Frauenweiler: Geologische Wanderung

03.09.2023 | Geologie, Lehrpfad

Die Wanderung im Grenzbereich der Gemarkungen Frauenweiler und Rauenberg informiert über lokale Aspekte zu den Themen Geologie, Hydro(geo)logie, Bergbau, Erdölförderung, Steinbruchbetrieb und Tonabbau (mit einer herausragenden Fossilienfundstätte) sowie zur Archäologie und Naturkunde.

Und all dies auf sehr engem Raum. Eine sehr besonderere Gegend.

Die Rundwanderung wurde von dem Geologen Dr. Ludwig H. Hildebrandt aus Wiesloch konzipert und ausgearbeitet und im Juli 2012 in der Festschrift „75 Jahre Frauenweiler“ veröffentlicht. Dort wurden auch die im folgenden aufgeführten Beschreibungen der Wegstationen entnommen.

Wichtiger Hinweis: An den Wegstationen gibt es vor Ort KEINE Infotafeln. Die Beschreibungen können also nur der Original-Veröffentlichung (mit Fotos) oder den von dort entnommenen Beschreibungen auf dieser Seite entnommen werden.

Wegstationen
Station 1: Kehrgraben

Schon im Jahr 1697 wird der „Cantel“ genannt, ein Wiesenwässerungsgraben, der auf der Höhe der heutigen Stadtwerke Wiesloch vom Leimbach abzweigte und unterhalb des heutigen Sandpfadweges gen Süden verlief. Südlich der ehemaligen Sandgrube Kälberer mündete er in den ca. 50 m weiter westlich verlaufenden Kehrgraben. Letzterer wurde im Rahmen der „Meliorationsarbeiten“ während des Dritten Reiches 1934 als Entwässerungsgraben vertieft und bis zum Kraichbach bei Rot geführt.

Hydrologisch besteht eine Besonderheit darin, dass er gen Süden, also entgegen der Fließrichtung des Rheins gerichtet ist. Dementsprechend sind Gefälle und Fließgeschwindigkeit sehr gering, und er neigt deshalb zu Überschwemmungen. Ökologisch ist dies jedoch von Vorteil, denn er bietet vielen Feuchtgebiets-Pflanzen und Wassertieren eine Heimat. So findet sich z.B. im Südteil die seltene Wasserfeder (Hottonia palustris), und auch diverse gefährdete Amphibien und Libellen kommen vor. Deshalb wurde das Gebiet 1991 unter Naturschutz gestellt.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 2: Gärtnersbrunnen

Westlich von Frauenweiler findet sich ein markanter Geländeabfall, der den Übergang zur Rheinebene markiert – die Höhendifferenz beträgt immerhin bis zu 6 m. An diesem Abhang entspringen einige Schichtquellen wie der kräftig schüttende Sandbrunnen weiter nördlich und der so genannte „Gärtnersbrunnen“, die den Kehrgraben speisen. Letzterer ist vermutlich mit dem 1641 und 1697 erwähnten Erlenbrunnen identisch.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 3: Erdölförderung "Unterer Wald"

Die Wenigsten werden es wissen: In den 50er bis anfangs der 60er Jahre des 20. Jh. wurde zwischen Frauenweiler und Rot durch die Wintershall AG Erdöl gefördert. Frühere erfolgreiche Abbauversuche in Forst bei Bruchsal datieren sogar schon in die Mitte der 30er Jahre.

