St. Peter: Spurensuche nach dem Urgraben

Der Urgraben am Kandel ist der Rest eines nach 1284 gebauten Wassergrabens, welcher das Wasser vom Plattenhof an der Ostseite des Kandels zu den auf seiner Westseite gelegenen Bergwerken in Suggental und Glottertal brachte.

Er stellt eines der bedeutendsten technikgeschichtlichen Denkmäler Deutschlands dar.

Die folgende Geschichte spielt im Spätmittelalter, Ende des 13. Jahrhunderts.

Im Glottertal floriert der Bergbau im großen Stil und auch im Suggental scheint man auf reiche Silbervorkommen gestoßen zu sein.

Die Aussicht auf diese reichen Silberschätze hat drei wohlhabende Freiburger Bürger – Turner, Enderlin und Wolleb – zu einem tollkühnen Plan angeregt: Sie lassen einen Wasserkanal um viele Kilometer verlängern, so dass die Bergwerke im Glotter- und im Suggental mit größeren Mengen Wasser versorgt werden können.

Ein für damalige Verhältnisse waghalsiges und auch kostspieliges Unterfangen, denn das Gelände ist gebirgig und über eine Strecke von 15 km sind drei Wasserscheiden zu überwinden.

Das Vorhaben wurde, urkundlich belegt, 1284 durch Graf Egino II. genehmigt.

Doch warum betreibt man einen derart großen Aufwand, und wofür benötigt man so viel Wasser im Bergbau?

Kommen Sie mit auf den täglichen Gang entlang des Urgrabens (von Wuhrgraben aus dem alemannischen = Wassergraben bzw. Kanal) mit Jacob, dem Wuhrknecht. Sie werden Antworten auf diese Fragen finden und noch viel mehr erfahren…

Entlang der Wegstrecke informieren drei Infostelen und 11 in der Begleitbroschüre beschriebene Themenpunkte über den Bergbau im Mittelalter.

Hinweise:

Der Startpunkt der Tour entspricht nicht dem Beginn des Urgrabens. Die Wuhr beginnt weiter östlich am Plattenhof, wo das Wasser aus dem Zweribach abgeleitet wurde.

Der Streckenverlauf der Tour entspricht nur teilweise dem exakten Verlauf der Wuhr. Im Gelände sind heute nur noch vereinzelte Spuren des Urgrabens zu entdecken.

Wegstationen
Station 1: Ein Wasserkanal - täglich pflegen und hegen?
Station 2: Genau vermessen – nie vergessen
Station 3: Ein Kanal im Bach?
Station 4: Kluger Plan – ausgeklügeltes System
Station 5: Damm gebaut – und gebrochen
Station 6: Kein Felsen versperrt den Weg!
Station 7: Kein Bergbau ohne Wasser und Feuer
Station 8: Ein Tunnel aus einer anderen Zeit
Station 9: Geballte Naturgewalt
Station 10: Eine Kirche mal zu klein, mal zu groß
Station 11: Vom Unglück zur Sage

Infomaterialien

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Auf Spurensuche nach dem mittelalterlichen Urgraben

Begleitbroschüre zur Wanderung

Textquellen

Begleitbroschüre

Bollschweil: Bergbauhistorischer Lehrpfad Birkenberg

Bollschweil: Bergbauhistorischer Lehrpfad Birkenberg

Infotafel am Parkplatz an der Straße Bollschweil-St. Ulrich (November 2024)

Der Birkenberg westlich von Bollschweil-St.Ulrich im Südschwarzwald ist ein mittelalterliches Bergbaugebiet, in dem vom 11. bis 14. Jh. Silber, Kupfer und Blei abgebaut wurde.

Die am Talhang der Möhlin anstehenden Gneise werden von dünnen steilstehenden Quarzgängen durchzogen.

Die enthaltenen Erze hatten im Mittel einen Silbergehalt von 1 %, was im Vergleich zu anderen Revieren im Schwarzwald damals außergewöhnlich viel war. Vermutlich deshalb, und wegen der guten Zugänglichkeit vom Rheintal her, wurde in dem Gebiet eine kleine Schutzburg, die Birchiburg, errichtet.

Bereits 1377 wurde die Burg wieder zerstört. Um 1400 hatte man auf dem Gelände ein neues Wohngebäude errichtet, der Abbau wurde aber bald darauf aufgegeben. Vermutlich hatten die Schächte den Grundwasserspiegel erreicht, wodurch der Weiterbetrieb unrentabel wurde.

Textquelle: LGRBwissen

Im Auftrag der Gemeinden Bollschweil und Bad Krozingen wurde in den Jahren 2003/04 der bergbaugeschichtliche Lehrpfad am Birkenberg angelegt und am 28. Sept. 2004 eingeweiht.

Der bergbauhistorische Lehrpfad erschließt mit einer Gesamtlänge von etwa 1,6 km das Bergbaurevier am Birkenberg. Hier wird dem Besucher auf 23 Schautafeln ein Eindruck von der Lebens- und Schaffenswelt der mittelalterlichen Bergleute vermittelt, die hier silber-, kupfer- und bleihaltigen Erzen abbauten.

Start- und Endpunkt der Tour ist die Snewlin-Hütte, eine offene Schutzhütte, in der man an robusten Holztischen sein Rucksackvesper einnehmen oder sich einfach auch nur ausruhen kann.

Der Fußpfad windet sich durch einen lichten Hochwald, vorbei an sehr eindrucksvollen Bergbauspuren, die die Jahrhunderte überdauert haben.

Der Rundgang führt zunächst durch einen tiefen, schluchtartigen Verhau und dann den steilen Birkenberg-Nordhang hinauf, vorbei an verfallenen Stollen und Schächten.

Im höher gelegenen Abschnitt quert der Pfad das Zentrum einer ehemaligen Bergleutesiedlung mit noch erkennbaren Arbeits- und Wohnterrassen. Schließlich erreicht der Weg beim Wiederabstieg ins Tal die Ruine der Birchiburg, die man von einer Aussichtsplattform gut überblicken kann.

Hier geht’s zum Lehrpfad: Brücke (Snewlin-Steg) über die Möhlin beim Parkplatz an der Straße Bollschweil-St. Ulrich (November 2024)

Übersichtsplan zum mittelalterlichen Bergbaurevier am Birkenberg mit Lehrpfadtrasse und Stationen (nach Gert Goldenberg und Matthias Fröhlich).

Wegstationen
Station 1: Standort, Plan des Bergbaureviers
Station 2: Erzaufbereitung

Bevor das aus den Gruben geförderte Erz zum Hüttenwerk transportiert werden konnte, musste es aufbereitet werden.

Ein großer Teil des Erzes lag fein verteilt im Gestein vor und konnte nur durch Brechen und anschließendes Mahlen von der Gangart (am Birkenberg vor allem Quarz) abgetrennt werden.

Bereits im 13/14. Jahrhundert kamen hierbei Pochwerke und Erzmühlen zum Einsatz, die im Talgrund am Fuß des Birkenberges standen und mit Wasserkraft betrieben wurden.

Aus dem zerkleinerten erzhaltigen Material wurde schließlich durch Auswaschen und Anreichern ein verhüttbares Erzkonzentrat gewonnen.

Die ehemaligen Aufbereitungsanlagen im engen Talgrund sind durch die Erosionsionswirkung der Möhlin weitgehend abgetragen.

Bei den archäologischen Ausgrabungen auf der Birchiburg fanden sich zahlreiche ausgediente Erzmahlsteine aus Granit oder Gneis, die beim Bau der Burgmauern Verwendung fanden.

Station 3: Schmelzhütte

Im Hüttenwerk wurden die Erze geschmolzen, um die Wertmetalle Silber, Kupfer und Blei zu gewinnen.

Hierzu füllte der Schmelzer das Erz mit Zuschlagstoffen und Holzkohle in einen Schachtofen. Bei Temperaturen von über 1200 Grad wurde zunächst silberhaltiges Blei gewonnen. Dabei fielen große Mengen an Schlacken an.

In einem besonderen Ofen – dem Treibofen – konnte anschließend das Silber vom Blei getrennt werden.

Die Silberbarren fanden ihre Abnehmer in den Münzstätten im Breisgau und am Oberrhein. Die Hüttenwerke des Mittelalters (13./14. Jahrhundert) standen in der Nähe
von Wasserläufen und nutzten die Wasserkraft zum Betreiben der Blasebälge.

Die Erze vom Birkenberg wurden etwa einen Kilometer von hier talabwärts an der Möhlin verhüttet. Eine Schmelzhütte ist dort über Schlackenfunde archäologisch nachgewiesen und aus dem Jahre 1317 auch historisch überliefert.

 

Station 4: Verhau

Im Bereich des Birkenberges queren mehrere parallel streichende Erzgänge das Möhlintal.

Diese führen Silber-, Kupfer- und Bleierze.

Die wichtigsten Erzminerale sind hier silberhaltiges Antimonfahlerz, Kupferkies und Bleiglanz. Gelegentlich kommen auch edlere Silbererze hinzu.

Quarz bildet die Gangart, lokal kommt auch Schwerspat vor.

Der mittelalterliche Erzabbau auf diesen Gängen hat markante Spuren im Gelände hinterlassen. Zu den eindrucksvollsten Überresten des Bergbaus am Birkenberg gehört dieser Tiefe, schluchtartige „Verhau“.

Er folgt dem Verlauf eines ehemals ergiebigen und mächtigen Erzganges.

Im oberflächennahen Bereich erfolgte die Erzgewinnung teilweise im Tagebau, während der Abbau in der Tiefe vermutlich bis unter das Talsohlenniveau hinabreichte.

Als der Bergbau an dieser Stelle eingestellt wurde, setzte der langsame Verfall des Grubengebäudes ein, der bis heute andauert. Gestein stürzt von den Seiten in die ausgeräumte Gangspalte und verfüllt diese nach und nach.

Station 5: Schacht und Radstube

In den Gruben stellte das im Gestein auftretende Kluftwasser ein besonderes Problem dar. Dort, wo keine Entwässerung über einen Erbstollen erfolgte, musste das Wasser mit Pumpen gefördert und aus der Grube geleitet werden.

Hierbei kamen Wasserräder oder auch Treträder zum Einsatz. An der südlichen Felswand ist hier ein ehemaliger Schacht im Anschnitt zu erkennen: Auf beiden Seiten des Schachtes sind, etwa auf Höhe der begehbaren Plattform, zwei größere Bühnlöcher erhalten. Diese weisen auf einen ehemals soliden Holzeinbau hin.

Vermutlich war an dieser Stelle eine Radstube mit einer Wasserhebemaschine untergebracht.

Station 6: Bergbaulandschaft

Zur Blütezeit des Silberbergbaus am Birkenberg im 13. und 14. Jahrhundert war der heute dicht bewaldete Hang kahl geschlagen.

Unmittelbar neben den Grubeneingängen, auf den Abraumhalden oder auf in den Hang gegrabenen Terrassenstufen, hatten sich zahlreiche Bergleute angesiedelt
und ihre Werkstätten und Wohnhütten errichtet.

Bei archäologischen Ausgrabungen auf solchen Terrassen konnten Überreste von Aufbereitungs- und Schmiedeplätzen sowie von Wohnplätzen der Bergleute nachgewiesen werden.

Die einfachen Hütten waren meist aus Holz gebaut, aber auch Steinfundamente und Mauerwerk sind dokumentiert.

Station 7: Schlackenhalde

In den mittelalterlichen Bergbaurevieren finden sich häufig kleinere Schlacken- halden, die nicht von einer Erzverhüttung stammen.

Es handelt sich um Rückstände, die bei einem Schmiedeprozess als Abfallprodukte angefallen sind. Charakteristisch sind schwere, bis zu handtellergroße Schlackenkalotten von dunkler Farbe, die stellenweise magnetisch sind.

Erst unter dem Mikroskop – im polierten Anschliff – lässt sich die Herkunft dieser Schlacken erkennen: Reste von metallischem Eisen, mehr oder weniger stark in Rost umgewandelt, sowie kleine Plättchen von Eisenoxiden (Hammerschlag) belegen die Schmiedetätigkeit. Außerdem finden sich in diesen Halden auch verschlackte Lehmfragmente, die von der Auskleidung der einstigen Schmiedeesse stammen.

Am Birkenberg sind bislang sieben Schlackenhalden bekannt, die jeweils einer mittelalterlichen Bergschmiede zugeordnet werden können.

