Wölfinswil (CH): Eisenweg

Der Eisenweg Wölflinswil – Herznach – Ueken – Zeihen widmet sich der Jura-Geologie und dem Erzabbau im oberen Fricktal. Archäologische Funde im Fricktal belegen, dass bereits die Alemannen hier nach Eisenerz gegraben haben. Die Erzgruben zwischen Wölflinswil und Zeihen wurden erstmals im 13. Jahrhundert schriftlich erwähnt. Von 1937 bis 1967 wurde im Bergwerk Herznach Eisenerz industriell abgebaut. Eisenvorkommen an der Oberfläche sind in Ueken und Zeihen zu bewundern. Das ehemalige Bergwerk  Herznach (1937 – 1967) ist zum Besucherbergwerk ausgebaut. Im ehemaligen Bergwerksilo darf der Besucher heute übernachten. Es integriert ein Bed&Breakfast. Der ehemalige Stollen und die Ausstellung sind jeweils am ersten Sonntag im Monat (von Mai bis Oktober) geöffnet.

Wegbeschreibung

Der Weg führt von der Post Wölflinswil vorbei am Wölflinswiler Graben und steigt dann hoch zum „Multimillionär“. Dort steht ein Brunnentrog mit Gesteinsproben, aus der Erdgeschichte der letzten 300 Millionen Jahre.

Im weiteren Streckenverlauf  kommt man zu den Tagbauten aus der Frühzeit vom Erzabbau zum Haugerhölzli von wo aus man das imposante Erzsilo, ein Relikt des industriellen Eisenerzabbaus sieht. Daneben befindet sich die sehenswerte Ausstellung „Bergwerk, Geologie und Ammoniten“. Auf den Informationstafeln erfahren Sie Wissenswertes über die Geologie des Juras und die Geschichte des Eisenerzabbaus im Fricktal.

Anhand von 11 Thementafeln wird dem Besucher die lokale Geologie und der Abbau von Eisenerz und dessen Geschichte näher gebracht.

Der Themenweg führt durch eine typische Landschaft im Aargauer Jura. Aus den Talmulden gelangt der Wanderer rasch auf die weiten Hochflächen des Tafeljuras, und gegen Süden locken die Höhenzüge, Grate und Ausblicke eines Mittelgebirges, welches uns Rheintal und Schwarzwald, Mittelland und Alpen in aller Vielfalt vor Augen führt. Im Gebiet Weichle, Ueken (Schlaufe Chornberg-Bergwerk, beschildert), befindet sich eine Klopfstelle, an welcher nach Fossilien geschürft werden kann.

Der Weg kann sehr gut in Etappen begangen werden. Diese führen von Wölflinswil nach Herznach, von Herznach nach Zeihen und von Zeihen aus auf den Homberg. Der Weg ist einfach begehbar, die Wegstücke zwischen Wölflinswil und Zeihen eignen sich auch für Kinderwagen.

Wegstationen
Station 1: Der Eisenerzbergbau im südlichen Fricktal
Station 2: Geologische Verwerfung Wölflinswil
Station 3: Kalksteinbruch Tal
Station 4: Multimillionär 300 / Geotrog
Station 5: Das Wölflinswiler Bergwerk
Station 6: Pingen und Fuxlöcher
Station 7: Eisenerz- und Steingewinnung
Station 8: Klopfstelle Weichle, Ueken
Station 9: Zur Geschichte des Bergwerks Herznach
Station 10: Bergwerk Herznach
Station 11: Eisen und Landwirtschaft
Station 12: Bohnerz-Schürfstellen Zeihen
Station 13: Zeiher Homberg, Aussichtspunkt

Infomaterialien

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Wölfinswil

Faltblatt „Eisenweg Wölflinswil-Ueken-Herznach-Zeihen“

Osterfingen (CH): Bohnerzspur

Lehrpfad

Die Bohnerzspur ist ein Lehrpfad der dich durch die Feuchtbiotope führt, auf die Besonderheiten und Sehenswertes hinweist, sowie die Bedeutung der Biotope als wertvollen Lebensraum erklärt. Der Zwerg Grummli begleitet die Kinder durch die Anlage. Er ist der Älteste von drei Bohnerzzwergen und kennt sich im Wald bestens aus. Ein interssanter Lehrpfad für die ganze Familie.