Das erste Rohöl aus Wieslocher Gemarkung floss am 14. Januar 1953 noch mit 40 Tonnen pro Tag von selber aus; später musste gepumpt werden. Westlich von Frauenweiler standen im „Unteren Wald“ mehrere Tiefpumpen, die das Erdöl aus den Schichten des Lettenkeupersandsteins in 650 m Tiefe förderten. Die Gesamtförderung des Erdölfeldes Rot betrug zwischen 1953 und 1962 61.182 Tonnen. Die Verladestation lag ein Kilometer südlich des Bahnhofes Wiesloch-Walldorf.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 4: Autobahn

Die ersten Planungen zu einer Ost-West verlaufenden Autobahnverbindung bestanden schon 1935, realisiert wurde sie jedoch erst Mitte der 60er Jahre. Die A6 ist heue eine der am meisten befahrenen Autobahnen in Süddeutschland und wurde deshalb auch nach und nach sechsspurig ausgebaut.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 5: Orchideen Gabelwiesen

Ein kleiner Halbtrockenrasen birgt im Sommer Überraschungen: Seltene Orchideen wie Ragwurz oder, schon östlich der Landesstraße, die stattliche Bocksriemenzunge. Beim Betreten bitte vorsichtig sein!

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 6: Kohlplatte

Der Flurname „Kohlplatte“ belegt, dass das Gewann früher bewaldet war und im Mittelalter oder der frühen Neuzeit dort ein Standort zur Gewinnung von Holzkohle existierte.

Im Mai 1994 wurden nach dem Abschieben des Oberbodens südlich des Weges einige dunkle Verfärbungen entdeckt, die sich als laténezeitliche (475 v. Chr. bis um Christi Geburt) Gruben herausstellten.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 7: Mittelalterliche Keramikfunde südlich der Autobahn

In den 90er Jahres des letzten Jahrhunderts konnten bei diversen Feldbegehungen direkt südlich der Autobahn diverse Keramikbruchstücke aus dem 13. bis 15. Jh. aufgesammelt werden. Mit der Wüstung Frauenweiler (siehe Nr. 16) werden sie kaum etwas zu tun haben, denn diese liegt 700 m weiter nordöstlich.

Möglicherweise stand dort im 13./14. Jh. ein Hof. Ab dem Jahr 1445 wird regelmäßig der so genannte „Geleitwechsel“ zwischen der Kurpfalz und dem Hochstift Speyer an der Straße zwischen Heidelberg und Bruchsal in Verträgen geregelt. Geleit ist das lukrative Recht einer Territorialmacht, Kaufmannszüge und andere Reisende gegen Gebühr mit berittenen Knechten zu schützen. Der Wechselpunkt war der vom Standpunkt 200 m weiter südlich liegende Kaltbach (heute Kahlbach). Es kann vermutet werden, dass die späteren Keramikfunde mit einer Unterkunft der kurpfälzischen Geleitsknechte zusammenhängen könnten.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 8: Tongrube Unterfeld

Vor 31 Millionen Jahren bestand im Rheingraben ein großer Meeresarm von Basel über Frankfurt bis in die Nordsee. Das Klima war subtropisch, da Frauenweiler damals auf der geografischen Breite von Rom lag. Am Meeresboden herrschte zeitweise Sauerstoffarmut, so dass die abgestorbenen Lebewesen im Tonschlamm sehr gut konserviert wurden. Der Ton wiederum wurde ab 1978 bis in die 90er Jahre des 20. Jh. von der Fa. Bott in der Tongrube „Unterfeld“ zur Ziegelproduktion abgebaut.

Aus den Fossilfunden wissen wir, dass das Meer sehr fischreich war – von Heringen über Thunfische bis hin zu großen Haien. Aber auch Vögel wie z.B. der älteste Kolibri der Welt oder das komplette Skelett einer Seekuh konnten geborgen werden. Die Funde sind weltweit so einzigartig, dass die Grube Unterfeld schon mit dem Weltkulturerbe „Grube Messel“ verglichen wird, die jedoch knapp 20 Millionen Jahre älter ist.

