Oberried: Museums-Bergwerk Schauinsland

Mit der Lorenbahn im Arbeitseinsatz. © Forschergruppe Steiber

Überblick & Geschichte

Das heutige Breisgau mit dem Zentrum Freiburg, im Rheintal klimatisch begünstigt, war schon immer ein bevorzugtes Siedlungsgebiet verschiedener Kulturen. Archäologische Funde weisen steinzeitliche, keltische, römische und alemannische Siedlungen nach. Für die Vorbergzone z.B. in Badenweiler, Sulzburg, nicht jedoch für das Schauinslandgebiet, ist römischer Bergbau nachgewiesen. Die Rodung der Wälder und langsame Besiedelung der Schwarzwaldberge begann erst vor rund 1.000 Jahren aus den Tälern heraus. Im Mittelalter war dafür der wesentliche Grund die Suche nach Edelmetallen. Silber (Gold wurde in Mitteleuropa kaum gefunden) war im Mittelalter Grundlage des sich entwickelnden Geldwesens und wegen seiner Knappheit begehrt und teuer. Es war durchaus in seiner Kaufkraft dem heutigen Goldpreis vergleichbar.

Über die Anfänge des Bergbaus am Schauinsland um das 13. Jahrhundert ist bisher nicht viel bekannt, denn übertägige Spuren des oberflächennahen Bergbaus aus der Anfangsphase macht die durch Höhenlage und strenge Winter verstärkte Erosion bald unkenntlich. Bereits im 14. Jahrhundert besaß der Bergbau im Schauinsland jedoch eine hohe wirtschaftliche Bedeutung für die Region und war lange Zeit wesentlicher Silberlieferant der Freiburger Münze. Deshalb trafen sich im Juni 1372 einflussreiche Bergwerksbetreiber aus dem Breisgau auf dem Schauinsland bei der Grube Dieselmuth (ungefähr beim Hotel Halde gelegen), um strittige rechtliche Fragen mit Graf Egon IV. von Freiburg zu klären. Das daraus entstandene, bald 750 Jahre alte Dieselmuth-Bergweistum, ist das älteste in deutscher Sprache bekannte Bergrecht.

Ungewöhnlich sind auch die beiden Glasfenster mit Bergbaudarstellungen im Freiburger Münster, gestiftet von damaligen am Schauinsland erfolgreich tätigen Bergwerksbetreibern (Fronern). Das Münster ist die einzige im Mittelalter begonnene und auch fertiggestellte gotische Großkirche in Deutschland. Sitz eines Bischofs wurde Freiburg erst 1821. Das zeigt die nach der Stadtgründung 1120 rasch erreichte wirtschaftliche Blüte und den Wohlstand einer Stadt mit damals nur 5.000 Einwohnern, möglich geworden durch die erfolgreiche Symbiose von Handel und Silberbergbau.

Die drei charakteristischen Bergbauperioden am Schauinsland
Mittelalterlicher Bergbau

Der mittelalterliche Bergbau des 13. bis 15. Jahrhunderts galt überwiegend dem Silber. In dieser ersten Periode erreichte der Bergbau am Schauinsland seine größte Blüte. Der anfängliche Bergbau wurde durch den höheren Silbergehalt in den oberflächennahen Bereichen der Erzgänge (Zementationszone) begünstigt. Probleme mit Grubenwässern traten noch kaum auf und das Gestein war nicht so hart. Mit dem Vordringen in die Tiefe erfolgte gezwungenermaßen der Übergang vom Tagebau zum aufwändigeren Stollen- und Schachtbau.

Zahlreiche Bergwerke unter verschiedenen Betreibern und in Konkurrenz stehend, beschäftigten damals Hunderte von Bergleuten. Trotz des mühsamen händischen Herausmeißelns der Stollen entstand bereits im Mittelalter ein Stollensystem mit ca. 10 km Länge im Schauinsland. Teilweise wurden die oberen 200 m der Erzgänge abgebaut und fast die 1.000 m Höhenlinie erreicht, auf welcher Ende des 19. Jahrhunderts die Kapplersohle aufgefahren wurde.