Wie aus alten Bohnerzgruben wertvolle Biotope geworden sind

Eine Wandertour auf den Spuren der Erzgräber durch den Südranden. Dort, wo vor vielen Jahren auf der Suche nach dem sogenannten Bohnerz unzählige Gruben ausgehoben wurden, finden sich heute vielerorts wertvolle Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten. Begeben Sie sich auf eine Reise durch die Bohnerz-Geschichte und erfahren Sie Wissenswertes zu Abbau, Verarbeitung und Verwendung dieses Bodenschatzes. Ein Highlight der Route ist die Bohnerzspur – ein Themenweg, welcher garantiert die ganze Familie begeistert.

Ausgangslage

Auf den Anhöhen und Wäldern im Südranden sind hunderte kraterförmige Vertiefungen zu entdecken. Bei diesen „Kratern“ mit Durchmesser von zwei bis zehn Metern, handelt es sich um Überreste einer Epoche, welche die Entwicklung des Klettgaus und Schaffhausen grundlegend verändert und geprägt hat.

Lange wurde hier Bohnerz abgebaut und während zweihundert Jahren in Neuhausen am Rheinfall verhüttet.
Die alten, vergessenen Bohnerzgruben haben sich zu wertvollen Feucht-Biotopen gewandelt, liegen als kraterförmige Vertiefungen trocken im Wald oder wurden mit Biomasse aufgefüllt.

Geschichte

Die Eisengewinnung im Schaffhauser Gebiet wird in der Merishauser Urkunde vom Jahre 1323 erstmals belegt. Jedoch kann davon ausgegangen werden, dass schon die Römer und Germanen in diesem Gebiet nach Bohnerz gegraben haben.
1622 wurde ein Hochofen in Eberfingen gebaut und 1678 schloss Schaffhausen mit dem Werk Eberfingen einen Erzliefervertrag. 1694 wurde am Rheinfall ein Schmelzofen in Betrieb genommen. Der Klettgau belieferte ab diesem Zeitpunkt die Hütten in Eberfingen sowie Laufen am Rheinfall mit Bohnerz. Infolge der kostspieligen Holzbeschaffung, der wachsenden Konkurrenz durch billigeres Importeisen und der gestiegenen Arbeitslöhne erfolgte 1762 die Stilllegung des Werkes in Eberfingen und 1771 auch die der Hütte am Rheinfall. Mit der Verstaatlichung aller Bergbaubetriebe durch die Helvetik wurden die Bergwerke wiederbelebt. 1803 erfolgte die Wiederaufnahme des Bohnerzbergbaus im Südranden – vor allem im Gebiet der Gemeinde Osterfingen. Das Bohnerz wurde von Fuhrleuten zu einem Lagerplatz nach Rheinau transportiert, von wo es mit Weidlingen zur Eisenhütte Albbruck geschifft wurde. Der neuerliche Erzabbau brachte Osterfingen endlich den bitter nötigen wirtschaftlichen Aufschwung.

Die dritte Abbauperiode ist eng verbunden mit dem Namen John Conrad Fischer, dem Gründer der Mühlentalwerke von +GF+. Er war der Initiator der dritten und letzten Abbauperiode von Bohnerz im Schaffhauser Randen. 1810 wurde der Schmelzofen am Rheinfall wieder in Betrieb genommen.

Der Bohnerzabbau veränderte die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturen der Region und besonders der Gemeinden im Südranden tiefgreifend. Es arbeiteten rund 70 Erzgräber, vornehmlich Osterfinger und zeitweise über hundert Fuhrleute im Bergbau.