Die Tongrube gehört heute komplett zu Rauenberg; dies war aber nicht immer so: Bis zum Abschluss der Flurbereinigunglm Jahre 1998 lag die nördliche Hälfte der Grube auf der Gemarkung Wiesloch-Frauenweiler. Da hauptsächlich dort die sensationellen Fossilfunde gemacht wurden, findet man in Fachveröffentlichungen noch häufiger die nicht mehr ganz korrekte Bezeichnung „Tongrube Frauenweiler“.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 9: Ausgleichsfläche Hutäcker

Für den Laien manchmal etwas trostlos aussehend ist die „Ausgleichsfläche Hutäcker“ ökologisch doch sehr wertvoll. Seltene Amphibien (Laubfrosch) und Vögel haben hier ihr Zuhause. Teile des Areals werden wechselweise gemäht, um die speziellen Lebensbedingungen der Arten zu erhalten.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 10: Feldkreuz in den Zinsäckern

Auf der zum Hochstift Speyer gehörigen Gemarkung Rauenberg waren früher Feldkreuze als Manifestation des katholischen Glaubens sehr häufig. Ein Liste von 1743 nennt 2 Kapellen, 3 Holzkreuze und 4 Steinkreuze in der Flur; drei weitere Steinkreuze kamen später noch hinzu, wie auch das in den Zinsäckern. Es wurde von dem aus einer alteingesessenen Küferfamilie stammenden und späteren Schultheißen Jacob Weiskapp sowie seiner Frau Catharina geb. Woll im Jahr 1763 errichtet.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 11: Kurbrunnen

Geologisch gesehen ist der Kurbrunnen eine Verwerfungsquelle. Östlich liegt Unterer Keuper der Trias, westlich tertiärer Foraminiferenmergel und Fischschiefer. Letztere sind gegenüber der Ostscholle um über 900 m abgesunken. Das Wasser ist reich an Natriumchlorid, Calciumcarbonat, Kohlensäure und Schwefelwasserstoff und erfüllt die heutigen Anforderungen der „Mineralquellenverordnung“, die der Anerkennung als Heilwasser aber nicht zumindest nach der zwischen 1858 und 1868 zu datierenden Analyse von Georg Philipp Bronner, dem Sohn des Apothekers und Weinbaupioniers Johann Philipp Bronner.

Zwar wird der Kurbrunnen erst Ende des 18. Jh. schriftlich erwähnt, die Nutzung dürfte aber bis in das Mittelalter hinabreichen. Man kann für das frühe 15. Jh. eine Wallfahrt erschließen und im Jahr 1459 ritt der Speyerer Bischof Johannes II. nach Frauenweiler um in der dortigen Kirche zu beten – alles wohl Hinweise auf den „heilsamen Ruf“ der Quelle.

1767 wird der Brunnen erstmals aktenkundig: Kurfürst Carl Theodor hatte von der Heilwirkung erfahren und befahl weitere Untersuchungen. Zwei Jahre später sollte ein „Pavillon mit Wächterhäuslein“ errichtet und das abgefüllte Wasser sogar in Mannheim in Krügen verkauft werden. Das Projekt schlief aber ein und wurde erst 1776 realisiert. Das Aufkommen von anderen Badeorten (Langenbrücken, Zaisenhausen), der Übergang von Wiesloch an das Großherzogtum Baden und diverse mutwillige Zerstörungen ließen nie einen richtigen Badebetrieb aufkommen. Allerdings wurde das Wasser zu Trinkkuren bis etwa 1930 noch genutzt.

Bei der Anlage des Gänsberg-Bergwerks wurde im Herbst 1953 die Rheingraben-Hauptverwerfung angeschnitten und der Kurbrunnen versiegte. Unverständlicherweise schob man anfangs der 60er Jahre die Anlage mit Bauaushub zu; eine in den 90er Jahren angedachte Freilegung der historischen Reste scheiterte am Widerstand der Naturschutzbehörde.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 12: Alter Bachlauf

Im April 2005 wurde bei der Erweiterung der Autobahn auf der Höhe des Gänsberges ein alter, mit kalkfreiem Sand verfüllter Bachlauf angeschnitten – mehr als 20 m über dem heutigen Waldangelbach. Ein fast identisches Bachbett konnte 2010 am Rotschlagweg südlich von Mühlhausen bei der Erbauung der dortigen Umgehungsstraße nachgewiesen werden – 35 m über dem Waldangelbach.

