Oberwolfach: Bergbau in der Grube Clara

INHALT

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Überblick

Lage

Erzabbau

Aufbereitung

Produkte

Textquellen

Grubeneingang Grube Clara. © Dieter Hund. Mit freundlicher Genehmigung.

Überblick

Die Grube Clara ist das letzte aktive im Schwarzwald betriebene Bergwerk. Eine urkundliche Erwähnung von 1652 beschreibt den Abbau von Kupfererzen aus dieser Lagerstätte, der bis in das 18. Jahrhundert hineinreichte.

Seit 1850 wird in der Grube Clara Schwerspat und seit 1978 zusätzlich Flussspat gewonnen. Mit der Gewinnung von „Silberspat“, einer Anreicherung von kupfer- und silberreichen Fahlerzen im Schwerspat als Beiprodukt zu den beiden Späten, schließt sich ab 1996 der Kreis zur historischen Kupfergewinnung.

Betreiber ist die Sachtleben Bergbau GmbH & Co. KG, ein Tochterunternehmen der Sachtleben Minerals GmbH & Co. KG.

Die Grube Clara ist als eine der mineralienreichsten Gruben der Welt unter Sammlern bekannt.

Die Grube Clara kann nicht besichtigt werden.

In direkter Nachbarschaft zur Aufbereitung können Sammler aber auf der “Mineralienhalde Grube Clara“ legal und ohne Gefahren ihrem Hobby nachgehen.

Lage

Die Grube Clara sowie das ehemalige Bergbaurevier liegen oberhalb der Ortschaft Oberwolfach, im Hinteren Rankachtal. Das Revier umspannt viele alte Stollen im Gewann „Wogets“, die ehemaligen Tagebaue, sowie die heutige eigentliche Grube Clara, die über zwei Mundlöcher im Rankachtal befahren wird.

Erzabbau

In der Lagerstätte werden drei vererzte Gänge abgebaut, die mit 60 – 90° sehr steil bis vertikal durch den Berg verlaufen. Der ca. 600 m lange und teilweise 3 – 4 m mächtige „Schwerspatgang“, besteht zu 50 – 80 % aus Schwerspat und zu 5 – 40 % aus Flussspat und reicht als einziger an die Erdoberfläche heran. Zusätzlich kommen noch 5 – 20 % Quarz sowie wenige Prozente Erzminerale vor.

Der „Flussspatgang“ tritt in einer vom Schwerspatgang getrennten Gangzone auf und spaltet sich im oberen Bereich in fünf erschiedene Gänge auf. Er ist im Mittel 3 – 3,5 m mächtig und auf einer Länge von 300 – 400 m ausreichend stark mit Flussspat vererzt, um wirtschaftlich interessant zu sein. Das Erz besteht zu 50 – 80 % aus Flussspat und zu 0 – 25 % aus Schwerspat.

Zusätzlich wird noch ein dritter Gang („Diagonaltrum“) abgebaut, der aus einem Mischerz beider Späte in wechselnden Anteilen sowie Quarz besteht. Das „Diagonaltrum“ ist auf ca. 250 m Länge abbauwürdig und seine Mächtigkeit liegt im Durchschnitt bei 2,5 m.

In der Grube Clara sind neben den Späten noch etwa 400 weitere Minerale nachgewiesen – sie gehört damit zu den mineralreichsten Gruben der Welt. Der Abbau in der Grube Clara erreicht heute bereits 850 m Tiefe. Bei der Sachtleben Bergbau GmbH sind derzeit 105 Mitarbeiter mit der Förderung und der anschließenden Aufbereitung der Erze beschäftigt, wovon 52 Mitarbeiter untertage arbeiten.

Der Abbau in der Grube Clara erfolgt im Dreischichtsystem an fünf Tagen der Woche mittels Bohren, Sprengen und Fräsen. Für den anschließenden Ausbau, also die Sicherung der unterirdischen Strecken, werden Stahlmatten, Gebirgsanker und stahlfaserverstärkter Spritzbeton verwendet. Größere Hohlräume, in denen das Erz abgebaut wurde, werden mit einem Gemisch aus Gesteins- und Erzresten aus der Aufbereitung, dem sogenannten Bergematerial und Steinkohlenflugaschen als Bindemittel aufgefüllt.

