen, ausgemauerten Graben erkannt werden kann, der mitten in der Wiese endet. Hier begann der Mühlkanal des Unteren Pfannenhammers. Wir überqueren die Brücke und folgen dem Weg hangaufwärts., bis wir zum Talsträßle kommen. Ein Hinweisschild informiert uns über den Bergbau hier im Tal, dem wir schon begegnet sind.
Wir folgen dem Talsträßle talaufwärts und kommen wieder an der Tuchfabrik vorbei. Kurzs danach sehen wir auf der rechten Seite das Bärenschlössle mit seinem Treppengiebel. 1627 wurde es von Peter Stein, dem damaligen Generalfaktor des Tales erbaut – vermutlich an Stelle des Bergverweshauses, das damals hier gestanden haben soll. Später wurde es als Bauernhaus genutzt bis ein Restaurant dort einzog. Beim Bärenschlössle befindet sich auch ein Wildgehege, in dem Rotwild gehalten wird.
Den Parkplatz überqueren wir und gehen zu dem blau gestrichenen Haus. Dieses Gebäude war ursprünglich die Vordere Mühle, in der Getreide gemahlen wurde. Später zog hier eine Seidenweberei ein, für die das Haus grundlegend umgebaut wurde. Heute beherbergt das Gebäude die Galerie Christophstal.
Wir folgen der Christophsstraße abwärts. An dem Haus an der Einmündung auf die Talstraße weist uns ein Hinweisschild des Weges darauf hin, daß es sich bei dem Gebäude um die frühere Talwirtschaft „Zum großen Christoph“ handelt, die bereits 1580 erwähnt wird. Allerdings stnd sie damals wohl auf der anderen Straßenseite. Nach einem Brand wurde sie an der jetzigen Stelle errcihtet. Heute dient sie nur noch als Wohnhaus.
Auf der anderen Straßenseite weist ein Hinweisschild auf den Christophsstollen hin, der am stadtseitigen Hang des Tales in den Berg getrieben wurde. nach ihm hat das Christophstal seinen Namen. Dieser Stollen war mit 600m einer der längsten des Tales.
Wir biegen nach rechts in die Talstraße ein und folgen ihr wenige Meter bis rechts die Alte Kniebissteige abzweigt. Sie ist ein Teil des alten Schwabenweges, der Tübingen mit Straßburg verbindet. Dieser Weg ist sicher seit dem 12. Jahrhundert bekannt, wie alte Spuren zeigen. Einige römische Funde in Freudenstadt und Dornstetten lassen die Vermutung, daß es sich um einen alten römischen Weg handelt, nicht völlig abwegig erscheinen.
Etwas weiter talaufwärts steht das Haus Greising, daß als Lohmühle erbaut worden ist. Später wurde hier eine Messerschmiede eingerichtet, in der unter anderem Strohmesser gefertigt wurden, mit denen Bauern im Winter das Futter ihres Viehs portionierten. Später übernahm die Familie Greising das Gebäude und betrieb bis 18948 eine Schindelfabrik. Abgesehen vom Wohnteil wurde das Haus in den letzten Jahren abgerissen.
Die letzte Station des Weges ist die Haas’sche Mühle, die noch ein kurzes Stück talaufwärts an einer Forbachbrücke steht. Erbaut wurde sie vermutlich als Drahtmühle, wurde aber schon bald genutzt, um Waffen und Waffenteile zu fertigen. Später wurde sie als Walk- und Mahlmühle genutzt, aber 1808 wieder zur Herstellung von Waffenteilen eingesetzt. Nach einem Brand 1811 in einem der Nachbargebäuden, die zu der Fertigung gehörten, zog die Waffenproduktion nach Oberndorf am Neckar um und wurde dort die Keimzelle der Waffenfabrik Mauser.
Unser Weg führt uns noch ein Stück talaufwärts, bis er links von der Straße abzweigt und den Hang hoch zurück zum Marktplatz führt.
Infomaterialien
Freudenstadt
Wasserleben – keine Infomaterialien vorhanden!
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