Wir sind’s, die ins Verborgene dringen, bis an der Erde steinern Herz, und mühevoll zum Lichte bringen, Gesteine, Kohlen, Salz und Erz. Was Menschen groß macht, Menschen zieret, der Menschheit Schmuck, der Menschheit Kraft, was wunderbar die Welt regieret, vom Bergmann wird’s gesucht, geschafft, der Menschheit dann zu Tage gebracht.
Überblick Bergbauhistorie im Schwarzwald
Zusammenfassung
Der Schwarzwälder Bergbau besitzt eine sehr alte Tradition. Archäologische Ausgrabungen bei Bad Sulzburg im Südschwarzwald erbrachten, dass hier schon in der Jungsteinzeit, vor ca. 7 000 Jahren, Bergbau auf Roteisenerze umging. Die frühesten Zeugnisse eines auf Wert- und Gebrauchsmetalle ausgerichteten, systematischen Eisen- und Buntmetallerzbergbaus in Südwestdeutschland, kombiniert mit z. T. ausgedehnten Verhüttungsanlagen, stammen aus der keltischen Zeit vor rund 2.600 Jahren. Auch die Römer waren im Schwarzwald als Berg- und Hüttenleute tätig, wobei sie sicher in den meisten Fällen den keltischen Spuren folgten.
Viele Bergbaureviere des Schwarzwalds weisen eine lange wechselvolle Geschichte auf, bei der mehrere Bergbauphasen durch oftmals lange Zeiten ohne jegliche Bergbau- oder Verhüttungsaktivität unterbrochen wurden.
Die größte Blüte erlebte der Bergbau im Mittelalter zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert. Auch mit den ausgedehnten Wassersammelanlagen zum Betrieb von Wasserhebeeinrichtungen, wie z. B. bei Todtnauberg oder im Suggental, sind uns beeindruckende Zeugnisse eines umfangreichen Erzbergbaus dieser Zeit erhalten geblieben.
Ab der Mitte des 14. Jahrhunderts gingen die Gewinnungsaktivitäten bedingt durch Kriege, Pestepidemien, vielleicht auch wegen der ausländischen Silberkonkurrenz und des damit einhergehenden Preisverfalls, vor allem jedoch wegen der zunehmenden Kosten für einen in größere Tiefen vordringenden Bergbau deutlich zurück.
Trotzdem gab es während des 16. Jahrhunderts in einigen Revieren aufgrund der verbesserten Bergbautechnik und der günstigeren Bergrechtsregelungen noch einmal rege Bergbauaktivitäten.
Nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg und den späteren Erbfolgekriegen kam der Erzbergbau erst im 18. Jahrhundert wieder in Gang; er entwickelte sich aber in den einzelnen Revieren des Schwarzwalds recht unterschiedlich. Gebiete mit intensivem Bergbau existierten neben solchen, in denen alle Gruben verlassen lagen.
Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kam dann der Bergbau auf Schwerspat auf, weil dieses Mineral in steigendem Maße zur Produktion von Farbstoffen benötigt wurde.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde am Schauinsland im größten Bergwerk des Schwarzwalds zwar noch intensive Metallerzgewinnung betrieben und bei Menzenschwand gab es kurzzeitig Uranbergbau, jedoch dominierte bis etwa in die 1970er Jahre eindeutig der Spatbergbau. Von den vielen Fluss- und Schwerspatgruben ist heute nur noch die Grube Clara bei Oberwolfach in Betrieb. Sie hat zwischenzeitlich eine Tiefe von 700 m (Stand 2020: 850 m) erreicht.
Die bergbaugeschichtliche Entwicklung der einzelnen Reviere im Schwarzwald verlief schon allein wegen der Vielfalt der abgebauten Rohstoffe und der unterschiedlichen Beschaffenheit der Lagerstätten nicht einheitlich. Daneben führte die territoriale Zersplitterung zu ganz spezifischen Eigenheiten. Als wichtigste Herrschaftsgebiete sind die Vorderösterreichischen, Markgräflich-Badischen, Geroldseck‘schen, Fürstenbergischen und Württembergischen zu nennen. In der hochmittelalterlichen Periode spielten auch die Zähringer und verschiedene Klöster sowie die Bischöfe von Basel und Straßburg eine große Rolle.
ca. 5.000 v. Chr. (Jungsteinzeit)
Die Nutzung der mineralischen Rohstoffe im Schwarzwald und seinem unmittelbaren Umfeld begann schon in vorgeschichtlicher Zeit.
Im Neolithikum (Jungsteinzeit) wurden nördlich von Bad Sulzburg und östlich davon, am Rammelsbacher Eck, Roteisenerze gewonnen. Nach radiometrischen Altersdatierungen an Holzkohlen, die 1997 bei den Rötelabbauen nahe Bad Sulzburg geborgen werden konnten, fand der Abbau zwischen 5.255 und 4.940 v. Chr. statt.
