Der Geologische Lehr- und Wanderpfad führt vom Wanderparkplatz Schieferbruch in Wittelshofen über den südwestlichen Bergrücken zum Info-Pavillon auf dem Hesselberg. Alternativ kann die Tour auch vom Ausgangspunkt Grabmühle gestartet werden.
Auf der Strecke durchwandert der Besucher 30 Mio. Jahre Erdgeschichte. Es gibt zahlreiche Erdaufschlüsse oder Steinbrüche, die die geologischen Besonderheiten des Hesselbergs aufzeigen. Zahlreiche Infotafeln liefern hierzu fachliche Hintergrundinformationen. Ein ganz besonderes Erlebnis ist der Gipfelsteinbruch.
Der Lehrpfad trifft auf den Gipfelrundwanderweg „Hesselberg-Pfad“. Beide Pfade können bei 2 bis 3 Stunden Laufzeit gut miteinander kombiniert werden.
Geologie des Hesselbergs
Beim Hesselberg handelt es sich um einen sogenannten Zeugenberg. Seine Entstehung hat er dabei seiner Lage in einer ehemaligen “tektonischen Mulde” zu verdanken, was die Gesteine im Gebiet des heutigen Hesselbergs besser vor Erosion und Verwitterung geschützt hat, als die Gesteine im Umland. Das Phänomen, dass sich die Gesteine der ehemalgen Mulde heute als Hesselberg über das abgetragene Liasvorland erheben, bezeichnet man auch als Reliefumkehr.
Geologischer Lehrpfad
Der geologische Lehrpfad beginnt nordöstlich von Wittelshofen nicht unweit des Schafhofs. Der Lehrpfad ist ca. knapp 3 km lang, je nach Aufenthalt an den Stationen sollten bis zu zwei Stunden eingeplant werden, der Rückweg nicht mit einberechnet.
Der geologische Lehrpfad ist am nordöstlichen Ortsausgang gut erkennbar ausgeschildert. Im weiteren Verlauf nach oben werden sich weitere Wegweiser finden, an einigen Weggabelungen fehlen diese aber. Da sich die letzte Station des Lehrpfads direkt unterhalb des großen Sendemasts befindet, empfiehlt es sich diesen im Zweifelsfall als groben Orientierungspunkt zu verwenden.
Landschaftsschutzgebiet
Der Hesselberg ist ein Landschaftsschutzgebiet ist, d.h. die ausgewiesenen Wege dürfen nicht verlassen werden.
Wegstationen
Station 1: Lias
Nach dem Start in Wittelshofen folgen wir dem Lehrpfad einige hundert Meter bis sich rechts die erste Station zeigt. Die Station zeigt unterjurassische Sedimente der Schwarzjura Gruppe (“Lias”). Bei dem Aufschluss handelt es sich um ein eingezäuntes, geschütztes Geotop, ein Betreten ist nicht erlaubt.
Im unteren Bereich sind blaugraue Tonsteine der Posidonienschiefer Formation (Toarcium, “Lias epsilon”) aufgeschlossen. Zwar können die anstehenden Schichten selbst nicht abgeklopft werden, doch finden sich außerhalb des Zaunes zahlreiche Lesesteine und Konkretionen, die oft Schalengrus und Reste von Ammoniten enthalten.
Nach oben folgen die Schichten der Jurensismergel (Toarcium, “Lias zeta”) und Opalinuston Formation (Aalenium, “Dogger alpha”). Letztere gehört bereits zur Braunjura Gruppe (“Dogger”). Im Gegensatz zum Posidonienschiefer sind die Schichten hier allerdings kaum sichtbar, lediglich die Beschilderungen zeigen die Lage der beiden Formationen an.
Wir folgen dem Lehrpfad weiter nach oben und gelangen über eine Streuobstwiese schließlich an ein Gatter. Hinter diesem befindet sich eine weitere Hinweistafel, die uns verrät, dass wir uns auf den flachen Hängen der Opalinuston Formation, also im mitteljurassischen “Dogger” befinden.
