Buchenberg: „Boden erleben“ im Wirlinger Forst – Bodenlehrpfad Buchenberg

01.08.2021 | Allgäu, Bodenkunde, Lehrpfad

© Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU Bayern)

Mit freundlicher Genehmigung.

Vielen Dank.

Eine idyllische Wanderung über eine Moränenlandschaft, die der Iller Gletscher geformt hat. Erleben Sie spannende Fakten über die „Haut der Erde“.

Der Bodenlehrpfad Buchenberg befindet sich mitten im Allgäu südwestlich von Kempten im „Wirlinger Forst“ in der Nähe des gleichnamigen Ortes Buchenberg.  Aus den dort anzutreffenden vielfältigen glaziären Sedimenten haben sich allerlei interessante Bodentypen entwickelt. An neun verschiedenen Standorten erklären Schautafeln viel über die Funktionen des Bodens und seines Einflusses auf die Landschaft. Auch unsere Bodenbewohner werden vorgestellt! Zusätzlich wurden hier Bodenprofile für Sie aufgeschlossen, um einen Blick unter die Grasnarbe zu ermöglichen. Böden sind nicht nur braun!

Einen Ausführlichen Steckbrief zu diesem Bodenerlebnispfad finden Sie hier.

Infos zu allen Bodenlehrpfaden in Bayern unter: https://www.lfu.bayern.de/boden/bodenlehrpfade/index.htm

Wegbeschreibung

Auf der 1,6 Kilometer langen Wanderung lernen Sie an verschiedenen Stationen die unterschiedlichsten Funktionen und Eigenschaften von Böden kennen.

Es warten 9 Stationen mit wissenswerten Fakten über den Boden und die Geologie auf Sie:

Wegstationen
Station 1: Der Illergletscher formte den Buchenberg

Heute:
Unterschiedliche Bodentypen bilden sich auf dem kalkhaltigen, nährstoffreichen Moränenmaterial (Moräne v. frz.: moraine:„Geröll”; vom Gletscher transportierter Gesteinsschutt).

Vor 12.000 Jahren:
In dieser Zeit entstand die endgültige Form der Landschaft.

Zwischen 20.000 und 12.000 Jahren vor heute:
Der Illergletscher formt die Seitenmoräne „Auf der Höhe“. In der Senke staut sich das Schmelzwasser, Schwemmgut lagert sich ab.

Vor 20.000 Jahren:
Das Eis hatte seinen höchsten Stand.

Station 2: Braunerde: Auch Böden können rosten!

Genau wie Ihr Auto kann auch ein Boden rosten.

Unabhängig von seinem Alter rostet Boden, wenn das Gestein, aus dem der Boden entsteht, Eisen freisetzt und dieses Eisen mit Luft in Verbindung kommt. Dann bekommt
der Boden seine rostbraune Farbe oder, in feuchteren Böden, sogenannte Rostflecken.

Diesen Vorgang nennt man „Verbraunung“. Unter „Verlehmung“ versteht man die Neubildung von Tonmineralien. So entstandene Böden nennt man Braunerden.

An diesem Standort finden Sie eine schwach stauwasserführende Braunerde, was bedeutet, dass die Braunerde das Niederschlagswasser nicht schnell versickern lässt. Das
Regenwasser staut sich an einer tonreicheren Schicht. Braunerden eignen sich, je nach Eigenschaften, als Wald- und Ackerstandorte. Die Braunerde ist in Mitteleuropa der
am häufigsten vorkommende Boden.

Station 3: Stauwasserboden (Pseudogley) - Wasser kommt hier nur schwer durch.

Der Pseudogley ist ein durch Staunässe und Austrocknung geprägter Boden.

Typisch sind tonreiche Bodenschichten mit geringer Wasserdurchlässigkeit in größerer Bodentiefe, wodurch sich das versickernde Niederschlagswasser oberhalb dieser Schichten sammelt.

Die typischen Schlieren (Marmorierung) auf dem tonigen Bodenmaterial entstehen durch den Wechsel von Feucht- und Trockenperioden. Im Boden umverteilte Eisenoxide färben den Boden rostfarben, Ausfällungen von Mangan sind vorwiegend schwarz. Die Bleichung des Bodens entsteht durch die Herauslösung von färbenden Stoffen.

Für landwirtschaftliche Nutzung ist dieser Boden nur bedingt geeignet, da er sich nur schwer bearbeiten und nutzen lässt. Dieser tonige und in der Regel nährstoffreiche Boden kann aber Schadstoffe gut filtern.