Station 8: Stollenmundloch

Um einen Erzgang auch in größerer Tiefe abbauen zu können, legten die Bergleute Stollen an, die zunächst durch taubes Gestein führten.

Sobald der Erzgang bzw. der Abbauort erreicht war, konnte die so erschlossene Grube über den Stollen entwässert und bewettert werden.

Der hier mit Schlägel & Eisen vorgetriebene Stollen ist heute noch auf einer Länge von 145 m befahrbar. Die durchschnittliche Firsthöhe beträgt nur 90 bis 100 cm.

Je nach Härte des Gesteins schaffte der Bergmann zwischen 10 und 50 m Vortrieb im Jahr. Die Arbeit an diesem Stollen dauerte demnach viele Jahre.

Station 9: Bergschmiede

Bei den bergmännischen Arbeiten über und unter Tage war der Verschleiß an Eisenwerkzeugen groß.

So verbrauchte ein Bergmann beim Vortrieb im Stollen an einem Arbeitstag ein ganzes Bündel von Bergeisen. Ein Schmied musste die stumpf geschlagenen Eisen wieder in Form bringen und schärfen. Er setzte das abgenutzte Werkzeug instand und fertigte nach Bedarf auch neues an. Eine Bergschmiede ist an dieser Stelle durch archäologische Ausgrabungen nachgewiesen.

Die Schmiedewerkstatt wurde in unmittelbarer Nähe des Stollenmundlochs errichtet. Am steilen Hang bot sich die durch Anschüttung von Haldenmaterial entstandene Terrasse als Standort an. In einer einfachen Holzhütte waren Schmiedeesse und Amboss untergebracht. Ein Blasebalg heizte die Holzkohleglut des Schmiedefeuers an und sorgte für die zum Schmieden benötigten hohen Temperaturen.

Station 10: Stollen und Schächte

Die Erzgänge am Birkenberg wurden von den mittelalterlichen Bergleuten über ein System von Schächten und Stollen erschlossen.

Wo es erforderlich war, sorgte eine fachmännische Grubenverzimmerung für Stabilität und Sicherheit unter Tage.

Nach dem Auflassen einer Grube verfiel der Holzausbau rasch und die Hohlräume begannen zu verstürzen.

An der heutigen Oberfläche finden sich deshalb im Bereich der ehemals abgebauten Erzgänge zahlreiche trichter- und grabenförmige Pingen, die ehemalige Schachtöffnungen und Stolleneingänge sowie Abbaubereiche anzeigen.

Vor den verschütteten Mundlöchern erkennt man Halden, die über den Umfang der Arbeiten unter Tage Auskunft geben.

Station 11: Köhlerplatz

Für die Verhüttung der Erze in den Schmelzöfen wurden große Mengen Holzkohle benötigt.

In den Wäldern errichteten Köhler ihre Kohlenmeiler und belieferten die Hüttenwerke mit dem wertvollen Brennstoff. Auch andere Waldgewerbe wie Glashütten gehörten zu den Abnehmern.

Ehemalige Köhlerplätze lassen sich noch heute an schwarzen, holzkohlereichen Waldböden leicht erkennen.

Station 12: Alte Wegspur

Der Lehrpfad folgt an dieser Stelle einer alten Wegspur.

Auf der Talseite erkennt man noch die Überreste einer aus Gneisblöcken aufgesetzten Trockenmauer, die einst den Weg zum Abhang hin stützte. Die noch erhaltene Breite von bis zu drei Metern und der befestigte Ausbau des ehemaligen Weges zeigen, dass es sich um eine auch für Fuhrwerke befahrbare Trasse gehandelt haben muss.

Der Weg führt zum Zentrum der mittelalterlichen Bergbausiedlung am Birkenberg. Es kann vermutet werden, dass er bereits im Mittelalter angelegt wurde und zur Infrastruktur des Bergbaureviers gehörte.

Möglicherweise handelt es sich auch um einen ehemaligen Zufahrtsweg zu den weiter oberhalb gelegenen Bauernhöfen (Bittersthof, Kohlerhof). Dort wurde schon vor Jahrhunderten neben Viehzucht auch Ackerbau betrieben. Es ist denkbar, dass die Hofstellen bereits im Mittelalter existierten und dass von dort aus die Bergleute mit Nahrungsmitteln versorgt wurden.

Station 13: Wohn- und Arbeitsplatz

Die mittelalterlichen Bergleute errichteten ihre Werkstätten und Wohnhütten in unmittelbarer Nähe der Gruben.

Hierzu legten sie künstliche Terrassenstufen am steilen Hang an oder nutzten vorhandene Abraumhalden.

Die archäologischen Funde belegen, dass viele der einfach gebauten Hütten mit einer Kochstelle ausgestattet waren.

Auch eine Heizungsanlage in Form eines Kachelofens gehörte zur Einrichtung. So konnten die Betgleute auch in den Wintermonaten ihrer Arbeit nachgehen.

Station 14: Das Scheiden der Erze

Nachdem das erzhaltige Gestein abgebaut und zu Tage gefördert war, wurde es zunächst so gut es ging vom tauben Gestein getrennt.

Diese von Hand ausgeführte Scheidearbeit fand in unmittelbarer Nähe der Gruben statt.

Als Unterlage zum Zerkleinern der Erze mit dem Scheidhammer dienten größere Steinplatten (Scheidklötze). Das ausgelesene Erz wurde zur weiteren Verarbeitung ins Tal gebracht, das wertlose Gestein auf die Halde gekippt.

Die einstigen Scheidklötze weisen charakteristische Mulden auf, an denen sie noch heute zu erkennen sind.

Station 15: Mittelalterliche Müllhalde

Auch die mittelalterlichen Bergleute produzierten Müll. Speisereste, zerbrochenes Geschirr, Glasscherben und Schrott wurden vor Ort entsorgt und auf die Halden gekippt.

Während organische Reste die Jahrhunderte meist nicht überdauert haben, finden sich heute noch zahlreiche Scherben von Tongefäßen in den Halden.

Mit Hilfe dieser Abfälle kann der Archäologe Gebrauchs- gegenstände aus dem mittelalterlichen Hausrat rekonstruieren und damit einen Einblick in die Lebensweise der Bergleute am Birkenberg gewinnen. Das Fundmaterial entspricht weitgehend dem eines städtischen Haushaltes.

Station 16: Unter Tage

An dieser Stelle konnte 1997 ein mittelalterlicher Stollen aufgewältigt werden. Dieser ist 23 Meter lang und erschließt einen teilweise noch offenen Abbaubereich.

Der Stollen ist mit Feuersetztechnik aufgefahren und zeigt die hierfür charakteristischen, rundlichen Querschnitte.

Beim Feuersetzen wird das Gestein durch ein Holzfeuer mürbe gemacht und kann so leichter hereingewonnen werden. Zwei Luftschächte im Verlauf des Stollens mit Verbindung zur Erdoberfläche sorgten für die notwendige Bewetterung der Grube.

Der Stollen mündet in einen mittelalterlichen Abbau. Dort führt ein auf dem Erzgang angelegter Förderschacht senkrecht in die Tiefe.

Erhalten sind unter Tage die Umrisse einer Haspelstube über dem Schacht sowie zahlreiche Bühnlöcher im Fels, die vom einstigen Holzausbau zeugen.

Der ursprünglich bis an die Erdoberfläche reichende Erzgang wurde von den Bergleuten vollständig abgebaut.

Die offene Gangspalte ist im tagnahen Bereich mit Abraum versetzt.

Station 17: Silber - Kupfer - Blei

Ausgangspunkt für den mittelalterlichen Bergbau am Birkenberg waren die Silbergehalte in den Erzen.

Um heute noch eine Aussage über die Qualität der ehemals abgebauten Erze treffen zu können, wurden zahlreiche Halden beprobt.

Die nur noch spärlich vorhandenen Erzreste konnten, nach einer mechanischen Anreicherung im Labor, mineralogisch und geochemisch untersucht werden. Die Erzproben vom Birkenberg weisen beachtliche Silbergehalte in einer Größenordnung von einem Gewichtsprozent auf. Das Silber ist dabei vorwiegend an Minerale der Fahlerz-Gruppe gebunden. Aber auch edlere Silbererze wie Rotgültigerz, Silberglanz und Allargentum kommen vor.

Neben dem Silber ließen sich aus den Erzen auch andere Wertmetalle wie Kupfer (aus Fahlerzen und Kupferkies) und Blei (aus Bleiglanz) mit wirtschaftlichem Nutzen gewinnen. Eher unerwünscht waren dagegen Begleitelemente wie Schwefel, Zink, Eisen, Arsen und Antimon.

Station 18: Archäologie
Station 19: Holzriese

Nachdem Mitte des 15. Jahrhunderts der Silbererzbergbau am Birkenberg eingestellt worden war, übernahm die Holzwirtschaft in den darauf folgenden Jahrhunderten eine führende Rolle bei der Nutzung der natürlichen Ressourcen im Waldgebiet.

Zum Abtransport des geschlagenen Holzes im steilen Gelände wurden „Riesen“ angelegt.

Auf diesen Gleitbahnen konnten die Stämme zu Tal befördert werden.

Eine hier noch erhaltene, in den Boden eingetiefte „Erdriese“ endet im Tal bei einem ehemaligen Stauweiher. Von dort aus erfolgte der Weitertransport des Holzes durch Flößen.

Station 20: Pingen

Die Abbauwürdigkeit eines Erzganges in der Tiefe wurde mit senkrechten Schächten erkundet. Über diese Schächte erfolgte, mit Hilfe einer Haspel, auch die Förderung des unter Tage abgebauten Gesteins. Nach Einstellung der Abbautätigkeit in einem Grubenabschnitt setzte dessen langsamer Zerfall ein. Felsmassen und Haldenmaterial lösten sich und rutschten nach und nach in die verbleibenden Hohlräume ab. An der Oberfläche bildeten sich Pingen.

Die beachtlich Größe und Tiefe der Pingen sowie eine mächtige Halde lassen an dieser Stelle einen ehemals bedeutenden Abbau in der Tiefe vermuten. Über die Zeitstellung dieser Gruben kann aufgrund fehlender Funde derzeit keine Aussage gemacht werden. Die Setzungserscheinungen im Zentrum der Pingen dauern bis heute an.

Station 21: Erzminerale

Das im Birkenberg unter Tage abgebaute erzhaltige Gestein wurde in den Scheidestuben über Tage sehr sorgfältig aufgearbeitet.

Von den dabei ausgelesenen Silber-, Kupfer- und Bleierzen finden sich deshalb heute nur noch äußerst geringe Spuren in den Halden.

Lediglich unter dem Mikroskop lassen sich mitunter an Handstücken kleinste Kristallrasen erblicken.

Der überwiegende Teil des geförderten Erzes bestand zudem aus den nicht weiter verwertbaren Mineralen Pyrit, Arsenkies und Zinkblende. Diese waren, zusammen mit den silberhaltigen Mineralen, meist mit der Gangart Quarz verwachsen.

Der Bergmann suchte vor allem nach silberhaltigem Fahlerz, Rotgültigerz, Silberglanz und Allargentum.

Aufgrund der einzigartigen Erhaltung archäologischer Strukturen im Boden ist es am Birkenberg generell nicht gestattet, nach Mineralien zu graben! Der Birkenberg ist von der Denkmalbehörde als Grabungsschutzgebiet ausgewiesen.

Station 22: Birchiburg

Im Zentrum des Bergbaureviers am Birkenberg stand im 14. Jahrhundert die „festi ze Birchiberg“.

Von hier aus übte die Patrizierfamilie Snewelin das Bergregal aus. Nach der Zerstörung der Burg 1377/78 durch die Freiburger geriet diese in Vergessenheit.

Bei archäologischen Ausgrabungen (1998-2002) wurde der Grundriss der Burg dokumentiert. Zur Burganlage gehörten ein Turm, Wohngebäude und ein Hof. Talwärts war die Burg mit einer Ringmauer, gegen den Hang zu mit einer Schildmauer geschützt.

Station 23: Staudamm

Im Jahr 1716 ließ der Krozinger Unternehmer Johannes Litschgi eine Holzfloßkanal von St. Ulrich nach Breisach bauen, um der kaiserlichen Besatzung in Breisach Bau- und Brennholz zu liefern. Sein Sohn Johann Franz Litschgi übernahm später die Geschäfte und ließ 1734 bei St. Ulrich einen (neuen?) Stauweiher anlegen. Mit dem aufgestauten Wasser konnte das Holz in der teilweise kanalisierten Möhlin bis nach Breisach transportiert werden.

