Badenweiler blickt auf eine lange Bergbautradition zurück. Viele Namen von Wegen und Plätzen, wie Alter Mann (= verlassener Stollen), Gipsgrubenweg oder Bergmannsruhe erinnern heute noch an diese Zeit. Nach Meinung von Experten hat der Bergbau bei Badenweiler zu keltischer Zeit begonnen. Im Laufe der Zeit wurde Blei, Silber und Eisenerz abgebaut. Der Abbau von Gips wurde bis in die 1960er Jahre betrieben.
Das reiche Erzvorkommen in der Region basiert auf dem Einbruch des Oberrheingrabens, der sich im Tertiär zwischen Schwarzwald und Vogesen vollzogen hat. Das an den Bruchstufen der stärksten Bewegung, der sog. „Hauptverwerfung“, entstandene Quarzriff erstreckt sich mit seinen dabei aufgerissenen Spaltungshohlräumen und Erzgängen als ein Hartgesteinsrippe deutlich sichtbar im Gelände von Sulzburg über Badenweiler bis nach Schloss Bürgeln.
Startpunkte
Der erste Startpunkt des 2012 eröffneten Wanderweges befindet sich direkt an der Straße von Badenweiler nach Sehringen (Sehringer Straße, L 132) neben der noch vorhandenen Schütte des oberen Gipsstollens. Der speziell hierzu errichtete Pavillon zeigt in Wort und Bild sowie mittels Schauvitrinen (!) alles Wissenswerte über den Bergbau von Badenweiler: Geologie, Geschichte, Mineralien.
Erste Infotafel ab hier: Tafel 1
Der zweite Startpunkt zum Wanderweg befindet sich direkt beim Kurhaus im Ortszentrum von Badenweiler. Hier wurde im Juni 2016 das „Kurparkmuseum“ eröffnet. Bestandteil der Dauerausstellung ist eine Abteilung, welche sich speziell mit dem Bergbau von Badenweiler und seinen Mineralien befasst.
Erste Infotafel ab hier: Tafel 16
Streckenvarianten
Es gibt zwei Varianten des Wanderweges: eine kurze (ca. 2,3 km) und eine lange Variante (ca. 6,8 km). Beide führen zu einigen der interessantesten heute noch erkennbaren Bergbauspuren, an denen jeweils entsprechende Informationstafeln aufgestellt sind.
Infotafeln
Eine große Übersichtstafel zeigt den Verlauf der beiden Wegvarianten sowie die Standpunkte der insgesamt 40 Infotafeln entlang der Wege zu den Themen Historie, Geologie und Geomorphologie der Badenweiler Bergbauregion.
Auf den Wegabschnitten zwischen Hausbaden und der Sophienruhe sowie zwischen Sophienruhe und Alter-Mann-Fels (Tafel 7 bis 13) sind nur wenige Bergbauspuren zu sehen. Deshalb wurde bei der Realisierung des Wanderweges beschlossen, in diesen Bereichen zu zeigen, wie das geförderte Erz bis zur fertigen Silbermünze verarbeitet wurde. Zudem wird über den Wald und die Köhlerei bei Badenweiler informiert.
Achtung: Die Infotafeln sind in Laufrichtung der Wege nicht kontinuierlich durchnummeriert, teilweise springt die Nummerierung. So folgt beispielsweise auf Tafel 15, je nach weiterer Laufrichtung, die Tafel 18 (Ri. Badenweiler) oder die Tafel 19 (Fortsetzung Rundweg). Die Tafeln 32 und 40 sind nur über eine weitere Wegvariante ab Tafel 30 (Alter Mann) zu erreichen, siehe Foto der Übersichtstafel. Dies ist vor Ort verwirrend und sollte beachtet werden.

Übersichtstafel am Info-Pavillon an der Sehringer Straße (L 132): Wegverlauf der verschiedenen Streckenvarianten mit Standortangabe der Infotafeln.
Wegstationen
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen et. al
Station 1: Eisenerzabbau in Lipburg
Der Mangel an ergiebigen Eisenerzvorkommen in Deutschland und die Autarkiebestrebungen des „Dritten Reichs“ führten dazu, auch ärmere Vorkommen zu nutzen. So wurde 1937 bis 1942 bei Lipburg im Gewann Kohlacker in den hier bis 2 m mächtigen Murchinsonae-Schichten des Braunen Juras Eisen mit nur 15 % Erzgehalt abgebaut. Das Roherz wurde mit Lkw zum Bahnhof Mühlheim gefahren.
Das Lipburger Doggererz gehört zu den ärmsten Eisenerzen. Sein damaliger Wert bestand jedoch in seinem hohen Kalkgehalt, der es für den Zuschlag bei der Verhüttung silikatischer Erze geeignet macht.
Beeindruckend ist das sehr geräumige und verzweigte Stollensystem, das bis hinüber nach dem Ort Rheintal reicht. Einige Abschnitte wurden nach der Stilllegung einige Zeit lang noch zur Champignonzucht genutzt.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Das größte bei Badenweiler vorkommende Dogger-Eisenerzlager wurde zwischen Lipburg und Rheintal über fünf Stollen erschlossen und abgebaut. Der einzige erhaltene Zugang zu diesem weitverzweigten Grubengebäude liegt heute hinter einem Wochenendhäuschen. Die gesamte Stollenlänge beträgt rund 1,2 km. Das Erzlager ist ca. 1,5 bis 2 Meter mächtig und wurde trotz des geringen Erzgehaltes von 15-20% Eisen in den Jahren 1938 bis 1942 zur Rohstoffsicherung des dritten Reiches abgebaut. Das Erz wurde im Ruhrgebiet verhüttet (ALBIEZ, 1957).
Viele mikroskopisch kleine, meist zerbrochene Muschelschalen bilden dicht an dicht liegend das Gestein. Größere erhaltene Fossilien sind nur spärlich vorhanden. Ab und zu kommen darin auch kleine Belemniten vor, die aber nie einen Durchmesser von 6-7 mm und eine Länge von 5 cm überschreiten.
Auf schmalen Klüften im Gestein können manchmal Dolomit, Calcit, Gips und Aragonit auskristallisiert sein. Im Bereich größerer Spalten haben kleine Kalksinterpartien hübsche Girlanden und Stalaktiten gebildet.
Die dort, westlich der Rheintalverwerfung auftretenden Ton- und Sulfatgesteine der Gipskeuper-Formation sind aufgrund ihrer Plastizität als Baugrund eigentlich völlig ungeeignet. Auch heute noch kommt es durch das Abrutschen der instabilen Bodenschichten zu Schäden an Straßen und Gebäuden. Um die Rehaklinik vor solchen Erdbewegungen zu schützen, mussten unterhalb davon, an der Verbindungsstraße Badenweiler-Sehringen, massive Erdanker eingebaut werden.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 2: Verliebt in René Schickeles „Himmlische Landschaft“
Wir wünschen Ihnen bei dem Blick über das Lipburger Tal auf Rheintal und Vogesen viel Freude beim Genuss der Vielfalt und dem Farbenspiel der Landschaft. Auf dem kleinen, malerisch zu Ihren Füßen gelegenen Lipburger Friedhof ruht der 1883 im Elsass geborene Schriftsteller René Schickele, der von 1922 bis zu seiner Emigration 1932 in Badenweiler lebte, sich ein Haus baute und als Brückenbauer im Spannungsfeld zwischen französischer und deutscher Kultur grenzüberschreitend arbeitete. Bevor er seine geliebte Wahlheimat in die Emigration nach Südfrankreich 1932 verlassen hat, widmete er sein letztes Buch, das er in Badenweiler schreiben konnte, der „Himmlischen Landschaft“, er nennt die Schönheit der Region zwischen Blauen, Rhein und Vogesen als das „schönste Exil der Welt“.
Nachdem 1873 der Bergwerksbetrieb der Grube Hausbaden aufgegeben und anstelle des Zechenhauses das als Hotel geführte „Schloß Hausbaden“ errichtet wurde, haben viele berühmte Persönlichkeiten den Panoramablick genossen : Napoleon III, Königin Wilhelmine von Holland 1899, Kaiserin Auguste Viktoria mit Kindern 1902, Reichskanzler Marx 1927, Reichskanzler Brüning 1931 und 1932, mehrmals Bundespräsident Theodor Heuß.
Für den geologisch interessierten Wanderer sei noch ein Hinweis hinzugefügt: Im Bereich von Hausbaden verläuft die bei der Entstehung des Oberrheingrabens entstandene Schwarzwaldrandverwerfung. Das als Felsriegel hinter dem heutigen Klinikgebäude aufragende „Quarzriff“ trennt den Blauengranit auf der östlichen Seite vom Keupermergel, von Lias – und Opalinustonschichten mit darin eingelagerten Gipslagern von der westlichen Seite. Diese Schichten sind sehr instabil. Geländerutschungen führten immer wieder zu erheblichen Straßen- und Gebäudeschäden. Oberhalb der Landstraße wurde deshalb vorsichtshalber mit Erdankern eine Hangsicherung angebracht.
Autor: Hans Hermann Bechinger
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Der Schriftsteller René Schickele, 1883 im Elsass geboren, lebte von 1922 bis 1932 in Badenweiler. In seinem Buch Himmlische Landschaft“ bezeichnet er die Gegend zwischen Schwarzwald und Vogesen als „das schönste Exil der Welt“. Die ihm gewidmete Tafel steht etwas unterhalb der heutigen Rehaklinik Hausbaden: Von hier aus kann man diese schöne Landschaft besonders gut über-schauen und die Gedanken von R. Schickele leicht nachvollziehen.
1863 wurde der Erzbergbau auf Hausbaden ein-gestellt und anschließend wurde hier unter dem Namen „Schloss Hausbaden“ ein Hotel errichtet, in welchem im Laufe der Zeit viele bekannte Personen übernachtet haben: von Napoleon III bis Theodor Heuss.
Die dort, westlich der Rheintalverwerfung auftretenden Ton- und Sulfatgesteine der Gipskeuper-Formation sind aufgrund ihrer Plastizität als Baugrund eigentlich völlig ungeeignet. Auch heute noch kommt es durch das Abrutschen der instabilen Bodenschichten zu Schäden an Straßen und Gebäuden. Um die Rehaklinik vor solchen Erdbewegungen zu schützen, mussten unterhalb davon, an der Verbindungsstraße Badenweiler-Sehringen, massive Erdanker eingebaut werden.
Autoren: Hans Hermann Bechinger & Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 3: Grubenfeld Hausbaden
Im Quarzriff hinter der heutigen Rehaklinik liegen Erzgänge, auf welchen bereits im Mittelalter im Tagebau Blei- und Silbererze gewonnen wurden.
Die Gänge wurden von den Bergleuten bis in ca. 150 m Tiefe fast vollständig ausgeräumt. Es handelt sich hier um die wichtigste Grube des ganzen Reviers, die im Verlaufe der bergmännischen Tätigkeiten zeitweise große Erträge abwarf, manchmal aber auch nur schwach betrieben wurde oder vorübergehend sogar ganz stillstand. Die Grube Hausbaden lieferte insgesamt die größten Ausbeuten des Bergbaureviers von Badenweiler.
Die Rehaklinik steht auf der Halde des ehemaligen tiefen Stollens, bei welchem es sich um den Hauptförderstollen handelte.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Grube Hausbaden war die bedeutendste Grube, die auf den Erzgängen bei Badenweiler in Betrieb war. Die Tafel zeigt im Detail die wechselvolle Geschichte der Grube Hausbaden vom Jahr 1612 über die Zeit, als hier ehemals ein Sanatorium und danach ein Hotelbetrieb existierten, bis zur Fertigstellung der modernen Rehaklinik im Jahr 1989.
Aus der Historie ist zu erkennen, dass der Grubenbetrieb nicht immer florierte. Häufig wechselten die Betreiber der Grube und zeitweise war der Betrieb ganz eingestellt.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 4: Zwei Jahrtausende Bergbaugeschichte|Erzgewinnung am Quarzriff
Oberhalb der heutigen Rehaklinik Hausbaden ragt das sich vom Münstertal, Sulzburg, die Schwärze über Badenweiler bis Bürgeln erstreckende Quarzriff als steingewordene Randverwerfung als ein maximal 30 Meter mächtiger Steinriegel aus dem Granit des Blauenabhangs heraus. Tiefe Klüfte, Verhaue, Stollenreste und Haldentrümmer zeigen, wie seit der Zeit der Kelten und Römer im Mittelalter im Tageabbau den im zerklüfteten Fels des Quarzriffs verborgenen erzführenden Gängen nachgegraben worden ist.
Erste schriftliche Hinweise auf eine Förderung finden sich unter dem Namen „Zechenhauser Zech“ im 16. Jahrhundert. Größere Bedeutung gewann der Abbau aber erst durch die Bemühungen der Markgrafen von Baden, worauf auch die Namensänderung in Grube Hausbaden beruht. Um 1804 war der Gang im Quarzriff durch fünf übereinanderliegende Stollen erschlossen. 1798 bis 1817 wurden insgesamt 376 Kilo Silber und 253,7 Tonnen Blei gewonnen.
Zur Aufbereitung der immer ergiebiger anfallenden Erze wurde 1791 sogar noch ein Pochwerk erstellt. Doch in der Folge gingen die Erträge zurück. Die anhaltend schlechten Anbrüche führten 1860 zur Einstellung des gesamten Betriebs und Auflösung der Gewerkschaft. Das Zechenhaus wurde 1873 zu einem Hotel umgebaut.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Tafel gibt einen Überblick über die Lage der ehemaligen Abbaue und über die heute noch sichtbaren Bergbauspuren auf den Lagerstätten von Badenweiler. Es wird im Text auch darauf hingewiesen, dass vermutlich schon die Kelten, spätestens aber die Römer am Quarzriff Erze im Tagebau gewonnen haben.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 5: Die Geschichte der Wälder um Badenweiler im 17. u. 18. Jahrhundert
Um 1600 wird Holz hauptsächlich als Kohl-, Brenn-, Bau- und Werkholz verwendet.
