Grainau: Geologische Wanderung zum Eibsee

Auf geologischen Pfaden das Zugspitzdorf Grainau erleben.

Die Landschaft um Grainau bietet ein breites Spektrum an geologischen Sehenwürdigkeiten. Erkunden Sie die Landschaft eines Dorfes, welches durch einen Bergsturz vor ca. 4.000 Jahren nachhaltig geprägt wurde.

Die Wanderung beginnt im Kurpark der Gemeinde. Unterhalb des großen Felsblockes vor dem Rathaus steht die erste Infotafel. Der Weg führt vorbei am Rosen- und Badersee, über die Breitla, Frenzl, Radschuh weiter zur Umrundung des Eibsees bis zum Frillensee.

Die Gehzeit beträgt ca. 3,5 bis 4 Stunden.

In der Tourist-Information gibt es den kostenlosen Führer mit allen Erklärungen.

Wegstationen
Station 1: Felsblock am Rathaus

Aus dem Bayerischen Schneekar unter dem Zugspitzgipfel ging vor rund 3700 Jahren ein riesiger Bergsturz nieder. Die ausgebrochene Felsmasse stürzte in das Eibsee-Becken und das Loisachtal und brandete am Gegenhang des Kramer-Gebirgsstockes bis etwa 100 m hoch. Am Bergrücken Zirmerskopf— Höhenrain wurde ein großer Teil der Sturzmasse nach Osten bis zum Westrand des Talkessels von Garmisch-Partenkirchen abgelenkt; als gleitungsfördernder Horizont wirkte dabei eine späteiszeitliche Seeton-Decke. Die Bergsturzmasse nimmt eine Fläche von rund 15 km2 ein; ihre Mächtigkeit schwankt zwischen wenigen Metern und über 50 m. Die Reichweite der Sturzbahn beträgt rund 10 km, das Volumen der Sturzmasse rund 300–400 Mio. m3. Damit handelt es sich um den größten Bergsturz der Bayerischen Alpen. Die Bergsturzmasse weist ein unruhiges Kleinrelief auf. Es handelt sich um eine stark gegliederte, von einem teilweise intensiven Wechsel von hügeligen Aufragungen und dazwischen liegenden Senken gebildete Felstrümmerlandschaft. Diese verleiht – im Zusammenwirken mit zwischengestreuten Auen (See- und Bachablagerungen) – dem Ortsbereich von Grainau sein vielfältiges, typisches Gepräge. Auch der Hügel, auf dem das Rathaus steht, stellt ein Relikt des seinerzeit katastrophalen Ereignisses dar. Die eindrucksvollen Blöcke bestehen aus hellem Wettersteinkalk. Der große Block, vor dem der Wanderer steht, lässt auch erahnen, mit welcher Wucht die Massen zu Tale donnerten.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 2: Brücklesbach-Ursprung

Hier, am Ostfuß des bewaldeten Hinterbichel-Rückens, tritt ein Grundwasserstrom aus der Bergsturzmasse zutage. Unter dem Pflaster der Waxensteinstraße liegen fünf Quellen; ihre Schüttung ist sehr gleichmäßig und auf 50–100 l/s zu veranschlagen. Die Wassertemperatur beträgt 7-10 °C (im Winter niedrig, im Sommer hoch). Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den unterirdischen Abfluss des 22 m höher gelegenen Badersees (Station 4), worauf nicht nur die Lagegegebenheiten, sondern auch der saisonale Temperaturgang (siehe Diagramm auf der folgenden Seite) hindeuten: Das den Badersee speisende, gleichmäßig temperierte Grundwasser unterliegt beim Durchströmen des Sees im Sommer einer leichten Erwärmung, im Winter dagegen einer Abkühlung.

Der Austritt wird verursacht durch den Staueffekt einer Seeton- Decke, die bei der Anlage von Baugruben im Ortsbereich von Grainau immer wieder aufgeschlossen wird. Der Brücklesbach nimmt den vom Plateau der Neuneralm kommenden Alplebach (Quellwasser) auf und mündet im Untergrainauer Feld in den Krepbach.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 3: Rosensee und Baderseewald

Rechts unterhalb des Wanderweges ist das grünklare Wasser des Rosensees zu erkennen. Der See liegt auf Privatgrund und ist nicht öffentlich zugänglich. Seine maximale Fläche beträgt ca. 3.500 m2, die größte Wassertiefe etwa 4 m (bei hohem Wasserstand). Das Stillgewässer liegt vollständig in der Bergsturzmasse; die Ufer und Seegrund bildenden Sturzblöcke sind gut zu erkennen. Es herrscht Analogie zum Badersee (Station 4): Die Speisung erfolgt allein durch Grundwasser, oberirdische Zu- und Abflüsse fehlen; aufgrund der Lage in einer oberflächenabflusslosen Mulde ist von einem Blindsee zu sprechen. Ungewöhnlich ist die hohe Schwankung des Wasserspiegels: Sie beträgt bis etwa 2 m. Offenbar ist der Ablauf durch die knapp östlich beginnende Seetondecke gestaut (siehe Station 2). Bei Niedrigwasserstand zerfällt der See in zwei Teilflächen. Bei mittlerem und hohem Wasserstand lässt sich beobachten, wie der Grundwasserstrom an der westlichen (vom Betrachtungspunkt aus linken) Ecke in den See eintritt.

Die unruhige Geländeoberfläche des bewaldeten Hinterbichel- Rückens, durch die der Weg führt, ist charakteristisch für grobblockige Bergsturz-Trümmermassen (zur Entstehung siehe Station 1). Mulden und Aufragungen wechseln einander in rascher Folge ab. Wie an zahlreichen Öffnungen im Waldboden zu erkennen, ist der Untergrund von Kleinhohlräumen durchzogen und hoch durchlässig; alles Niederschlagswasser versickert flächenhaft, ohne oberirdische Rinnsale zu bilden.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 4: Badersee

Der See weist eine Fläche von 12.810 m2 auf (Länge 177 m, Breite 131 m, Umfang 580 m). Die groben Bergsturzblöcke prägen das morphologische Erscheinungsbild des Sees und seines Umfeldes. Der größte Block bildet im Ostteil des Sees eine kleine, bewachsene Insel. Zwischen den Blöcken des Seegrundes liegt heller Sand. Die mittlere Wassertiefe liegt im Westteil des Seebeckens bei 2–3 m, im Ostteil bei 5–6 m; die maximale Tiefe beträgt 8 m (Senke zwischen Insel und Südufer). Die Sohle des Sees besteht im Westteil großteils aus Sand, im Ostteil vorwiegend aus Blöcken. Den Untergrund des Seebeckens bilden feinkörnige Sedimente, die abdichtend wirken.