Ebenfalls während der Jungsteinzeit wurde zwischen Rhein und Schwarzwald Bergbau auf Kieselknollen betrieben. Aus diesen kieseligen Konkretionen, auch als Jaspis oder Silex bezeichnet, wurden Werkzeuge und Waffen hergestellt. Am Isteiner Klotz bei Kleinkems, einem Zeugenberg aus Weißjura-Kalksteinen, sind über eine Länge von ca. 300 m Abbaustufen und kleine höhlenartige Vertiefungen aus der Zeit von ca. 4000–1800 v. Chr. erhalten.
2. bis 1. Jahrhundert v. Chr. (Keltenzeit)
Bereits in der vorrömischen Eisenzeit wurden im Schwarzwald Eisen-, Buntmetall- und Silbererze bergmännisch gewonnen und in unmittelbarer Nähe der Gruben verhüttet. Besonders hervorzuheben sind die Grabungen bei Neuenbürg im Nordschwarzwald, wo die ältesten keltischen Verhüttungsspuren Mitteleuropas nachgewiesen werden konnten. In die Latènezeit datierte Rennöfen und Schlackenfunde belegen auch für das Gebiet bei Liel und Hertingen im Markgräflerland keltische Eisenerzverhüttung.
Silber- und Potin-Münzen sowie Gussreste wurden in einer keltischen, spätlatènezeitlichen Siedlung bei Ehrenstetten südlich von Freiburg, westlich unterhalb der Erzgänge im Ehrenstetter Grund, ausgegraben. Es gilt daher als wahrscheinlich, dass am Schwarzwaldrand bei Ehrenstetten im 2. oder 1. Jahrhundert v. Chr. Buntmetallbergbau umgegangen ist. Münzfunde bei Kirchzarten, in der keltischen Siedlung Tarodunum, lassen vermuten, dass auch auf den naheliegenden Erzgängen am Fuße des Schauinslands zu dieser Zeit Erzbergbau stattfand.
1. bis 3. Jahrhundert n. Chr. (Römerzeit)
Die nächste wichtige Bergbauperiode fällt in die Zeit des Imperium Romanum. Die römische Besatzung währte im östlichen Oberrheingebiet von etwa 70 bis 260 n. Chr. Funde römischer Keramik an den bereits keltisch genutzten Verhüttungsplätzen im Markgräflerland legen nahe, dass die Eisenproduktion hier bis in das 2. Jahrhundert n. Chr. fortgesetzt wurde. Im Nordschwarzwald bei Pforzheim ist ebenfalls römische Eisenverhüttung nachgewiesen, die der keltischen nachfolgte. Für das erzreiche Kinzigtal ist römischer Bergbau vor allem in der Zeit nach 74 n. Chr. wahrscheinlich, als der Limes von Rhein- und Donautal nach Norden bis dorthin vorgeschoben wurde. Für das nahegelegene Revier Prinzbach geht man ebenfalls von römischen Wurzeln aus.
Im Südschwarzwald und im angrenzenden Markgräflerland wurde in der römischen Periode an mehreren Orten auch Silber- und Bleierzbergbau mit zugehöriger Verhüttung betrieben, so bei Badenweiler, Heitersheim, Sulzburg und am Mauracher Berg bei Denzlingen am Ausgang des Elztales.
Funde von tönernen Lampenschälchen in der Grube Silbergründle (Seebach, Ortenaukreis), die bei Ausgrabungen der alten Grubenbaue im Jahr 1989 und 2002 gemacht wurden, lassen nach Auskunft von Bergbauarchäologen und unter Berücksichtigung der Art der Grubenanlage auch im hinteren Achertal römischen Bergbau vermuten.
Alemannenzeit
Zu Beginn des 4. Jahrhunderts setzte die germanische Besiedlung im Vorfeld der römischen Kastelle ein. In der alemannischen Zeit wurden wohl nur lokal Eisenerzbergbau und -verhüttung betrieben, so zwischen dem 4. und 5. Jahrhundert bei Vörstetten und Mengen. Ab 700 n. Chr. scheint es jedoch bereits Erzverhüttung im Nordschwarzwald gegeben zu haben, wenn vielleicht auch in bescheidenem Umfang. Hierauf deuten Einträge metallhaltiger Stäube in den Mooren dieses Gebiets.
8. bis 10. Jahrhundert (Karolingerzeit)
Im 9. Jahrhundert begannen „die Karolinger “ mit systematischem Erzbergbau. Grabungen bei Neuenbürg konnten auch Eisenerzverhüttung aus der Zeit um 800 n. Chr. nachweisen.
