Menzenschwand: Grube Krunkelbach

Menzenschwand: Grube Krunkelbach

Menzenschwand: Grube Krunkelbach

Das Bergwerk Krunkelbach am Ostermontag 2023 bzw. die heute noch zu erkennenden Ãœberreste. Das Foto zeigt den Verfüllbereich vor dem Stollenmundloch, der über mindestens drei Drainageleitungen in den „links“ direkt angrenzenden Krunkelbach entwässert wird.

Chronologie

Grube Krunkelbach oder Grube Hans Paul (1961 bis 1992)

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Schwarzwald v.a. durch den Bergbauingenieur Otto Leible, dem späteren Direktor der Gewerkschaft „Finstergrund“ und dem späteren Präsidenten des Geologischen Landesamtes Baden-Württemberg, Franz Kirchheimer, nach Uranvorkommen gesucht. Bereits im Jahr 1949 fand Leible bei Sulzburg, Eisenbach und Wittichen Uranerze mit 0,3-0,5 % Uran.

Das Geologische Landesamt in Freiburg wurde seitens des Wirtschaftsministeriums angewiesen, insbesondere die Vorkommen bei Wittichen näher zu untersuchen, was in den Folgejahren auch sehr intensiv geschah. Im Abschlussbericht Kirchheimers von 1957 wird Menzenschwand nicht erwähnt und war bis 1960 als Lagerstätte praktisch unbeschrieben und das als einzig abbauwürdiges Uranvorkommen in Baden-Württemberg.

Am 5. Mai 1957 entdeckten zwei Freiburger Geologiestudenten, auf der Suche nach Flussspat, Uranglimmer im Uferbereich des Krunkelbaches. Im April 1959 fand ein Stuttgarter Diplomand eine radioaktive Anomalie, die er im Auftrag des Landesamtes noch im gleichen Jahr untersuchen sollte.

Im August 1960 erteilte das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg der niedersächsischen Gewerkschaft „Brunhilde“ die Untersuchungsermächtigung für das Gebiet um Menzenschwand. Dies war der Startschuss für eine im Schwarzwald wohl einzigartige und vergleichsweise nur sehr kurze, dafür aber sehr streitbehaftete Bergbaugeschichte (31 Jahre) in einem Spannungsfeld zwischen politischen und wirtschaftlichen Interessen, dem Naturschutz, der Atomkraftgegener und v.a. auch den Interessen der Einheimischen, v.a. dem Fremdenverkehr. Besonders pikant an der „Bergbaugeschichte“ im Krunkelbachtal ist, dass die Gewerkschaft zu keiner Zeit über eine Konzession zum Abbau verfügte, sondern lediglich zur Untersuchung/Prospektion.

Die Grube Krunkelbach (Grube „Hans Paul“) entstand aus ersten übertägigen Baggerschürfen am 09. August 1961 in den  Moräneablagerungen, die in ca. 6 m Tiefe den ersten mutmaßlich abbauwürdigen Uranerzgang im Bärhaldegranit freilegten.

Die Gewerkschaft „Brunnhilde“ betrieb bereits seit 1955 bei Ellweiler (Kreis Birkenfeld, Rheinland-Pfalz) einen Tagebau auf Uranerz und seit 1957 eine großtechnische Uranaufbereitungsanlage, in der später auch das Uranerz aus Menzenschwand zu einem pulverförmigen Konzentrat (Ammoniumdiuranat), dem sogenannten „yellow cake“ verarbeitet wurde.

Bei den „Untersuchungen“ stellte sich schon bald heraus, dass es sich bei dem Vorkommen im Krunkelbachtal um die größte westdeutsche Lagerstätte mit einem Urangehalt von 1,4 % handelt.

In Menzenschwand wurden in den 31 Jahren des Grubenbetriebes (ohne formelle Abbaugenehmigung) insgesamt 100.000 t Uranerz gefördert, aus dem 720 t Uran gewonnen wurden.

Die Lagerstätte

Die Lagerstätte liegt im Bärhaldegranit, einer Intrusion in die Migmatite der Zentralschwarzwälder Gneismasse.

Das eigentliche Uranvorkommen hat eine nachgewiesene Teufenerstreckung von mindestens 500 Höhenmeter. Die Lagerstätte besteht im Wesentlichen aus Quarz-Baryt-Fluorit-Gängen mit Pyrit, Pechblende, Hämatit und geringen Mengen anderer Sulfide.

Um eine zentrale, nicht uranvererzte Störung (Krunkelbachstörung) – eine 5 km lange Schrägabschiebung, sind verschiedene vererzte Störungen, die Erzgänge, angeordnet. Drei von fünf größeren uranvererzten Gängen sind abbauwürdig. Die Mächtigkeit der Erzgänge nimmt zur Teufe hin zu, die Mächtigkeiten schwanken deutlich (durchschnittlich 2,5 m) bis maximal 11 m.

Der Gesamturangehalt der Lagerstätte wird auf ca. 3.200 t geschätzt, von denen 1.000 t nachgewiesen und 700 t abgebaut wurden. Die Urangehalte schwanken zwischen 0,8 und 8 % U3O8.

Die Grube

Die Grube Krunkelbach (Grube „Hans Paul“) entstand aus ersten übertägigen Baggerschürfen am 09. August 1961 in den  Moräneablagerungen, die in ca. 6 m Tiefe den ersten mutmaßlich abbauwürdigen Uranerzgang im Bärhaldegranit freilegten. Die Vererzung erhielt die Bezeichnung Gang 1.

In drei weiteren Schürfen wurde die 2,5 m mächtige Gangstruktur über eine Strecke von 25 m weiter erschlossen, bei den Wegebauarbeiten wurde ein zweiter Gang mit 2 m Mächtigkeit angetroffen. Insgesamt wurden dabei 300 t erzhaltiges Material zur Versuchsaufbereitung nach Ellweiler abgefahren. Im Jahr 1962 wurden ca. 1.500 t Uranerz gefördert, in dem 31 verschiedene Uranmineralien nachgewiesen wurden, was das Vorkommen zu einem der mineralreichsten Lagerstätten des Schwarzwaldes machte.

Nachdem man sich nun ein Bild über die übertägigen Vererzungen gemacht hatte begann man zur weiteren Untersuchung 1962 (Stollen I) bzw. im Februar 1963 (Stollen II) mit der Auffahrung von zwei Stollen.

Wegen diverser Streitigkeiten ruhten die Arbeiten vom September 1963 bis in das Jahr 1972. Bis dahin waren in den beiden Stollen insgesamt 200 m Grubenbaue angelegt.

Nach Wiederaufnahme der Arbeiten nach 1972 wurde der Stollen I schon bald aufgegeben. Der Stollen II wurde bis Ende 1973 auf 349 m verlängert. Um den 50 m vom Stollenmundloch entfernten Gang 13 zur Teufe hin zu erkunden, wurde ein Blindschacht angelegt, der im Laufe des Jahres 1974 auf insgesamt 68 m abgeteuft wurde. In 30 m und 60 m Teufe wurden zwei Sohlen zur Erzförderung angesetzt. Im Jahr 1974 förderten 10 Mann unter Tage insgesamt 2.592,26 t Uranerz, aus denen 23,56 t U3O8 gewonnen werden konnten.

Zu Beginn des Jahres 1976 ereignete sich mit einem größeren Bruch der erste ernsthafte Bergschaden in der Grube, der mit vorhandenem Fördermaterial aus den Untersuchungsstrecken der 60 m Sohle verfüllt werden konnte.

Zwischen Juli und Oktober 1976 wurde der Blindschacht weiter auf 98 m abgeteuft. Mit Beginn der 1980er Jahre waren die reichsten Lagerstättenteile über der 90 m Sohle weitgehend abgebaut, so dass der Blindschacht bis 1982 auf 219 m abgeteuft wurde. Alle 30 m Teufe wurden bis zu 100 m lange horizontale Sohlen, die den eigentlichen Erzkörper erschlossen, aufgefahren. Zu Beginn des Jahres 1984 wurde der Blindstollen auf 241,5 m vertieft.

Stilllegung

Am 07. September 1989 wurde eine „öffentlich-rechtliche Vereinbarung“ über die Beendigung der bergbaurechtlichen Aktivitäten in den Erlaubnisfeldern „Menzenschwand“ und „Belchen-Hoffnung“ abgeschlossen.

Die Gewerkschaft „Brunhilde“ legte einen Abschlußbetriebsplan vor. Uranerze mit mehr als 0,25 % U3O8 wurden zwischen Februar und Juni 1991 insgesamt 5.477,86 t Uranerz aus der Grube entnommen (magazinierte Reserven) und zur Verarbeitung nach Bessines sur Gartempe (Frankreich) abgefahren.

Anschließend wurden zum Fluten der Grube alle Wettertüren entfernt, der Blindschacht mit Stahlträgern abgedeckt und über Tage die Haldenflächen eingeebnet und mit verdichtetem Mutterboden bedeckt, um die Radonexhalation zu unterbinden, Klärteiche verfüllt und letztlich das Stollenmundloch sicher verschlossen und das Grubengelände landschaftsgerecht gestaltet.

Kenndaten
Betriebsdaten

Übertägig waren mehrere Verwaltungs- und Arbeitsgebäude sowie kleinere Halden vorhanden.

In der Grube Krunkelbach wurden in 31 Betriebsjahren über einen 249,5 m tiefen Blindschacht, auf insgesamt neun Sohlen und einem 4.300 m langen Streckennetz 100.000 t Uranerz gefördert.

Förderung

Die Streckenauffahrung und die Förderung erfolgten gleisgebunden in Grubenhunten mit ca. 1 t Verfassungsvermögen. Die Förderung im Schacht erfolgte als Kübelförderung.

Grubenwasser

Das Grubenwasser wurde zur Sedimentation der relevanten Radionuklide auf die 0 m Sohle in eine Wasseraufbereitungsanlage in einer alten Untersuchungsstrecke gepumpt. Das gereinigte Grubenwasser floss dann nacheinander in drei Klärteiche, von wo aus es in den Krunkelbach geleitet wurden.

