Im Fokus: Radon

Radon ist ein radioaktives Edelgas, das überall vorkommt. Es ist

unsichtbar

geruchlos

geschmacklos

Radon entsteht beim Zerfall von Uran, das natürlich im Boden vorhanden ist. Da Radon ein Gas ist, kann es sich leicht gelöst in Wasser oder mit der Luft im Boden ausbreiten. So gelangt Radon ins Freie und kann in Gebäude eindringen.

Im Freien verdünnt sich Radon schnell mit der Außenluft. Die Radonkonzentration in der Umgebungsluft ist daher meist niedrig. In Innenräumen ist die Verdünnung geringer. Hier kann die Radonkonzentration höher sein.

Informationen
Historisches

Um 1500 starben viele Bergarbeiter im Erzgebirge früh an einer Lungenkrankheit.

1879 erkannte man, dass es sich bei der „Bergsucht“ oder „Schneeberger Krankheit“ um Lungenkrebs handelt.

1899 entdeckt der neuseeländische Physiker Ernest Rutherford das radioaktive Radon.

Die Zusammenhänge zwischen der Radonkonzentration und dem Auftreten von Lungenkrebs wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erkannt und in zahlreichen Bergarbeiterstudien untersucht.

Radonisotope

Das schwerste aller natürlich vorkommenden Edelgase verfügt über insgesamt 36 Isotope, (Atomarten), die von Radon-229 bis Radon-193 reichen.

Alle Radonisotope sind radioaktiv, jedoch werden nur 3 von 34 konstant natürlich gebildet.

In der Uran-238-Zerfallsreihe entsteht das langlebigste der Radonisotope, Radon-222 mit einer Halbwertszeit von 3,82 Tagen. Radon-222 ist durch seine, im Vergleich zu den anderen Isotopen, lange Halbwertszeit der meistgenutzte Markierungsstoff (Tracer) für geologische aber auch für biochemische Fragestellungen.

In der Thorium-232-Zerfallsreihe entsteht Radon-220. Dieses Radonisotop wird wegen seines Mutternuklides Thoron genannt und weist eine Halbwertszeit von 55,6 Sekunden auf.

In der Uran-235-Zerfallsreihe entsteht Radon-219 mit einer Halbwertszeit von 3,96 Sekunden. Auf Grund seiner Bildung in der Uran-Actinium- Zerfallsreihe wird es Actinon genannt.

Eigenschaften

Es hat keine Farbe, riecht nicht und man kann es auch nicht schmecken. Weil es ein sogenanntes Edelgas ist, bindet es sich nicht an andere Stoffe. Und es hat noch eine besondere Eigenschaft: Radon ist radioaktiv.

Das bedeutet, dass die Atomkerne des Gases instabil sind und daher zerfallen. Beim Zerfall entstehen sogenannte Folgeprodukte (auch: „Zerfallsprodukte“). In der Luft binden sich diese Radon-Folgeprodukte an Schwebeteilchen wie zum Beispiel Staub. Gelangt der Staub beim Einatmen in die Lunge, lagern sich die Folgeprodukte am Lungengewebe an. Die Radon-Folgeprodukte sind genau wie Radon radioaktiv.

Radioaktive Elemente senden energiereiche Strahlung aus. Diese kann andere Elemente und Moleküle verändern. Trifft die Strahlung auf die DNA einer menschlichen Zelle, kann das Erbgut der Zelle geschädigt werden. In der Folge kann eine Tumorzelle entstehen.

Wenn sich Radon in der Raumluft befindet, müssen wir uns um die Zellen unserer Haut jedoch keine Sorgen machen. Die Strahlung von Radon reicht nicht sehr weit und durchdringt nur die oberste Zellschicht. Da Haut sich ständig erneuert, besteht diese Schicht aus bereits abgestorbenem Zellmaterial.

