Ottenhöfen: Geologischer Lehrpfad Felsenweg
Der Porphyr
Bei der Entstehung eines Granits geschieht es häufig, dass ein Teil der magmatischen Schmelze über große Spalten bis zur Erdoberfläche vordringt und sogar durch Vulkane als Laven und Tuffe ausgestoßen wird. Die hierbei entstehenden Gesteine bezeichnet man als Porphyr, wobei man zwischen feinkörnigen Quarzporphyren und grobkörnigen Granitporphyren unterscheidet.
In stark erodierten Gebieten, wo Laven und Tuffe längst abgetragen sind, liegen die Porphyre meist nur noch als Füllung der Gangspalten und Zufuhrkanäle vor. Die Porphyr-Gänge erreichen Längen von mehreren Kilometern bei einer Breite von einigen hundert Metern, während die Porphyrstöcke keine bevorzugte Längenausdehnung haben und wenige hundert Meter im Durchmesser erreichen.
Das Empordringen der Gesteinsschmelzen geht z.T. ruhig und stetig vor sich, das aufsteigende Magma kann ungehindert an der Erdoberfläche ausfließen. Diese Stetigkeit dokumentiert sich im Gestein als gut ausgebildete Fließtextur, d.h. Unregelmäßigkeiten in der Schmelze (Schlieren) sind zu langen Streifen ausgezogen, die die Fließbewegung der glühenden Masse nachzeichnen. Gelegentlich ist diese Fließtextur stark verfältelt, eine Erscheinung, die auf ungleichmäßige Bewegungen hindeutet.
Das gegenteilige Extrem ist der explosionsartige Ausbruch größerer Gesteinsmassen, bei dem bereits verfestigte Gesteinspartien wieder zerbrechen und die Bruchstücke, soweit sie nicht durch die Explosion aus dem Zufuhrkanal ausgestoßen wurden, von der nachdrängenden Schmelze umhüllt und verkittet werden. Die so entstandenen „Schlotbrekzien“ sind also ein Anzeichen für wiederholte Förderung von Lava durch ein und denselben Förderkanal.
Bei der Abkühlung der Schmelze erstarren zunächst die randlichen Partien. Die Erstarrung erfolgt hier sehr rasch, ein Kristallwachstum ist daher nicht oder nur in sehr geringem Umfang möglich, weshalb das Gestein einsprenglingsfrei oder einsprenglingsarm ist. Erst die zentralen Partien weisen größere Mengen von Einsprenglingen auf, glasklare Quarze, weiße oder rötliche Feldspat-Leisten und schwarzbraune, glänzende Glimmerplättchen. Die Grundmasse erstarrt zunächst glasig als Obsidian, erst im Laufe der folgenden Jahrtausende setzt auch hier eine Kristallisation ein, die allerdings nur zu sehr kleinen, meist fein verfilzten Kristallen führt. Dementsprechend lassen sich im Gebiet um Ottenhöfen zwei verschiedene Porphyrvarietäten unterschieden:
1) Einsprenglingsreicher Porphyr
Lokalität: Steinbruch unterhalb des Sesselfelsens.
Der Porphyr ist an Quarz- und Feldspat-Einsprenglingen reich, nur die randlichen Partien zeigen geringere Mengen von kleinen Quarz-Einsprenglingen. Die Farbe des Gesteins wird von grauen, ockerbraunen und roten Farbtönen bestimmt. Die grobe Klüftung zerlegt das anstehende Gestein in große, polyedrische Blöcke.
2) Einsprenglingsfreier Porphyr
Lokalität: Sesselfelsen, Spitzfelsen, Breitfelsen, Rappenschrofen, (auch Steinbruch Bohnert am Edelfrauengrab).
Der Porphyr ist praktisch einsprenglingsfrei, bei näherem Hinsehen wird die Fließtextur deutlich erkennbar. Vorherrschende Farbtöne sind dunkelgrau bis hellgrau, grünlichgrau bis rot- oder violettgrau. Das Gestein zerfällt bei der Verwitterung zu kleinstückigem, eckigem bis splittrigen Schutt. Die Felsenbildung bei den genannten Lokalitäten beruht auf der beachtlichen Witterungsbeständigkeit des Porphyrs. Da das Gesteinsgefüge äußerst dicht ist, können die Atmosphärilien nur auf dem Weg über Klüfte eindringen. Hier allerdings wirkt sich der Spaltenfrost deutlich aus, weshalb die Gesteinsoberfläche von zahlreichen Rissen durchzogen ist.
Das Alter des Porphyrs
Schon immer war es das Bestreben der Geologen, solch auffällige Erscheinungen wie den Vulkanismus in das Zeitschema der geologischen Entwicklung einzuordnen. So konnte der Porphyr-Vulkanismus in der Umgebung Ottenhöfens einerseits begrenzt werden durch Sedimente des Unterrotliegenden (280 Millionen Jahre), auf denen der Porphyr aufliegt, andererseits enthalten die an anderen Orten noch vorhandenen Oberrotliegend-Sedimente (250 Millionen Jahre) Gerölle des Porphyrs, womit sein Alter als Mittelrotliegend festgelegt ist. Durch physikalische Altersbestimmungen ist es darüber hinaus gelungen, das tatsächliche Alter mit etwa 260 Millionen Jahren zu bestimmen, womit das geologisch-stratigraphisch festgelegte Alter ziemlich genau bestätigt wurde.
Textquelle
Maus, H: Geologische Wanderung auf dem Felsenweg, Geologisches Landesamt Baden-Württemberg, Freiburg, 1980. Herausgeber: Gemeinden Ottenhöfen und Kappelrodeck.
Mit freundlicher Genehmigung der Gemeinde Ottenhöfen. VIELEN DANK.