Erzaufbereitung

Das Erz wurde mit Lkw nach Seebrugg am Schluchsee gefahren und dort zum Weitertransport zur Aufbereitungsanlage nach Ellweiler auf die Schiene verladen.

Verwendung des Uran

Das in der Aufbereitung hergestellte Urankonzentrat wurde an bundesdeutsche  Energieversorgungsunternehmen verkauft und von diesen zu Kernbrennstäben verarbeitet.

Es geht um die Schürfrechte der Gewerkschaft Brunhilde und ihren Antrag auf gewerblichen Abbau von Uran in Menzenschwand (Gemeinde St. Blasien).

Die Bergbaugemeinschaft Brunhilde wollte in Menzenschwand Uranerz abbauen. Die weltweiten Uranreserven und Fördermöglichkeiten wurden überschätzt.

Was mit dem bis dato abgebauten Uranerz geschah und wie die Gewerkschaft Brunhilde mit der Saarberg-Interplan agierte (Gespräch mit Peter Diehl, BUND).

Die Audiostreams werden auf der Webseite „Radio Dreyeckland“ unter einer Creative Commons Namensnennung-Nicht-kommerziell-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 2.0 Deutschland Lizenz zur Nutzung angeboten.

CC BY NC SA

Textquellen

Markl, G. & Wolfsried, S. (2011): Das Uran von Menzenschwand – Geschichte, Lagerstätte, Mineralien. 140 S., Christian Weise Verlag.

Steen, H. (2004). Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald. 488 S., Verlag: Books on Demand, Norderstedt.

Menzenschwand: Hinterlassenschaften des Uranabbaus im Krunkelbachtal

Menzenschwand: Hinterlassenschaften des Uranabbaus im Krunkelbachtal

Von Bernd Laquai

20 Jahre später – Hinterlassenschaften des Uranabbaus im Krunkelbachtal bei Menzenschwand (Stand: 09.07.2013)

Eine der eindrucksvollsten und lehrreichsten Wanderungen, die man mit einem Geigerzähler machen kann, ist zweifellos eine Wanderung durch das herrliche Krunkelbachtal bei Menzenschwand, einem netten Schwarzwald-Örtchen einige Kilometer südlich des Feldbergs und einige Kilometer westlich des Schluchsees.

Das Krunkelbachtal ist ein extrem gutes Lehrbeispiel aus der jüngeren Geschichte der Menschheit, wie die Gier nach Geld und Macht dazu geführt hat, dass selbst 20 Jahre nach der Renaturierung des ersten und größten westdeutschen Uranabbaugebiets die idyllische Natur dort immer noch mit giftigem und radioaktivem Material auf recht gefährliche Weise kontaminiert ist. Allerdings sind die Schäden des Grubenbetriebs so behoben, dass man die Gefahren als unerfahrener Wanderer und Tourist nicht mehr mit bloßem Auge erkennen kann. Die Tatsache, dass hier das Naturschutzgebiet Feldberg beginnt, suggeriert zudem sofort, das hier die Natur völlig in Ordnung wäre.

Der Konflikt um das Schwarzwalduran, der 1957 durch den Fund von Uranglimmer durch Geologie-Studenten seinen Anfang nahm, hat mehr als 30 Jahre lang zu einem heftigen Aufeinanderprallen unterschiedlicher wirtschaftlicher und politischer Interessen geführt. Selbst einige Umwelt- und Heimatschützer hatten sich mit millionenschweren Investoren der Tourismusbranche (vom Verleger Franz Burda organisiert) verbündet, um mit einem gewaltigen Umbauprogram das Örtchen Menzenschwand zu einem mondänen und exklusiven Kurbetriebsort zu machen, nur damit der Tourismus das weitere Ausdehnen des Bergbaus verhindern möge. Schließlich kam es nach vielen Jahren des politischen Gezerres und der Unentschlossenheit, die das Bergbauunternehmen Gewerkschaft Brunhilde zu einem intensiven „Probebetrieb“ nutzte, vor dem Bundesverwaltungsgericht zu einem Vergleich, bei dem die Landesregierung den größten Teil der Kosten für die Grubenschließung und Renaturierung übernehmen musste.

Trotz des Siegs für die Tourismusindustrie über die Interessen der Bergbauindustrie und die wirtschaftlichen Interessen der Regierung ist das heutige Tourismuskonzept für das Krunkelbachtal in der Gemeinde St. Blasien, zu dem heute Menzenschwand gehört, als äußerst fragwürdig einzustufen. Auch der Job, den hier die Umweltbehörden geleistet haben, müsste man eigentlich als völlig unzureichend kritisieren. Eine juristisch einigermaßen korrekte Lösung für die derzeitigen Verhältnisse im hinteren Krunkelbachtal wäre, das Gebiet wenigstens zu umzäunen und mit entsprechenden Warnhinweisen zur Radioaktivität und zur chemischen Giftigkeit der herumliegenden Erzbrocken und Steine zu versehen, selbst wenn das nicht so richtig zum übrigen Tourismuskonzept und zum idyllischen Naturschutzgebiet Feldberg passt und sicher die ahnungslosen Wanderer etwas aufschrecken würde. Ein eifriger Jurastudent der naheliegenden Universität Freiburg könnte sich den Fall hier sicher auch nochmals vornehmen und unter Beweis stellen, dass er in seinem Studium etwas ordentliches gelernt hat. Ein Medieninteresse würde er garantiert auslösen und hätte durchaus Aussicht auf Erfolg.

Hintergrund der Vorwürfe ist, dass das was das Herz eines Geigerzählers im hinteren Krunkelbachtal höher schlagen lässt, einem Kleinkind das weitere Leben ziemlich schwer machen könnte weil dessen Nieren und andere Organe schweren Schaden nehmen könnten. Die relativ hohe Radioaktivität des mit Uran kräftig kontaminierten Bodens allein würde für eine Familie mit Kindern, welche dem mit dem freundlichen Raben gekennzeichneten „Menzos Wegle“ in das Krunkelbachtal folgt und sich am kühlen Wasser des Krunkelbachs labt, vermutlich gar nicht mal das größte Problem darstellen. Dazu wäre der Expositionszeitraums vermutlich zu kurz. Etwas viel Schlimmeres könnte passieren, wenn das kleine Kind einen der schönen dunkelroten Steinchen, welche wegen den eingelagerten Kristallen auch noch höchst interessant in der Sonne glitzern, aufhebt, und dann darauf herumlutscht und im schlimmsten Fall sogar verschluckt. Dann würde nämlich das Uran seine gefährliche Alphastrahlung im noch immunschwachen Körper freisetzen und auch seine hohe chemische Giftigkeit in voller Kraft freisetzen was zur Niereninsuffizienz führen könnte.

Die schönen roten Steinchen sind nämlich in den erzführenden Gängen losgeschossenes Uranerz aus der ehemaligen Grube Krunkelbach. Das Restmaterial des Uranerzes wurde bei der Stillegung der Grube zum Verfüllen des Stollenmundlochs (Eingang) der Grube verwendet und teilweise sogar auf den Halden in der Umgebung belassen. Die rote Farbe der Steinchen rührt vom stark hämatitisierten Granitporphyrgestein her. Das Glitzern wird von Einlagerungen verschiedenster kristallisierter Mineralien hervorgerufen, die im tiefliegenden Gestein des Rabenfelsen vorkommen. Unter diesen Mineralien finden sich Uranglimmer, Strontium, Arsen und andere hochgiftigen Schwermetalle. Das Lutschen an diesen Steinchen wäre also selbst für einen Erwachsenen alles andere als gesund.

Das besonders heimtückische an der Situation ist aber, dass diese Steinchen, ähnlich wie die Köder, die man für Rattengift benutzt, erst zeitlich sehr versetzt zu Problemen führen würden. Wenn die Probleme erst Monate oder Jahre später auftauchen, weil sich das Uran und die anderen hochgiftigen Schwermetalle in den Körper eingelagert haben und dort „über Zeit“ so vor sich hinstrahlen bzw. äußerst toxisch wirken, dann wird sich die betroffene Familie nicht mehr so ohne weiteres an ein Steinchen erinnern, an denen das kleine Kind in dem so idyllischen Krunkelbachtal auf Menzos Wegle ganz in der Nähe von Barbaras Quellplätzle gelutscht hat. Das ist dann ähnlich wie bei der ansonsten sehr intelligenten Ratte, die sich nach einer gewissen Zeit nicht mehr an den Köder erinnert und deswegen auch ihre Artgenossen nicht mehr warnen kann, wenn sie merkt, dass es mit ihr zu Ende geht.

Das Wasser im Krunkelbach wird ebenfalls ganz schön uranhaltig sein und auch andere Schwermetalle und Halbmetalle wie Arsen enthalten. Unter den Uranmineralien (Uranglimmer) sind chemisch hochgiftige Uranylverbindungen, die in Wasser löslich sind. Dazu gibt es in Wikipedia auch einen recht lehrreichen Eintrag. Wenn man also bei N47 50.304 E8 02.642, Menzos Wegle folgend, über die Krunkelbach-Brücke in Richtung Grubenzugang geführt wird, sollte man sich nicht unbedingt an dem herrlich kühlen und sprudelnden Wasser laben. Unterhalb von Barbaras Quellplätze ergießt sich zusätzlich Wasser aus dem verfüllten Grubeneingang über die Reste der Halde (etwa bei N47 50.337 E8 02.821) und fließt ebenfalls direkt in den Krunkelbach. Man sollte sich daher auch fragen, welches Wasser die im Krunkelbachtal so scheinbar glücklich weidenden Kühe Tag ein Tag aus so zur Tränke bekommen (wenn nicht aus dem Krunkelbach) und ob man das Uran nicht doch in der Schwarzwaldmilch, welche von den Bauern aus Menzenschwand geliefert wird, später noch deutlich nachweisen kann.

