Freudenstadt: Christophstaler G’schichtswegle

Ein spannender Geschichtserlebnispfad entlang des Forbachs auf 5 km Länge.

Entlang der Rundtour durch das idyllische Christophstal erwarten dich 19 unterschiedliche Stationen, zu den verschiedenen Handwerksbetrieben und historischen Gebäuden, die das Tal um 1900 prägten. Schwäbische Sprüche begleiten dich hierbei auf deinem Weg.

Start des Christophstaler G’schichtswegle ist an der „Adlerterrasse“, die einen schönen Blick auf das Bärenschlössle, die ehemalige Tuchfabrik Hoyler und die 2025 eingeweihte Rutschenanlage bietet. Ab hier kannst du dem Symbol mit dem Bärenschlössle und der gelben Raute hinab ins Christophstal und rein in das Gartenschau-Gelände folgen. 

Wegstationen
Geschichte des Christophtals
Das Christophstal war das historische Industriegebiet von Freudenstadt. Die Nutzung der Wasserkraft des Forbachs war Jahrhunderte lang ein Standortvorteil. Die Ursprünge der wirtschaftlichen Aktivitäten im Tal liegen im Bergbau. Die von den Bergleuten in verschiedenen Christophstaler Bergwerken gewonnenen Erze wie Silber, Kupfer und Eisen konnten vor Ort in Anlagen zur Erzverhüttung weiterverarbeitet werden. Die Weiterverarbeitung zu einzelnen Produkten erfolgte auch im Tal. So gab es zum Beispiel ein wassergetriebenes Hammerwerk für Eisenwaren – dort stellten Handwerker Sensen, Sicheln und Messer her – sowie Gebäude zur Messingproduktion.

Das konjunkturelle Auf und Ab hinterließ im Tal immer wieder Spuren: Bergwerke waren nicht mehr rentabel oder die Erzvorkommen erschöpft. Auch der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) machte sich bemerkbar: Nach Plünderungen und Zerstörungen 1634 durch Soldaten erlahmten die wirtschaftlichen Aktivitäten im Tal. Erst nach Kriegsende ging es langsam mit dem Bergbau sowie der Silber- und Kupferverarbeitung und der Messingproduktion wieder los.

Ende des 18. Jahrhunderts gab es keinen Silber- und Kupferbergbau mehr im Christophstal. Nur Eisenerz und Schwerspat förderten die Bergleute im 19. Jahrhundert noch. Ende des 18. Jahrhunderts ließen sich weitere Gewerbe im Tal nieder, die auf die Wasserkraftnutzung angewiesen waren: Dazu gehörten unter anderem Mahl-, Schleif-, Loh-, Öl- und Walckmühlen.

1879 gab es für Freudenstadt durch die Gäubahn den Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die Betriebe im Christophstal und oben in Freudenstadt standen unter Modernisierungsdruck. Als ab 1895 das Elektrizitätswerk seinen Betrieb aufnahm, begannen viele Firmen die Vorteile der Elektrifizierung für ihre Produktion zu nutzen.

Station 1: Adlerterrasse

„Adler“ war und ist ein beliebter Gasthof- und Hotelname. Ab 1829 führte der Brauereigasthof an der Murgtalstraße den Namen Adler. Ab 1900 bauten die Inhaber den Gasthof um und ließen die Brauerei herausreißen. Ab 1929 standen im nunmehrigen Hotel rund 60 Betten zur Verfügung. Die Blütezeit des Hotels endete im Zweiten Weltkrieg. Nach wechselvoller Nutzung des Gebäudes riss man es um 1970 herum ab und baute auf dem Grundstück 1971 ein Wohnhaus.

Station 2: Oberer Großhammer

Einst die bedeutendste Eisenschmiede im Christophstal, der Obere Großhammer, steht der Gebäudekomplex der ehemaligen Tuchfabrik Hoyler heute leer. Einige ältere Gebäudeteile lassen die Vorgeschichte der Anlage noch erahnen. So führte ein Mühlkanal hinter dem Gebäude das zur Energiegewinnung notwendige Wasser heran, welches das Wasserrad des 1596 erstmals erwähnten „Schmittebau“, eine Eisenschmiede, antrieb. Es war Teil der „Oberen Werke“ der Eisenwerke Christophstal, in dem bis zur Aufgabe der Werke 1835 Eisenbearbeitung stattfand.