Anders sieht es aus, wenn wir Radon mit der Atemluft einatmen. Dann gelangt das radioaktive Gas mit seinen Folgeprodukten in die Lunge. Dort kann die Strahlung das Erbgut lebender Zellen der Lungenoberfläche schädigen. Daraus kann Lungenkrebs entstehen.

Entstehung

Radon wird dauerhaft in Gesteinen und Böden, die über einen Anteil an radioaktiven Elementen wie Uran und Thorium verfügen, gebildet. Im Prinzip stellen dabei alle Gesteine und Böden natürliche Radonquellen dar, da diese in unterschiedlichen Konzentrationen Uran und Radium enthalten.

Gute Radonlieferanten sind alte magmatische Gesteine, wie Granite oder Rhyolithe. Bei den Mineralen haben beispielsweise Apatit, Zirkon und Monazit Uran eingelagert.

Verteilung in Deutschland

Wieviel Radon im Boden, in der Luft und in Innenräumen vorkommt, ist in Deutschland regional unterschiedlich.

In der norddeutschen Tiefebene sind die Radon-Konzentrationen meist niedrig; in den meisten Mittelgebirgen, im Alpenvorland und in Gegenden mit Gesteinsmoränen der letzten Eiszeit eher höher.

Vom Boden in die Luft

Der Weg vom Bildungsort bis in die freie Atmosphäre erfolgt in mehreren Schritten.

Emanation und Migration im Boden

Das Austreten von Radon aus dem Kristallgitter von Mineralien der Gesteine in den Porenraum des Bodens wird als Emanation bezeichnet und meint damit die Freisetzung von Gas aus zumeist festen Ausgangsverbindungen.

Die Bewegung von Radongas entlang von Rissen und Kapillaren sowie zwischen den Poren der Böden heißt Migration und erfolgt diffusiv durch den Ausgleich von Konzentrationsunterschieden oder durch advektiven Strömungstransport mit anderen Bodenfluiden.

Exhalation in die Atmosphäre 

Da Radon-222 mit ca. 3,8 Tagen die längste Halbwertszeit vorweist, hat es auch die größte Migrationsweite und kann so bis in die obersten Bodenschichten vordringen. Hier entweicht es dann in die bodennahen Luftschichten der Atmosphäre. Dieser Prozess wird als Exhalation bezeichnet.

Wieviel Radon aus dem Untergrund freigesetzt wird, wird auch durch Witterungsfaktoren beeinflusst: Die Radon-Exhalation aus dem Boden sinkt bei

  • Niederschlag,
  • einer Schneedecke,
  • Bodenfrost und
  • steigendem Luftdruck

und steigt bei

  • starkem Wind und
  • hohen Lufttemperaturen.
Kontakt mit Radon

Radonexposition

In Deutschland beläuft sich die durch Radonexposition verursachte durchschnittliche Dosis auf 1,1 Millisievert pro Jahr (Bundesamt für Strahlenschutz 2016), was mehr als 50% der mittleren natürlichen Strahlung entspricht, der wir auf der Erde ausgesetzt sind.


Radon im Freien

In der freien Atmosphärenluft verdünnt sich die Radongaskonzentration sehr schnell. Im Durchschnitt liegt die Radonkonzentration im Freien in Deutschland bei einem bis 30 Becquerel pro Kubikmeter Luft.

Das Einatmen von Radon im Freien führt zu einer relativ geringen Strahlenbelastung von 0,1 Millisievert pro Jahr, die als Teil der natürlichen Strahlenbelastung unvermeidlich ist.

Radon in Gebäuden

Radon kann aus dem Boden in Häuser eindringen. Sind die Räume im Keller- oder Erdgeschoss schlecht belüftet, kann es sich dort anreichern.

Die Radonkonzentration in Innenräumen liegt in Deutschland im Durchschnitt bei rund 50 Becquerel pro Kubikmeter Luft.

In Gebieten mit erhöhten Radongehalten können die Konzentration in Gebäuden bei einigen hundert bis wenigen tausend Becquerel liegen.

