Auf diesem Rundgang können Sie die Schönheit der Landschaft genießen und dabei Wissenswertes über die Böden im Ökosystem der Alpen und über die Funktion des Bergwalds erfahren.
Das Schwarzenbachtal befindet sich rund 7 km südwestlich des Tegernsees im Mangfallgebirge, das einen Teil der Bayerischen Kalkalpen bildet. Der Weg führt Sie über ca. 6 km beiderseits des Schwarzenbachs durch eine Abfolge kalkalpiner Gesteine, aus denen sich ein buntes Mosaik von Böden entwickelt hat. An sechs begehbaren Bodenaufschlüssen können Sie den Boden im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“. Der Bodenerlebnispfad soll bei Jung und Alt ein wenig Begeisterung und Verständnis für die Vielfalt unter unseren Füßen wecken. Von der Tafel 7 (Moor) sind es noch etwa 300 m ohne nennenswerte Steigung zur Schwarzentennalm – sie bietet eine Möglichkeit zur Einkehr.
Einen Ausführlichen Steckbrief zu diesem Bodenerlebnispfad finden Sie hier.
Infos zu allen Bodenlehrpfaden in Bayern unter: https://www.lfu.bayern.de/boden/bodenlehrpfade/index.htm
Wegbeschreibung
Leichte Wanderung über eine Forststraße und einen Wanderweg, die auch mit Kindern gut machbar und auch für ältere Menschen geeignet ist. Es ist auch möglich den Bodenerlebnispfad mit einem „Offroad“-Kinderwagen zu umrunden (Der Weg wurde mit einem 3-rädigen Geländekinderwagen Probegefahren). Die Forststraße sollte zuerst bewältigt werden – Bodenerlebnispfad Schwarzenbachtal, Kreuth. Streckenweise muss man jedoch bergauf ordentlich schieben. Der Rückweg über den Wanderweg ist ebenfalls möglich, jedoch schwieriger, da es uneben und sehr steinig ist. Man sollte möglichst zu zweit sein, um die schwierigen Stellen zu meistern und den Kinderwagen teils darüber heben zu können.
Station 1: Die Kraft des Wassers - Fluch oder Segen?
Die rostigen Säulen im Bachbett sind weder „Kunst am Bau“ noch alte Brückenpfeiler. Sie sind die Zinken eines sogenannten Wildholzrechens, der angeschwemmtes Holz und Geschiebe zurückhält. Damit soll verhindert werden, dass der Durchlass unter der Hauptstraße bei Hochwasser verstopft oder „verklaust“ – so der Fachausdruck. Wildholzrechen im Schwarzenbach Der Schwarzenbach ist ein Wildbach, der einerseits gewaltige Kräfte entfalten und große Schäden anrichten kann. Andererseits verdanken wir das reizvolle Schwarzenbachtal nicht zuletzt der gestaltenden Kraft des Wassers. Hochwasser der Weißach (Pfingsten 1999) Der Bach hat sich über Jahrtausende in den felsigen Untergrund eingetieft. Dabei wird Gestein abgetragen, zerkleinert, verfrachtet und an anderer Stelle wieder abgelagert. Dort kann dann neuer Boden entstehen.
Station 2: Berge – Rohstofflieferanten für Böden
Gestein aus den Bergen verwittert und wird durch Erosion abgetragen. Felsblöcke, Geröll
und Schutt rollen und rutschen hangabwärts und werden in Rinnen, Gräben und Bächen ins Tal verfrachtet. Dort wird das abgeschwemmte Material – wie im Umfeld dieser Station – häufig in Form eines Fächers wieder abgelagert. Was hier in kleinem Maßstab passierte, geschah in vielen Alpentälern in größerem Ausmaß. Auf den Schwemmfächern entwickelten sich oft fruchtbare Böden. Deshalb siedelten sich dort schon früh Menschen an und nutzten den Boden als Acker und Weide.
Die Entwicklung der Böden hängt von zahlreichen Faktoren ab, unter deren Einfluss sich
charakteristische Schichten, die sogenannten Bodenhorizonte, herausbilden. Dazu braucht es – insbesondere unter den rauen Klima- und Witterungsbedingungen in den Bergen – vor allem Zeit, sehr viel Zeit.
