Sobald von Übertage zuviel Wasser einsickerte, der Verhau so tief wurde, daß die Stöße nachzustürzen drohten, begann man, unterhalb des Verhaues einen Stollen aufzufahren. Diese Stollen sind heute zumeist verstürzt und man kann nur noch die Einbuchtungen im Gelände sehen. Die Stollenpinge unterscheidet sich vom Schurf durch die vorgelagerte Bergehalde (mehr oder weniger taubes Gestein) oder manchmal auch durch den Austritt von Stollenwasser.
Je nach Geländesituation wird ein Stollen “im Gangstreichen”, also in der Richtung des Erzganges aufgefahren, oder “querschlägig” (in einem bestimmten Winkel zur Richtung des Erzganges) angelegt. Bei lohnender Erzführung können mehrere Stollen übereinander liegen, der Verhau-Abstand (“die seigere Höhe”) beträgt in der Regel zwischen 30 und 50 m. Längliche Grubenbaue, die im Innern des Berges angelegt wurden und die nicht bis an das Tageslicht reichen, nennt man Strecken. Diese und die Stollen sind in der Regel durch Schächte miteinander verbunden. Sie dienen einerseits zur Belüftung der Anlage, andererseits wird durch sie das Erz gefördert (“Förderschacht”) und sie dienen als Zugang zu den höher oder tiefer liegenden Stollen und Strecken (“Fahrschacht”). Schächte, die nicht bis an die Erdoberfläche reichen, nennt man “Blindschächte”.
Autoren: Hansjörg Becherer, Fischingen; Hans-Dieter Paul; Hans Hermann Bechinger & Philipp Löffler
Ergänzende Erläuterungen (Der Erzgräber, Jahrgang 37, Heft 1/2 2022)
Die Grube Hausbaden war das bedeutendste Bergwerk bei Badenweiler. Der untere Stollen war bei der heutigen Rehaklinik querschlägig nach Osten zum Quarzriff aufgefahren. Vom Altemannfels bis hinunter zur Hauptfördersohle besitzt sie eine Abbauhöhe von rund 100 Höhenmetern. Neue Aufnahmen und Videos, welche teilweise auch im Internet zu finden sind, zeigen enorm hohe und auch mehrere Meter mächtige (breite) Abbauhohlräume. Diese sind heute nur mit vielen Bergseilmetern und mit außerordentlicher Klettertechnik, verbunden mit einer permanent vorhandenen Lebensgefahr erreichbar.
Die Rehaklinik Hausbaden steht auf der Halde des tiefen Stollens, der auch der Hauptförderstollen war. Während der Ausschachtungsarbeiten für die Fundamente konnten hier im Jahr 1988 alle bekannten Mineralien des gesamten Bergbaureviers in bester Qualität gesammelt werden.
Der Abbau der Erze ist bis weit unterhalb des unteren Hausbaden-Stollens vorgedrungen, wie der nachstehende Seigerriss zeigt. Daraus ist auch ersichtlich, dass das Einfallen des Ganges nach Westen hin flacher wird, je tiefer man kommt.
Stollen wurden angelegt, sobald ein Abbau eines Erzganges im Tagebau zu schwierig oder zu gefährlich wurde. Sie können idealerweise direkt auf einem Erzgang und dessen Streichrichtung angelegt werden. Wenn das aus topografischen Gegebenheiten nicht möglich war, erschloss man den Erzgang von der Seite her über sogenannte Querschläge.
Bei größeren Grubengebäuden war im Schwarzwald der Firstenbau oder auch Firstenstoßbau das allgemein übliche Abbauverfahren. Dazu legte man oberhalb der Förderstollensohle eine Strecke an, von der aus das Erz nach oben hin abgebaut wurde. Beide Stollen waren durch eine sogenannte „Schwebe“ voneinander getrennt, die bis zu einigen Metern dick sein konnte. Bei höher werdenden Abbauen wurde im leeren Hohlraum so viel taubes Gestein aufgeschichtet, dass darauf weiter nach oben abgebaut werden konnte. Oft wurden auch Holzbühnen eingebaut, die wiederum mit Versatz überdeckt wurden. Firsten- und Fördersohle waren in regelmäßigen Abständen über sogenannte Rollöcher oder Schächte miteinander verbunden, durch welche man zur oberen Sohle auf- und absteigen konnte und durch welche das gewonnene Erz auch nach unten auf die Fördersohle in die Förderwagen gelangte. Bei anhaltender Erzführung über größere Höhen wurden im Abstand von 10 bis 50 m horizontale Zwischensohlen angelegt, sogenannte Strecken.
Die Stollen und Strecken waren mit mehr oder weniger senkrecht verlaufenden Schächten miteinander verbunden. Das konnten reine Förderschächte sein, auch konnten sie zur Frischluftversorgung dienen („Wetterschächte“). Häufig erfüllten sie beide Aufgaben. Um ein Zusammenbrechen der ausgeerzten Gangspalte zu vermeiden, wurden von Wand zu Wand Stützpfeiler stehen gelassen oder Versatz aus taubem Gestein eingebracht.
Eine Variante des Firstenbaues ist der im moderneren Flussspat-Abbau angewandte „Magazinbau“ (z.B. bei Brandenberg oder Fahl im Wiesental). Dabei wurde jeweils nur so viel Erz abgezogen, um zum weiteren Vortrieb und Abbau ausreichend Platz zwischen hereingeschossenem Material und Firste zu schaffen. Wenn dann die geplante Abbauhöhe erreicht war, leerte man das „Magazin“ mit dem darin befindlichen, gelockerten Erz oder erzhaltigen Gestein über die Rollen.
Autor: Hansjörg Becherer, Fischingen