Wollspinnerei Münster

1839 kam es zum Verkauf an den Freudenstädter Tuchmacher Wilhelm Münster. Er gründete 1845 seine mechanische Wollspinnerei W. F. Münster. Er nutzte das vorhandene Magazingebäude und baute das Kohlenlager zu einer Wollspinnerei mit Wollwäscherei und Walkmaschine um. Ab circa 1894 nutzte die Firma nicht nur die Wasserkraft, sondern auch die Dampfkraft zur Energiegewinnung. Bis zur Jahrhundertwende stellte der Betrieb festes grobes Garn her. Um 1900 stellte die Spinnerei den Betrieb ein.

Tuchfabrik Hoyler

Der Weber und Spinner Karl Friedrich Hoyler kaufte 1902 die Spinnerei auf. Er gründete 1902 die Tuchfabrik Hoyler und ließ 1902 ein Turbinenhaus neben dem alten Fabrikgebäude errichten. Während des Ersten Weltkriegs lag die Fabrik zweieinhalb Jahre lang still. 1919 nahmen die Besitzer die Produktion wieder auf und richteten 1920 neben der Spinnerei noch die Weberei ein. 1921 beschaffte die Firma neue Maschinen und Webstühle und errichtete ein neues dreigeschossiges Verwaltungs- und Lagergebäude.

Versandhaus Christofstal

Fabrikbesitzer Erwin Hoyler gründete mit dem Textilkaufmann Friedrich Huber 1921 die „Tuchfabrik Christofstal“, in der die damals weltweit bekannte Christophstaler Tuche hergestellt wurde. Der neue Mitinhaber Huber kümmerte sich um den Vertrieb der Waren und baute den Versandhandel „Versandhaus Christofstal“ auf. Der Direktverkauf an die Kunden florierte. Hatte das Versandhaus 1921 nur 120 Kunden, wuchsen die Zahlen bis Anfang der 1930er Jahre auf über 100.000 Kunden, welche in der Kartei registriert waren.

Trotz Wirtschaftskrisen und Weltkriegen modernisierte und erweiterte sich die Tuchfabrik immer wieder. Das Werk war seit 1938 eine „Volltuchfabrik“: Die Eigentümer waren nun in der Lage, alles selbst zu fertigen.

Seit Beginn der 1960er Jahre war die deutsche Textilindustrie durch einen anhaltenden Schrumpfungsprozess gekennzeichnet, da die Konkurrenz aus Asien merkbar zunahm. Daher musste 1965 der Betrieb eingestellt werden. Das Grundstück und die Firma blieben aber noch bis in die 1990er Jahre in Familienbesitz.

Station 3: Gasthaus Bad

Das heutige Gasthaus zum Bad ist im Gebäude der ehemaligen Faktorei untergebracht. Von hier aus wurde das Leben und Arbeiten in Christophstal geregelt. Bereits 1624 wird die Faktorei als Verwaltungssitz der Berg- und Hüttenwerke in Christophstal erwähnt. Die Karte von 1778 zeigt die Anordnung der Gebäude rund um die Faktorei. Zu Beginn nur für die Laboranten zuständig, war im 18. Jahrhundert, nachdem das Amt des Bergmeisters nicht mehr selbstständig ausgeübt wurde, der jeweilige Faktor, Oberfaktor oder auch Generalfaktor, der für alle Christophstaler Angelegenheiten maßgeblich verantwortliche Beamte.

Station 4: Feilenhauerei Bührle

Wechselvoller Produktionsstandort

Zunächst war auf dem Grundstück von 1622 bis 1628 die herzogliche Münze untergebracht. Jahrzehnte später errichteten die herzoglich württembergischen Hüttenwerke hier ein Hammerwerk: den „Oberzainhammer“. Von 1841 bis 2017 befand sich das Grundstück in wechselnden privaten Händen und unterschiedlicher Nutzung. Seit 2017 ist es in städtischem Eigentum.

