Baden-Baden: Grube Müllenbach

Baden-Baden: Grube Müllenbach

Baden-Baden: Grube Müllenbach

Das westliche Stollenmundloch der Grube Müllenbach: Der Sauersboschstollen (Foto vom Januar 2023).

Die Saarberg Interplan, Gesellschaft für Rohstoff-, Energie- und Ingenieurtechnik mbH erhielt am 12. März 1973 eine Untersuchungserlaubnis zum Aufsuchen von Uran- und Thoriumerzen im Raum Baden-Baden/Gernsbach.

Im September 1973 wurden daraufhin mittels radiometrischer Messungen mehrere Anomalien in den ausstreichenden Karbonschichten des Oostroges festgestellt. Abgesehen von unbedeutenden Ausnahmen, befanden sich alle Anomalien in den karbonischen Sedimenten. Aus diesem Grunde wurden diese Schichten mit einem engmaschigen Netz radiometrischer Messpunkte und -linien überdeckt.

Der Erfolg dieser Untersuchung war die Auffindung zahlreicher Einzelanomalien und dreier größerer vererzter Bereiche bei Neuweier, Malschbach und Müllenbach. In diesen Gebieten wurden durch Bohrungen auch vererzte Horizonte gefunden, die sich an der Oberfläche nicht nachweisen ließen.

Die größte Anomalie, mit mehr als 1 Million Impulse pro Minute (ipm), wurde am Hummelsacker bei Müllenbach ermittelt.

Durch flache Bohrungen bis max. 2 m Tiefe konnten die Anomalien räumlich genauer abgegrenzt werden. Tiefere Bohrungen waren aufgrund der Lage im äußeren Quellschutzgebiet der Thermen von Baden-Baden nur sehr eingeschränkt möglich.

Die wahrscheinlichen, gewinnbaren Lagerstättenvorräte in Müllenbach betragen, bei einer Konzentration von durchschnittlich 1.200 ppm, ca. 1.500 t Uran (nach Prof. Dr. A. Wilke).

Geologie
Übersicht

Baden-Baden liegt im „Oostrog“, einer intramontanen karbonischen Senke, der in SW-NE-Richtung streicht. Im Westen wird dieser Trog vom Rheingraben begrenzt, im Osten wird er von mesozoischen Schichten bedeckt.

Der insgesamt etwa 10 km breite Oostrog wird durch den Battertsattel in zwei strukturelle Bereiche gegliedert:

  • Rotenfelser Mulde (Norden)
  • Lichtentaler Mulde (Süden)

Lithologisch sind hier sedimentäre Gesteine, Schiefer, Quarzite, Dolomite und Magmatite ausgebildet.

Der Baden-Badener Granit und die angrenzenden Alten Schiefer im Kern des Battertsattels sind intensiv miteinander verschuppt.

Aufgrund ihrer petrographischen Ähnlichkeit mit den Steiger und Weiler Schiefern der Vogesen werden die Alten Schiefer des Oostroges ins Devon gestellt.

Karbon

Die nächstjüngeren Sedimente der Trogfüllung sind karbonischen Alters (Stefan). Abgesehen von einigen kleineren Vorkommen im Bereich des Battertsattels treten sie vorwiegend am Südrand der Lichtentaler Mulde auf, wo sie den Nordschwarzwälder Granit überlagern oder an Störungen gegen diesen abgesetzt sind.

Die Sedimentfolge des Karbons ist gekennzeichnet durch die Wechsellagerung von Kohleflözen, z.T. kohligen Tonsteinen, Arkosen und Konglomeraten. Die einzelnen Schichten sind meist geringmächtig und keilen auf kurze Distanz aus. Leitbänke sind nach unserer bisherigen Kenntnis nicht ausgebildet, so dass eine weitere Untergliederung nicht möglich ist.

Das allgemeine Schichtstreichen ist 15—20 °E, das Einfallen liegt bei 25—30 °W. Innerhalb des gesamten Schichtpaketes beobachtet man zahlreiche syngenetische Rutschflächen, Schrägschichtungen und Strukturen, die auf subaquatische Gleitungen zurückzuführen sind. Im Zusammenhang mit dem Wechsel von Tonsteinen, Arkosen und Konglomeraten deuten diese Sedimentstrukturen auf einen küstennahen Sedimentationsraum hin, der stellenweise durch Deltabildungen unterbrochen wird.

Ein deutliches Bild der unruhigen Sedimentation vermittelt die geologische Aufnahme des Kirchheimerstollens. Dieser Stollen wurde von Müllenbachtal aus in nordwestlicher Richtung in den Hummelsacker vorgetrieben und erschließt auf 150 m Länge einen guten Einblick in die Sedimente des Oberkarbons, die hier wie auch an anderen Stellen erkennen lassen, dass die Schüttung aus S bis SE erfolgte (vgl. SCHNEIDER. H. 1966).