Weitere Arbeitsplätze waren indirekt vom Bergbau abhängig. Handwerker, Köhler und Fuhrleute waren in der Infrastruktur der Erzgewinnung tätig, z.B. stellten sie die Holzkohle für den Hochofen bereit.

Der Erzabbau hatte verheerende Folgen für den Wald auf dem Randen. Durch das bei der Erzwäscherei mit Ton verschlammte Wasser wurde der Waldboden abgedichtet. Über Jahre hinweg konnte keine Vegetation mehr gedeihen. Nur langsam erholte sich der Wald wieder.

Textquelle: Webseite „Bohnerzspur“

Infomaterialien

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Osterfingen

Projektskizze „Bohnerzpfad – Natur und Kultur im Wangental“

Abwasserstollen Laufenburg (CH)

Abwasserstollen Laufenburg (CH)

Abwasserstollen Laufenburg (CH)

Abwasserstollen im Schwarzwaldkristallin (Mai 2025).

Ein Stück Schwarzwald in der Schweiz

Die Stadt Laufenburg hat in geologischer Hinsicht eine Besonderheit aufzuweisen. Hier befindet sich einer der wenigen / der größte Aufschluss des Schwarzwaldkristallins auf der Südseite des Rheins.

Die Aufschlüsse am Schlossberg und am Rheinufer stehen als Geotope unter besonderm Schutz.

Schlossberg von Laufenburg
Geotop Inventar-Nr. 64626800

Der Schlossberg von Laufenburg besteht aus kristallinen Gesteinen des Schwarzwaldes. Gebankte, gegen NW einfallende metamorphe Gneise und Schiefer werden von Pegmatitgängen (Adern von grobkristallinen Erstarrungsgesteinen) durchschlagen.

Schwarzwaldkristallin am Rheinufer von Laufenburg
Geotop Inventar-Nr. 64626700

Die Ufer beidseits des Rheins von Laufenburg werden durch steile Wände von Schwarzwaldkristallin (vor allem Gneise) gebildet. Ihre Verbindung unter dem Wasser bildete vor dem Aufstau des Kraftwerks die Stromschnelle von Laufenburg.

Textquelle: Geotope der Schweiz (opendata.swiss)

Laufenburg-Gneiskomplex

Das Kristallin wird in der Schweiz lithostratigraphisch als Laufenburg-Gneiskomplex bezeichnet. Petrographisch handelt es sich um Gneise (50%) und Metatexite (50%).

„Mehrphasig metamorphisierte, von Gängen durchzogene metapelitische Gneise, die wahrscheinlich schon im Präkambrium enstanden. Sie sind durch eine amphibolitfazielle Metamorphose geprägt. Eine spätere retrograde Überprägung mit intensiver Tektonisierung führte zur Bildung von Hellglimmer und zu einer starken Verschieferung (Glimmerschiefer).“

Textquelle: Lithostratigraphisches Lexikon der Schweiz

 

Murgtal-Gneisanatexit-Formation

In Deutschland wird das in Laufenburg aufgeschlossene Kristallin lithostratigraphisch der Murgtal-Gneisanatexit-Formation zugeordnet.

Mit den Gesteinen der Murgtal-Gneisanatexit-Formation vergleichbare Gneise und Migmatite sind unter mesozoischer Bedeckung bis mindestens 5 km südlich des Rheins in Bohrungen bei Kaisten und Leuggern in der Nordschweiz gefunden worden, sie bilden wahrscheinlich die südliche Fortsetzung der Einheit.

Übergeordnete Einheiten

Metamorphes und magmatisches Grundgebirge

Gneis-Migmatit-Komplex

Südschwarzwald-Gneis-Gruppe

Die Einheiten der Südschwarzwald-Gneis-Gruppe sind im Südschwarzwald südlich der Zone von Badenweiler–Lenzkirch aufgeschlossen. Sie bilden gleichzeitig Deckeneinheiten, die teilweise von den Südschwarzwälder Granitplutonen durchdrungen sind.

