Haag: Toteiskesselpfad im Haager Land

Der deutschlandweit einmalige Toteiskesselweg verläuft entlang einer reich bewegten Endmoräne der letzten Eiszeit in der Nähe von Haag in Oberbayern. Es gibt zwei Routenvarianten:

  • Route Höhenberg (6 km)
  • Route Limberg (7 km)

Über unbefestigte Wiesen- und Waldwege wandern Sie durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Für jeweils eine Route benötigen Sie insgesamt ca. 2 – 2,5 Stunden.

Die Wanderung beginnt bei der Infotafel am Parkplatz bei Grandl´s Hofcafé. Hier gibt es auch eine Parkmöglichkeit..

Der Weg teilt sich nach Toteiskessel 4 in die Route nach Höhenberg und in die Route nach Limberg. Er führt über unbefestigte Wiesen und Waldwege durch eine abwechslungsreiche Landschaft. Nummerierte Findlingemarkieren die Toteiskessel.

Informationen zum Wegeverlauf, zu den einzelnen Toteiskesseln und weiteren Besonderheiten finden Sie auf der Rückseite des Faltplanes. Ein breites Spektrum unterschiedlichster Verlandungsstadien (Weiher,Großseggenried, Moor, Sumpfwiese) von Toteiskessel können Sie auf der Route nach Limberg sehen.

Das Limberger Kirchlein ist ein idyllisches Kleinod, das nach Anmeldung bei R. Bockmaier (Wohnhaus rechts der Kirche) besichtigt werden kann.

Die Route nach Höhenberg verläuft zum Teil auf dem historischen Lengmooser Weg. Der Toteiskesselweg bringt diese alte Ortsverbindung wieder in Erinnerung.

Wegstationen
Toteiskessel 1

(Findling aus Granitgneis)

Nur noch wenige Toteislöcher befinden sich inmitten von Wiesen. So wie hier um Kessel 1 könnte die Landschaft um Haag früher überall ausgesehen haben. Die große Geländemulde wird heute als Fischweiher genutzt. Im Zentrumdes Kessels hat sich eine Insel mit Seggengebildet. Im Frühjahr blüht weiß der prächtige Fieberklee. Diese seltene Sumpfpflanze steht unterNaturschutz. Als Heilpflanze wurde sie früher zur Fiebersenkung eingesetzt. Heute ist sie vor allem ein Bestandteil von Bitterschnäpsen.

Toteiskessel 1a

(Findling aus Granitgneis)

In diesem Kessel befindet sich im Süden ein Schnabelseggen- und im Nordwesten ein Blasenseggenried. Seggen sind Sauergräser, die vorwiegend in Mooren, Feuchtwiesen und an Gewässern wachsen.

Toteiskessel 2

(Findling aus Augengneis)

Dieser stark verlandete Toteiskessel fällt während der Sommermonate trocken. Neben einigen Seggenarten gedeiht hier die Flatterbinse. Sie gehört zu den Sauergräsern.

Toteiskessel 2a

(Findling aus Glimmerschiefer)

In dem schön ausgeprägten Toteisloch befindensich vorwiegend Torfmoosdecken, die von Brauner Segge und Blasen-Segge durchwurzelt und verfestigt werden.

Toteiskessel 3

(Findling aus Phyllit)

Zum „Deife owe“ (zum Teufel hinunter) führt der dunkle Hohlweg, den früher sumpfige Mulden unwegsam machten. Einige davon sind noch heute zu sehen, wie der wannenförmige Toteiskessel 3, in dem sich ein Großseggenried (Steife-Segge) entwickelt hat. Der Graben rechts des Weges zum Kessel 3 wurde einst gezogen, um die heute noch funktionstüchtige Deicheldrainage (Holzrohre) zu verlegen, die das Wasser in 2 m Tiefe aus dem Kessel 4 ableitet.