Es handelt sich um ein sehr altes, einige 100.000 Jahre altes Bachsystem, das als Vorläufer des Waldangelbachs angesehen werden muss. Die Gewanne „Aschenäcker“ und „Salzäcker“ am Gänsberg könnten von den sandigen Bachablagerungen ihren Namen haben.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 13: Alter Steinbruch

Schon 1803 wird ein städtischer Steinbruch auf dem Gänsberg erwähnt. Ein Jahr später heißt es, der „Chaussee Director von La Roche zu Bruchsal“ habe auf dem Wieslocher Gänsberg Äcker zur Anlage eines Kalksteinbruchs aufgekauft. Es wurden also Kalksteine des oberen Muschelkalks zur Erzeugung von Straßenschotter abgebaut.

Leider ist er heute völlig zugewachsen. Offene Steinbruchflächen sind wertvolle Biotope für seltene Pflanzen und Tiere; deshalb sollte man sich überlegen, ob die Freilegung des Steinbruchs nicht auch eine ökologische Verbesserung darstellt.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 14: Gänsbergschacht

Seit römischer Zeit wurden natürlich mit diversen Unterbrechungen im Raum Wiesloch Blei-, Zink- und Silbererze abgebaut. Die am Westhang des Gänsberges auftretenden Schlacken einer hochmittelalterlichen Bleigewinnung sind auch in diesem Zusammenhang zu sehen.

Ab 1846 baute die „Stolberger Zink AG“ bzw. ihre Vorgängergesellschaften auf Wieslocher, Nußlocher, Altwieslocher und Baiertaler Gemarkung Erze ab. Als nach dem zweiten Weltkrieg die Erzqualitäten nachließen, versuchte die Firma im Jahr 1950 durch die Anlage des Gänsberg- Schachtes weit im Süden des Grubenfeldes neue Erzvorkommen aufzufinden. Dieser erhielt eine Teufe von 71 m, und ein weiter südlich gelegener Blindschacht erschloss 1952 eine weitere 87 m- Sohle.

In der Fachwelt wurde das Versuchsbergwerk durch Funde des sehr seltenen Blei-Thallium- Arsen-Sulfides Hutchinsonit und Schwerspat- Stalaktiten bekannt. Die in einigen Vererzungszonen gefundenen, durchaus reichen Blei-Zink- Erze erwiesen sich leider als äußert schwierig zu verarbeiten, da sie stark mit Erdöl imprägniert waren. Deshalb wurden die Arbeiten Ende März 1954 eingestellt und der Schacht mit einer Betonplombe verschlossen.

Der Plan, zum Abschluss der Flurbereinigung nicht wie sonst üblich einen Gedenkstein zu setzen, sondern das Fördergerüst des Gänsberg- Schachtes als Aussichtsturm wieder aufzubauen, fand bedauerlicher Weise 2002 keine Mehrheit im Gemeinderat.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 15: Feldlager auf dem Gänsberg

Mit 158,2 m Höhe ist der Gänsberg der Hausberg (eigentlich eher ein Haushügel) von Frauenweiler. Die erste urkundliche Nennung erfolgte als „Genßberg“ im September 1437. Die Herleitung des Namens ist einfach: Es war der Berg, auf den die Bewohner der Siedlung Frauenweiler ihre Gänse trieben. Aber es existiert eine schöne Sage: Im 17. Jh. wollten fremde Soldaten mal wieder den Gänsberg besetzen. Als sie den Berg hoch stürmten scheuchten sie die dortigen Gänse auf, dachten die weißen Hinterteile gehörten zur Uniform feindlicher Soldaten und flohen.

