Wir sind’s, die ins Verborgene dringen, bis an der Erde steinern Herz, und mühevoll zum Lichte bringen, Gesteine, Kohlen, Salz und Erz. Was Menschen groß macht, Menschen zieret, der Menschheit Schmuck, der Menschheit Kraft, was wunderbar die Welt regieret, vom Bergmann wird’s gesucht, geschafft, der Menschheit dann zu Tage gebracht.
Steinkohlenbergbau in Baden-Baden-Varnhalt / Baden-Baden-Steinbach-Umweg
1745 wurde bei Steinbach-Umweg nach einem Wolkenbruch in den dortigen Oberkarbonschichten ein geringmächtiges Kohlenflöz entdeckt. In den Folgejahren wurden die Kohlen in verschiedenen Stollen abgebaut. 1778 übernahm dann der Bergrat C. F. ERHARDT die Grube auf eigene Rechnung und brachte den bis dahin nicht gerade schwungvollen Betrieb besonders durch die Anlage weiterer Stollen in Gang.
Im Jahr 1792 betrug die Ausbeute insgesamt 222 Tonnen Steinkohlen, die in der ganzen Region Abnehmer fanden. Die Qualität der Kohle war durch den hohen Anteil an Sand jedoch nur schwer verkäuflich.
1802 kaufte die Großherzogliche Regierung das Bergwerk für 12.000 Gulden von ERHARDT zurück und betrieb dieses bis 1824. Anschließend wurde in den Grubenanlagen bis 1848 erfolglos Nachlesebergbau betrieben.
Ein Teil des Zechengebäudes der Grube steht heute noch in der Umweger Straße und hinter dem Gasthaus Weinberg in Umweg ist ein ehemaliger Kohlenstollen noch heute zugänglich.
Weitere Abbaue auf Kohlen erfolgten unterhalb des Zimmerplatzes bei Malschbach.
Text: Kohler, Wolfgang
Die Kohlenbergwerke in Steinbach-Umweg
Im Jahre 1745 legte ein Unwetter ein Kohlenflöz im Gewann „Brunngraben“ in Umweg frei. Dieser Fund weckte viele Hoffnungen nicht nur bei der Regierung, sondern hauptsächlich bei der armen Bevölkerung auf Arbeit und Brot.
Der Hofschlosser Christian Kandler und der Oberhofmarschallamtssecretarius Ludwig Bernhard Ritsch, beide aus Rastatt, begannen 1748 mit dem Aufbruch eines Stollens in das Kohlenflöz im Brunngraben.
1749 verlieh ihnen der Markgraf Ludwig Georg (Sohn des verstorbenen Türkenlouis) ,,das bey Umbweg hinter Steinbach wie auch in dem Malschpacher Thal erfundene und angelegte, sowie die noch ferners zu erfinden seyende Steinkohlen Bergwerke“.
Um 1751 war die Kohlengrube (Brunngrabenstollen) wegen Zahlungsschwierigkeiten bereits stillgelegt. Die beiden Investoren aus Rastatt fanden einen weiteren Geldgeber, den Handelsmann Anton Mössner, ebenfalls,aus Rastatt. Er trat 1751 in die „Companie“ ein und finanzierte den weiteren Bergwerksbetrieb. Anton Mösner verstarb jedoch schon drei Jahre nach seinem Einstieg. Die Erkenntnis der Fehlinvestition brachte ihm den gesundheitlichen Ruin.
In diesen Jahren waren neun Mann im Kohlenbergwerk beschäftigt. Als Taglohn erhielt der Vorarbeiter Christof Dill 35 Kreuzer, die Bergleute Jakob Neustochler und Georg Fünch je 20 Kr., der Schmied Christian Manz 17,5 Kr., am Laufkarren Lorenz Neve 15 Kr., die Karrenläufer Michael Mast und Josef Braun je 15 Kr. und die Kohlenputzer Baltasar Knopf und Josef Dresel je 8 Kr. Sie trennten oder sortierten die Kohlen vom Gestein. Pro Schicht wurden 12 Stunden gearbeitet.
Zum Lebensunterhalt benötigte eine Person pro Tag mindestens 20-25 Kreuzer. Eine Familie, die überleben mußte, konnte sich nur durch Zuverdienst mehrerer Familienmitglieder ernähren. Die meisten der armen Bergleute hielten sich durch zusätzliche landwirtschaftliche Erzeugnisse gerade am Existenzminimum.
Die Bergwerksakten nennen „zwei verschiedene und übereinander liegende Flöze“ oder das „obere“ und „das untere und ärmere Flöz“.