All das aber kommt dem fröhlichen Familienurlauber und fröhlichen Wandersmann bestimmt nicht in den Sinn, wenn er bei schönem Wetter durch das rein optisch herrlich wirkende Krunkelbachtal wandert. Der Tourismusverband hat sich viel Mühe gegeben und einen schönen Lehrpfad entlang des Krunkelbachwegs eingerichtet mit vielen Informationen zur idyllischen Natur dieses schönen Schwarzwaldtals am Rande des majestätischen Rabenfelsens, auf dem auch etliches zur Geologie und zum Quellgebiet des Krunkelbachs erklärt ist. Es laden auch viele Bänkchen zur Rast ein, wo neugierige Kinder ganz aus der Nähe die Natur bewundern können.

Selbst das holzverschalte Quellhäuschen der Floriansquelle (bei N47 50.324 E8 02.653), aus der seit 2005 das mit dem radioaktiven Radongas aus der ehemaligen Grube beladene Wasser für das beschauliche Radon Revitalbad in Menzenschwand-Hinterdorf gefördert wird, gibt kaum einen Anlass um ins Zweifeln zu geraten. Auf einer Infotafel auf der eine entspannte Badenixe im Wasser zu sehen ist, wird von der heilenden Wirkung des Radons erzählt. Auch der Name „Revital“ passt ja immer noch recht gut zur herrlichen Landschaft. Nur der Geigerzähler merkt, dass es hier so langsam „heiß“ wird.

Geht man Menzos Wegle noch etwas weiter hinter, gelangt man durch herrliche wilde Wiesen, wo im Sommer viele blaue Lupinen blühen, zu Barbaras Quellplätzle. Hier führt ein verstecktes Wegchen zu einem weiteren Quellhäuschen (bei N47 50.319 E8 02.720). Wer hierhin findet, der wird nun interessanterweise auch ein wenig über den Streit um das Uran im Schwarzwald informiert. Wahrscheinlich freut sich der Wandersmann nach eingehendem Studium der Infotafel dann darüber, dass der Umwelt- und Heimatschutz bei der Auseinandersetzung gewonnen hat und darüber, dass das schöne Krunkelbachtal eben keine wüste Bergbau-Gegend geworden ist, sondern die Idylle der Natur in diesem Bereich wieder hergestellt wurde. Nichts in der herrlichen Gegend lässt daher die heute noch vorhandenen Gefahren für das bloße Auge erkennbar werden. Nur ein geschultes Auge erkennt vielleicht, dass beide Holzhäuschen eine eingebaute aktive Querlüftung (unten neben der Tür und oben auf der Rückseite) haben, um das Aufstauen des radioaktiven Radongases im Häuschen zu verhindern und um das Wartungspersonal zu schützen.

Von Barabaras Quellplätzchen aus kann man gut vollends zum Bachbett des Krunkelbachs hinterlaufen. Man kann den hier schon stark überwachsenen Weg noch einigermaßen erkennen, der hinunter führt. Bei N47 50.313 E8 02.797 kommt man wieder auf eine größere Wiese, die früher einmal der Eingangsbereich zur Grube (Stollenmundloch) war. Ungefähr hunderttausend Tonnen Uranerz, so schätzt man, wurden hier von der Gewerkschaft Brunhilde aus dem Innern des Rabenfelsens geholt, mit einem durchschnittlichen Gehalt von 0,72 % Uran, das in der Uranaufbereitungsanlage in Ellweiler aus dem Menzenschwander Erz extrahiert wurde. Diese Aufbereitungsanlage gehörte ebenfalls der Gewerkschaft Brunhilde. Viele schwere Lastwagen müssen dazu von hier durch das idyllische Tal bis zur Bahnverladung bei Schluchsee gefahren sein. Der größte Teil des Uranerzes, das in der Nähe des Eingangs auf einer Halde lag, hat man in der Zwischenzeit abtransportiert oder zum Verfüllen des Stollenmundlochs verwendet. An vielen Stellen ist die Halde auch wieder zugewachsen, aber der Bewuchs ist nur sehr oberflächlich auf dem sehr unwirtlichen Gestein. Besonders dort wo reichlich Wasser aus dem verfüllten Eingang austritt (bei N47 50.337 E8 02.824), spült die Strömung des herrlich klaren Wassers die Steine immer wieder frei. Dieses Wasser sieht geradezu wie gesundes Schwarzwaldwasser aus. Etlicher dieser rötlichen und glitzernden Erzsteine liegen auf den unbewachsenen Teilen der Halde frei herum und werden schön umspült und funkeln förmlich im Wasser.

Konzentriert man sich nun auf die Steine auf denen viele feine, leicht grünliche Kristalle auf der Oberfläche zu sehen sind, kann man mit einem Geigerzähler eine Ortsdosisleistung von deutlich über 15 µSv/h messen. Mit einer UV-Lampe erkennt man schnell, dass diese grünlichen Kristalle hell aufleuchten, wenn man sie im Dunkel der Bäume mit UV Licht bestrahlt. Diese Fluoreszenz ist das Merkmal der Uranglimmer, wie z.B. der Mineralien Autunit und Uranocitrit. Etwas seltener findet man auch Steine mit schwarzgrauen Einlagerungen in den sonst rötlichen Steinen, die den Geigerzähler sofort an die Alarmgrenze treiben. Hier handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Uraninit (Uranoxid, UO2 bzw. U3O8) oder auch im Volksmund Pechblende genannt, das Mineral, dem die vorrangige Begierde der bergbaulichen Aktivitäten hier galt.

Einzelne der geförderten Erzchargen, so wird berichtet, erreichten über 2 % Urangehalt, hauptsächlich in Form von Pechblende, was ein relativ hoher Gehalt ist im internationalen Vergleich. Pechblende hat einen der höchsten Werte für die spezifische Radioaktivität unter allen natürlich vorkommenden Uranmineralien. Während die Pechblenden-Mineralisationen sehr gediegen ins Gestein eingelagert sind, ist der Uranglimmer dagegen für den ahnungslosen Finder besonders gefährlich, weil sich die Kristalle bröselig und fein verteilt auf den Oberflächen befinden und sich leicht ablösen. Deswegen ist es mehr als sinnvoll, sich die Hände gut zu waschen, nachdem man solche Steine angefasst hat. Sonst gelangen diese Uranglimmerbrösel nämlich beim nächsten Vesper auf das Vesperbrot und können von da aus in den Körper gelangen. Die chemische Giftigkeit des Urans liegt ähnlich hoch wie die anderer Schwermetalle und ist vergleichbar zu der des Quecksilbers. An den vielfältigen Färbungen der Kristalle auf den Steinen kann man ebenfalls erahnen, dass hier noch etliche andere seltenere chemische Elemente zu finden sind, die meistens für den Menschen nicht gerade gut bekömmlich sind.

Oben auf Menzos Wanderwegle findet man ebenfalls immer wieder Ansammlungen von Erzsteinen. Besonders auffällig ist ein Loch bei N47 50.353 E8 02.747, das mit Steinen verfüllt wurde. Vermutlich hat sich hier ein Bauer geärgert, dass sein Fahrzeug immer wieder in dieses Loch (ein altes Bohrloch?) rutscht und hat die Steine auf der Halde gesucht um es zu füllen. Hier misst man erstaunliche 10 µSv/h mitten auf dem Weg, was natürlich mit einem heftigem Geknatter des Geigerzählers einhergeht. Aber ohne so ein Messinstrument würde man denken, dass hier neben den schönsten Wiesenblumen die Welt völlig in Ordnung ist.

Was sich hier bergbaulich in etwa abgespielt hat, hat Helge Steen minutiös genau in seinen Bergbau-Fachbüchern dokumentiert. Teilweise lesen sich die Passagen wie Krimis, an denen man die Hochspannung der Bergleute erkennen kann, die sie angetrieben hat um eine noch hochgradigere und noch ergiebigere Uranerzader zu finden. Helge Steen hat auch die gefundenen Erzgänge mit Geokoordinaten so gut dokumentiert, dass sich diese relativ einfach vom damals gebräuchlichen Gauss-Krüger Koordinatensystem (mit Potsdam Datum) in das heute üblichere GPS-basierte Koordinatensystem (mit WGS84 Datum) umrechnen lassen. Damit lassen sich auch heute noch die Lage der durch zwei Stollen verbundenen Erzgänge auf einer Karte visualisieren. Besonders ergiebig waren wohl Gang 1 und 2. Hier wurden Schächte in die Tiefe gegraben, von denen aus etliche Sohlen auf unterschiedlichen Tiefe bis hinunter auf 240 m Tiefe abgezweigt wurden, aus denen das Erz der Gänge von unterschiedlichen Tiefen her gefördert werden konnte. In den Büchern findet man auch eine interessante Dokumentation der damals verfügbaren technischen Ausrüstung sowie etliche relativ neutrale Erläuterungen zu den politischen Auseinandersetzungen, die den Betrieb erheblich beeinflussten.

Der Eintrag zum Thema „Grube Krunkelbach“ in Wikipedia ist eine ebenfalls eine sehr lesenswerte Kurzfassung zu der Geschichte, die sich im Krunkelbachtal abgespielt hat und etwas näher erläutert, was die Politik, die Industrie und die Menschen in Menzenschwand seinerseits bewegt hat. Im Internet gibt es ebenfalls weitere sehr interessante Artikel zum Schwarzwalduran, zu der Grube Krunkelbach und der Bergbaugesellschaft Gewerkschaft Brunhilde aus Uetze in Niedersachsen.

Hat man schließlich die beeindruckenden Strahlungswerte um die ehemalige Grube im hinteren Krunkelbachtal verarbeitet und die Giftigkeit der glitzernden Steinchen begriffen, dann kann man auf der Nordseite das Krunkelbachtal zurückgehen und die Tour Richtung Farnwitte zu einer schönen Runde ausdehnen. Auf dieser Seite findet man im Sommer viele Fingerhutpflanzen, die zwar auch sehr schön und giftig sind, nur mit dem kleinen Unterschied, dass die meisten Leute darüber Bescheid wissen.