Weitere lithostratigraphische Einheiten innerhalb der Südschwarzwald-Gneis-Gruppe sind:

Todtmoos-Gneisanatexit-Formation (über der Murgtal-Gneisanatexit-Formation) 

Wiese-Wehra-Formation (zwischen den beiden o.g. Gneiseinheiten eingeschaltet) 

Textquelle: LGRBwissen

Bis zur letzten Eiszeit floss der Rhein noch südlich des Schlossberges, etwa in Höhe der Bahnlinie. Das Flussbett wurde jedoch durch Ablagerungen großer Sedimentmassen verriegelt, so dass sich der Rhein nördlich des Schlossbergs im harten Kristallingestein ein neues Bett suchen musste. Es entstand eine Stromschnelle, auch „kleiner Laufen“ genannt, die der Stadt ihren Namen gab.

Blick auf Laufenburg am Rhein mit den Stromschnellen. Gustav Schönleber, Öl auf Leinwand, 1908. Staatliche Kunsthalle Karlsruhe.

Es war einmal …

Das Gemälde zeigt die Stromenge bei der Rheinbrücke im Jahr 1908 und das seinerzeit bei Niedrigwasser sichtbare Schwarzwaldkristallin. An der engsten Stelle lagen die beiden Rheinufer nur 12 m auseinander.

Die Stromschnelle wurde für den Bau des Rheinkraftwerks (1908 bis 1914) gesprengt. Durch den heute über 8 km langen Wasseraufstau sind der Hauptteil des Kristallins und auch die temporären Aufschlüsse, die durch die Sprengarbeiten geschaffen wurden, nicht mehr sichtbar.

Bick auf Laufenburg (Schweiz). Die Rheinbrücke früher und heute (2025).
Die alte Rheinbrücke verlief direkt neben (hinter) der heutigen Brücke. Heute sind an der hinteren  (verdeckten) Seite am Brückenkopf noch die alten Widerlager zu erkennen.
Herkunft historisches Foto: Museum Schiff Laufenburg (Schweiz). Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Laufenburg am 12.05.2025. Vielen Dank.

Die Sprengung und Flutung der europaweit bekannten Stromschnellen erregten großes Aufsehen und führten zu einer hitzigen Debatte über Eingriffe der Technik ins Landschaftsbild. Es kam zu einer Protestwelle seitens der Heimatschützer. Leidtragende des Kraftwerksbaus waren auch die Rheinfischer, da die Salmenfischerei zum Erliegen kam.

Für den Bau des Kraftwerkes wurden im Bereich der Stromschnellen über 300.000 Kubikmeter Fels weggesprengt. Das Foto zeigt Arbeiten an den Felsen in Blickrichtung Laufenburg (Baden).
Herkunft Foto: Stadtarchiv Laufenburg (Baden). Mit freundlicher Genehmigung der Stadt Laufenburg am 12.05.2025. Vielen Dank.

Ein Abwasserstollen im Schwarzwaldkristallin

Die Stadt Laufenburg (CH) errichtete 1980 am südlichen Rheinufer (Schweiz) mit einer Tunnelbohrmaschine einen Stollen im Festgesteinssockel der Altstadt, der aus dem Kristallin des Schwarzwalds (Grundgebirge) besteht. Der 220 m lange Stollen wurde eigens zur Verlegung einer Abwasserleitung errichtet. An der Firste werden in einem Rohr auch Stromleitungen geführt.

Lageskizze des Abwasserstollen in Laufenburg (CH).
Datenquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Der Stollen ist zum grössten Teil nicht verkleidet und ermöglicht dadurch einen direkten/dreidimensionalen Einblick in das Schwarzwaldkristallin.

Insgesamt sind 30 m mit Spritzbeton gesichert, so dass beispielsweise ein bei „110 m“ vorhandener Lamprophyr nicht mehr sichtbar ist.

Der Stollen wurde mechanisch mit einer Vollschnitt-Tunnelbohrmaschine aufgefahren und hat dadurch einen kreisrunden Querschnitt (Durchmesser:  2,25 m).

