Murrhardt: Die „Uranlagerstätte“ Murrhardt im Schwäbischen Wald

Von Bernd Laquai

30.07.2014, Update 06.10.2018

Es ist schon interessant, dass man in den Listen über die Uranvorkommen auf der Welt, herausgegeben vom IAEA bzw. der OECD, gleich neben den ganz großen Uranlagerstätten wie z.B. Cigar Lake in Saskatchewan oder Olympic Dam in Australien das Örtchen Murrhardt im Schwäbischen Wald findet (ca. 50km nördlich von Stuttgart).

Allerdings kann man in der lokalen Presse lesen, dass das Element Uran in der sonst eher landwirtschaftlich geprägten Gegend schon nicht ganz so unbekannt ist. Hintergrund war nämlich vor kurzem der Ärger um die Novellierung der Trinkwasserverordnung aus dem Jahre 2011, die es erforderlich machte, dass an etlichen Stellen in Murrhardts Wasserwerken spezielle Uran-Filter eingebaut werden mussten, weil bestimmte Brunnen in der Gegend (z.B. nach Angaben der Organisation Foodwatch) bis zum Dreifachen der neuen Grenzwerte von max. 10μg Uran pro Liter enthielten. Zudem bescheinigt ein Forschungsbericht des Kernforschungszentrums Karlsruhe aus dem Jahre 1985 dem Örtchen Murrhardt auch noch erhöhte Radonmesswerte in der Luft im Freien, wie sie sonst eher im Schwarzwald auftreten. Es gibt daher tatsächlich Indizien, die für eine gewisse Präsenz des umstrittenen Elements in der idyllischen Natur des schwäbischen Waldes in der Gegend um Murrhardt sprechen.

Wenn man sehr gründlich nachforscht, kann man schließlich auch den wahren Grund grob erahnen. Im Jahre 1974 nämlich war die Gegend das Ziel von umfangreichen Uranprospektionsarbeiten einer damals neu gegründeten Firma mit dem eindeutigen Namen „Urangesellschaft“ mit Sitz in Frankfurt am Main. Eines der Ziele dieses von der Bundesregierung stark geförderten Unternehmens war damals, die Rohstoffversorgung für die Kernbrennstoff-Herstellung in Deutschland sicherzustellen. In der Zwischenzeit ist diese Firma Teil des französischen Nukleartechnik-Großkonzerns Areva. Auf Grund der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Situation in Deutschland will sich heute in Murrhardt natürlich niemand mehr so recht an diese Zeit erinnern. Aber das Internet vergisst nichts so schnell, deswegen findet man doch noch so gewisse Anhaltspunkte für das Interesse dieser Gesellschaft an der Gegend um Murrhardt so zum Beispiel einen eindeutigen Artikel in der Zeitschrift „Die Zeit“.

Der Hintergrund für das Interesse der Uranprospektoren bestand in der geologischen Erkenntnis, dass das Sedimentgestein auch in der Gegend um Murrhardt ähnlich wie an den Hanglagen Stuttgarts einen gewissen Urangehalt hat, den man auch messtechnisch nicht allzu schwer nachweisen kann. Die Gegend um Murrhardt ist nämlich ebenfalls Teil des schwäbischen Schichtstufenland, genauer gesagt gehört sie zum sogenannten Keuperbergland. Der Keuper in dieser Gegend gliedert sich wiederum wie folgt:

Oberer Keuper (ko)

Rät

Mittlerer Keuper (km)

(km5) Knollenmergel

(km4) Stubensandstein

(km3) Obere und untere bunte Mergel, Kieselsandstein

(km2) Schilfsandstein

(km1) Gipskeuper

Unterer Keuper (ku)

Lettenkeuper

Der mittlere Keuper ist diejenige Gesteinsschicht, die im Bereich des Stuttgarter Talkessels bis über Murrhardt hinaus an der Oberfläche vorherrscht und die Böden prägt. Vor allem die mächtigen Sandsteinschichten sind typisch für die Gegend, von denen der feinsandige Schilfsandstein besonders häufig als Werkstein verwendet wurde, da man in ihn sehr leicht detailreiche Ornamente einarbeiten konnte, die heute noch an vielen älteren Hausfassaden sichtbar sind. Wesentlich für den Urangehalt dieser Böden ist die Tatsache, dass tonhaltige Sande mit den Wasserströmungen das gelöste Uran als sechswertiges Uranylion über weite Strecken transportiert haben (genauer gesagt aus dem Vindelizischen Land in der Urzeit). Sobald diese Gewässer in ein reduzierendes Milieu gelangten oder mit adsorbierenden oder ausfällenden Stoffen in Kontakt kamen, wurde das Uran wieder in eine 4-wertige Oxidationsstufe umgewandelt und dann ortsfest mit den sich über die Zeit verfestigenden Sand- und Ton-Sedimenten fixiert. Dies ist der Grund warum vor allem die tonhaltigen Sandsteine in der Gegend einen deutlich erhöhten Urangehalt aufweisen. Und dieser stand eben im Interesse der Uranprospektoren als noch fieberhaft in Deutschland nach Uran gesucht wurde. Wahrscheinlich war es schließlich die politische Bedeutung der prospektierenden Firma, die dafür sorgte, dass Murrhardt relativ schnell als aussichtsreiche Uranlagerstätte in die Datenbank der IAEA und OECD gelangte.

Offensichtlich aber war das eigentliche Ergebnis der Prospektionsarbeiten am Ende doch nicht ganz so üppig, so dass die Urangesellschaft schnell das Interesse an der Gegend verlor und sich eher um Ressourcen im Ausland kümmerte. Vermutlich ging damit auch der bittere Kelch an dem Städtchen Murrhardt recht schnell vorüber und Zustände, wie sie seinerzeit im Krunkelbachtal bei Menzenschwand vorherrschten, blieben der hiesigen Bevölkerung erspart.

Da sich die Halbwertszeit für den Zerfall von Uran aber doch über mehrere Milliarden Jahre hinzieht, kann der interessierte Wandersmann immer noch, mit einem guten Geigerzähler ausgestattet, auf den Wegen der Prospektoren wandeln und deren Ergebnisse einigermaßen originalgetreu nachmessen. Dazu bietet sich vor allem eine Wanderung durch die landschaftlich sehr schöne und geologisch hoch interessante Hörschbachschlucht mit ihren Wasserfällen an. Die messbaren Werte für die Ortsdosisleistung sind zwar dort nicht allzu hoch (der Flossenbürger Granit auf der Stuttgarter Königstraße erzeugt bessere Strahlungswerte) aber die Tatsache, dass man eine deutliche Veränderung erkennen kann vom Ort Murrhardt im Tal mit anfangs sehr niedrigen Werten und danach entlang der Schlucht mit zum oberen Drittel hin deutlich zunehmenden Werten und schließlich einem abrupten Abfallen am Hang oberhalb der Schlucht, das macht die Sache doch immer noch recht spannend. Da man auf dem Weg durch die Schlucht auch praktisch alle Gesteinsschichten des mittleren Keupers durchquert, was man an den Gesteinsabbrüchen an den Felswänden sehr schön beobachten kann, ist es möglich das Gesteinsprofil bzw. das Höhenprofil dem Strahlungsprofil zuzuordnen. Damit erkennt man schließlich, dass ein deutliches Maximum der Ortsdosisleistung im Übergangsbereich des Schilfsandsteins zu den unteren bunten Mergelschichten liegt.

Dieses Ergebnis unterstreicht schließlich auch den Befund aus der Landeshauptstadt Stuttgart, wo man einerseits ein gewisses Radonproblem auf den Sandsteinböden des Killesberg entdeckt hat und anderseits eine deutliche Erhöhung der Ortsdosisleistung im Bereich des alten Schilfsandsteinbruchs der Karlshöhe erkennen kann.

Damit steht nun endgültig fest, dass es im Keuperbergland um Stuttgart einen erhöhten Gehalt an Radionukliden im Gestein aufweist und man darf gespannt sein, was die Tunnelbohrungen des Bahnprojekts „Stuttgart 21“ diesbezüglich noch ans Tageslicht bringen werden. Das radioaktive Gas Radon könnte jedenfalls dabei sein. Und damit könnte es dann vielleicht sogar die Landeshauptstadt Stuttgart noch schaffen in die berühmte Liste der stolzen Uranlagerstätten zu gelangen.

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Infomaterialien

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Bernd Laquai

Die „Uranlagerstätte“ Murrhardt im Schwäbischen Wald  (Originalbeschreibung)

Radioaktivität

Messverfahren

Radon

Menzenschwand: Radiologische Kontrollmessungen an Menzos Wegle

Menzenschwand: Radiologische Kontrollmessungen an Menzos Wegle

Veranlassung

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) führte im April 2017  im ehemaligen Uranbergbaugebiet in Menzenschwand Messungen der Ortsdosisleistung (ODL) entlang der Wanderwege „Menzos Wegle“ durch. Ergänzend dazu wurden auch Oberflächenwasserproben entnommen und radiologisch analysiert.

Anlass der vom Umweltministerium Baden-Württemberg beauftragten Untersuchungen waren Hinweise aus der Bevölkerung über erhöhte Strahlungswerte durch private Messungen, die teilweise auch im Internet veröffentlicht sind.

Menzos Wegle

Menzos Wegle sind fünf verschiedene Rundwanderungen im Tal des Krunkelbaches und im Tal der Menzenschwander Alb nördlich der Ortslage von Menzenschwand.

Die Krunkelbach-Runde führt direkt am ehemaligen Uranbergwerk, der Grube Krunkelbach oder auch Grube Hans Paul genannt, vorbei. Die Grube Krunkelbach wurde von 1961 bis 1991 von der Gewerkschaft Brunhilde als Versuchsbergwerk (ohne Konzession zum Abbau) betrieben. Dabei wurden aus den insgesamt 4,3 km langen Stollenanlagen ca. 100.000 Tonnen Uranerz entnommen.

Die folgenden Kurzbeschreibungen der Rundwege wurden aus dem offiziellen Faltblatt „Menzos Wege“ Menzenschwander Tal entnommen. Die fünfte Rundtour, die 2,1 km lange „Komfort-Runde“, wird hier nicht separat aufgeführt, da sie ausschließlich auf Teilabschnitten der „Krunkelbach-Runde“ und des „Wildapfel-Pfades“ verläuft.

Krunkelbach-Runde (4,3 km)

Sie wandern am Südhang des Krunkelbachtals unterhalb des Rabenfelsens über ein Weidfeld bis zur Radonquelle und zu der Stelle, an der bis vor nicht langer Zeit Uran abgebaut wurde. Wenn Sie Glück haben können Sie vom Weg aus auf den waldfreien Felsen und Blockhalden Gämsen beobachten.

Rund um die Kluse (4,5 km)

Diese Rundwanderung führt Sie durch das Tal der Menzenschwander Alb. Sie kommen an der Kluse vorbei, die ursprünglich von den Mönchen aus St. Blasien angelegt wurde, und sehen eindrucksvolle Moränenwälle, die von den Gletschern abgelagert wurden. Vom „Schässlong du Boah“ bietet sich ein wunderbarer Ausblick.

Wildapfel-Pfad (2,8 km)

Lernen Sie den Schwarzenberg kennen. Die Wanderung führt auf einem schmalen Pfad über eine Weidefeld, das lange Zeit nicht mehr bewirtschaftet und durch Maßnahmen des Naturschutzgroßprojektes wieder hergestellt wurde.

