Oberderdingen: Vom Derdinger Horn zum Sandbauernweg nach Sternenfels

Die Tour führt durch die Reben am Derdinger Horn über den Kraichsee, weiter durch das idyllische Tal der jungen Kraich nach Sternenfels und über den Augenberg und Schlossberg wieder zurück zum Derdinger Horn.

In Sternenfels finden sich noch heute Hinweise auf das Wirken der Sandbauern, unterwegs gibt es auch zahlreiche Aussichtspunkte in die nähere und weitere Umgebung.

Schon gewusst? Der „Kraichbach“ (auch: „Kraich“) ist Namensgeber für den Landschaftsraum „Kraichgau“. Der Bach entspringt in Sternenfels auf dem Gelände der Grundschule. Ein kurzer Abstecher zur gefassten Quelle ist zu empfehlen.

Kurz vor der Quelle befindet sich das Wildtiergehege Sternenfels, wo eine Tafel über das Damwild und die Mufflons informiert.

Eine idyllische Rastmöglichkeit unter schattenspendenden Bäumen findet sich beim bewirteten Kiosk auf dem Schlossberg in Sternenfels. Dort lohnt auch ein Besuch im Schlossbergturm (Besichtigung der Ausstellung zur Geologie oder kurzer Aufstieg zur Aussichtsplattform). Der Turm ist ein Wasserturm, der 1967 am  früheren Standort der im 30-jährigen Krieg zerstörten mittelalterlichen Burg, errichtet wurde.

Sandbauern

Seit dem 1. Jh. n. Chr. wurde im Stromberg Steinhauerei betrieben. In ca. 30 Mühlen mahlte man den lokal anstehenden „Stubensandstein“ (Mittlerer Keuper) zu Fegesand. In Sternenfels wurde in Erinnerung an das fast vergessene Traditionshandwerk mit dem Sandbauernweg ein kulturhistorischer Rundweg geschaffen. Der Sandbauernweg ist als separate Tour hier beschrieben.

Geologische Aufschlüsse im Mittleren Keuper

Ein besonderer geologischer „Leckerbissen“ befindet sich gleich am am Startpunkt der Tour, direkt am Wanderparkplatz des Festplatzes der örtlichen Trachtenkapelle (nur wenige Meter vom Aussichtspunkt „Weinplateau“ entfernt). Genau genommen sind es sogar zwei „Leckerbissen“:

Mittelkeuper am Oberderdinger Horn

Das Horn liegt 2 km südlich von Oberderdingen am nordwestlichen Anstieg zum Keuperbergland des Strombergs.

Der Aufschluss erschließt auf einer Länge von mehreren Zehner Metern hangaufwärts die gesamte Schichtenfolge der Oberen Grabfeld-Formation (Gipskeuper) bis zur Stuttgart-Formation (Schilfsandstein). Aufgeschlossen sind die Unteren Bunten Estherienschichten und die Grauen Estherienschichten im Hangenden. Darüber folgt die bis 60 cm mächtige Anatina Bank, hier als dolomitische Steinmergelbank, sowie die Grauen Estherienschichten mit mehreren feinkörnigen Brekzienhorizonten und Steinmergelbänkchen.

In den Estherienschichten sind Auslaugungsstrukturen (Zellenkalk-, Rauhwackenstruktur) gut ausgebildet. Ein Brekzienhorizont enthält Gipsresiduen in Form kleiner Quarzkristalle.

Schließlich werden die Oberen Bunten Estherienschichten erreicht und das Profil endet mit der Überlagerung durch Sandsteine der Stuttgart-Formation. Textquelle: LGRBwissen und LGRB-Kartenviewer Geotope.

Foto: Geologischer Aufschluss im Mittleren Keuper am Derdinger Horn (Kraichgau) am 29.04.2022. Übergang der Grabfeld-Formation (Gipskeuper) zur Stuttgart-Formation (Schilfsandstein).

Aufgelassener Steinbruch am Horn

Der aufgelassene Steinbruch liegt ca. 1,2 km südlich von Oberderdingen in der Schilfsandstein-Formation (km2), heute „Stuttgart-Formation“. Der Schilfsandstein ist ein historisch bedeutender Bausandstein der Region aus dem beispielsweise das nahegelegene Kloster Maulbronn erbaut wurde, das heute zum UNESCO-Welterbe zählt. Die von Oscar Fraas 1845 eingeführte Bezeichnung Schilfsandstein ist eigentlich nicht korrekt, da es sich bei den fossilen Pflanzen vor allem um Schachtelhalmabdrücke handelt. Die Gräser erschienen erst in sehr viel jüngeren geologischen Zeiten.

Foto: Aufgelassener Steinbruch am Derdinger Horn (Kraichgau) am 13.05.2022. Aufschluss in der Stuttgart-Formation (Schilfsandstein).

Infomaterialien

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Oberderdingen

Faltblatt „Derdinger Horn und Weinplateau“

Odenheim: GEOpfad Hügelweg

Dieser abwechslungsreiche Wanderweg mit seinen interessanten Steinbrüchen und beeindruckenden Aussichtspunkten ist mit ca. 19 km Länge entweder als Tagestour in 5 – 6 Stunden oder in mehreren Abschnitten zu machen.

Im Begleitbuch zu den Geopfaden (Wolfgang Essig (2018), Geopfade im Östringer Kraichgau) werden dazu mit der „Hohlwegrunde“, der „Stifterhofrunde“, der „Wigoldesbergrunde“, der „Kreuzbergrunde“ und der großen „Tiefenbachrunde“ fünf kürzere Touren zwischen 1,5 – 3 Stunden Dauer vorgestellt und angeboten, welche zusammen ebenfalls alle beschriebenen Stationen mit den Infotafeln beinhalten.

Wegstationen
Station 1: Der Hügelweg
Station 2: Lange Hohle
Station 3: Die Odenheimer Hohlwege
Station 4: Steinighohle
Station 5: Äraischer Schilfsandsteinbruch beim Stifterhof
Station 6: Wigoldesberg
Station 7: Eichelberger Weg
Station 8: Kreuzberg Weinbau in Tiefenbach
Station 9: Kreuzberg Terroir im Weinbau
Station 10: Auf dem Kreuzberg
Station 11: Naturschutzgebiet Apfelberg
Station 12: Ehemaliger Streinbruch Hagenbach

Infomaterialien

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Odenheim

Karte Geopfad Hügelweg

Östringen: GEOpfad Brunnenweg

Der Pfad verläuft als Rundweg weitgehend um Östringen und erschließt vornehmlich den südlichen, hügeligen Teil der Gemarkung.

