Ölförderung im Schachtbetrieb (1917-1954)

Merkwiller-Pechelbronn

Die Halde (terril) der Grube Daniel Mieg in Gunstett im August 2023 (bei Schacht III und Schacht VII), Zutritt verboten.

Schachtbetrieb bis 400 m Tiefe

Weil im ersten Weltkrieg die Ölförderung im Bohrbetrieb zurückgeht, wird der bergmännische Abbau wieder aufgenommen.

1917 bringt die Deutsche Erdoel AG (DEA) in Pechelbronn den Schacht Nöllenburg nieder, benannt nach Rudolf Nöllenburg, dem Geschäftsführer der Rechtsvorgängerin von DEA, der Deutschen Tiefbohr-Actiengesellschaft (DTA). Nach dem ersten Weltkrieg wurde der Schacht I nach dem ehem. französischen Ministerpräsidenten Georges Clémenceau benannt.

Im Zeitraum von 1917 bis 1954 werden auf einer 1.250 ha großen Fläche in vier Grubenanlagen insgesamt acht Schächte (Puit I bis Puit VIII) bis in Tiefen zwischen 150 m und 400 m angelegt sowie Streckenanlagen mit einer Gesamtlänge von 425 km vorgetrieben.

Der Schacht VIII wurde nicht fündig und deshalb auch nie in Betrieb genommen.

Eine Strecke ist ein Grubenbau, der annähernd söhlig oder mit geringer Neigung verläuft und einen regelmäßigen, ziemlich gleichbleibenden Querschnitt besitzt. Im Gegensatz zum Stollen verfügen Strecken über keine eigene Tagesöffnung, sondern münden in einen Schacht oder gehen von einem anderen Grubenbau aus.

Die Strecken werden oberhalb der ölführenden Schichten angelegt, der Vortrieb erfolgt mit Drucklufthämmern. Das Bohrklein wird mit Maultieren oder Dieselmotoren abtransportiert und über Tage auf Halde gelagert.

In den Strecken werden in 10 m Abständen kleine Sickergruben ausgehoben, in allen Gruben insgesamt ca. 25.200, um so das in den Ölsanden enthaltene Öl aufzufangen. Das Öl wird dann zu Tage gepumpt.

Der Vorteil bei der Ölgewinnung im Schachtbetrieb im Vergleich zum Bohrbetrieb ist, dass man die ölführenden Schichten besser erreichen und diesen quasi hinterher graben kann.

Insgesamt werden so 955.000 t Erdöl gefördert (nach C. Sittler: 1.098.886 t).

Von diesen Tätigkeiten zeugen noch heute die acht verschlossenen Schachtanlagen („Puit I“ bis „Puit VIII“) und fünf großen Abraumhalden („terriles“).

Siège
Clemenceau
(1917)
Le Bel
(1918)
Daniel Mieg
(1918)
De Chambrier
(1943)
Puit VIII
(1948)
Puit
Puit I
Puit IV
Puit II

Puit V

Puit III

Puit VII

Puit VI
Puit VIII
Abbausohlen
1
1
2
1
2
3
4
1
2
1
intermed.
2
1
intermed.
2
1
2
(Vortrieb nicht fündig)
Tiefe
151,6 m
154,1 m
207,5 m
178,8 m
237,4 m
360,5 m
391,4 m
178,3 m
233,8 m
195,7 m
367,7 m
401,6 m
190,5 m
363,2 m
396,6 m
318,1 m
400,1 m
ca. 400 m

Halde Schacht VI (Grube Chambrier) in Kutzenhausen im Januar 2024. Der Schacht (verschlossen) liegt hinter dem Gebäude rechts der Straßenkurve, siehe zweites Foto.

Textquellen

Wikiwand "Merkwiller-Pechelbronner". Abfrage im Januar 2024

Konold, Werner; Werner, Wolfgang und Regnath, R. Johanna (Hrsg.): Kohle-Öl-Torf. Zur Geschichte der Nutznung fossiler Energieträger. Veröffentlichung des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br., Nr. 89. Jan  Thorbecke Verlag, 2022.

Scheld, Manfred: Erdöl im Elsass. Die Anfänge der Ölquellen von Pechelbronn - Von der historischen Doktorarbeit Jean Theophille Hoeffels (1734) in die Zeit nach dem Erdöl. Verlag Regionalkultur, 2002.