Ebenso wie der Rosensee (Station 3) weist der Badersee oberirdisch weder Zu- noch Abfluss auf. Er ist Teil eines starken Grundwasserstrom- Systems, das die Bergsturz-Trümmermasse des Hinterbichels durchfließt. Man kann beobachten, wie das Grundwasser am Westufer an mindestens drei Stellen aus Blockwerk in den See eintritt. Dagegen sind die Ablaufstellen kaum auszumachen. Der Abfluss durchströmt teilweise den Rosensee und tritt am Brücklesbach- Ursprung (Station 2) wieder zutage. Im Gegensatz zum Rosensee schwankt der Wasserstand des Badersees nur um etwa 0,7 m.

Mehrjährige Messungen an zwei Quellen am Westufer des Sees ergaben eine mittlere Wassertemperatur von 8,3 °C bzw. 8,7 °C (Minimum 7,9 °C, Maximum 9,1 °C). Die ganzjährig niedrige Temperatur des Sees erklärt sich aus der ständigen, starken Durchströmung mit kühlem Grundwasser. Erwärmung des Seewassers im Sommer und Abkühlung im Winter findet nur in unbedeutendem Umfang statt. Deshalb friert der See nie zu, ist aber auch als Badesee ungeeignet. Auch die außerordentliche Klarheit und hohe Sichttiefe des Sees resultiert aus der ganzjährigen Durchspülung mit nährstoffarmem Grundwasser bei gleichzeitigem Fehlen von Oberflächenzufluss, der Trübungspartikel und organische Stoffe eintragen könnte.

Vor allem im tiefen Ostteil finden sich am Seegrund ausgedehnte Rasen von Wasserpflanzen, bestehend aus Armleuchteralgen (Characeen), Moos und Laichkraut. Die zu den Grünalgen rechnenden Characeen bilden Indikatoren für saubere, nährstoffarme Gewässer. Ihr massenhaftes Vorkommen wird als Mitursache für die reizvolle Smaragdtönung des Sees erachtet. Einige Meter westlich der Insel liegt auf einem Felsblock in einer Wassertiefe von rund 5 m die lebensgroße Bronzeguss-Skulptur einer Nixe. Sie lässt sich vom Boot aus gut betrachten. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ die Gattin des damaligen See-Eigentümers Staatsrat Rudhart von Schwaigwang dieses Kunstobjekt anbringen. Es war nicht zuletzt diese Skulptur, die dem See zu seiner Bekanntheit verhalf. Der Name des Sees rührt von den ursprünglichen Besitzern her, der Familie Bader aus Grainau.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 5: Vorderbrand / Breitla

Hier hat der Rohrbach (Station 6) im Laufe von Jahrtausenden aus dem mitgeführten Schotter einen Schwemmkegel aufgeschüttet; seine Spitze liegt an der Christlhütte. Die leicht gewölbte, durch trockengefallene Abflussrinnen nur unwesentlich gegliederte Oberfläche des Schwemmkegels zeigt einen im Großen ruhigen Verlauf, der sich deutlich unterscheidet vom unruhigen Relief der umgebenden Bergsturz-Ablagerungen. Die glatte Oberflächengestalt und der relativ tiefgründige Boden ermöglichten eine landwirtschaftliche Kultivierung (Nutzung als Grünland). Die Schwemmkegel- Spitze liegt im Bereich einer oberirdischen Wasserscheide.

Es existierte eine Phase, in welcher der Bach nicht über die Breitla und zum Krepbach, sondern nach Obergrainau, also südlich des Hinterbichel-Rückens floss. Davon zeugt der ruhige Sohlverlauf der flach profilierten Talrinne. Im heutigen Trockental zwischen Christlhütte und Obergrainau verlaufen die Trasse der Zahnradbahn und ein Fahrweg. Der Talboden trägt die Flurbezeichnung Obergrainauer Feld, welche auf die einstige Nutzung als Ackerland hinweist (heute Weidefläche der Obergrainauer Landwirte). – Bei dem umzäunten Gebäude am Waldrand handelt es sich um den Hochbehälter der Grainauer Wasserversorgung.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 6: Rohrbach und Christlhüttenquelle

Der Rohrbach kommt aus der Zuggasse (Graben an der NW-Flanke der Waxensteinkette) herab. Seine obersten Äste werden gespeist aus einem lang gestreckten Quellhorizont im Muschelkalk-Sockel der Wand (Station 12). Bei starkem Gewitterregen bilden sich in den nackten Felsflanken Sturzbäche, die große Mengen an Gesteinsschutt mitreißen und am Wandfuß ablagern. So finden sich im oberen Abschnitt der Zuggasse mächtige steinige Wülste niedergegangener Muren. Mit Austritt aus der Zuggasse versickert bei Niedrig- und Mittelwasserabfluss der Bach vollständig im kiesigen Untergrund. Dauerhafte Wasserführung besteht zunächst wieder ab der Christlhüttenquelle (siehe unten). Aber auch dieses Wasser versickert die meiste Zeit vollständig auf dem kiesigen Schwemmkegel der Breitla (Station 5). Zum Schutz der Grünlandfläche Breitla vor Vermurung hat man ein Schotter-Auffangbecken angelegt. Unterhalb der Breitla setzt sich der Rohrbach als Krepbach fort, nachdem er starken Zulauf aus den Krepbach-Quellen erhalten hat. Diese nahe der Eibseestraße in der Bergsturzmasse gelegene Quellgruppe schüttet bis einige hundert Liter pro Sekunde; mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich hierbei in der Hauptsache um den unterirdischen Abfluss des Eibsees (Station 10).

Die am linken Ufer des Rohrbaches austretende Christlhüttenquelle diente in früherer Zeit zur Trinkwasserversorgung von Grainau. Wegen häufiger bakterieller Belastung ist diese Fassung seit dem Jahre 1977 aufgelassen. Ihre Schüttung schwankt zwischen 3 und 82 l/s (Durchschnitt 37 l/s). Die mittlere Wassertemperatur beträgt 7,2 °C. Vermutlich gelangt hier das im oberstromigen Abschnitt des Rohrbaches versickerte Wasser zum Wiederaustritt. Die Trinkwasserversorgung von Grainau erfolgt heute aus zwei Bohrbrunnen, welche den Grundwasserstrom erschließen, der die Krepbach- Quellen speist.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 7: Lärchwald

