Bayerisch Gmain: Wald-Idyll-Pfad am Maisweg
Der Wald-Idyll-Pfad am Maisweg in Bayerisch Gmain führt kleine Besucher zu aussichtsreichen Punkten und idyllischen Plätzen mit tollen Erfahrungsmöglichkeiten für die Sinne. So kann man am Wegesrand auf Feenthronen, Waldliegen und Baumbänken rasten, spielen, nachdenken und entspannen. Man soll sich auf dem Weg ganz bewusst Zeit für die Natur nehmen. Ganz nebenbei erfährt man an Informations-Rondellen mehr über Bayerisch Gmains Vegetation, Geschichte, Geologie, Wasser und das Alpensalz.
Wegstationen
Textquelle: Stadt Bad Reichenhall
Station 1: Vegetation
Die erste Insel informiert über die mittelalterliche Rodungszeit und den Namen „Mais“, der sich auf das Wort „Roden“ zurückführen lässt. Hier lädt eine Fächerbank zum Verweilen ein. Man sieht die Holzrinnen und erfrischt sich am angelegten Brunnen.
Vegetation
Nach der letzten oder Würm-Eiszeit kehrten vor ca. 15.000 Jahren die Holzgewächse in die Moränenschuttwüste des Reichenhaller Beckens und der Terrasse von Bayerisch Gmain zurück. Das heutige Grundmuster, das weitgehend bereits nacheiszeitlich gegeben war, zeigt eine Bewaldung mit Buchen, Eichen, Eschen und Fichten in den Niederungen wie dem Kirchholz – Buchen, Fichten, Tannen, Kiefern und Bergahorne auf den schattigen Nordhängen – sowie Fichten und Legföhren in Gipfel- und Kammlagen des Lattengebirges.
„Mais“ bezeichnet die Schaffung von Forstflächen aus Urwald, was auf die Kultivierung des Landes im Hochmittelalter zurückgeht. Dem hingegen steht „reith“ für die Umgestaltung des Urwaldes zu Ackerland. Die Gmainer Bauern unterstanden Grundherrn (Lehensherrn). An diese, wie dem Salzburger Erzbischof, dem Salzburger Domkapitel oder dem Stift St. Zeno in Bad Reichenhall mussten Abgaben – oftmals in Form von Käse und Butterschmalz – geliefert werden, dafür standen die Bauern in Notzeiten, Kriegen etc. unter dem Schutz ihrer Obrigkeit.
Die Jagd oblag dem jeweiligen Landesherrn, also entweder dem Herzog von Bayern oder dem Fürsterzbischof von Salzburg. Die Jägereien waren für die Versorgung der Hofküche, die Vorbereitung von Jagden und für die Abwehr von Wilddiebstahl zuständig. Wilderei war an der Tagesordnung! Nach dem 2. Weltkrieg errichtete Bayerisch Gmain an den schneereichen, nordseitigen Hängen des Lattengebirges eine Sprungschanze. Springerstars von damals wie Sepp Weiler, Hans Geiger oder „Bubi“ Sepp Bradl setzten hier Sprünge an die 100 m in den Auslauf.
Station 2: Geschichte
Das zweite Rondell ist mit vier Waldliegen ausgestattet, an deren Kopfende sich Anleitungen zu Atem- und Entspannungsübungen befinden. An dieser Station erfährt man mehr über die bewegte Geschichte Bayerisch Gmains, beispielsweise über die Grafschaft der Plainer.
Geschichte
Die lokal bedeutende Grafschaft der Plainer erstreckte sich um 1200 vom Waginger See bis zum Pass Lueg. Ihr Stammsitz war die Plainburg, deren Reste noch heute als Ruine die Terrasse der Gmain überragen. Ab dem 13./14. Jahrhundert kam dem Dreisesselberg im Lattengebirge eine besondere Bedeutung zu. Hier grenzten die Hohheitsgebiete von Bayern, Salzburg und Berchtesgaden aneinander. Das „Dreiländereck“ bestand bis 1851. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde der zu Österreich gehörige Hallthurmspitz, im Tausch an Bayern abgetreten.
Das Schloss Oberhausen in Bayerisch Gmain – wie es heute besteht – geht auf das 16. Jahrhundert zurück, als es Dr. Rochus Freymann, bis zum Jahr 1576 Kanzler der kleinen, eigenständigen Fürstpropstei Berchtesgaden, errichten lies. Die Wirren der napoleonischen Zeit zogen das Schloss in arge Mitleidenschaft, wie auch die gesamte Region unter den Plünderungen und Misshandlungen der französischen Besatzung litt. Von 1811 – 1816 waren Bayern und Teile Salzburgs, Tirols und Oberösterreichs im bayerisch regierten Salzachkreis vereint, so auch die Gemeinden Bayerisch Gmain und Großgmain.