Sowohl die Gewinnung, als auch der Transport der Erze erfolgt gleislos, das heißt mit elektrohydraulischen Bohrwagen, dieselgetriebenen Fahrschaufelladern und LKWs. Einige dieser Fahrzeuge sind ferngesteuert. Insgesamt steht ein Streckennetz von etwa 30 km offen. Mit Hilfe von mehreren spiralförmigen Wendeln, eines Stollens und einer LKW-Rampe werden bis zu 550 Höhenmeter vom eigentlichen Abbauort zu den Übertageanlagen des Grubenbetriebes (Betriebsbüro, Kaue, Sozialräume, Werkstätten) überwunden.

Aufbereitung

Der Transport des Erzes zur 13 km entfernten Aufbereitungsanlage in Wolfach und die Rücklieferung von Rückständen aus der Aufbereitung nach Untertage erfolgt per LKW.

Die kupfer- und silberreichen Fahlerze werden in der Grube Clara seit 1996 durch eine mehrstufige Flotation mit Wertstoffgehalten über 97% angereichert.

Aufbereitungsanlage der Sachtleben AG in Wolfach-Kirnbach. © Dieter Hund. Mit freundlicher Genehmigung.

Produkte

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Säurespäte

Flussspatkonzentrate für die Produktion von Flusssäure kommen nach mechanischer Entwässerung auf Vakuumtrommelfilter in den Versand.

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Trockenspäte

Trockene Flusspatkonzentrate durchlaufen eine thermische Trocknung mit Schutzsiebung und werden lose in Silo-LKW oder abgesackt in Papiersäcken oder Big Bags verladen. Schwerspatkonzentrate aus der Flotation werden ebenfalls mechanisch, anschließend thermisch getrocknet.

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Mahlspäte

Ein weiterer Teil der Vorkonzentrate aus der Dichtesortierung durchläuft ohne weitere stoffliche Anreicherung die thermische Trocknung. Wie die Schwerspatkonzentrate aus der Flotation werden diese Produkte anschließend in mehreren Mahl- und Klassieranlagen auf spezifizierte Feinheiten gemahlen (Mahlspäte). Der Versand der Mahlspäte erfolgt lose in Silo-LKW oder abgesackt in Papiersäcken oder Big Bags.

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Betonzuschlag

Ein dritter Teil der Produkte aus der Dichtesortierung wird nach Klassierung als normgerechter Betonzuschlag lose auf Kipper-LKW oder Big Bags abgesackt verladen.

Die Wertstoffkonzentrate werden in Kanada und in Belgien verhüttet. Ziel der Verhüttung ist vor allem die Abtrennung des enthaltenen wertvollen Silbers und Kupfers. Das Fahlerzkonzentrat enthält rund 25 % Kupfer und zwischen 1,5 und 3 % Silber.

Industrieller Einsatz von Schwer- und Flussspat

Schwerspat

Schwerspat wird industriell z.B. bei der Herstellung folgender Produkte eingesetzt:

  • Folien, Filzen oder ähnliche Geweben mit Schalldämmung
  • Bremsbeläge
  • Farben- und Lacke
  • hochwertige Gummi-Produkte
  • Industrie und Fußbodenbeläge

Darüberhinaus findet Schwerspat Anwendung in der Bohrindustrie als Zusatzstoff in Bohrspülungen. Des Weiteren wird Schwerspat zur technischen Abdichtung von Röntgen- und Werkstoffräumen auch in Beton beigemischt.

Flussspat

Flusssspat ist ein wichtiger Rohstoff in der chemischen Industrie. Einsatzbereiche sind bei der Herstellung von Teflon, Kältemittel, Kristallglas, Glühbirnen, Zahnpasta und Elektronikartikel. Aber auch in der Aluminiumverhüttung und der Arzneimittelherstellung wird Flussspat benötigt.