1732
Sorge um die Bereitstellung der notwendigen Holzkohlenmenge zur Versorgung der Bergwerke. Auch Brennholz wird knapp. Markgraf Carl Wilhelm von Baden lässt eine Bestandsaufnahme der Wälder um Badenweiler durchführen. Ein hoher Anteil an Kahlflächen vom Köhlgarten bis zum Blauen wird festgestellt. Der Wald gleicht teilweise einer Viehweide wird berichtet.
1756
Laut Waldvisitationsprotokoll wird beklagt, dass im Gemeindewald Badenweiler – Fischersbrunn, alles niedergehauen wurde, von Jungaufwuchs ist nichts zu sehen. Was die Köhler übrig ließen, haben die Pferde der Kohlenkutscher verwüstet wird berichtet. Die Baumartenanteile werden mit 70 % Tanne, 21 % Buche 7 % Kahlfläche und 2 % sonstige Baumarten beschrieben. Die Fichte wurde, außer am Köhlgarten, nicht erwähnt.
1833
Um dem Raubbau ein Ende zu setzen, wird das Badische Forstgesetz erlassen. Die „Nachhaltige Nutzung“ wird gesetzlich verankert. In Zukunft darf nicht mehr Holz eingeschlagen werden als nachwächst.
1840
Laut Forstgesetz wird alle zehn Jahre eine Inventur durchgeführt, um dem hohen Anspruch der Nachhaltigkeit gerecht zu werden. Kahlflächen werden erstmals mit Fichte angepflanzt. Die Fichte wird zur beliebten Baumart. Die Forsteinrichtung (Inventur) wird heute durch das Landeswaldgesetz vorgeschrieben.
1868
Der Bergbau um Badenweiler ist längst eingestellt. Die Erzeugung von hochwertigem Holz war oberstes Ziel der Forstwirtschaft.
2006
Baumartenanteile im Gemeindewald Badenweiler: Tanne 15, Buche 36, Fichte 25, Douglasie. 14, Eiche und sonstige Laubbäume 10 %
Autor: Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Der Wald lieferte einen unverzichtbaren Rohstoff, z.B. für Bauzwecke, sowie Brennstoff für viele Industriezweige. Holz war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit so gefragt, dass es ohne Gesetzesschutz nicht einmal mehr in dem Maß nachwachsen konnte, wie es geerntet wurde. Besonders die Montanindustrie konnte nie genug davon bekommen. Einerseits brauchte man das Holz zum Abbau (Feuersetzen), für den Ausbau der Stollen und für die übertägigen Gebäude, andererseits benötigte die Hüttenindustrie für die einzelnen Prozesse wie z.B. das Rösten oder den Schmelzvorgang riesige Mengen an Holzkohle.
Es wird auf dieser Tafel zudem aufgezeigt, dass sich der Bestand der hier wachsenden Baumarten in den letzten Jahrhunderten deutlich verändert hat:
1756: Tanne 70%, Buche 21%, Kahlfläche und Sonstige 9%,
2006: Tanne 15%, Buche 36%, Fichte 25%, Sonstige 24%)
Autoren: Philipp Löffler & Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 6: Ich bin eine Weißtanne
Ich bin eine Weißtanne, bin fast 200 Jahre alt, und habe hier schon die Bergleute begrüßt, wenn sie zur Arbeit gingen oder müde zurückkamen.
Vor 50 Jahren wäre ich beinahe im Sägewerk gelandet, doch die Kurgäste von Badenweiler haben mir das Leben gerettet.
Inzwischen bin ich zu einem Baumriesen herangewachsen. Meine Höhe beträgt 50 Meter und ich habe einen Umfang in Brusthöhe von 4 Meter und somit ein Volumen von 33 Kubikmeter.
Wir Tannen tragen ein dunkel schimmerndes Nadelkleid, was uns zum Namensgeber des Schwarzwaldes gemacht hat. Wir sind im Alter von großer, edler Gestalt, haben gute Charaktereigenschaften und werden deshalb als „Königin der Nadelbäume“ bezeichnet. Auch lieben wir die Gesellschaft mit anderen Bäumen. Die Buche ist unser ältester Freund, bei ihr fühlen wir uns besonders geborgen. Allerdings sind wir sehr empfindlich. Die Luftverschmutzung hätte uns beinahe das Leben gekostet. Dank der ergriffenen Maßnahmen geht es uns heute wieder besser, denn die Menschen haben gemerkt, wenn der Wald stirbt, stirbt auch Er.
Junge Tannen haben es besonders schwer, Knospen und Zweige sind echte Leckerbissen für Rehe, wenn es davon zu viele gibt, ist unser Fortbestand in Gefahr.
Unser Holz war schon immer sehr beliebt: es ist harzfrei, von heller Farbe, wetterfest und haltbar. Bald tausendjähriges Tannenholz findet sich im Gebälk des Glockenstuhls im Freiburger Münsterturm. Schon die Erbauer der alten Schwarzwaldhöfe bevorzugten Tannenholz. Auch bei Wasser- und Schiffsbauer war unser Holz sehr begehrt, wenn die Flöße mit den riesigen Tannenstämmen damals in Holland ankamen. Sogar das Schloss in Amsterdam ruht auf 14 000 Tannenstämmen.
Eine ausgewachsene Schwarzwaldtanne wurde früher auch als „Holländer“ bezeichnet.
Autor: Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Diese Tafel steht bei einer ca. 200 -jährigen, stattlichen Weißtanne mit einem Stammumfang von 4 Metern. Weißtannen bilden zusammen mit der Rotbuche an den Hängen des Blauens die natürliche Zusammensetzung des Waldes: den Tannen-Buchenwald. Eingemischt sind Bergahorn und in den höheren Lagen auch Ebereschen. Die Weißtanne ist sehr empfindlich gegenüber Luftverschmutzungen. Jenseits des Rheins stehen chemische Fabriken und der vorherrschende Westwind bringt die Schadstoffe an die Abhänge des Hochblauens. Durch die Stärkung des Umweltbewusstseins hat die Luftverschmutzung zwar in den letzten Jahren abgenommen, aber an den Tannen kann man immer noch sehen, dass an den Ästen nur 2-3 Nadelgenerationen vorhanden sind. Einige von ihnen besitzen einen sehr bedenklichen Totholzanteil.
In den unteren Höhenlagen würde sich ohne menschlichen Einfluss ein Eichen-Hainbuchenwald etablieren. Hier wachsen auch vermehrt Eichen. In Bereichen, an trockenen Standorten im Bereich des Quarzriffs treten einige Kiefern auf. Besonders sind diese bei der Sophienruhe auffällig verkrüppelt, was eine Folge der stark eingeschränkten Wachstumsbedingungen ist. Entlang den in den Tälern gelegenen Flüssen finden sich Erle und Esche.
Die verbreitet vorkommenden Fichten und Douglasien sind auf die Forstwirtschaft zurückzuführen.
Eine Besonderheit stellt der ebenfalls in den unteren Höhenlagen vorkommende und teilweise fast flächendeckende Unterwuchs aus Stechpalmen dar, welche in dieser Häufigkeit sonst nirgends an den westlichen Schwarzwaldabhängen zu finden sind. Im Bereich der Sophienruhe stehen einige Edelkastanien. Diese Baumart wurde vermutlich bereits vor etwa 2000 Jahren von den Römern eingeführt und liefert auch uns noch im Herbst zwar relativ kleine, aber leckere Früchte. Zwischen Hausbaden und der Sophienruhe stehen wenige mächtige Thuja-Bäume.
Autoren: Philipp Löffler & Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 7: Erzscheidung
Das in Verhauen oder Stollen abgebaute Gestein wurde zerkleinert, und das Erz wurde von Hand vom umgebenden Gestein abgeschlagen. Das angereicherte Erz wurde weiter verarbeitet. Taubes Gestein wurde auf Halde geworfen. Häufig saßen Kinder oder Frauen, die ihre Arbeit mit mehr oder weniger großem Interesse und geringem Fachwissen durchführten, an den so genannten Scheidebänken. Dadurch ging viel Erz verloren, welches dem Berg in mühsamer Arbeit abgerungen wurde.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die händische Trennung der Erze vom tauben Gestein mit Hämmern war das erste Glied in der langen Kette der Erzaufbereitung bis hin zum reinen Blei und der Silbermünze. Die Scheidebänke befanden sich in der Regel unweit der Stollen oder Tagebaue, um das Transportvolumen so gering wie möglich zu halten, wenn Abbauort und Schmelze weit voneinander entfernt lagen. Oft führten diese Arbeiten auch Frauen und Kinder durch. Zum Nachteil der Grubenbesitzer, aber zur Freude heutiger Mineraliensammler wurde dabei so manches erzhaltige Stück auf Halde geworfen.
Die Arbeiten wurden anscheinend regional mit sehr unterschiedlicher Präzision durchgeführt. So finden sich zum Beispiel in den sächsischen Bergbaurevieren viel weniger Erz führendes Gangmaterial auf den Abraumhalden als im Schwarzwald.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 8: Poche
Das von Hand geschiedene Erz wurde in der Poche mit Pochstempeln weiter zerkleinert. Die Stößel bestanden aus Holzbalken, welche am unteren Ende mit Eisen ummantelt waren. Die Pochen wurden mit Wasserrädern betrieben. Die schweren, von Exzentern angehobenen Stößel fielen nach unten auf die Erzbrocken, welche auf diese Art nach und nach zu einem feinen Pulver zerstampft wurden.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Für die Weiterverarbeitung musste das weitgehend vom Nebengestein getrennte Erz zerkleinert werden. Das Zwischenprodukt aus dem Pochgang war ein körniges bis pulvriges Gemisch von manuell angereichertem Erz, welches noch mit etwas Gangmaterial verunreinigt war.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 9: Erzwäsche
Das feine Erzpulver hatte nach dem Pochvorgang immer noch einen recht hohen Anteil an taubem Gestein. Der Waschvorgang separierte das Erz weitgehend von den erzfreien Gangarten. Die Trennung erfolgt aufgrund der unterschiedlichen Dichte der Materialien. Das wesentlich leichtere, taube Gestein wird abgeschwemmt, das schwere Erz bleibt in der Waschanlage zurück. Es handelt sich hier also um eine mittelalterliche Art der Aufbereitung, wie sie heute in verbessertem Umfang bei der Anreicherung von Erzen noch immer angewandt wird. Die Vorrichtungen hatten Ähnlichkeit mit einer Goldwaschrinne. Das Verfahren war damals aber noch so unvollkommen, dass viel pulverisiertes Erz mit dem abfließenden Waschwasser verloren ging. Deshalb findet man noch heute am Rand der Rheinebene in den Schwemmfächern der Schwarzwaldflüsse erhöhte Schwermetallgehalte.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Das in den Pochwerken zerkleinerte Erzkonzentrat wurde anschließend auf sogenannten Stoßherden gewaschen und aufgrund ihres unterschiedlichen spezifischen Gewichts vom tauben Gesteinspulver getrennt (Schweretrennung). Das Prinzip ist das Gleiche wie beim Goldwaschen. Der schwerste Anteil bleibt in der Goldpfanne, in diesem Fall bleibt das Erz in den Waschrinnen. Die leichteren Anteile werden abgeschwemmt. Die Trennung war jedoch für heutige Verhältnisse recht unvollkommen. Zusammen mit den Gangarten gelangten auch feinste Erzpartikel in die Flüsse unterhalb der Waschanlagen. So sind zum Beispiel die Wälder im Bereich „Lange Erlen“ bei Basel mit Schwermetallen belastet, was sich auf den mittelalterlichen Bergbau im Bereich des oberen Wiesentals zurückführen lässt. Auch in fast allen Schwemmfächern der Flüsse, welche vom Schwarzwald her nach Westen zum Rhein abfließen, sind erhöhte Schwermetallgehalte festzustellen, weil auch hier mittelalterlicher Bergbau auf Buntmetalle stattgefunden hat.