Im Jahr 1888 wurde die Bahnstrecke Bad Reichenhall – Berchtesgaden eröffnet. Sie galt lange Zeit als die anspruchvollste Strecke Deutschlands und durchstreift „malerisches Bergland“. Bayerisch Gmain erhielt eine Haltestelle und die Schankwirtschaft „Zur Alpenbahn“. Nahe der Bahn florierte der Schmuggel am Weißbach, an der Grenze zwischen Bayern und Salzburg. Zwischen 1945 und 1954 waren mehrere Banden damit beschäftigt, vorwiegend Kaffee und Zigaretten illegal von Großgmain über die Grenze nach Bayerisch Gmain zu schaffen.
Station 3: Geologie
Der dritte Punkt beschäftigt sich mit der Geologie der Gemeinde. Feentrohne, ein Wurzeltisch und Sichtrohre, die auf versteckte Plätze im Wald gerichtet sind, laden zum Erkunden ein.
Geologie
Am Höhepunkt der letzten oder Würm-Eiszeit vor 24. – 22.000 Jahren, waren das Reichenhaller Becken und die Terrasse von Bayerisch Gmain von 500 – 600 m mächtigen Eismassen des Saalachgletschers überdeckt. Als vor 19.000 Jahren das Eis abzuschmelzen begann, wurde eine neue Landschaft geboren. Eiszeitliche Hinterlassenschaften, wie die Grundmoräne mit den Drumlins im Gebiet des Kirchholzes oder die Endmoränen nahe dem Bräulerhof bzw. nacheiszeitliche Ablagerungen, wie die Schotterterrasse auf der sich Bayerisch Gmain und Großgmain befindet, sind allgegenwärtig
Station 4: Wasser
Die nächste Haltestelle ist dem Wasser gewidmet, mit Ruhebänken, Waldliegen, einem ausgehöhlten Baum zum Spielen und einer Sichtachse mit Blick auf die historische Eisenbahnbrücke. Nach der Kehre des Rundweges sollte man sich die Staustufen des Weißbachs und die „Stoamandln“ ansehen.
Wasser
Der Hohe Staufen, das Lattengebirge und der Untersberg, die das Reichenhaller Becken und die Terrasse von Bayerisch Gmain umrahmen, bestehen primär aus Kalken und Dolomiten. Diese Gesteine verhindern durch ihre Klüftigkeit eine oberirdische Entwässerung, sodass das Niederschlagswasser im Berginneren abfließt und an wasserstauenden Horizonten wieder austritt. Aus solchen Karstquellen entspringen der Weißbach, der Augustinerbach und der Wappbach, welche sich z.T. schluchtartig in die Lattengebirgs-Nordhänge eingetieft haben.
Station 5: Salz
Beim letzten Informationsrondell entdeckt man natürlich zum Thema Salz auch eine alte Soleleitung, Soleleitungsrohre aus Holz – Deichelrohre – und Sitzsteine in Quaderform.
Salz
Die Salzlagerstätten in den Nördlichen Kalkalpen gehen auf das Oberperm, vor 250 – 220 Millionen Jahren zurück. Zu dieser Zeit wies der Tethys-Ozean ein flaches Becken auf, in dem, bedingt durch trocken-heißes Klima das Meerwasser verdunstete und Salz ausgefällt wurde. Im Zuge der Alpenentstehung gelangte es in das Gebirge. Das „weiße Gold“ der Region Berchtesgaden, Bad Reichenhall und Hallein-Dürrnberg gab immer wieder Anlass zu Auseinandersetzungen zwischen Bayern und Salzburg, wie auch im Salzkrieg, im Jahr 1611.
Ab der Zeit als der Hl. Rupert um das Jahr 700 die Solequellen von Bad Reichenhall wieder entdeckte, bestimmte das „weiße Gold“ das Leben der Menschen in der Region. Mehr als 1000 Jahre wurde in der Saline Reichenhall die eigene Sole verwendet, bis 1817 die Soleleitung Berchtesgaden – Reichenhall gebaut wurde. Heute bezieht die Saline Bad Reichenhall 80% der Sole aus Berchtesgaden, bei 20% Eigenabdeckung. Jährlich werden ca. 330.000 Tonnen Salz gewonnen und ca. 400 Produkte vom Speisesalz über Gewerbe- bis hin zu Streusalz hergestellt.
In der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte die Wandlung Reichenhalls von einer Salinenstadt zu einem Kurort ein. 1846 wurde die „Soleu. Molkekuranstalt Achselmannstein“ eröffnet. Gleichzeitig besuchten die Kurgäste die landschaftlich besonders reizvolle Sonnenterrasse Reichenhalls, die Gmain. Nach und nach wandelte sich auch Bayrisch Gmain von einem agrarisch geprägten Dorf zu einem noblen Kurort mit Villen. U.a. erbaute Friedrich von Hessing die „Friedrichshöhe“, ein „Höhen-, Kur- u. Heiletablissement“ mit eigener Zahnradbahn.
Infomaterialien
Bayerisch Gmain
Broschüre „Wald-Idyll-Pfad am Maisweg“
Berchtesgadener Land
Broschüre „Auf den Spuren des Alpensalzes“
Textquellen