Rickenbach-Hottingen: Wuhrenrundweg am Energiemuseum

18.04.2025 | Natur & Kultur

Etwas außerhalb von Rickenbach-Hottingen entführt das 2001 errichtete Energiemuseum seine Besucher in die spannende Welt der Energieversorgung des Hotzenwaldes.

Das Museum entstand 2001 im Zusammenhang mit dem Murgtalpfad und bildet ziemlich genau die Mitte dieses etwa 25 km langen Wanderweges. Etwas außerhalb des Ortsteiles Hottingen der Gemeinde Rickenbach gelegen, richtet es sich sowohl an Wanderer, die hier während einer Rast sicher manches Neue und Interessante zum Thema „Energie der Region“ durch die vielen Fensteröffnungen entdecken können, als auch an Besucher, die die Öffnungszeiten für eine ausführlichere Information nutzen möchten.

Infos unter www.energiemuseum-rickenbach.de.

Das Energiemuseum ist der ideale Ausgangspunkt für eine kleine Rundtour entlang der beiden längsten Wuhren (oder: Wühren) im Hotzenwald, das sind die

Hochsaler Wuhr, Gesamtlänge ca. 21,4 km

Hännemer Wuhr (auch Hännemer Wuhre), Gesamtlänge ca. 11,3 km

Sicherheitshinweise

Punktuell Abrutschgefahr; etwas Trittsicherheit erforderlich; Weg nicht immer klar ersichtlich. Der Weg kann abschnittsweise stark bewachsen oder durch umgestürzte Bäume nur beschwerlich/nicht begehbar sein. Informieren Sie sich vorab bei den zuständigen Stellen vor Ort.

Die Wuhren
Lebensadern des Hotzenwaldes

Zum Bild der Kulturlandschaft des Hotzenwaldes gehören die Wuhren oder Wühren, die kilometerweit an den Hängen entlang führen. Das Wuhr oder die Wuhre (bzw. Wühre) ist ein künstlich angelegter Wasserlauf. Dieser Ausdruck leitet sich aus dem mittelhochdeutschen wuor, wuore her und bedeutet einen Damm zum Abhalten oder Ableiten des Wassers. Sie sind 0,3 bis 1,0 m breit und 0,2 bis 0,5 m tief und verlaufen mit 1 – 2% Gefälle und bringen das Wasser auch über Wasserscheiden hinweg. Bei ihrer Entstehung wurden sie als Wasserkraft für die Triebwerke im Tal, in späteren Zeiten aber auch zum Wiesenwässern benutzt.

Im Gemeindegebiet von Rickenbach befinden sich die drei größten Hotzenwälder Wuhre.

Entstehung

Sicher ist die Annahme, dass der Bau dieser künstlich angelegten Wasserläufe nur von einer starken Hand oder durch einen herrschaftlichen Erlass angeordnet wurde. Wir wissen von dem Säckinger Historiker Dr. Fridolin Jehle, dass das Kloster in Säckingen als Königskloster die „blühendste Entfaltung in seiner Geschichte“ schon im 10. Jahrhundert erreicht hatte. Es diente den deutschen Königen als Königspfalz. Mit seinem großen Besitz bis weit in die Schweiz hinein konnte das Stift Säckingen die Ansprüche königlicher Hofhaltung zufrieden stellen. Um die Mühlen für das Säckinger Versorgungszentrum zu betreiben, wurde das Wasser des Heidenwuhrs zum Antrieb benötigt.

Die Laufenburger Urkunde vom 4. September 1207 enthält einen Schiedsspruch zwischen dem Grafen von Habsburg und dem Stift Säckingen. Die Grafen besaßen die Waldungen um Laufenburg als Lehen und hatten zu viel Holz an die Eisenschmelzöfen und Hammerwerke abgegeben. Dies wurde in dem Schiedsspruch untersagt.

Wir dürfen also annehmen, dass die Wuhren des Hotzenwaldes und die Eisenschmelzen im Tal in der Zeit um 1000 bis 1100 geschaffen wurden. Diese Wuhren beziehen ihr Wasser aus einem Gebiet, in dem die Klein-Maier des Stiftes Säckingen das Sagen hatten. Diese könnten hinter dem Bau dieser Wuhren gestanden haben.

Die große Zeit der Säckinger Reichsabtei klang aus mit dem letzten uns bekannten Hoftag in Säckingen im Jahre 1173. Damals verlieh Kaiser Friedrich Barbarossa die Schutzvogtei über das Kloster Säckingen an Albrecht von Habsburg. Als Vögte besaßen die Habsburger die militärische und hochgerichtliche Gewalt im Klostergebiet. Mit dieser Position bauten sie zielstrebig ihre Territorialhoheit zu Lasten des Klosters aus. Säckingen und Laufenburg, auf Klostergebiet entstanden, wurden habsburgische Landesstädte. Aus dem Säckinger Siedlungsraum auf dem Hotzenwald hatte sich die Grafschaft Hauenstein unter Vorderösterreichischer Herrschaft gebildet, so dass hier ein großes Territorium unter einer Herrschaft stand, die ein solches Vorhaben durchsetzen konnte.