Bis Ende des 18. Jahrhundert wurden die Erze vor Ort am Schauinsland aufbereitet und verhüttet. Als Antriebsmedium für die Pochanlagen diente Wasser. Heizmaterial für die Schmelzöfen und Reduktionsmittel war aus Holz gewonnene Holzkohle.

Neuzeitlicher Bergbau

Beim neuzeitlichen Bergbau des 16. bis 18. Jahrhundert wurde in beträchtlichem Umfang neben dem Silber auch das Blei mitgenutzt, welches im Bauwesen, für Glasuren und militärisch bei den mit Schießpulver betriebenen neuen Kanonen als Kugeln verwendet wurde.

Aufgrund des vollständigen Abbaus der reichen, oberflächennahen Erzgänge und des Verfalls des einst hohen Silberpreises durch die großen Edelmetallmengen aus Mittel- und Südamerika verschlechterten sich die wirtschaftlichen Bedingungen für den Bergbau am Schauinsland. Für andere Bergbaureviere im Schwarzwald war damals wegen fehlender Wettbewerbsfähigkeit bereits das Ende gekommen. Im Schauinsland konnte jedoch aufgrund seines Erzpotenzials mit geringeren Erträgen weiter abgebaut werden.

Ab etwa 1620 wurde unter Verwendung von Schwarzpulver mit handgebohrten Sprenglöchern untertage gesprengt und damit die Leistungsfähigkeit enorm erhöht. Schwarzpulver, der erste Sprengstoff überhaupt, wurde 1355 für Europa von dem Franziskanermönch Berthold Schwarz in Freiburg erfunden.

Moderner Bergbau

Der moderne Bergbau ab Ende des 19. Jahrhunderts nutzte erstmalig alle drei in der Lagerstätte vorkommenden Metalle Silber, Blei und Zink. Zink ist ein Metall, welches erst durch die Industrialisierung nachgefragt wurde. Aus Kupfer und Zink entsteht Messing, heute der Kontaktwerkstoff der Elektrotechnik.

1889 begann mit der Auffahrung des Kappler-Stollens durch die Gewerkschaft Schwarzwälder Erzbergwerke/Köln eine neue Epoche am Schauinsland. Unter dieser Bergbaugesellschaft wurden alle Aktivitäten am Schauinsland zusammengefasst, eine nassmechanische Aufbereitung zur Trennung der Erze vom tauben Gestein am Ausgang des Kapplertals errichtet und diese mit einer 5,3 km langen Materialseilbahn an die Grube angebunden. Durch Wasserkraft des Reichenbachs angetriebene Kompressoren erzeugten Druckluft zum Antrieb der Bohrhämmer und gesprengt wurde mit Dynamit, einem modernen, sehr leistungsfähigen Sprengstoff.

Nach zwei Gesellschaftswechseln und 5-jähriger Betriebsunterbrechung übernahm 1935 die Stolberger Zink AG/Aachen als letzte aktive Bergbaugesellschaft den Grubenbetrieb am Schauinsland und modernisierte ihn nachhaltig. Wesentliche Neuerung war der Umbau der Aufbereitung in eine Flotation. Somit wurde nicht mehr nach Dichteunterschieden selektiert, sondern nach verschiedenen Oberflächenbenetzbarkeiten, einem viel trennschärferen Verfahren. Damit stand erstmalig ein der Lagerstätte angemessenes Aufbereitungsverfahren zur Verfügung.

In den beiden Weltkriegen musste Raubbau mit höchstmöglicher Förderung betrieben werden, unter totalem Verzicht auf weitere Aus- und Vorrichtung der Lagerstätte.

Der Tiefbau erreichte 1952 mit der 9. Sohle auf +358 m Höhe über NN den tiefsten Punkt der Grube Schauinsland und damit einen Teufenaufschluss von 900 m. Die Ergebnisse enttäuschten jedoch. Die Verschlechterung der Erzgänge zur Teufe, deutlich gestiegene Lohnkosten und eine langanhaltende Baisse an den Metallmärkten machten die Grubenschließung zum 31. Oktober 1954 unvermeidlich. Da zukünftige Bergbauaktivitäten im Schauinsland ausgeschlossen wurden, erfolgte eine vollständige Demontage aller unter- und übertägigen Einrichtungen einschließlich der Aufbereitung. Nur das Wasserkraftwerk an der Brugga im Oberrieder Tal (insgesamt 620 kW) lieferte nun seinen Strom in das öffentliche Netz und wurde 1969 an einen privaten Betreiber verkauft.