Am 19. Juli 1744 ereignete sich ein heftiges Unwetter. Der Staudamm hielt den Wassermassen nicht stand und brach. Die Flutwelle zerstörte große Teile des Floßkanals sowie Mühlen und Wohnhäuser. Daraufhin wurde die Flößerei auf der Möhlin eingestellt. Teile der Staumauer sind bis heute erhalten geblieben.

Blick in den Verhau bei Station 4 (November 2024)

Stollenmundloch bei Station 8 (November 2024)

Pinge am Birkenberg, Station 20. Eine weitere, kleinere Pinge, befindet sich direkt angrenzend, links der Infotafel (November 2024)

TIPP

Ausstellung „Burg und Bergbau am Birkenberg“

Altes Rathaus Bollschweil

Öffnungszeiten: März bis November (jeden ersten Freitag und dritten Sonntag im Monat), 15 bis 17 Uhr

Infomaterialien

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Bollschweil-St. Ulrich

Faltblatt „Das mittelalterliche Bergbaurevier bei Bollschweil“

agsdi-book

Matthias Fröhlich

Burg und Bergbau im südlichen Schwarzwald

Textquellen

Mit freundlicher Genehmigung des Freundeskreis Birchiburg e.V. und der Archäologie-Werkstatt, Freiburg. VIELEN DANK.

Schönau: Entdeckungspfad Wiesegletscher

Der Wiesegletscher – auf den Spuren eines der großen Gletscher im eiszeitlichen Schwarzwald

Für viele ist es überraschend zu erfahren, dass es im Südschwarzwald während der letzten Eiszeit große Gletscher gab.

Noch Mitte der 1920er Jahre stritten sich die Gelehrten, ob damals ein Gletscher bis in den Raum Utzenfeld vorgestoßen ist. Inzwischen wissen wir, dass der Wiesegletscher vom Feldberg aus sogar noch weit über Schönau hinaus gereicht hat.

Zum Höhepunkt der letzten Eiszeit war er 20 km lang.

Nachdem 1928 der eindeutige Beweis der Vergletscherung gelang, konnten die vielen Spuren des gewaltigen Eisstroms im mittleren Wiesetal richtig gedeutet werden.

Der Gletscherpfad beginnt am Gletscherschliff oberhalb von Schönau und führt über Aitern und Stockmatte nach Utzenfeld

Wegstationen
Station 1: Gletscherschliff
Station 2: Rundhöcker
Station 3: Höchststand
Station 4: Flankentälchen
Station 5: Findlinge
Station 6: Erdrutsch
Station 7: Eisstausee
Station 8: Überlauf
Station 9: Utzenfelder Talweitung
Station 10: Verebnung am Hang
Station 11: Gletscherablagerungen
Station 12: Nach dem Rückzug des Eises

Infomaterialien

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Infobroschüre „Der Wiesegletscher“ (1999)

bei der Tourist-Information in Schönau noch erhältlich (Stand: 2025)

Textquellen

Infobroschüre „Der Wiesegletscher“

Münstertal: Geologisch-bergbaugeschichtlicher Wanderweg

Das Münstertal wurde über Jahrhunderte durch den Bergbau geprägt. Noch bis in die 1950er Jahre war der Einfluss auf das alltägliche Leben und die Wirtschaftskraft des Tales erheblich.

Um die Erinnerung an den Bergbau zu bewahren eröffnete die Gemeinde 1970 im Teufelsgrund das erste Besucherbergwerk im Schwarzwald. Ergänzend dazu wurde im Herbst 1982 der geologisch-bergbaugeschichtliche Wanderweg in Betrieb genommen.

Der Wanderweg soll die Geschichte des Bergwesens erläutern und den erdgeschichtlichen Rahmen der Erzlagerstätten und seiner Entstehung aufzeigen. Konzipiert wurde der Wanderweg von Dr. H. Maus vom geologischen Landesamt Baden-Württemberg, der auch ein Begleitheft zum Lehrpfad erstellte.

Der geologisch-bergbaugeschichtliche Wanderweg Münstertal führt vorbei an zahlreichen Stollen und quert mehrere Erzgänge. Besondere Sehenswürdigkeiten sind das Besucherbergwerk Teufelsgrund im oberen Muldental und Erzaufbereitungsanlagen wie die ehemaligen Poche und die Schmelzhütte Wildsbach oder das ehemalige Walzwerk Muldental.

Der Weg kann auch in zwei kürzeren Rundwegen gelaufen werden:

Ostoute durch das Muldental (ca. 12 km), Station 1 bis 16

Westroute im Münstertal (ca. 5 km), Station 17 bis 28

Start beider Touren ist am Bahnhof Münstertal.

Hinweise zur dargestellten Streckenführung der Ostroute

Auf der Karte wurde die Original-Streckenführung im Muldental um zwei Abstiche ergänzt:

1 x Abstich nach N zur ehem. Grube Teufelsgrund am Standort der heutigen Florianhütte

1 x Abstich nach S zum Walzpochwerk (Adresse: „Mulden 24“)

Die Wegstrecke der „Ostroute“ verlängert sich dadurch um 2 km auf insgesamt ca. 14 km.

Ehemaliges Walzpochwerk, „Mulden 24“ (Foto vom Oktober 2025).

Beschilderung

Die Beschilderungen des Lehrpfades werden leider nicht mehr gepflegt oder instandgehalten, so dass diese teilweise unvollständig oder auch beschädigt sein können. Dies soll Interessierte aber nicht von einer Wanderung abhalten.

(Stand: Oktober 2025)

Übersichtsplan „Geologisch-bergbaugeschichtlicher Wanderweg Münstertal“. Standort: Besucherbergwerk Teufelsgrund (Foto vom Oktober 2025).

Die folgenden Erläuterungen sind dem Begleitheft (3. Auflage von 1993) entnommen. Beschreibungen von Aufschlüssen oder sichtbaren Spuren der Bergbautätigkeit sind heute möglicherweise nicht mehr wie beschrieben vorhanden/zu erkennen.

Ostroute (12 km | 14 km)

Zwar kann die Wanderung auf dem geologisch-bergbaugeschichtlichen Wanderweg an allen Stellen begonnen und ebenso auch beendet werden, doch empfiehlt sich aus verschiedenen Gründen ein Beginn am Bahnhof Münstertal, wo auch ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen.

Vom Bahnhof aus erreichen wir in östlicher Richtung den Laisackerweg, dem wir aufwärts folgen. Wir passieren den Laisackerhof und wenden uns in dem kleinen Wiesentälchen nach rechts. Der schöne Ausblick, den wir von hier aus auf die Ortschaft Münstertal haben, entschädigt schon für die Mühe des Aufstiegs.

Der von hier ab etwa hangparallel verlaufende Weg führt zunächst noch über Wiesen und erreicht dann den Wald.

Die auf dem Hang linker Hand liegenden vereinzelten, großen Gesteinsblöcke bestehen ebenso wie die zwei mächtigen Felsrippen, die wir nach 200 m bzw. 300 m passieren, aus Quarzporphyr, ein Gestein, das wir am besten in dem bald erreichten Steinbruch kennen lernen können.

Station 1: Quarzporphyr

Der hier in früheren Zeiten abgebaute Quarzporphyr zeichnet sich durch seine deutlich hervortretenden Feldspat-Einsprenglinge aus, zentimetergroße, weiße Kristalle, die gelegentlich deutlich parallel geregelt sind. Wesentlich unscheinbarer sind die glasklaren Quarze, die nach Größe und Anzahl weit hinter den Feldspäten zurückbleiben.

Beide Einsprenglingsarten sind in eine graue, feinkörnige bis dichte Grundmasse eingebettet und geben so zu erkennen, dass es sich bei diesem Gestein um ein magmatisches Gestein handelt, das durch Erstarrung aus einer glutflüssigen Schmelze entstanden ist. Diese Schmelze ist in Spalten eingedrungen, die sich durch gewaltige Krustenbewegungen gebildet hatten und auf einer Länge von mehreren Kilometern bis zu einigen hundert Metern geöffnet waren. So gehört auch der im Steinbruch aufgeschlossene Quarzporphyr zu einem Gangkomplex, der sich von hier bis in den Bereich der Etzenbacher Höhe über fast drei Kilometer verfolgen lässt.

Da sich das Gestein durch große Festigkeit auszeichnet und eine gute Witterungsbeständigkeit besitzt, wurde es früher als Werkstein und im Wasserbau sehr geschätzt. Hohe Gewinnungskosten und der preiswerte Beton haben den Porphyr aber weitgehend vom Markt verdrängt.

Fast unmittelbar rechts neben dem Steinbruch liegt die Grenze des Porphyrganges zum Gneis. Der Hangschutt besteht jetzt nicht mehr aus rolligen Porphyrbrocken und einem krümeligen Boden sondern aus Gneisscherben in einem mehr lehmigen Boden. Nach etwa 70 Metern begleitet den Weg hangseits ein Aufschluss im Gneis.

Station 2: Gneis

Der Gneis zeigt sich hier als recht unscheinbares Gestein. Er ist feinkörnig und von dunkelgrauer Farbe, die parallelstreifige Lagentextur ist nur beim genaueren Hinsehen zu erkennen. Das Gestein ist kleinklüftig und zerfällt bei der Verwitterung in scharfeckige oder flachscherbige Bruchstücke, wobei die Farbe von grau nach braun um-schlägt, da der Eisengehalt der Biotite durch den Luftsauerstoff zu Rost oxidiert wird. Gneise dieser Art ergeben bei nicht zu steiler Hangneigung meist einen schweren, stark lehmigen Boden, der das Nieder-schlagswasser lange zurückhält. Der kleinstückige Zerfall deutet andererseits auf geringe Festigkeitseigenschaften hin, die auch nur selten die Ausbildung von Felsnasen zulassen. Der Gneis dürfte hier etwa folgenden Mineralbestand haben: 40% Quarz, 35% Feldspat, 15% Biotit, 10% Cordierit sowie geringe Mengen an Apatit, Zirkon und Magnetit.

Nach wenigen Metern überquert der Weg ein Bächlein. Hier wurden im Bereich des Steges Porphyrbruchsteine zur Sohlenpanzerung verwendet, die die Feldspat-Einsprenglinge sehr gut erkennen lassen.

An der Gabelung folgen wir dem oberen Pfad und stehen nach etwa 50 Metern vor dem Mundloch des Schwärzhaldestollens.

Station 3: Mundloch des Schwärzhaldestollens

Der Schwärzhaldegang verläuft fast in Nord-Süd-Richtung und lässt sich auf etwa 100 m Länge verfolgen. Seine Mächtigkeit ist unbedeutend, sie mag im Mittel etwa bei 20 cm gelegen haben. Der Mineralinhalt weist darauf hin, dass der Bergbau nicht sehr erfolgreich gewesen sein kann, da auf den Halden vorwiegend Schwerspat mit wenig Quarz zu finden ist. An Erzen ist möglicherweise etwas Zinkblende und Bleiglanz vorhanden gewesen, doch können die Mengen nicht groß gewesen sein, da die Bergbauspuren recht unbedeutend sind. So stehen wir hier vor einem ursprünglich nur sehr kleinen Stollen von etwa 30 m Länge.

Der jetzige große Hohlraum ist nicht durch den Bergbau entstanden, sondern er wurde in späterer Zeit angelegt und als Keller genutzt.

Von der Firste (= Decke) dieses Hohlraumes zieht ein kleiner Schacht nach oben, der etwas höher am Hang die Tagesoberfläche erreicht. Dieser ehemalige Luftschacht dient zur Bewetterung (= Belüftung) des Stollens, und zwar war zu diesem Zweck etwa 20 cm unter der Stollenfirste durch eingezogene Bretter ein Hohlraum abgetrennt, die sog. Wetterrösche, deren Undichtigkeiten und Ritzen mit Lehm und Moos verstopft waren. Diese Wetterrösche stand mit dem Luftschacht in Verbindung, durch den infolge einer gewissen Kaminwirkung die verbrauchte Luft abziehen konnte, während durch den unteren Teil des Stollens, in dem sich die Bergleute bewegten, frische Luft einzog.