Radon in Baumaterialien

In jedem Baumaterial aus natürlichem Gestein ist – abhängig von seiner geologischen Herkunft – ein natürlicher Anteil an Uran und Radium enthalten.

Zerfallen Uran und Radium, entstehen Radon und seine Folgeprodukte und werden aus dem Baumaterial ins Gebäude freigesetzt. Messungen des BfS belegen, dass Baustoffe wenig zur Radon-Konzentration von Aufenthaltsräumen beitragen.

Radon im Trinkwasser

Radon befindet sich nicht nur in der Bodenluft, sondern löst sich auch im Grundwasser. Bei der Trinkwasseraufbereitung gast der größte Teil wieder in die Luft aus. In unseren Wasserhähnen kommen daher nur noch wenige Becquerel Radon an. Die Strahlenschutzkommission empfiehlt, dass die Radon-Konzentration im Trinkwasser nicht mehr als 100 Becquerel pro Liter betragen sollte.

Leitungswasser zu trinken oder im Haushalt zu verwenden (z.B. beim Waschen oder Duschen) hat deshalb für die Aufnahme von Radon kaum eine Bedeutung.

Gesundheit

Radon schadet dem Lungengewebe. Das liegt an der energiereichen Strahlung, die vor allem von den Zerfallsprodukten des radioaktiven Edelgases ausgeht. Wer über einen langen Zeitraum große Mengen davon einatmet, besitzt ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko. Das zusätzliche Krebsrisiko durch Radon ist vergleichbar mit Passivrauchen.

Der Zusammenhang zwischen Radon und der Entstehung von Lungenkrebs wird von mehreren großen Studien belegt. In den Studien haben Forscher die Lebensumstände tausender Studienteilnehmer untersucht. Die Teilnehmer gaben unter anderem an, ob sie Raucher, Nichtraucher oder Ex-Raucher waren. Außerdem waren die durchschnittlichen Radonkonzentrationen in den Wohnungen der Teilnehmer in den letzten Jahren bis Jahrzehnten vor der Befragung bekannt.

Die Studien ergaben, dass Radon auch in kleinsten Mengen nicht unbedenklich ist. Ab einem Wert von 100 Becquerel Radon pro Kubikmeter Innenraumluft steigt das Lungenkrebsrisiko deutlich an. Aus den Studienergebnissen leitet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ihre Empfehlung ab, dass die Radonmenge in Innenräumen 100 Becquerel pro Kubikmeter Luft nicht überschreiten sollte.

Ein Referenzwert für den Gesundheitsschutz

In der Natur entsteht Radon in verschieden großen Mengen. In manchen Gebieten, wie etwa in Teilen des Schwarzwalds oder der Schwäbischen Alb, bildet sich bedingt durch die Geologie sehr viel Radon im Untergrund. Dort ist es aufwendig, Gebäude so dicht zu bauen, dass Radon nicht eindringen kann.

Das neue Strahlenschutzgesetz legt daher einen Referenzwert von 300 Becquerel Radon pro Kubikmeter Luft fest. Wenn es mit einfachen Mitteln möglich ist, die Radonkonzentration weiter abzusenken, sollten diese Maßnahmen jedoch umgesetzt werden.

Therapien

In Radon-Heilbädern suchen Patienten mit chronischen Erkrankungen sanfte Therapie. Wie passt das mit der gesundheitsschädlichen Wirkung von Radon zusammen?

Es ist wie so oft: Auf die Dosis kommt es an.

Und auf den Zeitraum, in dem man der Dosis ausgesetzt ist. In den Studien, die das Lungenkrebsrisiko durch Radon belegen, wurde die Radonsituation über einen Zeitraum von 30 Jahren betrachtet. Eine kurzzeitige hohe Dosis, die während einer einmaligen Radonkur im Heilbad aufgenommen wird, hat keinen vergleichbaren Effekt. Die therapeutische Wirkung einer Radonkur wird derzeit noch erforscht.