An 10 Stationen erklären Infotafeln an Aufschlüssen und Hohlwegen anschaulich die Entstehung der vorgefundenen Gesteine und die Entwicklung der Kraichgaulandschaft. Markante und beeindruckende Aussichtspunkte geben den Blick frei auf Landschaften der umliegenden Regionen vom Odenwald, über die 1000 Hügel des Kraichgaus zum Schwarzwald und über die Rheinebene hinweg zur Silhouette des Pfälzer Waldes.

Der Brunnenweg – eine kurze Einführung

Wegstationen
Station 2: Kurbrunnen Schwefelquelle
Station 3: Biotop ehemaliger Fischteich und „Wilde Brunnen“
Station 4: Armenberghohle
Station 5+6: Alter Schilfsandsteinbruch im Forlenwald
Station 7: Aussichtspunkt am Roten Kreuz
Station 8: Bodenaufschluss am Sandkeller
Station 9: Talassymetrie und Sukzession
Station 10: Aussichtspunkt am Spiegelberg
Endstation: Heimatmuseum Östringen

Das Heimatmuseum im Alten Rathaus in der Hauptstraße 100 wurde im Jahre 1768 im barocken Stil erbaut. Sein Vorgänger im Hintergassenviertel wird in den Jahren 1530 und 1627 erwähnt...

Altes Rathaus – Geschichte

Infomaterialien

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Östringen

Karte Brunnenweg

Sternenfels: Sandbauernweg

Hintergrund

Der Sandbauernweg wurde 1987 von der Gemeinde Sternenfels und dem Naturpark Stromberg-Heuchelberg eingerichtet. Der kulturhistorische Rundweg bewahrt das Wissen über die Sandbauern in Sternenfels, die v.a. im 18. und 19. Jahrhundert Fegesand zum Reinigen der Wohnstuben gewonnen haben.

Der Fegesand stammt von den örtlichen Sandsteinvorkommen. Anfänglich noch lose abgegraben, wurde der mürbe Sandstein schon bald durch Steinhauer in Blöcken abgebaut und zerkleinert und von den Sandbauern in Mühlen gemahlen. In der Hochzeit der Fegesandgewinnung zwischen 1840 und 1880 gab es in Sternenfels ca. 35 Sandmühlen und mindestens 54 Sandbauern.

Der Versuch eines Pforzheimer Juweliers und Tüftlers, im Fegesand enthaltenes Gold um 1818 am Dorfbrunnen mit einer selbst entworfenen Goldwaschanlage zu gewinnen, ergab eine nur sehr geringe, nicht rentable Ausbeute. Die „Goldwaschmaschine“ selbst bewährte sich jedoch. Der Tüftler ging einige Jahre später damit nach Amerika und wurde ein sehr erfolgreicher und wohlhabender Geschäftsmann und Besitzer mehrerer Goldminen. 1830 prägte er den ersten Golddollar, auf der Vorderseite prangt am Rand sein Name: C. Bechtler.

Historischer Startpunkt

Die Wanderung beginnt beim KOMM-IN-Dienstleistungszentrum in der Maulbronner Straße. Parkmöglichkeiten ganz in der Nähe auf dem Wanderparkplatz am Kraichweg und auf dem Parkdeck. Zu den Öffnungszeiten des KOMM-IN kann man dort im Untergeschoß eine alte „Sandmühle“ besichtigen und sich an Schautafeln über das alte Sternenfelser Sandbauerngewerbe informieren.

Wegbeschreibung

Die Wanderung geht zunächst der Maulbronner Straße entlang, am „Expo-Stein“ vorbei zur Straßenkreuzung in der Ortsmitte. Die neun Tonnen schwere und sieben Meter hohen Skulptur des Bildhauers Darko Gol aus Zaberfeld erinnert an die Teilnahme der Gemeinde Sternenfels an der Weltausstellung in Hannover im Jahr 2000.

Auf dem Augenbergweg, vorbei an der Pension „Krone“ führt die Strecke bergauf zum Aussichtspunkt „Augenberg“, wo  mehrere Ruhebänke zum Verschnaufen einladen. Eine Panoramatafel informiert über die schöne Rundumsicht.

Durch die Weinberge und Streuobstwiesen geht es hinunter ins Tal des jungen Kraichbachs. Kurz vor dem Freibad biegt der Sandbauernweg nach rechts ab. Wer von dort aus einen kleinen Abstecher machen will, geht ein kurzes Stück am Freibadgelände entlang und kommt zur Kraichquelle. Der Kraichbach (kurz: Kraich) ist Namensgeber des Lanschaftsraumes „Kraichgau„.

Der Sandbauernweg führt weiter auf einem Wiesenweg am Zaun des Wildgeheges vorbei. Dort kann Dam- und Muffelwild beobachtet werden. Dem idyllischen Oberlauf des jungen Kraichbach folgend erreicht man die „Tränk“ im Trinkwald. Der „Trinkwaldsee“, ein kleiner Waldweiher wurde im Rahmen eines Kinderferienprogramms angelegt. Eine Tafel informiert über das Wildgehege, eine Ruhebank lädt zum Verweilen ein.

Den Wanderzeichen des Sandbauernwegs folgend, verläuft die Strecke auf einem Erdweg durch den Wald zum „Herzogenwäldle“. Hier am Waldrand entlang, mit Aussicht über Diefenbach nach Süden, zum Sternenfelser Sportgelände. Mehrere Bänke und ein Pavillon ermöglichen eine Ruhepause.

Nach Überqueren der Landstraße, entlang den Weinbergen und durch den Wald hinauf zum „Sandberger Kopf“. Dort wartet eine Sitzgarnitur, Ruhebänke und eine schöne Aussicht nach Südwesten bis zu den Ausläufern des Nordschwarzwalds und zum Pfälzer Wald.