Familienbetrieb Graf & Bührle

1884 kauften drei Feilenhauer, die Brüder Graf, die Säge- und Schleifmühle. Der Antrieb der Anlage erfolgte über Wasserräder. Für die jungen Handwerker eröffnete sich durch die Schleifmühle und die Nutzung der Wasserkraft die Möglichkeit der Mechanisierung der Produktion: Jetzt konnten sie alte stumpfe Feilen im eigenen Betrieb selbst recyclen und aufarbeiten. Zusätzlich ergänzten um die Jahrhundertwende zwei mit Wasserkraft angetriebene Feilenhaumaschinen die Produktion. Die Sägemühle gaben sie auf und produzierten stattdessen Holzschindeln. Umstrukturierungen und familieninterne Anteilsverkäufe führten dazu, dass das Grundstück und die Feilenhauerei und Schleiferei ab ca. 1942 in den alleinigen Händen von Bernhard Bührle lag. In den Nachkriegsjahren gab es eine starke Nachfrage nach aufgearbeiteten Feilen. Rohstoffe waren zunächst knapp und das Wiederauf-hauen von Feilen war für die handwerklichen Feilenhauereibetriebe ein gutes Geschäft, das bis Ende der 1950er Jahre eine wirtschaftliche Produktion ermöglichte.

Ende der 1950er Jahre modernisierte der Inhaber die Wasserkraftanlage und ließ eine Ossberger Durchströmturbine einbauen. Bernhard Bührle verstarb 1964 und sein Sohn Gerhard Bührle übernahm den Betrieb. Ende der 1950er Jahre verlagerte sich die Feilenproduktion zunehmend in größere industrielle Feilenfertigungen. Zu Beginn der 1970er Jahre endete die handwerkliche Feilenherstellung und Bührle stellte auf Feilenhandel um. Ergänzend dazu baute er einen Schleif- und Schärfdienst für Bandsägen und Kreissägen auf.

2010 verstarb Feilenhauermeister Gerhard Bührle im Alter von 82 Jahren. Mit ihm endete nach 187 Jahren die alte Feilenhauertradition in der Familien Graf und Bührle. Eine Auswahl von Exponaten aus der alten Feilenhauerei können in der Dauerausstellung des Museums im Stadthaus auf dem Marktplatz besichtigt werden.

Münzstandort

Bevor auf diesem Werkplatz jedoch die Feilenhauerei eingerichtet wurde, hatte dieser bereits eine lange Geschichte. Herzog Johann Friedrich (1582-1628) wählte das Christophstal als Standort für eine weitere Münzstätte und wurde hier fündig. Ausschlaggebend für die Platzwahl war die vorhandene Infrastruktur der Bergwerke, der Weiterverarbeitungseinrichtungen (zum Beispiel die Schmelzhütte) und darüber hinaus die vorhandenen Fachkräfte wie Schmelzer oder Probierer. Der wichtigste Grund war jedoch der Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Nach Beginn des Krieges setzte eine rasch fortschreitende Münzverschlechterung ein. Zur Deckung der Rüstungsausgaben, der Kriegskosten (und zur eigenen Bereicherung) nutzen immer mehr Fürsten ihr Münzrecht. Sie verringerten den Gehalt ihrer Münzen und ließen immer mehr geringwertige Münzen prägen.

„Kipper- und Wipperzeit“

In der Hochphase dieser „Kipper- und Wipperzeit“ (1621–1623) drehte sich die Spirale der Münzentwertung immer schneller. Mit „Kippen“ war das Einschmelzen der guten Münzen, mit “Wippen“ das Auswiegen der schwereren Stücke zum anschließenden Verringern gemeint. Die allgemeine Münzverschlechterung in der Kipper- und Wipperzeit erreichte 1622/23 ihren traurigen Höhepunkt. Als die Landesherren erkannten, dass sie das schlechte Geld nun in Form von Steuern und Abgaben zurückerhielten und die angeworbenen Söldner nur für gutes Geld kämpfen wollten, fingen sie an, das unterwertige Geld wieder einzuziehen. Von ca. Sommer 1623 bis 1628 prägte man im Christophstal nur noch werthaltigere Münzen, wie z.B. der Taler. Die Kippermünzen schmolzen die Handwerker ein und das daraus gewonnene Silber verwendeten sie für die besseren Münzen weiter. Neben Münzen ließ man gelegentlich auch Medaillen, sogenannte „Geschenktaler“, prägen.

Münzenproduktion

Die in der Gießerei hergestellten Silberbarren walzten die Handwerker im Streckwerk zu Silberstreifen (auch „Zain“ genannt) aus. Daraus schnitten die Handwerker anschließend im Sägewerk die „Schrötlinge“ aus und prägte in der Münze das eigentliche Nominal hinein.

Verwaltung

Verantwortlich für die neue Münzstätte als Münzverwalter war der erst 20jährige David Stein († 1629). Zusätzlich übernahm er circa 1624 das Amt des Münzmeisters.