1970 kaufte die damals selbstständige Gemeinde Kappel das Bergwerkseigentum von der Stolberger Zink AG, welches mit der Eingemeindung 1974 zur Stadt Freiburg kam. Für das Museums-Bergwerk Schauinsland hat Berthold Steiber einen Gestattungsvertrag mit der Stadt Freiburg bis 2049.

Grubenriss Bergwerk Schauinsland. © Forschergruppe Steiber

Grube Schauinsland

Der Bergbau am Schauinsland weist eine 800-jährige Tradition auf und bot früher vielen Bergleuten aus Kappel, Oberried, Hofsgrund und Umgebung die Lebensgrundlage. Ende Oktober 1954 mußte die zuletzt tätige Bergbaugesellschaft Stolberger Zink AG/Aachen aus wirtschaftlichen Gründen die Grube Schauinsland schließen. Dabei wurden alle unter- und übertägigen Einrichtungen demontiert.

Durchschnittlich arbeiteten im 20. Jahrhundert in der Grube Schauisland etwa 250 Bergleute. In diesem Jahrhundert bauten sie als Erz eisenreiche und deshalb schwarze, silberarme Zinkblende (Sphalerit, ZnS) und silberhellen Bleiglanz ab (Galenit, PbS) mit einem Silbergehalt von ca. 0,1%. Im 20. Jahrhundert wurden insgesamt ca. 1,2 Millionen Tonnen Erz mit einem durchschnittlichen Gehalt von 5,7% Zink, 1,0% Blei und 0,001% Silber gewonnen. Dieses entspricht in heutigen Preisen (Stand 2011) einer Wertschöpfung von etwa 200 Millionen Euro. Trotz des, mit Unterbrechungen über 800 Jahre andauernden Bergbaus, ist der Schauinsland heute noch die größte Blei-Zink-Silber-Lagerstätte des Schwarzwaldes und der Vogesen. Die Erzvorräte sind etwa zu Dreiviertel abgebaut worden.

Bedeutende Stollen und Schächte in der Grube Schauinsland
Übersicht

In der Grube Schauinsland erschließen Stollen die damals 12 zumindest partiell abbauwürdigen, im Bereich des Schauinsland Gipfels gelegenen, hydrothermalen steilstehenden Erzgänge. Die bedeutendsten Stollen (Mundlochhöhen in m über NN) auf der nördlichen Kappler Seite sind

  • der Tiefe Stollen (+443 m)
  • der Leopold-Stollen (+836 m)
  • der Kappler-Stollen (+981 m), der sog „Hebammenstollen“ und
  • der Barbara-Stollen (+560 m), heute Zentraler Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland

und auf der südlichen Hofsgrunder Seite

  • der Hofsgrunder-Stollen (+998 m), mit Kappler-Stollen verbunden, und
  • der Gegentrum II-Stollen (+1.189 m), der Zugang zum Museums-Bergwerk.
Kappler-Stollen („Hebammenstollen“)

Der Kappler-Stollen ist heute der wohl bekannteste Stollen der Grube Schauinsland. Er wurde 1889 unter Frhr. von Roggenbach angeschlagen und war ab 1891 Hauptförderstollen der Grube Schauinsland. Über den Hofsgrunder Stollen war er mit der Südseite des Schauinslandes verbunden. Mit der Kapplersohle war die Grube Schauinsland eines der wenigen Bergwerke mit einem Stollen, der ähnlich einem Tunnel den Schauinsland vom oberen Kappler-Großtal auf der Nordseite nach Hofsgrund auf der Südseite durchquerte. Wegen der Lage der Erzgänge nimmt er jedoch nicht den direkten Weg, sondern hat einen S-förmige Verlauf.