Über einen Waldpfad kommt man schließlich zu den Sandgruben, dem ehemaligen Abbaugelände des Sternenfelser Stubensandsteins. Zahlreiche Mulden im Waldboden sind noch heute stille Zeugen der einstigen Abbautätigkeit. Mehrere Schautafeln informieren über den damaligen Abbau, die Weiterverarbeitung, den Vertrieb und die Verwendung des Sternenfelser Stubensandes.

Auf dem letzten Teil des Sandbauernweges kommt man zur Freizeitanlage beim Sternenfelser Schlossbergturm, wo  1232 die Burg der Herren von Sternenfels errichtet wurde. Im 17. Jahrhundert war sie Sitz eines Forstbeamten, des sogenannten Forstknechts. Die Burg bestand aus einem mächtigen, fast turmhaften Pallasbau mit kleinen Nebenbauten und einer Ringmauer. Im 30-jährigen Krieg wurde sie zerstört und später komplett abgetragen, auch Dank dem Eifer der Sandbauern.

Der heutige Schlossbergturm wurde erst 1967 als Wasserturm errichtet und steht baulich in keinem Zusammenhang mit der früheren mittelalterlichen Burganlage. Der Turm hat mehrere Funktionen:

  • In erster Linie ist er als Wasserturm wichtiger Bestandteil der örtlichen Wasserversorgung (Höhe: 14 m, Fassungsvermögen: 150 m³).
  • Darüber hinaus befindet sich im Turm auch eine Ausstellung „GuG-Geschichte & Geologie im Turm“ zur Geschichte der Herren von Sternenfels und der Geologie des Strom- und Heuchelbergs.
  • Die Aussichtsplattform bietet eine hervorragende Aussicht über den Kraichgau, die Rheinebene und das Zabergäu bis zum Odenwald, der Kette der Haardtberge und des Pfälzer Waldes und schließlich auch bis in den Nordschwarzwald.

Beim Schlossbergturm befindet sich im Schatten der Bäume ein sehr gemütlicher Biergarten mit Kiosk und einer Lounge mit mehreren Sitzmöglichkeiten und angrenzend ein Kinderspielplatz. Am Kiosk erhält man, gegen eine geringe Eintrittsgebühr, den Schlüssel für den Zutritt zum Turm.

Über eine Treppenanlage geht es schließlich wieder hinunter in den Ort. Vorbei an einer 1850 errichteten Brunnenstube in der Schlossbergstraße (1974 renoviert) erreicht man bald den geschichtsträchtigen Dorfbrunnen gegenüber der Sandbauernstube im Ortszentrum und ist schließlich wieder zurück am Ausgangspunkt der Tour.

Vorlage zur Wegbeschreibung von Klaus Haag, Schwäbischer Albverein

Lithostratigraphie

In der Lithostratigraphie in Baden-Württemberg wurde der von den Sandbauern verarbeitete Sandstein früher als  „Stubensandstein“ bezeichnet. In Bayern dahingegen „Burgsandstein“, benannt nach der Typlokalität, dem Burgfelsen der Kaiserburg in Nürnberg.

Der Stubensandstein wird heute lithostratigraphisch der Löwenstein-Formation zugeordnet (Mittlerer Keuper).

Eine Sandmühle im Einsatz. Historisches Foto im Untergeschoß des KOMM-INN.

Die einzige noch erhaltene Sandmühle (gestiftet von der Ehefrau un den Kindern des Bauunternehmers Franz Kugler). Ausgestellt im Untergeschoß des KOMM-INN.

Wegstationen

Textquelle: Infotafeln an der Wegstrecke

Station 1: Der Stubensandstein in der Geologie (Standort: Augenberg)

Der Stubensandstein ist ein überwiegend grobkörniger und zumeist hellgrauer Sandstein. Entstanden ist der Stubensandstein vor ca. 210-215 Millionen Jahren durch die Ablagerung (Sedimentation) von Sandschichten innerhalb einer Flusslandschaft.

Ausgangs- bzw. Liefergebiet dieser sich in Richtung Westen ausdehnenden Sandschüttungen war das östlich gelegene böhmisch-vindelizische Hochland. Insgesamt kam es zu vier großen Sandschüttungen. Dies geschah durch periodisch nach Westen abfließende Flüsse, die das sandige Verwitterungs-/Schuttmaterial des Hochlandes ins damalige „germanische Becken“ transportierten. Die daraus entstandenen, zumeist hellen, fein- bis grobkörnigen Stubensandsteine sind oft mürbe und daher einfach zu vermahlen.

Des Weiteren sind – bedingt durch den relativ kurzen Transportweg in den Flüssen (Strecke Liefergebiet – Ablagerungsgebiet) – die einzelnen „Sandkörner“ noch relativ kantig und wenig gerundet. Dies ist ebenso vorteilhaft, da hierdurch der gemahlene Sand eine bessere „Scheuerwirkung“ besitzt.

Das gesamte Schichtpaket der Stubensandsteinschichten ist in der Stromberg-Region rund 100 Meter mächtig. In den Stubensandsteinschichten des Stromberg-Gebietes wurden im Zuge der zahlreich betriebenen Steinbrüche im 19./20. Jahrhundert außergewöhnlich Fossilfunde gemacht. Vor allem Zeugnisse der damaligen Wirbeltierwelt, darunter die ältesten Schildkröten, zahlreiche Saurierfunde und deren Fährten, die ersten Reste von Flugsauriern sowie Fundstücke früher Säugetiere wurden gefunden.

Mit den Stubensandsteinablagerungen, die als oberste Schicht die Stromberghöhen bildet, endet die Schichtenfolge der in der Stromberg-Heuchelberg-Region noch anstehenden Festgesteine. Die anschließend noch während der Keuperzeit sowie der darauf folgenden Jura-Periode gebildeten Sedimentgesteine (während der Jurazeit über 500 Meter mächtige Meeresablagerungen) wurden im Laufe der späteren Kreide-, Tertiär- und Quartär-Perioden wieder erosiv abgetragen – bis zum heute vorhandenen „Erosionsniveau“.