Wasserfall-Runde (0,4 km)

Die kurze Wasserfall-Runde eignet sich besonders für einen Spaziergang für Kinder. Das herabstürzende Wasser der Menzenschwander Alb in dem schluchtartigen Taleinschnitt wird sie begeistern.

Geißenpfad (10,5 km)

Im Jahr 2014 wurde der Premiumwanderweg „Geißenpfad“ eröffnet. Ein Rundweg, der alle Menzos Wegle integriert. Für die Zertifizierung nicht unwichtig sind neben einer abwechslungsreichen Landschaft mit besonderen Reizen auch ausreichende Rast- oder Ruhemöglichkeiten. Die Landschaft war schon da, das andere wurde phantasievoll gestaltet. Bravo.

Ein Muss für Naturliebhaber und geologisch interessierte Menschen.

Überwachungsmessungen bis 1992

„Bis zur Entlassung des Erkundungsbergwerks aus dem Bergrecht im Jahr 1992, führte die damalige Landesanstalt für Umweltschutz (LfU), heute LUBW, radiologische Überwachungsmessungen des Wassers des Erkundungsbergwerks durch.

Reduzierte Überwachungsmessungen bis 2004

Von 1992 bis 2004 entnahm die LfU dann noch im Rahmen eines reduzierten Überwachungsprogramms auf dem und um das Betriebsgelände des ehemaligen Erkundungsbergwerks regelmäßig Wasserproben und bestimmte ihren Radioaktivitätsgehalt. Die Messungen wurden im Jahr 2004 eingestellt, weil keine radiologischen Veränderungen mehr zu beobachten und weiter zu erwarten waren.

Kontrollmessungen 2017

Die Kontrollmessungen im Jahr 2017 durch die LUBW hatten das Ziel, die hingewiesenen Stellen mit erhöhten Strahlungswerten auf und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ messtechnisch zu verifizieren und eine realistische Dosisabschätzung für die Bevölkerung und Wanderer vorzunehmen.

Dabei sollte auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass an leicht zugänglichen Wasserstellen entlang des Wanderweges zur Erfrischung Wasser entnommen und getrunken wird. Dazu wurden stichprobenhaft auch Oberflächenwasserproben entnommen und im Labor chemisch analysiert.“

Die Vorgehensweise der Kontrollmessungen 2017 wird im Folgenden beschrieben. Die Messergebnisse an den einzelnen Messpunkten/Probenahmestellen sind in der Karte dargestellt.

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Messung der Ortsdosisleistung (22 Messpunkte)

„An ausgewählten Messpunkten wurde mit einem geeichten Dosisleistungsmessgerät repräsentativ die Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung (ODL) gemessen. Für die Auswahl der Messpunkte wurden unter anderem Orientierungsmessungen der Ortsdosisleistung durchgeführt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Durchführung der Messungen

„Für die Orientierungsmessungen auf den befahrbaren Wegen wurde das im Messfahrzeug der LUBW installierte, GPS-gestützte Messsystem zum Nachweisen von Photonenstrahlung FHT 1376 der Firma Thermo Scientific eingesetzt. Die Messgröße ist die Ortsdosisleistung d.h. die Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10). Die Wege wurden mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h befahren, wobei das Messsystem jede Sekunde den aktuellen Messwert georeferenziert aufzeichnet.

Für die Orientierungsmessungen auf den nicht befahrbaren Wegen wurde das in einem Rucksack installierte, GPS-gestützte Messsystem zum Nachweisen von Photonenstrahlung FHT 1377 der Firma Thermo Scientific eingesetzt. Die Messgröße ist die Ortsdosisleistung d.h. die Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10).

Die Wege und Pfade wurden mit einer Geschwindigkeit von ca. 4 km/h begangen, wobei das Messsystem alle zehn Sekunden den 10-Sekunden-Mittelwert sowie den Maximalwert georeferenziert aufzeichnet.

Beide für die Orientierungsmessungen eingesetzten Messsysteme verfügen über ein NBR-Verfahren (Natural Background Rejection), das die Anteile der Ortsdosisleistung aus natürlichen und künstlichen Strahlenquellen auf Basis der Energieabhängigkeit dieser Anteile ermittelt. Damit ist es möglich, den Anteil der Ortsdosisleistung der durch die natürliche terrestrische Strahlung verursacht wird, für sich zu betrachten. So können auch geringe Schwankungen und Auffälligkeiten der natürlichen terrestrischen Strahlung festgestellt und der Anteil der kosmischen Photonenstrahlung ausgeblendet werden. Zudem können künstliche Strahlenquellen schnell lokalisiert werden.

Für die repräsentativen Messungen an den ausgewählten Messpunkten wurde das geeichte Handmessgerät zum Nachweis von Photonenstrahlung 6150AD-b/E der Firma automess GmbH verwendet. Die Messgröße ist die Ortsdosisleistung d.h. die Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10). An jedem ausgewählten Messpunkt wurde versucht, die Stelle mit der höchsten Ortsdosisleistung aufzuspüren. An dieser Stelle wurde der 1-Minuten-Mittelwert der Ortsdosisleistung jeweils in 10 cm und 100 cm Abstand vom Boden ermittelt. Eine Messung mit direktem Kontakt mit dem Boden würde hier keinen korrekten Wert einer Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung liefern, da Messeffekte durch Betastrahlung sowie geometrische Effekte das Ergebnis verfälschen. Der Bereich um die Stelle mit der höchsten Ortsdosisleistung wurde auch einer Sichtprüfung unterzogen, um (weitere) Auffälligkeiten auszuschließen.

Die Messungen fanden am 10.04.2017 und 11.04.2017 statt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Auswahl der Messpunkte

„Zur Auswahl der Messpunkte musste zunächst das zu betrachtende Gebiet auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ unter Zuhilfenahme verschiedener Infoquellen eingegrenzt werden. Im Internet wurden Stellen mit auffälligen Ortsdosisleistungen konkret benannt, diese Stellen wurden direkt als Messpunkte ausgewählt. Darüber hinaus wurden auf vier ausgeschilderten Rund- und Wanderwegen georeferenzierte Orientierungsmessungen der Ortsdosisleistung durchgeführt.

Während der Orientierungsmessungen wurden Rastplätze, Bänke, potenzielle Trinkwasserquellen und sonstige Auffälligkeiten für die Auswahl weiterer Messpunkte und Probenentnahmestellen georeferenziert erfasst.

Insgesamt wurden folgende 22 Messpunkte für die repräsentative Messung der Ortsdosisleistung ausgewählt:

  • 2 Referenzmesspunkte an Stellen zur Ermittlung des ortsüblichen, natürlichen Untergrundes der Ortsdosisleistung
  • 6 Messpunkte an Stellen mit auffälligen Werten der Ortsdosisleistung, die im Internet genannt sind bzw. bei der Auswertung der Orientierungsmessungen festgestellt wurden
  • 14 Messpunkte an Stellen ohne Auffälligkeiten wie Rastplätzen bzw. Bänken

Bei der Auswahl der Messpunkte wurde auf eine gleichmäßige Verteilung auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ geachtet, wobei die Messpunktdichte im Bereich des ehemaligen Erkundungsbergwerks erhöht wurde (siehe Abbildung 1). Eine größere Anzahl an Messpunkten war aus Sicht der LUBW nicht erforderlich.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Messergebnisse

„Als Referenzwerte für die Auswertung der Messergebnisse wurden mit den verwendeten Messsystemen in St. Blasien und Menzenschwand Messungen des ortsüblichen Ortsdosisleistungs-Untergrundes durchgeführt. Die ermittelten Messwerte des Untergrundes sind für die einzelnen Messsysteme unterschiedlich. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass bei den NBR-Messsystemen, die bei den Orientierungsmessungen eingesetzt wurden, nur der Anteil der Ortsdosisleistung aus der natürlichen terrestrischen Photonenstrahlung herangezogen wird. Bei den repräsentativen Messungen mit dem geeichten Messgerät hingegen werden alle Anteile der Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung berücksichtigt. Es sei darauf hingewiesen, dass hier nur die Messwerte des geeichten Messgerätes repräsentativ sind und die Messwerte der beiden anderen Messsysteme lediglich als Orientierung dienen.

Bei den mit dem Messfahrzeug durchgeführten Orientierungsmessungen wurden an zwei Stellen auffällige Messwerte (1,04 μSv/h bei 47,83917°N/8,04583°E und 1,56 μSv/h bei 47,85017°N/8,06340°E) festgestellt. Als „auffällig“ bzw. „erhöht“ gelten Messwerte größer als das 2-3 fache des für das entsprechende Messsystem aufgeführten ortsüblichen, natürlichen Untergrundes.

Bei den mit dem Rucksack-Messsystem durchgeführten Orientierungsmessungen wurden an einer Stelle auffällige Messwerte (2,62 μSv/h bei 47.84028°N / 8.06278°E) festgestellt. Diese Stellen wurden als die Messpunkte 9, 20 und 14 für weitere repräsentative Messungen ausgewählt.

Die höchsten Ortsdosisleistungen wurden an einem Loch auf dem Wanderweg „Menzos Wegle“ bzw. „Menzos Wege – Krunkelbachrunde“ in der Nähe des ehemaligen Erkundungsbergwerks gemessen (Messpunkt Nr. 9). Das Loch hat einen Durchmesser von ca. 30 cm und eine Tiefe von ca. 10 cm und ist dem Anschein nach von der Grasnarbe befreit und mit Steinen verfüllt. Bei der messtechnischen Überprüfung der Umgebung des Loches (Messpunkte 9.1 und 9.2) wurde in östlicher Richtung auf dem Wanderweg eine weitere Stelle mit erhöhter Ortsdosisleistung identifiziert (Messpunkt 10).

Im Grubenbereich des Erkundungsbergwerkes wurde ebenfalls eine Stelle mit erhöhter Ortsdosisleistung identifiziert (Messpunkt 8). Die Stelle ist, wie der gesamte Weg der in südöstlicher Richtung zum ehemaligen Grubenbereich führt, mit Gras bewachsen und sonst unauffällig.

In der Schlucht der Menzenschwander Wasserfälle (Messpunkt 14) wurde nur eine geringfügig erhöhte Ortsdosisleistung festgestellt, die mit großer Wahrscheinlichkeit durch das umliegende Felsgestein verursacht wird. Sonst gab es dort keine Auffälligkeiten.

Weiter wurde an einer Stelle auf einem Forstweg eine erhöhte Ortsdosisleistung festgestellt (Messpunkt 20). Der Forstweg ist großräumig mit Schotter befestigt. Die lokal erhöhte Ortsdosisleistung stammt aber nicht vom losen Schotter. Am losen Schotter wurden keine erhöhten Dosisleistungen festgestellt.

Am Messpunkt 21 wurde entgegen den Angaben im Internet keine erhöhte Ortsdosisleistung festgestellt. Auch sonst ist die überprüfte Stelle unauffällig.

An den übrigen Messpunkten ist die gemessene Ortsdosisleistung unauffällig und liegt im Bereich zwischen 0,09 μSv/h und 0,238 μSv/h in 10 cm Abstand vom Boden bzw. 0,109 μSv/h und 0,220 μSv/h in 100 cm Abstand vom Boden. An diesen Messpunkten, die sich überwiegend an Rastplätzen und Sitzbänken befinden, wurden keine Auffälligkeiten beobachtet.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Die eingehauste Barbaraquelle (Brunnenbohrung) im April 2023.