Tatsächlich diente der Gänsberg im 17. und 18. Jh. für unterschiedlichste Truppen als Feldlager, da man von dort die Rheinebene und auch Wiesloch kontrollieren kann und zugleich schwer angreifbar auf einer Höhe sitzt. Befestigungen haben sich nicht erhalten, aber wenige archäologische Funde wie eine aus Thüringen stammende Silbermünze (24 Kreuzer) der Grafen v. Schwarzburg-Sondershausen von 1620/22 und ein Feuerstein eines wohl gleich alten Steinschlossgewehres belegen die Anwesenheit von Soldaten.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 16: Wüstung Frauenweiler

Wüstungen sind aufgelassene Siedlungsstellen. Man kann versuchen, sie entweder über urkundliche Nachrichten oder archäologische Funde zu datieren. Die erste Erwähnung des mittelalterlichen Frauenweiler ist leider schwierig zu beurteilen, denn sie steht auf einem, an eine Urkunde von 1287 angenähtem Zettel: Dem St. German Stift zu Speyer sind jährlich 2,5 Malter Korn zu Frawenwilre zu geben. Man wird das Ganze wohl in die Zeit um 1290 stellen dürfen. So kommt man zur Frage, wie es zu dem Namen Frauenweiler kam. Da gibt es zwei Möglichkeiten:

a) Die dortige Kirche war der Jungfrau Maria geweiht, was manchmal auch als „unsere liebe Frau Maria“ bezeichnet wurde. So könnte es früh geheißen haben: Der Weiler bei der Kirche der lieben Frau Maria – zusammen gezogen als Frauen-Weiler.

b) Im 15. Jh. hatte das Frauenkloster Lobenfeld großen Besitz in Frauenweiler, der wohl auf Schenkungen im 12. oder 13. Jh. zurück geht. So wäre auch die Benennung „Weiler der Kloster-Frauen“ denkbar. Zur weiteren Geschichte vergleiche man den Beitrag von Helmut Mohr in diesem Heft.

Die Historie der archäologischen Überreste ist leider wenig erfreulich: Gegen 1950 erreichte der Abbau der Tongrube Bott das Gebiet und Vieles ging verloren. Im Herbst 1951 wurde ein teilzerstörter Holzbrunnen gesichtet und deshalb im März 1952 eine kurze archäologische Notbergung durch Paul Stemmermann durchgeführt, wobei undeutliche Reste von Häusern, einem Kachelofen und dem Brunnen dokumentiert werden konnten.

Als im Frühjahr 1970 der Aussiedlerhof Messmer errichtet wurde, geschah dies – ohne es vorher zu ahnen – genau an der Stelle der ehemaligen Kirche von Frauenweiler. Kaum dokumentiert wurden die erstaunlich gut gebauten Fundamente abgeschoben – aber zwei der größten Teile wurden immerhin zu dem noch heute existierenden Denkmal umfunktioniert. Drei Jahre später 78 buddelte ein Hobbygärtner weitere Funde in seinem Schrebergarten aus. Seit über 20 Jahren sucht der Autor ein Feld oberflächlich nach Funden ab – mühsam, aber in der Menge von vielen 1000, meist kleinst zerscherbten Funden mit der Zeit doch erfolgreich:

Die „Frühzeit“ von Frauenweiler ist in diesem Areal geprägt durch vereinzelte Funde des 10. Jh., die man wegen der auftretenden Schlacken einer Bleiverhüttung vermutlich mit dem Wieslocher Blei-Silber-Bergbau in Verbindung bringen kann. Erst ab dem 11. Jh. werden die Funde etwas häufiger, bleiben aber bis zum 14. Jh. immer noch im üblichen Qualitätsbereich eines kleinen Weilers. Ab dem 14./15. Jh. ist ein Aufschwung festzustellen. Es erscheinen nun auch qualitätvollere Dinge wie Glasbecher, Fensterglas, Kachelöfen oder verzierte Keramik. Ab dem späten 15. Jh. tritt glasierte Keramik auf und läuft noch etwas über die Zwangsauflassung der Siedlung von 1526 hinaus, da die Kirche noch länger in Funktion blieb.

Station 17: Sühnekreuz

Im Spätmittelalter und der frühen Neuzeit konnte bei einem Todschlagsfall der Täter einer Verurteilung entgehen, wenn er drei Dinge auf sich nahm:

a) Schadenersatz an die Familie des Getöteten

b) kirchliche Buße wie z.B. eine Pilgerreise und

c) die Errichtung eines Sühnekreuzes am Tatort.