Aufbau

Als erstes nach dem Einstieg zum Heidenwuhr sehen Sie die Stellfalle. Mit dieser wird der Wasserzulauf in das Heidenwuhr geregelt. Normalerweise fließen maximal 300l/sec. in das Wuhr. Insbesondere bei Hochwasser kann hier der Zulauf dezimiert werden. Es muss aber immer eine Mindestwasserführung gewährleistet werden, damit die Fische und andere Lebewesen nicht zugrunde gehen. Das Überwasser wird über das Streichwehr in den Seelbach abgeleitet.

Neben der gewerblichen Nutzung war die landwirtschaftliche Nutzung zur Wiesenwässerung von großer Bedeutung. Am Heidenwuhr ist noch ein steinernes Auswuhr erhalten, das in früheren Zeiten der Wiesenbewässerung diente. Es gab genaue Anordnungen, wie ein solches Auslaufbauwerk beschaffen sein musste und welche Materialen verwendet werden durften. Klar zu erkennen sind in den Bodensteinen die beiden Falze für das Schlussbrett. Alle übrigen Auswuhre und Stellfallen wurden im Lauf der Jahre von der Bachgenossenschaft beseitigt, wenn die Wässerungsrechte zurückgekauft waren.

Um die Wässerungsrechte gab es immer wieder Streitigkeiten, die von der Obrigkeit, also dem Waldvogt oder später durch das Großherzogliche Bezirksamt in sog. Schiedsbriefen beigelegt werden mussten. Der älteste bekannte Schiedsbrief stammt von 1457 bzw. dessen Abschrift von 1591. Darin wurden Regelungen getroffen für die Ausleitung des Wassers und zur Unterhaltung des Wuhres. Zur Überwachung wurde ein sog. „Geschworener Knecht“ bestellt.

Von Hütten her kommen starke Zuflüsse in das Wuhr. Insbesondere nach Starkregen oder Schneeabgang führt dies zu Hochwasser im Wuhr. Dies kann zu einer Gefahr für die unterhalb liegenden Grundstücke und Gebäude im Ortsteil Willaringen führen. Um dem vorzubeugen wurde Ende der 1990er Jahre ein Notüberlauf gebaut, der das Wasser in die unterhalb liegende Felsenhalde abschlägt, welche das ursprüngliche Gewässerbett war.

Unterhalt

Der Unterhalt der Wuhren ist seit Jahrhunderten sehr aufwendig und liegt in der Verantwortung des Wühreaufseher. Seine wichtigste Aufgabe war schon immer, das Wasser im Wuhr zu halten. Dies geschah in früheren Zeiten durch die Überwachung der Wässerungszeiten sowie bis heute durch das Abdichten des Dammes. Nach starken Regenfällen muss der Wuhraufseher das Wuhr auf Steine und Äste kontrollieren und diese entfernen, damit sich das Wasser nicht aufstauen und den talseitigen Damm überspülen kann. Im Herbst werden deshalb Böschungen gemäht, weil in das Wasser hängende Grasbüschel, Äste oder Zweige sehr schnell vereisen und so das Wuhr zufrieren kann. Auch im Winter, vor allem nach starken Schneefällen, muss das Wuhr kontrolliert werden, damit keine Schneeverwehungen das Wuhr aufstauen und dadurch das Wasser unkontrolliert seinen Weg über die Böschung ins Tal findet und unter Umständen großen Schaden anrichtet.

Durch Niederschläge und sonstige Einträge werden Sand, Erde und Laub in das Wuhr gespült. Deshalb muss der Sandfang regelmäßig geleert werden. Die beckenartige Erweiterung des Wuhres, die im hinteren Teil bis zu 2m tief ist, dient der Verringerung der Fließgeschwindigkeit. Es entsteht eine drehende Bewegung des Wassers. Feststoffpartikel, die schwerer sind als Wasser, setzen sich ab. Durch regelmäßige Entnahme des Sediments wird das einfache System aufrechterhalten.
Hochsaler Wuhr

Das Hochsaler Wuhr ist urkundlich bereits 1453 erwähnt, es ist 19 km lang, mit den Seitenwuhren sogar 27 km. Es wird zwischen Herrischried und Segeten aus der Murg abgeleitet. Unterhalb der Hetzlenmühle verläuft die Wühre dann an Hogschür und am Hang der Hohneck vorbei, überschreitet in 790 m Höhe westlich von Oberwihl die Wasserscheide zwischen der Murg und dem Andelsbach. Bei Rotzel verzweigt es sich in zwei Arme: die Rotzler- und die Hochsaler Wühre, an den früher mehrere Eisenhammerwerke und Mühlen lagen. Das Rotzelwuhr vereinigt sich mit dem Andelsbach und fließt bei Laufenburg in den Rhein. Das Hochsaler Wuhr verzweigt sich dann nochmals in zwei Arme. Der eine fließt bei Luttingen, der andere bei Laufenburg in den Hochrhein.

