Hangrutschung „Kirchsteigtobel“
Am 7. April 2001 ereignete sich am Kirchsteig oberhalb des Urbacher Freibades ein spektakuläres, landschaftsprägendes Naturspektakel.
Nach einem Augenzeugen bewegten sich die Erdmassen mit zunehmender Geschwindigkeit und dumpfem Grollen innerhalb von ca. 80 Minuten talwärts. Nebel, vermengt mit feinem Staub, gab nach einiger Zeit den Blick frei auf einen ca. 240 Meter langen und bis 17 Meter hohen bogenförmigen Abriss im klüftigen, stark nachbrüchigen Kieselsandstein. 200 Meter talwärts kamen breiartig ausfließende Massen 80 Meter tiefer am Gegenhang zum Stillstand. In dem nach Südsüdwest exponierten Garten- und Obstbaumgelände wurden auf 3,2 Hektar insgesamt rund 100 Grundstücke von ca. 45 Grundstücksbesitzern beeinträchtigt und mehrere Freizeithütten zerstört.
Eine Sicherung und Sanierung des Geländes zur Wiederbewirtschaftung war unrealistisch, das Bergsturzareal wurde im Mai 2008 als Naturschutzgebiet („Bergrutsch am Kirchsteig bei Urbach“, 43.099 m², Schutzgebiets-Nr. 1.272) ausgewiesen. Ständige Nachbrüche aus der Abrisswand und gefährliche Spalten im Rutschgelände rechtfertigen ein strenges Betretungsverbot.
Derzeit findet man in Südwestdeutschland kein vergleichbares Naturereignis im dicht besiedelten Keuperbergland. Es erschließt sich dem interessierten Laien auch in Details gefahrlos vom Gegenhang aus.
Lehrpfad
Für Wanderer, Hobbygeologen und Naturliebhaber wurde im April 2007 in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Rems-Murr-Kreis, dem Regierungspräsidium, dem Schwäbischen Albverein sowie dem örtlichen Bauhof ein „Bergrutsch-Rundweg“ eingerichtet.
Dieser umfasst auf einer Strecke von rund drei Kilometern und 95 Höhenmetern insgesamt sechs Informationstafeln, die dem Besucher nicht nur den Bergrutsch am Kirchsteig und dessen geologischen Zusammenhänge näher bringen, sondern auch die natürlichen Besonderheiten dieses Gebiets mit seiner reichhaltigen Tier- und Pflanzenwelt. Drei weitere Tafeln außerhalb des Rundweges informieren über Kulturhistorisches.
Der „Einstieg“ in den Rundweg erfolgt von der Hagsteige aus. Parkmöglichkeiten befinden sich am Freibad Urbach sowie 2 km weiter bergaufwärts am Walparkplatz Hagsteige.
Wegstationen
Station 1: Kirchsteigkelter (außerhalb des Rundweges)
Station 2: Hanfraisen (außerhalb des Rundweges)
Station 3: Geotope - erlebbare Landschaftselemente
Station 4: Der starke Partner - Flurneuordnung
Im Anschluss erwies sich eine Flurneuordnung als Problemlöser. So wurde unter anderem die Erschließung der durch den Bergrutsch abgeschnittenen Flurstücke wieder hergestellt, 210 m² Trockenmauern gesetzt und verwilderte Grundstücke rekultiviert, um die Streuobstnutzung in dieser bedeutenden NATURA 2000 Landschaft zu bewahren.
Station 5: Naturereignis mit Folgen
Station 6: Bei Urbach ist die Geologie lebendig
Station 7: Urbachs Fenster in den Keuper
Station 8: Lebensraum mit Tradition
Station 9: Mönchskelter
Infomaterialien
Urbach
Faltblatt „Naturschutzgebiet Bergrutsch am Kirchsteig“
Urbach
Der Urbacher Bergrutsch, LGRB-Nachrichten Nr. 1/2001
Textquellen
Faltblatt „Naturschutzgebiet Bergrutsch am Kirchsteig“