Germanisches Becken

Als „Germanisches Becken“ wird eine große Niederung, die sich während der gesamten Triaszeit über weite Teile Mitteleuropas ausdehnte, bezeichnet.

Während der Triaszeit kam es im „Germanischen Becken“ zeitweise zu Ablagerungen von Meeressedimenten, wie z.B. während der Muschelkalkepoche oder im Lettenkeuper.

Daneben wurden in zumeist übersalzenen Binnenseen und Schlammebenen, vergleichbar mit den heutigen Bedingungen am Tschadsee in Afrika oder dem Großen Salzsee bei Salt Lake City, USA auch feinkörnige Ton- und Mergeltonsedimente abgelagert.

Die daraus entstandenen Sedimentgesteine bilden u.a. die Schichten des Gipskeupers bzw. der unter den Stubensandsteinschichten liegenden überwiegend rot gefärbten Bunten Mergel.

Station 2: Aufkommen, Blütezeit und Niedergang der Sandmühlen (Standort: Schlossberg)

Etwa Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckte man, dass sich der zu feinem Sand gemahlene Stubensandstein ausgezeichnet als Putz- und Scheuermittel verwenden ließ. Mit zunehmendem Reinlichkeitsbedürfnis wuchs der Bedarf an Fegesand, so dass die Blütezeit der Sandbauern etwa zwischen 1840 und 1880 lag. Um 1860 wurden alleine in Stuttgart jährlich 3 Millionen Liter Fegesand verbraucht. Damals arbeiteten in Sternenfels etwa 35 Sandmühlen.

Mit dem Aufkommen von Küchengefäßen aus Metall – zuvor waren diese überwiegend aus Holz – und von Parkett- und Linoleumböden, die geölt und gewachst wurden, ging der Bedarf an Scheuersand stark zurück. Auch gingen die Vorräte an verwendbarem Stubensandstein zur Neige. Die Gemeindebehörden erteilten nur noch selten Genehmigungen, Steine zu brechen, denn der gesamte Gemeindewald war völlig durchwühlt. Als in den 1930er-Jahren moderne chemische Putzmittel auf den markt kamen, war es für die Sandbauern praktisch nicht mehr möglich, Ihren Sand zu verkaufen und so stellte 1935 die letzte Sandmühle ihren Betrieb ein.

Station 3: Aufkommen, Blütezeit und Niedergang der Sandmühlen (Standort: Schlossberg)

Etwa Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckte man, dass sich der zu feinem Sand gemahlene Stubensandstein ausgezeichnet als Putz- und Scheuermittel verwenden ließ. Mit zunehmendem Reinlichkeitsbedürfnis wuchs der Bedarf an Fegesand, so dass die Blütezeit der Sandbauern etwa zwischen 1840 und 1880 lag. Um 1860 wurden alleine in Stuttgart jährlich 3 Millionen Liter Fegesand verbraucht. Damals arbeiteten in Sternenfels etwa 35 Sandmühlen.

Mit dem Aufkommen von Küchengefäßen aus Metall – zuvor waren diese überwiegend aus Holz – und von Parkett- und Linoleumböden, die geölt und gewachst wurden, ging der Bedarf an Scheuersand stark zurück. Auch gingen die Vorräte an verwendbarem Stubensandstein zur Neige. Die Gemeindebehörden erteilten nur noch selten Genehmigungen, Steine zu brechen, denn der gesamte Gemeindewald war völlig durchwühlt. Als in den 1930er-Jahren moderne chemische Putzmittel auf den markt kamen, war es für die Sandbauern praktisch nicht mehr möglich, Ihren Sand zu verkaufen und so stellte 1935 die letzte Sandmühle ihren Betrieb ein.

Station 4: Die Gewinnung des Stubensandsteins

Der Rohstoff für den Fegesand war ein weißer, grobkörniger, mürber und sehr weicher Sandstein. Anfänglich konnte der lose, unverfestigte Sand gegraben werden, mit der Abnahmedieses Vorrates mussten auch größere Findlinge verarbeitet werden. Sie wurden an Ort und Stelle zu handlichen Brocken zerkleinert und abgefahren.

Als auch diese zur Neige gingen, brachten die Sandbauern von ihren Verkaufsfahrten zusammengelesene Steinbrocken mit nach Hause. Schließlich wurde sogar die seit 1760 abgängige Burg der Herren von Sternenfels buchstäblich bis auf den letzten Stein zu Sand vermahlen.

Die Sandsteingewinnung war nur den Sandbrechern, einem eigenen Berufszweig, erlaubt. Sie ersteigerten von der Gemeinde die zum Abbau ausgewiesenen Flächen und verkauften das Rohmaterial zu einem festgesetzten Preis an die Sandbauern.

Station 5: Sandbank aus Stubensandstein (kleine Infotafel)

An dieser Stelle steht eine Sandbank aus weißem Stubensandstein an, die zur Fegesandgewinnung geeignet war. Hier wurden die Steine nicht frei gegraben, sondern in Blöcken gebrochen. Die Sandbauern waren selbst nicht berechtigt, Sandgruben zu pachten und selbst Steine zu graben oder zu brechen. Dafür gab es spezielle Sandsteinbrecher, die die zerkleinerten Steine an die Sandbauern verkauften.

Station 6: Sandabbau (kleine Infotafel)

An Stellen, an denen der Sandstein an der Oberfläche anstand, wurde er lose gegraben. Im Laufe der Zeit wurde der ganze Waldboden durchwühlt und es entstand eine kraterartige Mondlandschaft.

Als die Gruben erschöpft waren, wurden die zerstreut aber frei liegenden Findlinge verarbeitet. Sie wurden an Ort und Stelle zu faustgroßen Brocken zerkleinert und abgefahren. Der Abraum wurde mit Holzschubkarren am Hang abgekippt.

Station 7: Der Vertrieb des Fegesandes

Sternenfels entwickelte sich zu einem Zentrum des Sandhandels. Die Absatzgebiete wurden unter den Sandbauern aufgeteilt und reichten bis Pforzheim, Wildbad, Vaihingen, Heilbronn und Sinsheim. War eine Fuhre von etwa 30-40 Säcken zusammengestellt, zogen sie los und ihr melodischer Ruf „Der Sandmann ist da“ oder „Fegesand, kauft Fegesand“ erschallte in den Dörfern und Städten.