Toteiskessel 4

(Findling aus Granitgneis)

Das seit 1982 als flächenhaftes Naturdenkmal unter Schutz gestellte Biotop zeigt mit seiner steilen Böschung und der annähernd kreisrundenForm das typische Erscheinungsbild eines Toteiskessels. An den Kesselrändern
hatten sich Büsche (z.B. Weiden) derart ausgebreitet, dass sie Torfmoos, Strauß-Gilbweiderich (Rote Liste Art), Schnabel-Segge und Fieberklee stark zurückgedrängt haben. In Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Mühldorf und den Landwirten wurden 2011 und 2012 Entbuschungsmaßnahmen durchgeführt.

Toteiskessel 4a

(Findling aus Augengneis)

Wer sich nicht scheut auf zum Teil steilen und unbefestigten Wegen zu wandern, kann„Zua Hoi“ (zur Hölle) gehen, so nennen die Landwirte, das tiefe und einsam im Forst gelegene Toteisloch. Hier hat sich ein Seggenried entwickelt.

Toteiskessel 4b

(Findling aus Nagelfluh)

Dieses kleine Toteisloch ist vorwiegend mit Sphagnum (Torfmoos) bestanden. Besonders an Torfmoosen ist, dass sie an sehr nassen Stellen wachsen und ihren Standort verändern. Sie senken den pH-Wert des Wassers  und schaffen ein sehr saures Milieu, in dem nur noch hierfür angepasste Arten (z.B. Seggen) leben können. Torfmoose fanden vielerlei Verwendung: Als Isoliermaterial zur Wärmedämmung, zur Polsterung, in Windeln (aufgrund ihrer hohen Saugfähigkeit), als Wundverband (wirken antiseptisch), als Einstreu im Stall, als Brennmaterial, als Blumenerde zur Verbesserung der Wasserspeicherung imBoden. Sie können zum Schutz der Moore beitragen: Gärtnern Sie Torffrei!

Toteiskessel 5

(Findling aus Glimmerschiefer)

Durch mehrmaliges Ausbaggern hat dieser Weiher eine für Toteiskessel untypische Form erhalten. Er wurde früher als Viehtränke benutzt. Heute dient er immer noch als Lösch- und Fischweiher für den Höhenbergerhof, der oberhalb auf dem Kamm des Moränenhügels liegt. Bei guter Sicht haben Sie dort einen schönen Bergblick.

Toteiskessel 6

(Findling aus Granitgneis)

Während des Frühjahres steht Wasser in der flachen Mulde, im Spätsommer fällt sie trocken und wird von einer mächtigen Laubschicht bedeckt. Bedingt durch die starke Beschattung, der teilweisen Verfüllung mit Lesesteinen und den hohen Laubeintrag sind nur wenige Pflanzenarten in diesem Kessel zu finden. Er bietet aber z.B. Molchen einen Lebensraum.

Toteiskessel 7

(Bearbeiteter Findling aus Augengneis)

In dieser flachen Senke hat sich ein Bruchwald mit Schwarzerle entwickelt (mögliches Endstadium bei der Verlandung eines Toteiskessels). Die Schwarzerle verträgt es in ständiger Nässe zu stehen. In ihrem Unterwuchs befinden sich Großseggenbestände, die von Kanälen mit flachenWasserflächen durchzogen sind. Es gedeihenSumpf-Lappenfarn, Sumpf-Pippau, Wasserdost und eine Fülle von Laub- und Lebermoosen. Der Name Schwarzerle beruht wohl auf der alten Verwendung ihrer Rinde zum Schwarzfärben von Leder sowie der Herstellung schwarzer Tinte aus ihren Fruchtzapfen. Die Kelten verehrten die Erle als Heiligen Baum aufgrund ihrer schützenden Kräfte, die ihr zugesprochen wurden.

