Uran im Schwarzwald

Im Schwarzwald wurde in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg systematisch nach abbauwürdigen Uranvorkommen gesucht. 1957 wurde in Menzenschwand (St. Blasien) das größte Uranvorkommen in Deutschland (alte Bundesländer) entdeckt. 1973 das zweitgrößte Vorkommen in Oberbeuern-Müllenbach bei Baden-Baden.

Radioaktiven Stoffen, insbesondere dem Uran, kamen nach dem Zweiten Weltkrieg global eine wesentliche strategische Bedeutung zu.

In Nachkriegs-Deutschland war jede „angewandte naturwissenschaftliche Forschung“ auf dem Gebiet der „angewandten Kernphysik“ durch das Alliierte Kontrollratsgesetz vom 29.04.1946 verboten, darunter fiel auch die Suche und der Umgang mit den Ausgangsstoffen Uran und Thorium.

Im Badischen Berggesetz wurden Uranverbindungen 1947 als „bergfreie“ Bodenschätze unter Staatsvorbehalt gestellt, so dass es Privatpersonen nicht erlaubt war nach radioaktiven Erzen zu suchen.

Unter der stillschweigenden Duldung der Besatzungsmächte, prospektierte, dessen ungeachtet, der Bergingenieur Otto Leible nach Uranvorkommen, wie sie aus dem Erzgebirge mit ihrem reichen Pechblende-Vorkommen, schon lange bekannt waren. Mit einem von der Militärregierung zur Verfügung gestellten Geigergerät und mit späterer Unterstützung der Universität Freiburg, begann Leible am 23.05.1949  mit weiteren Untersuchungen im Schwarzwald.

In Sulzburg, Eisenbach und Wittichen fand er Vorkommen mit einem abbauwürdigen Urangehalt zwischen 0,3 % und 0,5 %, die er dem Bergbauunternehmen „Gewerkschaft Finstergrund“ anbot (dessen Direktor er später wurde).

Erste Beschreibungen uranhaltiger Erze im Schwarzwald sind jedoch deutlich älter:

1790: Uranglimmer (Grube Herzog Friedrich bei Alpirsbach-Reinerzau)

Vom württembergischen Bergrat J.F.W. Widenmann stammt aus dem Jahr 1790 die erste Beschreibung eines mit Kobalterzen vergesellschafteten grünen „kristallisierten Uranglimmers“ im Schwarzwald. Der Fund stammte von der Halde der Grube Herzog Friedrich bei Alpirsbach-Reinerzau (Dreikönigstern-Gangzug). Die Entdeckung wurde 1793 veröffentlicht.

1840: Uranpecherz (Grube Sophia in Wittichen)

Der Schweizer Chemiker Jean Charles Galissard de Marginac beschrieb 1840 Uranpecherz aus dem Gang der Grube Sophia bei Wittichen.

1911: Uranglimmer (Halde Michaelstollen bei Lahr)

Goldbach fand 1911 Uranglimmer auf der Halde des neu aufgefahrenen Michaelstollen im Weiler bei Lahr.

Doch auch die staatliche Uransuche war im Geheimen bereits im Gange…

Prospektion

Suche nach Uran

Staatliche Prospektion in den 1950er Jahren

Nach ersten lokalen Prospektionen in Wittichen (Kinzigtal) ab ca. 1947/1948 wurde ab 1951 flächendeckend im gesamten Schwarzwald – und später auch im gesamten, am 25.04.1952 neu gegründeten Südweststaat „Baden-Württemberg“, nach Uran gesucht. Die Ergebnisse wurden 1957 in einem Abschlussbericht veröffentlicht.

Die beiden Uranvorkommen im Krunkelbachtal in Menzenschwand (St. Blasien) und am Hummelsacker in Oberbeuern-Müllenbach (Baden-Baden), tauchen in dem Abschlussbericht aber nicht auf.

Beide Vorkommen sind nicht nur die größten Urananreicherungen im Schwarzwald, sondern auch in der gesamten Bundesrepublik Deutschland im damaligen Grenzverlauf („alte“ Bundesländer).

Bei Menzenschwand entdeckten am 05. Mai 1957 zwei Freiburger Geologiestudenten zufällig Uran, als sie im Krunkelbachtal nach Flussspat suchten. In der drei Jahre später aufgefahrenen Grube Krunkelbach wurden durch das Bergbauunternehmen „Gewerkschaft Brunhilde“, über einen 249,5 m tiefen Blindschacht auf insgesamt neun Sohlen und einem 4.300 m langen Streckennetz, im Zeitraum von 1960 bis 1991 insgesamt ca. 720 t Uran entnommen (100.000 t Uranerz).

Bei Baden-Baden wurden im September 1973 bei Prospektionsarbeiten der Saarberg-Interplan Uran GmbH mittels radiometrischer Messungen mehrere Anomalien in den ausstreichenden Karbonschichten des Oostroges festgestellt. In den Jahren 1974 (Kirchheimerstollen) und 1975 (Sauersboschstollen) wurden zwei Probestollen zur näheren Unrersuchung  angelegt. In der Grube Müllenbach wurden im Zeitraum von 1974 bis 1985 insgesamt ca. 30 t Uran entnommen. Planungen einer Erzaufbereitung im 2 km entfernten Oberen Waldbachtal (Gernsbach) wurden, nicht zuletzt wegen massiver Proteste, nie umgesetzt („Das Uran bleibt drin“).

