Ottenhöfen: Geologischer Lehrpfad Felsenweg

Erosionskräfte

Durch die Anhebung von Krustenteilen gerät der Granit in den Bereich der Verwitterung. Hier wirken die verschiedensten Kräfte auf ihn ein, die schließlich seine völlige Zerstörung bewirken. Einen großen Anteil an der Verwitterung haben in unseren Breiten die physikalischen Vorgänge, z.B. die Wärmeausdehnung bei Sonneneinstrahlung oder der Spaltenfrost, der auf dem Weg über die sprengende Wirkung des gefrierenden Wassers zur Auflockerung des Gesteins beiträgt. Auch die Pflanzen arbeiten mit an der Zerstörung des Gesteins, indem sich ihre Wurzeln in die feinsten Risse und Spalten hineindrängen und durch den Wachstumsdruck eine erhebliche Sprengwirkung ausüben. Ein weiterer wichtiger Faktor ist die chemische Verwitterung, bei der auf dem Weg über die bevorzugte Auflösung bestimmter Minerale das Gesteinsgefüge gelockert wird. Häufig geht dieser Auflösung eine Mineralumwandlung voraus, bei der ein ursprünglich wasserfreies oder wasserarmes Mineral zu einem wasserreichen Mineral umgewandelt wird, wobei bereits Teile des Primärminerals in der Lösung weggeführt werden. Feldspat und Glimmer wandeln sich z.B. in Tonminerale um, die leicht weggeschwemmt werden.

Der Granit besitzt ein sehr weitmaschiges Kluftnetz, das ihn in große Quader zerlegt. Entlang dieser Klüfte können die Erosionskräfte intensiv einwirken, besonders Kanten und Ecken werden zerstört, wodurch stark gerundete Blöcke entstehen. Diese für den Granit charakteristische Art der Verwitterung wir Wollsack-Verwitterung genannt, die runden Blöcke bezeichnet man als „Wollsäcke“. Wegen der exponierten Lage dieser Wollsäcke kommt es bei ihnen häufig zu Rutschungen und Felsstürzen, so dass unterhalb von Wollsack-Felsengruppen oft Blockhalden oder Felsenmeere anzutreffen sind. Hier sind dann die Hänge bedeckt mit zahlreichen kleineren oder größeren gut gerundeten Blöcken, die von den Granitfelsen herabgestürzt sind.

Eine weitere charakteristische Verwitterungsform bei Graniten ist das Absanden. Wegen der gleichmäßigen Beschaffenheit der Oberfläche eines Granitblocks bewirken die Verwitterungskräfte oft ein Zerfallen dieser Oberfläche zu einzelnen Sandkörnern, so dass der Boden nur aus Humusanteilen und sandigem Grus besteht. Bei diesem Verwitterungsvorgang werden häufig die Unregelmäßigkeiten im Granit herauspräpariert, z.B. Feldspat-Großkristalle, die dann der Felsoberfläche ein genageltes Aussehen verleihen.

Textquelle

Maus, H: Geologische Wanderung auf dem Felsenweg, Geologisches Landesamt Baden-Württemberg, Freiburg, 1980. Herausgeber: Gemeinden Ottenhöfen und Kappelrodeck.

Mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Ottenhöfen. VIELEN DANK.