Produktionsende

Herzog Johann Friedrich starb am 18. Juli 1628. Nach seinem Tod stellte die Münze im Christophstal ihre Produktion ein. 1634 zerstörten Kaiserliche Truppen auch die ehemalige Münze.

Station 5: Streckhammer (Drahtmühle)

Im Jahre 1607 wurde von einem noch nicht fertigen Zainhammer geschrieben. Auf solchen Hämmern wurde das Grobeisen zu länglichen Zainen, zu Stabeisen ausgeschmiedet, um es dann an Schlosser, Schmiede, Nagelschmiede und Messerschmiede verkaufen zu können. Auch fertige Waren wie Schaufeln, Hacken, Beile, Pflugscharen und Waldsägen wurden hergestellt. Im Jahre 1612 wurde auf dem Werkplatz unterhalb der Münze noch eine Drahtmühle errichtet, in der Messingdrähte gezogen wurden. Das Gebäude und die technischen Einrichtungen wurden von Baumeister Heinrich Schickhardt geplant.

Im 18. Jahrhundert wurde im Streckhammer auch Eisen erschmolzen. Der dazu erforderliche Großhammer war zusammen mit einem Kleinhammer in einem Schwanzhammergerüst untergebracht. Beide Feuer wurden mit wassergetriebenen Blasebälgen angefacht. Bei der Schmiede stand noch das Eisenmagazin, eine Kohlscheuer und ein Wohnhaus mit zwei Wohnungen.

Im 19. Jahrhundert richtete man wegen der großen Nachfrage nach raffiniertem Stahl nochmals ein modernes Rohstahl- und Raffinierfeuer ein. Nachdem der Streckhammer 1841 an Wilhelm Uhland verkauft wurde, richtete dieser hier eine Sägemühle ein.

Anstelle der Sägemühle wurde schließlich das heutige Haus Kitzlinger gebaut. Mit einer vom Forbachwasser angetriebenen Turbine wird heute wieder Strom für den Eigenbedarf erzeugt.

Station 6: Laborantenhaus

Viele der alten Wohnhäuser in Christophstal haben eine lange Geschichte. Sie dienten den vielen Arbeitern im Tal als Wohnhäuser. So auch dieses Gebäude mit der eingehauenen Jahreszahl 1790. Die Bewohner Christophstals werden in den Quellen meist als „Knappen“ und „Laboranten“ bezeichnet. Knappen waren die in den Bergwerken und Gruben beschäftigten Bergleute. Laborant war, wer in den Weiterverarbeitungsbetrieben beschäftigt war. Viele waren Fachleute auf ihrem Gebiet und wurden vom Herzog von auswärts angeworben. Die Laboranten wohnten mit ihren Angehörigen in den eigens für sie errichteten „Laborantenhäusern“, aber auch in den Produktionsstätten selbst. Die Herzöge bedachten die Christophstaler Bevölkerung immer wieder mit speziellen Privilegien. Beispielsweise war es erlaubt Wochen- und Jahrmärkte abzuhalten, Bier zu brauen und Handwerke zu betreiben, auch waren sie von Steuern befreit. Diese Vergünstigungen sorgten immer wieder für Streit zwischen den Freudenstädter Bürgern und der Bevölkerung des Christophstals.

Station 7: Kupferhammer

Heute erinnert das Wasserrad an das Kupferhammer-Werk, das hier einmal stand. Auf der Bergseite wurde der Mühlkanal herangeführt und befanden sich die Wasserräder. Dem Forbach zu war das Gebäude geöffnet, hier war der Zugang zu den Hammerschmieden. Im Obergeschoss waren die Wohnräume der Hammerschmiede untergebracht. Im Kupferhammer wird durch ein Wasserrad über eine Welle ein Hebelarm in Bewegung gesetzt, der den eigentlichen Hammer betreibt. Dieser wird ca. 40 cm angehoben und fällt durch sein mehrere Zentner schweres Eigengewicht auf den Amboss zurück. Auf diese Weise konnte Kupfer bearbeitet werden.

Später wurde auf diesem Werkplatz zunächst eine Getreidemühle, dann eine Baumwollspinnerei und Tuchfabrik errichtet. Im untersten Haus, das heute noch steht, wurde nach 1900 die Firma Votteler gegründet, die künstlerische Holzartikel herstellte. Im Jahr 1920 richtete der Kaufmann Robert Bürkle in den oberen Gebäuden eine Maschinenfabrik ein.