Der Name dieses Waldes rührt von den hier häufiger auftretenden Lärchen her. Durch Bewirtschaftung des Waldes ging der Lärchenbestand zurück; heute überwiegt die Fichte. Die Lärche (Larix decidua) liefert ein begehrtes, da haltbares und witterungsbeständiges (harzreiches) Bauholz. Eine Besonderheit ist, dass es sich hier um eine sehr robuste Lärchenart handelt, die an anderer Stelle nicht mehr vorkommt (autochthone Art). Die oft von Heidelbeer- Gestrüpp (Vaccinium myrtillus) überwucherten Bergsturz-Blöcke bilden eine reizvolle Szenerie. Im Verbreitungsgebiet der Bergsturz- Trümmermasse verhinderten das unruhige Kleinrelief und der flachgründige Boden eine landwirtschaftliche Nutzung. Deshalb blieben diese Flächen waldbestanden; sie werden forstwirtschaftlich genutzt (Staatswald). Der Bodentyp im Bereich der Bergsturzmasse ist im Allgemeinen als Moder-Rendzina, stellenweise gar nur als Rohhumus-Auflage anzusprechen. Es herrscht ein niedriger Entwicklungsgrad, der dem geologisch sehr jungen Alter des Bergsturzes entspricht.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth     

Station 8: Frenzl

Längliche Wiese inmitten der bewaldeten Bergsturz-Trümmermassen; im unteren Teil sehr flach, nach oben zunehmend steiler. Es besteht Analogie zum Talboden Obergrainauer Feld (Station 5): Einst floss hier der Rohrbach durch eine Depression der Bergsturzmasse, lagerte Schotter ab und glättete damit das unruhige Kleinrelief. Infolge einer Laufänderung des Baches wurde die Mulde zum Trockental.

An der Wegkehre über dem oberen Ende der Frenzl-Wiese lässt sich ein steiler Graben mit Bergsturz-Blöcken als Relikt des einstigen Bachbettes erkennen. Die ruhige Oberfläche der Aufschüttung im Frenzl und der (im Vergleich zur Trümmermasse) tiefgründige Boden ermöglichten eine landwirtschaftliche Nutzung. Gleiches gilt für die oberhalb (entlang der Eibseestraße) gelegene Wiese Auf dem Rohr, welche ebenfalls eine Aufschüttung des Rohrbaches darstellt.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 9: Radschuh

Die Passhöhe der Eibseestraße wird auch als Radschuh bezeichnet. Der Name dieses Ortes kommt daher, dass hier früher die Fuhrleute die Hinterräder ihrer Wagen vor der Talfahrt mit einem Bremsschuh versehen haben. Die Steilheit der Straße machte dies erforderlich.

Der Wanderweg zum Eibsee führt hier durch eine Ansammlung von Riesenblöcken. Diese bestehen aus Wettersteinkalk, und zwar aus Partien mit massiger Gesteinsausbildung. Solche kompakten Groß- Kluftkörper, die mechanisch widerstandsfähig waren, blieben beim Absturz relativ unbeschädigt, während geschichtete Partien – entsprechend ihrer jeweiligen Bankdicke – in kleinere bis kleinste Trümmer zerbrachen.

Die Bergsturzmasse ist generell durch ein extrem breites Korngrößenspektrum charakterisiert: von Riesenblöcken bis zum Gesteinsmehl. Das Trümmer-Haufwerk ist i. Allg. ungeschichtet; die Komponenten sind schlecht sortiert und eckig bis kantengerundet. Wie in Aufschlüssen zu beobachten, „schwimmen“ die großen Blöcke vielfach auf stärker zerkleinerten Blockmassen. Blöcke bis zur Größe eines kleinen Hauses finden sich im und neben dem Flussbett der Loisach, an der Bundesstraße 23 / Radweg Grainau—Griesen (Straßen-Kilometer 6–7).

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Der Eibsee

Das Eibsee-Becken wird aufgefasst als eine von eiszeitlichen Gletschern ausgeschürfte Mulde, deren Überlaufschwelle durch Bergsturz überhöht wurde. Die Sturzmasse hat das ursprünglich größere Becken vor allem auf seiner Nord- und Ostseite teilweise verfüllt. Die Grunddaten des Sees, bezogen auf Mittelwasserstand, lauten: Wasserspiegelhöhe 973,3 m über NN, Oberfläche 1,774 km, Volumen 26,61 Mio. m3, maximale Tiefe 36 m. Die Längserstreckung beträgt 2,45 km, die größte Breite 0,85 km. Das Nordufer ist durch Buchten reich gegliedert. Im Nordteil des Sees liegen acht Inseln, die aus Bergsturzblöcken aufgebaut sind. Es werden folgende Teilbecken unterschieden: Weitsee (Hauptbecken), Untersee, Braxensee, Steingringpriel und Frillensee (die drei Letzteren durch Schwellen abgetrennt, doch spiegelgleich).

Aufgrund seiner Lage in einem oberflächenabflusslosen Becken (siehe unten) ist der Eibsee als Blindsee zu typisieren und weist hohe Wasserstandsschwankungen auf. Die Größt-Amplitude beträgt über 4 m. Die mittlere Schwankung im Jahresgang liegt bei 1,8 m, wobei das Minimum im März und der Hochpunkt im August erreicht wird. Das überaus niederschlagsreiche Jahr 1999 brachte einen Extremhochstand: Er lag etwa 2,2–2,5 m über dem Mittelwasserstand. Ein ungefähr gleich hoher Wert war bereits in den Jahren 1910 und 1965 erreicht worden. Der See weist an durchschnittlich 100–110 Tagen im Jahr Eisbedeckung auf: Die von den überragenden Höhen zugeströmte Kaltluft kann aus dem geschlossenen Becken nicht abfließen; es handelt sich um eine Kaltluftsenke.

Es sind keinerlei oberirdische Abflussmöglichkeiten gegeben; die niedrigste „Überlaufschwelle“ (nordöstlich des Untersees) liegt etwa 25–30 m über dem mittleren Seespiegel. Das Seebecken ist nach Osten durch einen Süd–Nord verlaufenden Rücken aus Bergsturzmasse gegen den Talraum von Grainau hin abgedämmt.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth                 

Station 10: Untersee

Der schmale Untersee ist vom Hauptbecken durch eine Schwelle getrennt, deren Scheitel bei Mittelwasserstand nur 0,6 m unter dem Seespiegel liegt und die bei Niedrigwasserstand trockenfällt. Über diese Schwelle aus Bergsturztrümmern führt der Steg des Seerundweges. Der unterirdische Abfluss des Eibsees findet im Untersee statt. Bei Niedrigwasserstand (wie im Sommer/Herbst 2003) lässt sich unter dem Steg beobachten, wie das Wasser vom Weitsee zum Untersee strömt bzw. die hoch durchlässige Schwelle auch unterirdisch quert.

Hydrologische Berechnungen des unterirdischen Abflusses aus dem Eibsee-Becken ergaben für niedrige Wasserstände etwa 300 l/s und für sehr hohe Wasserstände rund 800 l/s; der mittlere Abfluss wird auf 450 l/s geschätzt. Als Wiederaustritt des Seeabflusses kommen nur die rund 1,7 km nordöstlich des Untersees gelegenen Krepbachquellen mit ihren mutmaßlichen Folgeaustritten im Bereich von Grainau-Dorf in Betracht (Stationen 2, 4, 6).