Weitere Spuren des vermutlich mittelalterlichen Bergbaus sind die noch deutlich erkennbaren Halden und Pingen oberhalb des Luftschachtes mit einem weiteren, über 8 m langen Stollen, der allerdings in späterer Zeit wieder zugesetzt wurde.

Wir kehren nun vom Einschnitt vor dem Stollenmundloch auf den Wanderweg zurück. Nach etwa 20 Metern quert der Weg eine Felsrippe, die zu einem Quarzporphyrgang von etwa 100 Metern Mächtigkeit gehört. Von nun an verläuft der Wanderweg nur noch im Gneis, der hier infolge seiner größeren Festigkeit sogar mehrfach in großen Felsen zutage tritt.

Station 4: Mooswaldgang

Kurz vor der Einmündung des Wanderweges in das Mooswaldtal liegt rechter Hand unterhalb des Weggeländers das Mundloch eines kleinen Stollens, der kaum mehr als solcher zu erkennen ist. Er ist auf einem Gang angesetzt, der von hier in nördlicher Richtung ins Mooswaldtal hinüber zieht. Etwas höher am Hang erkennt man noch einen kleinen Verhau, von dem aus ein etwa 6 m langer Stollen abgeht. Jenseits des Rückens markieren eine Pinge und ein Verhau den weiteren Verlauf des Ganges. Den besten Einblick in den umfangreichen Bergbau auf diesem Gang vermittelt jedoch das Stollensystem, das sich hinter einem ehemaligen Bierkeller direkt am Hangfuß in den Berg hineinzieht. Da die Stollen, die dem Gang folgen, sehr eng und niedrig sind und nur Spuren von Schlägel- und Eisenarbeit aufweisen, dürfte der Bergbau hier schon vor dem 30jährigen Krieg umgegangen sein.

Der Gang ist bis zu 30 cm mächtig und führt neben Quarz und Schwerspat fein verteilten, silberreichen Bleiglanz, eisenarme, hellbraune Zinkblende und Pyrit.

Hinter der nächsten Wegbiegung liegt linker Hand ein Entlastungsschacht der Wasserleitung, die die Gemeinden Münstertal und Staufen mit Trinkwasser aus dem Obertal versorgt. Wir gehen das Mooswaldtal abwärts und überschreiten den Neumagen auf der Straßenbrücke.

Station 5: Neumagen

Der Neumagen, übrigens der einzige „männliche“ Schwarzwaldfluss, entwässert bis zu seinem Austritt in die Rheinebene eine Fläche von etwa 66 km2. Trotz dieses relativ kleinen Einzugsgebietes ist seine Wasserführung — im Jahresdurchschnitt gesehen — recht groß, nămlich 1.750 Liter pro Sekunde, wobei dieser Wert sich im Winter auf 2.140 Liter pro Sekunde erhöht und im Sommer auf 1.370 Liter pro Sekunde absinken kann. Bei extremer Trockenheit oder bei Hochwasser verschieben sich diese Werte noch weiter. So war der Neumagen im Sommer 1952 mit nur 30 Litern pro Sekunde fast zu einem Rinnsal ausgetrocknet, während des Hochwassers im Jahre 1969 führte er dagegen als reißender Fluss fast 40.000 Liter pro Sekunde.

Vergleicht man die durchschnittliche Wasserführung des Neumagens mit der anderer Schwarzwaldflüsse, die ein gleich großes Einzugsgebiet haben, so stellt man fest, dass der Neumagen pro Quadratkilometer Einzugsgebiet 26,5 Liter Wasser liefert, die Kander dagegen nur 14,3 Liter, die Schutter 9,5 Liter, die Pfinz 7,4 Liter und die Stockacher Aach sogar nur 6,8 Liter.

Die Ursache liegt darin, dass das Einzugsgebiet des Neumagens bis in große Höhen hinaufreicht und vorwiegend nach Westen gerichtet ist. Die von Westen heranziehenden Wolken bringen hier also auch sehr hohe Niederschläge.

Ein Blick in das Bachbett zeigt, dass die Transportkraft des Wassers, besonders bei Hochwasser, recht groß ist. Der Anteil an kleinem Geröll ist relativ gering, Sand fehlt fast vollständig, während Steine bis zu einem halben Meter Durchmesser keine Seltenheit sind.

Während der Eiszeiten war die vom Neumagen transportierte Geröllfracht wesentlich größer, so dass sich das Tal allmählich mit Schotter auffüllte. Reste dieser ehemaligen Talfüllung sind als Terrassen erhalten geblieben, da sich Bäche und Flüsse in der Nacheiszeit schnell in den weichen Untergrund eintieften und dann nicht mehr in der Lage waren, ihr Bett zu verlegen. Auf einer derartigen Terrasse liegt auch das Kloster St. Trudpert, wie man von der Neumagenbrücke aus gut erkennen kann.

Wir folgen dem Gehweg neben der Straße und steigen dann zum Kloster hinauf.

Station 6: Kloster St. Trudpert

Man nimmt an, dass der Eremit Trudpert um das Jahr 600 ins Münstertal kam und hier mit Unterstützung des Landgrafen Albert eine Einsiedelei gründete. Nach Trudperts Ermordung im Jahre 607 durch einen unzufriedenen Knecht vollendete Albert die Einsiedelei für andere, inzwischen zugewanderte Mönche, doch hatte dieses Kloster keinen Bestand. Erst mit der Neugründung durch den Grafen Rampert um das Jahr 800 entwickelte sich ein beständiges und aufwärtsstrebendes Klosterwesen, an dem allerdings die Wirren der Zeit nicht ohne Spuren vorübergingen, doch verstanden es die meisten Äbte, Einfluss und Vermögen des Klosters zu mehren.

Die Geschichte des Münstertales ist in hohem Maße geprägt vom Kampf der weltlichen Herren und des Klosters um den Besitz der Silbergruben. Es ist mehrfach angenommen worden, dass der Bergbau hier wie auch in anderen Erzrevieren des Schwarzwaldes erst durch die Gründung der Rodungsklöster erwachte, dass also die Erzgänge erst bei der Rodung der Wälder gefunden wurden. Wahrscheinlicher ist jedoch der umgekehrte Vorgang, dass nämlich die Klöster an den Stellen gegründet wurden, wo bereits vorhandener Bergbau gute Erträge brachte. So waren denn auch die Äbte von St. Trudpert stets bemüht, wenigstens einen Teil des klingenden „Bergsegens“ auf ihr Kloster zu leiten, ja, sie trieben zeitweilig sogar selbst Bergbau und hatten alle Grubenangelegenheiten einem Pater Bergdirektor übertragen. Im Jahre 1719 ließ das Kloster sogar eine Bergwerksmedaille prägen, die mit der Umschrift „Felix reparatio metallifodinarum trudpertinarum sub Augustino abbate pio felici 1719“ an die glückliche Wiedereröffnung der trudpertinischen Erzgruben unter dem Abt Augustinus erinnert.

Die zunächst im romanischen Stil erbaute Klosterkirche wurde zu Anfang des 15. Jahrhunderts umgebaut und erhielt einen gotischen Chor. Nach der Zerstörung des gesamten Klosters durch schwedische Truppen im Jahre 1632 wurde der Wiederaufbau 1639 begonnen und bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts fortgeführt. Durch die Säkularisation wurde das erste rechtsrheinische Kloster nach fast genau 1200 Jahren Bestand aufgelöst. Über ein Jahrhundert diente dann das z.T. umgebaute Kloster als „Schloß St. Trudpert“ der Adelsfamilie v. Andlaw als Sommersitz, bis es im Jahre 1920 durch Kauf an die Schwestern vom Heiligen Josef überging.

Neben den baulichen Sehenswürdigkeiten bietet das Kloster dem interessierten Besucher noch eine große Zahl weiterer Kostbarkeiten, denen man am besten einen Extra-Besuch widmet.

Wir wenden uns vor dem Kloster nach rechts und erreichen über die asphaltierte Straße den Ortsteil Prestenberg. Hier stossen wir auf ein eigenartiges Phänomen: Der Bach, der das Tal ursprünglich ausgeräumt hat, verläuft heute auf dem rechten Talhang und hat sich hier um etwa 3 m bis unter die frühere Talsohle eingetieft. Dieser Vorgang wurde durch die künstliche Verlegung des Baches hervorgerufen und war nur deshalb möglich, weil der Talgrund aus einer mächtigen Schicht von Gneisverwitterungslehm besteht, in die sich der Bach nach seiner Verlegung einschneiden konnte.

Über den Fuß des Münsterberges erreichen wir den Gufenbacher Grund, in dem wir aufwärts steigen und uns dann nach Westen wenden. Schon am Hang des Eichbodens entlang liegt das Münstertal vor uns, den besten Ausblick genießen wir aber vom Aussichtspunkt am Eichboden, wo Ruhebänke zur Rast einladen.

Station 7: Das Münstertal

Das Münstertal ist Teil einer geologischen Bruchzone, die schon vor über 200 Millionen Jahren aktiv war. Ahnlich dem Rheingraben hat sich damals ein Graben in WNW-ESE-Richtung gebildet, dessen Ränder staffelförmig anstiegen. Die morphologisch markanteste Spur dieses Grabens verläuft durch das Untermünstertal, das Muldener Tal, über das Krin-nerloch hinüber ins Aiterner-Tal, wird also auf fast der gesamten Linie von Bächen nachgezeichnet, die das in diesem Bereich schon zerbrochene Gestein leicht ausräumen konnten. Der Absenkungsbetrag wird mit 600 bis 800 m angenommen, sicherlich ein nicht überwältigender Wert, wenn man von 3.000 bis 4.000 m Absenkung beim Rheingraben ausgeht, doch gewinnt man eine ungefähre Vorstellung von dieser Höhe, wenn man bedenkt, dass der eigene Standort (Eichboden) etwa 200 m über der Talsohle liegt, und nach weiteren 200 m erst der Gipfel des Wildsbacher Kopfes erreicht ist.

Nach dem Zusammenfluss von Neumagen und Talbach öffnet sich das Tal auf eine Breite von durchweg 400 m und erreicht nach 6 km zwischen Staufen und Grunern die Rheinebene. Die flache Talsohle besteht aus Schottern, die bei Grunern eine Mächtigkeit von 16 m haben.

Beim Blick nach Norden erheben sich auf der rechten Talseite der Kohlbühl, der Maistollen, der Laitschenbacher Kopf, die Rödelsburg mit dem vorgelagerten Lattfelsen, der Hexenboden, die Etzenbacher Höhe (etwas verdeckt) und direkt vor Staufen der Messerschmiedfelsen. Auf der linken Talseite beherrscht der Wildsbacher Kopf mit seinen Ausläufern „Köpfle“ und „Galgenhalde“ das Panorama.

Bei klarem Wetter reicht der Blick bis weit in die Rheinebene. Jenseits des Rheintals erheben sich die Vogesen, besonders markant mit der höchsten Erhebung, dem Großen Belchen (erkennbar in gerader Linie über die Galgenhalde hinweg), nach Norden schließen sich der Kleine Belchen und Hohneck an.

Beim Blick auf die jenseits des Talbaches liegenden Wiesen an den Hängen des Sägenbühls erkennt man, besonders bei flacher Sonneneinstrahlung und wenn das Gras noch kurz ist, einzelne kleine Senken und Erhebungen als Spuren eines uralten Bergbaus, von dem wir keinerlei Kunde mehr haben.

Wir folgen nun den Wanderweg bergauf bis zur Forststraße, auf der wir uns nach rechts wenden. Steile Böschungen an der Straße deuten hier schon auf anstehendes Gestein, und nach etwa einem Kilometer zeigt sich in größeren Anbrüchen der Metatexit.

Station 8: Metatexit

Hinter diesem Fachwort verbirgt sich eigentlich nichts weiter als ein Gneis höheren Metamorphosegrades. Seine von den normalen Gneisen etwas abweichende Struktur rechtfertigt allerdings die Aufstellung eines eigenen Gesteinstyps. So unterscheidet sich der Metatexit vom Gneis z.B. dadurch, dass seine ursprünglich homogen verteilten Bestandteile Quarz, Feldspat und Glimmer bei der Metamorphose, d.h. unter hohen Temperaturen und Drücken sich im Kleinbereich voneinander trennten, wodurch ein Gestein entstand, das in lagenweisem Wechsel aus Feldspat und Quarz (helle Lagen) und Biotit und Cordierit (dunkle Lagen) aufgebaut ist. Diese Lagen sind gelegentlich gebogen und gefaltet und spiegeln so die Bewegung der ehemals zähplastischen bis halbflüssigen Gesteinsmasse wider.