Anfänge der Firma Bürkle

Der Firmengründer Robert Bürkle (1898-1984) war das jüngste Kind einer Landwirtsfamilie in Schmiden bei Cannstatt und absolvierte eine kaufmännische Lehre.

Mit Conrad Schumann richtete er 1919 eine kleine wasserkraftnutzende Werkstatt im Christophstal ein. Anfang 1920 lieferten sie die erste Maschine aus und Mitte 1920 ließen sie ihre Firma ins Handelsregister eintragen. Die Firma expandierte: 1928 richteten sie eine Verkaufsniederlassung in England ein.

In der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur 1933 bis 1945 produzierte die Firma weiter Spezialmaschinen im Christophstal. Robert Bürkle führte von 1937 an als Alleininhaber die Firma. 1939 exportierte die Firma ihre Produkte schon in fast alle europäischen Länder sowie weltweit.

Nach dem Zweiten Weltkrieg stand auch die Firma Bürkle auf der Demontageliste der französischen Regierung. Teile der Werkhallen und die Maschinen baute man ab und transportierte sie 1945 nach Frankreich.

Neubeginn 1946

Zu Jahresbeginn 1946 produzierte Bürkle wieder. Die Demontage hatte zur Folge gehabt, dass die Neuausstattung des Betriebs mit modernsten Maschinen und Automaten erfolgt war. Damit war die Firma Bürkle den konkurrierenden Maschinenbaufirmen im In- und Aus-land technologisch überlegen, die noch mit älteren oder ganz alten Maschinen produzierten. Die Firma verlegte 1953 innerhalb von Freudenstadt einen Teil der Fertigung in das neu erworbene Fabrik- und Bürogebäude in der Stuttgarter Straße. Die Firma produzierte jedoch im Christophstaler Werk weiter. 1963 verlegte die Firmenleitung die gesamte Fertigung hoch an die Stuttgarter Straße. Bürkle ließ 1991 die Hallen im Christophstal abreißen.

Zum fünfzigjährigen Firmenjubiläum 1970 konnte Robert Bürkle mit gewissem Stolz vermerken, dass aus vier Mitarbeitern fast 600 Belegschaftsmitglieder geworden waren. Und aus einer Werkstatt von knapp 100 Quadratmetern war eine Produktionsfläche von mehr als 12.000 Quadratmetern geworden.

2020 zum 100jährigen Jubiläum war die Firma international aufgestellt, aber kein Familien-unternehmen mehr. Die Firma Bürkle gibt es heute noch. Das Hauptquartier ist nach wie vor an der Stuttgarter Straße in Freudenstadt.

Anlässlich der Gartenschau schuf das Team Gartenschau für das ehemalige Firmengelände die neue Bezeichnung „Forbachgärten“.

Station 8: Silberschmelze, Grube Sachtleben

Lange vor der Stadtgründung 1599 wurde hier das in den Gruben am Forbach und an der Kehrsteig abgebaute silberhaltige Fahlerz verhüttet. Über die Errichtung und den Betrieb der alten Schmelzhütte gibt es leider keine schriftlichen Überlieferungen. Sie wurde wohl schon vor der Stadtgründung wieder stillgelegt. Im Jahr 1575 suchte man einen neuen Platz für eine Schmelzhütte und hat diese dann bei der alten Straße zum Kniebis erstellt.

Bei der Erneuerung des bei einem Hochwasser zerstörten Stauwehrs im Jahr 1903 wurde der Bachverlauf geändert und mitten über den Standort der Silberschmelze hinweggeführt. Der neue Lageplan zeigt noch den alten Bachverlauf. (Wasserrechts-Akten T60, 1903)

Um ihren zukünftigen Bedarf an Schwer- und Flussspat zu sichern, legte das Bergbauunternehmen Sachtleben aus Oberwolfach 1989 hier einen Untersuchungsstollen an.

Station 9: Rußhütte

Nutzen

Bei dem Gebäude handelt es sich „um ein äußerst seltenes und authentisch erhaltenes Produktionsgebäude dieser ländlichen Kleinindustrie aus der Mitte des 19. Jahrhunderts“ und steht deshalb unter Denkmalschutz.