In späteren Berichten wurden die Flöze nach den jeweils ersten Abbaustollen bezeichnet. So das untere als „Brunngrabenflöz“ und das obere als ,,Rettichlochflöz“.
Das untere Flöz, etwa 50-60 cm stark, führte in der Regel drei Kohlenschichten von je etwa 10 cm Dicke. Die zwischenliegenden Schichten aus Schiefer- oder anderem Gestein mussten herausgehauen bzw. aussortiert werden.
Das obere Flöz dagegen, ebenfalls etwa 50-60 cm stark, führte in der Regel nur eine massive Kohlenschicht von etwa 25-30 cm Dicke. Beide Flöze keilten jedoch mit zunehmender Abbautiefe im Berg langsam aus, d.h. sie wurden immer dünner.
Nur mühsam gelang es, die Steinkohle zu verkaufen. Die Kochstellen, die Herde und Öfen eigneten sich schlecht für die Verbrennung von Steinkohlen. Die Schmiede waren die Nutzung von Holzkohlen gewohnt und stellten sich nur langsam um.
Im Jahre 1763 starb auch der Mitbegründer der Companie Christian Kandler. Die Witwen Mössner und Kandler bekamen erst nach langem Bittstellen an die markgräfliche Hofkammer in Rastatt eine Abfindung.
Nun übernahm die markgräfliche Hofkammer selbst die Steinkohlengrube. Aber auch sie zog keinen Nutzen aus dem Unternehmen.
Von 1772-1777 wurde das Kohlenbergwerk vom Steiger Heinrich Johann Mehring geleitet. Er kam vom Kohlenbergwerk Diersburg bei Offenburg und hatte einschlägige Erfahrung.
1777 wurde am oberen Femichweg, ca. 100 m südlich vom Brunngrabenstollen, ein zweiter Stollen aufgewältigt. Nach dem Flurnamen „Demuth“ erhielt er die Bezeichnung Demuthstollen. Mit diesem neuen Stollen wurde das untere Flöz weiter verfolgt und ausgebeutet. Aber die mäßige Qualität, der hohe Aufwand und das langsam auskeilende Flöz ließen den Bergbau wieder zum Erliegen kommen. Die Regierung warf dem Steiger Mehring falsche Richtungsberechnung des Hauptstollens vor. Mehring verließ das Bergwerk und auch seine Familie heimlich.
Im Frühjahr 1778 wurde dem Bergrat Erhard das Grubenfeld verliehen. Er brachte fremde Bergarbeiter mit und ließ mit 16 Mann den 164 m tiefen Brunngrabenstollen wieder gangbar machen. Der Demuthstollen wurde von rachsüchtigen Bewohnern der Umgebung verwüstet, dabei wurden auch Arbeitsgeräte in einen Schacht geworfen. Die einheimische Bevölkerung stand den fremden Bergleuten mißtrauisch gegenüber und auch den Wirten der Umgebung gefiel der Freiausschank im Bergwerk nicht.
Der Zentner Kohle wurde für 30 Kreuzer, auch mit Pferdefuhrwerken, bis nach Straßburg und Karlsruhe verkauft.
Die Förderung der Kohlen in diesen Stollen wurde immer schwieriger und unrentabler. Nach Versuchsgrabungen wurde im Jahre 1788 ein neuer Stollen im Gewann „Rettichloch“ aufgefahren. Er verfolgte das neu entdeckte obere Flöz. In den folgenden Jahren wurde ausschließlich aus diesem Rettichlochstollen Kohle gefördert, im Jahr durchschnittlich 4.000 Zentner.
Um 1790 baute man auch wieder im unteren Flöz, im Brunngraben- und Demuthstollen gute Kohle ab.
Um 1792 erreichte das Kohlenbergwerk einen bescheidenen Höhepunkt. Mit nunmehr 17 Mann schaffte der Bergrat Erhard eine Förderung von 4.445 Zentner/Jahr guter Steinkohlen. Damit war der wirtschaftliche Höhepunkt erreicht. Die Flözestärke wurde kontinuierlich schwächer, der Förderweg im Berg immer länger und schwieriger und damit kostenintensiver. Die Arbeiten im Brunngraben- und Demuthstollen waren zwischenzeitlich eingestellt worden.