Die eingehauste Floriansquelle (Brunnenbohrung) im April 2023.

Radiologische Untersuchung von Wasserproben (10 Entnahmestellen)

„Für die Dosisabschätzung zur inneren Strahlenexposition aus dem Verzehr von Oberflächenwasser an leicht zugänglichen Wasserstellen auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ ist die Beprobung und Analyse der Wässer erforderlich. Hierzu wurden jeweils die Gehalte der Radionuklide des Natururans (U-238, U-235 und U-234) und deren langlebigen Zerfallsprodukte Ra-226, Rn-222, Pb-210, Po-210 sowie Ra-228 als Nuklid der Thoriumzerfallsreihe bestimmt. Auch wenn es sich hier nicht um Trinkwasser handelt, wurde das Vorgehen an dem „Leitfaden zur Untersuchung und Bewertung von radioaktiven Stoffen im Trinkwasser bei der Umsetzung der Trinkwasserverordnung“ angelehnt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Durchführung der Probenahme

„Die Probenentnahme wurde nach der Messanleitung „H-VORBEMERK-TWASS-02“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) durchgeführt. Bei den entnommenen Proben handelt es sich um Stichproben.

An jeder Probenentnahmestelle wurden mehrere Wasserproben für die unterschiedlichen Analysen entnommen. Für die auf Rn-222 zu analysierenden Wasserproben wurden radondichte Probenahmegefäße aus Kunststoff verwendet.

Aufgrund der Menge der benötigten Wasserproben wurde die Probenentnahme auf drei Tage, den 06.04.2017, 11.04.2017 und 10.05.2017 aufgeteilt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Durchführung der Analysen

„Die Analysen wurden im Zeitraum vom 06.04.2017 bis 18.05.2017 im radiologischen Labor der LUBW durchgeführt. Zum Nachweis der unterschiedlichen Radionuklide wurden die Wasserproben wie folgt analysiert:

  • U-234/U-235/U-238: Die Wasserproben wurden radiochemisch mittels Säulenchromatographie aufbereitet und die Radionuklide alphaspektrometrisch gemessen.
  • Pb-210/Ra-226/Ra-228: Die Wasserproben wurden radiochemisch aufbereitet und die Radionuklide direkt (Pb-210) oder indirekt (Ra-226 über Bi-214/Pb-214 und Ra-228 über Ac-214) gammaspektrometrisch gemessen.
  • Rn-222: Das Radionuklid wurde ohne radiochemische Aufbereitung in den radondichten Probenentnahmegefäßen gammaspektrometrisch gemessen.
  • Po-210: Die Wasserproben wurden radiochemisch durch Spontanabscheidung an Silberfolie aufbereitet und das Radionuklid alphaspektrometrisch gemessen.

Alle eingesetzten Analyseverfahren sind durch die Teilnahme an externen Ringvergleichen qualitätsgesichert und erreichen die in Anlage 3a Teil 3 der Trinkwasserverordnung genannten nuklidspezifischen Nachweisgrenzen.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Auswahl der Probeentnahmestellen

„Hinsichtlich der Eingrenzung des zu betrachtenden Gebiets wird auf den Abschnitt „Durchführung der Messungen“ verwiesen. Weiter wurden für die Auswahl der Probenentnahmestellen folgende Informationen herangezogen:

  • In dem Internet-Bericht wird die Vermutung geäußert, dass das Wasser des Krunkelbachs „ganz schön uranhaltig“ ist. Weiter wird von austretendem Wasser aus dem verfüllten Grubeneingang berichtet.
  • Orientierungsmessungen: Während den Orientierungsmessungen wurden stehende und fließende Gewässer, Brunnen etc., die als potentielle Trinkwasserquellen verwendet werden könnten, identifiziert.
  • Frühere LUBW-Analysen: Die LUBW hat bis zum Jahr 2004 im Auftrag des Landes Baden-Württemberg das aus der verfüllten Grube austretende Wasser, den Krunkelbach sowie die Menzenschwander Alb regelmäßig auf Uran, Ra-226 und Pb-210 analysiert.

Insgesamt wurden neun Stellen für die Probenentnahme von Wasser ausgewählt:

  • 1 x Brunnen direkt an einem Wanderweg
  • 4 x Flüsse und Bäche, die vom Wanderweg aus einsehbar sind, und
  • 4 x Wasseraustritte und Rinnsale auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks, die jedoch von keinem Wanderweg aus einsehbar sind.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Messergebnisse

„Die ermittelten Aktivitätskonzentrationen sind für die nachzuweisenden Radionuklide und die entsprechende Probenentnahmestellen in Tabelle 6 in der Veröffentlichung der LUBW aufgeführt. Konnte ein Radionuklid nicht nachgewiesen werden, ist die erreichte Nachweisgrenze angegeben (z.B. < 2,42E-03).

  • Die höchsten Aktivitätskonzentrationen wurden für alle nachzuweisenden Radionuklide in den Wasserproben aus den Probenentnahmestellen 2, 3, 4 und 5 auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks festgestellt. Diese Probenentnahmestellen sind jedoch von keinem der betrachteten Wanderwege aus sichtbar und es ist eher unwahrscheinlich, dass die entsprechenden Wasserquellen zur Erfrischung (trinken) genutzt werden.
  • Die niedrigsten Aktivitätskonzentrationen wurden für alle nachzuweisenden Radionuklide in den Wasserproben aus den Probenentnahmestellen der Flüsse und Bäche (Probenentnahmestellen 1, 6, 7 und 10) festgestellt. In der Wasserprobe der Probenentnahmestelle 6 (Krunkelbach nach Einleitung) ist die Urankonzentration im Vergleich zu den übrigen Wasserproben der Flüsse und Bäche erhöht.
  • Die Wasserprobe aus der Probenentnahmestelle 8 (Brunnen Parkplatz) weist für Rn-222 ebenfalls erhöhte Aktivitätskonzentrationen auf. Die Aktivitätskonzentrationen der übrigen Radionuklide liegen in dieser Wasserprobe in der Größenordnung der beprobten Flüsse und Bäche.
  • Im Vergleich zu den zuletzt im Jahr 2004 durchgeführten Wasseranalysen der LUBW liegen die hier ermittelten Aktivitätskonzentrationen der Wasserproben aus den entsprechenden Probenentnahmestellen 1, 2, 3, 5, 6 und 7 in derselben Größenordnung.

Es wurden keine Radionuklide künstlichen Ursprungs identifiziert.

Hinweis: Zur Probeentnahmestelle 9 sind in der Veröffentlichung der LUBW keine Daten enthalten (Lage bzw. Messergebnisse).“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 2: Betonrohr (direkt neben KG-Rohr, Probenahmestelle 3) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks.

Nicht von Wanderweg aus sichtbar.

An dieser Stelle wurden nach der Stilllegung des Grubenbetriebes bis 2004 Überwachungsmessungen durch die LUBW durchgeführt.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 74,2 µg/l (±7%)
Messwert Rn-222: 447 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

Standort Foto:

Am Pfad aus Richtung der „Barabaraquelle“, unten am Krunkelbach, der direkt links / außerhalb des Fotos vorbeifliesst.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 3: KG-Rohr (direkt neben Betonrohr, Probenahmestelle 2) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks.

Nicht von Wanderweg aus sichtbar.

An dieser Stelle wurden nach der Stilllegung des Grubenbetriebes bis 2004 Überwachungsmessungen durch die LUBW durchgeführt.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 59,5 µg/l (±7%)
Messwert Rn-222: 447 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 4: Rinnsal (vermutlich Ablauf der beiden Wasserausläufe der Probenahmestellen 2 und 3) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 53,7 µg/l (±8%)
Messwert Rn-222: 630 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 5: Auslauf Drainagerohr in den Krunkelbach auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks (Hauptwasseraustritt im Verfüllbereich des ehem. Stollenmundlochs).

Nicht von Wanderweg aus sichtbar.

An dieser Stelle wurden nach der Stilllegung des Grubenbetriebes bis 2004 Überwachungsmessungen durch die LUBW durchgeführt.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 51.53 µg/l (±7%)
Messwert Rn-222: 332 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

Überreste eines Verteilerschranks. Weitere Hinweise sind willkommen.

Das Bergwerk Krunkelbach im April 2023 bzw. die heute noch zu erkennenden Überreste. Das Foto zeigt den Verfüllbereich vor dem Stollenmundloch, der über mindestens drei Drainageleitungen in den „links“ direkt angrenzenden Krunkelbach entwässert wird.

Radiologische Bewertung
Bewertungsmaßstab für natürlich vorkommende radioaktiven Stoffe

„In der Strahlenschutzverordnung vom 20. Juli 2001 wurden erstmals auch Regelungen für den Schutz der Bevölkerung bei natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen in das deutsche Strahlenschutzrecht aufgenommen. Die Regelungen beziehen sich auf Arbeitsplätze, an denen Beschäftigte aufgrund menschlichen Zutuns einer „erheblich erhöhten Strahlenexposition“ durch natürlich vorkommende radioaktive Stoffe ausgesetzt sind, sowie auf Rückstände aus industriellen Prozessen, in denen sich natürlich vorkommende radioaktive Stoffe anreichern und bei denen eine Verwertung (z.B. zum Hausbau) oder die Deponierung zu einer „erheblich erhöhten Strahlenexposition“ von Einzelpersonen der Bevölkerung führen können.

Als „erheblich erhöhte Strahlenexposition“ sieht die amtliche Begründung zur Strahlenschutzverordnung eine zusätzliche Strahlenexposition im Kalenderjahr von mehr als 1 Millisievert an.

Bei dem Dosiswert handelt es sich um einen Richtwert, da ausschließlich natürliche Radionuklide betroffen sind, wie sie auch unter menschlich unbeeinflussten Umweltverhältnissen allenthalben vorkommen. Daher wird ein Abgrenzungskriterium benötigt, das Auswirkungen durch menschliche Einflüsse hinreichend vom natürlichen Hintergrund abhebt. Dies ist bei Zugrundelegung des 1-mSv/a-Kriteriums gegeben.

Die gesamte mittlere effektive Dosis durch die natürliche Strahlenexposition beträgt in Deutschland 2,1 mSv pro Jahr. Durch kosmische Strahlung entstehen 0,3 mSv/a, durch terrestrische Strahlung 0,4 mSv/a und durch inkorporierte Radionuklide 1,4 mSv/a. In Anbetracht der Variationsbreite der einzelnen Komponenten, insbesondere der Inkorporation von Rn-222 und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten, liegt die jährliche effektive Dosis im Mittel in Deutschland im Bereich zwischen 2 und 3 mSv. Der Beginn von Strahlenschutzmaßnahmen bei einer zusätzlichen effektiven Dosis von 1 mSv/a durch natürlich vorkommende radioaktive Stoffe schließt sich an die durchschnittliche natürliche Strahlenexposition an. Das neue Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) behält an diesem Bewertungsmaßstab bei. Er wird für die nachfolgende Bewertung herangezogen.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Äußere Strahlenexposition

„Für eine Einzelperson der Bevölkerung, die jeden betrachteten Wanderweg in Menzenschwand einmal begeht, beträgt die abgeschätzte effektive Dosis aus äußerer Strahlenexposition insgesamt 24,3 μSv. Hält sich eine Einzelperson der Bevölkerung zwei Stunden direkt an der Stelle mit der höchsten ermittelten Ortsdosisleistung auf, beträgt die effektive Dosis 20,6 μSv. Die abgeschätzten Dosen sind, trotz der lokal erhöhten Ortsdosisleistung, deutlich geringer als der unter Abschnitt 5.1 in der Veröffentlichung der LUBW genannte Richtwert von 1 mSv. Bezogen auf das Kalenderjahr wird der Richtwert von 1 mSv erst erreicht, wenn eine Einzelperson der Bevölkerung jeden Wanderweg mehr als 40-mal abschreitet oder sich annähernd 50 Stunden am Ort der höchsten Ortsdosisleistung aufhält. Bei der vorgesehenen Nutzung des Gebiets zum Wandern ist die äußere Strahlenexposition für Einzelpersonen der Bevölkerung auf den und um die betrachteten Wanderwege in Menzenschwand radiologisch unbedenklich.