Berühmtheit erlangte der Kappler-Stollen als Verbindung von Kappel nach Hofsgrund, die nicht nur von Bergleuten genutzt wurde. Der kürzeste Weg zwischen den damals noch selbstständigen Orten Kappel und Hofsgrund führte durch den Hebammenstollen des Schauinslandes. So hatten die Kinder der Bergleute vom der Bergbausiedlung auf der Nordseite des Schauinslands einen auch im Winter gangbaren Weg zur Schule nach Hofsgrund auf der Südseite. Dieser Fußweg durch den Kappler-Stollen dauerte etwa eine halbe Stunde Zeit und war damit deutlich schneller als der Weg über den Berg. Die Kinder mussten auf ihrem „Schulweg“ durch das Bergwerk jedoch äußerst achtsam sein, denn der Abbaubetrieb in der Grube wurden nicht unterbrochen, wenn sie durch den Stollen gingen. Zudem hatte diese wettersichere Verbindung noch einen erheblichen Nachteil: In besonders schneereichen Wintern waren die Kinder der Bergleute oft die einzigen, die in der kleinen Schule beim Mundloch des Hofsgrunder-Stollens saßen, da die Kinder der umliegenden Bauernhöfe oft von den Schneemassen eingeschlossen waren.

Der heute noch gebräuchliche Name „Hebammenstollen“ für den Kappler-Stollen rührt daher, dass eine Hebamme aus Hofsgrund diesen Stollen als Möglichkeit entdeckte, ihr Einzugsgebiet zu vergrößern. Zudem war die Geburtshelferin auf diesem Weg deutlich schneller zur Stelle, wenn ihre Dienste im Bergmannsheim und auf der Kappler Seite benötigt wurden.

Nach Silber, Blei und Zink wird heute hochwertiges Trinkwasser aus dem Kappler-Stollen gewonnen.

Leopold-Stollen

Der Leopold-Stollen (rund 150 m unter der Kapplersohle gelegen) wurde ab 1903 aufgefahren und löste ab 1908 den Kappler-Stollen als Hauptförderstollen ab. Von hier führte die Materialseilbahn der Grube Schauinsland zur Erzwäscherei in Kappel.

Tiefer-Stollen

Der rund 540 m unter Kapplersohle Tiefe Stollen blieb fördertechnisch ein Torso. Nur der Bereich Grubenzentrum unterhalb des Schauinslandgipfels (Mundloch Hercherhof angeschlagen 15.12.1938) konnte am 6. März 1947 mit dem Zwischenzugang beim Hercherhof und fast 5 km Länge fertiggestellt werden. Die von der Stolberger Zink kühn geplante ganze untertägige Verbindung wurde nie fertiggestellt, da ein kleines Reststück in der Verbindung Hercherhof-Erzwäscherei in Kappel/Neuhäuser fehlte. Es ist ein Trauerspiel, denn dieses fehlende kurze Stück macht nur etwa 120 m der rund 2 km langen Verbindung aus. Das legt den Schluss nahe, bereits Jahre vor der endgültigen Grubenschließung hatte die Stolberger Zink nicht mehr an eine Zukunft der Grube Schauinsland geglaubt. Die frühzeitige Inventarisierung 1952 geht ebenfalls in diese Richtung.

Zwar konnte durch das „Teilstück“ des Tiefen Stollens die Entwässerung der Grube Schauinsland ab 1947 im natürlichen Gefälle zum Hercherhof vorgenommen werden, Ausnahmen waren nur die 8. und 9. Sohle. Auch bedeutete für viele der rund 250 Bergleute die tägliche Ein- und Ausfahrt mit dem Grubenzug durch den Tiefen Stollen zum Roggenbachschacht eine Erleichterung. Ein Abwerfen der störanfälligen 5,3 km langen Materialseilbahn und eine Neustrukturierung des Haufwerk-Abtransportes durch den Tiefen Stollen zur Erzwäscherei unterblieb wegen dessen nie erfolgter Fertigstellung.

Barbara-Stollen

Dieser Stollen wurde 1903 unter dem Namen „Oberrieder-Stollen“ im Oberrieder Tal (+560 m) begonnen – zeitgleich mit dem Leopold-Stollen, jedoch rund 270 m tiefer gelegen. Die Auffahrungen wurden jedoch 1914 bei einer erreichten Länge von fast 1.100 m endgültig eingestellt zugunsten einer Intensivierung der Arbeiten auf der Leopoldsohle; lediglich das bereits 1912 fertiggestellte Kraftwerk Oberried wenig unterhalb blieb in Betrieb.