Im Jahre 1800 förderte ein Bergarbeiter in acht Stunden aus dem Brunngraben- bzw. Demuthstollen etwa 75 kg verkaufsfertige Steinkohle. Zum Vergleich: Aus dem immer noch besseren Rettichlochflöz, bzw. dem oberen Flöz wurden 100 kg gewonnen. Der Zentner wurde für 42 Kr. verkauft.
1801 erstattete Kammerrat Volz ein Gutachten über die Steinkohlengrube, aus dem hervorging, dass der Kohlenabbau trotz geringer werdende Flöze noch Gewinne machen könne. Insgesamt lagen in diesem Jahr um 12.600 Zentner Kohle auf Halde.
Ein 31 m tiefer Schrägschacht gegen das Gebirge unter dem Rettichlochstollen erbrachte den Beweis, dass das Kohlenflöz sich auch in der Tiefe fortsetzte, allerdings in immer mehr auskeilender Form
1802 kaufte die Regierung das Steinkohlenlehen dem Bergrat Erhard für 12.000 Gulden ab. Erhard war gesundheitlich gebrochen und hatte kein Kapital mehr.
In Umweg wird eine Steinkohlenfaktorei (Niederlassung) errichtet und das Bergwerk als Staatsunternehmen (Markgrafschaft Baden) weitergeführt.
Um 1804 wurde das obere Flöz durch den jetzt rund 260 m tiefen Rettichlochstollen weiter verfolgt und abgebaut. Das Flöz selbst war etwa 60 cm stark, hatte aber jetzt vier Schiefertonschichten. Um Kosten zu sparen, wurde der Hauptstollen nur noch 1,20 bis 1,50 m hoch vorgetrieben. Der anfallende Kohlengrus wurde mit Lehm brikettiert und ebenfalls verkauft.
Die Schmieden von Steinbach und Umgebung erhielten den Zentner für 36 Kreuzer. Der Monatslohn für die Bergleute betrug 8 Gulden oder 480 Kreuzer.
In diesen Jahren wurde nur noch im oberen Flöz, im Rettichlochstollen Kohle gesprengt und gefördert. Das Flöz keilte langsam immer mehr aus.
1807 begann die Regierung mit dem Auffahren eines neuen Stollens, dem Jesuitenstollen. Der Stollenmund lag auf dem Gelände, das Eigentum des Studienfonds in Rastatt war. Spätere Berichte über Streitigkeiten zwecks der Bodennutzung des Studienfonds durch das Kohlenbergwerk bezeichnen die Stelle auch als „Jesuitenweyher“ bei „dem Studienfond gehörigen Rebhof“. Dieser Stollen konnte aufrecht auf 150 Lester (300 Meter) begangen werden. Mit ihm wollte man auf das untere Flöz stoßen. Aber eine starke Verwerfung machte die Kohlenschicht unauffindbar.
Die Vortriebrichtung dieses Jesuitenstollens wurde nun auf das obere Flöz ausgerichtet, unter die Abbaustellen des Rettichlochstollens. 1809 stieß man auf das obere Flöz. Die vorgefundene Kohle war sehr gut. Die massive Steinkohlenschicht im Flöz war etwa 30 cm stark. Diese Kohlen konnten für 1 Gulden (60 Kreuzer) verkauft werden.
Im gleichen Jahr aber endete plötzlich das Flöz im Rettichlochstollen durch eine Verwerfung. Der weitere Vortrieb stieß ins Rotliegende. Die Abbauräume um den Rettichlochstollen hatten ein Gefälle gegen den Berg bis zu 35 Grad. Die Rückbeförderung der Steinkohlen zum befahrbaren Stollen, sowie das Auspumpen des ständig nachsickernden Bergwassers im trüben Öllampenlicht, muss eine heute unvorstellbare harte Arbeit gewesen sein.
Nur noch im Jesuitenstollen konnte noch gute Steinkohle abgebaut werden. Die wirtschaftliche Lage des Bergbauunternehmens verschlechterte sich zusehends. Die mächtige Verwerfung tief im Berg ließ jeden weiteren Vortriebsversuch im Rotliegenden enden.
1816 wurde südwestlich des Brunngrabenstollens ein neuer Versuch zur Auffindung von Steinkohlen unternommen. Mit dem Karlstollen (benannt nach Großherzog Karl Ludwig Friedrich von Baden) verfolgte man zunächst ein dort entdecktes schmächtiges Flöz, das jedoch schon nach kurzem Vortrieb auskeilte. Der begonnene Stollen wurde dann unter Änderung der Vortriebrichtung auf das alte bekannte untere Flöz ausgerichtet.