Mittelalter
Der Erzbergbau erreichte von ca. 1000 bis 1400 seine Blütezeit, sicher auch begünstigt durch das mittelalterliche Klimaoptimum, das von ca. 1100 bis 1360 andauerte.
Die eindeutige Datierung von Erzgruben des frühen Mittelalters ist noch nicht gelungen. Jedoch gibt es Hinweise, dass – zumindest in den bereits zu keltischer oder römischer Zeit aufgeschlossenen Gangrevieren – im 9. und 10. Jahrhundert intensiver Bergbau umging, der zunächst zur Gründung von Ortschaften, dann auch von Klöstern und Burganlagen führte. Die Geschichte der Stadt Sulzburg liefert dafür gute Hinweise. Archäologisch und historisch belegt ist die Existenz von frühmittelalterlichem Silberbergbau im Kraichgau, im Elsass und im Südschwarzwald, z. B. im Münstertal, für das 8. und 9. Jahrhundert.
Ausgedehnter Untertagebergbau ging nachweislich im 10. Jahrhundert im Muldental um, einem Seitental des Münstertales. Hier wurden bei Vortriebsarbeiten im Jahr 1956 ausgedehnte mittelalterliche Grubenbaue angefahren, in denen sich vor Ort Holzkohlereste vom Feuersetzen fanden.
In den Bachsedimenten der Möhlin in Bollschweil wurden neben Verhüttungsschlacken auch Keramikscherben aus der Zeit um 1100 gefunden; die insgesamt abgebaute Roherzmenge (spätlatènezeitlich bis mittelalterlich) in diesem Gebiet wird auf 270.000 t mit einem Metallgehalt von fast 13.000 t Blei und 167 t Silber geschätzt.
Die ältesten bisher nachgewiesenen Siedlungsspuren in Freiburg gehen ebenfalls auf die Verhüttung von silberhaltigen Erzen zurück. Um das Jahr 1100 waren im Bereich der heutigen Grünwälderstraße Nr. 16–18 Silber und Kupfer erschmolzen worden. Im nahen Suggental ging im 11. und 12. Jahrhundert ebenso wie im Glottertal vermutlich umfangreicher Silberbergbau um.
Besonders ertragreich war der Silberbergbau zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert, der ab dieser Zeit vornehmlich durch Unternehmer- Gewerkschaften betrieben wurde. Die wichtigsten Silberbergbaureviere dieser Zeit waren die bei Neubulach, Prinzbach, Wittichen, Hausach und Haslach im Kinzigtal, Suggental und Glottertal, Schauinsland und St. Ulrich, Münstertal und Todtnau.
Bei Todtnauberg, im Sulzbachtal, am Schauinsland und im Suggental im 13. und 14. Jahrhundert umfangreiche Wässergräben (auch als Kunstgräben oder im Schwarzwald als Wuhren bekannt) und Teiche für die Beaufschlagung von Wasserrädern angelegt, mit denen Wasserhebeeinrichtungen zur Sümpfung der Erzgruben, vielleicht auch Pochwerke und Blasebälge der Hütten betrieben werden konnten. Hervorzuheben ist der o. g. 15 km lange Wuhr- oder Urgraben im Suggental. Besonders ausgedehnte Wuhren wurden auch im Hotzenwald im Zusammenhang mit der Verhüttung von Eisenerz zwischen dem 13. und 17. Jahrhundert errichtet; das Hochsaler Wuhr, das bei Laufenburg in den Rhein mündet, ist mit seinen Seitenarmen 27 km lang.
Bedeutend muss der Erzbergbau bei Prinzbach und Haslach im Kinzigtal im 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts gewesen sein. Offensichtlich sehr ergiebige Silbergewinnung ist für das Revier Prinzbach im Jahr 1262 belegt.
Die erste Nennung eines Erzbergwerks im Nordschwarzwald stammt aus dem Jahr 1322; sie betrifft eine Grube bei Neubulach. Möglicherweise geht der Bergbau bereits auf die staufische Zeit um 1100 zurück, jedoch fehlen wegen häufiger Stadtbrände und Kriegswirren entsprechende Urkunden.
Bemerkenswert ist, dass die Blütezeit des Schwarzwälder Erzbergbaus im Mittelalter liegt, während er in anderen mitteleuropäischen Revieren, wie Tirol, dem Harz, dem Rheinischen Schiefergebirge und dem Erzgebirge erst deutlich später seine beste Zeit erreichte, obwohl die Lagerstätten in diesen Gebieten oft wesentlich reicher sind bzw. waren als in Südwestdeutschland. Sicher begünstigten die klimatischen Bedingungen des Gebietes am Oberrhein in der Zeit vor 1400 nicht nur die Besiedlung, sondern auch das Wirtschaftsleben.