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 11: Steingringpriel (Fortsamtsseale)

Der Bergsturz hat den Nordteil des ursprünglichen Eibsee-Beckens teilweise verfüllt. Aufgrund des unruhigen Kleinreliefs der Trümmermasse ist das Nordufer durch Buchten reich gegliedert. Im Hinterland des Ufers liegen vier Kleinseen, die mit dem Hauptbecken in unterirdischer hydraulischer Verbindung stehen und deshalb stets dieselbe Wasserspiegelhöhe wie der Weitsee aufweisen; aus gleichem Grund schwankt ihr Wasserstand ebenso stark wie der des Weitsees. Wir stehen hier am größten und tiefsten dieser Kleinseen.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth         

Station 12: Wankle

Wankle bedeutet kleine Lichtung, genützt als Weidefläche. Der Ort liegt etwas oberhalb des Weges, wird heute nicht mehr beweidet und wächst deshalb mit Fichten allmählich zu.

Blick über den Eibsee auf die schroffen, massigen Steilwände des Zugspitz-Massives (rechts) und der daran anschließenden Waxenstein- Kette (links); die Wandflucht erreicht eine relative Höhe bis 1260 m. In Falllinie des Zugspitz-Gipfels liegt die viereckige Nische des Bayerischen Schneekares. Dort brach der gewaltige Bergsturz aus, dessen Ablagerungen die Landschaft des Raumes Eibsee— Grainau maßgeblich prägen (siehe Stationen 1, 3, 4, 7-11).

Im Fußbereich der Wandzone erscheint ein gebänderter, schrofiger, überwiegend von Latschen bewachsener Sockel, der an seiner Oberkante eine Verflachung (Bärenheimatkopf, links) aufweist, doch ebenfalls sehr steil bis über 400 Höhenmeter abbricht. Dieser Sockel besteht aus Alpinem Muschelkalk, der zweitältesten Gesteinseinheit des Wettersteingebirges. Er reicht, von links nach rechts flach ansteigend, im SW hinauf bis zum Ehrwalder Kopf (auf dem von dort abfallenden Grat die Stütze der Tiroler Zugspitz-Seilbahn). Es handelt sich um eine Folge geschichteter, bis etwa 500 m mächtiger Kalksteine; als Besonderheiten sind eine knollig-wellige Ausbildung (Wurstelbänke) sowie Lagen von grünem vulkanischem Tuff (Pietra verde) zu nennen. Zwischen Bärenheimatkopf und dem Großschuttkegel Riffelriss verläuft im Muschelkalk ein lang gestreckter Quellhorizont (siehe auch Station 6), dessen abstürzende Bäche man bis zum Eibsee herunter rauschen hört.

Dominierender Wandbildner des betrachteten Raumes ist der auf dem Muschelkalk-Sockel liegende Wettersteinkalk. Der sehr reine, nur im unteren Bereich partienweise dolomitische Kalkstein tritt teils in massiger (Schwammriffe), teils in bankiger Ausbildung (Algenrasen) auf. Seine Mächtigkeit erreicht im Zugspitzmassiv bis über 1000 m. Der Wettersteinkalk neigt zu Verkarstung und unterirdischer Entwässerung. Beim Bau des Zahnradbahn-Tunnels der Bayerischen Zugspitzbahn wurden Höhlen angeschnitten. Die Bedeutung des Wettersteinkalkes als Kluft- und Karstwasserleiter ist besonders augenfällig in der Höllentalklamm, wo das im Gesteinskörper fließende Wasser über zahllose Spalten und Röhren zutage tritt.

Das Paket aus Muschelkalk und Wettersteinkalk ist tektonisch über eine Serie jüngerer Gesteine geschoben (Station 16). Dabei handelt es sich in der Hauptsache um Kössener Schichten. Zufolge ihres hohen Tongehaltes verwittert diese Serie leicht und ist meist von Schutt überdeckt. Sie bildet den Untergrund im weiten Zugwald zwischen dem Eibsee und der Wandflucht.

Rechts, über dem SW-Ufer des Sees, erhebt sich der steile, schrofige NW-Abbruch der bewaldeten Törlen-Ebene (Blaue und Schwarze Wand). Er besteht aus brüchigem Hauptdolomit (Station 15), während die Ebene darüber in verkarstetem Plattenkalk ausgebildet ist.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 13: Seeberg-Quellen

Zwischen der letzten Station und hier zeigten sich bergseits des Weges einige schwache Austritte aus lehmig verwitterter Grundmoräne. Solche eiszeitlichen Gletscher-Ablagerungen, die den Felsuntergrund vielerorts flächenhaft überdecken, sind durch ein extrem breites Korngrößenspektrum (von Blöcken bis zum Ton) gekennzeichnet und wirken wegen ihres hohen Feinkorngehaltes (zerriebenes Gestein) oft wasserstauend. Als während der Würm- Eiszeit die Vergletscherung vor etwa 20.000 Jahren ihren Höchststand erreichte, betrug die Mächtigkeit des Eises an dieser Stelle rund 600 m.

Hier am bergseitigen Steilhang liegt ein kleiner Quellbezirk: oben Hochwasser-, unten Niedrigwasser-Austritte aus Spaltenkarst. Als Wasserstauer in dem zerrütteten Kalkstein wirkt eine von links oben nach rechts unten abfallende, rund 0,2 m mächtige Zwischenlage von dunklem Mergel. Es handelt sich hier um einen kleinen Fleck von Kössener Schichten (Station 16) auf verkarstetem Plattenkalk- Untergrund.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 14: Koatbach

Hier, am NW-Ende des Sees, mündet einer der wenigen oberirdischen Zuläufe mit ganzjähriger Wasserführung ein. Das Gestein, im Graben Kaskaden und einen kleinen Wasserfall bildend, ist dünnbankiger Plattenkalk in steiler Lagerung. Der Bach nimmt seinen Anfang im Gern-Mösl, einer moorigen Ebene in einem Sattel (1270 m über NN) zwischen Eibsee-Becken und Loisachtal. Er bildet in der Uferbucht einen flachen, kiesigen Schwemmkegel, im See selbst ein Delta mit flachem Böschungswinkel (dieser ist ein Ergebnis der hohen Wasserstandsschwankungen des Sees) und schlammiger Oberfläche.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth            

Station 15: Beim stinkenden Wasser

Die ungeklärte Bezeichnung des Ortes geht möglicherweise auf eine Schwefelwasserstoff (H2S) enthaltende, wie faule Eier riechende Quelle zurück. Solche Austritte sind im Zusammenhang mit Vorkommen von Sulfatgestein (Anhydrit, Gips) von einigen Stellen der Bayerischen Alpen bekannt. Durch Bakterien erfolgt eine Reduktion des Sulfates zu Sulfid.