Das Steinkreuz von Frauenweiler dürfte aus dem 16. Jh. stammen und wird erstmals 1641 erwähnt.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 18: See Sumpfwiesen "Bottloch"

Schon in den Jahren 1925/26 erfolgten die ersten Geländeaufkäufe durch die Rauenberger Firma Bott, nachdem Bohrerkundungen dort ein gutes Tonlager nachgewiesen hatten. Der Tonabbau zur Herstellung von Dachziegeln und Backsteinen begann im Jahr 1935. Die Gründung des Neudorfes Frauenweiler 1937 bedingte eine Ausrichtung des Abbaus allein gegen Südosten. Gegen 1965 wurde der Abbau eingestellt und der nordöstliche Teil der Grube, der aufgeschüttet und heute bewaldet ist, als Deponie genutzt, der westliche Teil verblieb als Angler- und Badesee. 1993 kam dieser in Verruf, da erhöhte Arsengehalte im Wasser und in Fischen gemessen wurden. Noch heute besteht ein Badeverbot und geangelte Fische dürfen nur für den privaten Verzehr genutzt werden.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Station 19: Tongrube Frauenweilerwiesen, "Silbersee"

Auch hier baute die Rauenberger Firma Bott tertiären Ton ab. Der Beginn des dortigen Tonabbaus soll gegen 1942 geschehen sein. Die Einstellung des Abbaus datiert anfangs der 70er Jahre, ohne dass eine völlige Wiederverfüllung erfolgte. Eine angedachte Nutzung als Baugebiet zerschlug sich. Bald darauf stellte sich eine artenreiche und zum Teil seltene Flora und Fauna ein.

Die Experten streiten sich seit längerem, ob die vielen verschiedenen, dort vorkommenden Orchideen alle natürlich sind, oder angesalbt (angepflanzt) wurden. Egal wie, die seit über 20 Jahren recht stabile Population von u.a. Pyramidenorchis, vielen Knabenkräutern und einigen Stendelwurzen sowie der Mücken-Händelwurz sind außergewöhnlich und hoch schützenswert.

Deshalb: Die Wege bitte nicht verlassen.

Text: Dr. Ludwig H. Hildebrandt, Wiesloch (veröffentlicht 2012)

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Eine Wanderung durch den südlichen Flur von Frauenweiler

Auszug aus der Broschüre „75 Jahre Frauenweiler“, herausgegeben im Jahr 2012 vom Stadtteilverein Fruenweiler.

Textquellen

Hildebrandt, Ludwig H.: Eine Wanderung durch den südlichen Teil der Flur von Frauenweiler; in: Festschrift „75 Jahre Frauenweiler“. Herausgeber: Stadtteilverein Frauenweiler e.V., Juli 2016.

Mit freundlicher Genehmigung am 03.09.2023. VIELEN DANK.

Allgemeine Hinweise

Streckenkilometrierung

Auf der Karte zeigen die Zahlenwerte an dem Track die Kilometrierung der Tour an und sollten nicht mit den Stationsnummern von Infotafeln an Lehrpfaden verwechselt werden (Standorte von Infotafeln werden auf den Karten nicht angezeigt).

Vor Tourenbeginn

Vor Antritt einer Tour wird generell empfohlen, sich über die Begehbarkeit der Strecke direkt bei den zuständigen Stellen vor Ort bzw. bei den Wegebetreibern zu informieren, insbesondere nach Unwettern oder während des Holzeinschlags.

Nebenwege

Manche Touren verlaufen teilweise auf "off-grid"-Abschnitten (wenig genutzte Nebenwege außerhalb der bekannten Hauptwege). Solche Wegabschnitte sind teilweise durch stärkeren Bewuchs oder querliegende Baumstämme weniger gut begehbar und können durch einen Blick auf die Karte meist auch umgangen werden.

GPX-Track

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