Die repräsentativen Messungen sowie die Orientierungsmessungen (vgl. Abbildung 1) zeigen insgesamt, dass die Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung im gesamten betrachteten Gebiet weitestgehend homogen ist und im Schwankungsbereich des ortsüblichen natürlichen Untergrundes liegt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Innere Strahlenexposition

„Für die innere Strahlenexposition durch Ingestion eines Liters Wasser, das an Stellen entlang des Wanderweges „Menzos Wegle“ entnommen und getrunken werden könnte, ergaben die Dosisabschätzungen für ein Kleinkind Werte bis zu 7,4 μSv. Für Erwachsene lag der Maximalwert bei 0,63 μSv. Beide Werte wurden für die Wasserquelle „Brunnen Parkplatz“ ermittelt, der als Ausgangspunkt für Wanderungen auf den betrachteten Wanderwegen dient. Die Werte zeigen, dass eine einmalige Einnahme von Oberflächenwasser bzw. Brunnenwasser zur Erfrischung auf einer Wanderung aus radiologischer Sicht unbedenklich ist. Diese Aussage trifft auch auf die vom Wanderweg nicht sichtbaren Wasserstellen auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks zu (Maximalwert Kleinkind: 35,9 mSv, Erwachsener: 2,9 mSv jeweils für den Messpunkt Nr. 4). Um den Richtwert von 1 mSv effektive Dosis durch den Verzehr von Wasser entlang des Wanderweges an den sichtbaren Wasserstellen zu erreichen, müsste das Kleinkind über 130 Liter und der Erwachsene über 1.500 Liter zu sich nehmen (nicht sichtbare Wasserstellen auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks Kleinkind: > 25 Liter, Erwachsener > 340 Liter).

Die stichprobenhaften Wasseranalysen zeigen, dass aus radiologischer Sicht geringe Entnahmen und Einnahmen von natürlichen Wässern auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ unbedenklich sind. Eine unmittelbare Nutzung zur örtlichen Wasserversorgung schließt sich hingegen aus.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Zusammenfassung

„Die LUBW führte im Zeitraum vom 06.04.2017 bis 18.05.2017 radiologische Kontrollmessungen Im Bereich der  Wanderwege „Menzos Wegle“ in Menzenschwand durch.

Ziel und Zweck der Untersuchungen war

  • die Verifikation von Messergebnissen eines Bürgers, der entlang des Wanderweges erhöhte Ortsdosisleistungen (ODL) festgestellt hatte, und
  • eine realistische Dosisabschätzung für Einzelpersonen der Bevölkerung, die sich auf dem und um den Wanderweg aufhalten.

Auf den Wanderwegen wurde die Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung gemessen sowie stichprobenhaft Wasserproben entnommen und im Labor radiologisch analysiert.

Die der Umweltmeldestelle der Landesregierung Baden-Württemberg übersandten ODL-Messwerte aus Privatmessungen konnten in der Größenordnung bestätigt werden, wobei zur Ermittlung einer repräsentativen Ortsdosisleistung eine andere Messgeometrie (Messung in 10 cm Abstand vom Boden anstatt Messung auf Kontakt) zu wählen war.

Es kann bestätigt werden, dass der Strahlenpegel in dem Gebiet auf und um die Wanderwege „Menzos Wegle“ an einzelnen Stellen erhöht ist.

Die durchgeführten Wasseranalysen zeigten Radioaktivitätsgehalte, die vergleichbar zu früheren Messergebnissen der LUBW sind. Radionuklide künstlichen Ursprungs waren wie erwartet nicht zu identifizieren.

Auf Basis der Messungen und Analysen wurde die äußere und innere Strahlenexposition für eine Einzelperson der Bevölkerung, die auf dem Wanderweg wandert bzw. einen Liter Oberflächenwasser zu sich nimmt, abgeschätzt. Die Summen der abgeschätzten effektiven Dosen aus äußerer und innerer Strahlenexposition liegen sowohl für das Kleinkind als auch für den Erwachsenen unter realistischen Annahmen unter 50 μSv/a und damit innerhalb der Schwankungsbreite der mittleren effektiven Dosis der natürlichen Strahlenexposition in Deutschland. Auch bei einem häufigeren Aufenthalt (z. B. mehrere Wanderungen im Jahr) auf den untersuchten Wegen wird der Richtwert von 1 mSv/a für eine Einzelperson der Bevölkerung nicht erreicht.“

„Die Strahlenexpositionen auf den und um die Wanderwege „Menzos Wegle“ sind radiologisch unbedenklich.“

 

„Es wurden keine Hinweise auf größere Mengen Urangestein im Bereich der Wege gefunden.“

 

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Infomaterialien

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Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)

Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

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Bernd Laquai

20 Jahre später: Hinterlassenschaften des Uranabbaus im Krunkelbachtal bei Menzenschwand, 9. Juli 2013. Veröffentlicht auf www.opengeiger.de.

Textquellen

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Mit freundlicher Genehmigung der LUBW vom 21.04.2023. VIELEN DANK.

Auslauf der Hauptdrainageleitung aus dem Verfüllbereich des Stollenmundlochs der Grube Hans Paul in den Krunkelbach im April 2023.

Schriesheim: Radioaktivität am Ölberg

Von Bernd Laquai, 3.6.2013

Die natürliche Radioaktivität im Kletterrevier am Ölberg bei Schriesheim

Schriesheim bei Heidelberg liegt am Übergang der Rheinebene in die ersten Erhebungen des Odenwalds. Die Stadt ist bekannt durch ihre Burg, die sogenannte „Strahlenburg“, und dem von weitem sichtbaren und gewaltigen Steinbruch an der Kuppe des Ölbergs. In diesem Steinbruch wurde bis in die sechziger Jahre ein ockerfarbiges Rhyolithgestein, auch Quarzporphyr genannt, in großem Stil abgebaut wurde. Heute ist der aufgelassene Steinbruch ein unter Naturschutz stehendes Geotop, welches als Kletterrevier und Wandergebiet genutzt wird. Das tolle Kletterevier ist in der Zwischenzeit überregional bekannt.

Auch in den Nachbarorten Dossenheim und Weinheim gibt es große Quarzporhyr-Steinbrüche, die teilweise noch in Betrieb sind. Der Quarzporphyr oder Rhyolit ist derselbe Gesteinstyp, der auch im Ellweiler Uranabbaugebiet am Bühlskopf im Saarland zu finden ist.

Schriesheim ist ebenfalls der Sitz der Firma Gamma-Scout Dr. Mirow, einem Familienunternehmen, welches unter anderem einen für seinen geringen Stromverbrauch fast schon legendären Geigerzähler in der preislichen Mittelklasse herstellt. Insgesamt betrachtet kann man dieses Gerät guten Gewissens als ein Beispiel für ein wirklich erstklassiges deutsches Qualitätsprodukt bezeichnen, das auf Grund seiner hohen Verbreitung praktisch schon eine Quasi-Referenz geworden ist.

In Anbetracht des Namens der Burg, dem für sein Urangehalt bekanntes Rhyolitgestein und dem Firmensitz von Gamma-Scout muss man sich aber schon wundern, warum bis dato noch niemand im Internet über die natürliche radioaktive Strahlung in Schriesheim insbesondere im Steinbruch berichtet hat.

Nun ja, die Burg heißt auch nicht Strahlenburg wegen der radioaktiven Strahlung des uranhaltigen Gesteins und vermutlich hat die Familie Mirow auch überhaupt nichts mit dem Betreiber der Steinbrüche in der Gegend zu tun (der Betreiber ist die Porphyrwerke Weinheim-Schriesheim AG). Aber kurios ist das schon, denn um es kurz zu machen: läuft man mit einem laufenden Gamma-Scout Geigerzähler in der Hand an der Strahlenburg vorbei den Wanderweg hoch ins Kletterrevier am Ölberg, dann sieht man auf dem Display des knallgelben Geräts mit dem deutlich aufgedrucktem Radioaktivitätssymbol, wie die gemessene Strahlung laufend zunimmt. Das Gerät zeigt schließlich Werte für die Gamma-Ortdosisleistung, welche auf dem Geröll unterhalb der 1. Stufe an der Kletterwand (bei N49 28.147 E8 40.701) bereits auf das etwa fünf-fache der normalen Dosisleistung (z.B. in der Rheinebene) ansteigen. Es ist durchaus möglich, dass sich an bestimmten Stellen weiter oben in der Felswand noch höhere Werte finden lassen, die von höherprozentigen Uranvererzungen herrühren könnten. Die Wanderer und Kletterer würden bei einer entsprechenden Messung in der Felswand allerdings etwas irritiert dreinschauen, besonders wenn man am Seil hängend auch noch das akustische Knacken des Geigerzählers einschalten würde.

Was bedeutet dies Radioaktivität nun für die Kletterer in dem fast paradiesisch anmutenden Kletterrevier? Ist das nun für die Gesundheit gefährlich? Dazu kann man sich vielleicht als Anhaltspunkt klarmachen, dass die derzeitig gültigen Strahlenschutzvorschriften davon ausgehen, dass eine Jahresdosisleistung von 1 mSv als noch bedenkenlos angesehen werden kann. An den Porphyr-Kletterwänden kann man in etwa eine Dosisleistung von 0,5 µSv/h messen. Wenn man keinerlei anderen Strahlenexpositionen ausgesetzt wäre (also keine Höhenstrahlung im Flugzeug, keine Röntgenstrahlung beim Arzt usw.) dann könnte man sich 1.000 µSv/(24h/Tag x 0,5 µSv/h) = 83 Tage bedenkenlos im Kletterrevier aufhalten, bis dieses Dosis-Budget aufgebraucht wäre. Das wären dann aber volle 24 h-Tage. Meist aber klettert man nicht länger als 6 Stunden, dann wären das schon 333 Kletteraufhalte, also ein Aufenthalt an fast jedem Tag des Jahres. Solange die Integrität des Gesteins gewahrt bleibt und die Luftbewegung das durch den Zerfall des Urans aus den Gesteinsspalten austretende radioaktive Gas Radon gleich wegweht, ist das also sicher für die wenigsten Kletterer ein Problem. Man könnte das vielleicht sogar direkt noch als eine Anregung des Immunsystems werten, ähnlich wie die Radon-Balneologen das in Bad Gastein oder Bad Schlema behaupten.

Anders aber wird es in den benachbarten Steinbrüchen aussehen, die noch aktiv sind. Gesteinsstaub, welcher beim Sprengen oder Brechen der Gesteinsquader oder beim Zerkleinern bzw. Verladen entsteht, kann leicht durch Inhalation inkorporiert werden.