Station 3: Von Stein zu Boden

Böden waren nicht schon immer da, sie entstehen über einen langen Zeitraum aus dem anstehenden Gestein. Durch die Kräfte des Regenwassers, der Sonne, verschiedener chemischer Reaktionen und unter Mithilfe von Organismen werden aus großen Felsblöcken erst kleine Steine und Sand.Sie bilden das mineralische Grundgerüst des Bodens.

Bis sich 1 cm Boden entwickelt hat, dauert es etwa 100 Jahre!

Je nachdem, wie und aus welchem Gestein der Boden entstanden ist, spricht man von unterschiedlichen Bodentypen. Hier am Buchenberg haben Sie schon die Bodentypen
Braunerde und Pseudogley kennengelernt.

Station 4: Grundwasserboden (Gley): Mit den Füßen im Wasser

Je nachdem, ob es in letzter Zeit viel oder wenig Niederschlag gab, können Sie an diesem Profil entweder den Boden erkennen oder die Profilgrube ist mit Wasser gefüllt.

Aber woher kommt das Wasser? Wenn es regnet oder während der Schneeschmelze versickert das Niederschlagswasser im Boden, der Grundwasserspiegel steigt langsam an und die Profi lgrube läuft mit Wasser voll. Das Wasser löst die roten Eisen- und schwarzen Manganverbindungen aus dem Boden – der Boden bleicht aus. Im Sommer trocknet der Boden aus und Sauerstoff gelangt in die Hohlräume. Dabei werden die Eisen- und Manganverbindungen wieder ausgefällt und es bilden sich rostfarbene und schwarze Flecken (Schwankungsbereich des Grundwassers).

Der Bodenbereich, der das ganze Jahr hindurch im Grundwasser steht, ist durchgehend gebleicht.

Station 4: Der Boden und seine Funktionen

Boden ist lebensnotwendig: Damit Böden ihre Funktionen erfüllen können, müssen wir sie schützen. Denn ohne Boden ist ein Leben außerhalb des Wassers nicht denkbar.

Lebensraumfunktion: Böden bieten für uns Menschen, für Tiere, Pfl anzen und für Bodenorganismen die Lebensgrundlage.

Nutzungsfunktion: Böden liefern uns Rohstoffe, Sand, Ton, Kalk und viele weitere Materialien, die wir zum Bauen benötigen. Er bietet uns Flächen für Siedlungen, Verkehr, Wirtschaft und Erholung. Er ist Standort für die Land- und Forstwirtschaft.

Filter- und Pufferfunktion: Böden regeln die natürlichen und die vom Menschen beeinflussten Wasser- und Nährstoffkreisläufe. Sie filtern, puffern und speichern Stoffe. Die Filterfunktion spielt dabei für unser Grundwasser eine große Rolle, denn ein gesunder Boden ist der beste Filter für sauberes Trinkwasser.

Archivfunktion: Böden sind ein Archiv der Natur- und Kulturgeschichte. In Böden können wir die Geschichte der Erde nachverfolgen. Zum Beispiel sind Moore Archive, die alles konservieren. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Erforschung unserer Erdgeschichte.

Station 5: Millionen Bodenbewohner bei der Arbeit

Unzählige Bodenbewohner bauen die organischen Substanzen (zum Beispiel Laub, abgestorbene Pflanzenteile und Tiere) um und ab. Dadurch

  • versorgen sie Pflanzen mit Nährstoffen,
  • verbessern sie die Bodenstruktur,
  • verbessern sie die Bodendurchlüftung und
  • sorgen so für eine schnellere Erwärmung des Bodens.

Kurzum: Ohne Bodenbewohner kein fruchtbarer Boden!

„20 Großvieheinheiten Bodenleben”

Umgerechnet sorgen auf 1 Hektar Wiesenboden Millionen Lebewesen mit einem Gewicht von etwa 10.000 kg für einen fruchtbaren Wiesenboden. Eine Kuh (Großvieheinheit) hat ein Gewicht von circa 500 kg, d.h. Kleinstlebewesen mit dem Gewicht von 20 Kühen leben auf einer Fläche, die eine Kuh braucht, um sich zu ernähren.

Der Boden lebt!

Station 5: Was krabbelt und kriecht denn da?

