ORIGINALTEXT Infotafel
Haldenmaterial aus der Bergbauzeit von 1720-1845.
Die Halde führt Uranerz (Pechblende), Uransekundärmineralien (Heinrichit, Zeunerit), Gangart (Baryt) und eine Vielzahl weiterer Erzmineralien (Kobaltblüte, Arsenkies, Malachit, Nickelblüte, Kupferkies, Speiskobalt und sehr selten auch gediegen Wismutz und Silber).
Zusatzschild
An der heute nicht mehr vorhandenen Infotafel war früher ein Zusatzschild mit folgender Aufschrift angebracht:
„Die o.g. Erzmaterialien enthalten Schwermetalle, die gesundheitliche Vorsorgewerte bei Aufnahme (Staub, Mund) überschreiten. Übermäßige Staubentwicklung oder „Mundproben“ sollten daher vermieden werden.“
(Hinweise auf die radioaktive Strahlung fehlten und fehlen noch heute)
Anmerkung: Auf den Halden liegen ca. 10.000 m³ Abraum aus dem zwischen 1720 und 1845 betriebenen Bergbau.
Begleitheft „Erläuterungen zum geologischen Lehrpfad rings um Wittichen“, herausgegeben von Konrad Gruber; verfasst von Michael Kraml (Datum unbekannt)
Dort liegen ca. 10.000 m³ Material (Abraum) aus der Bergbauzeit von 1720-1845. Viele Erze – vor allem das Uran – wurde damals mit auf die Halde geworfen, weil man das Element nicht kannte oder noch keine Verwendung dafür hatte (Uran wurde erst 1789 entdeckt).
Nach 1970 – im Zuge der aufstrebenden Kernkraftindustrie – wurde im Wittichener Gebiet auch diese Halde untersucht, aber nur ca. 1-2 Tonnen Uran in feinverteilter Form gefunden, das den Abbau nicht lohnt.
Die Radioaktivität ist auf der Halde ca. 20-mal höher als in der Umgebung. Um aber dieselbe Menge an radioaktiver Strahlung abzubekommen, die einer ca. zwei Sekunden dauernden Röntgenaufnahme des ganzen Körpers entspricht, müsste man sich 25 Tage ununterbrochen auf der Halde aufhalten. Bedeutender als die Strahlung von außen ist jedoch die Aufnahme von radioaktiven Stoffen in den Körper. Dies geschieht z.B. beim Einatmen des radioaktiven Edelgases Radon (entsteht beim Uranzerfall), das aus der Halde (und gesammelten Pechblendestücken) herauskommt. Die Pechblende sollte deshalb in einem gut gelüfteten Kellerraum und nicht im Schlafzimmer aufbewahrt werden!
Die Erzgänge, die zunächst nur wegen des Silbers und ab dem 18. Jahrhundert auch auf Kobalt abgebaut wurden, haben folgende Kennzeichen:
Über weite Strecken sind sie taube Lettenklüfte, in denen selbst die Schwerspatführung fehlt, während besonders an Verzweigungsstellen, der in NNW-SSE Richtung streichenden Gänge, reiche Erzfälle auftreten können, wobei das Erz auch unregelmäßig in das Nebengestein eindringt. Durch nachträgliche Bewegungen entlang der E-W orientierten Klüfte wurden die Erzfälle „zerhackt“ und gegeneinander versetzt.
Die Zugspalten (NNW-SSE)‚ wozu z.B. auch der Sophia-Gangzug gehört, sind die Haupterzträger. Sie führen u.a. Speiskobalt, Kobaltglanz, Rotnickelkies und Pechblende, während die Scher- oder Druckklüfte (E-W) nur im Falle von „Daniel im Gallenbach“ vererzt sind. Letzterer enthält vor allem Kupfer- und Wismuterze (z.B. Emplektit und Wittichenit)‚ aber die Kobalt und Nickelerze sowie Uranmineralien fehlen.
Da die Gänge bis in das Deckgebirge reichen (z.B. am Silberberg und im oberen Bereich des Zundelgrabens)‚ müssen die Bewegungen (Aufreißen der Klüfte) mit der Bildung der Gangmineralien nach der Ablagerung dieser Sedimentgesteine stattgefunden haben. Die bis über 2.000°C heißen erzbringenden Lösungen haben auf ihrem Weg durch die Klüfte auch ihre Spuren im Nebengestein hinterlassen, d.h. dort zur Zersetzung geführt, die mit zunehmender Entfernung vom Gang schwächer wird (siehe Station 8).
Somit ist es dem Geologen möglich, mit diesen Anzeichen und dem Wissen u.a. über die Kluftrichtungen neue Erzgänge aufzuspüren. Ist ein neuer Gang gefunden, so zeigt sich, dass die ursprünglichen Erzmineralien (Primärerze) oberhalb des Grundwasserspiegels vom Luftsauerstoff oxidiert wurden, d.h. sozusagen verrostet sind, während im Grundwasserbereich in Abwesenheit von Sauerstoff andersartige Änderungen stattfinden können. Die so entstandenen Sekundärerze sind oft auffällig gefärbt [z.B. Kobaltblüte (rosa) und Uranglimmer (grün)], so dass sie deutlich sichtbare Hinweise auf die beim Abbau weiter unten anzutreffenden Primärerze liefern.