Toteiskessel 8

(Findling aus Granitgneis)

Kommen Sie durch den Wald an den Kessel, so fällt sofort das braune bis rotbraune Wasser auf. Es sind die gelösten Huminsäuren, die dem Wasser seine Farbe geben. Sie bilden sich beim Verrotten von abgestorbenen Pflanzenteilen. Auf solche strukturreiche, natürliche Weiher mit ihrenunberührten Ufer- und Röhrichtzonen,
Schwimmblatt- und Verlandungsbereichen sowie offenen Wasserflächen, wie Sie sie hier sehen sind Libellen angewiesen. Sie legen ihre Eier, je nach Art, an Wasserpflanzen oder im Wasser ab. Im zentralen Bereich
des Kessels hat sich ein Feuchtwald mit Faulbaum, Moorbirke und Kieferentwickelt um den sich ein Ringgraben zieht. In den seichten Zonen des südlichen Ringgrabens finden sich Seggenbulte und „grüne schwimmende Teppiche“, die die kleine Wasserlinse bildet.

Toteiskessel 9

(Findling aus fein strukturiertem Augengneis)

Vom nördlichen Kesselrand aus können Sie einen Schwingrasen sehen. Diese schwimmende Torfmoosdecke täuscht Begehbarkeit vor. In diesem Toteiskessel ist ein Übergangsmoor entstanden (Übergang voneinem Niedermoor zu einem Hochmoor). Die Moorvegetation sehen Sie gut im östlichen Bereich des Kessels,wo das Moor-Wollgras wie auch die Bulte der Schnabel-Segge von einer dichten und mächtigenTorfmoosschicht umgeben sind. Auf höheren und trockeneren Bulten wächst Heidekraut. Eine hier vorkommende Torfmoosart steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Im zentralen Bereich des Kessels wurde bis 1990 (Orkan Wiebke) Waldbau betrieben. Heute haben Moorbirke und Faulbaum die Fläche erobert, sodass hier notwendige Maßnahmen zum Schutz des Wollgrasbestandes durchgeführt wurden. Zum Förderung des Wollgrases wurden aufkommende Birken und Faulbäume im östlichen Bereich des Kessels reduziert. Apropos Birke: Schuhe und Behältnisse wurden in der Steinzeit aus ihrem Rindenbast gemacht. Das Pech aus dem Stamm war als Klebstoff und Abdichtungsmittelhoch geschätzt. Auch „Ötzi“ befestigte seinePfeilspitzen mit Birkenpech.

Toteiskessel 10

(Findling aus Flasergneis)

Im Wald kann man noch eindrucksvoll die Endmoräne mit dem steilen Toteistrichtererkennen, während im Grünland durch Planierungsarbeiten das Relief schon häufig verändert wurde.

Toteiskessel 11

(Findling aus Flasergneis)

Toteiskessel können auch trocken sein, wie diese Mulde. Sie ist Teil von mehreren Senken in der Moräne, die sich um das heutige Limberger Kirchlein ziehen. Im Frühjahr ist hier die Schlüsselblume zu finden. Die 1,20 m dicken Mauern aus Feldsteinen entstammen noch der Burg der Ritter von Limberg, die 1270 erstmals erwähnt ist. Sie stand auf einem hohen, ovalen Moränenhügel, der von einem künstlich angelegten Wassergraben geschützt wurde. Es ist möglich, dass natürliche, wassergefüllte Toteiskessel am Fuße des Hügels in den Wassergraben integriert wurden, um den Bauaufwand gering zu halten. Um 1300 verließen die Ritter die Burg. Danach ist die Kirche, die im Jahre 1315 erstmals schriftlich erwähnt wird, vermutlich aus dem Burgpalas errichtet worden.

Toteiskessel 12

(Findling aus Granitgneis, vom Schmelzwasser überschliffen)

In dieser Senke befindet sich eine wunderschöne Feuchtwiese, die in den Monaten März, April und Mai ihre Blütenpracht mit Märzenbecher, Schlüsselblume und Trollblume zeigt. Weiter finden sich Kohldistel,Teich-
Schachtelhalm, Sumpf-Segge, Schlank-Segge, Blut-Weiderich und Gewöhnlicher Weiderich.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Haag

Faltblatt „Toteiskessel im Haager Land“