Sowohl auf dem Hin- wie auf dem Rückweg ist leicht zu erkennen, dass die Umweltradioaktivität im übrigen Krunkelbachtal überhaupt kein Problem darstellt. Sie beträgt meist um 0,2 µSv/h, was angesichts des granitigen Untergrunds (Bärhalde-Granit) ein völlig normaler Wert ist. Daraus kann man schließen, dass solange man das Uran im Berg lässt, es normalerweise auch kein Problem darstellt.

Der Weg führt einen dann bei N47 50.343 E8 03.748 zum Cafe und Berg-Beizle „Kuckuck“ (Update April 2023: Den „Kuckuck“ gibt es nicht mehr. Das ehemals verpachtete Cafe ist inzwischen Bestandteil des inhabergeführten „Albhof am Wasserfall“, ein gastronomischer Betrieb mit Ferienwohungen). Dort gleich in der Nähe gelangt man zu den Menzenschwander Wasserfällen (bei N47 50.417 E8 03.773) einer sehenswerten Schlucht durch welche die Menzenschwander Alb (ein Fluss) fließt.

Geht man vom Kuckuck zunächst den Weg nach Norden bis zu einer Steinbrücke bei N47 50.779 E8 03.713 und biegt dort rechts nach Westen ab, führt ein Weg hoch zur Farnwitte. Unter einer Witte verstand man früher eine Vieh-Tränke und Wasser und Farne gibt es hier wirklich genug. Man findet etliche schöne Pflanzen beispielsweise auch jede Menge Heidelbeeren und Baumwollgras. Hier wollte die Gewerkschaft Brunhilde eine weitere Abbaustätte errichten und einen Förderschacht anlegen. Den Grund dafür kann man auch heute noch nachvollziehen, denn wenn man die geo-referenzierten Aufzeichnungen des Geigerzählers betrachtet bzw. die von Helge Steen angegebenen Uran-Prospektionsdaten anschaut, sieht man dass hier auch eine sogenannte Anomalie bezüglich der Radioaktivität zu finden ist. Auf dem Forstweg bei etwa N47 50.933 E8 04.065 erkennt man wieder leicht rötliches Porphyrgestein (Rhyolith) mit leicht erhöhter Radioaktivität, die hier vereinzelt in Gesteinsaufschlüssen auch zu Messwerten über 0,5 µSv/h Gamma-Ortsdosisleistung führt. Das heißt, man hat dies offensichtlich als Zeichen für ein Uranvorkommen auch auf dieser Seite des Tals gesehen. Der Antrag der Bergbaugesellschaft wurde allerdings mit Hinweis auf das Landschaftsschutzgebiet abgelehnt. Da auch mehrfach die Lage der Grube Krunkelbach am Rande des Naturschutzgebiets Feldberg vor Gericht sehr entscheidend war, kann man erkennen, dass die Ausweisung solcher Gebiete für den Erhalt der Natur manchmal sehr hilfreich werden kann.

Oben auf der Farnwitte hat man dann einen tollen Blick auf den Feldberg (etwa bei N47 50.838 E8 04.314) und auf das so friedlich erscheinende Menzenschwand (bei N47 50.306 E8 04.387 bzw. noch besser bei N47 50.159 E8 04.394). Von hier aus sieht man dann am Ortsrand auch das Radon-Revitalbad von oben, das vor allem Menschen mit rheumatischen Erkrankungen Heilung durch die Radioaktivität des radonhaltigen Wassers aus der Grube Krunkelbach verspricht. Man darf allerdings nur auf ärztliche Anordnung und eingehende Beratung ist das radonhaltige Wannenbad. Im normalen Schwimmbad ist kaum eine erhöhte Radioaktivität messbar, vermutlich wird das Bad von den Strahlenschutzbehörden heute recht streng überwacht. Im Vergleich zur Radioaktivität in der Umgebung der Grube aus der das Wasser stammt, wirkt das allerdings ziemlich grotesk. Man kann sich ebenfalls denken, dass wenn eine kerntechnische Firma oder Nuklearanlage Müll mit 10 µSv/h im Firmengelände gelagert hätte, dann hätte diese Firma mit großer Sicherheit ein ernsthaftes Problem. So gesehen muss die Gemeinde St. Blasien als Eigentümer des ehemaligen Firmengeländes um die Grube Krunkelbach wohl eine sehr eigenartige Ausnahmegenehmigung haben, dass sie nicht einmal einige dezente Warnhinweise für die ahnungslosen Touristen aufstellen muss, die nichtsahnend Menzos Wegle entlang geführt werden.

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Kontrolle: Strahlenschutz an der ehemaligen Krunkelbach-Urangrube (Stand: 20.07.2014)

Ein wenig scheint es schon bewegt zu haben, dass im idyllischen Krunkelbachtal auf Menzos Wegle die Werte für die Radioaktivität gemessen wurden, dort wo früher der Uranbergbau betrieben wurde. Insbesondere das stark strahlende Loch bei N47 50.353 E8 02.747 hat in der Zwischenzeit jemand mit Schotter verfüllt und vermutlich vorher auch die schlimmsten Brocken an Uranerz entfernt. Zumindest ist nun die Strahlung dort um einen Faktor von mehr als 10 geringer geworden und ist mit 0,7 μSv/h wieder näher an dem was man in unbelassenen Gebieten der Nachbarschaft im Bereich natürlicher Hotspots messen kann (beispielsweise am Blössling bei Bernau). Die schönen aber hochgiftigen Steinchen liegen aber immer noch im Gebüsch herum und man tut sich nach wie vor nicht schwer ein stark strahlendes und imposantes Exemplar mit deutlichem sichtbaren Uranglimmerzu finden.

Angesichts der Tatsache, dass dies ein Gebiet ist, das relativ stark touristisch vermarktet wird, fehlen hier nach wie vor eindeutige Hinweise auf die Gefahren, die von den herumliegenden bröseligen Uran-Erzbrocken der ehemaligen Grube „Hans Paul“ ausgehen, sowohl was die chemische Giftigkeit anbelangt (Nierenschädigung) wie von der radioaktiven Strahlung. Denn dieses Gebiet liegt immer noch im Naturschutzgebiet Feldberg, wo sich der ahnungslose Besucher nichts schlimmes denkt wenn er schön glitzernde Steine in die Hand nimmt. Und Vesperbänkchen gibt es hier auch.

 

© Bernd Laquai

Ein Ausflugstipp von der Webseite opengeiger.de

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

Radiologische Kontrollmessungen der LUBW (2017)

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) führte im April 2017 im Auftrag des UM Baden-Württemberg, entlang der Wanderwege „Menzos Wegle“ im ehemaligen Uranbergbaugebiet in Menzenschwand, Messungen der Ortsdosisleistung (ODL) durch, um Hinweisen aus der Bevölkerung über erhöhte Strahlungswerte durch private Messungen, die teilweise auch im Internet (siehe Beschreibungen von Bernd Laquai) veröffentlicht sind, nachzugehen.

Ergänzend dazu wurden auch Oberflächenwasserproben entnommen und radiologisch analysiert.

Ergebnis

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Die Strahlenexpositionen auf und um die Wanderwege „Menzos Wegle“ sind radiologisch unbedenklich.

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Es wurden keine Hinweise auf größere Mengen Urangestein im Bereich der Wege gefunden.

Infomaterialien

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Bernd Laquai

20 Jahre später – Hinterlassenschaften des Uranabbaus im Krunkelbachtal bei
Menzenschwand (Originalbeschreibung)

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Bernd Laquai

Kontrolle: Strahlenschutz an der ehemaligen Krunkelbach-Urangrube (Originalbeschreibung)

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LUBW

Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (Stand: 19. Juli 2017)

Textquellen

(3) Steen, Helge: Geschichte des modernen Bergbaus im Schwarzwald: Eine detaillierte Zusammenstellung der Bergbauaktivitäten von 1890 bis zum Jahr 2000.

(4) Steen, Helge: Bergbau auf Lagerstätten des Südlichen Schwarzwaldes: Ein Beitrag zur Bergbaugeschichte und Lagerstättenkunde zwischen Dreisamtal und Hochrhein.  Kapitel 18 Revier Menzenschwand.

(5) Simon, Armin: Menzenschwand – Uranabbau: Der Streit um das Schwarzwald-Uran Die Auseinandersetzung um den Uranbergbau in Menzenschwand im Südschwarzwald 1960-1991. Ausführliche Buchzusammenfassung

(6) Diehl, Peter: Strahlengefahr am Krunkelbach: Unranabbau Menzenschwand. Eine Information des Umweltkongress Hochrhein, Nr.6, 15.4.1989.

(8) DER SPIEGEL 52/1987 – Suchen und Finden

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Radioaktivität

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Messverfahren

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Radon

Menzenschwand: Radiologische Kontrollmessungen an Menzos Wegle

Menzenschwand: Radiologische Kontrollmessungen an Menzos Wegle

Veranlassung

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) führte im April 2017  im ehemaligen Uranbergbaugebiet in Menzenschwand Messungen der Ortsdosisleistung (ODL) entlang der Wanderwege „Menzos Wegle“ durch. Ergänzend dazu wurden auch Oberflächenwasserproben entnommen und radiologisch analysiert.

Anlass der vom Umweltministerium Baden-Württemberg beauftragten Untersuchungen waren Hinweise aus der Bevölkerung über erhöhte Strahlungswerte durch private Messungen, die teilweise auch im Internet veröffentlicht sind.

Menzos Wegle

Menzos Wegle sind fünf verschiedene Rundwanderungen im Tal des Krunkelbaches und im Tal der Menzenschwander Alb nördlich der Ortslage von Menzenschwand.