14. bis 17. Jahrhundert
Im Schwarzwald ging in der Zeit um 1350 / 60 die Erzgewinnung deutlich zurück; im späten 14. und im 15. Jahrhundert gab es kaum mehr Bergbauaktivitäten. Als möglichen Grund für den Südschwarzwald wird das große Erdbeben von Basel im Jahr 1356 angenommen, das auch den Einsturz von Grubenanlagen ausgelöst haben soll. Durch die völlige Zerstörung der Stadt infolge des Bebens und des anschließenden Stadtbrandes war mit Sicherheit zunächst weniger Interesse und Kapital für den Bergbau vorhanden.
Gravierender dürften jedoch die Auswirkungen der Pest gewesen sein. Im Zeitraum 1348–1352 wütete die erste Pestepidemie am Oberrhein, der möglicherweise rund ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer fiel. Auch entlegene Bergreviere blieben von derartigen Epidemien nicht verschont; bei der Seuche um 1519 /1520 starben z. B. im Revier Todtnauberg zahlreiche Bergleute. Hinzu kam ab der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert der Rückgang der Jahrestemperaturen, was während der Phase der „Kleinen Eiszeit “ zu Missernten und Hungersnöten führte.
Gesellschaftliche Unruhen, wie sie z. B. durch den Bauernkrieg 1525 dokumentiert werden, spielten ebenfalls eine große Rolle.
Die voranschreitende Ausbeutung der oberflächennahen Metallanreicherungen, die damit verbundene Notwendigkeit eines immer kostenspieligeren Tiefbaus, Holzmangel, weitere Epidemien und kriegerische Auseinandersetzungen erschwerten den Bergbau in einem Gebiet, dessen Erzgänge wegen ihrer komplizierten Strukturen und nur sporadischen Erzführungen sowieso einen aufwändigen Bergbau erforderten.
Schließlich machte der Dreißigjährige Krieg (1618–1648) die wenigen zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch verbliebenen Bergbauaktivitäten gänzlich zunichte. Danach lag der Schwarzwälder Bergbau rund ein halbes Jahrhundert still. Bemühungen zur Wiederaufnahme gab es erst verstärkt mit Beginn des 18. Jahrhunderts.
18. Jahrhundert
Ab 1700 wurde auf den kupfererzreichen Quarzgängen bei Rippoldsau und ab 1703 bei Wittichen auf den kobalt- und silbererzführenden Schwerspatgängen erneut Bergbau betrieben. Besonders durch die Erfolge im Revier Wittichen wurde die Suche nach Erzlagerstätten im Kinzigtal angeregt. Im Jahr 1725 standen 26 Bergwerke bei Wittichen, Schapbach und Haslach in Betrieb. Die geringe Ergiebigkeit der bereits im Mittelalter abgebauten Gänge und die hohen Kosten für Aufwältigungsmaßnahmen und Wasserhaltung führten zur Schließung vieler Gruben.
1731 wurde nur noch auf vier Gruben gefördert. Ab 1766 / 1767 kam es jedoch wegen der reichen Silbererzfunde auf der Grube Wenzel im Frohnbachtal bei Oberwolfach und der günstigen Entwicklung auf der Grube Friedrich Christian zu einem erneuten Aufschwung, der etwa bis zur Jahrhundertwende reichen sollte. Zwischen 1775 und 1777 waren 32 Gruben in Betrieb. Rund 100 Jahre lang, also bis 1825 / 1830, erlebte das Kinzigtal zahlreiche, obgleich selten beständige Bergbauaktivitäten.
Im Revier Freiamt-Sexau begannen die ersten Versuche zur Wiederinbetriebnahme der mittelalterlichen Anlagen um 1729, am Schauinsland ab 1730. Im Südschwarzwald wurden die alten Grubenbetriebe ab ca. 1720 / 25 wieder aufgenommen.
Gegen Ende des 18. Jahrhunderts waren die meisten Erzbergwerke wieder stillgelegt – nur in wenigen Revieren gingen die Arbeiten weiter, so z. B. im Kinzigtal, auf dem Schauinsland und im Münstertal auf der Grube Teufelsgrund. Von großer Bedeutung war die Zink- und Bleierzlagerstätte Schauinsland bei Freiburg, auf der bis 1954 umfangreicher Bergbau umging. Das letzte Erzbergwerk im Kinzigtal war die Grube Friedrich-Christian bei Wildschapbach, auf der ebenfalls bis 1954 – wenn auch mit zahlreichen längeren Unterbrechungen – Bergbau stattfand. Hier wurde vornehmlich Bleiglanz abgebaut.