Der Sand wurde zuerst nach Maß verkauft, ein Simri war etwa 22 Liter. Später wurde nach Gewicht verkauft. Für einen Zentner Sand wurde zuletzt etwa 3.- DM bezahlt. Reich wurden die „Sandhasen“, wie die Sternenfelser Sandbauern genannt wurden, trotz allen Fleißes nicht. Dies lag vor allem am unrentablen Transport, bei dem auf den langen Fahrten zu viel liegen blieb – auch in den Wirtshäusern. Um das Geschäft etwas aufzubessern, handelten sie außerdem mit Backkörben und Strohmatten, die von vielen Familien hergestellt wurden.

Die Geschichte der Sandbauern

Seit dem 1. Jh. n. Chr. war im Stromberg die Steinhauerei bekannt. Durch den Dreißigjährigen Krieg wurde Sternenfels verwüstet und die Steinhauerei kam zum Erliegen. Erst ab 1700 blühte die Steinhauerei wieder auf und mit ihr entwickelte sich das Mahlen von Reststeinen zu Fegesand. Das gesteigerte Reinlichkeitsbedürfnis ließ ab 1740 zahlreiche Sandmühlen entstehen. In der Mitte des 19. Jahrhunderts existierten ca. 35 Sandmühlen. Allein nach Stuttgart wurden in dieser Zeit jährlich 3 Millionen Liter Fegesand geliefert.

Trotzdem waren die Sandbauern nie wohlhabend. Und als das Gewerbe durch zunehmend geänderte Haushaltsmaterialien (statt Ton- und Holzgeschirr Porzellan, statt Nadelholzböden Hartholzparkett und Linoleum) allmählich an Bedeutung verlor, waren die Sandbauern bettelarm.

Den endgültigen Todesstoß fügten die Materialverknappung und die Entwicklung der chemischen Putzindustrie zu. 1935 schloss die letzte Sandmühle.

1. und 2. Jahrhundert n. Chr.

Die Römer brachten im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. ihre Erfahrungen über die Steinbearbeitung ins heutige Stromberggebiet mit. Sie benutzten Schilf- und Stubensandsteine für Bauwerke und Skulpturen.

12. und 13. Jahrhundert

Im 12. und frühen 13. Jahrhundert ist dann eine planmäßige Verwendung der Keupersandsteinezu Bauzwecken nachweisbar. Zu dieser Zeit wurde auch die Burg der Herren von Sternenfels aus weißem Stubensandstein erbaut.

Ab dem 13. Jahrhundert wurden auch in der Umgebung von Sternenfels Steine gebrochen, Flurnamen wie „Steingrube“ deuten darauf hin.

17. und 18. Jahrhundert

Während des 30-jährigen Krieges (1618 bis 1648) wurde der Ort verwüstet und war danach zeitweise verlassen. Erst ab etwa 1700 blühte die Steinhauerei wieder auf. Das Sandbauerngewerbe ist unmittelbar mit der Steinhauerei verknüpft, beide Gewerbebereiche hängen zusammen.

Die Ursprünge des Sandhandels in Sternenfels lassen sich bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen und liegen wohl in den Jahren um die Mitte des 18. Jahrhunderts. Al­lerdings fließen die Schriftquellen zum Fegsandabbau und Sandhandel für diese frühen Jahre ausgesprochen spärlich. Eine starke Zunahme von Fegsandherstellung und -handel in Sternenfels ist sicherlich mit der Abtragung des Sternenfelser Schlosses einherge­gangen. Innerhalb weniger Jahre war die Ruine des Schlosses, das zur Abtragung in private Hand vergeben worden war, bis auf wenige Reste abgetragen worden. Der überwiegende Teil – auch für den Hausbau sowie den Straßenbau hatten Steine Verwendung gefunden – war ganz offensichtlich in den Sandmühlen des Ortes zu Fegsand zermahlen worden.

Die Sandmühlen

Exakt datieren lässt sich das erste Aufkommen der Sandmühlen nicht, doch man kann, ausgelöst durch ein gesteigertes Reinlichkeitsbedürfnis, etwa die Zeit um 1740 annehmen. Man entdeckte, dass die in den Stubensandsteinbrüchen gebrochenen und zu feinem Sand zermahlenen weißen Steine ein ausgezeichnetes Putz- und Scheuermittel waren. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein eigenständiger, von der Steinhauerei losgelöster Berufszweig.

Die Sandmühlen basierten auf einem recht einfachen Konstruktionsprinzip, das Jürgen Böhringer detailliert beschrieben hat: „In der Mitte war eine starre Achse in den Boden eingelassen, an der ein Göpel umlief, welcher durch ein Loch im Mittelpunkt des kreisrunden Laufsteins gesteckt war. Auf der der Achse abgewandten Seite wurde am Göpel mittels Haken ein Wagscheid befestigt, an dem ein Pferd im Kreise ging und den Göpel mit dem Laufrad bewegte.“ Die Pferde des Sandbauern waren zumeist von minderwertiger Qualität, alt und krank. Sie bewegten die aus Buntsandstein bestehenden Laufsteine stetig im Kreise, während die Sandbauern die Stubensandsteinbrocken zum Zermahlen oder besser zum Zerquetschen mit Schaufeln unter den sich bewegenden Laufstein schoben. „Die Laufsteine der Sandmühlen hatten Durchmesser von 1,00 und 1,90 Meter, eine Breite von ca. 0,35 Meter und liefen auf einer ebenen Bodenplatte mit ungefähr 3,00 Meter Durchmesser. Das Material bestand aus dem harten rötlich-braunen oder gelben Schilfsandstein, der in den nahegelegenen Steinbrüchen von den Sternenfelser Steinhauern gebrochen und zu Werksteinen, Marksteinen, Vorlagsteinen, Pflastersteinen, Platten und runden Wetz- und Sandmühlsteinen verarbeitet wurde. […] Die starre Achse in der Mitte, um die sich die gesamte Konstruktion drehte, war eine mit Holz verkleidete Eisenstange. Der Göpel und die hölzernen Teile bestanden aus Eichenholz.“

19. Jahrhundert

Nach der mündlichen Überlieferung durch den letzten Sternen­felser Sandbauern Christian Mannuß wusste Otto Link zu berichten, dass es im 19. Jahrhundert „zeitweise 54 Sandbauern“ und etwa 35 Sandmühlen im Ort gegeben ha­ben soll.

