Villmar: Lahn-Marmor-Weg

20.01.2022 | Geologie, Lehrpfad, Westerwald-Lahn-Taunus

© Rudolf Conrads, „Lahn-Marmor-Weg in Villmar”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-291602 (Abgerufen: 22. Januar 2022)

Mit freundlicher Genehmigung.

Vielen Dank.

Villmar an der Lahn und seine Umgebung sind das Zentrum des Lahnmarmors, eines wegen seiner reichen Farbigkeit hochgeschätzten polierfähigen Kalksteins. Die Entstehung dieses Kalksteins führt weit in die Erdgeschichte zurück. Im Devon, einer Zeit vor etwa 380 Millionen Jahren waren große Teile Deutschlands marin.

In dem warmen Meer entstanden Riffe in geringer Wassertiefe (meist auf erloschenen und versunkenen Vulkanen), die mit heutigen Riffen – z.B. denjenigen in Südost-Asien – vergleichbar sind. Mit den zahlreichen Stationen des Villmarer Lahn-Marmor-Weges soll dem Besucher ein Einblick in Entstehungsgeschichte, Abbau, Verarbeitung und auch Ästhetik dieses außergewöhnlichen Werksteins vermittelt werden.

Ausgangspunkt des Lahn-Marmor-Weges, der zwei Rundgänge über jeweils circa 1 Stunde und 30 Minuten bietet, ist die König-Konrad-Halle an der Lahn. Hier war von 1892 bis 1979 mit der traditionsreichen Firma Dyckerhoff & Neumann einer der größten Marmorbetriebe im Lahntal ansässig.

Lahn-Marmor-Weg

Die zahlreichen Stationen des Villmarer Lahn-Marmor-Weges vermitteln einen Einblick in die Entstehungsgeschichte, den Abbau, die Verarbeitung und die Ästhetik dieses außergewöhnlichen Werksteins.

Ausgangspunkt des Lahn-Marmor-Weges, der zwei Rundgänge (1 x durch den Ortskern, 1 x durch die Gemarkung) über jeweils circa eine Stunde und 30 Minuten bietet, ist die König-Konrad-Halle an der Lahn.

Erdgeschichtlicher Weg

Der Weg vom Gebäude des Lahn-Marmor-Museums bis zum Unica-Bruch entspricht einer Zeitreise von 380 Mio. Jahren. Die Entferung dieser beiden Plätze beträgt 380 Meter.

So lag es nahe, auf dieser Strecke einen erdgeschichtlichen Weg anzulegen, der die geologischen Zeiträume von heute bis zum Mitteldevon abbildet. Jeder gegangene Meter entspricht einem Zeitraum von einer Million Jahren.

Die jeweiligen geologischen Zeitalter werden auf Informationstafeln erläutert. Ein kleiner Globus zeigt auf, wie die heutige Lahnregion in dieser Zeit von 20° südlich des Äquators bis zu 50° nördlich des Äquators gewandert ist.

Beeindruckend dürfte für den heutigen Wanderer auf dieser Zeitreise sein, dass die Lahnregion auch jetzt noch Richtung Norden wandert.

Wegstationen (Rundweg 1: Durch den Ortskern)
Station 1: König-Konrad-Halle
Station 2: Turbinenhaus
Station 3: Freiluftausstellung
Station 4: Kriegerdenkmal
Station 5: Alter Kirchhof
Station 6: Pfarrkirche St. Peter und Paul
Station 7: Matthiaspforte
Station 8: Valeriuspforte
Station 9: Devotionschild
Station 10: Brunnen auf dem Brunnenplatz
Station 11: Jüdischer Friedhof
Station 12: Lahnbrücke in Villmar
Station 13: Lahn-Marmor-Museum
Station 14: Unica Bruch

Der Unica-Bruch

In Villmar findet sich auf der rechten Lahnseite 380 Meter hinter dem Lahn-Marmor-Museum der Aufschluss „Unica-Bruch“, der mit einer glattgesägten und geschliffenen Wand einen weltweit einmaligen Einblick in ein mitteldevonisches Stromatoporenriff in Lebendstellung bietet.

Zu erkennen sind neben den Stromatoporen und Korallen auch Seelilien, Kopffüßler, Schnecken sowie Brachiopoden, deren Wachstum durch den hohen Kalkgehalt des Devonmeeres begünstigt wurde. Aus dem Devonmeer stiegen die ersten Wirbeltiere an Land; seine Temperatur konservieren wir bis heute in unserem Blutkreislauf. Dem Betrachter des Lahnmarmors bietet sich ein buntes Bild, bei dem Phasen des Wachstums und Störungsphasen – beispielsweise verursacht durch Tsunamis – abwechseln. Der Lahnmarmor ist für sein breites Farbenspektrum bekannt. So ist das Rot in seinen vielen Schattierungen auf Vulkanismus zurückzuführen: Eisenhaltiges Wasser aus vulkanischen Quellen floss über Riffe und Sedimente, sickerte in Risse und Spalten, setzte Hämatit ab und hinterließ in dem an sich weißen Kalkstein das Rot oxydierten Eisens in allen Nuancen. Schwarz- und Grautöne entstanden, wo sich dunkler Ton mit dem Kalk absetzte oder wo Kohlenstoff, beispielsweise aus den Lagunen des Rückriffs, in den Kalkstein eindrang. Gelb- und Ockertöne entstanden aus Limonit (Brauneisenstein).Im Natur- und Kulturdenkmal Unica-Bruch in Villmar kann man in die Zeit vor 380 Mio. Jahren zurückblicken, als marine tropische Korallen und Schwammriffe das Material bildeten, das im letzten Jahrhundert als Lahn-Marmor Weltruhm erlangte und weltweit verbaut wurde.