Wir laufen weiter bergauf, bis wir an den Waldrand gelangen, der Boden wird zunehmend sandig. Der Grund dafür findet sich auf der nächsten Hinweistafel. Wir befinden uns nun in der Eisensandstein Formation (Aalenium, “Dogger beta”). Der namensgebende Eisensandstein färbt den Boden orange bis rot, einige Lesesteine enthalten auch die charakteristischen Bohnerze, die zur Eisengewinnung einst oft abgebaut wurden.
Innerhalb des Waldes steigt der Weg durch die neue Lithologie nun steil an. Neben dem Weg finden sich einige Quellläufe, da der Eisensandstein Grundwasser speichert, während der unterliegende Opalinuston hier als Grundwasserstauer fungiert. Nach einiger Zeit verflacht sich mit dem Top der Eisensandstein Formation der Trampelpfad wieder und wir sehen zur linken unsere zweite Station.
Station 2: Dogger
Auch dieser Aufschluss ist ein geschütztes Geotop, jedoch nicht eingezäunt.
Im unteren Bereich sehen wir anstehend das Top der Eisensandstein Formation, besonders in den Lesesteinen findet sich eine hohe Anzahl an Bohnerz und Schalengrus, darunter auch gut erhaltene Muscheln und Brachiopoden.
Nach oben schließt sich die lithologisch sehr wechselhafte Sengenthal Formation (Bajocium bis Callovium, “Dogger gamma bis zeta”) an, die uns auch auf dem Weg zum Gipfel noch weiter begleiten wird. Aufgeschlossen sind die Kalksandsteine der Sowerbyi-Schichten (Bajocium, “Dogger gamma”) sowie am Top die Humphriesianum-Schichten (Bajocium, “Dogger delta 1”), nach den hier häufigen Austern auch Ostreenkalke genannt. Beide Fazies sind ebenfalls reich an Fossilien.
Der Weg führt einige hundert Meter weiter über das Plateau der Sengenthal Formation, wir gelangen dabei über eine Lichtung und betreten anschließend wieder den Wald.
Dort steht die Infotafel zu einer weiteren Fazies der Sengenthal Formation, die Eisenoolithkalke. Es handelt sich dabei um hellgraue Kalksteine mit den charakteristischen, durch Eisen rot gefärbte, Ooiden. Die Infotafel erläutert die Bildung von den “normalen” karbonatischen Ooiden, wie man sie z.B. heute auf den Bahamas findet. Die Entstehung von Eisenooiden dagegen ist tatsächlich noch nicht vollständig geklärt.
Ein kleines Stück weiter erreichen wir schließlich die Infotafel zur obersten Fazies der Sengenthal Formation, des Ornatentons.
Wir setzen unseren Fußmarsch fort und erreichen eine Treppe entlang des Südhangs.
Station 3: Malm
Ab hier beginnt nun mit der Weißjura Gruppe (“Malm”) der Oberjura. Unter den Lesesteinen dominieren ab jetzt weiße bis hellgelbe Kalksteine. Eine erste Infotafel verrät uns, dass wir uns auf den Gesteinen der Dietfurt Formation (Oxfordium bis Kimmeridgium, “Malm alpha bis beta”) befinden. Die Dietfurt Formation ist eine klassische Kalk-Mergel-Wechselfolge, die im Liegenden (“Malm alpha”) noch stark mergeldominiert ist, zum Top hin (“Malm beta”) nehmen die Mergel dann zunehmend ab, bis zwischen den Kalkbänken schließlich nur noch dünne Mergelfugen zu erkennen sind.
Gleichzeitig finden wir nun zum ersten Mal auf gleicher Höhe eine weitere Formation, namentlich die Massenkalke der Frankenalb Formation, die sich hier mit den Bankkalken der Dietfurt Formation verzahnen. Die Massenkalke gehen auf ehemalige Riffe und riffähnliche Strukturen zurück, die vor allem von Kieselschwämmen und verschiedenen Algen dominiert waren. Die Frankenalb Formation beginnt mitten im “Malm alpha” und erstreckt sich überregional bis in den “Malm zeta”, auf dem Hesselberg erosionsbedingt allerdings nur bis zum Beginn des “Malm gamma”.