Es gibt verschiedenste Arten von Bodenlebewesen, der sogenannten Fauna. Diese wird nach ihrer Größe in Megafauna, Makrofauna, Mesofauna und Mikrofauna eingeteilt. Daneben gibt es im Boden auch noch Pflanzen, die als Flora bezeichnet werden.

Zur Megafauna gehören die größten Bodenlebewesen wie der Regenwurm und die Schnecke sowie Wirbeltiere, die ganz oder nur teilweise im Boden leben, wie zum Beispiel Wühlmäuse und Maulwürfe.

Die größeren Lebewesen, die zur Makrofauna gehören, ernähren sich von Pflanzenstreu und Substrat. Sie zerkleinern unter anderem Blätter mechanisch. Eine Raupe zum Beispiel hat winzige kleine Zähne, die sie zum Zerbeißen eines Blattes einsetzt.

Die etwas kleineren Lebewesen, die zur Mesofauna gehören, wie zum Beispiel der Fadenwurm, ernähren sich von Pilzen, Streu und Kot.

Viele zur Mikrofauna gehörende Bodenlebewesen sind mikroskopisch klein und deshalb leider für uns Menschen nicht sichtbar. Sie leben in den wasser- oder luftbefüllten Poren des Bodens. Die Mikroflora ist die wichtigste und bedeutendste Gruppe der Bodenbewohner wie Bakterien und Pilze.

Station 5: Warum versinken wir nicht im Laub?

Haben Sie sich schon einmal überlegt, wo eigentlich das ganze Laub bleibt, das im Herbst von den Bäumen fällt, und warum wir nicht im Laub versinken? Zum Glück gibt es viele Millionen Bodentiere, die rund um die Uhr unser Laub zersetzen. Besonders in den warmen Monaten arbeiten die Bodentiere auf Hochtouren. Sie fressen so lange Löcher in die Blätter, bis nur noch das Skelett des Blattes übrigbleibt. Einige Tiere kriechen in tiefere Bodenschichten und ziehen Blatteile mit nach unten, wo sie weiter zerlegt werden. Bakterien zersetzen kleine Teile des Blattes. Zum Schluss ist durch die Tätigkeit der Bodenorganismen der Humus entstanden. Bei der Zersetzung werden außerdem wichtige Nährstoffe freigestzt, die Bäume und auch andere Pfl anzen zum Leben brauchen. Somit schließt sich der Kreis und der Baum holt sich seine Nährstoffe zurück, die er im Herbst mit den Blättern abgeworfen hat.

Station 6: Boden in Gefahr

Nach starken Regengüssen sind auf den Feldern immer wieder große Flächen zu erkennen, auf denen die Vegetation fehlt und der „nackte“ Boden zum Vorschein kommt. Das kann zu erheblichen Einbußen bei der Ernte führen. Ursache hierfür ist die sogenannte Bodenerosion, das heißt, dass der Boden durch Wasser oder Wind abgespült oder verweht wird.

Gefährdet sind vor allem Böden ohne Vegetation bzw. auf denen die Pfl anzen noch sehr klein sind. Daher säen die Landwirte nach der Herbsternte häufi g eine sogenannte Zwischenfrucht an, um den Bodenabtrag zu vermeiden. Bayernweit werden jährlich auf Ackerflächen im Schnitt 5.000 kg Boden pro Hektar abgetragen. Weltweit gehen jährlich mindestens 75 Milliarden Tonnen Boden durch Wasser- und Winderosion verloren. Auf den erodierten Flächen verschlechtert sich der Nährstoff- und Wasserhaushalt. Dürre und irreparable Verluste an landwirtschaftlichen Nutzflächen sind zwangsläufig die Folgen.

Station 7: Tiefe Wurzeln in den Untergrund

Böden haben für Bäume zwei Funktionen: Zum einen bilden sie das Fundament, in dem  ie Bäume sich mit ihren Wurzeln verankern. Mit bis zu 40 m Höhe müssen sich die Bäume massiv im Boden festkrallen, um Wind und Wetter trotzen zu können. Dafür bilden die Bäume sehr unterschiedliche Wurzelsysteme aus. Die Bandbreite reicht von flach wurzelnden Baumarten wie Fichte bis hin zu tief wurzelnden Baumarten wie Tanne, Buche oder Eiche.

Zum anderen ist der Boden die Nahrungsgrundlage und der Wasserspender, den die Bäume zum Wachsen brauchen. Mit ihren feinen Wurzeln erschließen sich die Bäume die Wasserund Nährstoffvorräte in den kleinsten Hohlräumen des Bodens.

