Ellweiler: Das Gebiet der Uranförderung und Aufbereitung

01.11.2021 | Pfalz, Radioaktivität

Von Bernd Laquai

Historisches

Ende der 50er Jahre wurde von der niedersächsischen Bergbaugesellschaft „Gewerkschaft Brunhilde GmbH, Uetze“ am Bühlskopf im Tagebau schwach uranhaltiges Gestein abgebaut. Der Vorteil lag dabei zunächst in der geringeren Belastung der Arbeiter vor allem wegen der niedrigeren Radon-Aktivitätskonzentrationen an der freien Luft und der geringeren Staubbelastung im Vergleich zu Gruben unter Tage. 1958/59 wurde in Ellweiler an der Straße nach Birkenfeld auch eine Anlage zur Aufbereitung des gewonnenen Urans zu „Yellow Cake“ zunächst als staatliche Versuchsanlage aufgebaut. Sie wurde später von der Gewerkschaft Brunhilde privatwirtschaftlich betrieben. Dabei wurden später auch höherprozentige Erze aus Menzenschwand und anderen Abbaugebieten antransportiert und zu Urankonzentraten verarbeitet.

Die Aufbereitungsanlage in Ellweiler geriet in den 80iger Jahren in Zusammenhang mit „Unregelmäßigkeiten“ bei der Brennelemente-Fabrik Transnuklear / Nukem mit in den Strudel von etlichen Skandalen, unter anderem da auch Strahlungsgrenzwerte bei der Haldenlagerung der Abfälle massiv überschritten wurden. 1989 wurde der Betrieb von den Landesbehörden untersagt. 1991 stellte die Gewerkschaft Brunhilde den Konkursantrag. Die Sanierung und Rekultivierung mit Kosten in Höhe von rund 50 Millionen DM wurden daraufhin vom Land Rheinland-Pfalz durchgeführt.

Besuch des Gebiets Ellweiler

Wenn man nicht mit dem Auto direkt anreist, kann man auch bequem mit der Bahn bis zum Bahnhof Neubrücke (Nahe) fahren und von dort aus eine etwa 8-10 km lange Rund-Wanderung machen. Die Strecke ist allerdings nicht immer ein komfortabler und ausgeschilderter Wanderweg.

Zunächst geht man in nord-östlicher Richtung parallel zur Bahnlinie bis zum Ortsausgang und sucht den Radweg nach Birkenfeld. Er führt auf einem schönen Sträßchen rechts von einem Bach bis zur Landes-Sammelstelle für radioaktiven Abfall, die sich linksseitig des Baches befindet. Wenn man noch ein kleines Stück auf dem Sträßchen weitergeht, biegt der Bach nach links ab und man hat Zugang zur ersten Halde bei N49 37.086 E7 09.603. Diese ist ca. 15 m hoch mit einer relativ steilen Böschung, die aber so gut befestigt und mit Gras bewachsen ist, dass man problemlos hochsteigen kann. Beim Aufstieg kann man eine nur sehr geringe Zunahme der Strahlung feststellen. Sie beträgt kaum mehr als 0,2 µSv/h wenn man über 2 min mittelt (Gammascout). Von der Halde oben hat man eine schöne Aussicht auf die Sammelstelle auf der einen Seite und die Wiesen, wo früher die Fabrik stand, auf der anderen Seite. Auf der Halde kann man einige Messstellen erkennen, so zum Beispiel zur Grundwassermessung. Um die Halde herum führt ein Fußweg. In der Nähe zum Bach steht ein Stromleitungsmast, an dessen Halteseilen Radonmessdosen befestigt sind. Man befindet sich also in guter Gesellschaft. Mindestens eine der Dosen stammt vom Landes-Umweltamt Rheinland-Pfalz. Im Norden auf der Wiese lässt sich ebenfalls kaum eine erhöhte Strahlung feststellen. Ganz am Nordende der Halde findet man eine Brücke über den Bach, so dass man auf die Seite der Strasse kommt. Von dort kann man zurücklaufen bis auf die Höhe eines Rastplatzes gegenüber der Tankstelle. Von hier aus kann man ohne Probleme auch die zweite Halde bei N49 36.994 E7 09.615 besteigen. Von oben hat man einen guten Blick auf das etwas gruselig anmutende, fensterlose Gebäude der Sammelstelle. Etwas Graffiti an der Wand des Gebäudes würde gut tun. Auch auf der zweiten Halde kann eine nur ganz leicht erhöhte Gammastrahlung messen.

Ganz grundsätzlich bekommt man den Eindruck, dass die Halden in der Zwischenzeit ordentlich saniert sind, zumindest was die Gamma-Ortsdosisleistung anbelangt. Läuft man auf der Straße entlang des Zaunes zurück zur Sammelstelle, kann man auch keine großen Auffälligkeiten beobachten.

Von der Sammelstelle aus muss man ein Stück der Strasse entlang nach Süden gehen, bis rechts der Wald endet. Frühestens hier kann man nach Westen Richtung Ellweiler rechts abbiegen. Allerdings sind die Felder umzäunt, so dass, wenn man sich nicht durch den Wald schlagen will, man am besten bis zur nächsten Kreuzung der Strasse entlang läuft. Nach einer kurzen Distanz trifft man auf ein großes Gehöft von wo aus ein Feldweg Richtung Westen abzweigt. Dieser Weg führt nach Ellweiler.

