Mössingen-Öschingen: Rund um den Roßberg

03.01.2022 | Geologie, Geowissenschaftlich interessante Tour, Schwäbische Alb

Rundweg von Öschingen über den Gipfel des Roßberg.

Die Tour verläuft Ober- und unterhalb des Steinbruches Kalkofen und quert die Rutschung „Landhaussiedlung“, bei der im Jahr 2013 über eine halbe Million Kubikmeter Boden und Fels abgerutscht sind. Auf dem Roßberg erinnert ein Denkmal an den berühmten Geologen Friederich August Quenstedt.

Bergrutsch „Mössingen-Öschingen“ (Landhaussiedlung)

Nach lang anhaltenden Starkniederschlägen, vor allem vom 31.05.2013 bis zum 02.06.2013, mit bis zu 160 mm Niederschlag sowie überdurchschnittlich nassen Vormonaten hat sich am Sonntag, dem 02.06.2013, gegen 20:00 Uhr am Albtrauf auf der Gemarkung Mössingen-Öschingen unterhalb des Roßbergs in den Gewannen Dachslochberg und Roßstaig ein Bergrutsch ereignet (nach Definition handelt es sich um eine Rutschung.

Auf einer Länge von etwa 500 m und einer Breite von bis zu 300 m haben sich auf einer Fläche von über neun Hektar rund eine halbe Million Kubikmeter Boden- und Felsmassen talwärts in Bewegung gesetzt. Die Tiefenlage der Gleitflächen variiert nach den Erkenntnissen der durchgeführten Bohrungen zwischen wenigen Metern bis 17 m unter Geländeoberfläche (durchschnittlich 7–10 m).

Im Abtragsbereich (Rutschung), im obersten Drittel der Rutschung, befindet sich die Geländeoberfläche im Vergleich zur ehemaligen Hangoberfläche nun bis zu 13 Höhenmeter tiefer. Demgegenüber haben sich im Ablagerungsbereich (Rutschung), in den unteren zwei Dritteln der Hangbewegung, die abgeglittenen Boden- und Felsmassen bis zu 10 Meter über der ursprünglichen Geländeoberfläche aufgestaut.

Das Ereignis ist als Reaktivierung einer wahrscheinlich Jahrhunderte oder Jahrtausende alten Hangbewegung zu verstehen.

© LGRBwissen

Mehr Infos zur Rutschung siehe Webseite „LGRBwissen“.

Friedrich August Quenstedt

Nicht weit vom Wanderheim auf dem Roßberg liegt eine Aussichtsplattform mit einem herrlichen Ausblick. Dort befindet sich außerdem ein Denkmal für den 1889 verstorbenen Friedrich August Quenstedt.

Quenstedt war deutscher Geologe, Paläontologe, Mineraloge und Kristallograph. Sein Hauptverdienst ist die intensive Erforschung des Jura der Schwäbischen Alb. Er unterrichtete lange Zeit an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen.

Im Jahre 1837 übernahm er den neu geschaffenen Lehrstuhl für Mineralogie und Geognosis an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er begründete damit die noch junge Geologie als eigenständigen Wissenschaftszweig im Königreich Württemberg. Den Lehrstuhl hatte er 52 Jahre inne. Seine Amtszeit ist als Quenstedt-Ära in die Annalen des Geologischen Institutes eingegangen. Seine Forschungsschwerpunkte waren vor allem Fossilien und ihre Nutzung in der Stratigraphie. Durch eigene Aufsammlungen, aber auch durch Ankäufe, baute er in Tübingen eine bedeutende, für Forschung und Lehre geeignete Fossiliensammlung auf. 1842 zählte die Sammlung bereits 30.000 Exponate. Einen großen Anteil dazu trugen auch Öschinger Bauern bei, die für Quenstedt Ammoniten sammelten. 1842 prägte er auch den heute noch international verwendeten Begriff Stufenlandschaft.

Zur geologischen Altersbestimmung verwendete er wie der Engländer William Smith Leitfossilien. Nach ihm benannt ist die Quenstedtsche Gliederung der Feinschichten des Jura, die erst 1973 von einer internationalen Gliederung abgelöst wurde. Aus seiner Feder stammt auch das paläontologische Standardwerk Der Jura, das er 1858 veröffentlichte. Bis kurz vor seinem Tod erstellte er ein umfangreiches Tafelwerk über die Ammoniten der Schwäbischen Alb. Er verstand es, durch einen unterhaltsamen Vorlesungsstil ein breites Publikum für Fossilien zu interessieren. Über Schwaben blickte er jedoch kaum hinaus. Seine Fossiliensammlung ist heute noch im Geologischen Institut der Universität Tübingen einzusehen und kann zum Vergleich eigener Funde herangezogen werden. Er war auch in Nusplingen und entdeckte den Plattenkalk.

Ab 1862 war er an der Erstellung der geologischen Landesaufnahme von Württemberg beteiligt und von ihm stammen dazu im Zeitraum 1865 bis 1881 zehn Karten.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Mössingen-Öschingen

Rund um den Roßberg – keine Infomaterialien vorhanden!

Allgemeine Hinweise

Streckenkilometrierung

Auf der Karte zeigen die Zahlenwerte an dem Track die Kilometrierung der Tour an und sollten nicht mit den Stationsnummern von Infotafeln an Lehrpfaden verwechselt werden (Standorte von Infotafeln werden auf den Karten nicht angezeigt).

Vor Tourenbeginn

Vor Antritt einer Tour wird generell empfohlen, sich über die Begehbarkeit der Strecke direkt bei den zuständigen Stellen vor Ort bzw. bei den Wegebetreibern zu informieren, insbesondere nach Unwettern oder während des Holzeinschlags.

Nebenwege

Manche Touren verlaufen teilweise auf "off-grid"-Abschnitten (wenig genutzte Nebenwege außerhalb der bekannten Hauptwege). Solche Wegabschnitte sind teilweise durch stärkeren Bewuchs oder querliegende Baumstämme weniger gut begehbar und können durch einen Blick auf die Karte meist auch umgangen werden.