Da durch die erhöhte Metamorphose bei der Umwandlung von Gneisen zu Metatexiten keine neuen Minerale entstanden, sondern sich die Mengenverhältnisse nur unwesentlich veränderten, treffen wir in den Metatexiten in etwa den gleichen Mineralbestand an wie in den Gneisen, nämlich ca. 30% Quarz, 30% Feldspat, 20% Biotit und 20% Cordierit, sowie geringe Mengen von Apatit, Zirkon und anderen Mineralen.

Naturgemäß sind die Übergänge vom Gneis zum Metatexit fließend, so dass eine scharfe Grenze zwischen beiden Gesteinen nicht gezogen werden kann. Diese Erscheinung ist auch in den Aufschlüssen entlang der Forststraße zu beobachten, wo sich deutlich hell/dunkel-lagige Gesteinspartien mit solchen mehr homogener Struktur abwechseln.

Die Metatexite sind wie die Gneise vor etwa 450 Millionen Jahren aus noch weit älteren Sedimenten entstanden. Wesentlich jünger, nämlich nur etwa 280 Millionen Jahre alt ist der Porphyrgang.

Station 9: Porphyrgang

Ähnlich dem Porphyrvorkommen an der Schwärzhalde gehört auch dieser Porphyraufschluss zu einem größeren, ca. 3 km langen Gang, der allerdings kaum je eine Mächtigkeit von 100 m erreicht. Er zieht sich in Ost-West-Richtung vom Glanzenberg durch den Teufelsgrund über das Häldele bis zum Ortsteil Neuhäuser und lässt sich sogar noch jenseits des Talbaches verfolgen.

Zusammen mit den zahlreichen anderen Quarzporphyrgängen des Münstertales dokumentiert er für die Zeit des Oberkarbons eine ausgeprägte magmatische Aktivität, von der wir allerdings nur die innerhalb der Erdkruste hinterlassenen Spuren, nämlich die Porphyrgänge kennen. Ob die Bildung der Gänge mit einer vulkanischen Tätigkeit an der Erdoberfläche verbunden war, können wir heute nicht mehr nachweisen, da die nachfolgende Erosion alle Spuren vernichtet hat.

Gelegentlich kann man, wie auch hier, die Grenze des Porphyrs gegen das Nebengestein gut erkennen. Sie verläuft hier steil in den Berg hinein und ist absolut scharf, d.h. es gibt keinen allmählichen Ubergang vom Porphyr zum Nebengestein. Der Porphyr ist an seinem Salband, d.h. am Rand, sehr feinkörnig und ohne größere Einsprenglinge. Diese erkennt man erst in einiger Entfernung vom Kontakt.

Die Quarzeinsprenglinge werden hier bis zu 1 cm groß und erscheinen im frischen Anbruch wasserklar und glasglänzend. Die Feldspateinsprenglinge sind durch Zersetzungsvorgänge im Kern braun oder grau getrübt, während der Rand hell geblieben ist. Durch die Verwitterung ist die ehemals durch den Straßenbau frisch angeschnittene Gesteinsoberfläche unscheinbar geworden und lässt nur bei genauem Hinsehen Einzelheiten erkennen, erst bei frisch aufgeschlagenen Stücken werden auch Feinheiten des inneren Aufbaus sichtbar.

Wir folgen dem Forstweg bis zur Einmündung auf die asphaltierte Forststraße. Hier stehen wir nahe dem verschütteten Mundloch des Michaelstollens auf dem Teufelsgrundgang. Der Blick hangabwärts zeigt uns die Halde des Trudpertstollens.

Station 10: Teufelsgrundgang

Halde des Trudpertstollens

Schon in den allerfrühesten Zeiten des Bergbaus war es üblich, das taube (d.h. erzfreie) bzw. geringhaltige Gestein in der Nähe der Stollen und Schächte abzulagern. Die auf diese Art entstandenen Halden bieten heute der Wissenschaft oftmals die einzigen Anhaltspunkte über den Bergbau in vorhistorischer, aber nicht selten auch in historischer Zeit, wenn die entsprechenden schriftlichen Urkunden fehlen. Darüber hinaus kann der Fachmann dem Haldenmaterial Angaben über die Art der Lagerstätte, die Art des Abbaus u.a.m. entnehmen.

Der Trudpertstollen ist einer der Stollen, über den der Teufelsgrundgang abgebaut wurde. Der Stollen hat eine Länge von etwa 800 m und stößt an seinem Ende auf den Schindlergang. Er ist wenige Meter hinter dem Stollenmundloch verbrochen, über den Schindlergang ist er allerdings noch über eine längere Strecke begehbar.

Das Haldenmaterial besteht vorwiegend aus dem tauben Nebengestein des Ganges, doch sind Stücke mit Gangmaterial nicht selten. Am häufigsten ist weißer und gelblicher Schwerspat, gelegentlich mit rosettenartigen Kristallrasen, neben Spaltstücken von fast glasklarem Flussspat. Schwarzbraune Zinkblende und grauer, auf frischen Spaltflächen metallisch glänzender Bleiglanz sind neben Pyrit die häufigsten Erzminerale.

Neben wenigen anderen, seltenen Primärmineralen des Teufelsgrundganges findet man ebenso selten die wenigen Sekundärminerale, die aus der Zersetzung der Primärminerale hervorgegangen sind, während die jüngste Neubildung in Form von Rost die gesamte Halde imprägniert hat. Dieser Rost entsteht durch die Zersetzung des Pyrits, wenn die eisenhaltigen Lösungen mit dem Luftsauerstoff in Verbindung kommen. Aus diesem Grund eignen sich die pyrithaltigen Stufen aus dem Teufelsgrund auch nicht zur Aufbewahrung, da sie im Laufe der Jahre zerfallen.

Und nun noch ein Wort zu den Mineraliensammlern:

Seien Sie vorsichtig beim Begehen der Halde und beim Zerklopfen der Steine und denken Sie daran, dass nach Ihnen noch andere kommen, die ebenfalls gern ein Erinnerungsstück mit nach Hause nehmen möchten.

Wir folgen jetzt der Asphaltstraße aufwärts und erreichen nach etwa 700 m einen abwärts führenden Fußweg, auf der wir die Verhaue auf dem Schindlergang erreichen.

Station 11: Verhaue auf dem Schindlergang

Unter Verhau versteht der Bergmann einen tiefen, oft schluchtartigen, von der Erdoberfläche hinabreichenden Abbau. Diese Art der Erzgewinnung wurde von den Bergleuten früherer Jahrhunderte immer dann angewandt, wenn das Nebengestein standfest war und ein baldiges Nachbrechen nicht befürchtet werden musste. Auf diese Weise wurden nämlich alle Schwierigkeiten umgangen, die sich aus der Beleuchtung und Belüftung ergaben, da der Bergmann im Verhau praktisch im „Tagebau“ arbeitete. Im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte brachen dann aber doch meist die Seitenwände nach und es blieben oft nur langgestreckte, schmale Mulden übrig, die den Verlauf des abgebauten Ganges kennzeichnen.

Über das Alter der Verhaue auf dem Schindlergang wissen wir nichts Genaues. Sie markieren hier einen gut ver-erzten, d.h. silberreichen Teil des Ganges, der vermutlich im Mittelalter abgebaut wurde. Der unter dem Verhau liegende Hohlraum reicht bis fast auf die Trudpertstollen-Sohle, also etwa 50 m tief hinab, die Mächtigkeit des Ganges erreichte dabei stellenweise bis zu 10 Metern. An abzweigenden Stollen sind noch Spuren vom Feuersetzen zu erkennen, ein Zeichen für das hohe Alter des Bergbaus. 

Der Verlauf des Schindlerganges, der mit seiner Länge von 1.400 m von den Schindelköpfen bis in den Kaltwassergrund reicht, ist auf seiner gesamten Erstreckung durch derartige Verhaue, Pingen (d.h. Einsturzmulden) und Halden gekennzeichnet. Auf unserem Weg den Schindelgrund hinab begleiten sie uns bis zum Schaubergwerk Teufelsgrund.

Station 12: Schaubergwerk Teufelsgrund

Das Schaubergwerk erschließt den Besuchern nur einen kleinen Teil der ehemaligen Grube Teufelsgrund, nämlich etwa 500 m des Friedrichstollens im Schindlergang.

Dieser Stollen wurde erst in der letzten Betriebsperiode aufgefahren, er stellt daher eine relativ moderne Arbeit dar. Auf den ersten Metern musste der Stollen gegen nachbrechendes Gestein durch Ausbau gesichert werden. Hinter der Wettertür, die die Belüftung in der Grube regelt, ist nur noch die Firste (d.h. die Decke des Stollens) mit Spritzbeton befestigt, da der Gneis hier standfest genug ist. Im Bereich des Betonausbaus, d.h. von 100 bis 115 m durchquert der Stollen den Erzgang, der an dieser Stelle schon vor langer Zeit abgebaut worden ist.

Von 160 bis 200 m verläuft der Stollen durch einen Quarzporphyr-Gang, dessen Kontakt zum Gneis bei der Abzweigung des Asthma-Therapie-Stollens gut zu erkennen ist. Erst bei 350 m erreicht der Stollen den Erzgang, der zunächst nur geringmächtig ist, sich aber nach 30 m zu seiner vollen Mächtigkeit entwickelt. Die gut ausgeleuchteten, abgebauten Gangteile vermitteln einen ausgezeichneten Eindruck von der Arbeit der Bergleute unter Tage. Der hinter der Maschinenkammer gelegene Blindschacht von etwa 180 m Tiefe lässt die wirkliche Ausdehnung des gesamten Grubengebäudes erahnen, vor allem, wenn man bedenkt, dass sich der Stollen an dieser Stelle schon etwa 200 m unter der Erdoberfläche befindet.

Obwohl die erste urkundliche Erwähnung bergbaulicher Tätigkeit auf dem Schindlergang erst aus dem Jahre 1512 datiert, haben wir doch durch holzkohleführende Schlackenfunde die Gewissheit, dass der Bergbau in dieser Grube mit Sicherheit über 1.000 Jahre alt ist.

Zunächst war der geringe Silbergehalt das Ziel des Abbaus, da vor der Entdeckung Amerikas mit seinen reichen Silbergruben in Europa das Silber die heutige Stelle des Goldes einnahm. Nach dem Dreißigjährigen Krieg erlebte der Bergbau eine neue Blüte, diesmal wegen des Bleis, das auf dem Teufelsgrund- und Schindlergang in Form von Bleiglanz auftritt. Das Blei fand vielfach Verwendung, z.B. bei der Fensterverglasung, als Geschoß in den Feuerwaffen, als Material für Wasserrohre, bei der Glasur von Tonwaren usw. Mit dem Niedergang des Bergbaus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand auch die Bleiperiode ihr Ende.

Dem Versuch einer Schwerspatgewinnung in den Dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts war wegen der geringen Vorräte und der hohen Aufbereitungskosten kein dauerhafter Erfolg beschieden, ähnlich wie dem Abbau von Flussspat, der 1941 aufgenommen und 1958 wegen ungenügender Vorräte wieder eingestellt wurde.

Nähere Angaben über das Schauberowerk und die Grube Teufelsgrund enthält die Broschüre „Schaubergwerk Teufelsgrund“ die bei der Kurverwaltung oder am Schaubergwerk erhältlich ist. Wir folgen dem Lehrpfad am Schaubergwerk vorbei in den Kaibengrund, wo wir linker Hand nach knapp 200 m auf weitere Spuren alter Bergbautätigkeit stossen.

Station 13: Kaibengrundgang

Der Kaibengrundgang ist mit 30 bis 40 cm Mächtigkeit für unsere heutigen Begriffe sehr geringmächtig, da jedoch im Bergbau des Mittelalters andere Maßstäbe galten, wurde auch dieser Gang abgebaut. Über den Umfang der Bergbautätigkeit ist nichts bekannt, lediglich der Verhau und die sich nach Nordosten anschließende Pingenreihe geben Kunde von den Bemühungen früherer Zeiten.

Auch der Verlauf des Ganges ist uns nur auf etwa 100 m Länge belegt, so dass wir nur vermuten können, dass der Kaibengrundgang südlich des Eingangs zum Schaubergwerk auf den Schindlergang stösst.