Hier fällt allerdings deutlich auf, dass die Gamma-Orstdosisleistung auf den Feldern merklich ansteigt. Schaut man sich die Felder genau an, kann man erkennen, dass manche Bauern bewußt Gesteinsschotter unter die Erde gemischt haben. Das könnte zur Lockerung dienen oder auch als Wärmespeicher. Allerdings weist dieser Schotter einen gewissen Radionuklidgehalt auf, was man an der Strahlung erkennen kann. Dies ist beispielsweise auf dem Acker bei N49 36.681 E7 09.403 der Fall. Wo dieser Gesteinsschotter aus gleichmäßig kleinen Steinchen herkommt, ist unklar, aber an der Färbung kann man sehen, dass es ebenfalls Rhyolithgestein ist. Da das Gestein im Uranabbaugebiet genauso aussieht, kann man davon ausgehen, dass das Gestein auf den Äckern auch uranhaltig ist. Wie das auf das Grundwasser wirkt und auf die angebauten Pflanzen, ist offen. Wenn man schließlich wieder auf die Teerstrasse am Ortseingang bei Ellweiler kommt, nimmt die Strahlungsintensität wieder etwas ab.

Das ehemalige Uranabbaugebiet von Ellweiler befindet sich am Rande eines Hügels im Norden mit dem Namen Bühlskopf (N49 37.047 E7 08.801). Um dorthin zu gelangen folgt am besten dem Sträßchen „Am Bühl“, das am Ende in ein Feldweg übergeht, der im westlich um den Bühlkopf herumführt. Das sanierte und rekultivierte Abbaugebiet befindet sich im Norden des Bühlkopfs. Der Hügel wurde dort im Prinzip abgebrochen. Man kann die Abbruchkante mit einigen Aufschlüssen noch erkennen, dort wo das rötliche Rhyolithgestein mit einer gelblichweißen Textur deutlich hervortritt. Vor allem an der Abbruchkante und an den kleinen Höhlungen im Wald steigt die Gamma-Ortsdosisleistung stark an und erreicht Werte von über 1uSv/h an einigen Stellen. Auf Grund des noch vorhandenen Schnees war aber bei meinem Besuch die Suche nach sehr deutlich radioaktiven Steinen ziemlich erschwert. Möglicherweise behindert auch das weiträumig austretende Radon die Suche mit dem Geigerzähler.

Der größte Teil des Abbaugebiets scheint aber heute verfüllt und mit Erde bedeckt zu sein. Die Boden ist mit Gras bewachsen und man hat bereits einen Bewuchs mit Sträuchern und kleinen Kiefern. Im Wald dagegen findet man noch einige Hinterlassenschaften wie z.B. ein gemauertes Becken und eine eiserne Bergbau-Lore, die total verrostet ist.

Parallel zur Messung mit dem GeoRexx-System wurde die Äquivalentdosisleistung mit dem Gammascout aufgezeichnet. Die Dosis wurde durch Mittelung über 2 Minuten intervalle gewonnen und zusammen mit der Uhrzeit für jede Messung abgespeichert. Da auch der GPS-Empfänger die Zeit abspeichert, ist eine Zuordnung der Messpunkte zu den Koordinaten leicht möglich. Die beiden Peaks mit über 1 µSv/h stammen von Aufschlüssen an der Böschung.

Auch wenn die Rekultivierung das Abbaugebiet wieder gut in die Natur integriert, so wäre doch ein deutlicher Gefahrenhinweis wünschenswert, um vor allem ahnungslose Wanderer ohne besondere Kenntnisse vor dem Gebiets zu warnen. Besonders Kinder, welche mit den schön gefärbten Steinen spielen könnten, sind gefährdet.

Die örtlichen Behörden sollten auch die Landwirte auf die Gefahren hinweisen, die durch Vermengen des Gesteins mit dem Ackerboden entstehen. Das Grundwasser sollte nicht nur im Bereich der ehemaligen Halden der Aufbereitungsanlagen überwacht werden.

Während des Besuchs am Bühlskopf wurden 5 kg des Rhyolitgesteins an der Abbruchkante eingesammelt und in der 10 Liter Radonmesskammer vermessen. Allerdings brachte die Probenmenge das Radonmessinstrument (Sirad MR-106) bereits nach 2 Tagen an den Anschlag (max. messbare Radonkonzentration 20.000 Bq/m³). Von daher kann man davon ausgehen, dass tatsächlich Konzentrationen von deutlich über 50.000 Bq/m³ in der Messkammer entstanden sind. Das Gestein wird daher sehr gleichmäßig mit Uran durchsetzt und sehr porös sein, so dass man an einem einzelnen Stein eine im Vergleich nur geringe Gammastrahlung sieht. Die Radon-Exhalationsrate ist dagegen vermutlich sehr hoch.

Abb. 17 zeigt den zurückgelegten Weg als Übersicht mit der Farbmarkierung entlang der Tour, welche die vom GeoRexx-System gemessene Zählrate darstellt. Deutlich kann man die erhöhte Radioaktivität am Bühlskopf erkennen, sowie auf den Äckern mit dem untergemischen Rhyolith-Schotter.

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Bernd Laquai

Das Gebiet der Uranförderung und Aufbereitung in Ellweiler (Originalbeschreibung).

Textquellen

(2) Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland
Pfalz: Sanierung der ehemaligen Uranerzaufbereitungsanlage Ellweiler

(3) Nachrichtenmagazin Der Spiegel: etliche Artikel

Radioaktivität

Messverfahren

Radon