Königsbronn: Karstquellenweg

13.06.2021 | Geologie, Lehrpfad, Schwäbische Alb

Der Karstquellenweg verbindet in 15 Stationen die wichtigsten Wasseraufbrüche des oberen Brenz- und Kochertals. Der Weg ist einheitlich beschildert. An wichtigen Knotenpunkten finden Sie grüne Wegweiser. Zwischen den Wegweiserstandorten werden Sie vom Wegzeichen „gelber Ring“ geführt.

Über die europäische Wasserscheide hinweg verbindet er die beiden benachbarten und befreundeten Orte Oberkochen und Königsbronn. Den interessierten Wanderer will er zur Beobachtung der geologischen und geschichtlichen Besonderheiten eines der schönsten Teile der Ostalb anregen.

Wegstationen
Station 1: Tiefental (510 m NN)

Das ca. 5 km lange Tiefental ist ein Trockental von besonderem Reiz und deshalb auch Landschaftsschutzgebiet.

Der Talgrund ist weitgehend waldfrei. Etwa 2,5 km talaufwärts entspringt die nie versiegende „Hubertusquelle“ an der Schichtgrenze Weißjura Gamma/Delta (570 m NN).

Ein kleiner aufgestauter Weiher wird von ihr gespeist. Nach wenigen 100 m versichert das Wasser im Schotterbett des Tiefentals.

An der Einmündung des Tiefentals in das Urbrenztal entspringt bei hohem Wasserstand die „Fleinsquelle“. Sie zeigt, dass das Tiefental überwiegend zum Kocher entwässert.

Station 2: Kocherquelle (499 m NN)

Aus mehreren Quellen, die sich immer tiefer in den Berghang einschneiden, entspringt der „Schwarze“ Kocher.

Nach 180 km Lauf mündet der Fluss bei Bad Friedrichshall in den Neckar. Der Kocherursprung liegt auf der Albuchseite des Urbrenztales. Er ist mit einer mittleren Schüttung von 680 l/Sek. die größte Karstquelle in Oberkochen.

Die Schüttung schwankt von minimal 50 l/Sek. Bis maximal 4000 l/Sek. Die Kocherquelle entspringt aus dem Hangschutt und den Bankkalken des Weißjura Beta.

Zwischen 1551 und 1634 stand ein Eisenhüttenwerk am Ursprung des Schwarzen Kocher. Ein Kocherkanal mit Staustufe für die Blasebälge und die Eisenhämmer ist direkt unterhalb des Ursprungbereichs noch erkennbar.

Im 30 jährigen Krieg wurde das Hüttenwerk zerstört. Danach wurde an gleicher Stelle eine Schlackenwäsche betrieben. Schwarzer Kocher heißt der Fluss wegen der dunklen Farbe der Fluss-Sohle von früheren Schlackenresten und üppigem Bewuchs.

Das Einzugsgebiet des Kochers ist zu 100% bewaldet. Sein Wasser ist dementsprechend von guter Qualität.

Station 3: Ölweiher (500 m NN)

Mehrer tiefe und seitliche Quellen speisen den Ölweiher. Die Wasserkraft wurde durch Aufstau schon frühzeitig für eine Ziegelei; sowie für eine Öl- und Schleifmühle genutzt.

Der Abfluss erreicht als wichtiger Nebenbach nach ca. 150 m unterirdischem Lauf den Kocher. Der Ölweiher ist in Privatbesitz.

Die Parkanlage mit wertvollem Baumbestand bildet einen interessanten Lebensraum für Pflanzen- und Tierwelt.

Ca. 120 m höher als der Ölweiher entspringt im Hang der „Brunnenhalde“ die Brunnenquelle. Sie entwässert die wenig erforschte Brunnenhöhle.

Station 4: Katzenbachquelle (518 m NN)

Im Wiesengrund entspringt der Katzenbach als typische Schichtgrenzquelle.

Wasserführende Kalke des Weißjura Beta liegen über stauenden Mergeln des Weißjura Alpha im „seichten Karst“. So bezeichnet man die Zone der Alb, in der die wasserstauende Schicht über der Talsohle liegt.

Im „tiefen“ Karst dagegen befindet sich die wasserstauende Schicht unterhalb der Talsohle (z. B. Brenztopf).