  • Die Arkosen und Tonsteine stellen also den Abtragungsschutt des Nordschwarzwälder Granits dar, eine Feststellung, die sich gelegentlich sogar ohne Schwierigkeiten im Gelände bestätigen lässt.
  • Südlich von Geroldsau führt der Granit z. B. große Orthoklas-Porphyroblasten, die als wenig zerkleinerte Bruchstücke auch in der angrenzenden Arkose zu finden sind. Auch der Geröllinhalt der Konglomerate ist mit der Annahme einer Sedimentschüttung aus südlicher Richtung in Einklang zu bringen, enthalten sie doch vorwiegend granitische Komponenten.
  • Untergeordnet treten auch Prophyrgerölle auf, die den Gangporphyren des Granitgebietes entstammen.
  • Lediglich die Herkunft der Greisengerölle, die in nicht unbedeutender Menge am Aufbau der Konglomerate beteiligt sind, ist noch unbekannt. Sie entstammen entweder den abgetragenen Hangend-Partien des Granits oder dem Gebiet, das im Südosten unter den Schichten des Buntsandsteins verdeckt ist.
Rotliegendes + Buntsandstein

Gegen das Muldeninnere zu wird das Karbon von Rotliegend-Sedimenten überdeckt, die schließlich als jüngste Bildung den Buntsandstein tragen. Der Übergang vom Karbon zum Perm erfolgte ohne Fazieswechsel, so dass die Grenze nicht immer exakt festzulegen ist.

These zur syngenetisch-sedimentärenn Entstehung (nach Maus)
Beschreibung Uranverteilung

Erst die Auffahrung des Kirchheimerstollens und später des Sauersboschstollens brachten Klarheit über die Form der Uranverteilung.

Bei den vererzten Lagen handelt es sich nicht, wie ursprünglich angenommen, um stratigraphisch exakt definierbare (Leit)Horizonte, die durch Tektonik in unterschiedliche Höhenlagen gebracht worden sind.

Radiometrische Aufnahmen und chemische Analysen ergaben das folgende Verteilungsmuster:

  • Tonsteine: schichtkonkordante Verteilung
  • Arkosen: wolkig-diffuse, schichtübergreifende Verteilung

 

 

 

 

 

 

Abb.: Geologische und radiometrische Aufnahme einer schichtgebundenen Uranvererzung im Kirchheimerstollen (verändert nach: Ertle, Kneuper & Müller 1976). Bei beiden Aufnahmen ist die Lage der Schiefer- und Sandschieferschichten mit einer roten Umrandung hervorgehoben.

Der in der Abbildung wiedergegebene Ausschnitt aus der radiometrischen Vermessung des Kirchheimer- Stollens zeigt zwischen 32 und 44 m einen relativ scharf begrenzten Vererzungshorizont, wie er in ähnlicher Art auch im gleichen Stollen von 53 bis 61 m aufgeschlossen ist.

Im Gegensatz hierzu stehen diffuse Vererzungsbereiche, die keinerlei Bindung an die Schichtung erkennen lassen und nach bisheriger Kenntnis an keiner Stelle eine Urankonzentration erreichten, die dem Maximum in den schichtgebundenen Vererzungen entspricht.

Diese im Großbereich deutlich erkennbare Verteilung des Urans lässt sich auch im Kleinbereich und sogar im Mikroskop beobachten. Wie Hauptmann (1976) feststellte, zeichnen die uranvererzten Tonsteine und tonreichen Arkosen sogar die syngenetischen Wickelstrukturen nach und geben im Mikroskop sogar eine subparallele Anordnung von Tonmineralen und Pechblende-Partikeln zu erkennen.

Hieraus kann man schließen, dass

  • diese Art der Vererzung als primär anzusehen ist,
  • während für die wolkig-diffuse Uran Verteilung eine sekundäre Genese angenommen werden muss.

Für eine sekundäre Umlagerung spricht auch folgende Beobachtung: Die Konglomerate enthalten stellenweise vererzte Gerölle, während die Matrix praktisch uranfrei ist. Die Vererzung ist dabei nicht auf eine bestimmte Art der Gerölle beschränkt, es finden sich sowohl uranimprägnierte Granit-, Greisen- und Porphyr- Gerölle. Im Hinblick auf die große Mobilität des Urans sind mehrfache Umlagerungen nicht auszuschließen, doch ist auffällig, dass die postkarbonische Tektonik als Wegsamkeit für die zirkulierenden Lösungen keinerlei erkennbaren Einfluss auf die Verteilung des Urans genommen hat.

