Pechelbronn war der erste Ort in Europa, an dem Erdöl gewonnen wurde.
Die kommerzielle Nutzung erfolgte zwischen 1735 und 1964, in diesem Zeitraum wurden insgesamt 3,3 Millionen Tonnen Erdöl gefördert. Generationen von Technikern besuchten das Gebiet, um das Fördern und Raffinieren von Erdöl zu lernen. 1927 nahmen die Gebrüder Marcel und Conrad Schlumberger in Pechelbronn die erste elektrische Bohrlochvermessung vor.
Die noch heute aktive Erdpechquelle ist seit 1498 belegt und gab dem Ort den Namen: „Pech-Brunnen. Die Bewohner der Gegend gewannen geringe Mengen des Petroleums, indem sie Löcher in die Erde in der Nähe der natürlichen Quellen gruben und das Öl auf dem Wasser abschöpften. Das so gewonnene Erdöl wurde zunächst medizinisch bei Hauterkrankungen benutzt.
Im 17. und frühen 18. Jahrhundert wurden Versuche unternommen, das Petroleum kommerziell zu nutzen, die aber alle fehlschlugen. Erst die Untersuchungen von Jean-Théophile Hoeffel (1704–1781) ab 1734 erlaubten die Herstellung eines reinen Schmierstoffs, der dazu führte, dass man die Erzeugung industrialisierte hin zur Förderung des Teersands in Gruben und der Raffinierung des Petroleums.
Ab 1741 wurde die Produktion in Pechelbronn durch zwei Männer erweitert, die ihre Erfahrungen in den Asphaltminen im Val de Travers(Schweiz) gewonnen haben: Jean Damascène d’Eirinis und Louis-Pierre Auzillon de la Sablonnière.
Ab 1879 ersetzte Joseph Le Bel die Förderung von Teersand durch ein neues Verfahren, welches in Pennsylvania (Vereinigte Staaten) erprobt worden war: man bohrte die Ölschichten an und injizierte Wasser unter Druck, welches das Öl nach oben treibt. Mit geringerem Aufwand konnte man so größere Mengen von Öl gewinnen.
1899 entschloss sich die Familie Le Bel, ihr Unternehmen an die Pechelbronner Ölberbergwerke zu verkaufen, eine Gesellschaft reicher Elsässer Unternehmer. Innerhalb von 15 Jahren erhöhte die neue Firma die Förderung um 75 Prozent, 1924 gab es in der Umgebung von Pechelbronn 550 Pumpstationen, die über ein Leitungsnetz von 150 km mit der Raffinerie verbunden waren. 1911 wurden alle lokalen Produktionsgesellschaften in der Deutsche Erdöl Aktiengesellschaft (DEA) zusammengefasst.
In Pechelbronn wurde die weltweit erste großtechnische Erdölraffinerie errichtet. In den besten Zeiten waren hier 3.200 Menschen beschäftigt.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Elsass-Lothringen wieder französisch, die DEA wurde enteignet und die Anlagen 1921 der neu gegründeten Pechelbronn SAEM (Bergbau Aktiengesellschaft Pechelbronn) übertragen. Für den Vertrieb wurde die Marke Antar gegründet.
Die Raffinerie wurde 1944 bombardiert und fast vollständig zerstört, nach dem Krieg aber wieder aufgebaut. Nach dem Ende der Ölförderung am 31.12.1964 wurde der Raffineriebetrieb noch bis 1970 fortgeführt. Die Gebäude und technischen Anlagen wurden in der Folgezeit rückgebaut. Das heute größtenteils brachliegende Gelände ist komplett eingezäunt und darf durch Unbefugte nicht betreten werden! Zutritt verboten. Accès interdit.
Textquelle: Wikipedia „Merkwiller-Pechelbronn“ (Januar 2025)