Der Katzenbach fließt, teilweise verdeckt, dach kurzem Lauf als „Zollbach“ bei der Bahnhofsbrücke in den Kocher

Station 5: Luggenlohbrunnen (508 m NN)

Die Fassung dieses Brunnens (im Zaun) liefert 50 % des Oberkochener Wasserbedarfs (d. h. jährlich bis 300 000 cbm).

Das Wasser wird an der Schichtgrenze zwischen den Weißjura Alpha-Mergeln (unten) und den geklüfteten, wasserführenden Beta-Kalksteinbänken gewonnen.

Die Schüttung des Brunnens liegt im Durchschnitt bei 10 l/Sek. Das Einzugsgebiet (der Volkmarsberg) ist völlig bewaldet. Dies gewährleistet stets einwandfreies Wasser. Bedingt durch das Kalkgestein ist es allerdings sehr „hart“.

Station 6: Neubrunnen (520 m NN)

Erste ständig schüttende Quelle im Wolfertstal.

Der früher offene Brunnen fließt heute seitlich in den Gutenbach (Veränderung infolge der Leitungen der Landeswasserversorgung).

Der Ursprung liegt an einer geologischen Verwerfung. Zum unterirdischen Wasserstau mit Quellaustritt kommt es durch den Versatz wasserführender Kalkschichten gegen stauende Mergel.

Station 7: Hungerbrunnen im Wolferstal (525 m NN)

Ursprung des „Gutenbachs“.

Die Quelle ist stark verändert durch Erdauffüllungen und die hier verlaufenden Leitungen der Landeswasser- versorgung. Nach der Schneeschmelze und bei hohen Niederschlägen entspringen mehrere Quellen, die oft rasch wieder versiegen.

Das ist für „Hungerbrunnen“ typisch. Sie entstehen im Karst (zerklüftetes wasserdurchlässiges Kalkgebirge) und führen nur zeitweise Wasser.

Sie heißen Hungerbrunnen, weil nasse Jahre früher oft Hungerjahre waren.

Station 8: Langertbrunnen (529 m NN)

Wegen des Ursprungs in der „Schlacht“ (Gschlacht = gelind, mild) auch Schlachtquelle.

Das Wasser fließt nach kurzem Lauf in den Gutenbach im Wolfertstal. Der Ursprung liegt an der Schichtgrenze von Weißjura Alpha (Mergeltone) gegen die aufliegenden wasserdurchlässigen Beta-Kalke (wohlgebankte Kalke).

Die Quelle versiegt bei niedrigem Grundwasserstand (Hungerbrunnen). Quelle und Umgebung sind durch den Bau der Heidestraße stark verändert.

500 m talaufwärts entspringt die Obere Schlachtquelle (590 m NN) an der Schichtgrenze Weißjura Gamma (Mergel) gegen Delta (Kalke). Sie fließt ganzjährig, versichert aber gleich unterhalb der Schlachthülbe.
Einzugsgebiet beider Quellen ist der „Langert“.

Station 9: Brenztopf (500 m NN)

Die Brenzquelle gehört zu den größten und schönsten Quelltöpfen der Schwäbischen Alb (vergleichbar mit dem Blau- oder Aachtopf).

Die mittlere Schüttung beträgt 1200 l/Sek. Das Einzugsgebiet umfasst Teile des nördlichen Albuchs und reicht bis nach Irmannsweiler, Bartholomä, Amalienhof und Zang. Hier in der Zone des „Tiefen Karstes“ steigt das Quellwasser aus mehreren Metern Tiefe empor.

Der Zufluss des Wassers zur Quelle erfolgt durch unterirdische Klüfte, Spalten und Hohlräume im Karstgebirge. Die Brenzquelle ist schon seit Jahrhunderten mit einer Stauwehr versehen.

Die Wasserkraft wurde seit 1529 zum Betrieb eines Eisenhammerwerks genutzt. 1890 wurde eine der ersten Voith-Turbinen eingebaut. Der Wasserreichtum von Königsbronn durch die Brenz und Pfeffer war unter anderem bestimmend für die Gründung des Zisterzienserkloster (1302) und des Aufbaus der eisenverarbeitenden Industrie.

Im November 2000 wurde die alte aus dem Jahr 1927 stammende Turbine nach einer Restaurierung wieder in Betrieb genommen.

Station 10: Itzelberger See (496 m NN)

Der Itzelberger See ist künstlich aufgestaut. Er wurde von den Mönchen des Klosters Königbronn als Fischteich angelegt.