Hännemer Wuhr

Das Hännemer Wuhr – oder Hänner Wuhr – wird erstmals 1477 erwähnt, es ist 11,5 km lang und wird nördlich Hottingen in ca. 720 m Höhe aus der Hauensteiner Murg abgeleitet. Das Wuhr durchquert die Gemarkungen Hottingen und Hänner, vereinigt sich in Oberhof mit dem Sägebach, berührt die Gemarkung Binzgen und mündet bei Laufenburg in den Rhein. Ab der Grenze zwischen Oberhof und Niederhof wird von dem Hauptwuhr ein weiteres Wuhr, der Schreiebach, abgeleitet. Er fließt durch die Gemarkungen Niederhof und Rhina dem Hochrhein zu.

Heidenwuhr

Das Heidenwuhr erfuhr seine erste schriftliche Erwähnung 1457. Im Bereich des Hornberges entspringen in ca. 955 m Höhe einige kleine Bäche, die sich bei Atdorf zum Schneckenbach vereinen und südwärts an Strick vorbeifließen. Oberhalb des Dammes der Kreisstraße K 6538 bei der Abzweigung nach Glashütten wird der Bach aus seinem natürlichen Bett in ein künstliches Ableitungsbauwerk geleitet. Unterhalb der Kreisstraße beginnt dann in ca. 790 m Höhe das künstliche Bachbett. Dort steht ein Pegelhaus zur Abflussmessung des Schneckenbaches (zurzeit außer Betrieb). Danach wird an einer Stellfalle der Wasserzufluss in das Heidenwuhr begrenzt. Normalerweise fließen maximal 300l/sec. in das Wuhr, der Rest fließt über ein Streichwehr dem Seelbach zu, an Rickenbach und Willaringen vorbei, um dann bei Wickartsmühle über den Strahlbrusch (Wasserfall) in die Hauensteiner Murg zu gelangen

Das ca. 14 km lange Heidenwuhr überwindet zwischen Jungholz und Kühmoos die Wasserscheide zur Murg und fließt nunmehr dem Hochrhein zu. Es trägt nur in seinem Oberlauf bis zur Egger Säge diesen Namen. Von dort bis zur Einmündung in den Bergsee heißt der Wasserlauf „Schöpfebach“. Er fließt in einem natürlichen Bett, teilweise unter einer großen zusammenhängenden Blockhalde, den sogenannten “Wollsäcken“. Vom Ausfluss aus dem Bergsee bezeichnet man den renaturierten Unterlauf bis in die Stadtmitte von Bad Säckingen als „Gewerbebach“, der südlichste Abschnitt fließt als „Gießen“ in den Hochrhein.

Zum Wassersystem des Heidenwuhrs gehört auch der auf Bad Säckinger Gemarkung gelegene Bergsee. Er entstand erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf Initiative der Bachgenossen. Im Bereich des Wildgeheges wurde 1802/03 durch den Scheffelfelsen ein Durchstich geschaffen um das Wasser in den Bergsee zu leiten, der bisher als Fischweiher gedient hatte. Er wurde so in einen ‚Wassersammler‘ umgewandelt. Um das Fassungsvermögen zu erhöhen, wurde mehrmals das Stauvolumen erhöht. Er ist heute 450m lang, 325m breit und bis zu 12m tief.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Wuhrenwanderung

Keine Infomaterialien vorhanden.

Allgemeine Hinweise

Streckenkilometrierung

Auf der Karte zeigen die Zahlenwerte an dem Track die Kilometrierung der Tour an und sollten nicht mit den Stationsnummern von Infotafeln an Lehrpfaden verwechselt werden (Standorte von Infotafeln werden auf den Karten nicht angezeigt).

Vor Tourenbeginn

Vor Antritt einer Tour wird generell empfohlen, sich über die Begehbarkeit der Strecke direkt bei den zuständigen Stellen vor Ort bzw. bei den Wegebetreibern zu informieren, insbesondere nach Unwettern oder während des Holzeinschlags.

Nebenwege

Manche Touren verlaufen teilweise auf "off-grid"-Abschnitten (wenig genutzte Nebenwege außerhalb der bekannten Hauptwege). Solche Wegabschnitte sind teilweise durch stärkeren Bewuchs oder querliegende Baumstämme weniger gut begehbar und können durch einen Blick auf die Karte meist auch umgangen werden.

GPX-Track

Die Wanderstrecke kann durch einen Klick auf das Icon oberhalb der Karte als GPX-Track heruntergeladen werden.