Nach der Erzwäsche hatte man ein hochreines, grobes Bleiglanzpulver erhalten, welches anschließend getrocknet wurde.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 10: Rösten
Das pulverisierte Erz wurde zunächst getrocknet, konnte aber in dieser Form noch nicht zum reinen Metall geschmolzen werden. Bleiglanz ist eine Verbindung von Blei und Schwefel, in der Silber diffus verteilt sein kann. Durch den Röstvorgang mit Holzkohle wurde der Schwefelanteil in speziellen „Röststadeln“ aus dem Erz ausgetrieben. Der Schwefel verflüchtigte sich als Schwefeldioxid in der Luft, was also schon im Mittelalter zu einer enormen Luftverschmutzung führte. Nach dem Rösten blieb Bleioxid übrig.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Bleiglanz (Galenit) ist wie bereits erwähnt ein Bleisulfid (PbS), eine Verbindung von Blei und Schwefel. Darin ist das begehrte Silber diffus fein verteilt. Bleiglanz kann ohne Vorbehandlung nicht geschmolzen werden. Zuerst musste er vom Schwefel befreit werden. Das erfolgte auf sogenannten Röststadeln. Ein Gemisch aus Holzkohle und Erzpulver wurde angezündet, geröstet. Ab etwa 600 °Celsius gab es eine exotherme chemische Reaktion, die sich selbst am Laufen gehalten hat. Durch das Rösten wird der Schwefelanteil als Schwefeldioxid ausgetrieben und an die umgebende Luft abgegeben. Dabei wird das Blei unter Sauerstoffzufuhr oxidiert. Das obige Bild von Agricola ist etwas geschönt: Die Bäume rund um die Röststadel dürften durch die extreme Luftbelastung mit Kohlendioxid und Schwefeldioxid eigentlich keine Blätter mehr besitzen, wenn sie überhaupt noch vorhanden waren.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 11: Schmelzofen
Das geröstete und dabei vom Schwefel befreite Erz wurde zusammen mit Holzkohle in den Schmelzöfen erhitzt. Das Metalloxid wurde unter der Einwirkung der großen Hitze verflüssigt und von der Holzkohle reduziert, d.h. vom Sauerstoff befreit. Das nun reine Matall, z.B. Blei, floss durch eine am unteren Ofenteil befindliche Öffnung ab und wurde zur Weiterverarbeitung in so genannte „Luppen“ gegossen.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Das durch den Röstvorgang entstandene Bleioxid wurde nach dem Röstvorgang den Schmelzöfen zugeführt. Unter Zugabe von großen Mengen an Holzkohle wurde es bei Temperaturen zwischen 800° und 1100° C zu reinem, aber noch silberhaltigem Blei reduziert. Es entstand das „Reichblei“. Der Sauerstoff des Bleioxids wurde durch Kohlenstoff aus der Holzkohle zu Kohlendioxid umgewandelt.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 12: Feinbrennen
In dem aus dem Schmelzofen gewonnenen Blei war das begehrte Silber immer noch diffus verteilt. Mit einer raffinierten Technik wurde das Silber beim Feinbrennen vom Blei getrennt. Dabei machte man sich ebenfalls wieder spezifische Eigenschaften von Blei und Silber zunutze: Blei oxidiert leichter als das Silber. Im Treibofen wurde das silberhaltige Blei aufgeschmolzen und durch Aufblasen von Luft oxidiert. Das so auf der Oberfläche der Schmelze entstehende Bleioxid wurde mit einem hölzernen Werkzeug nach und nach so lange abgezogen (abgeschabt), bis sich auf dem Boden der Schmelze durch ein dünnes Bleihäutchen hindurch das reine Silber zeigte: Man hatte den „Silberblick“. Das silberlose Bleioxid wurde dann in einem weiteren Schmelzvorgang wieder mit Holzkohle zu reinem Blei reduziert, welches zur Anfertigung von Wasserleitungsrohren, Bleiverglasungen und später dann auch für Gewehrkugeln verwendet wurde.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Nun mussten Blei und Silber noch getrennt werden. Das erfolgte anschließend an den Schmelzvorgang auf sogenannten „Treibherden“. Es gibt unterschiedliche Varianten der Trennung von Blei und Silber. Im Schwarzwald stand folgendes Vorgehen im Vordergrund: Zunächst wurde das Reichblei aufgeschmolzen. Auf die Oberfläche des flüssigen Metalls wurde mit einem Blasebalg Luft aufgeblasen. Das Blei oxidierte dabei zu „Bleiglätte“ und diese Oxide wurden regelmäßig mit einem hölzernen Schaber abgezogen. Silber ist stabiler als Blei und wird bei diesem Prozess nicht oxidiert. Es verbleibt auf dem Boden des Treibherdes, während das Blei immer weniger wird. Dieser Vorgang dauerte so lange, bis alles Blei zu Bleiglätte oxidiert und diese abgezogen war. Zum Schluss blieb nur noch ein dünnes Häutchen von Bleioxid auf der Oberfläche. Das Bleihäutchen ist dann von der Mitte her aufgerissen und gab den Blick auf das darunter liegende Silber frei: Man hatte den „Silberblick“, das „Blicksilber“ oder das „Güldisch-Silber“, den „Silberkönig“.
Zu diesen Anlässen wurden häufig Ehrengäste eingeladen, damit sie den „Silberblick“, also den wirtschaftlichen Erfolg der Grube miterleben konnten (und der Grube dann hoffentlich auch weiterhin als „Gewerken“, als Geldgeber, treu blieben).
Die durch den Treibeprozess erhaltene Bleiglätte wurde wieder aufgeschmolzen und im Holzkohlefeuer zu reinem Blei reduziert, woraus Dachrinnen, Fensterverglasungen, Bleirohre, aber auch Gewehrkugeln und Vieles mehr angefertigt wurden.
Das „Blicksilber“ war noch unrein und musste von Bleiresten befreit werden. Der Vorgang des „Feinbrennens“ war prinzipiell der Gleiche wie auf dem Treibherd, nur in kleinerem Maßstab.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 13: Münzprägung
Zur Vermünzung des Silbers wurde im Mittelalter zunächst ein dünnes Silberband hergestellt, welches etwa 15 mm breit war. Dieses wiederum wurde in quadratische Stücke geschnitten und anschließend mit einem runden Münzstempel geprägt. Auf diese Weise entstanden Münzen mit vier kleinen Ecken, die so genannten „Vierzipfler“ des Mittelalters. Später waren die Münzen rund und besaßen einen geriffelten Rand.
Im Jahr 1342 gründeten der österreichische Herzog, die Städte Zürich und Basel sowie der Basler Bischof zur Vereinheitlichung der Münzen und den damit verbundenen wirtschaftlichen Erleichterungen den Rappenmünzbund – eine Währungsunion 600 Jahre vor dem Euro!Unter Anderem regelte ein strenges Gesetz den Umgang mit dem Schwarzwald- und Vogesensilber und dessen Reinheit. Der Bund wuchs bis zum Jahr 1403 auf 80 Mitglieder an (zumeist Städte). Das Gewicht der Pfennigmünze betrug etwa 0,15 Gramm Silberfeingewicht. Jede Münzstätte prägte Münzen mit gleichem Gewicht und ähnlicher Reinheit. Jede Stätte hatte aber ihr eigenes Prägezeichen. Freiburg zum Beispiel hatte als Zeichen einen Adler, der im Volksmund auch als „Rabe“ bezeichnet wurde. Daraus entstand die Bezeichnung „Rappen“ – auch heute noch die kleinste Münzeinheit der Schweiz.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Zur Herstellung der mittelalterlichen Münzen wurden nach dem Treibeprozess aus dem Silber dünne, schmale Bänder mit einer Breite von etwa 13mm angefertigt. Diese wurden in quadratische Scheibchen geschnitten, welche dann einseitig mit einem runden Stempel zu Münzen geprägt wurden. Durch das viereckige Ausgangsmaterial und den runden Stempel entstanden sogenannte „Brakteaten“ mit vier kleinen Ecken, den vier „Zipfeln“. Jede Stadt mit Münzrecht prägte mit ihrem eigenen Prägezeichen, mit teilweise unterschiedlichem Reinheitsgrad und teilweise auch mit unterschiedlichem Gewicht. Damit konnte der Wert der diversen Münzen von Stadt zu Stadt sehr schwanken, was den Handel enorm erschwerte. Um dieses Hindernis zu beseitigen, wurde im Jahr 1342 vom österreichischen Herzog, der Städte Zürich und Basel sowie dem Bischof zu Basel der Rappenmünzbund gegründet. Ziel war es, den Wert der Münzen zu vereinheitlichen, was auch in einem strengen Gesetz zur Reinheit der Silbermünzen geregelt war. Auch durfte regional gewonnenes Silber nicht ausgeführt werden. Dem Bund schlossen sich nach und nach weitere Städte und Münzen an und 1404 umfasste er 80 Mitglieder. Alle diese prägten nun ihre Münzen mit gleichem Reinheitsgrad und mit gleichem Gewicht und jetzt war z. B. ein Breisgauer „Lindwurmpfennig“ genau so viel Wert wie ein Freiburger „Rappenpfennig“.
Das Prägezeichen der Stadt Freiburg war ein „Adler“ und über die Stadt hinaus sehr bekannt. Zur Entstehung der Bezeichnung „Rappenpfennig“ für diese Münze gibt es unterschiedliche Berichte. Jedenfalls geht der aber Name der kleinsten Münzeinheit der Schweiz, dem Rappen, auf diese Bezeichnung zurück und hat sich bis heute erhalten.
Es gab damals ab und zu Gauner, welche die Ecken der Münzen abschnitten und sammelten. Wenn genügend Material vorhanden war, konnten sie dann kleine Barren gießen und weiterverkaufen. Im Mittelalter war der Wert einer Münze der tatsächliche Silberwert und nicht wie heute imaginär durch den Aufdruck auf materiell eigentlich wertloses Papier oder minderwertiges Metall. Durch das Abschneiden der Ecken wurde der Wert der Münze also tatsächlich geringer. Wenn eine solche Person des“ Pfennigschrotens“ überführt werden konnte, dann drohten ihm im Bereich des Rappenmünzbundes drastische Strafen.
Ebenfalls auf den Rabenpfennig oder Rappen bezieht sich der heute noch verwendete Begriff „Rappenspalter“: Zur Prüfung, ob es sich tatsächlich um eine echte Silbermünze handelt, versetzte manch Übervorsichtiger der Münze einen sogenannten „Spalthieb“, der heute noch bei der einen oder anderen Münze erkennbar ist, welche die Zeit überstanden hat.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 14: „Glückauf!" bei der Suche nach „blauen Steinen"
Die Geröllhalden unterhalb des Quarzriffs heißen auch Blaue Steine nach den blauen bis violett auftretenden Fluoritkristallen. Das abwechslungsreiche Bergbaugeschehen bei Badenweiler reicht bis in die Zeit der Kelten und Römer zurück. Wahrscheinlich haben bereits die Römer in einem Tagebau den Erzgehalt des Quarzriffs abgebaut. Die Halden wurden inzwischen von ganzen Sammler-Generationen durchwühit Spektakuläre Funde darf man deshalb nicht erwarten. Ab und zu finden sich mitunter im Haldenmaterial auch kleine ange kohlte quadratische Holzscheiben, Relikte, die von einem alten alemannischen Brauchtum stammen, dem sog. „Scheibenschlagen“ vom Fastnachtsfeuer, das auf der Sophienruhe alljährlich am ersten Sonntag nach Fastnacht abgebrannt wird.
Das an der Sophienruhe abgebaute erzhaltige Gestein wurde sehr sorgfältig aufgearbeitet. Von den dabei ausgelesenen Silber-, Kupfer- und Bleierzen finden sich deshalb heute nur noch äußerst geringe Spuren in der Halde. Die Erzmineralien sind meistens mit der Gangart Quarz verwachsen. Die Erzproben von der Sophienruhe weisen nur geringe Silbergehalte in einer Größenordnung von kleiner als 0,1 Gewichtsprozent auf. Aus den Erzen wurde vor allem Blei gewonnen.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die riesige Halde der Sophienruhe besteht aus grob stückigem Material, welches großflächig vegetationslos ist und sich deshalb im Sommer stark aufheizt.
Zusammen mit dem großen Porenvolumen der Abraumhalde, der damit einhergehenden Trockenheit und die durch die Sonneneinstrahlung aufgeheizten Steine hat es hier die Vegetation schwer. Diese extremen Bedingungen machten es den Pflanzen in großen Bereichen der Halde auch über Jahrhunderte unmöglich, sich anzusiedeln oder sich gar flächendeckend auszubreiten. An den Randbereichen der Sophienruhe hat sich eine trockenheitstolerante und wärmeliebende Pflanzengesellschaft etabliert, welche von Schafschwingel und Thymian dominiert wird. Darüber stehen vereinzelte, fast bonsaiähnlich verkrüppelte Kiefern. In dieser ökologischen Nische konnte sich die „rotgeflügelte Oedlandschrecke“ ansiedeln, eine vom Aussterben bedrohte und unter Schutz stehende Heuschreckenart. Um ihren Lebensraum nachhaltig zu sichern, wird die Halde von Zeit zu Zeit von Gemeindearbeitern und dem Landschaftserhaltungsverband Breisgau-Hochschwarzwald von höheren Pflanzen befreit, welche von den umgebenden Waldrändern langsam in die Halde hineinwachsen.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 15: Blick auf die Burg Badenweiler von der Pfarrwaldpromenade
Die Burg „Baden“ diente dem Schutz der Siedlung und möglicherweise auch dem Bergbau. Die erste gesicherte urkundliche Nennung der Burg findet sich im Jahr 1122, als Herzog Konrad von Zähringen eine Schenkung zu Gunsten des Kloster St. Peter im Schwarzwald unterzeichnete. Doch darf man davon ausgehen, dass die Burg als Herrensitz noch einiges älter ist, und bereits die Römer den weit sichtbaren Bergkegel (458 m NN) in die Ortsplanung mit einbezogen haben.
Sowohl Mörtelputz in einem späteren Bauteil der römischen Therme wie auch Mörtel im Mauerwerk der Burg enthalten Material , das bereits aus Erzgängen des „Quarzriffs“ im „Pfarrwald“ stammt.
Im Laufe ihrer Geschichte wechselte die Burg häufig ihre Besitzer. 1147 übergibt Konrad von Zähringen die Burg und Herrschaft Badenweiler als Heiratsgut seiner Tochter Clementia anlässlich ihrer Vermählung mit Heinrich dem Löwen. 1158 fällt die Burg durch Gütertausch an Kaiser Friedrich Barbarossa. Doch schon nach kurzer Zeit sind die Zähringer wieder Herren der Burg. 1398 verpfändet der Graf von Freiburg als Nachfolger der Zähringer die Herrschaft Badenweiler an Leopold IV von Habsburg und dessen Ehefrau Katharina von Burgund, die von 1404 bis 1406 auf der Burg residierte. Ab 1412 ist die Burg mit Erlaubnis des Königs Sigismund wieder im Besitz der Grafen von Freiburg-Neuchâtel. Nach deren Aussterben wird sie in das Herrschaftsgebiet der Grafen von Sausenburg integriert und fällt 1503 mit dem Markgräflerland an den Markgrafen Christoph von Baden. Katharina von Burgund schenkte 1406 den Wald, wo sich jetzt der Aussichtspunkt befindet, samt den zugehörigen Bergwerksrechten der Pfarrkirche in Badenweiler. So entstand die Namensgebung „Pfarrwald“.