Station 3: Boden und Wasser - eine innige Beziehung
Wasser ist hier im Schwarzenbachtal fast allgegenwärtig, ob als Bach, als Wasserfall, unsichtbar im Boden oder wie hier, als Quellwasser. Seinen Wasserreichtum verdankt das Tal den hohen Niederschlägen mit jährlich bis zu 2.500 Litern pro Quadratmeter. Der Boden spielt dabei eine wichtige Rolle. Wie ein Schwamm speichert er Niederschläge und gibt sie zeitlich verzögert ins Grundwasser und an die Pflanzen ab. Diese wiederum halten den Boden mit ihren Wurzeln fest. Dadurch verringert sich das Risiko von Bodenerosion, Murgängen und Überflutungen. Zudem filtert und reinigt der Boden das Niederschlagswasser. Als sauberes Grundwasser kann es dann zur Trinkwasserversorgung
genutzt werden.
Station 4: Manche mögen‘s nass – der Gley
An dieser Station spielt Wasser in mehrfacher Hinsicht eine besondere Rolle. Wasser schwemmte toniges Gesteinsmaterial ins Tal. Dabei entstand diese auffällige Fläche,
auf der im Sommer hüfthohe Großseggen wachsen. Diese Grasart hat gerne nasse Füße,
genauso wie der hier sichtbare Hanganmoorgley.
Gleye sind Böden, die sich bei hohem Grundwasserstand entwickeln. Lösungsvorgänge und Sauerstoffarmut verursachen die grauen Farbtöne im unteren Teil des Bodens. Trocknet dieser im oberen Bereich länger aus, wird gelöstes Eisen als Ocker sichtbar, der Boden „rostet“. Großseggen mit Blütenrispen Wegen der Nässe werden abgestorbene Pflanzenreste nur schlecht zersetzt und es entsteht eine moorartige Bodenschicht.
Station 5: Bergwaldblick
Station 6: Alpiner Felshumusboden – ein Boden der Extreme
Der Felshumusboden ist ein besonderer und seltener Boden extremer Standorte mit:
• langen Kältephasen,
• kurzen Vegetationszeiten und
• schwer zersetzbaren
Pflanzenresten.
Das sind Bedingungen, unter denen der alpine Felshumusboden auf langsam verwitterndem Kalk- und Dolomitgestein der Alpen entsteht. Die niedrigen Temperaturen
schränken das Bodenleben ein. Pflanzenreste werden daher nur unvollständig zersetzt und
reichern sich direkt auf dem Gestein als dunkle Humusschicht an.
Alpine Felshumusböden kommen überwiegend in höheren Lagen ab 1.300 bis 2.000 Meter Höhe vor. Ähnliche Bedingungen mit längeren Kältephasen herrschen auch hier im Schwarzenbachtal in Schattenlagen und in Kaltluftsenken.
Station 7: Vom See zum Moor
Die meisten Moore in den Alpen und im Alpenvorland entstanden durch die Verlandung von Seen nach dem Ende der letzten Eiszeit vor rund 12.000 Jahren. Moore entstehen, wenn sich Pflanzenreste ansammeln und bei ständigem Wasserüberschuss nur schwach oder gar nicht zersetzt werden. Daraus entsteht schließlich Torf. Während Niedermoore noch mit dem Grundwasser in Verbindung stehen, wird das uhrglasförmig aufgewölbte Hochmoor nur noch vom Regenwasser gespeist. Pflanzen finden hier kaum Nahrung, das Hochmoor ist ein Mangelstandort.
Den Nährstoffmangel meistern nur besondere Pflanzen, wie z. B. der Sonnentau. Er ergänzt seinen Stickstoffbedarf aus Insekten, die er mit seinen klebrigen Blättern „fängt.“
Im Moorgebiet der Schwarzentennalm sind alle Entwicklungsstadien vom Niedermoor über das Übergangsmoor zum Hochmoor vorhanden.
Station 8: Kollision mit Folgen – Crashkurs zur Alpenbildung
Vor etwa 220 Millionen Jahren dehnte sich im Bereich der heutigen Alpen ein großes Meer aus. Am Meeresgrund lagerten sich mächtige Sedimentschichten ab, die mit der Zeit versteinerten. Vor rund 140 Millionen Jahren begann die afrikanische Kontinentalplatte nach Norden zu driften und sich über den Südrand der europäischen Platte zu schieben. Durch die Kollision der beiden Platten wurden die abgelagerten Gesteine gefaltet, zerbrochen und kilometerweit verschoben – die Alpenbildung begann. Vor rund 30 Millionen Jahren erreichte dieser Prozess seinen Höhepunkt. Dies war auch die Geburtsstunde des Mangfallgebirges als Teil der Bayerischen Kalkalpen. Den entscheidenden Schliff erhielten die Alpen während mehrerer Eiszeiten. Die Letzte,
die sogenannte Würmeiszeit, endete vor rund 12.000 Jahren. Der Weg zum Parkplatz führt Sie durch mehr als 200 Millionen Jahre Erdgeschichte, von den jüngeren Gesteinen der Jurazeit bis zu den älteren Gesteinen der alpinen Trias. Dabei durchwandern Sie auch Ablagerungen aus der letzten Eiszeit und der Gegenwart.