Der Eibsee-Rundweg quert dort auf über 1 km Strecke eine steile Hangschutt-Halde. Die den Weg kreuzenden Bäche weisen unter normalen Verhältnissen geringe Wasserführung auf oder liegen gar trocken; bei hohem Abfluss führen sie jedoch reichlich Schutt mit, so dass es nicht selten zur Vermurung des Weges kommt. Der Schutt entstammt der unmittelbar darüber gelegenen schrofigen Wandflucht (Station 12). Lieferant ist der Hauptdolomit, eine monotone Folge von Dolomitsteinen; im oberen Abschnitt treten Kalksteinbänke auf, die den Faziesübergang zum Plattenkalk anzeigen. Der Hauptdolomit stellt das neben dem Wettersteinkalk bedeutendste Gestein des betrachteten Raumes dar. Er bildet den Sockel des Eibsee-Plateaus und baut (zum wesentlichen Teil) die Höhenrücken im Westen und Norden des Sees auf. Seine Mächtigkeit beträgt im hiesigen Gebiet 800–1000 m. Charakteristisch ist die intensive Zerklüftung des Gesteins, die die typische Brüchigkeit verursacht und zu kantigkleinstückigem Zerfall führt. Deshalb dominiert im Hauptdolomit Schrofengelände und es fallen beträchtliche Schuttmassen an.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 16: Weiherkopf

Hier, fast 50 Höhenmeter über dem felsigen Süd-Ufer des Sees, besteht ein auffallender Unterschied zur vorherigen steilen, meist trockenen Schutthalde: flacheres Gelände, dichter Bewuchs, feuchte Lehmböden, zahlreiche Quellen und Wasserläufe. Ursache hierfür ist das Auftreten tonreicher, leicht verwitternder, wasserstauender Gesteine: am Weg Kössener Schichten, zwischen Weg und Seeufer Malm- und Neokom-Aptychenschichten (siehe auch Station 12). Der Untergrund ist sehr labil (siehe unten), so dass an einer Stelle schon der gesamte Weg abrutschte.

Bei den Kössener Schichten handelt es sich um eine Wechselfolge von Kalken und Mergeln. Kennzeichnend ist der hohe Reichtum an Fossilien, vor allem an Muscheln und Brachiopoden. Das stets vorkommende Mineral Pyrit (FeS2) verursacht nach Oxidation zu Eisen-III-Verbindungen die für die Kössener Schichten ebenfalls typische gelbliche bis rostbraune Anwitterungsfarbe. Aus der Verwitterung der Mergel gehen mächtige Lehmdecken hervor. Ihr hoher Tongehalt bedingt die charakteristischen hydrologischen und geomorphologischen Merkmale der Kössener Schichten: Sie fungieren als Wasserstauer, was zum Auftreten vieler kleinerer Quellen und (in flacheren Lagen) zu Versumpfung führt. In Hanglage besitzen sie starke Neigung zu Blaikenbildung und zu Rutschungen. Das Gestein ist meist von Schutt überdeckt und nur fleckenhaft aufgeschlossen. Seine Mächtigkeit beträgt im betrachteten Gebiet 180–200 m.

Die Aptychenschichten des Malms bestehen aus dünnbankigen bunten Kalken, die des Neokoms aus grüngrauen Mergelkalken und Mergeln. Erstere bilden Schrofengelände und in Gräben Wasserfallstufen, Letztere Ausraumzonen mit sumpfigen Lehmböden (Wasserstauer). Die Mächtigkeit dieser Gesteinsserien beträgt am Eibsee-Südufer jeweils 15 m. Bildungsraum war in beiden Fällen die küstenferne Tiefsee.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

Station 17: Schöngänge

Hier liegt ein ausgedehnter Schwemmkegel, der sich als Delta in den See vorgebaut hat. Über eine Länge von rund 400 m findet sich breiter, glatter Kies-Strand mit konvexer Uferlinie. Die Komponenten des Kieses bestehen aus hellem Wettersteinkalk und sind kantenrund bis leicht gerundet. Der Bachlauf, der diese Schotter- Ablagerung aufgeschüttet hat, fehlt heute. Von der Spitze des Schwemmkegels führt ein Trockental über die ehemalige Seealm hinauf bis zum Fuß der hohen Wandflucht unter dem Bayerischen Schneekar (darin verläuft die Skipiste Riffelriss–Eibsee). Vermutlich waren es Starkregen-Ereignisse katastrophalen Ausmaßes, die den Abgang riesiger Muren aus den Wänden herunter bis zum See ausgelöst haben. Die Bergsturz-Trümmermassen wurden dabei überschüttet. Die Existenz von schottergefülltem Trockental und Schwemmkegel weist auf Klimabedingungen (nach dem Bergsturz- Ereignis, also in den letzten 3700 Jahren) hin, die sich von den heutigen deutlich unterscheiden.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth               

Station 18: Frillensee

Der Name des Sees rührt von Frille oder Elritze (Phoxinus phoxinus) her, einem kleinen Süßwasser-Fisch. Das Ufer des bei mittlerem Wasserstand maximal rund 5 m tiefen Sees wird weitestgehend aus Bergsturz-Blöcken gebildet; nur im jenseitigen Südost-Zipfel des Sees erscheint eine helle Kiesbank, wobei es sich um Schotter handelt, der von einem kleinen Bach aufgeschüttet wurde (vergleiche Station 17). Zur Entstehung und Hydrologie des Sees gilt analog das bei Station 11 Mitgeteilte: Der Bergsturz hat den See vom ursprünglichen Eibsee-Becken abgetrennt. Wie bei den Kleinseen am Nordufer des Eibsees steht der Frillensee mit dem Hauptbecken in unterirdischer hydraulischer Verbindung und weist deshalb stets dieselbe Wasserspiegelhöhe wie der Eibsee auf; aus gleichem Grund variiert sein Wasserstand ebenso stark wie der des Eibsees.

Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth                

Infomaterialien

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Grainau

Broschüre „Geologische Wanderung durch Grainau“

Albsteinach: Steinbruchweg

Anspruchsvolle Rundwanderung über 13 km auf den Höhenzügen. Ziel der Tour ist der Steinbruch Mackenheim. Die Solardraisine kreuzt den Weg. Kunstwerke sind am Weg zu bewundern.

Diese Wanderung führt durch Wald und über offene Landschaft. Die Tour führt durch das Naturschutzgebiet „In der Striet“ und unterquert das Mackenheimer Viadukt.

Am Steinbruch Mackenheim wurden und werden seit Jahrhunderten Gneise und eisenreicher Glimmer abgebaut. Durch die Renaturierung der abgebauten Teilbereiche haben sich seltene Pflanzen, Vögel (z.B. Uhu und Wanderfalke), Insekten und Amphibien angesiedelt. Auch seltene  Eidechsen und Prachtlibellen finden hier einen neuen Lebensraum.