Die Burg wurde im Lauf der Geschichte mehrfach eingenommen, auch teilweise zerstört. Die endgültige Zerstörung erfolgte im April 1678 während des holländischen Krieges durch die Franzosen.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Vom Burghügel aus gibt es nach Osten eine wunderbare Aussicht über Badenweiler hinweg zu den Schwarzwaldbergen und nach Westen über die Rheinebene zu den Vogesen. Der Legende nach soll Badenweiler von französischen Truppen mit Bleikugeln erstürmt und eingenommen worden sein, die in der Schmelzhütte bei Oberweiler aus Blei vom Quarzriff erschmolzen wurden. Die Burg wurde 1678 von den französischen Soldaten beim Verlassen zerstört.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 16: Quellstollen zur Römer - Thermalquelle
Der Quellstollen wurde 1868 /71 nach Plänen von dem berühmten großherzoglichen Ingenieur und Oberbaurat GERWIG (Planer der Schwarzwaldbahn) gebaut. Er traf dabei auch römische Fassungsstollen an.
Der Stollen ist zunächst rd. 60 m lang. Er verläuft von Nord nach Süd und mündet in einen etwa 35 m langen Quellfassungsstollen.
Das Thermalwasser fließt schon jahrtauendelang mit weitgehend konstanter Temperatur ca. 26° C und mäßigen, jahreszeitlich bedingten Schwankungen der Quellschüttung von 11 bis 15 l/s.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
In den Jahren 1868 bis 1871 wurde der Querschlagstollen nach Plänen des großherzoglichen Ingenieurs und Oberbaurats Gerwig vorgetrieben. Gerwig war auch der Planer der Schwarzwaldbahn von Freiburg nach Hinterzarten. Dieser Stollen geht nach 60 Metern in den 35 m langen Fassungsstollen über. Bei den Vortriebsarbeiten wurden römische Arbeiten angetroffen, welche schon damals zur Quellfassung angelegt wurden. Die gesamte Stollenlänge, die auch heute noch das Thermalbad mit Wasser versorgt, wird von der zuständigen Behörde in regelmäßigen Zeitabständen kontrolliert und bei Bedarf gereinigt. Bei dieser Gelegenheit können auch ausgewählte Personen den Stollen unter Beachtung höchster hygienischer Anforderungen begehen. Die Luftfeuchte liegt im feuchtwarmen Quellstollen bei annähernd 100 Prozent und es ist normalerweise darin entsprechend neblig. Brauchbare Fotos im Inneren des Stollens sind deshalb nur machbar, nachdem das Mundloch eine Zeit lang offen stand.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 17: Gesundheit aus dem Schoss der Erde
Der im Gelände sichtbare Lüftungsstollen markiert den unterirdischen Beginn des Fassungsstollens der Thermalquellen, die an den Klüften im sogenannten „Quarzriff“ ausströmen.
Schon die Römer versuchten die Schüttung der Quellen zu verbessern und gruben Stollen zur Fassung der Wasser, denn der Wasserbedarf im großen römischen Bad war enorm.
Nachdem so über viele Jahrhunderte das Thermalwasser aus mehreren Stollen ausgeströmt sein muss, ließ Ingenieur GERWIG 1868 / 1871 den bis heute noch betriebenen Fassungsstollen mit Zugangsstollen und Quellschächten ausbauen.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Thermalquellen von Badenweiler hängen unmittelbar mit den besonderen geologischen Verhältnissen der hier verlaufenden Schwarzwald-Randverwerfung zusammen (siehe Abschnitt Geologie).
Das Thermalwasser tritt im Bereich von Spalten und Rissen beim Übergang vom Quarzriff zum Gipskeuper aus. Die Schüttung beträgt jahreszeitlich bedingt zwischen 8,5 bis 18,1 Liter pro Sekunde, im Mittel 13,06 Liter. Die Hauptschüttung liegt in den Monaten März bis April, das Minimum tritt gegen Jahresende ein. (BASTING, 1977). Die Temperatur beträgt im Fassungsstollen konstant 26,4°C (SANDBERGER, 1858). GERWIG gibt an, dass die Temperaturen an sechs Zutrittsstellen zwischen 17,2° und 27°C schwanken; das Mittel läge bei 24,4°C (siehe WERNER, 2018, S. 186/187).
Den Beginn des Fassungsstollens für das Thermalwasser kann man oberhalb an einem im Gelände erkennbaren Lüftungsschacht sehen.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 18: Mächtige Felsblöcke im Pfarrwald markieren den Verlauf des sogenannten „Quarzriffs“
Beim Einbruch des Oberrheingrabens zwischen Schwarzwald und Vogesen zerbrach im Tertiär (beginnend vor 65 Mill. Jahren) das sedimentäre Deckgebirge in viele einzelne Schollen. An den Bruchstufen der stärksten Bewegung, der sog. „Hauptverwerfung“ , drangen aus der Tiefe heiße Lösungen und setzten ihre Lösungsinhalte in den aufgerissenen Spaltenhohlräumen ab. Kieselsäure verdrängte den Kalk vor allem aus den Schichten des oberen Muschelkalkes. Auch der Buntsandstein wurde verkieselt. Dieses so verhärtete Gestein wurde durch nachfolgende tektonische Bewegungen weiter zerbrochen und von zahlreichen Klüften und Störungen durchsetzt , in die sich später nutzbare Mineralien wie der schon zu Römerzeiten in Badenweiler abgebaute Bleiglanz absetzten.
Wegen der großen Witterungsbeständigkeit dieser fast nur aus Quarz bestehenden Gänge wurden sie bei der Erosion ihrer umgebenden Gesteine freigelegt und ragen heute als Hartgesteinrippe aus ihrer Umgebung hervor, was ihnen die Bezeichnung „Quarzriff“ eingetragen hat. Dieses Quarzriff zieht deutlich im Gelände sichtbar über Sehringen, die Grube Hausbaden, Alte Mann-Fels, Sophienruhe, Karlstollen und über die Schwärze in Richtung Sulzburg/ Münstertal.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die auf Tafel 18 zu sehende geologische Karte zeigt deutlich die Grenze zwischen dem Schwarzwälder Grundgebirge und den Sedimenten der oberrheinischen Tiefebene. Es werden auch die Entstehung des Quarzriffs und der darin vorkommenden Erze beschrieben. Details hierzu siehe Abschnitt „Geologie“ dieser Arbeit, die auf dieser Tafel abgebildete Grafik befindet sich auf Seite 12.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 19: Der Schmelzofen in Oberweiler
„Ohne Gold kann man leben, ohne Eisen nicht!“
Erkenntnis des markgräflichen Herrscherhauses nach dem Dreißigjährigen Krieg
Der Gebäudekomplex mit Schmelzofen befand sich auf dem Gelände des heute gegenüber dem heutigen Sport-und Freizeitbad befindlichen Wohnparks. Davor lag ein großer Stauweiher als Wasservorratsbehälter für die Wasserräder zum Betrieb der Pochwerke, Blasebalge und der Hammerschmiede in Trockenzeiten. Der zum herrschaftlichen Eisenwerk in Oberweiler gehörende Hochofen war in der Regel 12 bis 14 Monate ununterbrochen in Betrieb. Verarbeitet wurde Bohnerz. Der Abbau von Bohnerz ist im Markgräflerland über ein Jahrtausend alt. Bekannte Lagerstätten befanden sich bei Kandern (Holzen, Tannenkirch, Hertingen,) bei Liel, Schliengen und Auggen. Die für den Schmelzvorgang notwendige Holzkohle lieferten Köhler von der Sirnitz. Die Qualität des aus Bohnerz und mit Hilfe von Holzkohle produzierte „Schwarzwälder Eisen“ hatte einen guten Ruf. Hergestellt wurden im Eisenwerk Stabeisen zur Weiterverarbeitung, Geschützkugeln und Kanonenöfen für den Hausgebrauch. Mit dem Aufkommen der Eisenbahnen und mit der Verwendung von Koks beim Schmelzprozess lohnte sich die Herstellung des einheimischen Eisens nicht mehr. 1863 wurde das Eisenwerk endgültig aufgegeben.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
(Der Schmelzofen mit dem zugehörigen Gebäudekomplex befanden sich auf dem Gelände der heutigen Wohnanlage, welche gegenüber dem Sport- und Freizeitbad liegt.)
Der zum herrschaftlichen Eisenwerk in Oberweiler gehörende Hochofen war in der Regel ganzjährig ununterbrochen in Betrieb. Verarbeitet wurde Bohnerz, das aus den Revieren bei Hertingen und Liel, zuletzt aus dem 1828 bei Auggen entdeckten Bohnerzlager stammte. Die für den Schmelzvorgang notwendige Holzkohle lieferten Köhler von der Sirnitz. Die Qualität des aus Bohnerz produzierten „Schwarzwälder Eisens“ hatte einen guten Ruf (siehe unten). Hergestellt wurden im Eisenwerk Stabeisen zur Weiterverarbeitung, Kanonenöfen für den Hausgebrauch, aber auch Geschützkugeln. Mit dem Aufkommen der Eisenbahnen und mit der Verwendung von Koks beim Schmelzprozess lohnte sich die Herstellung des einheimischen Eisens nicht mehr. 1863 wurde das Eisenwerk endgültig aufgegeben.
Bohnerz
Bohnerz wurde schon von den Kelten gewonnen und in „Rennöfen“ zu Eisen geschmolzen. Die im Markgräflerland abgebauten Bohnerzlager ersteckten sich von Müllheim über Auggen, Schliengen, Liel, Hertingen, Tannenkirch, Holzen bis nach Hammerstein im Kandertal und bildeten ehemals einen wichtigen Wirtschaftsfaktor im Markgräflerland. Der Abbau erfolgte bevorzugt über eine Vielzahl an kurzen Schächten. Die ergiebigste Grube war der „Altinger Stollen“ zwischen Schliengen und Liel. Das Erz kommt als Konkretionen in braunem oder rotem Ton oder in einem weißen, quarzreichen Sand und Kaolin („Huppersande“) vor. Die Konkretionen bestehen aus „Brauneisenerz“ (ein Gemenge von Eisenoxiden oder -hydroxiden) und Hämatit. Sie sind oft konzentrisch-schalig aufgebaut und mehr oder weniger kugelig. Die übliche Größe erinnert an „Bohnensamen“, deshalb der Name. Das Erz war relativ leicht zu schmelzen und der geringe Gehalt von Phosphor oder Schwefel ergab ein hochwertiges Eisen. Die Markgräfler Bohnerze wurden in Hausen/Wiesental, in Kandern und in Oberweiler verhüttet (WERNER & GASSMANN, 2020).
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 20: Eisenwerk in Oberweiler
In der Vogtei Badenweiler wurde nicht nur Silberbergbau betrieben. Untern im Tal nutzten viele Mal- und Sägemühlen, Handwerksbetriebe, vor allem aber das Eisenhüttenwerk Oberweiler die Wasserkraft des Klemmbachs wie des Vogelbachs. Die im Bereich des heutigen Sport-und Freizeitbads gelegene Eisenschmelze wird 1582 erstmals urkundlich genannt beim Verkauf des Betriebs an den Markgraf Georg Friedrich von Baden. Allerdings wird bereits schon 1530 eine sogenannte „Schmelzmusik“ erwähnt. Die Bläser, schmuck gekleidete Bergmannsknappen, gelten als Vorläufer der heutigen Trachtenkapelle Badenweiler, die sich heute stolz älteste Blaska pelle Deutschlands“ nennen kann.
Die Betriebsverwaltung befand sich bis zur Stilllegung 1863 in dem stattlichen Gebäude unterhalb des Sportbads, Zeitweilig waren die Betriebsleiter auch als Bergwerksinspektoren für den gesamten Bergbau der Vogtei zuständig.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Das Bild auf dieser Tafel zeigt das Gebäude der ehemaligen Betriebsverwaltung von der Schmelze in Oberweiler (beschrieben auf Tafel 19). Gleichzeitig gibt es hier einen Hinweis auf die „älteste Blaskapelle Deutschlands“. Damit ist die Trachtenkapelle Badenweiler gemeint, welche aus der sogenannten „Schmelzemusik“ hervorgegangen ist (pers. Mitt. v. Hans Hermann BECHINGER).
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 21: Grubenfeld Karlstollen
Der 1926 endgültig aufgegebene Bergwerksbetrieb hat beim Abbau von Blei-, Kupfer- und Silbererz im nördlichen Bereich des Quarzriffs mit seinen über die Jahrhunderte einbrechenden Stollen deutlich Spuren im Gelände hinterlassen. Seine Blütezeit erlebte er im 18.Jhd. unter Markgraf Karl Wilhelm von Baden (Name!). Der Karlstollen wurde bis an die Grenze des südlich gelegenen Grubenfelds Hausbaden getrieben. 1921 – 1924 wurde aus vier Überhauen wöchentlich ein „Doppelwaggon Reinerz“ gefördert. Zum Schutz der Heilquellen von Badenweiler musste der Betrieb 1926 aber eingestellt werden.
Ein Teil der Stollenanlage wurde 1940 ausgebaut, weil sie als Befehlsbunker für den Westwall dienen sollte. Der untere Stollen ist heute noch auf ca. 50 Meter Länge, allerdings ohne größere Erzführung, befahrbar sein. Darüber liegen Verhaue mit einem abgehenden Stollen im Baryt und Hornsteinquarz führenden Gang mit eingesprengtem Bleiglanz.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Karlstollen und die Grube Jeremias liegen auf ein und demselben Gang. Dieser liegt einige Zehnermeter parallel zum westlich davon verlaufenden Quarzriff. Es gibt einen unteren und einen oberen Karlstollen.