Radon-Vorsorgegebiete in Deutschland

Radon ist im Untergrund nicht gleichmäßig verteilt.

Es gibt Gebiete, in denen aufgrund von Geologie und Bodenbeschaffenheit mehr Radon entsteht, welches in Gebäude eindringen und sich darin ansammeln kann. Diese Gebiete sind laut Strahlenschutzgesetz als Radonvorsorgegebiete festzulegen.

Die Bundesländer sind verpflichtet, Gebiete zu ermitteln und festzulegen, in denen „in einer beträchtlichen Zahl von Gebäuden“ mit einer Überschreitung des gesetzlichen Referenzwertes für das radioaktive Gas Radon zu rechnen ist.

Gebiete, in denen in vielen Gebäuden eine hohe Konzentration von Radon zu erwarten ist, müssen als Radon-Vorsorgegebiete ausgewiesen werden.

Jedes Bundesland bestimmt innerhalb der rechtlichen Rahmenbedingungen seine Radon-Vorsorgegebiete selbst.

In Radon-Vorsorgegebieten gelten erhöhte Anforderungen an den Schutz vor Radon.

Als Teil seiner Informationsangebote hat das BfS aus den Festlegungen der einzelnen Bundesländer eine Übersicht aller Radon-Vorsorgegebiete in Deutschland erstellt.

Die Karte des BfS ist ohne Gewähr; rechtlich maßgeblich sind die Gebietsausweisungen und Informationen der Bundesländer.

Radon-Vorsorgegebiete in Baden-Württemberg

Mit Wirkung zum 15.06.2021 hat das Umweltministerium Baden-Württemberg insgesamt 29 Gemeinden im südlichen und mittleren Schwarzwald als Radon-Vorsorgegebiete ermittelt und festgelegt.

In diesen Gebieten ist der Schutz vor Radon besonders wichtig. Aber auch außerhalb von Radon-Vorsorgegebieten ist das Thema Radon relevant.

Landkreis
Breisgau-Hoschwarzwald
Breisgau-Hoschwarzwald
Breisgau-Hoschwarzwald
Breisgau-Hoschwarzwald
Breisgau-Hoschwarzwald
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Lörrach
Ortenau
Rottweil
Rottweil
Schwarzwald-Baar
Waldshut
Waldshut
Waldshut
Waldshut
Waldshut
Waldshut
Waldshut
Gemeinde
Bollschweil
Horben
Münstertal
Oberried
Schluchsee
Aitern
Böllen
Fröhnd
Häg-Ehrsberg
Kleines Wiesental
Schönau im Schwarzwald
Schönenberg
Todtnau
Tunau
Utzenfeld
Wembach
Wieden
Zell im Wiesental
Gutach (Schwarzwaldbahn)
Lauterbach
Schiltach
Schonach
Dachsberg
Häusern
Herrischried
Ibach
Rickenbach
Sankt Blasien
Todtmoos

Welche Auswirkungen haben Radon-Vorsorgegebiete?

In Radonvorsorgegebieten wird besonderes Augenmerk auf den Schutz vor Radon gelegt. Bei neuen Gebäuden muss in diesen Gebieten von vornherein ein besserer Schutz eingeplant werden. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind in Radon-Vorsorgegebieten verpflichtet, an Arbeitsplätzen im Erd- und Kellergeschoss Radonmessungen durchzuführen. Falls erforderlich müssen Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten durchgeführt werden.

Schutz vor Radon in neuen Gebäuden

Bei der Planung von Neubauten müssen Maßnahmen getroffen werden, die einen Zutritt von Radon aus dem Baugrund in das Gebäude von vornherein verhindern oder zumindest erheblich erschweren. Innerhalb von Radon-Vorsorgegebieten muss zudem mindestens eine zusätzliche Anforderung an den Radonschutz erfüllt werden. Genauere Informationen zu den Regelungen bei Neubauten finden Sie hier.