Beide Gänge führen nämlich die gleichen Minerale, also hauptsächlich Flussspat, Quarz, Schwerspat, Bleiglanz und Zinkblende, weshalb sie gleicher Entstehung sein dürften, zumal sie mit einer Reihe von weiteren Gängen auch dem gleichen tektonischen System angehören.

Wir wenden uns nach Süden und erreichen über den Steg, der den Kaibengrundbach und das Glanzenbächle überquert, nach kaum 200 m im Holzschlaggrund das Mundloch des Leopoldstollens.

Station 14: Leopoldstollen

Der Leopoldstollen ist querschlägig auf den Herrenwaldgang angesetzt, d.h. er verläuft fast senkrecht zu diesem und erreicht ihn nach 280 m. Im Gang selbst ist er nach Nordosten und Südwesten jeweils etwa 100 m aufgefahren, Abbaue befinden sich nur über dem Stollen.

Der Herrenwaldgang selbst ist mit 1.750 m nachgewiesener Länge länger als der Schindlergang (1.400 m), zudem konnte durch neuere Untersuchungen nachgewiesen werden, dass nach Südosten eine Fortsetzung existiert, die eine Gesamtlänge des Ganges von über 2.500 m wahrscheinlich macht.

In der Mineralführung entspricht auch er in etwa dem Schindlergang, doch ist der Nordostteil durch das geringe Vorkommen von Flussspat und Schwerspat gekennzeichnet, Quarz ist hier häufig. Der mittlere Gangteil führt viel Flussspat, z.T. in bis zu 40 cm großen Kristallen, die allerdings durch zirkulierende Lösungen vielfach stark an-geätzt sind. Auch Schwerspat ist hier häufig, ebenso wie im Südwestteil des Ganges, wo der Flussspat praktisch fehlt.

Zahlreiche Pingen, Halden und verstürzte Stollen deuten darauf hin, dass der Herrenwaldgang zeitweise einen lebhaften Bergbau gesehen hat, dessen Blüte im Mittelalter gelegen haben dürfte. Untersuchungen im Jahre 1957 haben die erhofften Flussspatvorräte nicht nachweisen können, so dass Bergbauversuche in neuester Zeit unterblieben sind.

Vor dem Stollenmundloch des Leopoldstollens ist auf weiter Fläche Haldenmaterial verbreitet, das gelegentlich noch schöne Stücke von derbem Erz enthält. Gut erhaltene Kristallstufen sind hier allerdings nicht zu erwarten, da durch Planierarbeiten und das Befahren mit schweren Holzfahrzeugen empfindliche Kristalle kaum erhalten geblieben sind.

Wir kehren zurück ins Muldener Tal und stossen ca. 800 m unterhalb des Besuchsbergwerks rechter Hand auf die kaum mehr erkennbaren Reste der ehemaligen Grube Teufelsgrund.

Station 10a: Grube Teufelsgrund

Unter diesem Namen wurde der Bergbaubetrieb geführt, der von 1942 bis 1958 von den Vereinigten Stahlwerken GmbH hier unterhalten wurde.

Zu der Grube gehörten der Teufelsgrund- und der Schindlergang, die gemeinsam abgebaut werden konnten, da sie tief im Berg miteinander in Verbindung stehen. Der Flussspat, der früher als wertloses Mineral nicht gewonnen wurde oder als Versatz zum Auffüllen von Hohlräumen wieder in die Grube verbracht wurde, war diesmal Ziel des bergbaulichen Interesses und wurde hauptsächlich als Flussmittel bei der Verhüttung von Eisenerz verwendet. Der Abbau ging zunächst oberhalb des Wilhelmstollens im Teufelsgrundgang um (das Mundloch des Stollens liegt ca. 40 m über der Straße), später – nach dem Abteufen des Blindschachtes – verlagerte sich der Abbau mehr auf den Schindlergang, doch wurden hier beim Auffahren der 4. Sohle nicht die erhofften Vorräte angetroffen, so dass der Grubenbetrieb eingestellt werden musste.

Auf der Halde des Wilhelmstollens standen die Aufbereitung und die Verladeanlage. Hier wurde das aus der Grube geförderte Haufwerk zunächst gewaschen und sortiert. Taubes Gestein wurde ausgeschieden, der reine Flussspat stellte das beste Fördergut dar. Verwachsene Stücke wurden zerkleinert und anschließend durch Aufbereitungsmaschinen in „brauchbar“ und „nicht brauchbar“ getrennt. Der früher so gesuchte Bleiglanz wurde nicht gewonnen, sondern ging mit dem tauben Gestein und den anderen, nicht verwertbaren Mineralen auf die Halde. Das Flussspat-Konzentrat wurde auf LKW verladen und nach Breisach transportiert, von wo es per Schiff zu den Hütten im Ruhrgebiet verfrachtet wurde.

Wir wenden uns nun weiter talabwärts, verlassen aber schon nach kurzer Strecke die Fahrstraße und folgen dem hangparallel verlaufenden Weg. Nach etwa 400 m sehen wir im Talgrund jenseits des Muldenbaches das langgestreckte Gebäude des ehemaligen Walzpochwerks.

Station 15: Walzpochwerk

Das Gebäude wurde um 1835 vom Badischen Bergwerksverein errichtet und enthielt die Anlagen zur Zerkleinerung der Erze, die in den talaufwärts gelegenen Gruben, also vorwiegend im Teufelsgrund, Schindler- und Herrenwaldgang gewonnen wurden.

Die Aufbereitung der Erze hat sich im Prinzip seit zweitausend Jahren nicht geändert. Das zutage gebrachte Material wurde zuerst sortiert in reines und verwachsenes Erz und taubes (= erzfreies) Gestein, eine Arbeit, die häufig von Frauen und Kindern ausgeführt wurde.

Das reine Erz wanderte direkt in den Röstofen, während das taube Material entweder als Versatz wieder in die Grube verbracht oder auf Halde gekippt wurde. Das mit tauben Mineralen verwachsene Erz, häufig der größte Teil des Fördergutes, musste zur weiteren Aufbereitung zunächst zerkleinert werden. Hierzu bediente man sich verschiedener Methoden.

Grob verwachsenes Erz wurde im Pochtrog von schweren, eisenbewehrten Holzstempeln zerstampft, für fein verwachsenes Erz waren Erzmühlen notwendig. Bei der anschließenden Erzwäsche trennte sich im fließenden Wasser das taube Material infolge seines geringen spezifischen Gewichts vom Erz, das nach dem Rösten in den Schmelzöfen zu reinem Metall verhüttet wurde.

Poche und Mühle blicken also auf eine lange Geschichte zurück, während die Erzzerkleinerung zwischen zwei rotierenden Walzen, wie sie hier in diesem Gebäude installiert waren, eine Erfindung der Neuzeit ist.

Der Antrieb erfolgte früher vorwiegend durch Wasserkraft, erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts ersetzte die Dampfmaschine teilweise das Wasserrad, bis auch sie im 20. Jahrhundert durch den Elektromotor verdrängt wurde.

Wir wandern weiter das Muldener Tal hinab bis zur Mündung des Muldenbaches in den Talbach. Rechter Hand liegt hier das Gashaus Neumühle zur Krone.

Station 16: Gasthaus Neumühle zur Krone

Gasthaus Neumühle zur Krone, das in zweifacher Hinsicht von historischer Bedeutung ist. Zum einen erinnert der Name „Neumühle“ an die ehedem zwischen Straße und Talbach gelegene „neue Mühle“, die die Energie des wasserreichen

Talbachs zum Betrieb einer Getreidemühle ausnutzte. Diese Mühle wurde im Jahr 1717 vom Kloster St. Trudpert unter dem Abt Augustin Sengler erbaut und wurde zur Unterscheidung von der Wasenmühle (in der Rotte Wasen) und der alten Mühle (gegenüber dem Kloster auf dem Gewann Mühlematten) die „neue Mühle“ genannt. Für den Bergbau aber war die neue Mühle insofern von Bedeutung, als gleichzeitig mit dem Mahlrecht auch eine „Wirtschaftsgerechtigkeit“ verbunden war, d.h. der Müller durfte Gäste bewirten und beherbergen.

Ob die Wirtsstube schon damals „Zur Krone“ hieß, ist nicht sicher, doch war sie für die zahlreichen Bergleute, die durch den gerade wiederauflebenden Bergbau des Muldener Tales in den Gruben Teufelsgrund, Schindler, Herrenwald und Glanzenberg ihr Brot verdienten, der Mittelpunkt des geselligen Lebens. Über der heutigen Gaststube befand sich ein großer Saal, in dem, geregelt durch kirchliche Erlaubnis, auch die Tanzvergnügen stattfanden. Bei der Renovierung des Gebäudes im Jahre 1961 entdeckte man eine Reihe von verschiedenen Münzen unterschiedlichster Herkunft, die den Tänzern und Zechern aus dem Beutel gefallen und in die Bodenritzen gerollt waren.

Doch kamen nicht nur Bergleute in die „Krone“, auch „feine Herren“ wusste der Wirt standesgemäß zu bedienen, und für eine bequeme Unterkunft standen sogar beheizbare Zimmer zur Verfügung. Seit der erste Privateigentümer (Karl Pfefferle, gest. 1737) Mühle und Wirtshaus übernommen hat, ist der Betrieb (mit einer kurzen Unterbrechung in Familienbesitz, und wie in früheren Tagen kehren auch heute noch Bergleute und Bergverwandte dort gern zu einem Trunke ein.

Unser Weg führt uns nun weiter am Talbach entlang durch die Sägegasse. Auch das hier liegende Sägewerk nutzte die Wasserkraft des Talbaches über einen Hangkanal zum Antreiben eines Wasserrades, das seinerseits das Sägegatter in Bewegung setzte. Derartige Sägen waren und sind in einem so waldreichen Gebiet, wie es das Münstertal darstellt, früher und heute von großer Bedeutung, denn hier wurde das Holz verarbeitet, das nach wie vor eine wichtige Einnahmequelle für die Gemeinde und viele Einwohner darstellt.

Am Ende der Sägegasse wechselt der Weg auf das Wiesengelände über und verläuft hier z.T. direkt am Fuße des Talhanges, der stellenweise sogar stark felsig ausgebildet ist und dann schöne Aufschlüsse im Gneis zeigt. Uber eine längere Strecke begleitet er aber auch den Talbach und bietet so – besonders bei niedrigem Wasserstand – einen guten Blick auf die bunte Schotterfracht eines Gebirgsbaches, dessen Einzugsgebiet eine große Vielfalt verschiedener Gesteine enthält: Porphyre mit großen, weißen Einsprenglingen, unscheinbare Gneise, kräftig gebänderte oder gefaltete Metatexite, dunkelgrüne Amphibolite mit weißen Schlieren, körnige Granite und mit zahlreichen Feldspäten gespickte Metablastite. An einigen Stellen sieht man im Wasser sogar noch anstehende Quarzporphyrgänge, die vom jenseitigen Talhang herabziehen.

Am Schluss des ersten Teils unserer Wanderung sei noch auf einen Erzgang hingewiesen, dessen nördliches Ende bei der Rotte Ziegelplatz liegt. Von hier zieht er nach Süden durch das Süßenbrunntal bis zum Schloßberg östlich des Rammelsberger Ecks und erreicht so eine Länge von über 4 Kilometern. Mit einer Mächtigkeit von bis zu 2 Metern gehört er zu den größten Gängen des Münstertales und hat doch nie eine besondere Bedeutung erlangt, da er vorwiegend Quarz und Flussspat enthält und somit für den früheren Bergbau ohne großes Interesse war. Dass aber trotzdem auch hier nach den wertvollen Silbermineralen gesucht wurde, beweisen die Pingen und Halden in seinem Verlauf. In den Jahren 1955/56 wurde im Südteil des Ganges sogar noch ein 370 m langer Stollen aufgefahren, mit dem die Qualität des Flussspates erkundet werden sollte. Die Funde entsprachen jedoch nicht den Erwartungen, so dass ein Abbau nicht aufgenommen wurde.

Ähnlich verhielt es sich auf einigen anderen Gängen, so dass die Hoffnung, den Bergbau im Münstertal aufrecht erhalten zu können, im Jahre 1958 endgültig begraben wurde, als die Grube Teufelsgrund den Betrieb einstellte. Der Zukunft mag es überlassen bleiben, ob jemals wieder ein Bergmann im Münstertäler Revier sein Werkzeug zur Hand nimmt, um aus Stollen und Schächten die Schätze der Erde ans Licht des Tages zu fördern.