Befinden sich die vornehmlich alphastrahlenden Radionuklide aus dem Uranzerfall im Körper, wird die gefährliche Alpha-Strahlungsenergie direkt vom empfindlichen Lungenepithel aufgenommen, welche sonst von der Kleidung gut abgeschirmt wird.

Außerdem kann das Uran und andere Radionuklide in den Körper eingelagert werden und dort munter weiterstrahlen. Diese Strahlenexposition erreicht dann eine ganz andere Hausnummer und müsste im Steinbruch eigentlich von behördlicher Seite her kontrolliert sein.

Es ist auch als relativ sicher anzunehmen, dass der hier gewonnene „Naturstein“ Quarzporphyr, wie jedes andere deutlich uranhaltige Gestein, nicht der EU-Richtlinie 112 zum Schutz der Bevölkerung vor der natürlichen Strahlung von Baumaterial genügen würde.

Genauso würden sich für die international gängigen Hazard Indices (Gefahren-Index) durch den deutlichen Urangehalt inakzeptable Werte ergeben. Man sollte sich das Gestein also nicht gerade als dekorativen Fliesenboden ins Schlafzimmer legen. Dazu hin hat das Uran auch als Schwermetall, genau wie Quecksilber, eine hohe chemische Toxizität, die vor allem die Nieren schädigen kann. Auch aus diesem Grund sollte man Gesteinsstäube dieser Art besser meiden.

Wenn der Quarzporphyr als Zuschlagstoff zum Beton verwendet wird, braucht man sich ebenfalls nicht zu wundern, wenn ein entsprechendes Gebäude später aus Boden und Wänden das radioaktive Radon exhaliert (ausgast) und es in Räumen mit niedriger Luftwechselrate zu Radonkonzentrationen kommt, die in der Atemluft nicht mehr akzeptabel sind. Für Kindergärten und Schulen könnte das längerfristig zum Problem werden, besonders dann, wenn die von der EU vorgegebenen Empfehlung für die Radongrenzwerte (90/143/Euratom) demnächst in den Mitgliedsländern in nationales Recht umgesetzt wird. Die Sanierungskosten könnten dann für die eine oder andere Kommune unangenehm zu Buche schlagen.

Für Leute aber, die einfach gerne mal ihren Geigerzähler Gassi führen möchten, ist zumindest das Naturschutzgebiet um den Steinbruch am Ölberg ein fast ideales Gebiet, denn man kann die Messübung mit einer sehr schönen Wandertour (oder gar Klettertour) kombinieren. Dazu kann man auf allerdings etwas engen Sträßchen bis zum Parkplatz an der Strahlenburg hochfahren (bei N49 28.477 E8 40.189). Von dort aus kann man den schönen Wanderweg S4 nehmen, der um den Steinbruch herum führt und wovon man von unten und vom Gipfel des Ölbergs her an den Steinbruch herankommt. Oder man nimmt den steilen Reitweg, der direkt ins Zentrum des Kletterreviers führt. An der Waldkante oberhalb der Weinberge hat man bei schönem Wetter eine tolle Sicht weit über die Rheintalebene hinaus.

Nach erfolgreicher Messung kann man danach dem sehr schönen Burg-Gasthof Strahlenburg noch einen Besuch abstatten. Dort gibt es eine tolle Gartenterrasse mit Aussicht und es gibt einen leckeren Apfelstrudel mit Vanilleeis und Durstlöscher aller Art (was die biologische Halbwertszeit etwaig eingeatmeter radioaktiver Partikel verkürzen könnte). Auf der Webseite des Burg-Gasthofs erfährt man etwas über die Geschichte der Burg und vor allem, warum sie ausgerechnet Strahlenburg heißt.

Interessanterweise ist das ganze Gebiet um den Ölberg ein Naturschutzgebiet, denn in den Felsen brüten seltene Vögel, die wohl auch nichts gegen die Strahlung haben und es wachsen besondere Flechten und andere seltene Pflanzen auf dem Gestein. Ob man nun Kletterer ist oder Geiger-Cacher, man sollte sich also an die Regeln des Naturschutzes halten, auch wenn das beim Gedanken an den Urangehalt etwas ambivalent anmutet. Aber Uran ist nun mal ein Element aus der Natur und da sollte es auch besser bleiben. Eine schöne Beschreibung des Naturschutzgebiets und Geotops findet man auf der Webseite des Themenpark Umwelt des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Dort findet man auch eine tolle interaktive Panoramaaufnahme, auf welcher man die Steinbrüche und Burgen der Gegend in imposanter Weise mit einer schwenk- und zoombaren Kamera aus dem Rheintal her betrachten kann.

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Die Radioaktivität des Ölberg in Schriesheim bei Heidelberg (Update)

Bernd Laquai, 8.6.2013

Der Ölberg bei Schriesheim ist ein geschütztes Geotop (Naturschutzgebiet) in der Nähe von Heidelberg. Es ist ein beliebtes Wandergebiet, bekannt für die schöne Aussicht über das Rheintal und die imposanten Gesteinsaufschlüsse des alten Quarzporphyr-Steinbruchs. In dem Steinbruch des Ölberg befindet sich auch einen überregionales bekanntes und traumhaft schönes Kletterrevier. Aber die Schönheit der Natur hat einen Haken. Das Quarzporphyrgestein, auch Rhyolit genannt, im Ölberg ist uranhaltig und daher schwach radioaktiv. Durch die historischen Bergbau Aktivitäten wurde das Gestein an der Bergkuppe auf einer riesigen Fläche freigelegt. Die Hälfte der Bergkuppe wurde auf 3 Ebenen abgetragen, so dass 3 Stufen des hellen Gesteins weithin sichtbar sind. Nun wird die Strahlung also ungehindert über die 3 Stufen und über den darunter liegenden Halden, die teilweise im Wald verteilt sind, freigesetzt.

Da bei der letzen Messung nur vor der ersten Stufe gemessen wurde, wurden jetzt entlang aller Stufen gemessen um eventuell Unterschiede erkennen zu können. Nach dieser Messung müssen die Maximalwerte etwas nach oben korrigiert werden. Bei Mittelung über 2 Minuten entstehen Werte bis etwa 0,7 µSv/h. Das Gamma Scout Messgerät der gleichnamigen Schriesheimer Firma zeigt allerdings Momentanwerte an, die aufgrund der Streuung der Zählimpulse durchaus bis 1uSv/h gehen können.

Die höchsten über 2 Minuten gemittelten Werte (zwischen 0,5 und 0, 7 µSv/h können innerhalb des Steinbruch gemessen werden, vor allem direkt an den riesigen Felswänden.

Allerdings lassen sich auch vereinzelte Steine finden, die Vererzungen zeigen, an denen ebenfalls hohe Werte gemessen werden können. Auch an größeren Halden im Wald sieht man durchaus noch hohe Werte. Trotzdem muss man sagen, dass die Strahlung im Gestein relativ gleichmäßig verteilt zu sein scheint.

Die Frage ist, welches Risiko geht von der Strahlung aus. Die Höhenstrahlung, welcher man durch einen Flug nach Teneriffa und zurück ausgesetzt ist, beträgt etwa 25uSv. Allerdings geht man in der Regel nur einmal im Jahr in Urlaub. Man kann also grob sagen, dass der Urlaubsflug nach Teneriffa etwa 36 Stunden Klettern am Ölberg entspricht. Beides geht vom Jahresbudget von 1mSv ab, was derzeitig als gesetzlicher Grenzwert für die Personendosis im privaten Bereich vorgeschrieben ist. Die persönliche Sicht kann natürlich immer eine andere sein. Vor allem sollte man sich den Grundsatz des Strahlenschutzes vor Augen halten, dass jede Exposition so gering wie vernünftigerweise erreichbar zu halten ist (ALARAPrinzip).

Was aber ist beim Klettern vernünftig? Wenn man die heruntergefallenen Gesteinsbrocken sieht, die durchaus auch noch Sicherungshaken enthalten können und man dazu noch den provisorisch markierten Hubschrauberlandeplatz sieht, dann kommt man schnell zu der Auffassung, dass die Kletterer (hier auch oft ohne Helm) auch andere Risken ganz bewusst eingehen.

Allerdings, und das ist vielleicht das Heikle daran, weist niemand auf die Risken der erhöhten Radioaktivität hin. So gesehen kann man sich also auch nicht für oder gegen die Bestrahlung durch das Uran und seine Zerfallsprodukte im Gestein entscheiden. Die Bevölkerung ist allerdings nur in der Nachbarschaft direkt betroffen, wo ähnliches Gestein noch abgebaut wird und Stäube entstehen, die man einatmen muss, ob man will oder nicht. In Mackenheim etwas tiefer im Odenwald hat sich bereits eine Initiative gegen die Erweiterung eines Steinbruchs gebildet, welche auf die Radioaktivität hinweist ).

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Uran-Nachweis am Quarzphorpyr des Ölberg in Schriesheim

Bernd Laquai, 16.6.2013

Wenn man mit einem Geigerzähler vor großen Gesteinsmassen eine Gamma-Ortsdosisleistung misst, die deutlich über dem liegt, was man als Mittelwert in deutlicher Entfernung zu dem Gestein messen kann, dann lässt sich daraus noch kein Schluss ziehen, welche Mischung der primordialen Radionuklide die Höhe der gemessenen Dosisleitung ausmacht. In der Regel ist immer ein gewisser Anteil Uran, Thorium und Kalium enthalten.

Problematisch sind vorwiegend das Uran und Thorium, da die Zerfallsketten dieser Radionuklide energiereiche, gefährliche Alphastrahler beinhalten. Außerdem taucht in beiden Zerfallsketten das Radon auf, beim Uran das Rn-222 und beim Thorium das Rn-220 (auch Thoron genannt). Da Radon ein unsichtbares, geruchsloses und radioaktives Gas ist, das äußerst mobil ist, stellt es eine besondere Gefahr dar.

Auf der anderen Seite ist Radon ein Radionuklid, das relativ leicht in kleinsten Mengen an der Radioaktivität seiner Zerfallsprodukte erkennbar ist. Rn-220 hat eine Halbwertszeit von wenigen Sekunden und ist deswegen wiederum schwer messbar. Das Rn-222 in der Zerfallsreihe des Uran hat dagegen ein Halbwertszeit von 3,8 Tagen und ist damit einfach nachweisbar. Wenn man also eine Gesteinsprobe auf seinen Urangehalt hin untersuchen möchte, dann kann man zunächst einmal versuchen, ob man das Rn-222 als Zerfallsprodukt entdecken kann.

Dazu kann man eine Gesteinsprobe wie bei der Untersuchung an Graniten beschrieben, in ein luftdicht verschlossenes Gefäß geben und den Aufbau der Radonaktivitätskonzentration durch die beginnende Exhalation messen. Der Aufbau der Radonaktivität folgt einem negativ-exponentiellen Gesetz, wobei die Halbwertszeit nun 3,8 Tage betragen muss, wenn es sich um Radon-222 handelt. Ist das Radon-222 nachgewiesen, ist damit auch klar, dass das Gestein Uran enthalten muss. Wurde das radioaktive Gleichgewicht nicht gestört (e.g. durch chemische Behandlung) dann kann man auch grob sagen, dass auf Grund der viel kürzeren Halbwertszeit der Zerfallsprodukte, das Radon dieselbe spezifische Aktivität haben muss, wie das Uran. Das aus dem Gestein exhalierende Radon ist damit auch ein Maß für die spezifische Aktivität des Uran, solange das Gestein porös genug ist. Diese Porosität ist nicht immer gegeben, daher muss mit noch deutlich höheren spez. Uranaktivitäten gerechnet werden, als was man an der spez. Radonaktivität erkennen kann.