Die Krunkelbach-Runde führt direkt am ehemaligen Uranbergwerk, der Grube Krunkelbach oder auch Grube Hans Paul genannt, vorbei. Die Grube Krunkelbach wurde von 1961 bis 1991 von der Gewerkschaft Brunhilde als Versuchsbergwerk (ohne Konzession zum Abbau) betrieben. Dabei wurden aus den insgesamt 4,3 km langen Stollenanlagen ca. 100.000 Tonnen Uranerz entnommen.

Die folgenden Kurzbeschreibungen der Rundwege wurden aus dem offiziellen Faltblatt „Menzos Wege“ Menzenschwander Tal entnommen. Die fünfte Rundtour, die 2,1 km lange „Komfort-Runde“, wird hier nicht separat aufgeführt, da sie ausschließlich auf Teilabschnitten der „Krunkelbach-Runde“ und des „Wildapfel-Pfades“ verläuft.

Krunkelbach-Runde (4,3 km)

Sie wandern am Südhang des Krunkelbachtals unterhalb des Rabenfelsens über ein Weidfeld bis zur Radonquelle und zu der Stelle, an der bis vor nicht langer Zeit Uran abgebaut wurde. Wenn Sie Glück haben können Sie vom Weg aus auf den waldfreien Felsen und Blockhalden Gämsen beobachten.

Rund um die Kluse (4,5 km)

Diese Rundwanderung führt Sie durch das Tal der Menzenschwander Alb. Sie kommen an der Kluse vorbei, die ursprünglich von den Mönchen aus St. Blasien angelegt wurde, und sehen eindrucksvolle Moränenwälle, die von den Gletschern abgelagert wurden. Vom „Schässlong du Boah“ bietet sich ein wunderbarer Ausblick.

Wildapfel-Pfad (2,8 km)

Lernen Sie den Schwarzenberg kennen. Die Wanderung führt auf einem schmalen Pfad über eine Weidefeld, das lange Zeit nicht mehr bewirtschaftet und durch Maßnahmen des Naturschutzgroßprojektes wieder hergestellt wurde.

Wasserfall-Runde (0,4 km)

Die kurze Wasserfall-Runde eignet sich besonders für einen Spaziergang für Kinder. Das herabstürzende Wasser der Menzenschwander Alb in dem schluchtartigen Taleinschnitt wird sie begeistern.

Geißenpfad (10,5 km)

Im Jahr 2014 wurde der Premiumwanderweg „Geißenpfad“ eröffnet. Ein Rundweg, der alle Menzos Wegle integriert. Für die Zertifizierung nicht unwichtig sind neben einer abwechslungsreichen Landschaft mit besonderen Reizen auch ausreichende Rast- oder Ruhemöglichkeiten. Die Landschaft war schon da, das andere wurde phantasievoll gestaltet. Bravo.

Ein Muss für Naturliebhaber und geologisch interessierte Menschen.

Ãœberwachungsmessungen bis 1992

„Bis zur Entlassung des Erkundungsbergwerks aus dem Bergrecht im Jahr 1992, führte die damalige Landesanstalt für Umweltschutz (LfU), heute LUBW, radiologische Ãœberwachungsmessungen des Wassers des Erkundungsbergwerks durch.

Reduzierte Ãœberwachungsmessungen bis 2004

Von 1992 bis 2004 entnahm die LfU dann noch im Rahmen eines reduzierten Überwachungsprogramms auf dem und um das Betriebsgelände des ehemaligen Erkundungsbergwerks regelmäßig Wasserproben und bestimmte ihren Radioaktivitätsgehalt. Die Messungen wurden im Jahr 2004 eingestellt, weil keine radiologischen Veränderungen mehr zu beobachten und weiter zu erwarten waren.

Kontrollmessungen 2017

Die Kontrollmessungen im Jahr 2017 durch die LUBW hatten das Ziel, die hingewiesenen Stellen mit erhöhten Strahlungswerten auf und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ messtechnisch zu verifizieren und eine realistische Dosisabschätzung für die Bevölkerung und Wanderer vorzunehmen.

Dabei sollte auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass an leicht zugänglichen Wasserstellen entlang des Wanderweges zur Erfrischung Wasser entnommen und getrunken wird. Dazu wurden stichprobenhaft auch Oberflächenwasserproben entnommen und im Labor chemisch analysiert.“

Die Vorgehensweise der Kontrollmessungen 2017 wird im Folgenden beschrieben. Die Messergebnisse an den einzelnen Messpunkten/Probenahmestellen sind in der Karte dargestellt.

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Messung der Ortsdosisleistung (22 Messpunkte)

„An ausgewählten Messpunkten wurde mit einem geeichten Dosisleistungsmessgerät repräsentativ die Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung (ODL) gemessen. Für die Auswahl der Messpunkte wurden unter anderem Orientierungsmessungen der Ortsdosisleistung durchgeführt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Durchführung der Messungen

„Für die Orientierungsmessungen auf den befahrbaren Wegen wurde das im Messfahrzeug der LUBW installierte, GPS-gestützte Messsystem zum Nachweisen von Photonenstrahlung FHT 1376 der Firma Thermo Scientific eingesetzt. Die Messgröße ist die Ortsdosisleistung d.h. die Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10). Die Wege wurden mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h befahren, wobei das Messsystem jede Sekunde den aktuellen Messwert georeferenziert aufzeichnet.

Für die Orientierungsmessungen auf den nicht befahrbaren Wegen wurde das in einem Rucksack installierte, GPS-gestützte Messsystem zum Nachweisen von Photonenstrahlung FHT 1377 der Firma Thermo Scientific eingesetzt. Die Messgröße ist die Ortsdosisleistung d.h. die Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10).

Die Wege und Pfade wurden mit einer Geschwindigkeit von ca. 4 km/h begangen, wobei das Messsystem alle zehn Sekunden den 10-Sekunden-Mittelwert sowie den Maximalwert georeferenziert aufzeichnet.

Beide für die Orientierungsmessungen eingesetzten Messsysteme verfügen über ein NBR-Verfahren (Natural Background Rejection), das die Anteile der Ortsdosisleistung aus natürlichen und künstlichen Strahlenquellen auf Basis der Energieabhängigkeit dieser Anteile ermittelt. Damit ist es möglich, den Anteil der Ortsdosisleistung der durch die natürliche terrestrische Strahlung verursacht wird, für sich zu betrachten. So können auch geringe Schwankungen und Auffälligkeiten der natürlichen terrestrischen Strahlung festgestellt und der Anteil der kosmischen Photonenstrahlung ausgeblendet werden. Zudem können künstliche Strahlenquellen schnell lokalisiert werden.

Für die repräsentativen Messungen an den ausgewählten Messpunkten wurde das geeichte Handmessgerät zum Nachweis von Photonenstrahlung 6150AD-b/E der Firma automess GmbH verwendet. Die Messgröße ist die Ortsdosisleistung d.h. die Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10). An jedem ausgewählten Messpunkt wurde versucht, die Stelle mit der höchsten Ortsdosisleistung aufzuspüren. An dieser Stelle wurde der 1-Minuten-Mittelwert der Ortsdosisleistung jeweils in 10 cm und 100 cm Abstand vom Boden ermittelt. Eine Messung mit direktem Kontakt mit dem Boden würde hier keinen korrekten Wert einer Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung liefern, da Messeffekte durch Betastrahlung sowie geometrische Effekte das Ergebnis verfälschen. Der Bereich um die Stelle mit der höchsten Ortsdosisleistung wurde auch einer Sichtprüfung unterzogen, um (weitere) Auffälligkeiten auszuschließen.

Die Messungen fanden am 10.04.2017 und 11.04.2017 statt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Auswahl der Messpunkte

„Zur Auswahl der Messpunkte musste zunächst das zu betrachtende Gebiet auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ unter Zuhilfenahme verschiedener Infoquellen eingegrenzt werden. Im Internet wurden Stellen mit auffälligen Ortsdosisleistungen konkret benannt, diese Stellen wurden direkt als Messpunkte ausgewählt. Darüber hinaus wurden auf vier ausgeschilderten Rund- und Wanderwegen georeferenzierte Orientierungsmessungen der Ortsdosisleistung durchgeführt.

Während der Orientierungsmessungen wurden Rastplätze, Bänke, potenzielle Trinkwasserquellen und sonstige Auffälligkeiten für die Auswahl weiterer Messpunkte und Probenentnahmestellen georeferenziert erfasst.

Insgesamt wurden folgende 22 Messpunkte für die repräsentative Messung der Ortsdosisleistung ausgewählt:

  • 2 Referenzmesspunkte an Stellen zur Ermittlung des ortsüblichen, natürlichen Untergrundes der Ortsdosisleistung
  • 6 Messpunkte an Stellen mit auffälligen Werten der Ortsdosisleistung, die im Internet genannt sind bzw. bei der Auswertung der Orientierungsmessungen festgestellt wurden
  • 14 Messpunkte an Stellen ohne Auffälligkeiten wie Rastplätzen bzw. Bänken

Bei der Auswahl der Messpunkte wurde auf eine gleichmäßige Verteilung auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ geachtet, wobei die Messpunktdichte im Bereich des ehemaligen Erkundungsbergwerks erhöht wurde (siehe Abbildung 1). Eine größere Anzahl an Messpunkten war aus Sicht der LUBW nicht erforderlich.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Messergebnisse

„Als Referenzwerte für die Auswertung der Messergebnisse wurden mit den verwendeten Messsystemen in St. Blasien und Menzenschwand Messungen des ortsüblichen Ortsdosisleistungs-Untergrundes durchgeführt. Die ermittelten Messwerte des Untergrundes sind für die einzelnen Messsysteme unterschiedlich. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass bei den NBR-Messsystemen, die bei den Orientierungsmessungen eingesetzt wurden, nur der Anteil der Ortsdosisleistung aus der natürlichen terrestrischen Photonenstrahlung herangezogen wird. Bei den repräsentativen Messungen mit dem geeichten Messgerät hingegen werden alle Anteile der Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung berücksichtigt. Es sei darauf hingewiesen, dass hier nur die Messwerte des geeichten Messgerätes repräsentativ sind und die Messwerte der beiden anderen Messsysteme lediglich als Orientierung dienen.