Die stellenweise zu beobachtende Rillung in der Stollenwand ist auf die Bearbeitung durch die Warzen-Bohrwerkzeuge der Maschine zurückzuführen.

Der Stollen verläuft in einem Bogen mehr oder weniger parallel zum Rhein, mit einem seitlichen Abstand von 5 bis 35 m vom Fluss. Die Felsüberdeckung beträgt nur 1 bis 5 m.

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Abwasserstollen im Schwarzwaldkristallin (Mai 2025).

Geologische Aufnahme

Der Stollen wurde im Jahr 1980 durch E. Büchi und H.J. Moser geologisch und radiometrisch aufgenommen.

Hochmetamorphe Gneise und Amphibolite werden von zahlreichen hellen, granitoiden Gängen durchschwärmt; migmatische Gesteine sind häufig. Dunkle, lamprophyrische Gänge sind die jüngsten Magmatite dieses Kristallinbereiches.

Hinweis:

Zur Lokalisierung der im Folgenden beschriebenen Beobachtungen sind die Laufmeter im Stollen angegeben, beginnend beim Südportal (Laufmeter Null).

P. Niggli hat 1924 im Werk „Die Gesteinsmetamorphose“ von U. Grubenmann und P. Niggli die Migmatite von Laufenburg als Injektionsgesteine gedeutet.

Nach 1945 erschienen wichtige Arbeiten deutscher Petrographen über das Schwarzwälder Kristallin im Allgemeinen, mit einer neuen Interpretation der migmatischen Bildungen: sie wurden als Produkte partieller Aufschmelzung gedeutet und als „Anatexite“, unterteilt in

  • Metatexite
  • Diatexite
  • Palingenite

bezeichnet.

Schon Hoenes (1948) hat nun aber mit allem Nachdruck darauf hingewiesen, dass die Laufenburger „Metatexite“ sich von den gewöhnlichen Schwarzwälder Anatexiten mit den meist eutektischen Quarzfeldspatbeständen unterscheiden. Das Laufenburger Gebiet darf daher sicher auch weiterhin das besondere Interesse der Petrographen beanspruchen.

Zur verwendeten petrographischen Nomenklatur ist zu bemerken, dass wir versuchten, Bezeichnungen zu verwenden, die nicht durch petrogenetische Interpretationen allzusehr belastet sind.

So werden Gesteinsnamen wie „Injektionsgneise“, „Metatexite“, „Gneisanatexite“ nicht verwendet, obwohl die beiden letzteren Bezeichnungen in der Schwarzwälder Literatur heute sehr viel gebraucht werden.

Wir verwenden dagegen u.a. den Terminus „Migmatit“, und zwar im Sinne Mehnerts (1968), der die ursprüngliche „Definition“ von Sederholm (1907) berücksichtigt. Wie Mehnert erwähnt, gibt es viele Definitionen und Redefinitionen des Gesteinsnamens Migmatit. Wir erlauben uns trotzdem, hier eine Modifikation der Mehnertschen Definition vorzuschlagen, nämlich:

Migmatite sind grobgemengte, endogene, nicht-vulkanische Gesteine, bei denen eine der aufbauenden Gesteinsarten granitoide Zusammensetzung hat und meist aplitisch oder pegmatitisch ist.

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Sehr oft sind diese hell- bis dunkelgrauen Gesteine gebändert; alle Übergänge zu migmatischen Gneisen sind zu beobachten. Es handelt sich meist um hornblendeführende Biotitgneise.

Hauptgemengteile

Quarz (um 40 Vol.-%), Plagioklas (Oligoklas; 30-35 Vol.-%), Kalifeldspat (5-10 Vol.-%), Biotit (rotbraun; teilweise chloritisiert, 10-15 Vol.-%), Chlorit (5-10 Vol.-%), grüne Hornblende (0-5 Vol.-%).