Wegen dieser großen Bedeutung des Stubensandhandels für Sternenfels waren dessen Einwohner in der ganzen Umgebung auch als „Sandhasen“ bekannt. Es waren vor allem drei Momente, die für dieses starke Aufkommen des Sternenfelser Sandgewerbes verantwortlich zeichneten:

  1. Die landwirtschaftliche Nutzfläche des Ortes war eine lediglich geringe und konnte der im 18. Jahrhundert anwachsenden Bevölkerung nicht mehr ausreichende Existenzgrundlagen gewähren. Geradezu zwangsläufig mussten sich die Einwohner jenseits der Landwirtschaft andere Einkommensmöglichkeiten erschließen.
  2. Die geologischen Voraussetzungen für den Stubensandabbau waren auf Sternenfel­ser Gemarkung günstig: Der III. Horizont der Stubensandsteinschicht — infolge seiner losen Sande und mürben Sandsteine besonders geeignet zur Sandgewinnung — stand großflächig unter den Waldböden an.
  3. Ein ausgedehntes, relativ gut erreichbares Absatzgebiet war vorhanden: „Der Absatz ging von Sternenfels über die nächste Umgebung (Zabergäu, Stromberggebiet mit Kirbach und Mettertal) ins Enztal bis Vaihingen, gegen den Schwarzwald nach Pforzheim und Wildbad, bis an den Rhein, in den Kraichgau bis Sinsheim, in Richtung Heilbronn, das selbst von Löwenstein und vom Mainhardter Wald beliefert wurde, bis Nordheim.“ Das Absatzgebiet war nach den Erinnerungen des letzten Sternenfelser Sandbauern unter den Sandbauern des Ortes mehr oder weniger aufgeteilt, das heißt die Sandbauern befuhren bestimmte Routen in regelmäßigen Abständen; sie wurden zumeist schon in den von ihnen zu beliefernden Haushalten erwartet. So fuhr der Sandbauer Christian Mannuß zweimal die Woche mit seinem Einspänner-Kastenwagen „ins Wildbad“ — eine Strecke, für die er etwa zwölf Stunden benötigte. „Mannuß fuhr am späten Nachmit­tag in Sternenfels weg, je nach Jahreszeit wurde es bei Maulbronn schon dunkel, dann sei er eingeschlafen und gegen Morgen „im Wildbad“ wieder aufgewacht. Das Pferd wusste den Weg selbst.“ Freilich waren manche Sandbauern so arm, dass ihnen die Anschaffung eines Pferdes nicht möglich war. Sie mussten dann einen Karren, „mit Leinenbändern und Hanfstricken über die Schultern gelegt und um den Körper geschlun­gen, welche fest mit dem Wagen verbunden waren und zwei Lannen (Holzstangen), die beidseitig am Karren befestigt waren,“ selbst ziehen.

Eine im Staatsarchiv Ludwigsburg überlieferte Akte aus dem Jahr 1831 gibt in Sternenfels eine Gipsmühle und sieben Sandmühlen an. Nach den im Gemeindearchiv Sternenfels überlieferten Katasterbüchern blieb deren Anzahl bis zum Jahr 1873 nahezu unverändert; so werden im Gebäudekataster von 1873 ebenfalls nur sieben Sandmühlen ausdrücklich aufgeführt.

Der Sandhandel nimmt überhand

Anfang 1850 mussten sich Gemeinderat und Bürgerausschuss des überhand neh­menden Sandhandels annehmen: Wegen den so häufig vorkommenden Klagen wegen dem Sandgraben u. Sandbrechen haben sich heute [11. Februar 1850; R. F.] die bürgerlichen Collegien berathen und in betracht, dass das unterirdische Sandgraben gefährlich  ist, u. daß ein Mann, der nicht bitten u. betten kann, seinen Sand nicht mehr verkaufen kann, weil es mit Sand so überführt wird, dass er den Käufer aufgedrungen werden muß, beschlossen die bürgerlichen Gemeindekollegien, dass ein Sandbauer in einer Wochen nicht mehr als zwei mal mit Sand fahren darf, weil diejenigen welche 3 mal mit Sand fahren, ihre Grundstücke in der Regel vernachlässigen u. nicht bauen. Auch sieht man, dass der Sand, wenn das Fahren so stark wie bisher fortgeführt wird, in einigen Jahren zu Ende geht. Derjenige, der fortan mehr als zweimal in der Woche Sand führe — damit sind offensichtlich die Fuhren Sand aus den ausgewiesenen Sandgruben zu den Sandmühlen im Ortsetter gemeint —, werde mit einer Strafe von drei Gulden belegt. Die gleiche Strafe solle denjenigen treffen, der unterirdisch Sand abbaue.

Strafandrohung ist das eine, Regelbefolgung aber das andere. Die Not breiterer Sternenfelser Bevölkerungsteile war — wie wir an anderer Stelle gesehen haben — derart groß, dass man sich offensichtlich nur wenig um die Vorgaben der Gemeindegremien kümmerte. So sah sich der mit der Umsetzung der Vorgaben betraute Schultheiß Merz wenige Monate später, am 5. August 1850, gezwungen den Gemeindegremien vorzutragen, dass die Sandbauern auf einem Plaz im Schüttwald Sand graben, welcher ihnen nicht angewiesen worden ist, auch denselben bedeutend vergrößern, so dem Wald durch Graben u. Fuhren ein bedeutender Schaden zugefügt wird.  Da die Sandbauern im allgemeinen größtentheils arm und unkultivirt sind, so daß weder Geld noch Arrest Strafen etwas fluchten, bat Schultheiß Merz die bürgerlichen Collegien um Unterstützung.