Bei den mit dem Messfahrzeug durchgeführten Orientierungsmessungen wurden an zwei Stellen auffällige Messwerte (1,04 μSv/h bei 47,83917°N/8,04583°E und 1,56 μSv/h bei 47,85017°N/8,06340°E) festgestellt. Als „auffällig“ bzw. „erhöht“ gelten Messwerte größer als das 2-3 fache des für das entsprechende Messsystem aufgeführten ortsüblichen, natürlichen Untergrundes.

Bei den mit dem Rucksack-Messsystem durchgeführten Orientierungsmessungen wurden an einer Stelle auffällige Messwerte (2,62 μSv/h bei 47.84028°N / 8.06278°E) festgestellt. Diese Stellen wurden als die Messpunkte 9, 20 und 14 für weitere repräsentative Messungen ausgewählt.

Die höchsten Ortsdosisleistungen wurden an einem Loch auf dem Wanderweg „Menzos Wegle“ bzw. „Menzos Wege – Krunkelbachrunde“ in der Nähe des ehemaligen Erkundungsbergwerks gemessen (Messpunkt Nr. 9). Das Loch hat einen Durchmesser von ca. 30 cm und eine Tiefe von ca. 10 cm und ist dem Anschein nach von der Grasnarbe befreit und mit Steinen verfüllt. Bei der messtechnischen Überprüfung der Umgebung des Loches (Messpunkte 9.1 und 9.2) wurde in östlicher Richtung auf dem Wanderweg eine weitere Stelle mit erhöhter Ortsdosisleistung identifiziert (Messpunkt 10).

Im Grubenbereich des Erkundungsbergwerkes wurde ebenfalls eine Stelle mit erhöhter Ortsdosisleistung identifiziert (Messpunkt 8). Die Stelle ist, wie der gesamte Weg der in südöstlicher Richtung zum ehemaligen Grubenbereich führt, mit Gras bewachsen und sonst unauffällig.

In der Schlucht der Menzenschwander Wasserfälle (Messpunkt 14) wurde nur eine geringfügig erhöhte Ortsdosisleistung festgestellt, die mit großer Wahrscheinlichkeit durch das umliegende Felsgestein verursacht wird. Sonst gab es dort keine Auffälligkeiten.

Weiter wurde an einer Stelle auf einem Forstweg eine erhöhte Ortsdosisleistung festgestellt (Messpunkt 20). Der Forstweg ist großräumig mit Schotter befestigt. Die lokal erhöhte Ortsdosisleistung stammt aber nicht vom losen Schotter. Am losen Schotter wurden keine erhöhten Dosisleistungen festgestellt.

Am Messpunkt 21 wurde entgegen den Angaben im Internet keine erhöhte Ortsdosisleistung festgestellt. Auch sonst ist die überprüfte Stelle unauffällig.

An den übrigen Messpunkten ist die gemessene Ortsdosisleistung unauffällig und liegt im Bereich zwischen 0,09 μSv/h und 0,238 μSv/h in 10 cm Abstand vom Boden bzw. 0,109 μSv/h und 0,220 μSv/h in 100 cm Abstand vom Boden. An diesen Messpunkten, die sich überwiegend an Rastplätzen und Sitzbänken befinden, wurden keine Auffälligkeiten beobachtet.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Die eingehauste Barbaraquelle (Brunnenbohrung) im April 2023.

Die eingehauste Floriansquelle (Brunnenbohrung) im April 2023.

Radiologische Untersuchung von Wasserproben (10 Entnahmestellen)

„Für die Dosisabschätzung zur inneren Strahlenexposition aus dem Verzehr von Oberflächenwasser an leicht zugänglichen Wasserstellen auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ ist die Beprobung und Analyse der Wässer erforderlich. Hierzu wurden jeweils die Gehalte der Radionuklide des Natururans (U-238, U-235 und U-234) und deren langlebigen Zerfallsprodukte Ra-226, Rn-222, Pb-210, Po-210 sowie Ra-228 als Nuklid der Thoriumzerfallsreihe bestimmt. Auch wenn es sich hier nicht um Trinkwasser handelt, wurde das Vorgehen an dem „Leitfaden zur Untersuchung und Bewertung von radioaktiven Stoffen im Trinkwasser bei der Umsetzung der Trinkwasserverordnung“ angelehnt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Durchführung der Probenahme

„Die Probenentnahme wurde nach der Messanleitung „H-VORBEMERK-TWASS-02“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) durchgeführt. Bei den entnommenen Proben handelt es sich um Stichproben.

An jeder Probenentnahmestelle wurden mehrere Wasserproben für die unterschiedlichen Analysen entnommen. Für die auf Rn-222 zu analysierenden Wasserproben wurden radondichte Probenahmegefäße aus Kunststoff verwendet.

Aufgrund der Menge der benötigten Wasserproben wurde die Probenentnahme auf drei Tage, den 06.04.2017, 11.04.2017 und 10.05.2017 aufgeteilt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Durchführung der Analysen

„Die Analysen wurden im Zeitraum vom 06.04.2017 bis 18.05.2017 im radiologischen Labor der LUBW durchgeführt. Zum Nachweis der unterschiedlichen Radionuklide wurden die Wasserproben wie folgt analysiert:

  • U-234/U-235/U-238: Die Wasserproben wurden radiochemisch mittels Säulenchromatographie aufbereitet und die Radionuklide alphaspektrometrisch gemessen.
  • Pb-210/Ra-226/Ra-228: Die Wasserproben wurden radiochemisch aufbereitet und die Radionuklide direkt (Pb-210) oder indirekt (Ra-226 über Bi-214/Pb-214 und Ra-228 über Ac-214) gammaspektrometrisch gemessen.
  • Rn-222: Das Radionuklid wurde ohne radiochemische Aufbereitung in den radondichten Probenentnahmegefäßen gammaspektrometrisch gemessen.
  • Po-210: Die Wasserproben wurden radiochemisch durch Spontanabscheidung an Silberfolie aufbereitet und das Radionuklid alphaspektrometrisch gemessen.

Alle eingesetzten Analyseverfahren sind durch die Teilnahme an externen Ringvergleichen qualitätsgesichert und erreichen die in Anlage 3a Teil 3 der Trinkwasserverordnung genannten nuklidspezifischen Nachweisgrenzen.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Auswahl der Probeentnahmestellen

„Hinsichtlich der Eingrenzung des zu betrachtenden Gebiets wird auf den Abschnitt „Durchführung der Messungen“ verwiesen. Weiter wurden für die Auswahl der Probenentnahmestellen folgende Informationen herangezogen:

  • In dem Internet-Bericht wird die Vermutung geäußert, dass das Wasser des Krunkelbachs „ganz schön uranhaltig“ ist. Weiter wird von austretendem Wasser aus dem verfüllten Grubeneingang berichtet.
  • Orientierungsmessungen: Während den Orientierungsmessungen wurden stehende und fließende Gewässer, Brunnen etc., die als potentielle Trinkwasserquellen verwendet werden könnten, identifiziert.
  • Frühere LUBW-Analysen: Die LUBW hat bis zum Jahr 2004 im Auftrag des Landes Baden-Württemberg das aus der verfüllten Grube austretende Wasser, den Krunkelbach sowie die Menzenschwander Alb regelmäßig auf Uran, Ra-226 und Pb-210 analysiert.

Insgesamt wurden neun Stellen für die Probenentnahme von Wasser ausgewählt:

  • 1 x Brunnen direkt an einem Wanderweg
  • 4 x Flüsse und Bäche, die vom Wanderweg aus einsehbar sind, und
  • 4 x Wasseraustritte und Rinnsale auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks, die jedoch von keinem Wanderweg aus einsehbar sind.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Messergebnisse

„Die ermittelten Aktivitätskonzentrationen sind für die nachzuweisenden Radionuklide und die entsprechende Probenentnahmestellen in Tabelle 6 in der Veröffentlichung der LUBW aufgeführt. Konnte ein Radionuklid nicht nachgewiesen werden, ist die erreichte Nachweisgrenze angegeben (z.B. < 2,42E-03).

  • Die höchsten Aktivitätskonzentrationen wurden für alle nachzuweisenden Radionuklide in den Wasserproben aus den Probenentnahmestellen 2, 3, 4 und 5 auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks festgestellt. Diese Probenentnahmestellen sind jedoch von keinem der betrachteten Wanderwege aus sichtbar und es ist eher unwahrscheinlich, dass die entsprechenden Wasserquellen zur Erfrischung (trinken) genutzt werden.
  • Die niedrigsten Aktivitätskonzentrationen wurden für alle nachzuweisenden Radionuklide in den Wasserproben aus den Probenentnahmestellen der Flüsse und Bäche (Probenentnahmestellen 1, 6, 7 und 10) festgestellt. In der Wasserprobe der Probenentnahmestelle 6 (Krunkelbach nach Einleitung) ist die Urankonzentration im Vergleich zu den übrigen Wasserproben der Flüsse und Bäche erhöht.
  • Die Wasserprobe aus der Probenentnahmestelle 8 (Brunnen Parkplatz) weist für Rn-222 ebenfalls erhöhte Aktivitätskonzentrationen auf. Die Aktivitätskonzentrationen der übrigen Radionuklide liegen in dieser Wasserprobe in der Größenordnung der beprobten Flüsse und Bäche.
  • Im Vergleich zu den zuletzt im Jahr 2004 durchgeführten Wasseranalysen der LUBW liegen die hier ermittelten Aktivitätskonzentrationen der Wasserproben aus den entsprechenden Probenentnahmestellen 1, 2, 3, 5, 6 und 7 in derselben Größenordnung.

Es wurden keine Radionuklide künstlichen Ursprungs identifiziert.

Hinweis: Zur Probeentnahmestelle 9 sind in der Veröffentlichung der LUBW keine Daten enthalten (Lage bzw. Messergebnisse).“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 2: Betonrohr (direkt neben KG-Rohr, Probenahmestelle 3) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks.