Zu Beginn und am Ende der Wanderung laden die Skulpturen des Kunstwanderweges zum Bertrachten ein.

Wegbeschreibung

Vom Parkplatz aus starten Sie zunächst auf asphaltiertem Weg in nördliche Richtung. An der ersten Sandsteinskulptur biegen Sie links auf den Feldweg ab und folgen der Markierung A6 auf den Wald zu. Bergab geht es nun an einer Fichtenschonung, dem neuen Wasserbehälter und einem Tümpel vorbei. Im weiteren Verlauf durch lichten Laubwald folgen rechtsseitig ein Weiher und dahinter ein Spielplatz. Gehen Sie aus dem Wald hinaus und um den Spielplatz herum. Unmittelbar hinter dem Straßenschild „Ringstraße“ führt der Wanderweg links in den Wald hinein. Wandern Sie links am Fußballtor vorbei, auf schmalem Waldpfad bergan. Waldmeister säumt den Weg. Ab und zu bildet ein umgefallener Baum ein leicht zu übersteigendes Hindernis.

Lassen Sie sich vom Vogelgesang nicht ablenken, denn mitten im Wald biegt der Pfad links ab und unser Wanderweg führt durch das Naturschutzgebiet „In der Striet“ nach Vöckelsbach. Die Markierung bringt uns bergan durch die Feldflur.

Markierungszeichen

A6

Infomaterialien

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Albsteinach

Tourenbeschreibung „Steinbruchweg“

Altensteig: Steinerne Schätze mit Weite und Ausblick

Geotour mit dem Thema ,,Steine und Geologie“, auch für kleine Naturliebhaber. Eine kurzweilige Entdeckungsreise durch die Erdgeschichte des Nordschwarzwaldes über die mittelalterliche Hornberger Burg, wo man an manchen Tagen sogar bis zur Burg Hohenzollern blicken kann.

Es gibt keine Infotafeln im Gelände! Alle Texte und Bilder finden Sie in der Broschüre.

Infomaterialien

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Altensteig

Broschüre „Steinerne Schätze mit Weite und Ausblick“

Appenzell: Geologischer Panoramweg um den Hohen Kasten

Der unvergleichliche Geologische Panoramaweg verläuft auf dem sanften aber teilweise auch exponierten Grat vom Hohen Kasten über Staubern an der Saxerlücke vorbei zur Bollenwees. Alle paar Meter enteckt man neue Aus- und Ansichten. Über 300 Gipfel sind nah und fern sichtbar. Aber auch der Blick ins Rheintal, den Alpstein und das Appenzellerland verleiten dazu, immer mal wieder stehen zu bleiben, die Seele baumeln und den Gedanken freien lauf zu lassen.

Der geologische Wanderweg führt via Berggasthaus Staubern zur Saxerlücke entlang der südlichen Kette des Alpsteins. Die Route ist mit 15 Thementafeln ausgestattet, die dem Betrachter zahlreiche Phänomene der Geologie anschaulich erklären und Sie werden vieles davon auch gleich unterwegs in Ihrer Umgebung entdecken. Die imposanten Felsformationen der Keuzberg und die beiden Bergseen, Fälensee und Sämtisersee runden dies Wanderung ab.

Zu sehen sind Versteinerungen. Verwitterungsformen, unterirdisch entwässernde Seen, Falten und Brüche. Besonders beeindruckend ist der berühmte Sax-Schwende-Bruch, wo die Verschiebung des Ostmassivs um ein paar hundert Meter deutlich zu sehen ist. Nach einem kurzen Abstieg von der Saxer Lücke erreichen Sie das wunderbar am Fählensee gelegene Berggasthaus Bollenwees, wo der geologische Wanderweg endet. 

Der Weg zurück ins Tal führt entweder via Sämtisersee und Berggasthaus Plattenbödeli oder via Rainhütten und Berggasthaus Ruhesitz nach Brülisau.

Hinweise

Beim Geologischen Wanderweg handelt es sich um einen Bergweg (weiss-rot-weiss markiert). Daher sind gutes Schuhwerk und entsprechende Trittsicherheit Voraussetzung für den Genuss der Tour.

Der Weg kann auch in umgekehrter Richtung begangen werden.

Wegstationen
Station 1: Der Alpstein

Der Alpstein – Teil der Alpen

Wo ist der Ozean geblieben? Erhalten Sie einen Überblick über den komplizierten Bau der Alpen. Erfahren Sie, mit welchen anderen Regionen der Schweiz der Alpstein seine geologische Geschichte teilt.

Der Alpstein – vom Meer ins Meer

Wie entsteht ein Gebirge? Lernen Sie mehr über die drei Phasen, die den heutigen Alpstein formten. Erkennen Sie, dass es sich dabei um einen Kreislauf handelt: Sedimentation – Gebirgsbildung – Erosion – Sedimentation.

Der Alpstein in der geologischen Zeitleiste

Wie lange ist es her? Ordnen Sie die drei Phasen der Gebirgsbildung den entsprechenden geologischen Zeiträumen zu und begeben Sie sich dann auf eine Zeitreise.

Station 2: Riffe im Alpstein

Die Schrattenkalk-Formation. Der Ozean im Gebirge? Schichten Sie die Sedimentgesteine des Alpsteins zu einem Stapel von rund 600 Metern auf. Versetzen Sie sich zurück in die Zeit von Ammoniten, Haifischen und Riffen und ertasten Sie deren Überreste auf 1795 m ü.M.

Station 3: Gesteinsfalten formen den Alpstein

Sie runzeln die Stirn? Falten Sie die Schrattenkalk-Formation zu Scheiteln und Mulden und finden Sie sie wieder in den Talungen und Gipfelfluren des Alpstein-Panoramas.

Station 4: Gesteine verwittern unterschiedlich

Wo sind die Felswände hin? Setzen Sie die verschieden harten Gesteine der Verwitterung und Erosion aus. Erkennen Sie die daraus entstandenen unterschiedlichen Landschaftsformen in 3D.

Station 5: Bergsturzgebiet "Rohr"

Fehlt hier nicht etwas? Entdecken Sie von ganz oben die gut sichtbaren Spuren, die Bergstürze im Gelände hinterlassen.

Station 6: Bruch versetzt Gesteinsschichten

Sehen Sie den Versatz? Erkennen Sie die verschiedenen Kalksteinschichten und rücken Sie diese in ihre ursprüngliche Position zurück.

Station 7: Verwerfungen am Hohen Kasten

Wie entstand der Hohe Kasten? Machen Sie sich selbst ein Bild und verfolgen Sie Schritt für Schritt die einzelnen Phasen der Bruchtektonik und der Erosion, die zur heutigen Situation führten.