Eingang zum Besucherbergwerk Teufelsgrund (Friedrichstollen, Foto vom Oktober 2025).

Westroute (5 km)

Wie am Beginn der Ostroute wenden wir uns nach Osten und verlassen die Hauptstraße vor dem Gebäude der Post nach Norden. Über den Laisackerweg passieren wir den Laisackerhof, den wir im Norden umgehen. Nur wenige Meter hinter dem Anwesen liegt rechter Hand das Mundloch des Laisackerstollens.

Station 17: Laisackerstollen

Der Laisackergang, auf den dieser Stollen angesetzt war, zieht von der Schwärzhalde in südwestlicher Richtung ins Tal herunter. Die Länge des Ganges beträgt um 200 m, die Mächtigkeit weniger als 1 m.

Oberhalb und unterhalb des Köpfleweges finden sich im Wald undeutliche Pingen und Halden sowie vereinzelte Rollstücke von grobspätigem Schwerspat und Quarz. Neben diesen Hauptmineralen enthält der Gang noch Eisenspat und ein aus diesem entstandenes Verwitterungsmineral, das Brauneisen. Da Blei-, Silber- und Kupferminerale fehlen, kann man annehmen, dass die — allerdings unbedeutenden — Abbauversuche dem Brauneisen als Eisenerz galten.

Der vor uns liegende Stollen zeugt von der Hoffnung, in größerer Tiefe doch noch reichhaltigere Erze zu finden. An das erst in späterer Zeit betonierte Stollenmundloch schließt sich ein etwas winkeliger, jedoch recht geräumiger Stollen von 55 m Länge an, der in Schlägel- und Eisen-Arbeit aufgeführt ist. Auf diese kurze Erstreckung konnte der weiter oben am Hang gelegene Gang natürlich noch nicht erreicht werden, so dass anzunehmen ist, dass äußere Einflüsse den weiteren Vortrieb aufhielten.

Das Alter des Stollens ist unbekannt, doch kann man aufgrund der Höhe und Breite des Stollens auf ein relativ junges Alter schließen, d.h. etwa Beginn des 18. Jahrhunderts.

Der Weg führt uns weiter bis zum Riggenbachtal. Hier, wo die Hangneigung steiler wird, liegt ein kleiner Aufschluss im Quarzporphyr.

Station 18: Quarzporphyr

Quarzporphyr ist im Bereich des Münstertales recht verbreitet. Er bildet Gänge von bis zu mehreren Kilometern Länge bei einer Breite, die zwischen wenigen Metern und einigen hundert Metern schwanken kann.

Diese Porphyrgänge entstanden dadurch, dass sich Spalten in der Erdkruste mit einer Schmelze granitischer Zusammensetzung füllten. Da die Abkühlungsgeschwindigkeit dieser Schmelze relativ groß war, konnten sich nur einzelne Kristalle (Einsprenglinge) bilden, z. B. Feldspäte und Quarze, die gleichsam in einer feinkörnigen Grundmasse schwimmen. Gelegentlich sind insbesondere die länglichen, weißen oder rosa Feldspäte mehr oder weniger parallel zueinander angeordnet. Sie zeichnen auf diese Weise die ehemalige Fließrichtung der mag-matischen Schmelze nach. Durch die Verwitterung werden die Feldspäte bisweilen auch aus dem Gestein herausgelöst, wobei sie ein getreues Abbild ihrer Kristallform hinterlassen.

Die Farbe des Gesteins ist nicht einheitlich. Rötliche Typen, deren Farbe von feinst verteiltem Eisenoxyd herrührt, herrschen bei weiterem vor, doch sind auch graue und weiße Arten nicht selten, wobei die grauen Farbtöne frisches Gestein kennzeichnen, weiße Farben dagegen auf eine extreme Auslaugung des Eisengehaltes hinweisen.

Der sichtbare Mineralbestand der Quarzporphyre schwankt entsprechend ihrer variablen Erstarrungsgeschwindigkeit und Zusammensetzung in weiten Grenzen. So übersteigt der Quarzgehalt in manchen Vorkommen 10%, während er an anderen Orten fast auf 0% absinkt. In ähnlicher Weise schwankt der Feldspatgehalt zwischen 2 und 30% und der Biotitgehalt zwischen 0 und 20%.

Der Mineralbestand der Grundmasse besteht meist ebenfalls aus Quarz, Feldspat und Glimmer, doch ist er wegen der geringen Korngröße der Einzelminerale häufig nicht mehr mit dem bloßen Auge zu erkennen, während sich die glasklaren Quarze, die weißen oder rötlichen Feldspäte und die schwarzbraunen Biotite stets gut von ihrer Umgebung abheben.

Wir folgen dem Weg talaufwärts, passieren den Kinderspielplatz und die Wassertretanlage und wenden uns auf der Riggenbachstraße talaufwärts. Hier zweigt alsbald linker Hand ein Fußpfad ab, den wir bis zur Waldfahrstraße (Thiloweg) hinaufsteigen. Unterhalb der vor uns liegenden Straßenkurve sehen wir Halden und Pingen, die das südliche Ende des Riggenbachganges markieren.

Station 19: Riggenbachgang

Die Gesamtlänge des Ganges beträgt etwa 800 m, die Mächtigkeit erreicht gelegentlich 1,5 m.

Die Hauptminerale sind Quarz, Pyrit, Zinkblende, Kupferkies und Schwerspat. Die besondere Bedeutung des Ganges lag daher weniger im Bereich der Silbergewinnung als vielmehr darin, dass hier das für die Herstellung von Bronze notwendige Kupfer abgebaut werden konnte. Vom Mittelalter bis zur Säkularisation war die Grube häufig der Anlass zu Streitigkeiten zwischen dem „Pater Bergdirektor“ des Klosters St. Trudpert und der vorderösterreichi-schen Bergverwaltung in Freiburg, da beide Parteien sich aufgrund unterschiedlicher Rechtsauffassung im Besitz der Berghoheit über diese Grube glaubten. Alte Urkunden erwähnen vom Riggenbachgang die Gruben „Segen Gottes“ und „Gottesehr“, in denen auf mehreren Sohlen (Petersstollen, Ludwigsstollen) mit Unterbrechungen bis 1840 der Abbau umging. Zahlreiche Pingen und Halden sowie z.T. noch begehbare Stollen künden heute von diesem einst recht bedeutenden Grubenbetrieb.

Von der Breitmatte aus, die sich vom Waldrand bis ins Tal hinabzieht, haben wir einen schönen Ausblick.

Station 20: Ausblick

Ausblick auf den Ort Münstertal und das sich dahinter erhebende Belchenmassiv.

In einem Münzvertrag aus dem Jahr 1258 wird Münster erstmals als Vogtei der Herren von Staufen erwähnt. Die Siedlung nimmt wegen des erfolgreichen Bergbaus einen blühenden Aufschwung und erwirbt nach wenigen Jahrzehnten das Stadtrecht. Im Jahre 1346 verkauft Gottfried von Staufen die Stadt Münster samt der Burg Scharfenstein an Herzog Albrecht von Österreich.

Da die Gewerken der Silbergruben die alten Handelsverträge mit den Freiburger Kaufleuten nicht mehr einhielten, kam es zum Krieg mit Freiburg, in dessen Verlauf die Burg Scharfenstein zerstört und Münster besetzt wird. Erst 1350 kann Herzog Albrecht den Streit durch Zahlung einer Ablösesumme von über 100 kg Silber beilegen.

Mit dem Niedergang des Bergbaus gegen Mitte des 16. Jahrhunderts verliert auch Münster seine Bedeutung. Die einstmals ummauerte Bergstadt verfällt und wird Wüstung. Erst nach dem 30jährigen Krieg kommen wieder Siedler ins Tal und es entsteht ein neues Gemeinwesen, das sich im Verlauf von 300 Jahren mit wechselvoller Geschichte zur heutigen Gemeinde Münstertal entwickelt hat.

Man kann annehmen, dass bis zum Ausgang des Mittelalters etwa 500 bis 1.000 Bergleute und „Bergverwandte“ im Münstertal lebten. In Münster wurde das aus den umliegenden Gruben geförderte Erz verarbeitet, das gewonnene Silber durfte laut Vertrag nur in Münster oder in Freiburg in den Handel gebracht werden.

Die Freiburger Münze bezog einen Teil des Rohsilbers von hier und prägte daraus den Freiburger Rappen. (Zur Vereinheitlichung im Münzwesen waren der Breisgau, das Oberelsass und Teile der Schweiz zum Rappenmünzbund zusammengeschlossen).

Der Kern der heutigen Ortschaft Münstertal liegt als lockere Siedlung an der Mündung des

Talbaches in den Neumagen. Die Ausläufer dieser Siedlung ziehen sich bis weit in die Täler hinauf, ohne jedoch den unmittelbaren Talbereich wesentlich zu verlassen. Erst die einzeln liegenden, typischen Schwarzwälder Bauernhöfe finden wir auch höher an den Berghängen.

Das eindrucksvolle Panorama, das sich uns hier bietet, wird unzweifelhaft vom Belchen beherrscht. Der Belchen ist mit 1.414 m.ü.M nach dem Feldberg der zweithöchste Berg des Schwarzwaldes. Seine kahle, runde Kuppe ist unverwechselbar und macht ihn auch aus weiter Entfernung zu einem markanten Orientierungspunkt. Flankiert vom Heidstein und der Hohen Kelch grenzt er das Münstertal gegen das Wiesental ab, und sind auch die Hänge an seinen Schultern bewaldet, so weist die Nordseite mit ihren steilen Felsschroffen durchaus alpine Züge auf. Hier kann der ruhige Wanderer sogar damit rechnen, eine der sonst so scheuen Gemsen zu Gesicht zu bekommen.

Wir folgen nun dem Thiloweg bis ins Dietzelbachtal.

Station 21: Kohlenmeiler

Der hier im Modell errichtete Kohlenmeiler erinnert an die schwere Arbeit der Köhler, die einstmals auf diese Weise ihr Brot verdienten.

Zur Herstellung von Holzkohle wird Schicht- oder Scheitholz – vorwiegend Buche – zu einem Meiler von mehreren Metern Durchmesser und etwa 3 m Höhe aufgesetzt. Im Mittelpunkt des Meilers bleibt ein quadratischer Feuerschacht (= Quandel) frei, der mit leicht brennbarem Material angefüllt wird. Zur Abdeckung verwendet man Rasensoden und Erde, in die zur Steuerung des Verkohlungsvorgangs Luftlöcher gestoßen werden. Während des 16 bis 18 Tage dauernden Brandes muss der Meiler stets beaufsichtigt werden. In dieser Zeit entweichen aus dem Holz die leichtflüchtigen Bestandteile wie Holzgeist, Holzteer usw. und es entsteht die Holzkohle. Sie hat gegenüber dem trockenen Holz einen wesentlich erhöhten Heizwert und verbrennt vor allem rauchlos.

Holzkohle war in früheren Jahrhunderten zum Erschmelzen von Metallen unentbehrlich. Gerade in waldreichen Bergbaugebieten wie dem Schwarzwald findet man daher auch heute noch unzählige alte Meilerplätze im Wald. Man erkennt diese Plätze daran, daß in den Berghang eine kleine Verebnungsfläche von 5-10 m Durchmesser eingeschnitten ist, deren Bodenkrume sich durch ihre schwarze Farbe deutlich von der Umgebung abhebt.

Das Dietzenbachtal abwärts führt uns unser Weg ins breite Tal des Neumagens, der vom Zusammenfluss mit dem Talbach bis zur vor uns liegenden Straßenbrücke direkt am Hangfuß verläuft. Jenseits der Brücke beginnt der Knappenweg, dem wir talaufwärts folgen.

Station 22: Bergbau an den Galgenhalden

Das sich von hier nach Südwesten erstreckende Gebiet zwischen dem Kropbachtal, dem Wildsbachtal und dem Untermünstertal war im Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert der Schauplatz eines umfangreichen Bergbaus, liegen doch hier allein 10 Gänge, in deren Umkreis auch heute noch beachtliche Spuren der einstigen bergmännischen Tätigkeit vorhanden sind.