Heute unter dem Namen Barbara-Stollen bekannt, ist dieser Grubenbau eine weitere Besonderheit der Grube Schauinsland. Die Bundesrepublik kaufte zu Beginn der 70er Jahre die dazugehörenden Grubenfelder und ließ 1973 zwei Kammern 400 m tief im Berg anlegen. Dort werden in Edelstahlbehältern auf Mikrofilmen inzwischen über 1 Milliarde Dokumente archiviert. Dieser Zentrale Bergungsort der Bundesrepublik Deutschland unterliegt seit 1978 den Regeln der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgut bei bewaffneten Konflikten und ist das größte Langzeitarchiv in Europa.

Im Bergwerk sind die 22 Etagen durch senkrechte Schächte verbunden. Darunter vier größere Blindschächte, die nicht zur Tagesoberfläche geführt sind (Teufe in m)

  • Roggenbach-Schacht (535 m Teufe): Kapplersohle – 7. Sohle, tiefster Blindschacht Süddeutschlands
  • Schacht II (151 m Teufe:) Leopoldsohle – 3. Sohle
  • Schacht VI (147 m Teufe): Leopoldsohle – 3. Sohle
  • Blindschacht Tiefer Stollen (100 m Teufe): 7. Sohle – 9. Sohle
Roggenbach-Schacht

Der bereits 1929 unter der Bergbau AG Lothringen begonnene, auf 55 m geteufte Roggenbach-Schacht mit begonnener Auffahrung der 1.Sohle, konnte nach Sümpfung ab 1935 fortgesetzt werden. Er ermöglichte im Grubenzentrum ein kostengünstiges Vordringen zur Teufe. So erschien dem damaligen Betreiber (der Stolberger Zink) ein Übergang zum forcierten Tiefbau – auf Kosten eines riskanteren weiteren Breitenaufschlusses – verlockend. 1940 erreichte er die 7.Sohle, von wo aus der neue Tiefstollen jetzt im Gegenortvortrieb in Angriff genommen wurde. 1949 wurde nach aufwendigen Vermessungen der Roggenbach-Schacht als zentraler Förderschacht der Grube Schauinsland von der Leopold- zur Kapplersohle im Gegenortbetrieb hochgebrochen. Damit ist der Roggenbach-Schacht mit 535 m der tiefste Blindschacht Süddeutschlands.

Es gibt zwei grundsätzlich verschiedene Arten von Fördermaschinen. Beide wurden im Schauinsland eingesetzt:

  • Trommel-Fördermaschine
  • Fördermaschine mit Treibscheibe

Die Fördermaschine mit Treibscheibe wurde 1877 vom Bergingenieur Carl Friedrich Koepe erfunden und patentiert und stellte, gerade bei tieferen Schächten mit gegebenen Förderverhältnissen, eine Vereinfachung dar und fand zum Schluss auf der Kapplersohle am Roggenbach-Schacht Verwendung. Bei den anderen Blindschächten im Schauinsland wurden Trommelfördermaschinen eingesetzt.

Die Koepe-Treibscheibe im Kappler-Stollen hatte einen Durchmesser von 3 m. Das Förderseil mit 34 mm Durchmesser wurden nicht aufgetrommelt, sondern von der Fördermaschine über die Treibscheibe bewegt, und an dessen Enden hing jeweils ein 2-etagiger Förderkorb. Die elektrische Antriebsleistung betrug 170 kW/380 V, Geschwindigkeit 6 m/sec (mittlere Seilfahrtsanlage), Nutzlast 1.500 kg.

Beim Teufen des Roggenbach-Schachtes befand sich auf der Leopoldsohle dagegen eine Trommelfördermaschine der Maschinenfabrik Beien aus Herne (NRW). Zwei Trommeln mit 2,5 m Durchmesser bei 1,2 m Breite nahmen das Förderseil (Durchmesser 31 mm) auf. Die Geschwindigkeit betrug 3 m/sec, Nutzlast 1.500 kg, Teufe bis 500 m bei einer elektrischen Antriebsleistung von 118 kW/380 V.

Nach dem Einbau der Fördermaschine mit Koepe-Treibscheibe auf der Kapplersohle wurde die Trommel-Fördermaschine auf der Leopoldsohle nicht mehr benötigt und demontiert. Heute ist dort nur der leere Aufstellort mit Betonfundamenten und den bei der Demontage der Grube herausgeschlagenen Zugängen übriggeblieben.