Der Schriesheimer Quarzporphyr (Rhyolith) ist ein sehr dichtes Gestein. Es ist wegen seiner feinkörnigen Matrix deutlich dichter als die Granite. Dennoch kann man eine deutliche Radonexhalation an dem Gestein nachweisen. Die Messung in Abb. 2. zeigt den Aufbau der Radonaktivitätskonzentration einer Probe von 3 kg Quarzporphyr-Stücken in Schottergröße aus dem Steinbruch, die in ein 10 Liter Messgefäß gegeben wurden. Der Radonmonitor (Sirad MR-106N) zeigt den charakteristischen Aufbau einer Aktivitätskonzentration mit einer Halbwertszeit, die den 3,8 Tagen des Radon entsprechen. Aus den Messdaten kann auf eine Endkonzentration von etwa 375 Bq/m³ Radon im Messgefäß geschlossen werden, was 125 Bq/m³ je Kilo Gestein entspricht. Dieser Wert ist deutlich geringer als was man beispielsweise an bekanntermaßen uranhaltigem Flossenbürger Granit messen kann.

Vergleicht man aber gemessene Ortsdosisleistungen an beiden Orten, übertrifft der Steinbruch im Ölberg den Steinbruch am Schlossberg in Flossenbürg (etwa 0,5 Sv/h). Das kann unter anderem an der Porosität des Gesteins liegen. Allerdings ist das nachgewiesene Radon ein untrügliches Zeichen für den Urangehalt des Schriesheimer Quarzporphyr aus dem Steinbruch des Ölberg.

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Aufg. Steinbruch am Ölberg SE von Schriesheim

Geotop-Nr. 9049/3719

In dem großen aufgelassenen Steinbruch am Ölberg südöstlich von Schriesheim, der wie ein riesiges Amphitheater schon von der Rheinebene zu erkennen ist, wurde der Dossenheimer Quarzporphyr (DQ) auf fünf Sohlen mit jeweils über 20 m Höhe abgebaut und zu Schotter verarbeitet. Es handelt sich um ein rosafarbenes rhyolithisches Gestein, das zum Abschluss der vulkanischen Phase im jüngeren Rotliegend (Oberrotliegend) gefördert wurde und als Schlote sowie in ausgedehnten, bis 100 m mächtigen Deckenergüssen abgelagert wurde. Im Steinbruch tritt flach liegende, wellige Paralleltextur auf, die auf horizontale Fließbewegungen zurück geht.

Textquelle: Geotopkataster Baden-Württemberg, Regierungspräsidium Freiburg, Abteilung 9, LGRB – Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau, Freiburg, Abfrage vom 04.01.2023.

Infomaterialien

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Bernd Laquai

Die natürliche Radioaktivität im Kletterrevier am Ölberg bei Schriesheim (Originalbeschreibung)

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Bernd Laquai

Die natürliche Radioaktivität im Kletterrevier am Ölberg bei Schriesheim – Update (Originalbeschreibung)

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Bernd Laquai

Urannachweis am Quarzporphyr des Ölbergs in Schriesheim (Originalbeschreibung)

Ellweiler: Das Gebiet der Uranförderung und Aufbereitung

Von Bernd Laquai

Historisches

Ende der 50er Jahre wurde von der niedersächsischen Bergbaugesellschaft „Gewerkschaft Brunhilde GmbH, Uetze“ am Bühlskopf im Tagebau schwach uranhaltiges Gestein abgebaut. Der Vorteil lag dabei zunächst in der geringeren Belastung der Arbeiter vor allem wegen der niedrigeren Radon-Aktivitätskonzentrationen an der freien Luft und der geringeren Staubbelastung im Vergleich zu Gruben unter Tage. 1958/59 wurde in Ellweiler an der Straße nach Birkenfeld auch eine Anlage zur Aufbereitung des gewonnenen Urans zu „Yellow Cake“ zunächst als staatliche Versuchsanlage aufgebaut. Sie wurde später von der Gewerkschaft Brunhilde privatwirtschaftlich betrieben. Dabei wurden später auch höherprozentige Erze aus Menzenschwand und anderen Abbaugebieten antransportiert und zu Urankonzentraten verarbeitet.

Die Aufbereitungsanlage in Ellweiler geriet in den 80iger Jahren in Zusammenhang mit „Unregelmäßigkeiten“ bei der Brennelemente-Fabrik Transnuklear / Nukem mit in den Strudel von etlichen Skandalen, unter anderem da auch Strahlungsgrenzwerte bei der Haldenlagerung der Abfälle massiv überschritten wurden. 1989 wurde der Betrieb von den Landesbehörden untersagt. 1991 stellte die Gewerkschaft Brunhilde den Konkursantrag. Die Sanierung und Rekultivierung mit Kosten in Höhe von rund 50 Millionen DM wurden daraufhin vom Land Rheinland-Pfalz durchgeführt.

Besuch des Gebiets Ellweiler

Wenn man nicht mit dem Auto direkt anreist, kann man auch bequem mit der Bahn bis zum Bahnhof Neubrücke (Nahe) fahren und von dort aus eine etwa 8-10 km lange Rund-Wanderung machen. Die Strecke ist allerdings nicht immer ein komfortabler und ausgeschilderter Wanderweg.

Zunächst geht man in nord-östlicher Richtung parallel zur Bahnlinie bis zum Ortsausgang und sucht den Radweg nach Birkenfeld. Er führt auf einem schönen Sträßchen rechts von einem Bach bis zur Landes-Sammelstelle für radioaktiven Abfall, die sich linksseitig des Baches befindet. Wenn man noch ein kleines Stück auf dem Sträßchen weitergeht, biegt der Bach nach links ab und man hat Zugang zur ersten Halde bei N49 37.086 E7 09.603. Diese ist ca. 15 m hoch mit einer relativ steilen Böschung, die aber so gut befestigt und mit Gras bewachsen ist, dass man problemlos hochsteigen kann. Beim Aufstieg kann man eine nur sehr geringe Zunahme der Strahlung feststellen. Sie beträgt kaum mehr als 0,2 µSv/h wenn man über 2 min mittelt (Gammascout). Von der Halde oben hat man eine schöne Aussicht auf die Sammelstelle auf der einen Seite und die Wiesen, wo früher die Fabrik stand, auf der anderen Seite. Auf der Halde kann man einige Messstellen erkennen, so zum Beispiel zur Grundwassermessung. Um die Halde herum führt ein Fußweg. In der Nähe zum Bach steht ein Stromleitungsmast, an dessen Halteseilen Radonmessdosen befestigt sind. Man befindet sich also in guter Gesellschaft. Mindestens eine der Dosen stammt vom Landes-Umweltamt Rheinland-Pfalz. Im Norden auf der Wiese lässt sich ebenfalls kaum eine erhöhte Strahlung feststellen. Ganz am Nordende der Halde findet man eine Brücke über den Bach, so dass man auf die Seite der Strasse kommt. Von dort kann man zurücklaufen bis auf die Höhe eines Rastplatzes gegenüber der Tankstelle. Von hier aus kann man ohne Probleme auch die zweite Halde bei N49 36.994 E7 09.615 besteigen. Von oben hat man einen guten Blick auf das etwas gruselig anmutende, fensterlose Gebäude der Sammelstelle. Etwas Graffiti an der Wand des Gebäudes würde gut tun. Auch auf der zweiten Halde kann eine nur ganz leicht erhöhte Gammastrahlung messen.

Ganz grundsätzlich bekommt man den Eindruck, dass die Halden in der Zwischenzeit ordentlich saniert sind, zumindest was die Gamma-Ortsdosisleistung anbelangt. Läuft man auf der Straße entlang des Zaunes zurück zur Sammelstelle, kann man auch keine großen Auffälligkeiten beobachten.

Von der Sammelstelle aus muss man ein Stück der Strasse entlang nach Süden gehen, bis rechts der Wald endet. Frühestens hier kann man nach Westen Richtung Ellweiler rechts abbiegen. Allerdings sind die Felder umzäunt, so dass, wenn man sich nicht durch den Wald schlagen will, man am besten bis zur nächsten Kreuzung der Strasse entlang läuft. Nach einer kurzen Distanz trifft man auf ein großes Gehöft von wo aus ein Feldweg Richtung Westen abzweigt. Dieser Weg führt nach Ellweiler.

Hier fällt allerdings deutlich auf, dass die Gamma-Orstdosisleistung auf den Feldern merklich ansteigt. Schaut man sich die Felder genau an, kann man erkennen, dass manche Bauern bewußt Gesteinsschotter unter die Erde gemischt haben. Das könnte zur Lockerung dienen oder auch als Wärmespeicher. Allerdings weist dieser Schotter einen gewissen Radionuklidgehalt auf, was man an der Strahlung erkennen kann. Dies ist beispielsweise auf dem Acker bei N49 36.681 E7 09.403 der Fall. Wo dieser Gesteinsschotter aus gleichmäßig kleinen Steinchen herkommt, ist unklar, aber an der Färbung kann man sehen, dass es ebenfalls Rhyolithgestein ist. Da das Gestein im Uranabbaugebiet genauso aussieht, kann man davon ausgehen, dass das Gestein auf den Äckern auch uranhaltig ist. Wie das auf das Grundwasser wirkt und auf die angebauten Pflanzen, ist offen. Wenn man schließlich wieder auf die Teerstrasse am Ortseingang bei Ellweiler kommt, nimmt die Strahlungsintensität wieder etwas ab.

Das ehemalige Uranabbaugebiet von Ellweiler befindet sich am Rande eines Hügels im Norden mit dem Namen Bühlskopf (N49 37.047 E7 08.801). Um dorthin zu gelangen folgt am besten dem Sträßchen „Am Bühl“, das am Ende in ein Feldweg übergeht, der im westlich um den Bühlkopf herumführt. Das sanierte und rekultivierte Abbaugebiet befindet sich im Norden des Bühlkopfs. Der Hügel wurde dort im Prinzip abgebrochen. Man kann die Abbruchkante mit einigen Aufschlüssen noch erkennen, dort wo das rötliche Rhyolithgestein mit einer gelblichweißen Textur deutlich hervortritt. Vor allem an der Abbruchkante und an den kleinen Höhlungen im Wald steigt die Gamma-Ortsdosisleistung stark an und erreicht Werte von über 1uSv/h an einigen Stellen. Auf Grund des noch vorhandenen Schnees war aber bei meinem Besuch die Suche nach sehr deutlich radioaktiven Steinen ziemlich erschwert. Möglicherweise behindert auch das weiträumig austretende Radon die Suche mit dem Geigerzähler.

Der größte Teil des Abbaugebiets scheint aber heute verfüllt und mit Erde bedeckt zu sein. Die Boden ist mit Gras bewachsen und man hat bereits einen Bewuchs mit Sträuchern und kleinen Kiefern. Im Wald dagegen findet man noch einige Hinterlassenschaften wie z.B. ein gemauertes Becken und eine eiserne Bergbau-Lore, die total verrostet ist.

Parallel zur Messung mit dem GeoRexx-System wurde die Äquivalentdosisleistung mit dem Gammascout aufgezeichnet. Die Dosis wurde durch Mittelung über 2 Minuten intervalle gewonnen und zusammen mit der Uhrzeit für jede Messung abgespeichert. Da auch der GPS-Empfänger die Zeit abspeichert, ist eine Zuordnung der Messpunkte zu den Koordinaten leicht möglich. Die beiden Peaks mit über 1 µSv/h stammen von Aufschlüssen an der Böschung.