Der Stollen sollte zur Entwässerung der unter Wasser stehenden Brunngraben- und Demuthstollen Verwendung finden. Aber nach 96 Lester (192 m) gingen die Mittel aus und der Vortrieb musste eingestellt werden. Die Ausgaben durften nun laut Weisung der Regierung die Einnahmen nicht mehr überschreiten.
Bergrat Kümrnich von der Oberbergverwaltung Kandern im Markgräflerland untersuchte 1818 die noch offenen Jesuiten-, Rettichloch- und Karlstollen und stellte die Rentabilität in Frage. Der verantwortliche Steiger Lindemann war dem Trunk ergeben und in seiner Stellung nicht mehr tragbar. Er starb 1820. Die weitere Leitung übernahm danach der Steiger Degemann.
1819 beschloß die Regierung das gesamte Kohlenbergwerk, einschließlich dem Faktoreigebäude und dem Weinschankrecht, zu versteigern. Aber es erschien kein Interessent. Um den Verkauf der Kohlenlager zu verstärken, wurden die Preise ermäßigt.
Kohlen aus dem Rettichlochstollen kosteten pro Zentner 30 Kreuzer, aus dem Demuthstollen 36 Kreuzer und aus dem Jesuitenstollen 54 Kreuzer.
Um diese Zeit, etwa 1820, war der Jesuitenstollen im Berginnern gänzlich zerfallen und der Rettichlochstollen kaum noch befahrbar. Diese beiden Stollensysteme waren inzwischen durchschlägig, d. h. verbunden und dienten gegenseitig als Belüftung.
Der Brunngrabenstollen war ebenfalls nicht mehr befahrbar. Er war mit dem Demuthstollen verbunden, was ebenfalls zur Belüftung beitrug. Der Karlstollen war noch voll befahrbar, aber ohne Nutzen. Nur im Demuthstollen, der weiterhin zum Abbau im unteren Flöz unterhalten wurde, arbeiteten um 1820 noch vier Hauer und ein Karrenläufer. Im rund 50 cm starken Flöz war eine Kohlenschicht von etwa 12 cm vorhanden. Es wurde nach wie vor gesprengt. Den Kohlenverkauf besorgte Vogt Liebich in Varnhalt.
Die Steinkohlen aus dem Demuthstollen kosteten 42 Kreuzer. Die Abbauräume abseits des Stollens, die das Flöz in seiner Lage verfolgten, waren nur noch so hoch wie das Flöz selbst stark war, nämlich höchstens 50-60 cm. Die Hauer am Flöz konnten nur noch auf der Seite liegend arbeiten. Krebsartig musste abseits des Stollens vor- und rückwärts gekrochen werden und dabei das ausgesprengte Kohlenmaterial im spärlichen Öllampenlicht in den Stollen zum Abkarren geschafft werden.
Während der 14stündigen Arbeitsschicht mussten diese Bergleute zweimal aus dem Berg heraus um die durchnässte Arbeitskleidung zu wechseln.
1821 wurde das Faktoreigebäude an die Forstbehörde verkauft und dem Revierförster von Neuweier als Wohnung zugewiesen. Die Frauen und Kinder dieser armen Bergleute sammelten Holz und unterhielten nun im Freien ein offenes Feuer, um die nasse Kleidung ihrer Ernährer trocknen zu können.
Die fünf Bergleute erhielten pro Zentner Kohle, die sie aus dem Bergwerk schafften, 30 Kr.
Um 1823 war dann auch im Demuthstollen das Flöz weiträumig so ausgekeilt, dass der Bau aufgegeben werden musste.
Textquelle: Velten, Konrad: Die Kohlenbergwerke in Steinbach-Umweg, in: Die Ortenau, 81: 181-188, Historischer Verein Mittelbaden, 2001.

Legende
Plan über das herrschaftliche Steinkohlen-Bergwerk in der Gemarkung Steinbach Oberamts Biel (1823)
A. Grundriß Lageplan, Gebäude des Ortes Umweg im Grundriß, Straßenzüge, Rebberge und Ackerfeld eingetragen. Stollen, Kohlenflöze, Schächte eingezeichnet. Bergwerksgebäude mit Buchstaben, Erklärung in der Legende. Oberer Weg in die Reben und nach Varnhalt („Fahrenbach“), Weg von Umweg nach Varnhaltertal (Fahrental) eingezeichnet.
B. Seigerriß 1 und 2 Lageplan, zwei Gebäude („Zechenhaus“) als Ansichten, Mündung des Karl-Stollen, Haus und Stolleneingang mit einem klappbaren Blatt überklebt.