Bauwerksgeschichte

Im Jahr 1855 ging diese Rußhütte wahrscheinlich in Betrieb. Die Rußhütte ist ein zweigeschossiger, unverputzter Massivbau aus rotem Sandstein. Das Gebäude war die Arbeitsstätte der Kienrußbrenner. Sie gewannen durch Verbrennen von Reisig, harzhaltigem Holz und Harz- bzw. Pechgrieben mit verminderter Luftzufuhr (Verschwelen) den schwarzen, pulverförmigen Feststoff Ruß. 1870 verkaufte der Betreiber Moritz Hipp das Gebäude und der neue Eigentümer Albert Brucklacker baute es zu einem Wohnhaus um und richtete 1879 die Gastwirtschaft „Zum Schwanen“ ein.

Ursprünglich stand das Gebäude in Freudenstadt an der Stuttgarter Straße 59 an der B 28. Durch Bundesmittel konnte die Rußhütte im Verlauf des Jahres 2024 am ursprünglichen Standort Stein für Stein abgebaut und am neuen Standort wieder aufgebaut werden. Jeden Stein fügten die Handwerker entsprechend seiner ursprünglichen Position wieder an Ort und Stelle ein.

Rußgewinnung

Die Rußhütte besteht aus zwei Räumen: dem „Rußfabrikationslokal“ in dem sich auch der vier Meter lange Rußbrennofen befand und dem „Rußfang“. Im Brennofen verbrannten die Handwerker die rußbildenden Brennstoffe (z.B. Pechgrieben) und leitete die Verbrennungsgase ins Gewölbe des Rußfangs. Dort lagerten sich die kleinen Ascheteilchen am Fuße des Gewölbes ab, der Ruß wiederum an den Gewölbewänden. Der Rauch zog durch eine Öffnung in der Decke nach oben ab. Nach dem Brennvorgang kehrten die Rußbrenner den Boden und die Wände des Rußfangs ab und füllten den Ruß in Transportbehälter (wahrscheinlich dichte Holzfässer). Einen Teil verarbeiteten sie wahrscheinlich direkt zu einer Art Rußpaste, die man in einem Rußkessel hergestellt hatte. Zusätzlich verarbeitete sie, zumindest eine Zeit lang, auch Harz, da das Gebäude als „Rußbrennerei und Harzhütte“ bezeichnet wird.

Rußhütten in Baden-Württemberg

Derzeit sind in Baden-Württemberg nur noch zwei Rußhütten bekannt: in Enzklösterle und in Freudenstadt.

Station 10: Platzmeisterhaus

Hüttenwerke

Das 1838 fertiggestellte Platzmeisterhaus stellt ein Stück Industriegeschichte im Christophstal dar. Der Platzmeister arbeitete für die königlich – württembergischen Hüttenwerke (ab 1921 Schwäbische Hüttenwerke). Die königlichen Hüttenwerke hatten sich schrittweise zu einem überregionalen Großunternehmen entwickelt und stellten als Teil der hochspezialisierten Eisenveredelungsindustrie technische und qualitative Spitzenprodukte her, die in einer arbeitsintensiven Produktionsweise entstanden. In direkter Umgebung gehörte das Platzmeisterhaus zum Areal des Pfannenhammers (Pfannenschmiede). Aus der Hüttenwerkszeit sind dort vor Ort noch Reste von Wasserkunstbauten, das ehemalige Back- und Waschhaus und das Laborantengebäude erhalten geblieben. Im 20. Jahrhundert war der Werksteil im benachbarten Friedrichstal so wichtig geworden, dass die Schwäbischen Hüt-tenwerke bis 1937 die letzten Grundstücke und Gebäude im Christophstal verkauften. Es bleibt unklar, ob der Verkauf des Platzmeisterhauses erst 1937 erfolgte oder schon früher.

Personal

Der Platzmeister gehörte zu den „Hüttenoffizianten“, also zum Leitungspersonal, zu dem auch die Schmelzmeister, Gießereimeister und Hammermeister der Hüttenwerke gehörten. Die Platzmeister hatten die Aufsicht über die betriebliche Materialwirtschaft und über die Taglöhner.

Wohnung und Arbeitsplatz

Bei den Beamten und Offizianten war die freie Dienstwohnung ein fester Gehaltsbestandteil. Der Platzmeister im Christophstal wohnte und arbeitete im gleichen Haus. Im Erdgeschoss waren die Diensträume, im ersten Obergeschoß befand sich die Dienstwohnung. Zum Platzmeisterhaus gehörte auch eine Hofanlage und ein Hausgarten.