Nicht von Wanderweg aus sichtbar.

An dieser Stelle wurden nach der Stilllegung des Grubenbetriebes bis 2004 Überwachungsmessungen durch die LUBW durchgeführt.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 74,2 µg/l (±7%)
Messwert Rn-222: 447 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

Standort Foto:

Am Pfad aus Richtung der „Barabaraquelle“, unten am Krunkelbach, der direkt links / außerhalb des Fotos vorbeifliesst.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 3: KG-Rohr (direkt neben Betonrohr, Probenahmestelle 2) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks.

Nicht von Wanderweg aus sichtbar.

An dieser Stelle wurden nach der Stilllegung des Grubenbetriebes bis 2004 Überwachungsmessungen durch die LUBW durchgeführt.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 59,5 µg/l (±7%)
Messwert Rn-222: 447 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 4: Rinnsal (vermutlich Ablauf der beiden Wasserausläufe der Probenahmestellen 2 und 3) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 53,7 µg/l (±8%)
Messwert Rn-222: 630 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 5: Auslauf Drainagerohr in den Krunkelbach auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks (Hauptwasseraustritt im Verfüllbereich des ehem. Stollenmundlochs).

Nicht von Wanderweg aus sichtbar.

An dieser Stelle wurden nach der Stilllegung des Grubenbetriebes bis 2004 Überwachungsmessungen durch die LUBW durchgeführt.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 51.53 µg/l (±7%)
Messwert Rn-222: 332 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

Ãœberreste eines Verteilerschranks. Weitere Hinweise sind willkommen.

Das Bergwerk Krunkelbach im April 2023 bzw. die heute noch zu erkennenden Überreste. Das Foto zeigt den Verfüllbereich vor dem Stollenmundloch, der über mindestens drei Drainageleitungen in den „links“ direkt angrenzenden Krunkelbach entwässert wird.

Radiologische Bewertung
Bewertungsmaßstab für natürlich vorkommende radioaktiven Stoffe

„In der Strahlenschutzverordnung vom 20. Juli 2001 wurden erstmals auch Regelungen für den Schutz der Bevölkerung bei natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen in das deutsche Strahlenschutzrecht aufgenommen. Die Regelungen beziehen sich auf Arbeitsplätze, an denen Beschäftigte aufgrund menschlichen Zutuns einer „erheblich erhöhten Strahlenexposition“ durch natürlich vorkommende radioaktive Stoffe ausgesetzt sind, sowie auf Rückstände aus industriellen Prozessen, in denen sich natürlich vorkommende radioaktive Stoffe anreichern und bei denen eine Verwertung (z.B. zum Hausbau) oder die Deponierung zu einer „erheblich erhöhten Strahlenexposition“ von Einzelpersonen der Bevölkerung führen können.

Als „erheblich erhöhte Strahlenexposition“ sieht die amtliche Begründung zur Strahlenschutzverordnung eine zusätzliche Strahlenexposition im Kalenderjahr von mehr als 1 Millisievert an.

Bei dem Dosiswert handelt es sich um einen Richtwert, da ausschließlich natürliche Radionuklide betroffen sind, wie sie auch unter menschlich unbeeinflussten Umweltverhältnissen allenthalben vorkommen. Daher wird ein Abgrenzungskriterium benötigt, das Auswirkungen durch menschliche Einflüsse hinreichend vom natürlichen Hintergrund abhebt. Dies ist bei Zugrundelegung des 1-mSv/a-Kriteriums gegeben.

Die gesamte mittlere effektive Dosis durch die natürliche Strahlenexposition beträgt in Deutschland 2,1 mSv pro Jahr. Durch kosmische Strahlung entstehen 0,3 mSv/a, durch terrestrische Strahlung 0,4 mSv/a und durch inkorporierte Radionuklide 1,4 mSv/a. In Anbetracht der Variationsbreite der einzelnen Komponenten, insbesondere der Inkorporation von Rn-222 und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten, liegt die jährliche effektive Dosis im Mittel in Deutschland im Bereich zwischen 2 und 3 mSv. Der Beginn von Strahlenschutzmaßnahmen bei einer zusätzlichen effektiven Dosis von 1 mSv/a durch natürlich vorkommende radioaktive Stoffe schließt sich an die durchschnittliche natürliche Strahlenexposition an. Das neue Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) behält an diesem Bewertungsmaßstab bei. Er wird für die nachfolgende Bewertung herangezogen.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Äußere Strahlenexposition

„Für eine Einzelperson der Bevölkerung, die jeden betrachteten Wanderweg in Menzenschwand einmal begeht, beträgt die abgeschätzte effektive Dosis aus äußerer Strahlenexposition insgesamt 24,3 μSv. Hält sich eine Einzelperson der Bevölkerung zwei Stunden direkt an der Stelle mit der höchsten ermittelten Ortsdosisleistung auf, beträgt die effektive Dosis 20,6 μSv. Die abgeschätzten Dosen sind, trotz der lokal erhöhten Ortsdosisleistung, deutlich geringer als der unter Abschnitt 5.1 in der Veröffentlichung der LUBW genannte Richtwert von 1 mSv. Bezogen auf das Kalenderjahr wird der Richtwert von 1 mSv erst erreicht, wenn eine Einzelperson der Bevölkerung jeden Wanderweg mehr als 40-mal abschreitet oder sich annähernd 50 Stunden am Ort der höchsten Ortsdosisleistung aufhält. Bei der vorgesehenen Nutzung des Gebiets zum Wandern ist die äußere Strahlenexposition für Einzelpersonen der Bevölkerung auf den und um die betrachteten Wanderwege in Menzenschwand radiologisch unbedenklich.

Die repräsentativen Messungen sowie die Orientierungsmessungen (vgl. Abbildung 1) zeigen insgesamt, dass die Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung im gesamten betrachteten Gebiet weitestgehend homogen ist und im Schwankungsbereich des ortsüblichen natürlichen Untergrundes liegt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Innere Strahlenexposition

„Für die innere Strahlenexposition durch Ingestion eines Liters Wasser, das an Stellen entlang des Wanderweges „Menzos Wegle“ entnommen und getrunken werden könnte, ergaben die Dosisabschätzungen für ein Kleinkind Werte bis zu 7,4 μSv. Für Erwachsene lag der Maximalwert bei 0,63 μSv. Beide Werte wurden für die Wasserquelle „Brunnen Parkplatz“ ermittelt, der als Ausgangspunkt für Wanderungen auf den betrachteten Wanderwegen dient. Die Werte zeigen, dass eine einmalige Einnahme von Oberflächenwasser bzw. Brunnenwasser zur Erfrischung auf einer Wanderung aus radiologischer Sicht unbedenklich ist. Diese Aussage trifft auch auf die vom Wanderweg nicht sichtbaren Wasserstellen auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks zu (Maximalwert Kleinkind: 35,9 mSv, Erwachsener: 2,9 mSv jeweils für den Messpunkt Nr. 4). Um den Richtwert von 1 mSv effektive Dosis durch den Verzehr von Wasser entlang des Wanderweges an den sichtbaren Wasserstellen zu erreichen, müsste das Kleinkind über 130 Liter und der Erwachsene über 1.500 Liter zu sich nehmen (nicht sichtbare Wasserstellen auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks Kleinkind: > 25 Liter, Erwachsener > 340 Liter).

Die stichprobenhaften Wasseranalysen zeigen, dass aus radiologischer Sicht geringe Entnahmen und Einnahmen von natürlichen Wässern auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ unbedenklich sind. Eine unmittelbare Nutzung zur örtlichen Wasserversorgung schließt sich hingegen aus.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Zusammenfassung

„Die LUBW führte im Zeitraum vom 06.04.2017 bis 18.05.2017 radiologische Kontrollmessungen Im Bereich der  Wanderwege „Menzos Wegle“ in Menzenschwand durch.

Ziel und Zweck der Untersuchungen war

  • die Verifikation von Messergebnissen eines Bürgers, der entlang des Wanderweges erhöhte Ortsdosisleistungen (ODL) festgestellt hatte, und
  • eine realistische Dosisabschätzung für Einzelpersonen der Bevölkerung, die sich auf dem und um den Wanderweg aufhalten.

Auf den Wanderwegen wurde die Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung gemessen sowie stichprobenhaft Wasserproben entnommen und im Labor radiologisch analysiert.

Die der Umweltmeldestelle der Landesregierung Baden-Württemberg übersandten ODL-Messwerte aus Privatmessungen konnten in der Größenordnung bestätigt werden, wobei zur Ermittlung einer repräsentativen Ortsdosisleistung eine andere Messgeometrie (Messung in 10 cm Abstand vom Boden anstatt Messung auf Kontakt) zu wählen war.

Es kann bestätigt werden, dass der Strahlenpegel in dem Gebiet auf und um die Wanderwege „Menzos Wegle“ an einzelnen Stellen erhöht ist.

Die durchgeführten Wasseranalysen zeigten Radioaktivitätsgehalte, die vergleichbar zu früheren Messergebnissen der LUBW sind. Radionuklide künstlichen Ursprungs waren wie erwartet nicht zu identifizieren.

Auf Basis der Messungen und Analysen wurde die äußere und innere Strahlenexposition für eine Einzelperson der Bevölkerung, die auf dem Wanderweg wandert bzw. einen Liter Oberflächenwasser zu sich nimmt, abgeschätzt. Die Summen der abgeschätzten effektiven Dosen aus äußerer und innerer Strahlenexposition liegen sowohl für das Kleinkind als auch für den Erwachsenen unter realistischen Annahmen unter 50 μSv/a und damit innerhalb der Schwankungsbreite der mittleren effektiven Dosis der natürlichen Strahlenexposition in Deutschland. Auch bei einem häufigeren Aufenthalt (z. B. mehrere Wanderungen im Jahr) auf den untersuchten Wegen wird der Richtwert von 1 mSv/a für eine Einzelperson der Bevölkerung nicht erreicht.“

„Die Strahlenexpositionen auf den und um die Wanderwege „Menzos Wegle“ sind radiologisch unbedenklich.“

 

„Es wurden keine Hinweise auf größere Mengen Urangestein im Bereich der Wege gefunden.“

 

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Infomaterialien

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Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)

Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

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Bernd Laquai

20 Jahre später: Hinterlassenschaften des Uranabbaus im Krunkelbachtal bei Menzenschwand, 9. Juli 2013. Veröffentlicht auf www.opengeiger.de.