19. und 20. Jahrhundert
Auf zahlreichen Gängen, die durch den alten Erzbergbau bereits bekannt waren, begann ab Mitte des 19. Jahrhunderts der Schwerspatbergbau, weil man den reinweißen Baryt für die Herstellung lichtechter Farben (Lithopone) benötigte. Im 20. Jahrhundert wuchs das Interesse auch an dem in der Regel auf gleicher Lagerstätte vorkommenden Flussspat, aus dem man z. B. Hüttenspat (als Flussmittel für den Hochofenprozess, daher der Name!), Kryolith (zur Aluminiumherstellung) und Säurespat produzierte.
Zu den größten Ganglagerstätten Europas gehört der bis 30 m mächtige Flussspatgang der Grube Käfersteige bei Pforzheim, der mindestens bis ca. 500 m unter Tage bauwürdige Gangmächtigkeiten und Gehalte aufweist. Der Abbau von Fluorit und Baryt begann hier im Jahr 1935. Der in den letzten Jahrzehnten auf die Herstellung von Säurespat ausgerichtete Abbau wurde 1997 eingestellt, vor allem weil die Flussspat-Billigimporte aus China für einen nachhaltigen Preisverfall sorgten.
Im Mittleren Schwarzwald ging im 19. und 20. Jahrhundert auf mehreren alten Gruben, in denen zuvor Erze gesucht worden waren, Spatbergbau um. Die bedeutendste ist die Grube Clara bei Oberwolfach, die seit 1850 zur Schwerspat- und ab 1978 auch zur Flussspatgewinnung betrieben wird, aber auf alten Bergbau mindestens aus dem 17. Jahrhundert zurückgeht. In der Grube Friedrich-Christian-Herrensegen bei Wildschapbach erfolgte bis 1953 Erzbergbau (Silber, Kupfer, Blei), danach wurde die Erzsuche eingestellt und man begann mit dem Abbau von Flussspat. Finanzielle Schwierigkeiten führten jedoch bereits 1955 zur endgültigen Schließung der Grube. Die Flussspatgrube Hesselbach bei Ödsbach ENE von Offenburg wurde in den 1950er und 60er Jahren betrieben.
Umfangreicher Fluss- und Schwerspatbergbau ging außerdem im Südschwarzwald um, insbesondere auf den Gruben Gottesehre (Bergbau 1955–1989) bei Urberg südlich von St. Blasien, Anton und Tannenboden, Werner IV und Finstergrund bei Wieden sowie Teufelsgrund im Münstertal (1942–1958).
Die beiden letztgenannten Gruben sind heute wieder teilweise für den Besucher zugänglich. Außerdem wurde bei Aitern, Grafenhausen bei Neustadt, Igelschlatt und Brenden (beide Krs. Waldshut-Tiengen) sowie in Brandenberg (Krs. Lörrach) Spatbergbau betrieben. Beflügelt wurde der Spatbergbau im Schwarzwald auch durch den Koreakrieg, der ab Sommer 1950 einen weltweiten Flussspatboom auslöste.
Dem Uranerzbergbau war nur eine kurze Periode beschieden. Die Uranprospektion im Schwarzwald war im Zeitraum 1911 bis 1922 begonnen worden. Kurz nach dem 2. Weltkrieg wurde die Suche erneut aufgenommen, wobei zunächst die alten Bergbauhalden im Kinzigtal und bei Wittichen untersucht wurden. 1960 erteilte das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg die erste Konzession zur Aufsuchung von Uranerzen im Schwarzwald. Die Prospektionsarbeiten im Schwarzwald, die mehrere internationale Firmen in verschiedenen Konzessionen betrieben, dauerten bis Anfang der 80er Jahre. Zahlreiche uranhaltige Mineralisationen wurden hierbei nachgewiesen, wobei die meisten in den alten Bergbaurevieren lagen. Jedoch kam es nur in der Grube Krunkelbach bei Menzenschwand am Fuße des Feldbergs im Zeitraum 1961–1990 zum Abbau von Uranerz, das hier in E–W streichenden Hämatit-Barytgängen in wirtschaftlicher Menge und Konzentration auftritt. Nach Konkurs der Betreiberfirma wurden im Auftrag des Landes Baden-Württemberg im Jahr 1991 Sanierungsarbeiten durchgeführt und durch Fremdfirmen Erzreste von ca. 5.000 t abgebaut.
Danach wurde die Grube geflutet. Die insgesamt geförderte Uranerzmenge beläuft sich auf 100.000 t, woraus 720 t Urankonzentrate gewonnen werden konnten.
21. Jahrhundert
Stand 2004 ist von den ehemals vielen hundert Erz- und Spatbergwerken nurmehr die Grube Clara bei Oberwolfach (Sachtleben Bergbau GmbH) in Betrieb, die mehrere mächtige Fluss- und Schwerspatgänge abbaut.