Die Beschlüsse von Gemeinderat und Bürgerausschuss, die diesem Übel Einhalt gebieten sollten, wirken drastisch:

  1. Jedem, der den Wald hinten hinunter fährt mit einer Strafe von 3 fl. und dem Uebertretter die Räder aus dem Karren nehmen bis die Strafe bezahlt ist.
  2. Darf kein Plaz mehr abgeraumt werden. Auch dürfen die Bauren keinen Sand verkaufen bei 5 fl. Straf und diejenigen, welche bis Lichtmeß Sand im Vorrath haben, ist die Gemeinde berechtigt ohne Einwand der Sand[bauern], er mag schon zu Haus seyn oder in dem Bruch, wegzunehmen zu verkaufen. Die Sandbrecher dürfen dagegen Sandgraben mäßen aber die restirende 8 fl. Pachtgeld bezahlen. Hieraus lässt sich doch einiges über die damaligen, den Sandabbau betreffenden Verhältnisse in Sternenfels aussagen: Die bürgerlichen Gremien wandten sich mit Vehemenz gegen das wilde Steinbrechen jenseits der von der Gemeinde verpachteten Sandgrube[n] im Gemeindewald. Die Sandgrube der Gemeinde war zu 8 Gulden Pachtgeld an mehrere Personen vergeben, die nicht nur zum Sandbrechen berechtigt waren, sondern zudem die gebrochenen Sandsteine an die Sandbauern zu einem festgelegten Betrag je Karren voll Sand abzugeben hatten.

Auch in späteren Jahren gab es beim Abbau des Stubensandsteins immer wieder Ausei­nandersetzungen zwischen den Steinbrechern und dem Schultheißenamt.

Zunehmende Verwüstung der Landschaft

Der gesamte Gemeindewald auf dem Sandberg wurde im Laufe der Zeit völlig durchwühlt und nach geeigneten Stubensandsteinen durchsucht. Hierbei entstand ein Bild der Verwüstung.

In einer Akte von 1897 heißt es:

„… dieses Pachtgeld steht aber in keinem Verhältnis zu dem Schaden, der durch die Benützung als Sandgrube angerichtet wird. Dass zugunsten weniger Gemeindebürger und zum Nachteil der ganzen übrigen Steuerzahler so gewirtschaftet werden kann, muss ich sehr bezweifeln… Der Gemeinderat hat nicht den Mut, gegen die Zumutungen der Sandbauern aufzutreten, da sie sich stets grob und beleidigend in Wirtschaften gebärden.“

Rückgang Scheuersandhandel

Ursache des ab 1880 rückgängige Scheuersandhandels war das Aufkommen von Metall- und Keramikküchengefäßen. Die tannenen Weichholzböden, die regelmäßig mit einem Wasser-Fegesandgemisch aufgeputzt werden mussten, wurden nach und nach durch Hartholzböden, vor allem Parkett oder fugenlose Linoleumböden, ersetzt, die geölt oder gewachst werden mussten.

20. Jahrhundert

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es dann ganz verboten, aus dem Sternenfelser Gemeindewald Stubensandsteine abzufahren, und so mussten die Sandbauern ihren Rohstoff aus den Nachbargemeinden beziehen. Die Bedingungen für die Sandbauern wurden dadurch noch zusätzlich verschlechtert.

Der Niedergang der Sandbauern in den 1930er Jahren ist schließlich auf die Entwicklung von chemischen Putzmitteln zurückzuführen. Ab dieser Zeit war es nicht mehr möglich, Stubensand zu verkaufen.

Gab es 1921/22 noch fünf Sandbauern in Sternenfels, so hatte sich deren Zahl Ende 1931 – nach dem Tod von Johannes Riekert – bereits auf zwei verringert. Im Jahre 1935 wurde die letzte Sternenfelser Sandmühle, die sich im Besitz des Christian Mannuß befand, stillgelegt.

Das Wissen um das Sandbauerndorf Sternenfels ist jedoch auch heute noch präsent. Das Sandbauerngewerbe steht stellvertretend für die frühe Aufnahme eines Gewerbes seitens breiter Bevölkerungsteile des Ortes zwecks Existenzsicherung. Mit der Einrichtung eines „Sandbauernweges“ hat die Gemeinde dieser alten Gewerbetradition ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Nachruf auf den Sandbauer Johannes Riekert

Im Maulbronner Tagblatt vom 10. November 1931 wurde ein sehr stimmungsvoller Nachruf auf einen der letzten Sternenfelser Sandbauern, Johannes Riekert, genannt „Hannesle“ veröffentlicht. Der Autor bleibt ungenannt.

Sternenfels. „In Sternenfels gibt es sehr viel Sandbauern, nicht wahr?“ So fragte mich kürz­lich jemand. Sobald da „draußen“ vernommen wird, ich sei von St[ernenfels], werde ich mit Fragen angegangen. Ich muß aber gewöhnlich feststellen, daß die Ansichten über uns und unsere Verhältnisse meist weit von der Wirklichkeit abweichen. So auch hier. An Sand­bauern gibt es nur noch drei. Früher war es anders. Das beweist das von Herrn Landrat bei einer Festfeier angezogene Geschichtchen. Ein Sternenfelser Sandbauer wurde einmal da drunten im badischen Ländchen gefragt:

»Gibt’s denn bei Euch lauter Sandbauern?“

„Ja“.

„,Und Euer Schultheiß, ist der auch Sandbauer?“

„Ja, der ginge auch, wenn er bessere Stiefel hätte“.

Drei Sandbauern sagte ich. Eigentlich sind es nur noch zwei und die Nachkommen des Dritten. Den Dritten, den Hannesle, hat man dies Jahr auf den Friedhof getragen. Der Hannesle war weithin bekannt. Er belieferte die Gegenden bis Vaihingen, den nördlichen Schwarzwald und Karlsruhe zu. Hannesle hieß ihn jedes, er wurde aber auf den Namen Johannes getauft. Auf dem Schilde an seinem Wagen war sein ganzer Namen zu sehen: Johannes Riekert. „Hannesle“, keinen besseren Namen konnten sie dir beilegen. Hinter diesem Wort steckt freudige Lebensbejahung. Wohl faßte dich das Geschick mitunter hart an. Ein paarmal griff der Tod in die Familie hinein. Wohl erschütterte das den Mann, gebrochen hats ihn nicht. Seiner starken Familie war er ein guter Vater. An den Enkeln hing er später mit gleicher Liebe.