Auch wenn die Rekultivierung das Abbaugebiet wieder gut in die Natur integriert, so wäre doch ein deutlicher Gefahrenhinweis wünschenswert, um vor allem ahnungslose Wanderer ohne besondere Kenntnisse vor dem Gebiets zu warnen. Besonders Kinder, welche mit den schön gefärbten Steinen spielen könnten, sind gefährdet.

Die örtlichen Behörden sollten auch die Landwirte auf die Gefahren hinweisen, die durch Vermengen des Gesteins mit dem Ackerboden entstehen. Das Grundwasser sollte nicht nur im Bereich der ehemaligen Halden der Aufbereitungsanlagen überwacht werden.

Während des Besuchs am Bühlskopf wurden 5 kg des Rhyolitgesteins an der Abbruchkante eingesammelt und in der 10 Liter Radonmesskammer vermessen. Allerdings brachte die Probenmenge das Radonmessinstrument (Sirad MR-106) bereits nach 2 Tagen an den Anschlag (max. messbare Radonkonzentration 20.000 Bq/m³). Von daher kann man davon ausgehen, dass tatsächlich Konzentrationen von deutlich über 50.000 Bq/m³ in der Messkammer entstanden sind. Das Gestein wird daher sehr gleichmäßig mit Uran durchsetzt und sehr porös sein, so dass man an einem einzelnen Stein eine im Vergleich nur geringe Gammastrahlung sieht. Die Radon-Exhalationsrate ist dagegen vermutlich sehr hoch.

Abb. 17 zeigt den zurückgelegten Weg als Übersicht mit der Farbmarkierung entlang der Tour, welche die vom GeoRexx-System gemessene Zählrate darstellt. Deutlich kann man die erhöhte Radioaktivität am Bühlskopf erkennen, sowie auf den Äckern mit dem untergemischen Rhyolith-Schotter.

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Infomaterialien

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Bernd Laquai

Das Gebiet der Uranförderung und Aufbereitung in Ellweiler (Originalbeschreibung).

Textquellen

(2) Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Rheinland
Pfalz: Sanierung der ehemaligen Uranerzaufbereitungsanlage Ellweiler

(3) Nachrichtenmagazin Der Spiegel: etliche Artikel

Radioaktivität

Messverfahren

Radon

Wittichen: Die Radioaktivität im ehemaligen Bergbaurevier

Von Bernd Laquai

Das kleine Dorf Wittichen liegt in einem idyllischen Seitental der kleinen Kinzig, nahe der Stadt Alpirsbach, die für ihr Bier „gebraut mit dem berühmten Brauwasser aus dem Schwarzwald“ bekannt ist. Straßennamen gibt es in diesem Dorf nicht wirklich, die Häuser sind einfach durchnummeriert. Kern des Dorfes bildet das Kloster mit seiner Kirche, an dem auch einer der Jakobswege vorbeiführt. Auch ein kleines Klostermuseum ist dort zu finden in dem es auch Infos zum Bergbau gibt. Einige der sehr alten Häuser sind ehemalige Zechengebäude, aus der Zeit als Wittichen über Deutschland hinaus berühmt war, nämlich für die Kobaltfarben (Blaufarben), die hier im 18. Jahrhundert für Glas- und Keramikprodukte hergestellt wurden. Aus den Bergen im Witticher Tal konnte nämlich recht erfolgreich Kobalterz gefördert werden, welches die Basis für die blaue Farbe war. Auch Silbererze wurden aus den zahlreichen Stollenanlagen gefördert. Deswegen heißt der Berg hinter dem Kloster auch Silberberg. Der Abraum aus den Stollen wurde neben den Stollen auf Halden gekippt, die bis heute existieren. Deswegen trifft man hier auch immer wieder Mineraliensammler, die bis aus Italien kommen und hier hoffen etwas Besonderes zu finden. In der Tat gab es auch noch etliche andere Mineralien, die hier im Witticher Tal aus den Stollen geholt wurden. Davon war nicht alles so ganz gesund, vor allem die arsenhaltigen Mineralien belasten die Gewässer in Wittichen bis heute erheblich, die alle in die kleine Kinzig fließen. Die alte Farbmühle stand übrigens bei N48 19.305 E8 21.740 weiter unten im Tal der kleinen Kinzig. Heute findet man dort auf der anderen Uferseite den Bauhof von Schenkenzell.

Die alte Witticher Farbmühle.

Die Geschichte der Kobaltfarbgewinnung findet man in einem Artikel von Willy Schoch auf den Internetseiten des Städtchens Schenkenzell bei dem die kleine Kinzig in die große Kinzig mündet (1). Auch bei Wikipedia findet man Informationen zu der Farbmühle in Wittichen (4).

Am Anfang des 19. Jahrhunderts endete der Bergbau in Wittichen, da man die Kobaltfarben durch chemisch erzeugte Farben ersetzen konnte und auch das Silber an Bedeutung verlor. Das Interesse an dem Bergbaurevier kam aber nach dem Krieg wieder auf. Einerseits interessierte man sich wieder für Kobalt als Zusatzstoff zur Stahlveredelung aber vielmehr glaubten manche eifrige Staatsdiener daran die Region des Schwarzwalds zu einem wichtigen Rohstofflieferanten für Uran machen zu können.

Hier taucht dann auch wieder der Name des an anderer Stelle für das Uran bekannt gewordenen Leiters des badischen geologischen Landesamts Prof. Kirchheimer auf. Einen spannenden Artikel vom 15. August 1951 darüber findet man noch im Archiv des Magazins Der Spiegel (2). Damals brach nämlich ein Bergbauingenieur Otto Leible mit seinem Käfer und einem neuartigen Geigerzähler nach Wittichen auf und kam nach seinen Messungen dort zu der Erkenntnis dass sich das Uranschürfen in Wittichen lohnen könnte. Genau das aber kann man heute noch sogar mit einem selbstgebauten Geigerzähler durchaus noch nachvollziehen. Vor allem auf der Schmiedestollenhalde bei N48 20.197 E8 20.487 und auf der Sophienhalde gleich hinter dem Kloster Wittichen bei N48 20.067 E8 20.560 tickt der Zähler nämlich ganz gewaltig.

Die Situation ist also ganz ähnlich zu der in Menzenschwand. Auch auf den Reste der Halde im Krunkelbachtal findet man ähnliche vor allem rötlich gefärbte Granite mit fast vergleichbaren Mineralien und auch bei Menzenschwand gibt es einen Silberfelsen. Wenn man also zufällig einen anderen Silberberg kennt oder auf der Landkarte findet, lohnt sich unter Umständen eine kleine Umwanderung mit dem Geigerzähler da Silber und Uran wohl häufig benachbart vorkommen. Wittichen hat wie Menzenschwand als den Tourismus belebende Maßnahme einen Lehrpfad eingerichtet, den „Geologischen Lehrpfad Wittichen“ mit Hinweis auf den Bergbau und die spezielle Geologie in der Gegend. Er führt auch direkt an den spannenden Halden vorbei.

Juli 2023

Der Geologische Lehrpfad Wittichen wird bedauernswerterweise schon länger nicht mehr instandgehalten, da sich vor Ort niemand dafür zuständig fühlt. "Im Jahr 2019 wurden alle Infotafeln mit unleserlicher Schrift entfernt. Der Lehrpfad ist heute ein Trauerspiel", so Willy Schoch aus Schenkenzell, in einer persönlichen Mitteilung (Juli 2023).

So sind inzwischen die meisten Infotafeln verschwunden, leider gibt es auch keine Wegweiser entlang der Strecke. Erfreulicherweise befinden sich hier und da vereinzelt aber noch Hinweistafeln des "Kleinen Hansjakob-Weges", erkennbar am Wege-Logo (ein "Hut"). Nur, wie lange noch?

Die Infotafeln sollten unter der Federführung von Willy Schoch und Julian Gruber zuletzt neu gestaltet werden, das Projekt scheiterte aber an.... Genau: den Kosten.

Die Sophiahalde oberhalb des Klosters.

Allerdings hat man im Gegensatz zu Menzenschwand hier doch einen sehr dezenten Hinweis zur Gefährlichkeit der auf den Halden auftretenden Schwermetalle angebracht. Ein Zusatzschild warnt vor der sogenannten „Mundprobe“ (Mineraliensucher lecken wohl manchmal an den Kristallen um festzustellen was es ist) und vor Stäuben, die man einatmen könnte. Die giftigen Mineralien wie Uran und Arsen sind auch auf der Tafel noch deutlich zu lesen, wenn auch die Tafeln des sehr interessanten Lehrpfades etwas in die Tage gekommen sind.

Nachdem Änderungen in der Weltpolitik sowie der heftige Widerstand der Umweltschützer und Tourismusverbände ein Umdenken in Menzenschwand erzwungen hatten, hatte man auch die Lust für ein Beleben des Bergbaus in Wittichen verloren, was dem wunderschönen Schwarzwaldtal die industrielle Erschließung wohl erspart hat. Und so kann man sich noch immer auf den Weg machen, die alten Stolleneingänge suchen und auf den Halden nach interessanten Steinchen schauen. Auch in der Landschaft gibt es immer wieder schöne Granitaufschlüsse bzw. „Hotspots“ auf den Wanderwegen, wo man ganz deutlich die erhöhte natürliche Strahlung sieht. Darüber hinaus gibt es auch eine schöne Natur zu bewundern.

… Interessante Informationen findet man auch in dem Dokument über die Schwermetallgehalte in Böden des mittleren Schwarzwalds vom Umweltministerium (3). Ganz neben den Arsenbelastungen von Boden und Bächen wurden hier auch die Urankonzentrationen untersucht, teilweise sind auch die Koordinaten angegeben, die man von den damals gebräuchlichen Gauß-Krüger Koordinaten noch in das neuere WGS84 System umrechnen muss. In dem Dokument kommen die Autoren immerhin zu der Erkenntnis, dass man in dieser Gegend über den geltenden Grenzwerten für gewisse Schwermetalle liegt. Es sind dabei schöne Kartenausschnitte zu sehen, die auch helfen, das Stollensystem zu verstehen.

  • Auf S. 21 findet man auch sehr konkrete Zahlen zur Größe der Halden und wie viel Uran dort liegt. Demnach beherbergt die Schmiedestollenhalde 25.000 t Abraum mit einem durchschnittlichen Gehalt von 229 mg/kg Uran im Gestein was einer stolzen Summe von 5,71 t Uran entspricht, die dort vor sich hin strahlen.
  • Auf S. 35 findet man noch zusätzlich sehr interessante Informationen zu der Witticher Farbmühle und die damaligen Produktionsmethoden.

Wenn man Wittichen besucht, sollte man nicht nur auf die Halden gehen sondern sich die kleine Wanderung entlang des geologischen Pfades gönnen von dem man eine schöne Aussicht ins Tal hat. Die Tafeln geben weitere Anhaltspunkte für den Verlauf des Stollensystems.