Die Gänge reichen mindestens bis 1.000 m unter Gelände. Der moderne Bergbau hat die 850 m-Sohle (Stand: 2024) zwischenzeitlich erreicht.
Aufgrund der seit 2003 stärkeren Nachfrage ist der Weltmarktpreis für Fluorit wieder deutlich gestiegen.
Einer der früheren Hauptlieferanten, die VR China, kauft seit dem Jahr 2003 verstärkt Fluorit und andere Rohstoffe ein. Es wird daher bereits in Erwägung gezogen, im Schwarzwald erneut mit der Prospektion auf Flussspatgänge zu beginnen oder verlassene Bergwerke wieder zu öffnen.
2022
Planungen zur Wiedereröffnung der Grube Käfersteige, Pforzheim
Die Deutsche Flussspat GmbH (DFG) plant die Grube Käfersteige zum Flussspat-Standort für Deutschland ausbauen.
Anfang 2022 hat die DFG die Rechte erworben, Flussspat zu gewinnen. Geprüft wird die technische, wirtschaftliche und umweltgerechte Machbarkeit für eine Wiedereröffnung der Grube Käfersteige.
Wiedereröffnung ab 2025?
Bis 2025 soll der Zustand der Grube Käfersteige wiederhergestellt werden wie vor der Grubenschließung im Jahre 1996.
Die Grube muss erst zugänglich gemacht werden. Dann finden technische und geologische Untersuchungen statt, um die Vermutung der Fachleute zu bestätigen, dass im Würmtal wirklich das größte Flussspat-Vorkommen Europas liegt. Dafür werden existierende Stollen und Schächte erst gesichert und daraufhin begutachtet.
Dann lässt sich überprüfen, ob Flussspat in der Grube Käfersteige umweltgerecht und wirtschaftlich gewinnbar ist. Bis Ende 2025 beabsichtigt die Deutsche Flussspat GmbH die Genehmigung für den Regelbetrieb beantragen zu können.
Zeitstrahl
Jungsteinzeit
ca. 5 000 v. Chr.
Hämatitbergbau im Südschwarzwald bei Sulzburg (Rötel aus Quarzgängen im Kristallin des Schwarzwalds); 14 C-Da-
tierungen erbrachten, dass dieser Bergbau rund 7.000 Jahre alt ist (Zeit der linearbandkeramischen Kultur).
4000 v. Chr.
Silexbergbau bei Kleinkems (Kiesel-knollen aus Jurakalksteinen).
Keltische Zeit
2.–1. Jahrhundert v. Chr.
Silbererzbergbau am Schwarzwaldrand (z. B. bei Ehrenstetten, am Rande des Südschwarzwalds); latènezeitliche Eisenerzverhüttung im Gebiet südlich von Neuenbürg.
Römische Zeit
1.–3. Jahrhundert n. Chr.
Erzbergbau (Blei, Silber) bei Sulzburg und Badenweiler, Eisenverhüttung am Mauracher Berg beiDenzlingen nördlich von Freiburg i. Br., Bleierzbergbau bei Seebach (?), Eisenerzbergbau bei Neuenbürg im Nordschwarzwald, Blei-Silbergewinnung bei Wiesloch im Kraichgau.
Karolingerzeit
8.–10. Jahrhundert
Bergbau im Kraichgau und Elsass sowie Untermünstertal und Umgebung; um 953 Silberbergbau in der Grube Teufelsgrund (Münstertal) mittels Schlägel und Eisen sowie Feuersetzen, Anfänge einer rasch aufkeimenden Bergbausiedlung bei Sulzburg im 9. Jahrhundert, ausgehend von zur römischen Zeit angelegten Gruben.
1028
Kaiser Konrad II. überträgt seine Bergbaurechte an den Basler Bischof; erste urkundliche Erwähnung von Bergwerken bei Badenweiler, Sulzburg und im Münstertal.
um 1100
Erzschmelze in Freiburg, ab ca. 1120 Freiburger Münze.
1100 bis etwa 1360
Mittelalterliches Klimaoptimum.
1131 und 1154
Urkunden von Lothar III. und Friedrich I. erneuern das Recht, dass der Basler Bischof Silberbergbau im Breisgau und im ganzen Bistum betreiben darf.
ca. 1200
Intensiver Silber- und Bleibergbau im Glottertal und im Suggental, 1284: Baubeginn am insgesamt ca. 15 km langen Wasserzuleitungssystem („ Urgraben “) vom Kandel bis in das Suggental, zugleich erste Nennung von Bergbaugewerken (reiche Freiburger Kaufleute); erste Nennung einer Wasserkunst in Europa.