Der untere Karlstollen ist nach Süden aufgefahren und sein Querschnitt ist gleich nach dem Mundloch auf eine Länge von etwa zwanzig Metern hallenartig vergrößert. Am Ende dieses großen Hohlraumes stand auf Stützen ein eiserner Wasserbehälter (Abb. 76). Darüber befindet sich ein Tagschacht. Dieser ist übertägig durch eine quadratische Betonmauerung gesichert, in der eine kleine eiserne Tür eingelassen ist. Vom Tagschacht aus ca. fünfzig Meter weiter zweigt ein leicht ansteigender Stollen nach Osten ab, der heute bis fast zur Firste mit Gestein verfüllt ist. Ältere Einheimische berichten, dass sie als Jugendliche durch diesen Querschlag in den Karlstollen gelangt sind. Das Mundloch des Querschlages ist inzwischen mit Erdaushub verschlossen. Im Karlstollen ist ein Gang mit parallel verlaufenden Mineralisationen von Baryt und Quarz mit eingesprengtem Bleiglanz aufgeschlossen. Die Mächtigkeit beträgt bis zu 2 Meter. Bei etwa 100 Metern vom Mundloch zeugt ein hoher, knapp 20 Meter langer Abbau davon, dass hier eine gute Erzführung angetroffen wurde. Die aus Backsteinen aufgemauerte Wand ist wohl während des Ausbaues zum Westwallbunker entstanden (Abb. 77). Nach etwa 150 Metern vom Mundloch wurde nach Westen, in Richtung Sophienruhe, ein Querschlag zum Quarzriff vorgetrieben. Ursprünglich war vorgesehen, den Karlstollen durch das Grubenfeld Hausbaden hindurch mit dem Wilhelminenstollen in Sehringen zu verbinden. Die Planungen konnten jedoch nicht realisiert werden (siehe Seite 55, Abb. 89). Auch dieser Querschlag ist heute mit Gestein zugesetzt. Auf den ersten Metern befand sich bis vor einigen Jahren eine seismologische Messstation des LGRB Freiburg. Das Grubengebäude ist etwa 200 Meter lang und im hinteren Bereich weitgehend mit Gestein zugesetzt.
Der obere Karlstollen befindet sich einige Meter unterhalb des Salzleckeweges und beginnt in einem Verhau. Er war bis Ende 2014 noch auf eine Länge von ca. 60 Metern befahrbar. Im Stollen war ein Hochbruch zusehen, wohl ein begonnener Wetterschacht (Luftschacht). Offenbar fehlten nur noch wenige Meter bis zur Erdoberfläche. Durch Witterungseinflüsse brach dieser Schacht im Frühjahr 2015 in sich zusammen. Der Bruch setzte sich nach oben bis zum Waldboden fort. Dort, wo dieser Schacht einmal war, befindet sich jetzt eine tiefe Pinge im Gelände.
Nach SCHEFFELT (1958) soll es insgesamt drei übereinander liegende Stollen gegeben haben. Eine umfangreiche Halde, die in Streichrichtung des Karlganges direkt am Salzleckeweg liegt, könnte darauf hinweisen, dass es tatsächlich einmal einen „obersten Stollen“ gab. BEYER (1994) beschreibt in diesem Bereich jedoch einen längeren „Pressbau“ (Verhau, Tagebau) und einen 10 – 12 m tiefen Schacht, von dem aus ein Strossenbau mit mehreren Strecken ausging. Damit ist das Haldenvolumen erklärbar.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 22: Bergbauspuren oberhalb des Salzleckewegs
Viele Spuren bergmännischer Aktivitäten lassen sich unschwer im nördlichen Bereich des Quarzriffs Im Gelände feststellen. An Hand der fast geradlinig verlaufenden, grabenförmigen Einsenkungen lässt sich gut der Verlauf des heute eingestürzten oberen Karlstollens verfolgen. Auch der kleine am Weg gelegenen „Katzenweiher“ ist die Spätfolge bergmännischer Grabungen. Ausgeschwemmter Lehm verdichtete den Boden, so dass sich in der Vertiefung das Hangwasser sammeln kann.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Der „Katzenweiher“ in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Bergbauspuren, die auf dem Gang der Gruben Karl und Jeremias liegen, stellt wahrscheinlich ein Bergbaurelikt dar: Der steile Abhang des Hochblauens zur Rheinebene hin ist sehr trocken und Abflüsse, welche das ganze Jahr über nachhaltig Wasser führen, sind rar. Deshalb ist es naheliegend, dass dieser Weiher von ehemaligen Bergleuten angelegt wurde, um für den Grubenbetrieb notwendiges Wasser zu speichern. Nach SCHEFFELT(1958) soll hier auch ein Zechenhaus gestanden haben.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 23: „Glückauf!“ bei der Suche nach „blauen Steinen“
Die Geröllhalden unterhalb des Quarzriffs heißen auch „Blaue Steine“ nach den blauen bis violett auftretenden Fluoritkristallen. Das abwechslungsreiche Bergbaugeschehen bei Badenweiler reicht bis in die Zeit der Kelten und Römer zurück. Wahrscheinlich haben bereits die Römer in einem Tagebau den Erzgehalt des Quarzriffs abgebaut. Die Halden wurden inzwischen von ganzen Sammler-Generationen durchwühlt. Spektakuläre Funde darf man deshalb nicht erwarten. Ab und zu finden sich mitunter im Haldenmaterial auch kleine angekohlte quadratische Holzscheiben, Relikte, die von einem alten alemannischen Brauchtum stammen, dem sog. „Scheibenschlagen“, vom Fastnachtsfeuer, das auf der Sophienruhe alljährlich am ersten Sonntag nach Fastnacht abgebrannt wird.
Das an der Sophienruhe abgebaute erzhaltige Gestein wurde sehr sorgfältig aufgearbeitet. Von den dabei ausgelesenen Silber-, Kupfer- und Bleierzen finden sich deshalb heute nur noch äußerst geringe Spuren in der Halde. Die Erzmineralien sind meistens mit der Gangart Quarz verwachsen. Die Erzproben von der Sophienruhe weisen nur geringe Silbergehalte in einer Größenordnung von kleiner als 0,1 Gewichtsprozent auf. Aus den Erzen wurde vor allem Blei gewonnen.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Tafel 23 zeigt einen geologischen Schnitt durch das Gelände bei der Sophienruhe. Die Erze (meist Bleiglanz) finden sich auch hier eingesprengt in Quarz. Beim Aufschlagen der großen Gesteinsbrocken können mit etwas Glück auch heute noch alle in Badenweiler vorkommenden Mineralien gefunden werden. Dabei ist der hier auftretende Fluorit häufig blau bis blauviolett gefärbt. Deshalb hat dieses Gewann auch den Namen „Blaue Steine“ erhalten.
Etwas unterhalb und einige Zehnermeter nördlich des Aussichtspavillons bei der Sophienruhe wurde in den frühen 1920er Jahren vom Quarzriff her begonnen, nach Osten einen Querschlag mit dem Namen „Markgrafenstollen“ aufzufahren. Er sollte den Gang erschließen, auf welchem die beiden Karlstollen sowie der Jeremias-Stollen liegen. Das Vorhaben wurde jedoch nach wenigen Metern aufgegeben. Der kurze Stollen war bis in die 1960er Jahre befahrbar und in den späten 1970erJahren war noch der Wellblech-Ausbau des verschütteten Mundloches sichtbar.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 24: Vermutliches Mundloch des Jeremias Stollens
Hinter der Sophienruhe verläuft der erzreiche Quarzgang hangaufwärts unter der Blauenstraße hindurch. Unterhalb der Straße liegt ein bereits nach wenigen Metern verschütterter Stolleneingang. Es soll sich um ein Mundloch der von Pfarrer Gmehlin betriebenen Grube „Jeremias“ handeln. Auf der Halde liegt viel Quarz mit etwas Pyromorphit und seltener auch Wulfenit (Verwitterungserze von Bleiglanz).
In einem „Umlauf“ des Markgrafen Carl Wilhelm von 1723 werden die im Betrieb befindlichen Gruben in Badenweiler genannt: „Carls-Stolln / Engels-Burg / Prophet Jeremias / Fürsten-Hut“.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Grube Jeremias liegt östlich des Quarzriffes und in der südlichen Verlängerung des Ganges, welcher über die beiden Karlstollen abgebaut wurde (siehe Tafel 21). Jeremias Gmelin war Pfarrer in Badenweiler und hat bis 1732 die Grube „Prophet Jeremias“, die heute nicht mehr lokalisierbare Grube „Jakobus“ und die weiter südlich liegende Grube „St. Johann“ betrieben. Die Grube „Jeremias“ wird 1723 von Markgraf Carl Wilhelm in einer Urkunde genannt (SCHEFFELT, 1958).
Aus einem ehemaligen Tagebau führt hier ein kurzer Stollen nach Süden. Direkt hinter dem Mundloch legte man einen heute verschütteten Strossenbau an, also einen Abbau unterhalb der Stollensohle. Das Haldenvolumen lässt darauf schließen, dass die Baue tatsächlich viel größer waren, als es die heute noch begehbaren, bescheidenen Reste des Abbaus erahnen lassen. Der nach unten vordringenden Abbaumethode wurde wohl der Vorzug gegeben, weil hier das Gelände nur flach ansteigt und die Gebirgsüberdeckung entsprechend gering ist. Es wäre sicher sehr interessant, wenn diese Grube einmal montanarchäologisch untersucht würde.
Auf der Halde finden sich neben viel Quarz und Baryt auch etwas Pyromorphit und sehr selten auch Wulfenit.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 25: Schon immer ein beliebtes Ausflugsziel - Aussichtspunkt Sophienruhe
Von der oberhalb des Quarzriffs befindlichen Schutzhütte, 511 m. f. NN (Meereshöhe) hat man eine sehr schöne Aussicht über den Ort Badenweiler hinweg in die Oberrheinische Tiefebene bis hin zu den Vogesen.
Großherzogin Sophie von Baden, sie war mit Großherzog Leopold (1830-1852) verheiratet, weilte 1842 längere Zeit als Kurgast in Badenweiler. Lieblingsziel ihrer Ausflüge war die nach ihr später benannte „Sophienruhe“.
Für die Ausflüge wurden im 19. Jhdt. in Badenweiler gern Esel als Reittiere benutzt. Der Standplatz der Esel mit ihren Führern war der „Eselsweg“, der Verbindungsweg zwischen Kurpark und Kaiserstraße gegenüber der evang. Kirche.
Die Eseltreiber mussten die Reittiere mit ihren Stecken zwecks Erreichung einer entsprechenden Gangart antreiben oder stupfen: Gleiches möchten die Eselstupfer (Mitglieder der gleichnamigen Narrenzunft) in der närrischen Zeit auch ihre Mitbürger.
Autor: Hans Hermann Bechinger
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Schutzhütte oberhalb der großen Halde liegt auf 551m über NN. Von hier aus gibt es eine wunderbare Aussicht über Badenweiler und Müllheim hinweg in die oberrheinische Tiefebene und am Horizont kann man die Vogesen erkennen. Mitten in der Rheinebene lässt sich der Rhein aufgrund der begleitenden Auewälder wie ein grünes Band verfolgen.
Der Name „Sophienruhe“ stammt von Großherzogin Sophie von Baden, welche 1842 als Kurgast in Badenweiler wohnte. Dieser Aussichtspunkt war der Erzählung nach ihr Lieblingsort.
Autoren: Hans Hermann Bechinger & Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 26: Silberschmelze Vogelbachtal
Ehemaliges Ausflugslokal „Bergmannsruhe“
Im Vogelbachtal wurden seit dem Mittelalter Blei – und Silbererze der Grube „Fürstenfreude“ abgebaut. 1741 wurde eine Schmelzhütte errichtet, die unter Regie der Zeche Hausbaden stand. Verarbeitet wurde Erz aus den Gruben aus Badenweiler und zeitweilig auch Erz vom benachbarten Sulzburg.
Der Betrieb war ein beliebtes Ausflugsziel für Gäste aus Badenweiler, die gern die Gastlichkeit der Bergwerkskantine „Bergmannsruhe“ genossen und bis zur Stilllegung des Schmelzofens 1798 erleben konnten, wie beim Schmelzen das Blei vom Silber geschieden wurde.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Von der Sophienruhe aus in Richtung Süden werden die Bergbauspuren spärlicher und das Quarzriff verschwindet im Hangschutt, bevor die Rheintalverwerfung und auch dieser Wanderweg die Blauenstrasse überqueren. Hier gibt es eine Hinweistafel auf die ehemalige Silberschmelze, welche am Ausgang des Vogelbachtals stand.
Es ist heute nicht nachvollziehbar, warum zunächst bei Hausbaden eine Poche errichtet wurde. Das dort vom Hochblauen herunterfließende Stockmattbächle führt wie alle am Westhang dieses Berges gelegenen kleineren Gewässer nur bei Regenwetter und während der Schneeschmelze ausreichend Wasser, um eine Erzaufbereitung zu ermöglichen. Es kam hier also zu vielen, witterungsbedingten Unterbrüchen. Deshalb wurde das Pochwerk bei der Grube Hausbaden aufgegeben. Günstiger war die Situation im Osten von Badenweiler. Der Klemmbach, welcher von der Sirnitz herunterfließt und der Vogelbach führen fast das ganze Jahr über genügend Wasser, um eine Aufbereitungsanlage kontinuierlich betreiben zu können.