Station 9: Der Hangpseudogley – eine schräge Sache
Der Pseudogley ist, wie auch der (Hanganmoor-) Gley an Station 4, ein stark vom Wasser geprägter Boden. Während der Gley jedoch fast immer nasse Füsse hat, kennt der Pseudogley auch Durststrecken. Niederschlagswasser versickert im Boden und wird hier auf dem tonig verwitternden Lias-Fleckenmergel gestaut. Auf dem stauenden Bodenhorizont fließt das Wasser entsprechend der Hangneigung langsam ab. Der Wechsel zwischen Nässe und Trockenheit führt zu Bleichungen und Rostflecken, die als Marmorierung bezeichnet werden. Staunässe kann natürliche Ursachen haben, aber auch durch Bodenverdichtung verursacht werden.
Auf solchen, für Bäume schwierigen Standorten, gedeiht die Weißtanne sehr gut, wie im
Umfeld der Station zu erkennen ist. Wegen ihres tiefreichenden Wurzelwerks ist die Tanne recht sturmsicher und wenig anfällig für Windwurf.
Station 10: Humus frisch aus dem Kühlschrank - Skeletthumusboden
Dieser besondere Boden hat zwar einen schaurigen Namen, ist aber harmlos. Als Skelett bezeichnen Bodenkundler grobe mineralische Bodenbestandteile wie Steine und Blöcke. Der bewaldete Hang ist mit Felsblöcken übersät. Hier herrscht – wie in den Hochlagen
der bayerischen Alpen – ein feucht-kühles Gebirgsklima mit kurzen Vegetationsperioden,
ideale Bedingungen für den Skeletthumusboden.
Im Unterschied zum verwandten Felshumusboden (Station 6) bei dem sich der Humus auf Festgestein sammelt, reichert er sich hier auf lockeren Gesteinstrümmern und in Hohlräumen an. Diese wirken wie ein Kühlschrank, in dem Pflanzenreste länger frisch bleiben und langsamer zersetzt werden. In diesem feucht-kühlen Umfeld fühlen sich Bärlappgewächse besonders wohl und sind hier gleich mit mehreren Arten vertreten.
Station 11: Eine Steilvorlage zur Bodenbildung
Die steil aufgestellten Felsplatten im Profil bestehen aus Plattenkalk. Dieses Gestein entstand vor mehr als 200 Millionen Jahren auf seichtem Meeresgrund. Die plattigen Bruchstücke des ehemaligen Meeresbodens wurden bei der Alpenfaltung verschoben und steil aufgestellt.
Der Plattenkalk verwittert sehr tonig, was die Besonderheit dieses Profils ausmacht. Nach
der Verwitterung von mehreren Metern Kalkgestein bleiben am Ende nur noch wenige Zentimeter toniger Boden übrig. Der hohe Kalkgehalt des Plattenkalks bietet Bodenlebewesen ideale Lebensbedingungen.
Pflanzenreste werden von Kleinstlebewesen und Pilzenzersetzt. Bodenwühler, wie der
Regenwurm, mischen den so entstandenen Humus tief in den Boden ein.
Station 12: Steile Hänge, bedrohte Böden
An diesem Standort prägt das anstehende Gestein das Landschaftsbild, mit tief eingeschnittenen Rinnen und steilen Hängen. Hier stehen nur wenige Bäume, sodass mehr Licht auf den Boden fällt. Deshalb ist der Hang fast durchgängig mit Gras bewachsen. Weil nasser Schnee auf dem langen Gras leicht abrutscht und an steilen Hängen Lawinen („Lahnen“) abgehen können, wird es auch „Lahnergras“ genannt. Lawinen können große Schäden anrichten und die Erosion fördern. Ein gesunder Boden ist die Grundlage für das Wachstum von Pflanzen und für einen intakten Bergwald. Umgekehrt schützen eine geschlossene Vegetationsdecke und ein stabiler Baumbestand
den Boden vor Rutschungen und Abtragung – eine „Win-Win-Situation“ von der auch wir Menschen profitieren.
Infomaterialien
Kreuth
Steckbrief „Bodenerlebnispfad Schwarzenbachtal“
Kreuth
Stationstafeln „Bodenerlebnispfad Schwarzenbachtal“
Kreuth
Faltblatt „Bodenerlebnispfad Schwarzenbachtal“
Textquellen