Nebengemengteile

Zirkon, Titanit, Apatit, Orthit, opake Gemengteile und in einem einzigen Schliff Granat, reliktisch in Plagioklas.

In stark pegmatitisch durchaderten Biotitgneisen scheint Kalifeldspat Plagioklas zu verdrängen.

Es handelt sich wohl um Metasedimente (Grauwacken), die einer metamorphen Umwandlung in der hochgradigen Amphibolitfazies unterworfen waren. In der neueren Literatur über das Schwarzwälder Grundgebirge wird diese katazonale Metamorphose in das Altpaläozoikum gestellt („kaledonisch“).

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Dem Biotitgneis (mit seinen migmatischen Varietäten) sind 2-30 cm mächtige Amphibolitbänder eingelagert. Stellenweise sind die Amphibolite von einer bis 1 cm breiten biotitreichen Zone begrenzt; im angrenzenden Gneis folgt dann meist ein 1-2 cm breites leukokrates Band.

Im frischen Handstück erscheint der Amphibolit dunkelgrün.

Hauptgemengteile

grüne Hornblende (55-65 Vol.-%), Plagioklas (um 30% An, 35 Vol.-%) und Biotit (inkl. Sekundärer Chlorit, bis 5 Vol.-%). Quarz ist nur in dünnen Quarzadern zu beobachten.

Nebengemengteile

reichlich Titanit, opake Gemengteile in z.T. grossen Körnern und gelegentlich Apatit und Zirkon. Opake Erzkerne werden manchmal von Titanit umsäumt.

Die Amphibolitbänder sind oft zerbrochen, von Staffelbrüchen in Blöcke zerlegt und ferner auch boudiniert. Zwischen den „Boudins“ sind oft granitoide «Metatekte» zu beobachten.

Die migmatischen Gneise sind im wesentlichen Bändermigmatite, die aber an vielen Stellen auch ader- bis netzartiges Leukosom zeigen (Proben von m 19 und m 50). Es ist sehr wohl möglich, dass ein Teil (aber nur ein Teil) der Bänderung primär-sedimentär ist. Die Metamorphose und die partielle Aufschmelzung akzentuierten dann diese Bänderung noch.

Die dunkleren Lagen stimmen mineralogisch mit den schon beschriebenen Biotitgneisen überein. Im Leukosom sind Quarz, Kalifeldspat (gelegentlich ist Mikroklingitterung sichtbar) und Plagioklas Hauptgemengteile. Myrmekitbildungen sind recht häufig. Biotit und Hornblende skelettartig ausgebildet) sind Nebengemengteile.

Für einen Teil der konkordanten, z.T. linsigen Leukosome konnte ein direkter Zusammenhang mit diskordanten Pegmatitgängen festgestellt werden. Das granitoide Material ist auf alle Fälle oft nicht aus der unmittelbaren Umgebung durch partielle Anatexis beziehbar. Es fanden Wanderungen mindestens im Dekameterbereich statt.

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Stark schiefrige, hellglimmerführende Biotitgneise bis Glimmerschiefer

Bei „190 m“ bis „204 m“ sind die Gneise sehr schiefrig und führen Hellglimmer.

Zonenweise ist eine ausgeprägte Kleinfältelung zu beobachten. Die Klüftung ist engständig; die Gesteine zeigen starke Verwitterungserscheinungen.

Hauptgemengteile

Quarz (0,6-0,8 mm gross, 35-40 Vol.-% des Gesteins), Plagioklas (0,3-1,2 mm, An-Gehalt 15, 30-35 Vol.-%), Biotit (5-10 Vol.-%), Hellglimmer (5-10Vol.-%) und Chlorit (5-10 Vol.-%). Kalifeldspat kommt vor, ist aber selten.

Der Hellglimmer ist wohl eine retrograde Bildung meist aus Sillimanit und mit einer Phase starker Deformation verknüpft. Daneben sind zu Schichtsilikaten zersetzte, ehemalige Cordierite zu beobachten.