Das Gesicht war fast stets freundlich. Lässig hingen die Spitzen des Schnurrbarts an den Mundwinkeln herunter. Auf dem Kopfe saß die bejahrte Sportmütze. Unter ihrem Schilde blinkten zwei helle Aeuglein hervor. Da war kein Sand drin. Freilich wollte er auch niemand Sand in die Augen streuen. Sein Wesen war offen und grundehrlich. Ein schalkhaftes Wort lag immer auf den Lippen. Werktag und Sonntag waren eben Tage für ihn. An der Kleidung unterschied er sie kaum. Sonntags konnte man fast den ganzen Tag den untersetzten, ein wenig gebeugten Mann vor seinem Hause sehen. Es liegt an der Weggabelung Derdingen-Kürnbach.

Der Hannesle war ein starker Rau­cher. Die Pfeife war ihm unentbehrlich. Auch eine Zigarre wurde nicht verschmäht, wenn er sie hatte. Auf einmal wollte ihm die Pfeife nicht mehr schmecken. Das war ein ernstes Zeichen. Krankheit hatte ihn erfaßt. Bald konnte er keinen Rauch mehr riechen. Jetzt ging es rasch bergab.

Eines Morgens ging das Gerücht durch den Ort: „Der Hannesle ist beute Nacht gestorben“. Es war wahr: Wenn der Sternenfelser etwas Eigenes für sich hat, so war der Hannesle ein Besonderer. Grundgütig, goldener Humor; lebensfreudig, solche Leute tun uns not. Hannesle war einer. Ihn zu Ehren diese paar Zeilen.

Christian Bechtler und der Golddollar
Es begann am Sternenfelser Dorfbrunnen

In geologischen Zeiträumen entstand die Erhebung des Strombergs aus Verwitterungsablagerungen des „Vindelizischen Gebirges“. So gelangten auch die wasserunlöslichen Edelmetalle der ursprünglichen Lagerstätte als feinster Abrieb in die Schichten des Sternenfelser Stubensandsteins.

Im Jahre 1818 fand der Pforzheimer Christian Bechtler im Fegesand, den seine Frau von Sternenfelser Sandbauern gekauft hatte, Spuren von Gold. Der schwäbische Erfinder erwirkte vom Stuttgarter Bergamt die Konzession, in Sternenfels Gold gewinnen zu dürfen.  Er konstruierte eine Goldwaschanlage, die den Unterschied der spezifischen Gewichte der Materialien Gold und Quarzsand ausnützend, im Wasserstrom den leichteren Sand von den schwereren Goldpartikeln trennte.

Bechtler zog mit seiner Goldwaschmaschine zum Sternenfelser Dorfbrunnen und begann sein Werk. Überwacht wurde sein Tun vom Finanzrat Nördlinger aus Stuttgart, der die mögliche neue Geldquelle für den Württemberger Hof sichern sollte.

Christian Bechtler kaufte von den Sternenfelser Sandbauern Sand für 220 Gulden. Er zahlte 5 Kreuzer je Simri à 22,5 Liter und erhielt so etwa 140 Tonnen, die er in 10 Tagen verarbeitete. Den gewaschenen Sand erhielten die Sandbauern zum Nulltarif zurück. Seine Ausbeute war mager, etwa 20 g Gold.

In den Württembergischen Jahresheften notierte ein Nachfahre des Finanzrates 1873: „Das Ergebnis der Arbeit war ein geringes und stand außer Verhältnis zu den Kosten des Mahlens des Gesteins, der Ausschlämmung des dadurch entstandenen Sandes, endlich die Ausbringung mittels Quecksilber in der königlichen Münzanstalt.“

Mit dem Ergebnis dieses Versuches, aus Sternenfelser Stubensandstein Gold zu gewinnen, endete der Sternenfelser Goldrausch. Für Christian Bechtler wurden die Erfahrungen zur Grundlage einer sagenhaften Karriere…

Der Bechtler-Dollar

Christian Bechtler erhielt für seine in Sternenfels getestete Goldwaschmaschine 1819 ein großherzoglich-badisches Patent. 1829 ging er mit dieser Maschine nach Amerika, das sich in dieser Zeit nach der Entdeckung der Goldvorkommen im Goldfieber befand. Seine Goldwaschmaschine bewährte sich bestens. Da die Goldnuggets kompakter vorkamen und von der „Bechtler-Maschine“ besser erfasst werden konnten, wurde seine Maschine zu einem Verkaufsschlager in den Minen der Goldgräber, die zu Tausenden den schnellen Reichtum suchten. Bechtler ließ sich seine Anlage in Nuggets bezahlen, die er nach Gewicht weiterverkaufte.

1830 gelang dem cleveren Schwaben, das „Münzregal“ zu erlangen. Dieses Recht gestattete ihm in Rutherford, Nord California, Goldmünzen zu prägen. Er hatte seine eigene private Münzstätte und prägte dort den ersten amerikanischen Golddollar.

Neben der 1-Dollarmünze entstand die 2,20- und 5-Dollarmünze mit einfachem Münzbild. Sie trugen auf der Vorderseite den Namen „C. Bechtler“ und den Prägeort. Auf der Rückseite stand die Herkunft des Goldes, das Gewicht und der Feingehalt der Münze in Zahlen.

Bechtler hat damit das Gold seiner Minen in Münzen geprägt und die Differenz zwischen Goldwert und Münzwert als Gewinn einbehalten. Nach damaligen Unterlagen wurden in den Jahren 1831 bis 1841, als er die Prägeanstalt an seinen Sohn übertrug, Goldmünzen im Gesamtwert von fast 225 Millionen Dollar geprägt. Der Rohstoff, das begehrte Gold, kam zum großen Teil aus eigenen Minen.

Heute ist der „Bechtler-Dollar“ ein begehrtes Sammelobjekt der Münzsammler der ganzen Welt.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Sternenfels

Sandbauernweg – keine Infomaterialien vorhanden!

Textquellen

Ortschronik „Sternenfels – Die Geschichte zweier Dörfer“ (2010)

Förderverein Sandbauernstube Schlossbergstraße 7 e.V.

Infotafeln an der Wegstrecke