Intakte Waldböden sind somit die Basis für gesunde Wälder.

Station 8: Vom Anmoorgley zum Moor

Als die Gletscher geschmolzen sind, haben sie in Senken Seen zurückgelassen (Gletscherseen). Diese Seen sind mit der Zeit zugewachsen und verlandet. Das Moor zeigt uns an diesem Standort die Lage eines alten Gletschersees.

Anmoorgley: Nach der Verlandung des Sees ist hier das Moor entstanden. Sie sehen einen Grundwasserboden (Gley) mit zum Hang verlaufender, immer mächtiger werdender Torfschicht. Dieser Boden wird stark durch Grundwasser beeinflusst und steht am Beginn der Moorentwicklung. Man spricht hier von einem Anmoorgley.

Moor: Das nächste Profil, unten am Hang, ist ein Boden, der nur aus abgestorbenem organischen Material besteht. Dieser Boden lag vor 10.000 Jahren in einem Gletschersee, der zunehmend verlandete. Die Pflanzen konnten sich wegen des Mangels an Sauerstoff nicht zersetzen. Über diese lange Zeit konnten sich so Torfschichten ausbilden.

Station 8: Streuwiesen, Moorwiesen, Nasswiesen – Blütenpracht auf nassen Böden

Im Alpenvorland finden wir auf nassen Wiesen häufi g eine beeindruckende Blütenpracht: Knabenkräuter, Enziane, Mehlprimeln, Wollgräser, Arnika. Ursache des Artenreichtums ist vor allem die Nährstoffarmut und Nässe der Böden. Da häufig vorkommende Arten (z. B. Löwenzahn) unter diesen Bedingungen nicht mehr wachsen, kommen speziell an diese Bedingungen angepasste Arten zum Zug. Mit der Vielzahl an Pflanzenarten geht eine Vielzahl an Tierarten einher – oft wimmelt es auf noch ungemähten Wiesen von Spinnen, Heuschrecken und Schmetterlingen.

Streuwiesen werden nur einmal jährlich gemäht, das Mähgut wurde vor allem früher als Einstreu im Stall verwendet. Da sich die meisten Streuwiesen auf Moorböden (Torf) befinden, werden sie auch als Moorwiesen bezeichnet. Nasswiesen finden sich meist auf Mineralböden. Entsprechend ihrer etwas besseren Nährstoffversorgung werden sie in der Regel zweimal im Jahr gemäht, das Mähgut eignet sich als Futter.

Station 9: Eine veränderte Landschaft

Die Bezeichnung Torf wird verwendet, wenn der Boden einen Anteil von mindestens 30 Prozent organischer Substanz (abgestorbene Pflanzen und Tiere) besitzt. Menschen bauen schon seit vielen hundert Jahren Torf ab und verwenden ihn zum Beispiel als Brennmaterial oder um die Struktur des Gartenbodens aufzubessern. Durch den Torfabbau der vergangenen Jahre veränderte sich das Landschaftsbild. An diesen Stellen blieben Sümpfe zurück. Es wird mehrere tausend Jahre dauern, bis sich wieder eine Torfschicht aufgebaut hat und Moor entsteht.

Infomaterialien

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Buchenberg

Steckbrief „Bodenlehrpfad Buchenberg“

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Bucheenberg

Stationstafeln „Bodenlehrpfad Buchenberg“

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Buchenberg

Faltblatt „Bodenlehrpfad Buchenberg“

Allgemeine Hinweise

Streckenkilometrierung

Auf der Karte zeigen die Zahlenwerte an dem Track die Kilometrierung der Tour an und sollten nicht mit den Stationsnummern von Infotafeln an Lehrpfaden verwechselt werden (Standorte von Infotafeln werden auf den Karten nicht angezeigt).

Vor Tourenbeginn

Vor Antritt einer Tour wird generell empfohlen, sich über die Begehbarkeit der Strecke direkt bei den zuständigen Stellen vor Ort bzw. bei den Wegebetreibern zu informieren, insbesondere nach Unwettern oder während des Holzeinschlags.

Nebenwege

Manche Touren verlaufen teilweise auf "off-grid"-Abschnitten (wenig genutzte Nebenwege außerhalb der bekannten Hauptwege). Solche Wegabschnitte sind teilweise durch stärkeren Bewuchs oder querliegende Baumstämme weniger gut begehbar und können durch einen Blick auf die Karte meist auch umgangen werden.