Störungen und Klüfte sind weder vererzt noch haben sie in sichtbarer Weise zu einer Verarmung geführt. Die gelegentlich auf Kluftflächen zu beobachtenden sekundären Uranminerale sind wahrscheinlich erst Produkte jüngster Umlagerungen.

An primären Uranmineralen wurden bisher Pechblende und Coffinit beobachtet, sekundäre Uranminerale sind durch Zeunerit, Autunit, Torbernit, Heinrichit, Uranophan, Phospuranylit und ein Urankarbonat vertreten. Ein Teil des Urans scheint jedoch adsorptiv an Tonminerale gebunden zu sein oder auch als Uranyl-Humat vorzuliegen (vgl. hierzu auch die eingehenden Untersuchungen von Hauptmann 1976).

Abgesehen von den wenigen Fällen der rezenten bis subrezenten Ausblühung spärlicher sekundärer Uranminerale sind die Uranträger ohne Mikroskop nicht zu beobachten, den Tonsteinen und Arkosen ist der Urangehalt also nicht anzusehen.

Genese der Uranmineralisation

Bei der intensiven Untersuchung des Uranvorkommens bei Müllenbach wurde aus den beiden Stollenauffahrungen und zahlreichen Oberflächenaufschlüssen sowie aus einigen tausend Bohrmetern umfangreiches Datenmaterial gewonnen.

Danach ergibt sich folgendes Bild der Uranvererzung:

1: Die Vererzung ist beschränkt auf die Schichten des Karbons

Nennenswerte Anreicherungen wurden bisher weder im Granit noch in den hangenden Schichten des Rotliegenden oder des Buntsandsteins beobachtet. Die hier festgestellten Anomalien erwiesen sich stets als lokal eng begrenzt und in der Konzentration nur von mineralogischem Interesse. Möglicherweise handelt es sich hierbei um Ausfällungen aus Lösungen, die ihren Urangehalt aus den karbonischen Schichten bezogen.

2: Die Uranvererzung war ursprünglich wohl über das gesamte Vorkommen der karbonischen Sedimente verbreitet

Primäre Inhomogenitäten aufgrund unterschiedlicher Gesteinsausbildung und spätere selektive Auslaugungen im Gefolge der Erosion täuschen lokale Primär-Konzentrationen vor.

  • Diese Feststellung konnte durch Bohrungen bestätigt werden, die in Bereichen ohne Oberflächenanomalien in größerer Tiefe Uranvererzungen antrafen.
  • Da erst die Gebiete mit ausgeprägten Oberflächenanomalien nach der Tiefe zu untersucht wurden, war zunächst der Eindruck entstanden, als seien auch nur in diesen Gebieten in der Tiefe Vererzungen vorhanden.

3: Die Verteilung des Urans in den Sedimenten lässt noch keinen gesicherten Schluss auf die Herkunft des Urans zu.

Eine hydrothermale Zufuhr aus dem liegenden Granit über Klüfte ist jedoch auszuschließen.

  • Ein im Granit aufsetzender Erzgang mit Baryt, Kupferkies, Malachit und braunem Glaskopf fand in der überlagernden Arkose keine Fortsetzung.
  • Eine den Gang begleitende Störung war im Bereich des Sediments lediglich mit geringen Mengen von Brauneisen markiert. Dieser Gang zeigte zwar gelegentlich eine etwas erhöhte Strahlungsaktivität, doch war sie stets beschränkt auf das aus der Zersetzung des Kupferkieses stammende Brauneisen.

4: Über das Alter der Uranvererzung liegen noch keine gesicherten Angaben vor

Physikalische Altersbestimmungen am Uran erbrachten bisher erst Maximalwerte von 300.000 Jahren. Dieses extrem junge Alter bezieht sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf umgelagertes Uran, das tatsächliche Alter der Vererzung dürfte dem des Sediments entsprechen, also oberkarbonisch sein.

Thesen zur Urananreicherung

Die Uranvererzung erstreckt sich wolkig-diffus durch das Gestein und erschwert eine Vorratsberechnung.

Es zeigt sich jedoch, dass entlang dünner, schwarzer Tonsteinlagen Uran am häufigsten auftritt. Dagegen fehlen in der Hauptmasse des Gesteins (in den 10 m bis 20 m mächtigen Lagen aus Arkosen und Konglomeraten) ausgesprochene Erzhorizonte. Doch auch hier gibt es Urananreicherungen. Bei ihrer Entstehung spielt das Grundwasser eine wichtige Rolle.