Im Jahr 1741 wurden am Ausgang des Vogelbachtals, eine neue Poche und eine Schmelzhütte errichtet, die unter der Aufsicht der „Zeche Hausbaden“ stand. Wohl zur Sicherstellung der Wasservorräte auch während extremer Trockenzeiten legte man einen größeren Teich an, welcher heute noch existiert. Die Aufbereitung musste vorübergehend aufgegeben werden und 1795 genehmigte die markgräfliche Regierung der Bau einer neuen Schmelze. Mit Unterbrechungen wurden hier bis 1835 die Erze von Badenweiler und teilweise auch solche aus dem Münstertal sowie dem Sulzburger Tal verschmolzen. Das Knappschaftshaus – die „Kantine“ der Bergleute – war damals ein beliebtes Ausflugsziel der Einwohner von Badenweiler.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 27: Köhlerei auf der Sirnitz
Zahlreiche Köhler auf der Sirnitz brannten Holzkohle für das Eisenwerk in Oberweiler und die Schmelzöfen für den Silberbergbau in Badenweiler. Der immer größer werdende Bedarf an Brennmaterial für die Schmelzen, aber auch der Bedarf an Bauholz für den Grubenausbau hatten zur Folge, dass vom Stockberg über die Brandeck hinüber zur Sirnitz, zum Kaibenkopf und zum Rammelsbacher Eck große Teile „ausgeholzt“ waren. Der Blauen ragte kahl, nur mit etwas Jungholz bedeckt, in die Landschaft. Die „Blößen“ (geräumten Waldflächen) dienten als Weideflächen für das zur Lebenshaltung der Köhler benötigte Vieh und zur Haltung der Pferde, die zum Transport der Holzkohle benötigt wurden.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Flurnamen „Kohlplatz“ und „Schwärze“ in der Nähe von Badenweiler beziehen sich unmittelbar auf das Vorhandensein von Köhlerplattformen mit den dazugehörigen Kohlemeilern. Anlagen zur Holzkohle-Gewinnung tanden im gesamten Klemmbachtal und bis zu den Höhen der Sirnitz. Der Bedarf war so hoch, dass große Bereiche völlig abgeholzt waren, wie das auch in der Umgebung von anderen Bergbaustätten des Schwarzwaldes der Fall war. Der Blauenwald war einmal bis fast zum Gipfel hinauf kahl und das Land wurde als Weidefläche für Vieh und Pferde zur Versorgung der Bevölkerung genutzt. Pferde wurden auch zum Transport der Holzkohle vom Ort der Erzeugung zu den Schmelzen eingesetzt. Zur Rettung der Wälder wurde 1833 das Badische Forstgesetz erlassen. Es regelte den Holzeinschlag so, dass nicht mehr geerntet werden durfte als nachwachsen konnte.
Zur Veranschaulichung dieser ehemals für den Bergbau unverzichtbaren Energielieferanten werden solche Kohlemeiler heute noch von Zeit zu Zeit im Münstertal und beim Besucherbergwerk Finstergrund im Wiedener Tal aufgeschichtet und betrieben.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 28: Quarzriff zwischen den Gruben Jeremias und Hausbaden
Nach Süden hin im Anschluss an die Sophienruhe und die Grube Jeremias unterquert der Quarzgang die Blauenstrasse. Sowohl unterhalb als auch oberhalb des Wanderwegs finden sich große Blöcke von Hornstein (von Kieselsäure verhärteter Muschelkalk). In einer unscheinbaren, flachen Wasserrunse finden wir wieder eine Stollenpinge mit zwei kleineren Halden. Wahrscheinlich gehören sie zur Grube St. Jakob, die zusammen mit dem Jeremiasstollen 1728 -1732 vom Pfarrer Jeremias Gmehlin im Pfarrwald betrieben worden sind.
Gleich darüber, oberhalb des Wanderwegs, existiert ein halb verschütterter „Verhau“ mit einer Länge von etwa 20 Metern und einer Breite von rund vier Metern. Es handelt sich bei den „Verhauen“ um die Überbleibsel einer mittelalterlichen Abbautechnik im Erzbergbau. Die Erzgänge wurden zunächst von der Erdoberfläche aus, von dort, wo sie entdeckt worden sind, abgebaut. Es entwickelt sich dabei naturgemäß eine Verfahrensweise, die stufenförmig tiefer ging.
Der vorgelagerte Quarzblock wurde vor einiger Zeit der „Stein des Anstosses“. In neuerer Zeit entdeckten Mineraliensammler auf der Halde sehr gut entwickelte orangerote bis gelbe Mimetesit- und grosse , zitronengelbe Wulfenitkristalle. Leider wurde hier mit Abbaubohrern und anderem schweren Gerät gearbeitet. Die Halden unterhalb des Verhaues wurden so stark umgewühlt, dass der Wanderweg nahezu unterhöhlt und fast zum Abbrechen gebracht wurde. Das veranlasste die zuständigen Behörden, alle Grab- und Abbauarbeiten im Bereich des Quarzriffs zu verbieten.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Im „Lindengraben“, einem kleinen Seitentälchen nördlich des Altemannfelsens, finden sich unterhalb des Wanderweges wieder einige Bergbauspuren in Form von zwei kleinen Halden und einer undeutlichen Stollenpinge. Diese Arbeiten sollen in den Jahren 1727 bis 1729 vom bereits genannten Pfarrer Jeremias Gmelin unter dem Namen „St. Johannsgrube“ betrieben worden sein (SCHEFFELT, 1958). Direkt am Weg befindet sich ein begonnener, kurzer Stollen
Wenige Meter weiter in Richtung Altemannfels sehen wir oberhalb des Weges einen einzelnen großen Felsblock und direkt dahinter liegt ein alter mittelalterlicher Verhau. Dieser ist bei einer Breite von ca. 4 Metern um die 20 Meter lang.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 29: Quarzriff beim "Alten Mann"
Die Erzgänge um Badenweiler sind mit Ausnahme des Fürstenfreude Gangs an das Quarzriff gebunden. Das Quarzriff markiert im Gelände, hier besonders deutlich sichtbar, die Bruchstufe, an welcher der Oberrheingraben zwischen Schwarzwald und Vogesen im Tertiär mehr als 4.000 m abgesunken ist. Im Bereich der Bruchzone konnten sich im heißen Wasser gelöste Substanzen als Gangarten und Erze an den Spaltenrändern absetzen.
Zunächst wurde dichter Quarz (Hornsteinquarz») abgeschieden, dann Baryt, Fluorit und die Metallerze (besonders Bleiglanz), zum Schluss nochmals Quarz; allerdings ist dieser letzte Quarz grobkristallin und bildet schöne kleine Drusen mit Bergkristallquarz.
Das verquarzte Gestein ist besonders witterungsbeständig und ragt an dieser Stelle des Wanderwegs als ein hohes Felsenriff aus dem Gelände. Es trennt den Blauengranit auf der östlichen Seite vom Keupermergel auf der westlichen Seite.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Diese Tafel erläutert anhand eines geologischen Querschnitts die Entstehung der Erzgänge bei Badenweiler.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 30: Der Alte Mann – ein beliebtes Ausflugsziel
Die wild romantische Felslandschaft des Quarzriffs mit dem herrlichen Ausblick in die Oberrheinebene hinüber zur Kette der Vogesen gehört zu den beliebtes ten Ausflugszielen. So haben auch viele illustere Gäste aus Badenweiler hier bei ihrer Wanderung Rast eingelegt.
Um die Jahrhundertwende besuchten gern „gekrönte Häupter“ die großherzogliche Familie in Badenweiler. Bevorzugt logierten die hohen Gäste im Hotel „Römerbad“ und im ehemaligen „Schloss Hausbaden“, unterhalb der Grube „ Alter Mann“ gelegen.
Die Gedenktafel an der Felswand erinnert an den Aufenthalt von Kaiserin Auguste Viktoria, die Gemahlin Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1902 mit ihren Kindern.
Kaiser Wilhelm I. selbst war schon vorher als Kronprinz in Badenweiler gewesen, jedoch nicht als Kurgast, sondern als Befehlshaber der preußischen Truppen, die seinerzeit mithalfen, die badische Revolution niederzuwerfen. Auch König Wilhelm I. von Württemberg, König Carol I. von Rumänien, Großherzog Franz II. von Mecklenburg und König Gustav III. von Schweden kamen als Besucher zu ihrer fürstlichen Verwandtschaft nach Badenweiler. 1899 weilte Königin Wilhelmine von Holland mit ihrer Mutter in Schloss Hausbaden.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Der Altemannfels bietet wie die Sophienruhe eine herrliche Aussicht über die Rheinebene hinweg zu den jenseits des Oberrheingrabens liegenden Vogesen.
Die Bezeichnung „Alter Mann“ ist ein bergmännischer Begriff. Er bezeichnet einen ehemaligen Abbau, der völlig ausgeerzt und deshalb verlassen wurde. Im Innern des Berges sind solche Hohlräume häufig mit erzleerem („taubem“) Gestein zugesetzt, und zwar aus zweierlei Gründen: einerseits musste man offensichtlich taubes Gestein nicht mit großer Mühe zum Mundloch transportieren und davor auf die Halde schütten. Man sparte sich dadurch also eine Menge Arbeit. Andererseits wurde mit der Verfüllung die Stabilität der offenen Hohlräume innerhalb des Gebirges verbessert. Die Abbaue könnten sonst irgendwann in sich zusammenbrechen, was stellenweise bis zur Tagesoberfläche reichen kann (siehe als Beispiel die Erläuterungen zu Tafel 21, „Karlstollen“).
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 31: Unter Tage - Abbauhohlraum „Schwefelhöhle“
Hinter dem mit einem Schutzgitter versehenen Eingang zur „Schwefelhöhle“ liegt ein mittelalterlicher, zunächst im Tagebau angegangener Abbau. Der bis an die Erdoberfläche des Quarzriffs reichende Erzgang wurde bis in ca. 150 m Tiefe von den Bergleuten vollständig ausgeräumt. So entstand ein auf dem Erzgang angelegter Abbauhohlraum. Neugieriges, weiteres Klettern im anstehenden Fels ist daher lebensgefährlich und strengstens verboten.
Unterhalb der Schwefelhöhle sieht man ferner, wie das Wasser des Lindengrabens in eine Bergzerreissung in die Tiefe stürzt. Auch hier muss dringend von jeglicher waghalsiger Kletterei abgeraten werden.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
HENGLEIN (1924, S. 26) erwähnt eine tiefe, breite Spalte, die das Quarzriff begleitet. Diese ist wohl natürlichen Ursprungs und als tektonische Kluft zu deuten. Sie ist bei der Schwefelhöhle an drei Stellen zu sehen. Die Spalte bei der Schwefelhöhle wurde wohl von den Bergleuten verbreitert und so zur Befahrung, zum Abbau oder zur Förderung der Erze ausgebaut. Der Hohlraum lässt sich über Abbaue und Blindschächte bis zu den tiefsten Sohlen der Grube Hausbaden nachweisen. Er ist auch dafür verantwortlich, dass es innerhalb dieser Bergwerksanlagen zu keiner Zeit Probleme mit zusetzendem Wasser gab, die eine technisch aufwändige und teure Wasserhaltung erforderlich gemacht hätten.
Wenige Meter südlich der Brücke beim Altemannfels befindet sich ebenfalls eine offene Spalte, in welche bei nasser Witterung der kleine Stockmattbach hineinfließt. Sie stellt die nördliche Verlängerung der Schwefelhöhle dar und steht ebenfalls mit den tiefsten Grubenanlagen von Hausbaden in Verbindung. Die dritte, offenstehende Spalte befindet sich direkt oberhalb sowie etwas südlich der Schwefelhöhle auf dem Ausbiss des Quarzriffs.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 32: Mit Feuersetzen, sowie Schlägel und Eisen
Schlägel (Fäustel) und Bergeisen waren neben dem Feuersetzen bis zur Verwendung von Sprengstoff im 17. Jahrhundert die beim Abbau eingesetzten wichtigsten Hilfsmittel.
Beim Feuersetzen entstehen unter der Hitzeeinwirkung Spannungsrisse. Das Gestein konnte besser mit Schlägel und Eisen bearbeitet werden. Spuren dieser sehr alten Abbautechnik zeigen zahlreiche Höhlungen im Bereich des Alte-Mann-Felsens mit ihrem rundlich-glatten Erscheinungsbild, so auch die Stollenöffnung neben der Schwefelhöhle.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Wer schon einmal einen im Bereich des Quarzriffs gefundenen Stein mit dem Hammer aufgeschlagen hat stellte fest, dass dieses Gestein sehr hart ist. Umso mehr ist die Arbeit der ehemaligen Bergleute bewundernswert, die ohne Sprengstoff tiefe Stollen in diese Felsen getrieben haben.
In einem weicheren Gestein konnte der Abbau ohne weiteres mit Hilfe von Hammer und Meißel („Schlägel und Eisen“) erfolgen. Hier in Badenweiler aber, im Gangquarz und dem silifizierten Nebengestein führte über Jahrhunderte nur die Technik des „Feuersetzens“ oder „Brände setzen“ zu einem wirtschaftlich annehmbaren Erfolg. Selbst nach Einführung des Schießpulvers im Bergbau ab dem 17. Jahrhundert hat man bei Badenweiler oft noch auf diese Technik gesetzt. Dabei machte man sich zunutze, dass sich die Gesteine bei Temperatureinwirkung unterschiedlich stark ausdehnen. Allein der Quarz schon ändert bei höheren Temperaturen seine kristalline Beschaffenheit, was zu Volumenänderungen und damit zu Rissen führt.
Man schichtete dazu direkt am Fels oder an der Ortsbrust der Stollen Hölzer auf und entzündete diese. Die Feuer wurden meist über die arbeitsfreien Tage des Wochenendes betrieben und wurden von Feuerwächtern überwacht. Andere Bergleute durften während dieser Zeit nicht in die Stollen. Anschließend konnte das durch die Hitze des Feuers mürbe gemachte, rissige Gestein mit Schlägel und Eisen abgebaut werden (WERNER & BECHERER, 2021).
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 33: Schurf und Verhau
Schurf
An Stellen, an denen die mittelalterlichen Prospektoren einen Erzgang vermuteten oder gefunden hatten, wurde ein so genannter Schurf angelegt. Die Bodenschicht wurde bis zum anstehenden Fels abgetragen und der Gang wurde oberflächlich auf seinen Erzgehalt hin, also auf seine Bauwürdigkeit untersucht. Ein Schurf hat Ähnlichkeit mit einem Graben. Sicher ist es dann eine bergmännische Arbeit, wenn mehrere solcher Vertiefungen wie an einer Perlschnur aufgereiht hintereinander liegen. Häufig findet man zudem im Abraum noch Gangmaterial. Schürfe können auch mit Schachtpingen (eingestürzten Schächten) verwechselt werden.
