Archäologisches Spessartprojekt
Kulturwege
Die Kulturwege sind – gemeinsam mit den archäologischen Projekten – das Aushängeschild des Archäologischen Spessartprojekts.
Seit 1999 entsteht ein immer dichteres Netz von Kulturwegen, auf denen die Kulturlandschaft Spessart erlebbar und begreifbar wird.
Zu jedem Kulturweg erscheint ein Folder mit einer Wegbeschreibung und Kurzbeschreibung der Stationen. Eine Auswahl der Kulturwegefolder finden Sie in der Geschäftsstelle des Spessartbundes (Treibgasse 3, 63739 Aschaffenburg).
© Archäologisches Spessartprojekt e.V.
Mit freundlicher Genehmigung am 14.10.2021.
VIELEN DANK.
Dank der Familie Cancrin nimmt Bieber in der Geschichte des Spessarter Bergbaus eine besondere Stellung ein. Das „Bieberer geologische Fenster“ bot die Voraussetzung für den Abbau verschiedenster Erze im heutigen Naturschutzgebiet Lochborn.
Vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert lag hier ein Industriegebiet, das sich die Natur wieder zurückerobert hat. Der 12 km lange Kulturwanderweg lässt die Möglichkeit auf eine Zweiteilung offen: Von Bieber bis zum Lochborner Teich in 7 km oder vom Wiesbüttsee als Start in 5 km Länge.
In der Nähe des Ausgangspunktes der Wanderung in Bieber wird das Biebergrund-Museum entstehen, das die Entwicklung des Bieberer Bergbaus und Hüttenwesens zeigen wird, das von 1741 bis 1782 seinen Höhepunkt erlebte. Auch Zechstein für die Eisenverhüttung wurde abgebaut, wie die weitere Wanderroute zeigt.
Bevor man den Lochborner Teich erreicht, wo die kürzere Tour gewählt werden kann, kommt man an der Burgbergkapelle vorbei. Der längere Rundweg bringt den Wanderer an Einsturzlöchern und am sogenannten „Schachtküppel“ vorbei, alles Relikte der früheren Bergbautätigkeit.
Beim Wiesbüttsee kann man einkehren und sich auf den Rückweg machen, vorbei am Lochborner Teich und an der früheren Eisenbahnstation „Lochmühle“, einst Sitz einer Außenstelle des Forschungsinstitutes Senckenberg, bis man wieder in Bieber eintrifft.
Wegbeschreibung
- Die „Bieberer Acht“ ist zweigeteilt: In Bieber beginnt die Schleife „Geologischer Lehrpfad“ mit 11 Stationen (1-11) auf einer Länge von ca. 7 km.
- Von der Wiesbütt aus kann die ca. 5 km lange Schleife „Bergbau“ mit 4 Stationen (A-D) begangen werden, die durch das Naturschutzgebiet „Lochborn“ führt.
Am Schnittpunkt der beiden Schleifen liegt der Lochborner Teich. Die gesamte „Bieberer Acht“ hat zwischen Bieber und der Wiesbütt eine Länge von ca. 12 km mit einem Höhenunterschied von etwa 200 m.
Folgen Sie der Markierung des gelben EU-Schiffchens auf blauem Grund.
Wegstationen
Station 1: Start in Bieber
Die Geschichte Biebers und seiner Umgebung ist vom Bergbau geprägt. Die geologischen Voraussetzungen für die Entstehung von Bodenschätzen reichen über 150 Millionen Jahre in die Erdgeschichte zurück. Gesteinsmassen gerieten unter starke Druck und Scherkräfte, wodurch Verwerfungen entstanden. An deren Gesteinsspalten stiegen von der Erdwärme aufgeheizte Salzlösungen der Metalle auf und bildeten durch Vererzung die Grundlage für die Erzvorkommen. Die älteste Urkunde zum Bergbau und der Verhüttung der Erze stammt von 1494…
Station 2: Zechsteinaufschluss
Noch 1965 wird an dieser Stelle ein Steinbruch aufgeführt, der wenige Jahre später verfüllt wurde. Ebenso
verschwunden sind die für diese Zeit belegten Überreste des einstigen Kalkofens, dessen Existenz in der Flurbezeichnung „Am Kalkofen“ weiterlebt. Letzter Zeuge des einstigen Kalkabbaus ist dieser Aufschluss im anstehenden Zechsteindolomit…
Station 3: Metasomatische Eisenerze
Die Sedimente des Zechstein-Meeres sind in und um Bieber weit verbreitet und werden landläufig als „Kalk“ bezeichnet. Als solche (Calcit, CaC03) wurden sie auch im Meer abgelagert, aber später in der Phase der Gesteinswerdung wurden sie zu einem Dolomit umgewandelt, in dem diesem Kalk Magnesium zugeführt wurde…
Station 4: Burgbergkapelle
Auf dem Burgberg befindet sich die älteste Hinterlassenschaft menschlichen Wirkens in Bieber, die Wallanlage, die teilweise vorgeschichtlich, teilweise frühmittelalterlich zu datieren ist. Für die Vermutung, dass die Anlage in Verbindung mit frühem Eisenerzabbau entstand, gibt es keine Beweise…
Station 5: Hydrothermale Kobalterze