Besonders pikant an der Bergbaugeschichte in Menzenschwand und Oberbeuern-Müllenbach ist, dass es zu keiner Zeit Konzessionen zum Abbau gab, sondern lediglich zur Untersuchung. An beiden Standorten können heute noch die Spuren dieser „Untersuchungen“, die insbesondere in Menzenschwand faktisch ein Abbau waren, entdeckt werden.

Menzenschwand (St. Blasien)

Grube Krunkelbach
1961-1992

Oberbeuern-Müllenbach (Baden-Baden)

Grube Müllenbach
1974-1985

Spuren heute

In Menzenschwand sind diese Spuren augenscheinlich deutlicher verwischt. Das Stollenmundloch der Grube Krunkelbach am Hangfuß des Rabenfelsen wurde überschüttet und das Gelände in Hanglage modelliert. Das aus der Grube abgeleitete Bergwasser wird über Drainageleitungen in den Krunkelbach abgeleitet. Die Austrittstellen der Drainagerohre in Bachnähe sind im Gelände gut zu finden.

In Oberbeuern-Müllenbach sind die Spuren besser zu erkennen. Die beiden ehemaligen Mundlöcher der Grube (Kirchheimerstollen und Sauersboschstollen) wurden „lediglich“ zugemauert, Fledermäuse können ungehindert ein- und ausfliegen. Das Mundloch des Sauersboschstollen ist mit einem offenen Verschlag zum Unterstand für landwirtschaftliche Geräte verbaut. Beiden Mundlöchern sind Halden vorgelagert, weitläufiger bzw. besser sichtbar am Sauersboschstollen.

Spätere Prospektionen

In Schramberg wurde Ende der 1950er- und zu Beginn der 1970er-Jahre an zwei Stellen im Bernecktal im Bereich der Geigeshalde im Ortsteil Geisshalden uranhaltiges Gestein festgestellt, das aber nicht abbauwürdig war.

In Wittichen wurden in den 1970er Jahren durch die Fa. Uranerzbergbau GmbH Prospektionsarbeiten auf Uran in den alten Bergbauhalden (Kobalt- und Silberbergbau) durchgeführt. Die festgestellten Urangehalte in dem pechblendehaltigen Gestein waren für einen wirtschaftlichen Abbau zu gering.

Gefahren durch Radon

In Gesteinen und Böden, die über einen Anteil an radioaktiven Elementen wie Uran und Thorium verfügen, wird dauerhaft das radioaktive Edelgas „Radon“ gebildet. Im Prinzip stellen dabei alle Gesteine und Böden natürliche Radonquellen dar, da diese in unterschiedlichen Konzentrationen Uran und Radium enthalten, v.a. magmatische Gesteine, wie Granite oder Rhyolithe.

Radon kann sich in Wasser gelöst oder mit der Luft im Boden ausbreiten und gelangt so ins Freie und kann aber auch in Gebäude eindringen. Im Freien verdünnt sich Radon schnell mit der Außenluft. In Innenräumen ist die Verdünnung geringer, hier kann die Radonkonzentration höher sein.

Radon wird für die menschliche Gesundheit dann gefährlich, wenn es mit der Atemluft eingeatmet wird. Dann gelangt das radioaktive Gas mit seinen Folgeprodukten in die Lunge, wo die Strahlung das Erbgut lebender Zellen der Lungenoberfläche schädigen kann. Radon wirk karzinogen, es kann Lungenkrebs auslösen.

Radonvorsorgegebiete

Es gibt Gebiete, in denen aufgrund von Geologie und Bodenbeschaffenheit mehr Radon entsteht, welches in Gebäude eindringen und sich darin ansammeln kann. Diese Gebiete sind laut Strahlenschutzgesetz als Radonvorsorgegebiete festzulegen.

Mit Wirkung zum 15.06.2021 hat das Umweltministerium Baden-Württemberg insgesamt 29 Gemeinden im südlichen und mittleren Schwarzwald als Radon-Vorsorgegebiete ermittelt und festgelegt.

Im Schwarzwald sind weiträumig v.a. die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Waldshut und Lörrach im Südschwarzwald betroffen.

Im Mittleren Schwarzwald wurden im Ortenaukreis,  Schwarzwald-Baar-Kreis und Landkreis Rottweil lokal Radonvorsorgegebiete ausgewiesen.

In diesen Gebieten ist der Schutz vor Radon besonders wichtig. Aber auch außerhalb von Radon-Vorsorgegebieten ist das Thema Radon relevant.

In Radonvorsorgegebieten wird besonderes Augenmerk auf den Schutz vor Radon gelegt. Bei neuen Gebäuden muss in diesen Gebieten von vornherein ein besserer Schutz eingeplant werden. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind in Radon-Vorsorgegebieten verpflichtet, an Arbeitsplätzen im Erd- und Kellergeschoss Radonmessungen durchzuführen. Falls erforderlich müssen Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten durchgeführt werden.

Radioaktivität

Messverfahren

Radon