Markante historische Bergbauspuren am Schauinsland. © Forschergruppe Steiber

Lagerstätte
Größte Silber-, Blei-, Zink-Lagerstätte des Schwarzwalds und der Vogesen

Die Lagerstätte gliedert sich in ein Nord- und ein Südfeld im Schauinsland und umfasst in der Gipfelregion eine Fläche von rund 3 km².

Im gut bekannten Nordfeld ging der moderne Bergbau um bis Oktober 1954 um. Diese Periode beginnt Ende des 19. Jahrhunderts durch Bergbautätigkeit des Freiherrn Carl von Roggenbach. Ihm folgten die 1890 gegründete Gewerkschaft Schwarzwälder Erzbergwerke in Köln sowie zwei weitere Bergbaugesellschaften, bis zuletzt die Stolberger Zink die Grube 1935 übernahm.

Im Südfeld dagegen, das durch eine erzleere Zone getrennt südwestlich vom Nordfeld liegt, ging nur bis zum 18. Jahrhundert der Bergbau um. Hier begann im Mittelalter der Metallerz-Bergbau, welcher der Stadt Freiburg und der Region Wohlstand brachte und den Bau des Münsters ermöglichte. Das Freiburger Münster ist die einzige gotische Großkirche in Deutschland, die noch im Mittelalter fertiggestellt wurde. Freiburg wurde erst durch den geänderten Zuschnitt der Bistümer 1821 Bischofsitz, lange nach Fertigstellung des Münsters „Unserer Lieben Frau“. Zuvor war das Münster eine reine „Stadtkirche“.

Steilstehende Erzgänge mit Zinkblende und Bleiglanz

Die beiden Haupterze Zinkblende und Bleiglanz kommen im Nordfeld in 12 steilstehenden, fast senkrechten Gangspalten vor, genannt Erzgänge. Zwei verschiedene, horizontale Streichrichtungen (Hauptgänge: Gang II, Roggenbach-Gangzone, Gang III, Gang VI, Gang VIII mit ca. 40 Grad bei einem Vollkreis von 360 Grad (SW-NO), Diagonaltrümer 0(!), 1, 2a, 2b, 3, 4, 5 mit ca. 90 Grad (N-O) gingen mit einer historisch entstandenen Nummerierung einher. Die streichende Ganglänge betrug nur wenige Hundert Meter bei einer Mächtigkeit von 0,5 bis 3 m und einem absätzigen Gangverhalten. Das Manko der geringen Streichlänge wurde bei der Roggenbach-Gangzone, welche im Schauinsland das meiste Erz brachte, durch eine vertikale Teufe von über 700 Höhenmetern mehr als ausgeglichen. Die Anhäufung von 12 Erzgängen unterhalb des Gipfels auf einer Fläche von nur einem Quadratkilometer ist ungewöhnlich. Dem haben wir das kompakte Museums-Bergwerk zu verdanken, da in den oberen Teufen nur der Bereich zwischen Gang III und VI untersucht wurde.

Leider war nie die gesamte Füllung eines Erzgangs aus Bleiglanz und Zinkblende bestehend, sondern metallerzfreie, wertlose Gangarten waren in der Mehrheit. Gangarten sind im Schauinsland-Nordfeld der bei Gangerz-Lagerstätten fast allgegenwärtige Quarz, daneben Schwerspat, Kalkspat, Dolomit. In der Regel machten die Metallerze rund ein Drittel und die Gangarten zwei Drittel der Erzgänge aus. Die saubere Trennung in die beiden Erze und die Abtrennung der Gangarten ist im modernen Bergbau Aufgabe der Aufbereitung. Früher wurde diese Trennung vor Ort durchgeführt und der Erzgang unter Inkaufnahme enger Arbeitsplätze oft nur im silberhaltigen Bleiglanzbereich abgebaut. Natürlich veränderten sich über die Zeit die Vorstellungen von Bauwürdigkeit. Einige Zentimeter Bleiglanz- und 10 cm Zinkblende-Mächtigkeit waren unter der Stolberger Zink keine schlechte Vorgabe. Die Metallerzkonzentration in Gangerz-Lagerstätten ist eine sehr gute und betrug im Schauinsland stets deutlich über 10%.