Die grobkörnigen Arkosen und Konglomerate führen Schwefelkies (FeS2). Bei Zutritt von  sauerstoffreichem Grundwasser oxidieren die Sulfide zu Schwefelsäure, die das im Gestein dispers verteilte Uran löst und mit dem Grundwasserstrom verfrachtet. Trifft das Grundwasser auf sich ändernde Redoxbedingungen, z.B. auf kohlenhaltige Schichten, dann wird das gelöste, sechswertige Uran zur vierwertigem Uran reduziert und fällt an der „Front“ zum sauerstoffarmen Bereich aus, wo sich in den Gesteinsporen in konzentrierter Form dünne Lagen mit Uranmineralien abscheiden. Der Mechanismus einer solchen Erzanreicherung wird „Rollfront“ genannt.

Altersbestimmungen an den Uranmineralien ergaben mit 300.000 Jahren ein vergleichsweise sehr junges Alter. Daraus kann rückgeschlossen werden, dass der Rollfront-Mechanismus noch heute andauert.

Von allen genetischen Modellen scheint die von Berger & Salger (1965) formulierte Theorie am ehesten auf die Vererzung im Nordschwarzwald zuzutreffen: Die Entstehung der Urananreicherung wird folgendermaßen gedeutet:

Schichtgebundene Uranvererzung

Das in geringer Konzentration im Wasser als Uranyl- oder Uranylkomplexion in sechswertiger Form gelöste Uran kommt in ein stark reduzierendes Milieu, gekennzeichnet durch wechselnde Konzentration von Huminstoffen und kohligen pflanzlichen Resten.

Es wird zur vierwertigen Stufe reduziert.

Da diese wesentlich weniger löslich ist, fällt Uran als Hydroxyd in dem Maß aus, wie es dem pH und Eh der Lösung entspricht. Es wird mit der Tontrübe im Sedimentationsraum abgesetzt.

Änderungen im Oxidationspotential und in der Reaktion der Lösungen bewirken unterschiedliche Fällungen und können die Differenzen zwischen den einzelnen Gesteinen erklären.

Soweit also auch im Karbon des Nordschwarzwaldes noch schichtkonkordante Vererzungen vorliegen, ist ihre Entstehung wohl im zitierten Sinne anzunehmen.

Wolkig-diffuse Uranvererzung

Dies stark vereinfachte Bild muss jedoch noch insoweit modifiziert werden, als die Bereiche der wolkig-diffusen Vererzung nicht so gedeutet werden können.

Für sie müssen in jedem Fall sekundäre Umlagerungen angenommen werden.

Der Zeitpunkt dieser Umlagerungen ist nicht allgemein festzulegen; aufgrund der hohen Mobilität des Urans ist anzunehmen, dass dieser Vorgang auch heute lokal noch andauert.

Durch diese Umlagerungen entstanden neue Vererzungsbereiche mit rollfrontartigem Charakter. Sie finden sich vorwiegend in den gut durchlässigen, grauen, also reduzierten Arkosen.

Geochemische Untersuchungen durch Hauptmann (1976) konnten für diese Bereiche eine für Rollfrontvererzungen typische Korrelation von Uran und Arsen feststellen, nicht jedoch für Uran und Kupfer bzw. Vanadium, doch besteht die Aussicht, an neuen Aufschlüssen unter Tage eine derartige Verbindung noch nachzuweisen.

These zur hydrothermalen Entstehung (nach Zuther)
Beschreibung folgt

Beschreibung folgt

Chronologie
1973: Prospektion auf Uran- und Thoriumerze

Die Saarberg Interplan, Gesellschaft für Rohstoff-, Energie- und Ingenieurtechnik mbH erhält am 12. März 1973 eine Untersuchungserlaubnis zum Aufsuchen von Uran- und Thoriumerzen im Raum Baden-Baden/Gernsbach.

Im September 1973 werden mittels radiometrischer Messungen mehrere Anomalien in den ausstreichenden Karbonschichten des Oostroges festgestellt. Abgesehen von unbedeutenden Ausnahmen, befinden sich alle Anomalien in den karbonischen Sedimenten.

Die größte Anomalie, mit mehr als 1 Million Impulse pro Minute (ipm), wird am Hummelsacker bei Müllenbach ermittelt.

1974: Beginn bergmännische Aufwältigung (Kirchheimerstollen)

Auf Empfehlung von Prof. Dr. Franz Kirchheimer, Präsident des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg, beginnt im August 1974 die bergmännische Aufwältigung der Vererzung am Hummelsacker. Der Kirchheimerstollen am SE-Hang des Hummelsacker fährt auf 150 m Länge das Karbon querschlägig an und erschließt dabei drei größere und mehrere kleinere Vererzungen mit beachtlichen Gehalten von bis zu 1 % U3O8.

