Das Barrel – eine Idee aus Pechelbronn geht um die Welt
Aus Pechelbronn stammt die Methode, Erdölprodukte (Rohprodukte, medizinische Produkte, Lampenöl, Schmieröl) in Fässer abzufüllen.
Unter den im Großhandel genormten Fässern wählte man nicht Wein- oder Bierfässer, sondern gereinigte Heringstonnen.
Gesalzener Hering wurde damals in großen Mengen in Fässern ins Binnenland verkauft, so dass diese Fässer günstig erworben werden konnten. Um Verwechslungen und spätere Befüllung mit Nahrungsmitteln zu verhindern, wurde der Fassboden blau gestrichen.
Nachdem 1858/59 in Wietze und anschließend 1859 in den USA in Titusville, Pennsylvania die ersten Erdölquellen erbohrt wurden, übernahmen die Unternehmer nicht nur die Techniken aus Pechelbronn, sondern ließen auch von örtlichen Küfern Tonnen aus Eichenholz in den Abmessungen wie in Pechelbronn herstellen.
Neben den alten Maßen der Heringstonne von 158,987 Litern übernahmen die US-Produzenten auch die Angewohnheit, den Fassboden blau zu streichen.
Die Abkürzung für Barrel lautet „bbl“, was für „blue barrel“ steht („Fass mit blauem Boden“).
1 petroleum Barrel (US) = 1 bbl (US) = 158,987 Liter
Pechelbronner Schichten
Pechelbronn ist die Typlokalität der „Pechelbronner Schichten“.
Die Pechelbronner Schichten (auch Pechelbronn-Formation oder Pechelbronn-Gruppe) sind eine lithostratigraphische Einheit der Füllung des Oberrheingrabens und angrenzender ehemaliger Senkungsgebiete.
Sie wurden im Tertiär (oberstes Eozän, Priabonium, bis unterstes Oligozän, unteres Rupelium) abgelagert und gehören damit zu den ältesten Schichtenfolgen des Südwestdeutschen Tertiärs. Die teils konglomeratisch, teils sandig-siltigen, bisweilen auch tonig-mergeligen Gesteine besitzen im Oberrheingraben meist eine Mächtigkeit von ca. 200 bis 500 m, örtlich über 700 m.
In den angrenzenden, weniger stark von Absenkung betroffenen Bereichen, wie dem Mainzer Becken, ist die Mächtigkeit deutlich geringer und beträgt weniger als 50 m. Das Ablagerungsmilieu war fluviatil, limnisch und auch brackisch-marin.
Die Pechelbronner Schichten sind lokal erdölführend. In Pechelbronn selbst und auch in anderen Regionen des Oberrheingrabens wurde bzw. wird bis heute (2023) Erdöl gefördert.
Jean-Baptiste Boussingault
1835 kam der Chemiker und Agrarwissenschftler Jean-Baptiste Boussingault nach Pechelbronn, nachdem er in seiner Zeit als Grubendirektor in Lobsann (1820–1822) Achille Le Bel kennengelernt hatte und heiratete Adèle Le Bel, die Tochter von Achille Le Bel.
Hier beschäftigte er sich mit Problemen der Tierernährung und der Photosynthese, vor allem aber mit Fragen der Bodenfruchtbarkeit, der Fruchtfolge und der Düngung. Sein besonderes Interesse galt dabei der Stickstoffernährung der Pflanzen.
Er baute das ehemalige Kloster Liebfrauenberg im benachbarten Gœrsdorf, das seine Frau 1842 geerbt hatte, zur Familienresidenz und zum persönlichen Labor aus, wo er während der Sommermonate seinen Forschungen nachging. Die einstigen Mönchszellen wurden zu Wohn- und Schlafräumen umgebaut, aus der Kapelle wurde das Laboratorium und das Kirchenschiff diente als Warenlager.
Boussingault, der auch in regem Austausch mit Alexander von Humboldt war, hat die Entwicklung der Pflanzenernährung, der Bodenkunde und des Pflanzenbaus zu eigenständigen Agrardisziplinen nachhaltig beeinflusst. Er gilt als einer der Gründerväter der modernen Agrarchemie.