1288
Großes Grubenunglück im Suggental.
1320–1350
Bergbaufenster im Freiburger Münster: älteste Darstellung bergbaulicher Szenen im deutschsprachigen Raum.
1348–1352
Erste Pestepidemie am Oberrhein.
1372
Erste deutschsprachige Berggesetzgebungen: Dieselmuoter Bergweistum am Schauinsland, erlassen am 30. Juni 1372 durch den Freiburger Grafen EGENO IV.; Bergordnung des österreichischen Landrichters JOHANN V. ÜSENBERG für das Münstertal.
ab ca. 1403
Freiburg wird Mitglied im Rappenmünzbund (1344–1584).
1448
Erste (erhaltene) Verleihung für den Nordschwarzwald, erlassen vom Badischen Markgraf CHRISTOPH für den Bergbau auf der Grube Königswart bei Baiersbronn, nördlich von Freudenstadt.
zwischen 1500 und 1565
Genaue Vermessung des Bergbaugebiets bei Todtnauberg und Archivierung der wichtigsten Ergebnisse auf dem „Kreuzfelsen “, einem markscheiderischen Dokument aus einer gesellschaftlich unruhigen Zeit.
1525
Bauernkriege, kurz danach (ab ca. 1528) aber örtlich wieder intensive Bergbaubemühungen (z. B. im Revier Freiamt-Sexau und im Lebertal).
1550
Erste gedruckte Darstellung des Bergbaus am Oberrhein (SEBASTIAN MÜNSTER).
1598
Erste Bergordnung für das gesamte Herzogtum Württemberg.
1618–1648
Dreißigjähriger Krieg, dramatischer Niedergang des Bergbaus.
1700–1800
Barockzeitlicher Erzbergbau, oft charakterisiert durch kurzzeitigen Nachlesebergbau.
1850
Grube Clara, Oberwolfach
Der Bergwerksverein „Kinzigtaler“ beginnt im hinteren Teil des Rankachtales bei Oberwolfach mit dem Bergbaus auf Schwerspat. Auch wenn von 1850 bis 1857 ca. 1.300 t reiner Baryt gefördert und in Wolfach gemahlen wurden, war es den Aufwand nicht wert, da die Schwerspatpreise stetig sanken und die Qualität durch Vererzungen zu gering war. Deshalb wurde der Abbau wieder eingestellt.
1898
Grube Clara, Oberwolfach
Wiederaufnahme des Schwerspatabbaus
1935
Grube Käfersteige, Pforzheim
Beginn des Abbaus von Fluorit und Baryt auf der Grube Käfersteige bei Pforzheim auf dem größten Flussspatgang Mitteleuropas.
1954
Schließung Grube Schauinsland
Schließung der Grube Schauinsland, des letzten Metallerzbergwerks im Schwarzwald.
1957
Uran in Menzenschwand
In Menzenschwand (St. Blasien) entdecken am 05. Mai 1957 die beiden Freiburger Geologiestudenten Manfred Lutz und Theo Beck das größte Uranvorkommen in den alten Bundesländern, als diese im Krunkelbachtal nach Flussspat suchen.
1960
Uran in Menzenschwand
Das Bergbauunternehmen „Gewerkschaft Brunhilde“ beginnt in Menzenschwand mit Erkundungsarbeiten des 1957 entdeckten Uranvorkommens.
1961
Uran in Menzenschwand
In Menzenschwand wird aus ersten übertägigen Baggerschürfen in den Moräneablagerungen, die in ca. 6 m Tiefe den ersten mutmaßlich abbauwürdigen Uranerzgang im Bärhaldegranit freilegten, am 09. August 1961 die Grube Krunkelbach (Grube „Hans Paul“) aufgefahren.
1970
Eröffnung der ersten Besucherbergwerke im Schwarzwald
Mit dem Schaubergwerk Teufelsgrund der Gemeinde Untermünstertal und dem Hella-Glück-Stollen bei Neubulach eröffnen die beiden ersten Besucherbergwerke im Schwarzwald.
1973
Uran in Baden-Baden
Im September 1973 entdeckt die Saarberg-Interplan im Osten von Baden-Baden bei Prospektionsarbeiten mittels radiometrischer Messungen im Ortsteil Oberbeuern am Hummelsacker mehrere Anomalien in den ausstreichenden Karbonschichten des Oostroges.
1974
Uran in Baden-Baden
Im August 1974 beginnt in Oberbeuern am SE-Hang des Hummelackers (Müllenbach) mit der Auffahrung des Kirchheimerstollens die bergmännische Aufwältigung der Vererzung am Hummelsacker.