Vererzung
Zusammensetzung

Im Schauinsland kommen in den Erzen die Metalle (Elemente) Silber, Blei, Zink und Cadmium – alles Schwermetalle mit Dichten ähnlich Eisen – und bei den nichtmetallhaltigen Gangarten zusätzlich die Elemente Silicium, Barium, Calcium, Magnesium, Eisen, Kohlenstoff, Sauerstoff und Schwefel vor. Durch Kombination lassen sich zahlreiche Mineralien bilden, etwa 80 verschiedene wurden bisher für den Schauinsland nachgewiesen. Der Schauinsland ist eine sulfidische Lagerstätte, und beide Erze sind ganz einfache chemische Verbindungen, jeweils nur aus dem Metall und Schwefel bestehend. Abgebaut wurde im Firstenstoßbau, das Nebengestein ist sedimentär gebildeter Paragneis.

Der Schauinsland war in Deutschland das höchstgelegene Bergwerk, welches über längere Zeit im Abbau stand. Früher waren große Schaustufen (nicht Micromounts) aus dem Gang II oberhalb der Holzschlägermatte mit dunklem kristallinem Erz, den hellen Gangarten und Überzügen von goldfarbenem Pyrit Klassiker, die durch Kristallgröße und Farbkontrast wirkten. Während der Abbauzeit konnten kubische Bleiglanzkristalle mit Kantenlängen bis 5 cm gewonnen werden. Die wegen ihres Eisengehaltes tiefschwarze Zinkblende mit Diamantglanz erreichte Kristallgrößen bis 1 cm und war bei Sammlern begehrt. Bräunliches Wurtzit als weitere Zinkblende-Variante ist im Schauinsland selten. Verwachsungen der Erze mit Gangarten und Nebengestein führten zu Brekzien-Strukturen mit schönem Farbkontrast, insbesondere in der Roggenbach-Gangzone.

Durch zufließende Wässer werden stetige Umbildungen von eisenreicher Zinkblende ausgelöst. Aus dem Zinkerz kann sich weißes Hydrozinkit bilden und aus dem Eisenanteil brauner Limonit. Manche Gangstrecke untertage „verrostet“ bei inzwischen gut sichtbaren weißen Hydrozinkitüberzügen. In den 1920er wurde u.a. wegen des Silbergehaltes im Bleiglanz weitergearbeitet und Schaustufen in den angelsächsichen Raum gegen inflationsbeständige Devisen verkauft.

Mineralienreichtum

Eine weitere Besonderheit des Schauinslandes ist Grünbleierz (Pyromorphit), ein Bleiphosphat und als Umwandlungsprodukt aus Bleiglanz im Südfeld so häufig, dass es früher abgebaut wurde. Sein Silbergehalt ist zum Bleiglanz leicht gemindert. Wegen seiner intensiven grasgrünen Farbe hatte er wohl im Mittelalter eine Signalfunktion für die Lagerstätte. Der braune Pyromorphit (Braunbleierz) hingegen ist am Schauinsland selten. Im Nordfeld – und dort wieder in den oberen Teufen – kommt statt des Grünbleierzes Weißbleierz (Cerussit) lokal gehäuft vor. Mit seinen weißen Nadeln ist es ebenfalls eine Umbildung des Bleiglanzes. Mit Erfahrung können Sammler Erzstufen aus dem Schauinsland aufgrund deren Ausprägung durchaus einem Erzgang zuordnen. Die Grube Schauinsland dürfte heute noch weltweit mit ihren Mineralien in vielen Museen vertreten sein.

Durch den langandauernden Grubenbetrieb mit den konstant zufließenden Oberflächenwässern ist die Oxidationszone weit in den Berg hineingezogen worden und reicht heute im Gang VI über 200 Höhenmeter bis zur Kapplersohle hinab. Im Bereich der alten früheren Grundwasserhorizonte (Zementationszonen) konnten deutlich erhöhte Metallerzmengen und gediegenes Silber vorkommen, welche den Altbergbau beflügelten.