Handzeichnung. Autor: Hochberg
Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe (Signatur: H Steinbach BAD 3)
1824 wurde trotz Bitten der Belegschaft der Betrieb gänzlich eingestellt. Die noch vorhandenen Kohlenvorräte wurden für 26 Kr./Zentner verkauft.
Barthel Baumann, 69 Jahre alt und 50 Jahre Bergmann, erhielt ein Gnadengeld von 20 Gulden. Steiger Degemann, seit 28 Jahren auf der Grube, verheiratet und sieben Kinder, konnte weder lesen noch schreiben und war besitzlos, erhielt eine kleine Pension. Die anderen gingen völlig leer aus und mussten sich durchbetteln.
1831 unternahm der Bierwirt Balthasar Eckerle von Steinbach einen Versuch im Karlstollen, doch noch auf Kohle zu stossen, gab aber ein Jahr später schon auf.
Der erfahrene Bergmann Holder arbeitete sich mit seinen zwei Söhnen im Jahre 1839 im Brunngrabenstollen ein und hoffte gute Steinkohlen zu finden. Auch sie arbeiteten in etwa 45-50 cm hohen Abbauräumen. Das Flöz insgesamt war 35-40 cm stark und die Kohlenschlcht nicht mehr als 10 cm. Sie schufteten für rund 40 Kreuzer Tageslohn.
1848 mussten sie die überaus gefährliche Bergarbeit in der Tiefe wegen Wetterschwierigkeiten einstellen. In den tiefen, seitlich vom Stollen liegenden Abbauräumen fehlte die Lüftung. Dazu kamen der Pulverdampf vom Sprengen und die natürlichen Kohlegase.
Es war das endgültige Aus für das Kohlenbergwerk Umweg, das vor rund 100 Jahren im Brunngraben so hoffnungsvoll begonnen hatte.
Textquelle: Velten, Konrad: Die Kohlenbergwerke in Steinbach-Umweg, in: Die Ortenau, 81: 181-188, Historischer Verein Mittelbaden, 2001.
Zeitstrahl
Um 1700
Brennholzbedarf
Der immer größer werdende Bedarf an Werkzeugen, Gebrauchsgegenständen und auch von Waffen ist der Anlass zu Gründungen von Eisenschmelz- und Glashütten. Die Schmelzvorgänge erfordern große Mengen an Brennholz. Zur Herstellung von 1 Zentner geschmiedeten Eisens benötigt man bis zu 20 Ster Holz. Außerdem ist Holz zum begehrten Exportartikel für Schiffs- und Hausbau geworden. Ganze Hänge und Bergkuppen waren bereits abgeholzt. Fieberhaft sucht die Regierung nach Ersatzbrennstoffen.
1739
Steinkohlefund
In Malschbach werden Steinkohlenflöze entdeckt..
1745
Kohlenflöz im Brunngraben
Ein durch ein Unwetter verursachter Bergrutsch in Umweg fördert ein Kohlenflöz im Brunngraben zutage.
1748
Brunngrabenstollen
Der Hofschlosser Christian Kandler und der Oberhofmarschallamtssecretarius Ludwig Bernhard Ritsch, beide aus Rastatt, beginnen mit dem Aufbruch eines Stollens in das Kohlenflöz im Brunngraben.
1749
Verleihung Steinkohlenbergwerk
Markgraf Ludwig Georg verleiht ihnen „das bey Umbweg hinter Steinbach wie auch in dem Malschpacher Thal erfundene und angelegte sowie die noch ferners zu erfinden seyende Steinkohlen Bergwerke“.
1751
Geldgeber gesucht
Die Grube im Brunngraben war mangels Kapitals eingegangen. Die Investoren suchen einen weiteren Geldgeber. Anton Mössner (Bürger und Handelsmann aus Rastatt) tritt in die „Compagnie“ ein und finanziert den weiteren Stollenvortrieb.
1754
Anton Mössner
Anton Mössner stirbt. Er hatte 1.500 Gulden investiert, aber nur für 190 Gulden Kohlen verkauft.
1763
Markgräfliche Hofkammer
Kandler stirbt. Die markgräfliche Hofkammer übernimmt die Steinkohlengrube. Die Witwen Mössner und Kandler bekommen nach langen Bitten eine Abfindung. Auch die markgräfliche Hofkammer zieht keinen Nutzen aus der Steinkohlengrube.
1772-1777
Unternehmer Mehring
Die Steinkohlengrube ist im Besitz des Unternehmers Mehring.