Gehen wir die Stufen hinauf, erreichen wir schließlich ein kleines Häuschen. Vor diesem aufgeschürft sind die weichen Schichten des Impressamergels (Oxfordium, “Malm alpha”). Hier lassen sich teilweise auch einige Fossilien finden. Ein Stück weiter erscheint eine weitere Infotafel, diesmal zu den aufliegenden Bimmamatum-Schichten (Oxfordium, “Malm alpha”), die hier allerdings nicht aufgeschlossen sind.
Nach einem weiteren kurzen Fußmarsch kommen wir schließlich auf dem obersten unbewaldetem Plateau des Hesselbergs an. Mit Blick nach Osten sehen wir den Sendemast und direkt darunter unseren letzten Aufschluss. Im Süden sehen wir Gerolfingen und die flachen Hügel des Liasvorlands, im Hintergrund davon erhebt sich der Kraterrand des Nördlinger Ries. Blicken wir schließlich nach Südosten, sehen wir den Hahnenkamm, den südwestlichen Ausläufer der Frankenalb. Die Schichten der Frankenalb reichten einst bis zum Hesselberg und darüber hinaus. Wir blicken hier also auf die gleichen Schichten, die wir auch auf dem Hesselberg gesehen haben.
Wir befinden uns nun im oberen Teil der Dietfurt Formation, den sogenannten Werkkalken oder Planula-Schichten (Kimmeridgium, “Malm beta”), die wir auch im letzten Aufschluss sehen werden.
Der Weg zum Sendemast führt über verschiedene kleine Dolinen, die dem Plateau eine hügelige Topographie geben. Unsere letzte Station ist anhand der meterhohen Kalksteinstrukturen schon aus der Ferne leicht zu erkennen. Auch bei diesem handelt es sich wieder um ein frei zugängliches Geotop.
Im Nordteil des Aufschlusses stehen noch die Bankkalke der oberen Dietfurt Formation an, diese gehen aber relativ schnell in die Massenkalke der Frankenalb Formation über, die den gesamten Aufschluss dominieren. Betrachtet man die Massenkalke aus der Nähe, lassen sich die vielen fossilen Schwämme erkennen, die das Gestein aufbauen. Neben den Kieselschwämmen sind die Kalksteine auch reich an anderen Fossilien, darunter Brachiopoden, Ammoniten, Muscheln und Seeigel. Im Top der Kalksteine folgt schließlich noch der Platynota-Mergel, der gleichzeitig den Übergang zur Arzberg Formation (Kimmeridgium, “Malm gamma”) markiert.
Weitere geologische Sehenswürdigkeiten
Der geologische Lehrpfad endet am Sendemast. In der näheren Umgebung gibt es noch weitere geologische Sehenswürdigkeiten, die einen Besuch wert sind.
- An der Südostflanke des Hesselbergs liegt die Osterwiese, wo sich ebenfalls ein größerer Aufschluss der Dietfurt Formation befindet.
- Auf der Nordseite des Plateaus lassen sich bohnerzführende Karstfüllungen finden, die wahrscheinlich während des Paläogens entstanden sind.
- Geht man vom Parkplatz am Kiosk die Straße nach Gerolfingen etwa 1,5 km hinab, trifft man auf Höhe der Opalinuston Formation mehrere kleinere Hügelstrukturen, die bei genauerer Betrachtung aus Kalkstein bestehen. Es handelt sich dabei um Rutschkörper aus dem Malm. Die Kalksteine der Dietfurt und Frankenalb Formation liegen auf dem bereits oben kurz erwähntem Ornatenton. Dieses tonige Gestein begünstigt wie ein Schmiermittel Rutschungen der großen Kalkkörper. Eine ähnliche Struktur findet sich auch an der Südostflanke.
Infomaterialien
Wittelshofen
Geologischer Lehrpfad – keine Infomaterialien vorhanden!