Baugeschichte

Im Zuge von Umstrukturierungen zwischen den Friedrichs- und Christophstaler Werksteilen entstand die Notwendigkeit eines Platzmeisterhauses. Der zweigeschossige Bau aus Buntsandsteinen ist bis heute erhalten geblieben. Der Originalgrundriss und die Substanz der Türen, Fenster und Böden ist immer noch erhalten, ebenso der Gewölbekeller. Bis in die 2000er Jahre nutzte man das Platzmeisterhaus als Wohnhaus. Zwei Privatpersonen und der Verein für Kulturdenkmale Freudenstadt kauften das Haus 2011, um es vor dem Verfall zu retten. Der 2024 angelegte Garten orientiert sich in der Gestaltung an historischen Vorlagen aus der Biedermeierzeit.

Station 11: Bergbau im Christophstal

In zahlreichen Gruben rund um Freudenstadt wurde nach Silber und Kupfer geschürft. „Neues Glück“, „Straßburgerin“, „Haus Württemberg“, „Christophsstollen“ hießen zum Beispiel diese Gruben, um nur wenige zu nennen. Sie erstreckten sich vor allem entlang des Christophstals bis zum Kienberg.

Im Tertiär kam es bei Freudenstadt zu einer Einsenkung eines Grabensystems. Parallel zu den Grabenflanken bildeten sich durch hydrothermale Vorgänge Quarz- und Schwerspatgänge. Der aufmerksame Wanderer entdeckt in den Wäldern heute noch Reste von Schachtpingen, Abraumhalden und versteckte Stolleneingänge.

Wer noch einen Abstecher zur Grube „Straßburgerin“ bzw. „Ferdinand“ machen möchte, der folgt dem Waldweg noch ein Stück bergauf bis zum alten Steinbruch. Ein vergitterter Stolleneingang zeugt hier noch vom Zeitalter des Bergbaus im Christophstal.

Station 12: Bärenschlössle

Das Bärenschlössle mit seinem Staffelgiebel prägt bereits seit einigen hundert Jahren das Bild des Tales. Es ist eines der wenigen noch erhaltenen Gebäude, das die Stadtbrände von 1632 und 1945 überlebte.

Namensherkunft

Der Name „Bärenschlössle“ kam erst zwei Jahrhunderte nach seiner Errichtung in der Zeit der Romantik auf. In Reisebeschreibungen tauchte ab 1837 dieses angebliche „Jagdschlösschen zur Bärenjagd“ auf. Die verkürzte Bezeichnung „Bärenschlössle“ hält sich bis heute.

Gebäudegeschichte

Das repräsentative Staffelgiebelhaus „Bärenschlössle“ im Christophstal gehörte Generalfaktor Peter Stein († 1632). Er war ab 1612 in württembergischen Diensten im herzoglichen Messinghandel tätig und trat 1617 das Amt des Generalfaktors des Christophstaler Messingwerkes an. Er war so wohlhabend, dass er sich im Christophtal ein Haus bauen ließ und 1627 dort in das nach ihm benannten „Steinsche Freigut“ einzog. Wiesen und ein Garten gehörten auch noch zum Anwesen. Sein Sohn David Stein († 1629), Münzmeister im Christophstal seit 1622, übernahm 1628 von ihm das Amt des Generalfaktors. Nach dem Tod Peter Steins blieb das Gut bis in die 1670er Jahre in Familienbesitz. Die Erben verkauften es dann an die herzogliche Rentkammer, die wiederum verkaufte 1678 das Gut an den Baiersbronner Bauern Adam Ehmann. Über 200 Jahre lang verblieb der Besitz in der Familie.

Im Laufe der Zeit war der Hof mehrmals geteilt und im Eigentum mehrerer Familien. Die Stadt Freudenstadt konnte 1919 erst die eine und 1923 auch die zweite Hälfte kaufen. Nach Instandsetzungsarbeiten 1924 wohnte ein städtischer Revierförster im Anwesen.

Ein wohlhabender Enkel eines Vorbesitzers, Wilhelm Bez, kaufte Ende der 1960er Jahre das Traumhaus seiner Kindheit und renovierte es großzügig. Der Gemeinderat unterstützte das Vorhaben, in den historischen Räumlichkeiten eine Gaststätte einzurichten. Die Zeit als Gaststätte endete 2014 als die Pächter in Rente gingen.