Textquellen

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Mit freundlicher Genehmigung der LUBW vom 21.04.2023. VIELEN DANK.

Auslauf der Hauptdrainageleitung aus dem Verfüllbereich des Stollenmundlochs der Grube Hans Paul in den Krunkelbach im April 2023.

Menzenschwand: Geißenpfad

Menzenschwand: Geißenpfad

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Radioaktivität

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Messverfahren

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Radon

Schon wieder ein Premiumwanderweg

„Nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf erlebt der Wandermarkt eine neue Gründerzeit. Wie vor hundert Jahren entstehen überall neue Wanderwege mit und ohne Siegel, Zertifikat oder Prädikat. Jede Region, jeder Ort, der etwas auf seine Landschaft hält, präsentiert sich mit aufwendig vermarkteten Steigen, Pfaden und Touren. Der Wandergast wird mit derlei Offerten geradezu überflutet – und verliert die Ãœbersicht.

Um auf diesem sich rasch entwickelnden Markt der Möglichkeiten überhaupt noch wahrgenommen zu werden, bedarf es überzeugender Orientierungshilfen. Vermarktung um der Vermarktung willen allein hilft nicht. Sie muss sich auf echte Spitzenqualität gründen und in der Bildung von Wandermarken gipfeln. Nur so kommt das nachweislich wichtigste PR-Medium zum Tragen: Die Mund-zu-Mund-Botschaft.“

… schreibt das Deutsche Wanderinstitut auf der vereinseigenen Webseite (Stand: 22.04.2023)

Orientierungshilfe

Die Wegbezeichnung „Geißenpfad“ gibt schon einen Hinweis auf das, was den Wanderer auf der Tour erwartet.

ABER: Der Pfad bietet noch deutlich mehr, v.a. aus geologischer und bergbauhistorischer Sicht. Diese Kombination ist in Deutschland einmalig. Die Landschaft am Südrand des Feldbergmassivs einfach nur wunderbar.

Und genau deshalb ist der Geißenpfad nicht doch nur „schon wieder ein Premiumwanderweg“, sondern tatsächlich ein ganz besonderer Wanderweg.

Streckenführung

Der offizielle Startpunkt des prämierten Genießerpfades ist der Mösle Parkplatz in Menzenschwand-Hinterdorf. Die Rundtour verläuft im „Gegenuhrzeigersinn“.

Der erste Wegabschnitt führt über die Menzenschwander Wasserfälle in Richtung Feldberg durch das Tal der Menzenschwander Alb bis hoch zur Menzenschwander Kluse mit beeindruckenden Zeugnissen der letzten Eiszeit.

Der zweite Wegabschnitt führt in Richtung Herzogenhorn durch das Tal des Krunkelbachs, wo sich kurz vor dem Rückweg nach Menzenschwand/der Bachquerung bei der Barbaraquelle bis 1992 das Uran-Versuchsbergwerk „Grube Krunkelbach“ – oder auch „Grube Hans Paul“ genannt – befand.

Menzenschwander Alb

Die Alb entsteht aus zwei Quellflüssen, der Menzenschwander Alb und der Bernauer Alb. Sie fließt in südliche Richtung und mündet, gemessen von der Quelle seines linken Oberlaufs, nach fast 44 km bzw. ab dem Zusammenfluss der zwei Oberläufe nach 32 km bei Albbruck in den Hochrhein. Mit einer mittleren natürlichen Wasserführung von 8,6 m³/s ist die Alb der zweitgrößte rechte Nebenfluss des Hochrheins.

Das Quellgebiet der Menzenschwander Alb liegt am Südhang des Feldberg-Massivs im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, das der Bernauer Alb am Südhang des Herzogenhorns. Nachdem beide Bäche ihre namengebenden Orte, Menzenschwand und Bernau in südöstlicher Richtung durchflossen haben, vereinigen sie sich nach unter 14 km bzw. über 11 km an der Glashofsäge zur Alb.

Beide Täler haben durch eiszeitliche Gletscher des ehemaligen Feldberg-Gletschers verbreiterte Talsohlen, die wegen ihrer Höhenlage um 900 m von Grünlandwirtschaft geprägt sind. Das Bernauer Tal ist ein breites Becken, das durch kleine Talstufen, Moränenwälle, moorige Senken, kleine Bachschluchten und rundhöckerartige Felsköpfe gegliedert ist. Etwas oberhalb der frostgefährdeten Talsohle liegen verstreut die Weiler und Einzelhöfe des Ortes. Noch augenfälliger sind die glazialen Formen im engeren Tal der Menzenschwander Alb. Bekannt ist der steile Endmoränenwall der Menzenschwander Kluse. Unterhalb stürzt die Alb in Wasserfällen durch eine kleine Schlucht zur Verlandungsebene eines vom einstigen Krunkelbach-Talgletscher ausgeschürften Seebeckens.

Textquelle: Wikipedia (Stand: 22.04.2023

Hauptfallstufe der Menzenschwander Wasserfälle im April 2023.

Hauptfallstufe der Menzenschwander Wasserfälle im April 2023.

Glaziale Formen

Rund um Menzenschwand können mehrere Glazialformen angetroffen werden, die vom Feldberg, dem Herzogenhorn und dem Spießhorn ausgehende Gletscherzungen während der letzten Eiszeit (Würm) geschaffen haben. Es handelt sich um Endmoränenwälle, ein Hängetal mit Wasserfallstufe, das Scheibenlechtenmoos-Kar und mehrere Rundhöcker.

Im mittleren, leicht vermoorten Talbereich der Menzenschwander Alb befinden sich im Bereich der „Kluse“ drei deutlich erkennbare Endmoränenwälle, die bogenförmig quer zum Tal verlaufen. Ihr Verlauf ist allerdings etwas asymmetrisch. An der Nordseite legen sich die Wälle flach an den Talrand, während sie an der Südseite senkrecht an den Rand stoßen. Die drei Moränen in der Kluse werden dem Feldsee-Stadium vor rund 13 000–12 000 Jahren zugeordnet.

Im weiteren Verlauf überwindet die Alb eine kleine Wasserfallstufe aus Bärhalde-Granit (Menzenschwander Wasserfälle). Sie kam dadurch zustande, dass sich der größere Gletscher aus dem unterhalb von der Seite einmündenden Krunkelbachtal stärker eintiefte und den Albtalgletscher aufstaute. Dadurch blieb nach Abschmelzen der Gletscher das Albtal als höher gelegenes Hängetal übrig.

Glaziale Formen in näherer Umgebung:

Westlich von Menzenschwand-Hinterdorf schürfte das Gletschereis am Osthang des Spießhorns in 1.097 m NN eine Karhohlform aus – das Scheibenlechtenmoos-Kar. Die bewaldeten Karwände sind hauptsächlich aus Bärhalde-Granit aufgebaut, ragen gut 140 m steil empor und schließen oben mit einem mächtigen Felskranz ab. Das Kar ist durch einen Endmoränenwall abgeriegelt. In dem übertieften Karboden hat sich ein Hochmoor gebildet, das bis 6 m Torfmächtigkeit aufweist. Nach Pollenanalysen reicht die Moorbildung bis 11 000 Jahre zurück. Sedimentologische Untersuchungen ergaben am Grund des Moors den Nachweis von Laacher Bimstuff, der beim letzten großen Vulkanausbruch in der Eifel vor knapp 13 000 Jahren ausgeworfen wurde. Hinweis: Der Laacher Vulkan ist 293 km entfernt.

Unterhalb von Menzenschwand-Vorderdorf befinden sich beim Sportplatz einige Rundhöcker aus Bärhalde-Granit. Die typische, flach abgerundete und glatte Schlifffläche auf der Luvseite und die steilere, raue und felsige Oberfläche auf der Leeseite der Rundhöcker werden hier besonders deutlich. Diese schönen Bildungen wurden dadurch begünstigt, dass die Fließrichtung des Gletschereises mit der Hauptkluftrichtung des Granits zusammenfiel.

Textquelle: LGRB-Wissen „Endmoränen und weitere Glazialformen bei Menzenschwand“ (Stand:  22.04.2023).

 

Tipp

Von Mai bis Oktober sind die Menzenschwander Wasserfälle jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag abends beleuchtet.

Endmoränenriegel an der Kluse im Talboden der Menzenschwander Alb im April 2023. Blick talabwärts nach Süden.

Seitenmoräne an der östlichen Flanke im Tal der Menzenschwander Alb im April 2023. Blick talaufwärts nach Norden.

Uran-Versuchsbergbau im Krunkelbachtal

Im Schwarzwald wurden nach dem Zweiten Weltkrieg nach mehrjährigen Prospektionsarbeiten zwei abbauwürdige Uranvorkommen entdeckt: In Müllenbach bei Baden-Baden und in Menzenschwand. Bei Menzenschwand handelt es sich sogar um das größte Uranvorkommen in den „alten Bundesländern“.

An beiden Standorten hatten die Grubenbetreiber keine Konzession zum Abbau, es wurden lediglich Genehmigungen zu Erkundungszwecken erteilt.

Bei den Erkundungen in Menzenschwand wurden in einem Zeitraum von 31 Jahren (!) insgesamt 100.000 t Uranerz entnommen.

Mehr erfahren …

Die Floriansquelle im April 2023. Der Bohrbrunnen versorgt das Revitalbad in Menzenschwand mit radonhaltigem Wasser.

Infomaterialien