Mit „Die Mineralien und der Bergbau vom Schauinsland, Schwarzwald“ erschien von uns 1986 im Januar-März Emser-Heft ein Bergwerksportrait, welches leicht erweitert später in zwei Auflagen als Buch gedruckt wurde. Die Emser-Hefte, leider eingestellt, waren Lagerstätten im deutschsprachigen Raum gewidmet.

Herkunft

Die Frage kann doppelt gestellt werden, sowohl nach dem absoluten Alter der Erze als auch nach dem Alter der Erzgänge mit der dortigen Ablagerung der Erzmetalle im Schauinsland. Die Naturwissenschaft hat Modelle geschaffen, welche universale Gültigkeit besitzen. Die gesamte Materie setzt sich aus 92 Elementen zusammen, vom leichtesten mit der Ordnungszahl 1, dem Wasserstoff (gasförmig), bis zum Uran (Metall) mit der Ordnungszahl 92. Diese Elemente kommen in sehr unterschiedlichen Mengen vor. Ein Würfel von 1.000 m Länge, 1.000 m Breite und 1.000 m Höhe, also 1 km³, wiegt bei einer angenommenen Dichte von 2,3 kg/cm³ (welche etwa dem Gestein entspricht) 2.300.000.000 kg. Das sind 2,3 Milliarden kg, und dieser 1 km³ (etwa die Größe der Schauinsland-Lagerstätte) enthält durchschnittlich 750 kg Silber. Silber ist damit rund 20-mal häufiger als Gold und 700-mal seltener als Kupfer. In einem km³ sind des Weiteren 750.000 kg Zink und 140.000 kg Blei enthalten. Auf jeden Fall ist eine starke Anreicherung notwendig, um eine bergmännische Gewinnung wirtschaftlich zu ermöglichen. Diese Anreicherung erfolgte im Schauinsland in Erzgängen.

Blei und Zink können nicht durch Kernfusion in der Sonne erzeugt werden. Die Kernfusion findet ihr Ende beim Eisen mit der Ordnungszahl 26. Blei- und Zinkmetall sind somit älter als unser Sonnensystem. Sie stammen alle aus dem kurzzeitigen, hellen Aufleuchten eines massereichen Sterns am Ende seiner Lebenszeit durch eine gigantische Explosion, einer Supernova, welche deutlich größer als die Sonne ist. Aus deren staubförmigen Überresten, welche auch die höheren Elemente über Eisen hinaus enthielten, entstand vor 4,6 Milliarden Jahren die Erde. Die Lebensdauer der Elemente ist zwar begrenzt, sie sind jedoch äußerst langlebig. Das Alter des Weltalls seit dem Urknall vor 13,8 Milliarden Jahren beträgt damit rund das 3-fache des Sonnensystems.

Es ist interessant, wie sich in den Geowissenschaften über die Zeit doch Vorstellungen über die Bildung von Erzgängen verändern. Die von uns mit hohem Einsatz an privater Zeit und Geld wieder zugänglich gemachten Grubenbaue mit guten Aufschlüssen bis zur Leopoldsohle führten in Kombination mit strukturgeologischen Untersuchungen zu neuen Erkenntnissen über die Lagerstättenbildungen im Südschwarzwald. So konnte nachgewiesen werden, dass die Vererzungen im Schauinsland erst im frühen Miozän erfolgten, also vor ca. 20 Millionen Jahren und somit früher als die Alpenauffaltung. Die in den Erzgängen gebundenen Metalle kamen dabei durch Laugung aus den Gneisen, und eine Wechselwirkung mit von der Oberfläche eingedrungenen Formationswässern ließ schwerlösliche Sulfide entstehen. Damit gilt die lange Zeit vertretene Lehrmeinung von z.B. Hans Schneiderhöhn, der früher an der Albert-Ludwigs-Universität zu Freiburg den Lehrstuhl für Lagerstättenbildung innehatte und eine Koryphäe war, über die Entstehung der Erzgänge mit einer Abkühlung von Granit-Intrusionen und ihrem oberkarbonischen, also viel höherem Alter, als überholt. Ein entsprechender Granit-Pluton wurde zudem nie gefunden.

Textquellen

© Forschergruppe Steiber, Stand: Oktober 2022. Mit freundlicher Genehmigung. Vielen Dank.