Es handelt sich also um retrograd veränderte Sillimanit-Cordierit-Gneise.

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Diese grobkörnigen, granitoiden Gänge kommen in mindestens zwei Generationen vor.

Hauptgemengteile

Quarz (u.d.M. undulös auslöschend, mit suturierten Korngrenzen, mit vielen Fluid-Einschlüssen), Plagioklas (siehe weiter unten) und Kalifeldspat (z.T. perthitisch, manchmal mit schwach sichtbarer Mikroklingitterung).

Die älteren, weissen Pegmatite sind nach unseren vorläufigen Untersuchungen weniger reich an Kalifeldspat als die jüngeren, rötlichen Gänge. Biotit (z.T. chloritisiert) ist Nebengemengteil. Der Plagioklas ist fast immer von Hellglimmermineralien durchsetzt; polysynthetische Verzwillingung ist stets vorhanden.

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Rote bis blass gelbliche Aplite durchschlagen recht geradlinig die Gneise und die Pegmatite. Sie zerfallen beim Anschlagen mit dem Hammer in kleinwürfelige Bruchstücke.

Auch die Aplite bestehen im Wesentlichen aus Quarz, Plagioklas und Kalifeldspat. Nebengemengteile sind Biotit (z.T. chloritisiert), seltener Muskowit sowie opake Gemengteile.

Einmessungen der Gangwände der Aplite ergaben, dass diese einem alten Kluftflächensystem, das mit Fallwinkeln von 40-45° recht genau gegen Osten einfällt, folgen.

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

An vier Stellen durchschlagen Gänge von basischem bis intermediärem Chemismus die Gneise und die sauren Gänge. Die Gangwände fallen mit 80-85° nach NNE ein.

Sie sind in «kaltes» Grundgebirge eingedrungen: sie zeigen schnell abgekühlte Ränder («chilled margins»). Jeder der vier Gänge ist verschieden von den anderen.

Makroskopisch ist oft Biotit erkennbar. Nach den chemischen und den mineralogischen Befunden handelt es sich um Lamprophyre und Semilamprophyre, wie sie im Schwarzwald sehr verbreitet sind.

Die Gänge besitzen Mächtigkeiten von 15-250 cm. Sie sind intensiv zerklüftet. Es handelt sich sicher um Spaltenfüllungsgänge; die geometrischen Kriterien von E. Niggli (1952) für intrusive Gänge können festgestellt werden.

Drei der Gänge wurden chemisch untersucht, nämlich diejenigen bei

  • „110 m“
  • „161 m“
  • „182 m“

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Bei „96/97 m“ durchschlägt ein Quarzgang den Gneis. Er verläuft parallel zu einem Aplitgang und ist mit diesem in direktem Kontakt. Ob der Quarzgang jünger oder älter als die Lamprophyre ist, kann nicht entschieden werden. Wir halten ihn für das jüngste Gestein im Stollenaufschluss. Er ist ca. 30 cm breit.

Im Aufschluss war eine offene Kluft sichtbar, in welcher dünne, prismatische Quarzkristalle (bis1 cm lang) vorkamen.

Die mikroskopische Untersuchung zeigte, dass die Quarzkörner stark undulös auslöschen und z. T. zerbrochen sind; sie besitzen perlschnurartig aufgereihte Fluid-Einschlüsse. Äderchen sind mit feinkörnigem Quarzgewebe besetzt.

Die opaken Gemengteile (wenige Körner) sind nach dem röntgenographischen Befund Arsenopyrit. Die mikroskopischen Beobachtungen zeigen, dass auch das wohl jüngste Gestein im Stollen nach der Bildung noch Stress unterworfen war.

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Die Messungen wurden im Stollen direkt am Felsen mit einem Scintillometer Saphymo-Srat, SPP-2-NF, Serie 8, Nr. 483F durchgeführt.