Entdeckt und abgebaut wurde der Lahnmarmor nach bisheriger Meinung seit dem 16. Jahrhundert. Die Entstehung eines Stromatoporen-Riffs im Devonmeer ist nirgends in der Welt so klar zu sehen wie im Unica-Bruch in Villmar. Der Aufschluß im Villmarer Unica-Bruch – eine in zwei Terrassen gegliederte, etwa 6 Meter hohe, 15 Meter breite, gesägte Wand – gilt als ein sehr seltenes, vielleicht in der ganzen Welt sogar einmaliges Zeugnis der Entwicklung eines Stromatoporen-Riffs.

Das Villmarer Stromatoporenriff zählt zu den bedeutensten Stromatoporenriffen weltweit. Vergleichbare Aufschlüsse finden sich in Kanada und Australien.

Quelle: Lahn-Marmor-Museum

Nationales Geotop

Der Villmarer „Unica-Bruch“ wurde 2005 mit den Prädikaten „Nationales Geotop“ und „Planet Erde – Welt der Geowissenschaften“ ausgezeichnet. Damit zählt der Aufschluss zu den bedeutenden 77 Geotopen in Deutschland, hiervon befinden sich vier in Hessen.

„Nationales Geotop“ ist eine Auszeichnung, die als Ergebnis eines Wettbewerbs im Jahr 2006 an die bedeutenden Geotope in Deutschland verliehen wurde.

Im Jahr 2004 rief die Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien in Hannover (früher: Akademie der Geowissenschaften zu Hannover) zu einem Wettbewerb auf, mit dem die bedeutendsten Geotope Deutschlands erfasst werden sollten. Weiterer Zweck des Wettbewerbs war es, mögliche Kandidaten zur Aufnahme in das UNESCO-Welterbe zu identifizieren. Vorgeschlagene Geotope sollten von „außergewöhnlicher natürlicher Ausprägung“, langfristig erhaltbar und „öffentlichen Informationsmöglichkeiten zugeordnet“ sein. Neben Einzelobjekten konnten auch Ensembles bzw. geeignete Landschaften vorgeschlagen werden.

Die daraufhin eingereichten 180 Vorschläge wurden von einer Kommission aus Fachleuten begutachtet und 77 von ihnen zur Auszeichnung vorgeschlagen. Die Auszeichnung fand am 12. Mai 2006 im Landtag von Hannover statt; bei dieser Gelegenheit wurde den Objekten das Prädikat „Nationaler Geotop“ sowie vom Bundesministerium für Bildung und Forschung das Logo planeterde verliehen. Außerdem wurde ein Begleitbuch herausgegeben.

Vier ausgewählte Geotope (Grube Messel, Rammelsberg 2010 erweitert auf die Grube Samson, Mittelrheintal und die Wattenmeerküste) sind bereits im UNESCO-Welterbe aufgeführt. Dabei sind die Grube Messel und die Wattenmeerküste Naturerbestätten, während die beiden anderen als Kulturerbe gelten. Als weitere Kandidaten für das Welterbe machte die Kommission sechs Vorschläge, und zwar die Jasmunder Kreideküste, die Bastei mit dem Elbsandsteingebirge, die Fossilienfundstätte Holzmaden, das Nördlinger Ries samt Steinheimer Becken sowie das Altmühltal samt Solnhofener Plattenkalken.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Villmar

Faltblatt „Der Villmarer Lahn-Marmor-Weg“

Allgemeine Hinweise

Streckenkilometrierung

Auf der Karte zeigen die Zahlenwerte an dem Track die Kilometrierung der Tour an und sollten nicht mit den Stationsnummern von Infotafeln an Lehrpfaden verwechselt werden (Standorte von Infotafeln werden auf den Karten nicht angezeigt).

Vor Tourenbeginn

Vor Antritt einer Tour wird generell empfohlen, sich über die Begehbarkeit der Strecke direkt bei den zuständigen Stellen vor Ort bzw. bei den Wegebetreibern zu informieren, insbesondere nach Unwettern oder während des Holzeinschlags.

Nebenwege

Manche Touren verlaufen teilweise auf "off-grid"-Abschnitten (wenig genutzte Nebenwege außerhalb der bekannten Hauptwege). Solche Wegabschnitte sind teilweise durch stärkeren Bewuchs oder querliegende Baumstämme weniger gut begehbar und können durch einen Blick auf die Karte meist auch umgangen werden.