1975: Tiefere Erkundungsbohrungen

Nach der Genehmigung durch die Bergbehörde können im Sommer 1975 nun auch tiefere Erkundungsbohrungen zur Teufenuntersuchung der Vererzung niedergebracht werden. Die tiefste Bohrung (am Steufenberg) weist eine Vererzung bis in eine Teufe von 920 Meter nach.

1975: Sauersboschstollen

Am 02.07.1975 wird mit dem Sauersbosch-Stollen, am NW-Hang des Hummlesacker, ein zweiter Stollen, ca. 40 m tiefer als der Kirchheimerstollen, angesetzt.

1975: Schürfkonzession Murgtal

Gemäß Antrag vom 06. August 1975 wird die Untersuchungserlaubnis von 1973 in die Schürfkonzession Murgtal umgewandelt (befristet bis zum 31.12.1979, verlängert um fünf Jahre am 19.12.1979)

1976 | 1978: Anlage Aufhauen 2/1-1

Dezember 1976 + Frühjahr 1978:Anlage des Aufhauens 2/1-1 zwischen dem Sauersbosch- und dem Kirchheimerstollen.

1977: Einführung der Lade- und Fördertechnik

Einführung der gleislosen Lade- und Fördertechnik in den Vortrieb der Untersuchungsstrecken. Dazu mussten die teilweise zu engen Stollen nochmals nachgegossen werden.

1978: Stundung Vortrieb Aufhauen 2/1-1

Stundung des Vortriebs von Aufhauen 2/1-1 im März 1978 bei 172 m Länge, da die Stadt Baden-Baden eine weitere Haldenablagerung vor dem Stollenmundloch nicht genehmigt. Im hinteren Bereich des Stollens wird eine Klärkammer für die Grubenwässer errichtet.

1978: Laugungsversuche

Für Laugungsversuche werden im Mai 1978 insgesamt 26 t Erz aus dem Sauersbosch-Stollen entnommen.

1978 | 1979: Anlage Aufhauen 2/1-2

Juli 1978 – Februar 1979: Anlage des Aufhauens 2/1-2 vom Sauersbosch-Stollen im Einfallen der Vererzung. Installation eines Schrappers und Förderbandes.

1979: Durchschlag Aufhauen mit dem Kirchheimerstollen

Das beim Leerschrappern der Strecke angefallene Material wird im Februar 1979 im nicht fertig gestellten Aufhauen 2/1-1 eingelagert. Die bergmännischen Untertagetätigkeiten werden fortan gestundet, v.a. weil die Stadt Baden-Baden die Genehmigung zur weiteren Aufhaldung von Gesteinsmaterial im Sauersboschtal noch immer verweigert.

1979: Kündigung der Gestattungsverträge

Die Stadt Baden-Baden kündigt am 28.08.1979 alle Gestattungsverträge mit dem Begbauunternehmen.

1979: Untersuchungen Strahlenbelastung

Untersuchungen zur Strahlenbelastung der Bergleute + der Umwelt und der Beeinflussung der natürlichen Gewässer durch die Exploration und den Grubenbetrieb in Zusammenarbeit mit dem Kernforschungszentrum Karlsruhe.

Die Untertageanlagen werden fortan als „Versuchsgrube“ bezeichnet. Es werden Reihenversuche zur Erprobung von Messgeräten wie Dosimetern unter Bedingungen des Grubenbetriebs ausgeführt. Darüber hinaus finden Langzeitbeobachtungen der Grund- und Oberflächenwässer und der meteorologischen Bedingungen statt.

1980: Verlängerung Radonstollen

Im ersten Halbjahr 1980 wird der sogenannte Radonstollen um etwa 12 m verlängert, im Herbst um weitere 9 m. Der Abraum wurde im Aufhauen 2/1-1 handversetzt.

1982: Erzentnahme für Auslaugungsversuche

Die Saarberg-Interplan schlug im März 1982 ein Drei-Phasen-Programm für die weiteren Arbeiten in der Versuchsgrube vor:

  • Phase I: Weitere Exploration + Sicherung und Erweiterung der bekannten Vorräte.
  • Phase II: Versuchsbergbau zur Erprobung verschiedener Abbaumethoden + Test einer Pilot-Aufbereitungsanlage im Waldbachtal, die durch eine untertägige Rampe an die Versuchsgrube angeschlossen werden sollte. Die Aufbereitung war als Sickerlaugung in einer Laugungshalle konzipiert (Ausfällung von Yellow cake).
  • Phase III: Wirtschaftliche Gewinnung von Uranerz im Müllenbachtal.