1777
Kohle am Fernichweg
Am Fernichweg wird ein neues Kohleflözchen erschürft und durch einen 40 Lester (2,0 Meter) langen Stollen, den späteren Demutstollen verfolgt.
Auffahrung Demuthstollen
Am oberen Femichweg, ca. 100 m südlich vom Brunngrabenstollen, wird ein zweiter Stollen aufgewältigt. Nach dem Flurnamen „Demuth“ erhielt er die Bezeichnung Demuthstollen.
1778
Schwierige Zeit
Die geringen Flöze und die mäßige Qualität der Kohlen bringen den Abbau zum Erliegen. Nur sehr schleppend kann die Kohle verkauft werden. Die Schmieden und die Bevölkerung können sich nur langsam auf das neue Brennmaterial einstellen.
Die Grube am Brunngraben, die stark verfallen ist, wird an den Bergrat Erhard verliehen. Er lässt den 164 m Stollen wieder gangbar machen. Die geplante Gründung verschiedener Fabriken, auch einer Glashütte, kommt nicht zur Ausführung.
1788
Rettichlochstollen
Im Rettichloch wird ein neuer Stollen begonnen. Aus diesem Stollen baut man in den folgenden Jahren allein Kohlen ab. Die Förderung beträgt jährlich 4.000 Zentner.
1792
Wirtschaftlicher Höhepunkt
Das Kohlenbergwerk erreicht einen bescheidenen Höhepunkt. Mit nunmehr 17 Mann schafft der Bergrat Erhard eine Förderung von 4.445 Zentner/Jahr guter Steinkohlen. Damit ist der wirtschaftliche Höhepunkt erreicht.
1802
Regierung kauft Steinkohlenlehen
Die Regierung kauft dem Bergrat Erhard das Steinkohlenlehen für 12.000 Gulden ab.
1807
Auffahrung Jesuitenstollen
Die Regierung beginnt mit dem Auffahren eines neuen Stollens, dem Jesuitenstollen. Der Stollenmund liegt auf dem Gelände, das Eigentum des Studienfonds in Rastatt ist.
1816
Auffahrung Karlstollen
Südwestlich des Brunngrabenstollens wird ein neuer Versuch zur Auffindung von Steinkohlen unternommen. Mit dem Karlstollen (benannt nach Großherzog Karl Ludwig Friedrich von Baden) verfolgt man zunächst ein dort entdecktes schmächtiges Flöz, das jedoch schon nach kurzem Vortrieb auskeilt.
1820
Bautätigkeit nur noch im Demuthstollen
Der Jesuitenstollen im Berginnern ist gänzlich zerfallen und der Rettichlochstollen kaum noch befahrbar. Die beiden inzwischen durchschlägigen Stollensysteme dienen der gegenseitigen Bewetterung.
Der Brunngrabenstollen ist ebenfalls nicht mehr befahrbar. Er ist mit dem Demuthstollen verbunden, was ebenfalls zur Bewetterung beitrug. Der Karlstollen ist noch voll befahrbar, aber ohne Nutzen.
Nur im Demuthstollen, der weiterhin zum Abbau im unteren Flöz unterhalten wird, arbeiten noch vier Hauer und ein Karrenläufer.
1821
Verkauf Faktoreigebäude
Das Faktoreigebäude wird an die Forstbehörde verkauft und dem Revierförster von Neuweier als Wohnung zugewiesen.
1823
Aufgabe Bautätigkeit
Auch im Demuthstollen ist das Flöz weiträumig so ausgekeilt, dass der Bau aufgegeben werden muss.
1839
Neuerliche Bauversuche im Brunngrabenstollen
Der erfahrene Bergmann Holder arbeitet sich mit seinen zwei Söhnenim Brunngrabenstollen ein und hofft gute Steinkohlen zu finden. Auch sie arbeiten in etwa 45-50 cm hohen Abbauräumen. Das Flöz insgesamt war 35-40 cm stark und die Kohlenschlcht nicht mehr als 10 cm. Sie schuften für rund 40 Kreuzer Tageslohn.
1838
Eine 100jährige Betriebszeit endet
Wegen Wetterproblemen wird die Bautätigkeit endgültig eingestellt.
Textquellen
Velten, Konrad: Die Kohlenbergwerke in Steinbach-Umweg, in: Die Ortenau, 81: 181-188, Historischer Verein Mittelbaden, 2001.
Mit freundlicher Genehmigung des Historischen Vereins BAD-Steinbach. Vielen Dank.