1975
Uran in Baden-Baden
Am 02.07.1975 wird in Oberbeuern mit dem Sauersboschstollen, am NW-Hang des Hummlesacker, ein zweiter Stollen, ca. 40 m tiefer als der Kirchheimerstollen, angesetzt.
1978
Grube Clara, Oberwolfach
Beginn der Flussspatproduktion in Wolfach.
1985
Uran in Baden-Baden
Die Interuran, Nachfolgegesellschaft der Saarberg-Interplan, stellt den Betrieb am Hummelsacker ein.
Die beiden Stollenmundlöcher werden zugemauert. Die vorgelagerten Halden werden über eine Zeitraum von drei Jahren rekultiviert.
1991
Uran in Menzenschwand
In der Grube Krunkelbach in Menzenschwand werden nach 31 Jahren die „Untersuchungsarbeiten“ auf Uran eingestellt.
Obwohl das Unternehmen zu keiner Zeit über eine Konzession zur Gewinnung (Abbau), sondern lediglich zu Untersuchungszwecken verfügte, wurden im Zeitraum von 1960 bis 1991 über einen 249,5 m tiefen Blindschacht, auf insgesamt neun Sohlen und einem 4.300 m langen Streckennetz, ca. 100.000 t Uranerz entnommen (720 t Uran).
1996
Grube Käfersteige, Pforzheim
Schließung der Flussspatgrube Käfersteige bei Pforzheim trotz großer Lagerstättenvorräte.
1999
Grube Clara, Oberwolfach
Wiederaufnahme der Silbererzgewinnung als Beiprodukt des Schwerspatabbaus auf der Grube Clara bei Oberwolfach.
2003
Eröffnung Besucherbergwerk Nr. 13
Das 13. Besucherbergwerk im Schwarzwald, die Grube Segen Gottes bei Schnellingen, wird für Besucher geöffnet (Probebetrieb).
2004
Grube Clara, Oberwolfach
Der Bergbau auf der Grube Clara erreicht eine Tiefe von 700 m.
Grube Käfersteige, Pforzheim
Die Wiederaufnahme der Prospektion auf Fluss- und Schwerspat im Schwarzwald und des Flussspatbergbaus auf der Grube Käfersteige bei Pforzheim werden angesichts der gestiegenen Weltmarktpreise erwogen.
2018
Grube Clara, Oberwolfach
In der Grube Clara werden Fluss- und Schwerspat Ende 2018 aus einer Tiefe von 700 bis 850 m gewonnen.
2022
Grube Käfertseige, Pforzheim
Die Deutsche Flussspat GmbH (DFG) plant die Grube Käfersteige zum Flussspat-Standort für Deutschland ausbauen.
Anfang 2022 hat die DFG die Rechte erworben, Flussspat zu gewinnen. Dafür wurde ein Expertenteam mit jahrzehntelanger internationaler und lokaler Erfahrung in der Rohstoffgewinnung zusammengestellt. Derzeit laufen zahlreiche Vorbereitungen: Geprüft wird die technische, wirtschaftliche und umweltgerechte Machbarkeit für eine Wiedereröffnung der Grube Käfersteige.
2023
Grube Clara, Oberwolfach
Die Betreiberfirma Sachtleben Bergbau feiert sein 125-jähriges Jubiläum. Seit 1898 wird ununterbrochen Erz aus der Grube Clara gefördert.
Landesbergbaumuseum Sulzburg
Das Landesbeegbaumuseum in Sulzburg wird im Oktober dauerhaft geschlossen.
2025 (Ausblick)
Grube Käfersteige, Pforzheim
Bis 2025 soll der Zustand der Grube Käfersteige wiederhergestellt werden wie vor der Grubenschließung im Jahre 1996. Die Grube muss erst zugänglich gemacht werden. Dann finden technische und geologische Untersuchungen statt, um die Vermutung der Fachleute zu bestätigen, dass im Würmtal wirklich das größte Flussspat-Vorkommen Europas liegt. Dafür werden existierende Stollen und Schächte erst gesichert und daraufhin begutachtet. Dann lässt sich überprüfen, ob Flussspat in der Grube Käfersteige umweltgerecht und wirtschaftlich gewinnbar ist.Bis Ende 2025 beabsichtigt die Deutsche Flussspat GmbH die Genehmigung für den Regelbetrieb beantragen zu können.
Textquellen
Werner, W. & Dennert, V. (2004). Lagerstätten und Bergbau im Schwarzwald – Ein Führer unter besonderer Berücksichtigung der für die Öffentlichkeit zugänglichen Bergwerke. 334 S., Freiburg i. Br. (Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau Baden-Württemberg, Hrsg.). Das Buch wird im LGRB Shop als Printprodukt bzw. Download angeboten.
Mit freundlicher Genehmigung des LGRB Freiburg. VIELEN DANK.