Zwingen: Karstlehrpfad Kaltbrunnental

22.08.2021 | Geologie, Lehrpfad, Schweiz

Steile Felswände, lehmige Höhlen und klare Quellen: Auf dem Karstlehrpfad zwischen Zwingen und Grellingen gibt es viel Spannendes zu entdecken. Es ist die einzigartige Schaffenskraft des Wassers, die diese Gegend südlich der Birs geformt hat. Hier befinden sich verschiedenste Karst- und Höhlenphänomene vereint auf kleinem Raum: eine Karstlandschaft zum Anfassen, die ihr Gesicht je nach Wasserstand und Jahreszeit massiv verändert.

Die 14 Informationstafeln des Themenwegs informieren im Brislachallmet und im Kaltbrunnental über die Geheimnisse des Untergrunds, über das empfindliche Ökosystem der Höhlen, über deren Entstehung und lichtscheuen Bewohner. Biologie und Geschichte dieses Abschnitts des Laufentals, der in seiner Wildheit kaum zu übertreffen ist, werden anschaulich erklärt und bringen eine faszinierende Welt an den Tag, die uns sonst verborgen bleiben würde.

Was ist das Besondere am Karstlehrpfad?

Der Karstlehrpfad zeigt auf kleinem Raum praktisch alle Karsterscheinungen, welche man ansonsten in verschiedenen Landschaften der Erde suchen müsste. Die ohnehin schon interessante Juralandschaft hat unterirdisch noch viel mehr zu bieten, ohne die Lehrtafeln wären diese Schätze jedoch für den Wanderer kaum zu erkennen. Der Schutz der Höhlen ist für die Trinkwasserversorgung  von entscheidender Bedeutung.