Verhau
Bei einem Verhau handelt es sich um einen tiefen, schluchtartigen Tagebau. Der Erzgang wurde vollständig abgebaut. Das Nebengestein ließ man stehen. So entstanden grabenartige Vertiefungen im Gelände. An der Breite ist die Mächtigkeit (=Breite) des Erzganges ablesbar, die Länge ist abhängig von der horizontalen Erstreckung der erzführenden, abbauwürdigen Zone. Ein mustergültiger Verhau aus der frühesten Bergbautätigkeit in Badenweiler befindet sich unterhalb der Schutzhütte am Altemannfels.
Verhau beim Alten Mann – ein alter Erzabbau, der die besten Jahre hinter sich hat…
Zu den eindruckvollsten Überresten des Bergbaus im Revier Hausbaden gehört dieser tiefe, schluchtartige „Verhau“. Er folgt dem Verlauf eines ehemals ergiebigen und mächtigen Erzganges direkt bei dem steil aus dem Hangschutt ragenden Quarzriff. Im oberflächennahen Bereich erfolgte die Erzgewinnung teilweise im Tagebau, während der Abbau in die Tiefe, wie die benachbarte „Schwefelhöhle“ zeigt, bis auf das Niveau der heutigen Klinik Hausbaden reichte. Die kleine Brücke zum Serpentinenweg führt über die ausgeräumte Gangspalte, die sich nach und nach mit dem von beiden Seiten herabstürzendem Gestein verfüllte.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die mittelalterlichen Prospektoren suchten in den Fließgewässern und im Hangschutt der Berge gezielt nach Rollstücken von denen sie wussten, dass sie manchmal Erz führen können: Die Gangarten Baryt, Quarz, Fluorit. Manchmal waren Erze oder ihre Sekundärmineralien sogar sichtbar in ihnen eingewachsen. Diese Spuren wurden flussaufwärts oder den Hang hinauf verfolgt, bis die Funde ausblieben. Also musste man das Streichen (den Verlauf) des Erzganges überschritten haben. Im Bereich der auf diese Art eingegrenzten Stellen wurde dann der Oberboden abgetragen und der Erzgang aufgeschürft.
Probeschürfe wurden mit einfachsten Mitteln angelegt, um die Erzführung des Ganges zu untersuchen. Oft liegen sie in Streichrichtung des Ganges wie bei einer Perlenkette aufgereiht hintereinander.
Sobald sich herausstellte, dass ein Erzgang bauwürdig war, also genügend Erz führte, vergrößerte man die Schürfe und drang dabei auch immer weiter in die Tiefe vor, wodurch mit der Zeit ein Tagebau entstand. Dabei wurde das Erz führende Gestein in der gesamten Breite des Ganges abgebaut.
An den Salbändern (Rändern) des Mineralganges steht heute daher in der Regel nur noch das taube Nebengestein an. Solche langgezogenen Tagebaue werden Verhaue genannt. Je anhaltender die Erzführung war, desto länger und tiefer wurden sie. Solche Abbaue konnten bei nachhaltiger Erzführung sehr tief werden, sodass immer größere Mengen an Grundwasser eindrangen und die Förderung allgemein zu beschwerlich oder gefährlich wurde, weil zum Beispiel die Standsicherheit der Wände nicht mehr gegeben war. Bei anhaltender Erzführung wurden dann weiter unten am Gebirgshang Stollen aufgefahren – je nach Situation entweder im Gangstreichen oder querschlägig.
Steigt man von der Schutzhütte beim Altemannfels den Serpentinenweg in Richtung Hausbaden ab, so überquert man nach wenigen Metern über eine Brücke eine tiefe „Schlucht“. Wie heute noch feststellbar ist, befanden sich zumindest im westlichen Teil Baryt- und Quarzgänge mit Bleierzen. Diese wurden bergmännisch gewonnen.
Unbedarfte Personen wissen nicht, dass sie sich beim Begehen der kleinen Brücke, die über den Graben hinwegführt, auf den Überresten eines ehemaligen Erzabbaus befinden. Es handelt sich hier um den größten und schönsten Verhau (Tagebau) im Bergbaurevier von Badenweiler. Die darin liegenden großen Felsblöcke sind nach Ende der bergmännischen Arbeiten hineingefallen
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 34: Die „weiße" Halde, interessant für Hobbymineralogen
Der obere Hausbaden-Stollen erschließt das Quarzriff querschlägig und besitzt eine Länge von rund 200 Metern. Er ist auf dem Quarzriff einige Meter nach Norden und nach Süden hin etwa 40 Meter aufgefahren, bevor er im völlig ausgeerzten Ganghohlraum endet. Dieser befindet sich unterhalb der Schwefelhöhle und steht mit der dort sichtbaren Spalte in Verbindung. Der Stollen liegt etwa 50 Meter höher als der untere Hausbaden-Stollen. Auf der Halde des oberen Stollens liegen viel Gangquarz und Baryt, teilweise mit eingesprengten Erzen. Untergeordnet kommt auch ein grauer, verkieselter Muschelkalk in Form von sogenanntem Hornstein vor. Quarz und Baryt sind von weißer Farbe und überwiegen deutlich. Deshalb wird der hier liegende Abraum aus dem Stollen als weiße Halde bezeichnet. Beim Aufschlagen des herumliegenden Gangmaterials können auch heute noch kleine Erzeinsprenglinge und deren Sekundärmineralien gefunden werden.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Wie die Hauptförderstrecke, der untere Hausbaden-Stollen war auch der hier liegende obere Stollen von Westen her querschlägig auf das Quarzriff vorgetrieben. Der Querschlag erreicht dieses nach etwa 200 Metern. Hier gibt es einen kleinen Abbauhohlraum nach Norden und zwei parallele, mächtige Abbaue in Richtung Süden. Beide vereinigen sich nach wenigen Metern und bilden hier einen riesigen, völlig ausgeerzten Abbau, der bis zur oberhalb davon gelegenen Schwefelhöhle und nach unten bis zu den tiefsten Abbauen der Grube Hausbaden reicht.
Das vor der Pinge des oberen Stollens liegende Haldenmaterial besteht aus etwas verkieseltem Hornstein, zum überwiegenden Teil aber aus weißen Quarz- und Barytbrocken. Daher stammt der Name „weiße Halde“. In den Gesteinsbrocken sind Primärerze und einige Sekundärmineralien eingesprengt.
Mit Ausdauer können auch heute noch Funde von schönen Mineralien gemacht werden, die meist aber nur Micromount-Größe erreichen.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 35: Grubengebäude / Bergwerk
Sobald von Übertage zuviel Wasser einsickerte, der Verhau so tief wurde, daß die Stöße nachzustürzen drohten, begann man, unterhalb des Verhaues einen Stollen aufzufahren. Diese Stollen sind heute zumeist verstürzt und man kann nur noch die Einbuchtungen im Gelände sehen. Die Stollenpinge unterscheidet sich vom Schurf durch die vorgelagerte Bergehalde (mehr oder weniger taubes Gestein) oder manchmal auch durch den Austritt von Stollenwasser.
Je nach Geländesituation wird ein Stollen “im Gangstreichen”, also in der Richtung des Erzganges aufgefahren, oder “querschlägig” (in einem bestimmten Winkel zur Richtung des Erzganges) angelegt. Bei lohnender Erzführung können mehrere Stollen übereinander liegen, der Verhau-Abstand (“die seigere Höhe”) beträgt in der Regel zwischen 30 und 50 m. Längliche Grubenbaue, die im Innern des Berges angelegt wurden und die nicht bis an das Tageslicht reichen, nennt man Strecken. Diese und die Stollen sind in der Regel durch Schächte miteinander verbunden. Sie dienen einerseits zur Belüftung der Anlage, andererseits wird durch sie das Erz gefördert (“Förderschacht”) und sie dienen als Zugang zu den höher oder tiefer liegenden Stollen und Strecken (“Fahrschacht”). Schächte, die nicht bis an die Erdoberfläche reichen, nennt man “Blindschächte”.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Grube Hausbaden war das bedeutendste Bergwerk bei Badenweiler. Der untere Stollen war bei der heutigen Rehaklinik querschlägig nach Osten zum Quarzriff aufgefahren. Vom Altemannfels bis hinunter zur Hauptfördersohle besitzt sie eine Abbauhöhe von rund 100 Höhenmetern. Neue Aufnahmen und Videos, welche teilweise auch im Internet zu finden sind, zeigen enorm hohe und auch mehrere Meter mächtige (breite) Abbauhohlräume. Diese sind heute nur mit vielen Bergseilmetern und mit außerordentlicher Klettertechnik, verbunden mit einer permanent vorhandenen Lebensgefahr erreichbar.
Die Rehaklinik Hausbaden steht auf der Halde des tiefen Stollens, der auch der Hauptförderstollen war. Während der Ausschachtungsarbeiten für die Fundamente konnten hier im Jahr 1988 alle bekannten Mineralien des gesamten Bergbaureviers in bester Qualität gesammelt werden.
Der Abbau der Erze ist bis weit unterhalb des unteren Hausbaden-Stollens vorgedrungen, wie der nachstehende Seigerriss zeigt. Daraus ist auch ersichtlich, dass das Einfallen des Ganges nach Westen hin flacher wird, je tiefer man kommt.
Stollen wurden angelegt, sobald ein Abbau eines Erzganges im Tagebau zu schwierig oder zu gefährlich wurde. Sie können idealerweise direkt auf einem Erzgang und dessen Streichrichtung angelegt werden. Wenn das aus topografischen Gegebenheiten nicht möglich war, erschloss man den Erzgang von der Seite her über sogenannte Querschläge.
Bei größeren Grubengebäuden war im Schwarzwald der Firstenbau oder auch Firstenstoßbau das allgemein übliche Abbauverfahren. Dazu legte man oberhalb der Förderstollensohle eine Strecke an, von der aus das Erz nach oben hin abgebaut wurde. Beide Stollen waren durch eine sogenannte „Schwebe“ voneinander getrennt, die bis zu einigen Metern dick sein konnte. Bei höher werdenden Abbauen wurde im leeren Hohlraum so viel taubes Gestein aufgeschichtet, dass darauf weiter nach oben abgebaut werden konnte. Oft wurden auch Holzbühnen eingebaut, die wiederum mit Versatz überdeckt wurden. Firsten- und Fördersohle waren in regelmäßigen Abständen über sogenannte Rollöcher oder Schächte miteinander verbunden, durch welche man zur oberen Sohle auf- und absteigen konnte und durch welche das gewonnene Erz auch nach unten auf die Fördersohle in die Förderwagen gelangte. Bei anhaltender Erzführung über größere Höhen wurden im Abstand von 10 bis 50 m horizontale Zwischensohlen angelegt, sogenannte Strecken.
Die Stollen und Strecken waren mit mehr oder weniger senkrecht verlaufenden Schächten miteinander verbunden. Das konnten reine Förderschächte sein, auch konnten sie zur Frischluftversorgung dienen („Wetterschächte“). Häufig erfüllten sie beide Aufgaben. Um ein Zusammenbrechen der ausgeerzten Gangspalte zu vermeiden, wurden von Wand zu Wand Stützpfeiler stehen gelassen oder Versatz aus taubem Gestein eingebracht.
Eine Variante des Firstenbaues ist der im moderneren Flussspat-Abbau angewandte „Magazinbau“ (z.B. bei Brandenberg oder Fahl im Wiesental). Dabei wurde jeweils nur so viel Erz abgezogen, um zum weiteren Vortrieb und Abbau ausreichend Platz zwischen hereingeschossenem Material und Firste zu schaffen. Wenn dann die geplante Abbauhöhe erreicht war, leerte man das „Magazin“ mit dem darin befindlichen, gelockerten Erz oder erzhaltigen Gestein über die Rollen.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 36: Der Gipsabbau in Sehringen
Gips wird seit dem Altertum in Baugewerbe und Plastik verwendet. Mit der Einführung der Gipsdüngung in der Mitte des 18. Jahrhunderts trat eine erhebliche Ausweitung des Gipsbedarfs ein. Infolgedessen entstanden im Markgräflerland im Bereich der gipsführenden Keuperschichten etwa 15 Gipsgruben, die als Kleinbetriebe oft nur die benachbarten Dörfer mit Düngegips versorgten. Der Gipsabbau in Sehringen wird erstmals 1783 urkundlich genannt. Diese Gipsgrube wurde von „Joh. Georg Krafft, wohnhaft in Niederweiler“ und Michael Huß aus Badenweiler betrieben. Krafft unterhielt zugleich eine Gipsmühle in Niederweiler. Das Aufkommen der modernen Kunstdünger brachte die kleinen Gipsgruben langsam zum Erliegen. Die Gipsgrube Sehringen überlebte bis zu ihrer endgültigen Stillegung 1964 nur, weil das abgebaute Material als Zuschlagstoff bei der Herstellung von Zement bei der Breisgauer Portland-Cement-Fabrik in Kleinkems noch wirtschaftlich verwendet werden konnte.
Die bergmännische Tätigkeit orientierte sich an den im Westen des Quarzriffs steil zum Oberrheingraben einfallenden, mehrfach zerbrochenen unteren Keuperschichten.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Im Jahr 1882 eröffnete der Bergmann Tröndle im „Gfäll“ eine Gipsgrube. Dabei handelt es sich vermutlich um den obersten der drei übereinander liegenden Stollen, von welchem heute nur noch eine kleine Mauer und ein undeutlicher Graben zu sehen sind, der zum ehemaligen Mundloch hinführt. Das Wort „Gfäll“ umschreibt eine Situation, bei welcher in der Tiefe des Berges Sulfatgestein gelöst und unterirdisch abgeführt wird, sodass es an der Oberfläche immer wieder zu Sackungen kommt. Das Gelände im Wald oberhalb der Gipsstollen ist entsprechend von oft großen und tiefen Dolinen des Gipskarstes durchzogen. Auch an der Straße nach Sehringen traten deshalb in der Vergangenheit schon mehrfach Schäden auf.