So finden wir z.B. im kleinen Steinbruch an der Straße bei Kropbach einen zinkblendereichen Erzgang, der noch die Reste eines alten Stollens zeigt. Wenige Meter davon entfernt führt ein Stollen unterhalb einer Felsengruppe in den Berg hinein, der ebenso wie der spätere Karl-August-Stollen am Fuße der Galgenhalden und die Stollen und Verhaue oberhalb des Steinbruchs einen uralten Bergbau dokumentieren, dessen erste urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1028 datiert, als Kaiser Konrad II. die damals in Ertrag stehenden Silbergruben des Breisgaus dem Bischof von Basel verleiht.

Dagegen ist über das Alter des Bergbaus an der Galgenhalden nichts Sicheres bekannt. Stollen und Abbaue zeigen sowohl Spuren vom Feuersetzen wie auch von Schlägel und Eisen, also von Arbeitsmethoden, die im Mittelalter ebenso wie zu Beginn der Neuzeit allgemein verbreitet waren.

Nach wenigen Metern auf dem am Hang ansteigenden Knappenweg sehen wir linker Hand unterhalb des Weges die Reste einer alten Hangkanalanlage. Von hier aus stürzte das durch den Kanal beigeleitete Wasser in den Druckstollen und trieb in dem jenseits der Straße liegenden Elektrizitätswerk die Turbinen an. Bis zum Anschluss an das Verbundnetz versorgte dieses Elektrizitätswerk Teile der heutigen Gemeinde Münstertal mit Strom.

Wir gehen den Knappenweg weiter aufwärts und erreichen nach Durchquerung eines kleinen Tälchens rechter Hand den Verhau auf dem Erzgang „Rotte Hof“.

Station 23: Erzgang Rotte Hof

Dieser Erzgang verläuft in nordöstlicher Richtung und ist auf eine Länge von etwa 250 m bekannt. Seine Mächtigkeit beträgt nur ca. 25 cm, dennoch scheint sich der Abbau durchaus gelohnt zu haben, da die Spuren der bergbaulichen Tätigkeit recht bedeutend sind. So beginnt z.B. unterhalb des Weges im Niveau des dort vorbeiziehenden Hangkanals ein Stollen, der noch auf eine Länge von 30 m begehbar ist. Hier sieht man auch den Anfang eines Abbaus in der Firste, doch ist ein weiteres Vordringen nicht möglich, da der Stollen gänzlich verbrochen ist.

Der Verhau zieht sich etwa 150 m weit bergauf und wird auf der westlichen Seite von einer großen Halde begleitet, auf der gelegentlich durchaus noch Stücke von Schwerspat und Bleiglanz zu finden sind.

Weiter oben am Hang verläuft der Wildsbachgang in nordwestlicher Richtung. Der Bergbau auf diesem Gang, der mit seiner westlichen und östlichen Fortsetzung sowie seinen Paralleltrümmern ein Gangsystem von etwa 1,5 km Länge bildet, erlebte seine größte Blüte im 17. bis 19. Jahrhundert. Aus dieser Zeit stammen die großen Verhaue sowie eine mächtige Schachtpinge und bedeutende Halden, auf denen man noch Schwerspat, Bleiglanz, Arsenkies und Pyrit finden kann.

Wir folgen dem Knappenweg weiter nach Osten und queren nach jeweils etwa 15 m eine den Hang herabziehende Rinne. In der zweiten Rinne liegt etwa 10 m über dem Weg das Mundloch eines sehr niedrigen, kurzen Stollens, der mit Schießarbeit (= Sprengen mit Schwarzpulver) aufgefahren wurde und daher wohl dem 18. Jahrhundert zuzuordnen ist. Der Stollen erreichte jedoch keinen bauwürdigen Erzgang, weshalb er aufgegeben wurde.

Kurz vor dem Wildsbachtal liegt unterhalb des Knappenweges am Hangfuß das Mundloch eines weiteren Stollens.

Station 24: Unterer Wildsbachstollen

Im Gegensatz zum vorherigen Stollen ist dieser außergewöhnlich hoch und breit, jedoch war er genauso erfolglos: Auf insgesamt 250 m Stollenlänge (der Stollen verzweigt sich mehrmals) sind nur insgesamt drei mineralisierte Klüfte ohne die geringsten Spuren von Erz gefunden worden.

Das Alter des Stollens lässt sich nicht genau festlegen, doch dürfte er zu Beginn des 18. Jahrhunderts vorgetrieben worden sein, als der Bergbau nach dem Niedergang im 30jährigen Krieg wieder auflebte und dank der Initiative des Abtes Augustin Sengler viele alte Gruben wieder in Betrieb genommen wurden.

Nach der Durchquerung des Wildbachtales liegt gleich linker Hand ein umzäuntes Gebäude. Hier stand die ehemalige Schmelzhütte im Wildsbach.

Station 25: Schmelzhütte Wildsbach

Nach alten Berichten wurde hier schon um die Mitte des 18. Jahrhunderts das Erz aus den Wildsbacher Gängen und aus dem Riggenbachgang verhüttet.

Zu jener Zeit unterstand der Bergbau noch dem Kloster St. Trudpert und damit auch die Verhüttungsanlage. Diese wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von der badischen Regierung übernommen und ging erst nach der Gründung des Badischen Bergwerksvereins in dessen Privatbesitz über. Auch der Deutsch-Englische Bergwerksverein, der den gesamten Bergbau im Münstertal 1852 übernahm, verhüttete einen Teil der Erze noch in dieser Schmelze.

1865 kauften die Gebr. Mez aus Freiburg die noch bestehenden Gebäude und richteten eine Seidenspinnerei darin ein. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts wechselte das Gebäude mehrfach den Besitzer, das Hauptgebäude wurde aufgestockt, die Nebengebäude abgerissen. Heute dient das Anwesen der Bundeswehr als Sanitätsdepot.

Die Verhüttung von Erz erforderte früher viel Geschick und reiche Erfahrung, damit kein Metall durch unsachgemäßes Vorgehen verloren ging. Zunächst musste das zerkleinerte Erz geröstet werden, d.h. aus dem komplex zusammengesetzten Mineralgemenge mussten in einem besonderen Ofen erst Schwefel und Arsen ausgetrieben werden.

Das derart vorbehandelte Erz wurde anschließend mit Holzkohle vermischt und in den Schmelzöfen verschmolzen, wobei sich das flüssige Metall von der ebenfalls flüssigen Schlacke trennte. In einem weiteren Arbeitsgang wurden dann auf dem sog. Treibherd Blei und Silber voneinander getrennt.

Station 26: Wuhrgraben

Zum Bewegen der Blasbälge, die dem Kohlenfeuer in den Schmelzöfen die nötige Luft zuführten, diente hier ein Wasserrad, das über einen etwa 500 m langen Wuhrgraben beaufschlagt wurde.

Diese Wuhr ist heute größtenteils verfallen, doch kann man ihre Reste noch an einigen Stellen gut erkennen, z. B. das Ende bei der Schmelze oder kurz vor dem Wogenbrunntal, wo der Kanal in einem Tunnel durch eine vorspringende Felsnase geführt wird. Bis zur Überquerung des Wogenbrunntals kann man die Höhenlage des Wuhrgrabens gut an der kleinen Hohlkehle erkennen, die meist nur wenig oberhalb des Wegniveaus in der Felswand verläuft.

Der Stollen, der direkt bei der ehemaligen Schmelze zutage tritt, folgt einer nur sehr dünnen Quarzader, die sich entgegen den Erwartungen nicht zu einem Gang veredelte. Der Stollen endet daher nach wenigen Metern. Eine kurze Strecke oberhalb der Schmelze befindet sich etwas über dem Wanderweg das Mundloch eines weiteren Stollens, der allerdings während des letzten Krieges angelegt wurde und als Luftschutzkeller diente.

Wo der Wuhrgraben zur Erhaltung des gleichmäßigen Gefälles auf einem kurzen Stück durch einen Stollen geführt wird, besteht die Möglichkeit, das hier anstehende Gestein genauer zu betrachten.

Station 27: Gneis

Dieses Gestein ist durch eine meist undeutliche bis feine Lagentextur gekennzeichnet. Im Querbruch erscheinen dann zahlreiche feinere oder gröbere Lagen, die sich in ihrer Farbe oder Korngröße voneinander abheben. Der Bruch in der Schieferungsebene lässt fast nur mehr oder weniger parallel angeordnete, glitzernde Täfelchen von Biotit, einem schwarzbraunen Glimmer, erkennen.

Im Gesamteindruck erscheint der Gneis grau, bei der Verwitterung geht die Farbe in ein lichtes bis kräftiges Graubraun über.

Der Gneis ist durch Metamorphose, d.h. Umwandlung aus archaischen Sedimenten hervorgegangen. Diese Sedimente, meist Grauwacken oder feldspathaltige Sandsteine, deren Alter mit über 500 Millionen Jahren veranschlagt wird, gerieten im Laufe der Zeit durch Absenkung in größere Erdtiefen, wo sie durch erhöhte Temperaturen und unter großem Druck umkristallisierten und ihre heutige Struktur erhielten.

 Infolge der großen Vielfalt in der Zusammensetzung der Sedimentgesteine, aus denen die Gneise gebildet wurden, haben auch die neu entstandenen Gesteine einen in weiten Grenzen schwankenden Mineralbestand. Das Hauptmineral der Gneise ist der Plagioklas, ein Natrium-Kalk-Feldspat, der mit 25 bis 60% vertreten ist. Ihm folgt der Quarz mit 15 bis 50%. Der Biotit erreicht meist Werte um 20%, seine Minimal- bzw. Maximalanteile liegen bei 1 bzw. 30%. Der Orthoklas, ein Kali-Feldspat, ist, wenn überhaupt, nur mit 1 bis 20% vertreten.

Zu diesen Hauptbestandteilen kommen häufig noch 1 bis 30% Cordierit sowie die fast stets vorhandenen „Akzessorien“ Apatit und Zirkon, die zusammen mit den ebenfalls häufig vertretenen „Erzen“ (Pyrit und Magnetit) jedoch kaum einmal mehr als 5% ausmachen. Weitere Minerale, die sich gelegentlich in geringer Menge im Gneis finden können, sind Sillimanit, Hornblende, Granat, Epidot und Graphit.

Der Wanderweg quert das Wogenbrunntal und führt weiter am Ufer des Neumagens entlang. Auch hier tritt der anstehende Gneis noch zutage, und wir erkennen an einem dieser Felsen zu unseren Köpfen eine glatte, flach liegende Bruchfläche. Eine solche Fläche bezeichnet man in der Geologie wegen ihres oft spiegelnden Glanzes als Harnisch.

Station 28: Harnisch

Diese Erscheinung beruht auf der gleitenden Bewegung zweier Gesteinspartien entlang einer Störung. Als Störung bezeichnet man in der Geologie eine Linie, an der Gesteine durch Bewegungen der Erdkruste gegeneinander verschoben wurden. Je nach Art und Richtung dieser Bewegungen und abhängig von dem Gestein, in dem sie stattfinden, entstehen klaffende Spalten, spiegelglatte Reibungsflächen, die Harnische oder Ruschelzonen, in denen das Gestein zunächst mechanisch zerbrochen wird, um anschließend unter dem Einfluss der Verwitterung noch weiter zu zerfallen.

Die Ursache für die Entstehung der Störungen sind meist großräumige horizontale und vertikale Verschiebungen in der Erdkruste. Sie wiederum werden hervorgerufen durch Bewegungen der Kruste auf dem Erdmantel, wodurch zunächst Spannungen entstehen, die sich entweder allmählich und unmerklich oder plötzlich in Form von Erdbeben lösen.

Auch im letzten Abschnitt des Wanderweges, wo der Berghang etwas flacher zum Neumagen abfällt, lassen Eindellungen im Hang und Wasseraustritte verstürzte Stollenmundlöcher vermuten, doch würden erst Nachgrabungen die Spuren von einem Bergbau aufdecken, von dem keine vergilbte Urkunde mehr berichtet und dessen Blütezeit und Niedergang schon längst vergessen und im Dunkel der Geschichte versunken sind.

Leopoldstollen in der Nähe des Besucherbergwerks Teufelsgrund (Foto vom Oktober 2025).

Infomaterialien

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Begleitheft zur Wandertour (vergriffen)

Führer zum geologisch-bergbaugeschichtlichen Wanderweg der Gemeinde Münstertal

Autor: H. Maus; Herausgeber: Gemeinde Münstertal, 3. Auflage 1993