Wegstationen
Station 1: Karstlehrpfadübersicht
Wasser, Höhlen, Quellen: Das waldige Gebiet des Brislachallmet und das tief eingeschnittene Kaltbrunnental bieten, obwohl eines der weniger bekannten Höhlengebiete der Schweiz, die Möglichkeit, verschiedenste Karstphänomene auf kleinem Raum zu beobachten.
Station 2: Forschungsgeschichte
Bereits in der Urgeschichte lebten Menschen in den Höhlen des Kaltbrunnentals, wie Funde bereits vor langer Zeit ans Tageslicht brachten. Die höhlenkundliche Erforschung in der Region begann aber erst ab 1969. Noch ist nicht alles erforscht – enge Gänge und Siphons verhindern in verschiedenen Höhlen ein Durchkommen.
Station 3: Bättlerloch
Das Bättlerloch ist mit einem Kilometer Länge die längste bekannte Höhle des Baselbiets. Sie führt relativ eben in den Berg hinein, doch um in den geräumigen Hauptgang zu gelangen, muss man zuerst einen der engen, niedrigen Eingänge überwinden. Seinen Namen dürfte das Bättlerloch wegen der Bettler und Vagabunden erhalten haben, die in früheren Zeiten den Ort als Rastplatz auswählten. Bei Gewitter steigt der Wasserspiegel des Höhlenbachs blitzartig an, weshalb ein Besuch im Bättlerloch lebensgefährlich sein kann.
Station 4: Entstehung einer Höhle
Eine Höhle braucht Millionen von Jahren, um zu entstehen. Dazu ist das Zusammenspiel von leicht löslichem Gestein (wie etwa Kalk) und kohlensäurehaltigem Wasser nötig, welches dieses Gestein unablässig „bearbeitet“. Unterirdische Wasserwege beeinflussen die Höhlenbildung.
Station 5: In Höhlen lebende Tiere
In den Höhlen der Region wurden bisher 48 verschiedene Tierarten nachgewiesen. Sie lassen sich in verschiedene Gruppen aufteilen: Echte Höhlentiere leben ausschliesslich in Höhlen und haben sich diesem extremen Lebensraum gänzlich angepasst, wie spezielle Krebse oder Würmer. Höhlenliebende Tiere leben sowohl im Erdinnern als auch draussen, beispielsweise gewisse Arten von Fledermäusen, Spinnen oder Schmetterlingen. Höhlenfremde Tiere hingegen – wie der Mensch – könnten in einer Höhle nicht lange überleben.
Station 6: Höhlenschutz
Höhlen sind in sich geschlossene Biotope, die sich praktisch nicht regenerieren. Durch die meisten Höhlen fliesst Wasser, welches sich aufgrund des Kalks kaum selbst reinigt. Wer Höhlen verunreinigt, verschmutzt also automatisch auch das Quell- uns somit unser Trinkwasser. Dies ist einer der Gründe, weshalb der Schutz dieser empfindlichen Orte Not tut.
Station 7: Schällbach-Ponor
Der Schällbach entspringt oberhalb Brislach und versickert vor und nach dem Schällbachponor in diversen Bachschwinden. Im tiefsten Siphon sammelt es sich und kehrt später in der Röhrenquelle im Kaltbrunnental wieder ans Tageslicht zurück. Bei Starkregen flutet der Schällbach den 140 Meter langen und 33 Meter tiefen Schällbachponor bis über den Eingang.
Station 8: Doppeldoline im Schäll
Die Doppeldoline im Schäll ist nur eine von vielen Dolinen im Wald beim Kaltbrunnental. Dolinen sind verbreitete Karstformen, die als Trichter, Schüsseln oder als flache Mulden im Boden auftreten. Auf slawisch bezeichnet „dolina“ ein Tal, aber auch kleine geschlossene Karsthohlformen. Es gibt verschiedene Dolinenarten.
Station 9: Ibachhöhle
Höhlenräume werden in Spaltengänge, Kluftgänge und Schichtfugengänge aufgeteilt. Ebenfalls unterscheidet man sie nach Querschnittsform oder nach ihrem Verlauf. Wo das Wasser herkommt, das aus der kleinen Quellhöhle Ibachhöhle – die man gefahrlos begehen kann – fliesst, ist nicht bekannt. Wahrscheinlich ist es zuvor in den Dolinen über der Höhle versickert.
Station 10: Höhleninhalt
Der Inhalt von Höhlen kann sich stark unterscheiden. Ablagerungen, Ausscheidungen und Mineralien in unterirdischen Hohlräumen nennt man Höhlensedimente. Es gibt drei Hauptgruppen von Höhlensedimenten: verwitterte und zerstörte Gesteine wie Lehm, Sand oder Kies, Ablagerungen durch chemische Vorgänge (Tropfsteine) und organische Reste wie beispielsweise Fledermauskot.
Station 11: Ur- und Frühgeschichte
Höhlen sind gute Archive von Ereignissen vergangener Zeiten. Oft finden sich in den Sedimentschichten Knochenreste von Tieren: wichtige und zeitlich ausgezeichnet einzuordnende Spuren. In den ältesten, untersten Schichten liegen beispielsweise Reste von Tieren verborgen, die meist ausgestorben sind, und Pollen und Samen von Zwergkiefern, Birken oder Moosen belegen den einstigen Tundrabewuchs unserer Gegend.
Station 12: Archäologische Funde
Die Kohlerhöhle ist die bedeutendste urgeschichtliche Höhle im Kaltbrunnental. Bei archäologischen Ausgrabungen zwischen 1934 und 1938 wurden zwei Kulturschichten entdeckt: In der oberen Kulturschicht (etwa 17 000 bis 10 000 Jahre vor unserer Zeit) finden sich Silexartefakte, andere einfache Geräte sowie Schmuckanhänger aus fossilen Schneckenschalen. Die Funde aus der unteren Schicht (Silexartefakte, Resten von Mammuten und Höhlenbären) sind deutlich älter und dürften aus der Zeit der Neandertaler stammen.
Station 13: Versturzquelle
Die rund 500 Meter lange Versturzquelle gehört zum grossen Entwässerungssystem des Schällbachs. Bei Hochwasser dient die Versturzquelle als Überlauf für die Röhrenquelle. Dabei steigt der Wasserspiegel so stark an, dass der Höhlengang komplett unter Wasser liegt. Selbst ohne Hochwasser müssen einzelne Stellen durchtaucht werden, um sich in der Höhle fortbewegen zu können.
Station 14: Höhlenforschung
Speläologie (Höhlenforschung) ist Teil der Erdwissenschaften. Der Blick in den verborgenen Untergrund bringt Erkenntnisse über die Vergangenheit und trägt dazu bei, die Zukunft zu erahnen. Da die Hilfeleistung bei Unfällen in Höhlen oft äusserst schwierig ist, wurde aus der Schweizerischen Gesellschaft für Höhlenforschung (SGH) heraus eine Rettungsorganisation gegründet. Dem Speleo-Secours Schweiz gehören 220 Retter an.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Zwingen

Die Informationstafeln entlang des Weges

Allgemeine Hinweise

Streckenkilometrierung

Auf der Karte zeigen die Zahlenwerte an dem Track die Kilometrierung der Tour an und sollten nicht mit den Stationsnummern von Infotafeln an Lehrpfaden verwechselt werden (Standorte von Infotafeln werden auf den Karten nicht angezeigt).

Vor Tourenbeginn

Vor Antritt einer Tour wird generell empfohlen, sich über die Begehbarkeit der Strecke direkt bei den zuständigen Stellen vor Ort bzw. bei den Wegebetreibern zu informieren, insbesondere nach Unwettern oder während des Holzeinschlags.

Nebenwege

Manche Touren verlaufen teilweise auf "off-grid"-Abschnitten (wenig genutzte Nebenwege außerhalb der bekannten Hauptwege). Solche Wegabschnitte sind teilweise durch stärkeren Bewuchs oder querliegende Baumstämme weniger gut begehbar und können durch einen Blick auf die Karte meist auch umgangen werden.