Die Betriebspläne wurden wegen heftigen Widerstandes der Stadt und zahlreicher Umweltverbände nicht genehmigt.

1982: Drei-Phasen-Programm

Die Saarberg-Interplan schlug im März 1982 ein Drei-Phasen-Programm für die weiteren Arbeiten in der Versuchsgrube vor:

  • Phase I: Weitere Exploration + Sicherung und Erweiterung der bekannten Vorräte.
  • Phase II: Versuchsbergbau zur Erprobung verschiedener Abbaumethoden + Test einer Pilot-Aufbereitungsanlage im Waldbachtal, die durch eine untertägige Rampe an die Versuchsgrube angeschlossen werden sollte. Die Aufbereitung war als Sickerlaugung in einer Laugungshalle konzipiert (Ausfällung von Yellow cake).
  • Phase III: Wirtschaftliche Gewinnung von Uranerz im Müllenbachtal.

Die Betriebspläne wurden wegen heftigen Widerstandes der Stadt und zahlreicher Umweltverbände nicht genehmigt.

1985: Vorläufige Betriebseinstellung

Im Juli 1985 schlägt die die Interuran, die Nachfolgegesellschaft der Saarberg-Interplan, die vorläufige Einstellung des Betriebes vor. Ein Abschlussbetriebsplan sollte sicherstellen, dass von den Grubenbauen und Halden keine Gefährdung ausgeht.

  • Am Sauersboschstollen werden Haldenteile > 350 mrem/a in den Stollen transportiert. Die Trafostation, die Baustellenwagen und Material für den grubenbetrieb werden entfernt.
  • Am Kirchheimerstollen wird das oberflächliche haldenmaterial > 400 mrem/a entfernt und in den Stollen eingelagert.
  • Die Haldenflächen werden anschließend mit Mutterboden angedeckt und eingesät.
  • Aus der Grube werden noch die verwendbaren Maschinen und Geräte sowie elektrische Anschlüsse und Pumpen demontiert. Grubenausbau, Klärbecken und Sprengstofflager blieben für eine eventuelle Wiederbenutzung erhalten. Die Mundlöcher beider Stollen werden abschließend doppelt vermauert.
1985 bis 1988: Rekultivierung

Mai 1985 bis Januar 1988: Rekultivierung

Zwischen Mai 1985 und Januar 1988 werden die Flächen rekultiviert. Die Grube wird im Februar 1988 durch die Bergbehörde aus der Bergaufsicht entlassen.

Textquellen

Steen, H.: Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald. 488 S., Verlag: Books on Demand, Norderstedt, 2004.

Das östliche Stollenmundloch der Grube Müllenbach: Der Kirchheimerstollen (Foto vom Januar 2023).

Müllenbach: Kirchheimer- und Sauersboschstollen

Müllenbach: Kirchheimer- und Sauersboschstollen

Von Bernd Laquai

Historisches

Prof. Dr. Franz Waldemar Kirchheimer (*1911, †1984) war von 1947 bis 1952 Direktor der Badischen Geologischen Landesanstalt in Freiburg i. Br. und Verfechter des Uranabbaus im Schwarzwald. Nach ihm ist auch ein Mineral der Uranglimmerserie, das Kirchheimerit, benannt. Ein Buch über einen seiner Arbeitsschwerpunkte hat er ebenfalls geschrieben: Das Uran und seine Geschichte,  Franz Kirchheimer 1963 (Schweizerbart Verlag Stuttgart).

Die Hinterlassenschaften seines Wirkens kann man heute noch mit dem Geigerzähler in Müllenbach bei Baden-Baden (Stadtteil Oberbeuern) finden. Der Geigerzähler hilft dann auch das „Denkmal“ zu finden, das einer seiner verbündeten Firmen, die Saarberg-Interplan Uran GmbH aus Saarbrücken gebaut hat. Sehen will dieses Denkmal heute allerdings keiner mehr, deswegen ist es auch ziemlich mit Efeu überwuchert. Diese Firma nennt sich heute etwas dezenter „Saarberg-Interplan GmbH Industrieanlagenbau“. In den Jahren 1982-85 hat diese Firma vom Land Baden-Württemberg etwa 2,5 Mio DM erhalten um bei Müllenbach nach Uran zu suchen. Geistiger Vater des Projekts und Auffinder der geologischen Anomalität war Kichheimer.