Die höchstenStrahlungsintensitäten zeigen überraschenderweise die Lamprophyre. Die nachstehenden Werte geben die Durchschnittswerte für die verschiedenen Gesteinstypen wieder:

  • Gneis:130 cps
  • «alter» Pegmatit: 103 cps
  • junger Pegmatit: 122 cps
  • Aplit: 162 cps
  • Lamprophyr: 344 cps
  • Quarzgang: 87 cps

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

75 m

roterAplit durchschlägt weissen konkordanten Pegmatit.

98 m

grosse liegende isoklinale „Falte“ eines weissen Pegmatits

146 m

Bändergneis mit Amphibolitband.

Zwei Generationen von Pegmatiten:

die jüngeren, deutlich diskordanten Pegmatite durchsetzen etwas grobkörnigere, konkordante Pegmatite.

Beim Zerbrechen des Amphibolitbandes Bildung granitoider Gänge.

188 m

Lamprophyrgang (geknickt, schwarz gezeichnet) durchschlägt Gneis und rosafarbenen Aplit

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Bildungsphasen der Laufenburger Gesteine

Phase 1

Sedimentation von Grauwacken (Ausgangsgesteine der Gneise)

Bildung basischer Tuffe oder/und Laven (Ausgangsgesteine der Amphibolite)

Altpaläozoikum oder Präkambrium

 

Phase 2

Metamorphose und Anatexis in der hochgradigen Amphibolitfazies, überleitend zu Phase 3

Phase 3

Intrusion der meist weissen Pegmatite, sowohl diskordant wie konkordant, z.T. „verfaltet“

Phase 4

Intrusion der meist rötlichen Pegmatite

Abwasserstollen im Schwarzwaldkristallin (Mai 2025).

Phase 5

Intrusion der roten bis gelblichen Aplitgänge

Phase 6

Intrusion der Lamprophyre und Semilamprophyre

Phase 7

Intrusion Quarzgang

Textquelle: Büchi, E., Buletti, M. & Niggli, E.: Neue Aufschlüsse im schweizerischen Anteil des Schwarzwälder Grundgebirges, Schweizerische mineralogische und petrographische Mitteilungen, 64: 49-65, 1984.

Geologische Exkursion durch den Abwasserstollen

Der Stollen kann im Rahmen einer geologischen Exkursion in der Altstadt besichtigt werden. Für die Teilnahme an der Exkursion ist eine Anmeldung bei der Tourist-Information Laufenburg (Schweiz) erforderlich.

Die Tour startet vor der Tourist-Info direkt an der Rheinbrücke, führt durch die untere Altstadt und auf den Schlosshügel. Aber der absolute Höhepunkt ist die „Befahrung“ (Begehung) des Stollens.

Ein ganz besonderer Ort im „Schwarzwald“ und das in der Schweiz.

Eine Führung für Gruppen ist bei der Stadt Laufenburg auf Anfrage jederzeit buchbar. Dauer ca. 1.5 Std.

Die außergewöhnliche Exkursion gibt einen phantastischen Einblick in die Gesteine des Schwarzwaldkristallis, auf denen Laufenburg aufgebaut ist.

Überzeugen Sie sich selbst, am besten vor Ort. Was genau Sie im Stollen erwartet sehen Sie in der folgenden 360°-Ansicht (externe Webseite).

Virtuelle „Befahrung“

Abwasserstollen im Schwarzwaldkristallin (2025).

Zahlen zum Stollenbau
Baubeginn
Fräsbohrarbeiten
Mittlere Bohrleistung
Länge
Durchmesser
Lageabweichung
Höhenabweichung
Kostenschätzung
Kosten

18.08.1980
09.09.1980 bis 13.11.1980

(46 Tage)

4,35 m pro Tag
200 m
227 cm
5 cm
1,5 cm
800.000 SFr
620.000 SFr

Blick auf Laufenburg (Schweiz) im Mai 2025. Der Abwasserkanal verläuft bogenförmig parallel zum Rhein, unterhalb/im Bereich der auf dem Foto erkennbaren vorderen Gebäudezeile.

Textquellen