Station 8: Der Sämtisersee – ein Karstsee

Wo ist das Wasser hin? Erfahren Sie mehr über die Hydrologie der Alpsteinseen und lassen Sie sich überraschen, welche Wege das versickernde Wasser nimmt.

Station 9: Der Rheintalgletscher

Wie kalt war es vor 20.000 Jahren? Versetzen Sie sich zurück in die Zeit der letzten Eiszeit und beobachten Sie die Spuren, die der Rheintalgletscher hinterlassen hat.

Station 10: Die Hoher-Kasten-Antiklinale

Sehen Sie die Falte? Entdecken Sie den Kern der Hoher-Kasten-Antiklinale auf der Stauberen. Übertragen Sie die Faltentheorie ins Gelände und tauchen Sie ab in ältere Gesteinsschichten.

Station 11: Der Fählensee und der Sax-Schwende-Bruch

Total verschoben? Schauen Sie auf den Fälensee hinunter und erkennen Sie seine natürliche Staumauer. Bringen Sie Täler und Bergketten auf eine Linie.

Station 12: Die Kreuzberge – Teil einer Synklinalen

Nun ist es anders rum? Blicken Sie in den Kern einer Synklinalen und finden Sie Gesteine jüngeren Alters. Vervollständigen Sie die
Überreste der angrenzenden Antiklinalen.

Station 13: Karren – eine Karstform

Woher stammt der Name? Lesen Sie die Spuren der Kalkerosion und merken Sie sich die Namen dieser jüngsten und dennoch vergänglichen Naturformen.

Station 14: Der Sax-Schwende-Bruch

Auf welcher Seite stehen Sie? Sehen Sie die markante Bruchlinie des berühmten Sax-Schwende-Bruchs quer durch den Alpstein mit Ihren eigenen Augen.

Station 15: Der Bollenwees-See – Zeugnis der letzten Eiszeit

Wo sind die Badegäste? Machen Sie erneut eine Zeitreise in die Erdgeschichte und entdecken Sie die Relikte eines Schmelzwassersees und eines eiszeitlichen Felssturzes.

Infomaterialien

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Appenzell

Geologischer Wanderweg Hoher Kasten

Aschaffenburg: Kulturweg 3 „Gailbach – Marmor, Stein und Spessartit“

Archäologisches Spessartprojekt

Kulturwege

Die Kulturwege sind – gemeinsam mit den archäologischen Projekten – das Aushängeschild des Archäologischen Spessartprojekts.

Seit 1999 entsteht ein immer dichteres Netz von Kulturwegen, auf denen die Kulturlandschaft Spessart erlebbar und begreifbar wird.

Zu jedem Kulturweg erscheint ein Folder mit einer Wegbeschreibung und Kurzbeschreibung der Stationen. Eine Auswahl der Kulturwegefolder finden Sie in der Geschäftsstelle des Spessartbundes (Treibgasse 3, 63739 Aschaffenburg).

© Archäologisches Spessartprojekt e.V.

Mit freundlicher Genehmigung am 14.10.2021.

VIELEN DANK.

Kennzeichnend für die Gailbacher Geschichte ist die hohe Anzahl von Steinbrüchen, die in ihrer Vielfalt und Anzahl rund ums Dorf einmalig sind.

So erscheinen die umgebenden Höhen Kaiselsberg, Findberg, Stengerts und Weißberg bereits auf der Spessartkarte des Nürnberger Kartografen Paul Pfinzing von 1562/94. Hier wurden hauptsächlich Buntsandstein, Spessartit sowie Feldspat abgebaut, wobei der Sandsteinabbau besonders traditionsreich war.

Die Armutsperiode, die zwischen 1750 und 1950 den gesamten Spessart erfasste, war in Gailbach besonders folgenreich. Nur noch wenige Relikte aus früheren Epochen haben sich erhalten, darunter der ehemalige Pestfriedhof. Der Kulturweg führt in der Gailbacher Kulturlandschaft auf abwechslungsreiche Weise durch Feld und Wald – immer wieder mit überraschenden Ausblicken.

Wegbeschreibung

Man beginnt die ca. 8 km lange Wanderung an der 1969 neu errichteten Matthäuskirche und folgt dem Kulturwanderweg bis zu einem Aussichtspunkt am Waldrand. Von hier aus bietet sich dem Wanderer bei guter Sicht ein wunderbarer Blick ins Rhein-Main-Gebiet bis zum Feldberg im Taunus.

Nach ungefähr einem Kilometer durch den schattigen Wald, gelangt man zum Bensenbruch mit seinem Bildstock. Folgt man der Markierung weiter, kommt man zu einem besonderen Naturdenkmal, der sogenannten „Dick Aasche“, auch als Frühstückseiche bekannt, da Aschaffenburger Wanderer auf dem Weg zur Hohen Wart schon vor vielen Jahren hier eine Rast einlegten.

Noch vor dem Erreichen des Ausgangspunkts in Gailbach, führt der Wanderweg zum alten Marktplatz, der mit den umgebenden Fachwerkhäusern noch einen dörflichen Charakter aufweist. An dieser Stelle der Rundwanderung hat man die Möglichkeit, einen Abstecher zum Marmorsteinbruch zu unternehmen.

Station 1: Start an der Matthäuskirche

Gailbachs (Wirtschafts)geschichte wurde stark von den Steinbrüchen geprägt, deren Zahl und Vielfalt rund ums Dorf einmalig sind. Die Höhen rund um Gailbach, Kaiselsberg, Findberg, Stengerts und Weißberg erscheinen bereits auf der Spessartkarte des Nürnberger Kartografen Paul Pfinzing 1562/94 namentlich – ein deutlicher Hinweis auf ihre Bedeutung. In Gailbach wurde hauptsächlich Buntsandstein abgebaut, daneben aber auch
Spessartit sowie Feldspat. Die Armutsperiode, die zwischen 1750 und 1950 den gesamten Spessart erfasste, war in Gailbach besonders folgenreich. Nur noch wenige Relikte aus früheren Epochen haben sich erhalten,  arunter der ehemalige Pestfriedhof…

PDF-Download Infotafel 1

Station 2: Ausblick

Hinter Gailbach sind die Papierwerke von Stockstadt und die Hochhäuser von Mainaschaff (Bild 1-3) zu erkennen. Bei guter Sicht kann man dahinter die Skyline von Frankfurt (Bild 4) und den Taunus mit dem Feldberg (Bild 5 und 6) sehen…