Ab 1975 hatte man hier zwei Probestollen angelegt (Kirchheimerstollen und Sauersboschstollen) und Versuche zur Auslaugung des Urans unternommen. Bis 1982 hatte man mindestens 30 Tonnen Uran herausgeholt. Das war attraktiv genug, damit das Wirtschaftsministerium Geld bereitstellte. Doch schnell gab es Ärger mit der Stadt Baden-Baden und Umweltschutzverbänden, welche die Mineralquellen und den Tourismus in Gefahr sahen. Vor allem in den Haldenablagerungen im Müllenbach- und Sauersboschtal sah man eine Gefahr. Es sollten neue spezielle Uranabaumethoden erprobt werde und im Waldbachtal sollte zusätzlich eine Aufbereitungsanlage für Erze zu „Yellow Cake“, dem Rohstoff für Brennelemente, errichtet werden. Als man die Erweiterung der Haldenablagerung beantragte, verweigerte die Stadt Baden-Baden jede weitere Genehmigung. Vermutlich kam es danach zu weiteren politischen Auseinandersetzungen, die schließlich zur Beendigung des Projekts führten. Danach waren die Stollen noch für eine gewisse Zeit als Referenz für Strahlungsmessungen benutzt worden. Angeblich ist ein großer Teil des Urans wieder im Stollen entsorgt worden, bevor er verschlossen wurde.

Beschreibung der Tour

Die Erkundung des Gebiets kann man mit einer schönen Wanderung verbinden. Wenn man nicht mit dem Auto anreist, kann man auch von Baden-Baden aus mit der Buslinie 201 bis Lerchenbergweg fahren und dort aussteigen (N48 44.346 E8 16.876). Von hier aus geht man zunächst einen Feldweg Richtung Nordosten zum Gebiet Hummelsacker (etwa N48 45.025 E8 17.550), bis man an das Stollenmundloch des Sauerboschstollens kommt. Dieses ist hinter einem Holzschuppen versteckt und bis auf einen Fledermausschlitz zugemauert. Dieser Stollen ist mit einem sogenannten Aufhauen (einem im Berg verlaufenden schrägen Verbindungsstollen) mit dem Kirchheimerstollen verbunden.

Dass man hier richtig ist, zeigt der Geigerzähler wenn man ihn in den Schlitz hält. Ganz offensichtlich strömt hier radonhaltige Luft aus, denn die Anzeige fluktuiert um Werte zwischen 0,3 und 0,8 µSv/h. Geht man von hier aus ein Stück zurück, kann man über die Wiesen hochsteigen um auf einen Wanderweg unterhalb des Hummelsacker-Wegs etwa bei N48 44.498 E8 17.075) zu gelangen. Auf diesem Weg kann man leicht erhöhte Strahlungswerte messen. Der Mittelwert über 2 min erreicht hier gelegentlich 0,25 µSv/h.

Der Weg führt durch einen wunderschönen Tannenwald bis man etwa bei N48 44.605 E8 17.301 auf den Hummelsacker-Weg trifft. In diesem Bereich müsste etwa der Aufhauen im Berg verlaufen. Bei N48 44.797 E8 17.479 kann man aber östlich abzweigen um nach Müllenbach zum Stollenmundloch des Kirchheimerstollens zu gelangen.

Bei N48 45.026 E8 17.757 macht man einen Bogen, so dass man bei N48 44.730 E8 17.645 auf die Haarnadelkurve der L78 bei Müllenbach gelangt. Dort befindet sich ein größerer geologischer Aufschluss, der aber von der Strahlung her keine besonderen Werte liefert.

INFO

Bei dem Aufschluss handelt es sich um konglomeratische Arkosesandsteine, unterlagert von violettgrauen Schiefertonen. Die Gesteine gehören in das Oberkarbon und stellen die ersten Abtragungsprodukte des variszischen Gebirges (Granite der Umgebung) dar. (Geotop-Nr. 13190/266)

Kurz vor der Mündung des Wegs auf die Straße führt ein weiterer Feldweg immer noch im Wald der Hangkante entlang Richtung Müllenbach. Etwa bei N48 44.535 E8 17.419 kann man den Hang hinuntersteigen, was etwas beschwerlich aber machbar ist.

TIPP

Ergänzung zur Originalroute: Wenn man den Hummelsackerweg weiterläuft gelangt man nach ca. 150 m zum Abzweig des „Panoramaweges“. Dort links nach unten laufen. Nach knapp 100 m, kurz vor der Lichtung rechts, zweigt scharf links ein Weg ab, der direkt zum Mundloch des Kirchheimerstollens führt.