Die meisten Eingänge der Stollen sind zwar verschlossen, aber sie sind doch sehenswert und im Eingangsbereich misst man teilweise sehr hohe Strahlungswerte. Das gilt insbesondere für den Clara Stollen, dessen Eingang man vom Ostweg aus im Dorf erkennen kann. Die genaue Lage wird hier nicht verraten (es soll ja noch ein Suchspaß bleiben) aber einen „Spoiler soll es geben, er lautet „157“. Zu dem Verschluss der Stollen, die alle mit Fledermausöffnungen versehen sind, ist zu sagen, dass es ja schon sehr im Sinne des Artenschutzes gedacht ist, wenn solche Fledermausöffnungen gelassen werden. Allerdings sollte man sich vergewissern, wie hoch die Radonkonzentration in der ausströmenden Luft ist, denn es ist sicher nicht im Sinn der Sache Fledermäuse ihren Nachwuchs unter extrem hoher Strahlenbelastung großziehen zu lassen. Auch die Nähe zu den Häusern und spielenden Kindern, die solche Stolleneingänge als Versteck nutzen könnten ist nicht ganz ungefährlich. An dem Stolleneingang im Dorf misst man im Eingangsbereich stolze 1μSv/h.

Den geologischen Pfad findet man am besten, wenn man am Kloster hinter der Kirche den Weg bei N48 20.086 E8 20.749 entlang des Böckelsbachs zum Zechenwaldweg hochläuft. Bereits auf halber Höhe sieht man Gamma-Ortsdosisleistungen von über 0,5 μSv/h. Kurz vor Erreichen des Zechenwaldwegs kann man den Fußpunkt der Sopia-Halde erkennen, wo die Anzeige dann auf über 1 μSv/h steigt. Wenn man schließlich den Waldweg erreicht, kann man den oberen Teil der Sophia-Halde erkennen und zum Dorf hin steht dann auch bereits ein Schild des geologischen Lehrpfads. Es empfiehlt sich den geologischen Lehrpfad gegen dem Uhrzeigersinn auf der Karte zu laufen, dann hat man die Krönung mit der Schmiedestollenhalde gegen Ende des Wegs.

Am süd-östlichsten und tiefsten Punkt des Wegs kreuzt dieser die Straße nach Wittichen und geht auf den sogenannten Witticher Ostweg über. Dort findet man etliche sehr schöne geologische Aufschlüsse, wo man den Triberger Granit in seiner ganzen Schönheit auch an frischen Bruchflächen deutlich erkennen kann. Im Verlauf des Ostwegs hat man einen wunderschönen Ausblick auf das Dorf, das Kloster und die Kirche. Bei N48 20.295 E8 20.660 hat man einen schönen Blick über den mittleren Teil des Dorfs auf die gegenüberliegende Schmiedestollen-Halde. Bei genauem Hinsehen fällt dann ein Bach unter der Halde auf, der offensichtlich die Halde entwässert. Kurz vor dem Ortsrand kann man den Eingang des Clara Stollens erkennen.

Gegen Ende des Ostwegs bei N48 20.573 E8 20.440 findet man einen größeren Steinbruch wo es einige Erklärungen zum Triberger Granit auf der Infotafel gibt. An diesem Steinbruch misst man teilweise auch schon mehr als 0,5 μSv/h d.h. auch das oberflächennahe Gestein hat bereits einen erheblichen Urangehalt in dieser Gegend. Der Geologische Pfad, der außer den Info Tafeln keine durchgängigen Wegweiser mehr hat, führt dann nach Hinter-Wittichen. Dort darf man den Abzweig ins Dorf bei N48 20.682 E8 20.335 nicht verpassen. Auch in Hinter-Wittichen gibt es noch Stollen. Auf den Tafeln des Geologischen Lehrpfads ist hier an der Straße der Eingang des neuen Schmiedestollens eingetragen. Dieser liegt aber im Garten eines Wohnhauses meist hinter dem hoch gestapelten Feuerholz versteckt. Auf der andern Seite der Straße führt der Weg nun wieder durch ehemalige Zechgebäude den Westhang hoch und auf der Westseite des Tals wieder zurück Richtung Mittel-Wittichen bzw. Kloster Wittichen. Bei N48 20.234 E8 20.263 führt der geologische Pfad auf der Straße welche von den Häusern am Wüstenbach kommt wieder bergab Richtung Tal. Hier kann man auch den Weg weiter bergauf wählen. Er führt zur Antennenanlage auf dem Silberberg. Auf diesem Weg kann man einige „Hotspots“ erkennen, besonders bei N48 20.138 E8 20.361. Auch hier misst man Werte um 1 μSv/h. Es ist allerdings nicht ganz klar, ob hier nicht verbotenerweise Haldenmaterial zum Schottern des Weges benutzt wurde. Von der Antennenanlage muss man durch den Wald den Hang hinunter zur Schmiedestollen Halde absteigen, was aber ganz gut geht, da der Bewuchs zwischen den Tannen nicht besonders dicht ist.

An der Schmiedestollenhalde angekommen merkt man dass die Gamma-Ortsdosisleistung in 1m Höhe dort zwischen 1 und 2 μSv/h liegt. Mineraliensammler buddeln auf der Halde immer wieder Löcher, wovon aber wegen der Staubentwicklung wirklich abzuraten ist. In solchen Löchern misst man auch durchaus Spitzenwerte bis über 5 μSv/h. Es ist nicht einfach bei einer solchen Hintergrundstrahlung interessante Steinchen zu sammeln. Die meisten der Steine entpuppen sich zu Hause als sehr schwach. Das kann auch daran liegen, dass man sich auf der Halde in einem Nebel von Radon befindet, der es dem Gerät schwermacht die Richtung einer Strahlung richtig wiederzugeben. Mit etwas Glück kann man auf den Halden aber auch Steinchen mit eingelagerter Pechblende oder Uranglimmern finden, die den Zähler dann selbst zu Hause durchaus auf Werte deutlich über 5 μSv/h treiben können.

Im Bereich der Schmiedestollen und Sophienhalde findet man auch einige der verschlossenen Stolleneingänge, die aber dennoch manchmal etliche Meter tief ins Dunkel des Bergs führen können.

Was auch eine ganz interessante Erkenntnis liefert ist eine Analyse der Gamma-Ortsdosis über dem Anfahrtsweg. Man kann ganz deutlich erkennen, wie die Ortsdosisleistung im kleinen Kinzigtal und Klosterbachtal Richtung Wittichen zunimmt. Während man Schenkenzell noch als normal bezeichnen könnte liegt Wittichen schon deutlich über den durchschnittlichen Werten in Deutschland.

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

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Bernd Laquai

Die Radioaktivität im ehemaligen Bergbaurevier Wittichen (Originalbeschreibung)

Schiltach: Ein unbekannter Radonstollen im Stammelbachtal

Von Bernd Laquai

Ein versteckter Radonstollen im Stammelbachtal bei Schiltach

Es ist ja nicht ganz einfach so ganz ohne ärztliche Verordnung und ohne viel Geld bezahlen zu müssen eine Brise radioaktives Radon in therapeutischer Dosis zu inhalieren. Wer das aber unbedingt haben will, der kann das im Stammelbachtal mit etwas Mut ganz kostenlos haben. Dort gibt es nämlich einen alten Stollen, den man mit viel Glück auch finden kann und dessen Radongehalt nicht ganz ohne ist. Allerdings sollte man sich auf einen Blick in den Eingangsbereich beschränken, alles andere ist lebensgefährlich, da nicht nur die Luftzusammensetzung völlig unberechenbar ist, sondern auch erhebliche Einsturzgefahr besteht und der Stollen meistens halb unter Wasser steht. Bei schlechtem bzw. gewittrigem Wetter sollte man den Stollen ebenfalls meiden, da in derartigen Gruben das Wasser ganz urplötzlich steigen kann, wenn sich draußen ein Gewitter entlädt. Auf jeden Fall sollte man mindestens zu zweit sein, wenn man dorthin geht, und wenigstens einer sollte außerhalb des Stollens bleiben, denn im Stollen hat man bekanntlich kein Händynetz für eventuelle Notrufe.

Das Stammelbachtal gehört auch zu den Gegenden im Schwarzwald, das im oberen Teil durch eine überdurchschnittliche Gamma-Ortsdosisleistung auffällt. Man kann dort auf den Kuh- und Schafweiden durchaus Werte über 0,5 µSv/h messen (Messung mit Gammascout), auf Wegen die mit Granitgestein aus der Gegend geschottert sind dann schon auch mal mehr. Auch einige Felsbrocken im Wald oder Gesteinsaufschlüsse in Seitentälern zeigen deutlich erhöhte Strahlungswerte was auf eine gewisse Präsenz des Urans im Gestein schließen lässt.

Bereits im 18. und frühen 19. Jahrhundert wurde hier Bergbau betrieben, genau wie im nahe gelegenen Wittichen und man baute vor allem Kobalt, Nickel und Wismut ab. Die größte Grube im Stammelbachtal hieß Grube Hilfe Gottes, in historischer Literatur taucht aber auch der Name Johannes und unterer Hünersbach als Bezeichnungen für Gruben und Stollen auf. Auf alten Karten findet man dann schließlich genügend Anhaltspunkte um zumindest den Eingang eines Stollens zu der als Hilfe Gottes bezeichneten Grube zu finden. Die Halde der Grube kann man heute aber nur noch ahnen oder mit dem Geigerzähler versuchen zu finden.

Als in Deutschland der Uranrausch begann, führte man auch hier Uran-Prospektionsarbeiten durch und untersuchte die alten Stollen, sofern man sie noch finden konnte. Nach den Prospektionsbohrungen verschloss man die Stollen wieder mehr schlecht als recht und in der Zwischenzeit ist davon auch einiges wieder verrottet. Während man bei den ersten Probebohrungen 1973 nicht allzu viel abbauwürdiges Uran fand, schaute man sich die Grube 1991/92 nochmals genauer an und fand dann doch erhebliche Radioaktivität und hochprozentige Uranerzimpregnationen. Gott sei Dank blieb es aber bei diesen prospektierenden Untersuchungen, vermutlich weil es wohl schon zu viel Widerstand der Umweltschützer gegen einen Uranabbau im Schwarzwald an anderen Orten gab und so bleib die Idylle und das Uran dem Stammelbachtal weitgehend erhalten, genau wie der historische Stollen.

Wenn man nun einen Blick in den Eingangsbereich wagt (das kostet schon eine gewisse Überwindung, da der Eingang nicht gerade was für dicke Leute ist), dann zeigt der Geigerzähler bereits schon hier Werte über 1 μSv/h an, was bei einem kalten Luftzug auch schon deutlich höher gehen kann, sofern der Geigerzähler für Radon und seine Zerfallsprodukte (Alphastrahler) entsprechend empfindlich ist. Diese starke Variation mit der Luftbewegung ist ein deutliches Zeichen für den hohen Radongehalt in der Luft. Vererzungen oder Stellen mit hoher Radioaktivität kann man an den Stollen-Wänden im Eingangsbereich aber nicht erkennen. Nach einigen Metern beginnt bereits das Wasser im Stollen zu stehen, so dass es auch vom Untergrund her viel zu gefährlich wird weiterzugehen.

Ansonsten ist die Gegend aber auch für Wanderungen recht empfehlenswert, insbesondere von dem Höhenrücken bei Schöngrund aus (N48 16.100 E8 19.271). Und wenn man es dann zum Abschluss noch urig haben will, kann man danach auch im völlig ungeschönten Höhengasthaus Heuwiese (N48 15.899 E8 18.766) einkehren und die eindrucksvolle Aussicht genießen.

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

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Bernd Laquai

Ein versteckter Radonstollen im Stammelbachtal bei Schiltach (Originalbeschreibung)

Radioaktivität

Messverfahren

Radon