Außerdem wurde die Wasserkraft am Auslauf des Sees für den Betrieb eines Eisenhammerwerks, das erstmals 1471 urkundlich erwähnt wurde, genutzt.

Die Brenz fließt mitten durch den See. Die Ufer der Brenz und insbesondere die in den 60iger Jahren geschaffene Vogelschutzinsel stellen für Flora und Fauna wertvolle Lebensräume dar.

Station 11: Wasserwerk Itzelberg (495 m NN)

Das Hauptpumpwerk der Härtsfeld-Albuch-Wasserversorgung (erbaut 1892) fördert aus drei Tiefbrunnen in der Brenzaue zwischen Königsbronn und Itzelberg aus bis zu 70 m Tiefe eine Wassermenge von über 80 l/Sek.

Das Karstwasser wird bis auf 720 m NN auf die Hochflächen von Albuch und Härtsfeld beiderseits des Brenztals gepumpt. Die Kolbenpumpen werden direkt von einer mit Wasserkraft aus dem See gespeisten Turbine angetrieben.

43 Ortschaften mit über 25000 Einwohnern werden mit bis zu 3000 cbm Trinkwasser pro Tag versorgt.

Im Jahr 2006 wurde das Wasserwerk Itzelberg grundlegend saniert und erweitert.

Station 12: Pfefferquelle (505 m NN)

Die Pfefferquelle ist eine typische Topfquelle des „Tiefen Karstes“ mit Ursprung unter dem Talbodenniveau.

An der Grenze von Berghang und Taleinfüllung werden die Karstwässer aus der Tiefe nach oben gedrückt. Das Einzugsgebiet umfasst die Markung Ochsenberg, Nietheim, Niesitz und Ebnat auf dem Härtsfeld.

Der unterirdische Pfeffer entwässert die abflusslose „Ebnater Karstwanne“.
Die mittlere Schüttung beträgt 110 l/Sek. (13 l/Sek. Bis maximal 700 l/Sek.). Die Pfefferquelle wurde vor Jahrhunderten mit einer Stauwehr zur Nutzung der Wasserkraft versehen.

Unmittelbar benachbart steht einer der ältesten Industriebetriebe Deutschlands, das Eisenhüttenwerk Königsbronn. Es wurde 1365 durch die Mönche des Klosters Königsbronn gegründet und besteht noch heute.

Der Pfeffer mündet nach ca. 450 m in die Brenz.

Station 13: Leerausquelle (515 m NN)

Die Leerausquelle ist ein Hungerbrunnen, der nur ab und zu Wasser führt.

Der Bach versiegt nach der Schneeschmelze meistens wieder, „er geht leer aus“, daher auch der Name.

Die Leerausquelle ist eine Überlaufquelle des Pfefferursprungs.

Station 14: Ziegelbachquelle (506 m NN)

Der Ziegelbach fließt zur Brenz. Sein Einzugsgebiet ist der Wollenberg.

Eine unterirdische Verbindung mit dem 62 m tiefen Wollenloch in ca. 3 km Entfernung wurde durch Färbeversuche nachgewiesen.

In den „Seewiesen“ zwischen Ziegelhütte und Seegartenhof befindet sich ein großer, nicht genutzter Trinkwasservorrat im Talgrund. Bis 45 m Tiefe sind durch Bohrungen Flußschotter der Urbrenz nachgewiesen, die das Karstgrundwasser speichern.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Königsbronn

Karstquellenweg – keine Infomaterialien vorhanden!

Allgemeine Hinweise

Streckenkilometrierung

Auf der Karte zeigen die Zahlenwerte an dem Track die Kilometrierung der Tour an und sollten nicht mit den Stationsnummern von Infotafeln an Lehrpfaden verwechselt werden (Standorte von Infotafeln werden auf den Karten nicht angezeigt).

Vor Tourenbeginn

Vor Antritt einer Tour wird generell empfohlen, sich über die Begehbarkeit der Strecke direkt bei den zuständigen Stellen vor Ort bzw. bei den Wegebetreibern zu informieren, insbesondere nach Unwettern oder während des Holzeinschlags.

Nebenwege

Manche Touren verlaufen teilweise auf "off-grid"-Abschnitten (wenig genutzte Nebenwege außerhalb der bekannten Hauptwege). Solche Wegabschnitte sind teilweise durch stärkeren Bewuchs oder querliegende Baumstämme weniger gut begehbar und können durch einen Blick auf die Karte meist auch umgangen werden.