Mit der Instabilität der tonigen Schichten mussten sich die damaligen Bergleute und Ingenieure erneut befassen, als sie im Jahr 1957 den unteren Gipsstollen auf Niveau 473,5 NN aufgefahren haben.
Zunächst musste eine Schicht von Opalinuston durchquert werden. Dieser aber ist derart plastisch und instabil, dass ein konventioneller Stollenvortrieb unmöglich war. Deshalb öffnete man das Gelände weiträumig, um auf eine Länge von 27 Metern zunächst einmal einen Stahlausbau zu installieren, bestehend aus sogenannten Pokal-Eisenausbau-Ringen (ALBIEZ,1955). Daran anschließend konnte man wie üblich Türstöcke aus Holz einbauen und alles wurde wieder mit Erde überdeckt. Der Ausbau musste aber während des weiteren Stollenvortriebs dennoch „Holz an Holz“ erfolgen. Heute sind die ersten Hölzer hinter dem Stahlausbau durch den Bergdruck gebrochen. Das tonige Material ist genau am Übergang vom Rundbogen- zum Türstockausbau von der Seite her den Stollen eingeflossen und staut inzwischen das Grubenwasser bis fast zur Stollenfirste.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 37: Mit scharf Gezäh und gut Geleucht
Von den Bauten des Gipswerks sind auf dem Betriebsgelände an der Landstraße noch sichtbar: die Verladerampe, das 1922 am einstigen Waldsee erbaute Nebengebäude, das als Büro, Kaue und Magazin diente, sowie die alte, heute verfallende Bergschmiede. Sie war seit 1924 bis zur endgültigen Stilllegung der Grube Werkstatt und Ausgangspunkt der Hauptförderstrecke. Unmittelbar neben dem Gebäude führten die Schienen unter der Brücke für den Sehringer Weg in das Berginnere. Die Förderwagen wurden von einer kleinen Diesellok gezogen.
Der heute verschlossene, 320 m lange, bis zum Quarzriff reichende, auf 512 m über NN (Meereshöhe) angelegte Stollen durchfährt erst eine Schilfsandsteinzone.
Der Gips beginnt 145 m nach dem Stollenmundloch. Der Gipskeuper ist ca. 30 m mächtig und fällt zwischen 40 Grad nach Westen bis senkrecht in die Tiefe. Der Gips ist mit Ton und Mergel verunreinigt. Die Qualität des Gipses ließ besonders in der Nähe des Quarzriffs sehr zu wünschen übrig. Zum Schutz der Thermalquelle Badenweiler besteht eine Schutzzone. Die Grubenbaue durften daher nicht tiefer reichen als 424,5 m über NN (Meereshöhe).
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Im Jahr 1882 eröffnete der Bergmann Tröndle im „Gfäll“ eine Gipsgrube. Dabei handelt es sich vermutlich um den obersten der drei übereinander liegenden Stollen, von welchem heute nur noch eine kleine Mauer und ein undeutlicher Graben zu sehen sind, der zum ehemaligen Mundloch hinführt. Das Wort „Gfäll“ umschreibt eine Situation, bei welcher in der Tiefe des Berges Sulfatgestein gelöst und unterirdisch abgeführt wird, sodass es an der Oberfläche immer wieder zu Sackungen kommt. Das Gelände im Wald oberhalb der Gipsstollen ist entsprechend von oft großen und tiefen Dolinen des Gipskarstes durchzogen. Auch an der Straße nach Sehringen traten deshalb in der Vergangenheit schon mehrfach Schäden auf.
Mit der Instabilität der tonigen Schichten mussten sich die damaligen Bergleute und Ingenieure erneut befassen, als sie im Jahr 1957 den unteren Gipsstollen auf Niveau 473,5 NN aufgefahren haben.
Zunächst musste eine Schicht von Opalinuston durchquert werden. Dieser aber ist derart plastisch und instabil, dass ein konventioneller Stollenvortrieb unmöglich war. Deshalb öffnete man das Gelände weiträumig, um auf eine Länge von 27 Metern zunächst einmal einen Stahlausbau zu installieren, bestehend aus sogenannten Pokal-Eisenausbau-Ringen (ALBIEZ,1955). Daran anschließend konnte man wie üblich Türstöcke aus Holz einbauen und alles wurde wieder mit Erde überdeckt. Der Ausbau musste aber während des weiteren Stollenvortriebs dennoch „Holz an Holz“ erfolgen. Heute sind die ersten Hölzer hinter dem Stahlausbau durch den Bergdruck gebrochen. Das tonige Material ist genau am Übergang vom Rundbogen- zum Türstockausbau von der Seite her den Stollen eingeflossen und staut inzwischen das Grubenwasser bis fast zur Stollenfirste.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 38: Der Schrei vom Waldsee
Geschichten von einer Wasserhexe, vom Berggeist, vom Blauenkobold
Von den Parkanlagen des ehemaligen Schlosshotels Hausbaden führte der Sehringer Weg früher an dem sagenumwobenen Waldsee“ vorbei. Eine alte Ansichtskarte zeigt einen geheimnisvollen, winzigen See. Eine Sage erzählt von einer Weiherhexe, die mit ihrer Schönheit junge Burschen zu bezaubern und zu bannen wusste, ihre Jugendfrische war durch Menschenblut genährt. Aus diesem Grund wählte sie hübsche Jünglinge der Umgebung als Opfer, denen sie dann das Blut aussaugte. Am Waldsee waren öfters Schreie vernehmbar: Der Schrei vom Waldsee“ wurde Schauplatz für eme Bergmannsgeschichte und Titel einer Erzählung des in Badenweiler lebenden Arztes und Schriftstellers Rudolph Vogel. 1948 wurde der Waldsee mit taubem Material vom Grubenbau zugekippt.
Überall, wo in Stollen nach Silbererz gegraben wurde, wie hier im Quarzriff hinter Hausbaden, hausten auch Kobolde und Berggeister. Ab und zu zeigten sie sich den Bergleuten und zwar in den verschiedensten Gestalten und Kleidungen. Bald waren sie gewalttätig und boshaft, bald hilfsbereit und wohltätig. Wer sie aus Spaß rief, dem war eine Strafe sicher. Eine zweite Sage erzählt, wie der Berggeist aus dem geheimnisvollen Waldsee plötzlich auftauchen, aber auch wieder verschwinden konnte. Die Fastnachtsclique Blauen-Kobold“ erinnert heute noch mit Ihren wilden Auftritten und ihrem närrischen Treiben an die vor allem van Außenstehenden geheimnisvoll und unheimlich empfundene Welt des Bergbaus.
Autor: Hans Hermann Bechinger
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Vor dem ehemaligen Mannschaftshaus der Gipsgrube befand sich ein kleiner See, welcher wohl vom Grubenwasser des oberen Gipsstollens gespeist wurde. Der See wurde im Jahr 1948 mit Haldenmaterial aus dem Gipsstollen aufgefüllt.
Um diesen See, aber auch um die alten Stollen ranken sich einige Sagen. „Berggeister“ konnten plötzlich aus dem See auftauchen oder aus den Stollen kommen und ebenso schnell wieder verschwinden. Je nach den Personen, denen sie erschienen und je nach deren Verhalten konnten die Kobolde böse oder auch gutmütig und gar hilfsbereit sein. Diese Sagen über die Berggeister von Badenweiler hat die Fasnachtsclique der „Blauenkobolde“ zu ihrem Thema gemacht.
Der Sage nach sollen am Waldsee auch immer wieder Schreie gehört worden sein. Diese sollen von der „Weiherhexe“ stammen, welche damit jugendliche Männer anlockte und von deren Blut sie lebte. Der in Badenweiler wohnende Arzt Rudolph VOGEL betätigte sich auch als Schriftsteller. Er verfasste unter dem Namen „Der Schrei vom Waldsee“ eine bergmännische Geschichte über diese Örtlichkeit.
Autoren: Hans Hermann Bechinger & Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 39: Gipsabbau Sehringen
Der in Sehringen dem Quarzriff im Westen vorgelagerte Gipskeuper birgt Fasergips und fleischroten Alabaster. Im 19. Jahrhundert wurde Gips außer für Bauzwecke vor der Erfindung der Kunstdüngung hauptsächlich als Dünger in der Landwirtschaft verwendet.
1783 ist eine Gipsgrube erstmals in der Nähe von Hausbaden urkundlich erwähnt. Betrieben wurde sie von der Familie Krafft in Niederweiler, die auch eine Gipsmühle besaß. In dem Anwesen befindet sich heute die Gaststätte Klemmbachmühmühle.
In der Vitrine zur Gipsgrube ist die wechselvolle Geschichte aufgelistet, wie sich die kleine, überwiegend nur in den Wintermonaten arbeitende Gipsgrube zu einem kompletten Gipswerk zur Herstellung von Baugips entwickelt hat.
In guter Erinnerung ist in der Bevölkerung noch, wie die nach dem Krieg 1947 an der Stelle des heutigen Infopavillons neu gebaute Gipsmühle mit drei Vorbrennöfen, einer Hammerschlagmühle, und zwei Kochern, zwei Mahlgängen sowie einer Verladerampe ausgesehen hat. Ihr Betrieb wurde 1955 eingestellt, und das Gebäude 1959 abgerissen. Die Breisgauer Portland-Cement-Fabrik in Kleinkems förderte noch bis 1964 über die hinter dem Gebäude liegende 512-Meter-Sohle Rohgips als Zuschlag für die Zementherstellung.
Am 1.7.1964 wurde die Gipsgrube Sehringen dann endgültig stillgelegt. Ein 1960 unter der Landstraße bei 473,5 m NN (Meereshöhe) aufgefahrener 250 m langer Tiefstollen gelangte bei der Förderung nicht mehr zum Einsatz. Seit 1967 sind alle Stollen zugeschoben.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Direkt bei der Schütte des oberen Gipsstollens, beim Pavillon-Startpunkt des Wanderweges gibt diese Tafel einen Überblick über den Gipsbergbau von Badenweiler-Sehringen mit Details zur Ausstattung der 1947 an diesem Ort gebauten Gipsmühle.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen
Station 40: Aussichtsfelsen Luisenburg
Seit Großherzog Carl Friedrich von Baden (1728 – 1811) erfreute sich Badenweiler in den folgenden Jahrhunderten auch unter seinen Nachfolgern der ganz besonderen Gunst des Großherzoglichen Hauses. Ihr Interesse galt der ständigen Verbesserung der Badeeinrichtungen, der Verschönerung des Ortsbilds und der Hebung des Bergbaus. Gerne kamen die Fürsten mit ihren Familien immer wieder nach Badenweiler, um sich zu erholen. Viele Namensgebungen im Ortsbild und der näheren Umgebung Badenweilers weisen auf diese enge Verbindung Badenweilers mit dem Großherzoglichen Haus hin. Beispiele sind: Sophienruhe, Karlstollen, Hausbaden, Friedrichstraße, Luisenstraße, Hildastraße, Friedrich-Hilda-Esche, Hilda-Felsen.
So weilte noch unvermählt der Prinzregent Friedrich im Jahr 1853 einige Wochen in Badenweiler. 1857 kam er als Großherzog wieder in Begleitung seiner jungen Gattin, der Prinzessin Luise von Preußen, und des kleinen Erbgroßherzogs, des späteren Friedrich II. „ Zu Ehren der edlen Fürstin wurde der Weg zum Alten Mann nach einem imposanten Fels hoch über Hausbaden verlängert und die Felspartie „Luisenburg“ genannt.“ ( Ernst Scheffelt: „Badenweiler in Vergangenheit und Gegenwart“).
Von der kleinen Felsenkanzel über dem Quarzriff hat man eine herrliche Sicht über die wechselvolle Vorgebirgslandschaft, das Dörfchen Lipburg, eingebettet ins Tal des Ramisbaches. Zur Zeit der Obstbaumblüte bietet das Lipburger Tal einen märchenhaft schönen Anblick.
Tief unten zu Füßen des Quarzriffs breitet sich das aufgelassene Betriebsgelände des ehemaligen Gipswerks Sehringen aus.
Hoch am südwestlich gelegenen Hang des kleinen Bergrückens namens „Hörnle“ wurden zwischen Lipburg und dem Örtchen Rheintal in der Zeit von 1937 bis 1944 ein verzweigte Stollensystem angelegt, um eine 2 m mächtige Schicht von Doggereisenerz anzufahren. Der Betrieb der „Eisenerzgrube Lipburg“ wurde jedoch bereits 1944 wegen Unwirtschaftlichkeit wieder aufgegeben. Nach 1950 legte die Firma J. Baumann in dem umfangreichen Stollensystem eine Pilzzucht an, die jedoch später wegen des langsamen Wachstums der Pilze in ein Gewächshaus nach Neuenburg verlegt wurde.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Bei der Luisenburg erreicht das Quarzriff seine größte Höhe über Gelände. Auch hier findet man direkt unterhalb des Wanderweges einen mittelalterlichen Verhau, auf dessen vorgelagerter Halde Baryt und Quarzbrocken mit etwas eingesprengtem Bleiglanz und Kupferkies vorkommen.
Das Verlassen des Weges ist hier wegen der Absturzgefahr aber problematisch und auch das Auslösen von Steinschlag ist nie auszuschließen, was für Wanderer unterhalb der Felsgruppe gefährlich werden kann.
Im Frühjahr muss im gesamten Bereich des Quarzriffs damit gerechnet werden, dass es während Frost-Tauperioden zu Felsabsprengungen kommen kann. In solchen Fällen können sich aus den Felswänden plötzlich große Blöcke von mehreren Metern Durchmesser lösen und den Abhang hinunterrollen.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen

Info-Pavillon an der Sehringer Straße (L 132). Rechts im Hintergrund die Schütte des oberen Gipsstollen. Foto vom April 2020.
Infomaterialien
Der Erzgräber - Doppelausgabe Heft 1/2 2022
Themenheft Badenweiler – Der historische Bergbau und seine Mineralien
Hrsg.: Verein der Freunde von Mineralien und Bergbau Oberwolfach e.V.
Textquellen