Das Stollenmundloch befindet sich dann bei N48 44.543 E8 17.473 etwas versteckt hinter Efeu am Rande einer Wiese zum Wald. Dieser Stolleneingang ist ebenfalls bis auf einen Fledermausschlitz zugemauert. Hier allerdings zeigt der Geigerzähler bereits Werte über 1 µSv/h an wenn man ihn in den Schlitz legt. Im Prinzip könnte hier die Stadt Baden-Baden aus dem Übel nun eine Tugend machen und ähnlich zum Radon-Stollen in Bad Gastein Rheuma Patienten einen medizinisch kontrollierten Aufenthalt im Kirchheimerstollen ermöglichen. Das wäre sicher sinnvoller, als hier einen Tierschutz der besonderen Art zu betreiben. Es sei denn die Universität Freiburg untersucht in diesem Stollen die Wirkung des Radons auf das Lungenkrebsrisiko oder die Leukämierate an Fledermäusen, weil Fledermäuse ja auch Säugetiere sind und daher dem Menschen biologisch nahe kommen.

Vor dem Stolleneingang des Kirchheimerstollens befindet sich eine Wiese, die sich im Süden bis an einen Waldrand hinzieht. An der Kontur kann man ahnen, dass sich darunter eine Halde befindet. Das bestätigt dann auch der Geigerzähler. Im Bereich dieser Wiese misst man zwischen 0,3 und 0,45 µSv/h Dosisleistung der Gammastrahlung. Im Vergleich zu anderen Haldensanierungen, z.B. an der Aufbereitungsanlage in Ellweiler, ist dies eine vergleichsweise schlechte Sanierung. Wie das Wasser des Müllenbachs aussieht, wurde bereits vom Kernforschungszentrum im Jahre 1980 untersucht (2). Aber man darf annehmen, dass dieser Bericht unter den zu dieser Zeit herrschenden politischen Umständen durchaus zu einem etwas verharmlosenden Resultat kam. Dennoch hat man die Radionuklide deutlich nachgewiesen und spricht von gelegentlich überhöhten Werte in der Nähe der Grube.

Wenn man nun auf der Wiese etwas nachhaltig sucht, dann kann man mit etwas Glück auch durchaus noch Erzbrocken des Abraums finden. Es handelt sich dabei aber nicht um Granite sondern eher um Sedimentgestein, welches poröser ist und weniger Festigkeit besitzt. Im Gestein kann man oxidiertes Eisen erkennen aber auch dunkelschwarze mineralische Einlagerungen. Die messbare Radioaktivität der noch herumliegenden Brocken ist aber meist kleiner als 0,5 µSv/h (gemessen mit Gammascout an der Oberfläche).

Nachdem beide Eingänge der Stollen gefunden und die jeweiligen Geo-Koordinaten vermessen werden konnten, war es möglich eine historische Karte als Overlay auf der OSM Wanderkarte zu justieren. Unter der Annahme, dass die historische Zeichnung einigermaßen maßstabsgetreu und unverzerrt dargestellt ist, kann man nun die Lage der Stollen erkennen.

Die Annahmen über die Lage der Stollen wird auch durch eine Skizze in der Veröffentlichung des Geologen Michael Zuther (3) bestätigt, der diese spezielle Uranlagerstätte mit Unterstützung der Saarberg Interplan im Jahre 1983 untersucht hat. Das Ergebnis seiner Untersuchung war, dass es sich um eine epigenetisch hydrothermale Imprägnationslagerstätte in Sedimenten handelt. D.h. das uranführende Gestein ist hier kein Granit im Gegensatz zum Bärhaldegranit in der Urangrube im Krunkelbachtal von Menzenschwand im Südschwarzwald, sondern ein sedimentäres Gestein.

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Bernd Laquai

Der Kirchheimerstollen bei Müllenbach (Originalbeschreibung)

Textquellen

(1)  Steen, Helge: Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald – Eine detaillierte Zusammenstellung der Bergbauaktivitäten von 1890 bis zum Jahr 2000.

(3) Zuther, Michael (Göttingen): Das Uranvorkommen Müllenbach/Baden-Baden, eine epigenetisch-hydrothermale Imprägnationslagerstätte in Sedimenten des Oberkarbon (Teil I: Erzmineralbestand) Neues Jahrbuch Miner. Abh. 147,2,191-216, Stuttgart, August 1983.

(3a) Brockamp, Olaf & Zuther, Michael (Göttingen): Das Uranvorkommen Müllenbach/Baden-Baden, eine epigenetisch-hydrothermale Imprägnationslagerstätte in Sedimenten des Oberkarbon (Teil II: Das Nebengestein) Neues Jahrbuch Miner. Abh. 148,1,22-33, Stuttgart, November 1983.

Radioaktivität

Messverfahren

Radon