Beim Abbau der in der Fläche ausstreichenden Kupferschiefermassen entdeckte man zwangsläufig die gangförmig anstehenden Kobalterze (und Nickelerze). Diese waren im Mittelalter wertlos, da man aus den silbern glänzenden, sehr schweren Erzen keine Wertmetalle erschmelzen konnte. Daher kommen die Namen Kobold und Nickel (Nickel stand für Berggeister), die dann zum Kobalt und Nickel im heutigen Sinne gewandelt wurden…
Station 6: Kupferschiefer
Das Liegende der Sedimente des Zechstein-Meeres besteht meist aus einem Konglomerat über den Kristallingesteinen des Spessarts, im Westen können dies auch die kaum verfestigten Sedimente des Rotliegenden sein. Darüber folgt eine 2 bis 50 cm dicke Schicht eines dunklen bis schwarzen, teils auch tonigen,
schiefrigen Sediments. Infolge des Gehaltes an Kupfer gab man ihm den Namen Kupferschiefer…
Station 7: Lochborner Teich (Bergbaupfad Station C)
Angelegt wurde der Lochborner Teich als Wasserreservoir für die Bergwerksmaschinen. Der Damm, über den heute der Weg führt, wurde erst in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts angelegt, um die Erze mit der Schmalspurbahn vom Abbaugebiet „Am Schußrain“ an die Lochmühle zu transportieren…
Bergbaupfad Station B: Oberer Maschinenschacht
Aufschlussarbeiten am oberen Maschinenschacht Im Jahre 1899 begannen die Arbeiten am oberen Maschinenschacht, der bis zum Jahresende bereits eine Tiefe von 60 Metern erreicht hatte. Die Gebäude über Tage waren errichtet und die neue Bremsberganlage zwischen dem oberen Maschinenschacht und dem nächsten Förderpunkt (Schacht L) war fertiggestellt…
Bergbaupfad Station A: Wiesbütt
Verkehrsknotenpunkt Wiesbütt
Die Vorstellung, die Wiesbütt sei ein einsames natürliches Moor mitten im unbewohnten Spessartwald, erweist sich als ein Trugschluss. Denn sowohl der Teich als auch das Moor gehen auf menschlichen Einfluss zurück, wofür die verkehrstechnische Lage sowie die geologische Beschaffenheit verantwortlich sind…
Bergbaupfad Station D: Schachtküppel
Der Bergbau hat das Gelände des heutigen Naturschutzgebiets „Lochborn“ verändert. Typische vom Menschen hervorgebrachte oder verursachte Merkmale sind die Verflachung von Talböden durch Auffüllung, Hohlformen
wie Pingen oder aufgelassene Tagebaue, Aufschüttungen wie Halden oder die leicht zu erkennenden Schächte…
Station 8: Lochmühle
An der Kreisstraße zwischen Bieber und Wiesen stehen wir vor der Lochmühle, in der sich bis 2006 die „Forschungsstation für Mittelgebirge“ des Forschungsinstituts Senckenberg befand. Ursprünglich diente dieses Gebäude als Endbahnhof für den Personenverkehr der Eisenbahnstrecke von Gelnhausen in den Lochborn…
Station 9: Geologie von Bieber
Bieber und seine Umgebung ist aus geologischer Sicht eine Besonderheit, denn inmitten des Buntsandsteins sind hier die Gesteine bis zum kristallinen Grundgebirge freigelegt („Bieberer Fenster“). Dies hat seine Ursache
in der ausgeprägt kleinräumigen Bruchtektonik durch Störungen, die zu einer Ausräumung der damit geschwächten Gesteinsmassen geführt hat. Diese Störungen wurden z. T. mineralisiert (Gänge) und waren das Ziel eines lange anhaltenden Bergbaues …
Station 10: Bertha-Stollen
Nachdem die Essener Friedrich Krupp Aktiengesellschaft sämtliche Kuxe (Anteile) der „Gewerkschaft Bieberer Gruben“ angekauft hatte, übernahm sie am 1. September 1907 die Betriebsleitung dieser Gewerkschaft. Ein Jahr später wurde an der früheren Eisenschmelze der neue Stollen hergestellt, der ab 1910 als Bertha-Stollen bezeichnet wurde, in Anlehnung an Bertha von Bohlen und Halbach. In den nachfolgenden Jahren wurde der Bertha-Stollen, mit dem das ganze Abbaufeld vom Burgberg bis nach dem Feld Gordon (Abbaufeld hinter dem oberen Lochborn) unterfahren werden sollte, weiter aufgefahren…
Station 11: Eisenschmelze
Der Bergbau in Bieber konzentrierte sich auf Metalle. Während die Förderung seit 1494 belegt ist, erbrachte die Verhüttung erst mit der Einführung moderner hüttentechnischer Anlagen durch die Familie Cancrin bedeutendere Einkünfte. Unter Johann Heinrich Cancrin und insbesondere Franz Ludwig Cancrin wuchs Bieber zum größten Montanbetrieb im Spessart, der der hanauisch-hessischen Landesherrschaft zeitweise hohe Erträge einbrachte. Deshalb konnten es die Verhüttungsbetriebe in Bieber zwischen 1741 und 1782 an Größe und Ausstattung mit zeitgenössischen Anlagen wie im Mansfelder Kupfererzbergbau mithalten…
Infomaterialien
Bieber
Faltblatt „Die Bieberer Acht“