PDF-Download Infotafel 2

Station 3: Bensenbruch

Nahe der Gemarkungsgrenze zu Dörrmorsbach steht der Schwind-Bildstock, der auf ein Versprechen während des Zweiten Weltkrieges zurückgeht. Da Gailbach und Dörrmorsbach in der Karwoche 1945 Kampfgebiet wurden, brachten sich die Menschen vor Bomben und Granaten in Kellern und Stollen in Sicherheit. Auch im Bensenbruch, einem alten Steinbruch, suchten die Menschen Zuflucht. Ein etwa 15 Meter langer und über 2 Meter hoher Raum, in Form eines Kellergewölbes, konnte 50 bis 60 Personen aufnehmen…

PDF-Download Infotafel 3

Station 4: Frühstückseiche

Gailbachs (Wirtschafts)geschichte wurde stark von den Steinbrüchen geprägt, deren Zahl und Vielfalt rund ums Dorf einmalig sind. Die Höhen rund um Gailbach, Kaiselsberg, Findberg, Stengerts und Weißberg erscheinen bereits auf der Spessartkarte des Nürnberger Kartografen Paul Pfinzing 1562/94 namentlich – ein deutlicher Hinweis auf ihre Bedeutung. In Gailbach wurde hauptsächlich Buntsandstein abgebaut, daneben aber auch Spessartit sowie Feldspat. Die Armutsperiode, die zwischen 1750 und 1950 den gesamten Spessart erfasste, war in Gailbach besonders folgenreich. Nur noch wenige Relikte aus früheren Epochen haben sich erhalten, darunter der ehemalige Pestfriedhof…

PDF-Download Infotafel 4

Station 5: Alter Kirchplatz

Noch ein weiterer prächtiger Fachwerkbau ziert diesen Platz. Dieses Wohnhaus im Stengertsweg 1 gilt als gelungenes Beispiel einer Rekonstruktion. Zwar war das ursprüngliche Bauernhaus nicht mehr zu retten, doch wurde es 1994 auf den alten Grundmauern orginalgetreu und nach alter Bauweise aufgerichtet…

PDF-Download Infotafel 5

Aussenstation: Marmorsteinbruch

Einzigartig ist der Auschluss des „Weißen Steinbruchs“, wo Kalkspat gefördert wurde. Um 1870 begann man den Abbau für die Zellstofffabrik in Aschaffenburg-Damm, die den Kalk für die Papierherstellung verewandte.

Geologisch handelt es sich um kalkige Sedimente, die durch Hitze und Druck zusammen mit den umgebenden Gesteinen zu den Marmoren und Silikatmarmoren umgewandelt wurden.

Lage

Bei dem „Weißen Steinbruch“ handelt es sich um einen schluchtförmiger Steinbruch im Marmor, der später untertägig fortgeführt wurde (“ Schacht „Heinrich“), ca. 700 m SE der Dümpelsmühle und südlich der Elterhöfe.

Der Zugang erfolgt über den „Reiterweg“, einem Abzweig von der Aschaffenburger Straße (von Aschaffenburg  nach Gailbach), gegenüber der Bushaltestelle „Gaibachtal“.

Infomaterialien

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Gaildorf

Faltblatt „Marmor, Stein und Spessartit“

Aschau: „Geologie erleben“ – Das geologische Fenster an der Prien bei Bach

© Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU Bayern)

Mit freundlicher Genehmigung.

Vielen Dank.

Die kurze Wanderung führt von der Tourist-Info Aschau i. Chiemgau zu einem seltenen und interessanten Stück Geologie: Ein „Fenster“ lässt in den Untergrund blicken.

Wegbeschreibung

Die Wanderung beginnt an der Tourist-Info Aschau i. Chiemgau und folgt dem Grenzenlos-Wanderweg entlang der Prien nach Süden.

Nach Bach führt die Wanderung in das „Fenster von Aschau“.

Ein geologisches Fenster wäre gar keine so seltene Sache: Da bräuchte es nur ein Loch in einer Schichtfolge und man schaut durch den Rahmen aus jüngerem Gestein hinunter in eine ältere Schicht. Hier bei Bach liegt aber ein „tektonisches“ Fenster vor. Und das ist schon etwas viel selteneres. „Tektonisch“ heißt in der Geologie, dass in der Erdkruste Bewegungen stattgefunden haben. Hier im Priental wurden vor Jahrmillionen bei der Alpenbildung zwei Schichtstapel aus Gesteinen übereinandergeschoben. Kurze Konzentration bitte: Ein Schichtstapel mit älteren Ablagerungen unten und jüngeren Ablagerungen oben wird auf einen Stapel gleicher Altersabfolge aufgeschoben. (Solche Schichtstapel, die kilometerweit übereinandergeschoben wurden, nennt der Geologe „Decken“.) Hat man nun ein Loch in der oberen Decke und schaut auf das Gestein der unteren Decke, dann – und das ist das Besondere! – liegt in einem Rahmen von älterem Gestein jüngeres Gestein.

Und wie entsteht so ein Loch in der oberen Decke? Hier bei Bach sind die Schichten aufgewölbt, nach oben verbogen, und die Verwitterung hat den herausragenden Teil der oberen Decke abgetragen und dadurch einen Ausschnitt der unteren Decke als „Fenster“ freigelegt.

Geologische Sehenswürdigkeiten
Geotop "Deckenüberschiebung an der Prien bei Bach"

An der Felswand neben der Straße zeigen sich zuerst rötliche, dünnbankige, stark verfältelte und zerscherte Gesteine. Das sind Mergelkalke (Mergel = Kalk + Ton) des Oberjura (Alter 150 Millionen Jahre) der unteren Decke. Sie wurden durch die Auflast und den Schub der oberen Decke stark verformt.

Dann kommt die deutliche Grenze zwischen der unteren und der oberen Decke – die Überschiebungsbahn. Die Gesteine sind hier durch die Bewegung bis zur Unkenntlichkeit zermahlen.

Darüber liegen massige bis gebankte Gesteine – der Alpine Muschelkalk der oberen Decke. Der Kalkstein des Alpinen Muschelkalks wurde vor etwa 245 Millionen Jahren abgelagert. Angewittert ist das Gestein hell, angeschlagen aber mittel- bis dunkelgrau. Die dunkelgraue Farbe hat der Alpine Muschelkalk von einem leichten Gehalt an Bitumen. Schlägt man zwei Gesteinsstücke aneinander, kann man das auch riechen.

Geopunkt "Steinbruch im Alpinen Muschelkalk"

Kurz nachdem die Straße die Engstelle verlässt, lädt eine Bank zum Verweilen ein. Auf Tafeln kann die Geologie hier am „Fenster von Aschau“ noch einmal nachgelesen werden. Die Wanderung endet an einem aufgelassenem Steinbruch in verfalteten Gesteinen des Alpinen Muschelkalks. 

Infomaterialien

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Aschau

„Geologie erleben“ – Das geologische Fenster an der Prien bei Bach – keine Infomaterialien vorhanden!