Gegenwärtig befindet sich das Gebäude noch immer in Familienbesitz und wird von einem Pächter betreut. Die Räumlichkeiten können für Veranstaltungen gebucht werden.

Station 13: Skischanze - Geschichte des Skispringens in Freudenstadt

Ab 1900 fand das Skilaufen bei Einheimischen und Kurgästen zunehmend mehr Anhänger. Im Januar 1905 erfolgte dann in Freudenstadt die Gründung des Skiclubs „Schneeschuhverein“. Das Skispringen bildete die spektakulärste Wettkampfart, die regelmäßig viele Zuschauer anlockte. Im benachbarten Baiersbronn baute man bereits 1909 die Murgtalschanze.

Der Schneeschuhverein initiierte den Bau der Freudenstädter Schwarzwaldschanze. Die Skifreunde weihten sie am 28. Januar 1923 anlässlich des 12. Bundeswettlaufes des Schwäbischen Schneelaufbundes feierlich ein.

Feste Sprunganlagen brauchen kontinuierliche Pflege. In der Wirtschaftskrise 1932 bezahlte die Stadt Freudenstadt in Zusammenarbeit mit dem Schneeschuhverein und dem Heimatwerk Stuttgart den „Freiwilligen Arbeitsdienst“: Durch ihn konnten 20 bis 25 arbeitslose Personen mehrere Monate lang die Renovierung und den Ausbau der Schwarzwaldschanze bewerkstelligen. Gegenüber der ursprünglichen Schanze war die verbesserte Schanze um 12 Meter zurückgesetzt. Die Anlaufbahn verlängerten sie und legten sie steiler an, damit die Springer eine höhere Absprunggeschwindigkeit erreichten. Damit sollten Sprünge von bisher maximal 48 Meter auf 55 Meter ermöglicht werden. Auch ein Sprungrichterturm gehörte zur Gesamtanlage.

Auf der renovierten Schwarzwaldschanze in Freudenstadt und der ebenfalls umgebauten Murgtalschanze in Baiersbronn-Mitteltal konnten dann anlässlich der Deutschen Skimeisterschaft im Februar 1933 die Skisprungwettkämpfe stattfinden.

Nach dem Zweiten Weltkrieg organisierte der Schneeschuhverein die Wiederherstellung der hölzernen Sprungschanze am Finkenberg.

Im Februar 1953 fanden erneut große Wettkämpfe auf den Sprungschanzen in Freudenstadt und Baiersbronn anlässlich der deutsch-nordischen Skimeisterschaft statt. Als zusätzliche Sonderveranstaltung gab es noch ein Nachtspringen auf der Schwarzwaldschanze. 

Die letzte Stunde der Schwarzwaldschanze hatte am 3. Oktober 1967 geschlagen. Es konnte auf ihr nicht mehr mit der erforderlichen Sicherheit ein Skispringen durchgeführt werden. Die Holzkonstruktion war an den Verbindungsstellen teilweise verfault. Die Anlage riss man deshalb ab.

Station 14: Vordere Mühle

Das heute an dieser Stelle befindliche Gebäude ist ein Fabrikgebäude aus dem 19. Jahrhundert.

Im Jahre 1603 wurde die Vordere Mühle als erste Getreidemühle im Christophstal erbaut.

Über 250 Jahre lang wurde in dieser Mühle das Mehl für die Bürger der Stadt Freudenstadt gemahlen.

1858 war die Vordere Mühle mit 3 Mahlgängen und einem Gerbgang ausgerüstet, angetrieben durch 4 Wasserräder. Im Sommer 1871 wurde die Vordere Mühle, die wohl schon stillgelegt war, von der Firma Carl Metz und Söhne aus Freiburg aufgekauft, die darin eine Seidenfabrik einrichteten. Das alte Mühlengebäude wurde bei den Umbauarbeiten wesentlich verändert und erhielt dabei wohl die heutige Form. Die Wasserräder wurden durch eine Girardsche Vollturbine ersetzt, wohl die erste derartige Anlage im Oberen Christophstal. Die Seidenfabrik von Carl Metz und Söhne bestand bis 1929. Im Jahre 1934 befand sich die Steindruckerei, Kartonagenfabrik und Kunstanstalt Fichtner in dem Gebäude. Zu dieser Zeit wurde in der Wasserkraftanlage eine neue Francis-Spiralturbine eingebaut. In den 60er Jahren war in dem Gebäude der Vorderen Mühle die Glasfenster-Herstellung von Frau Schmidt-Weber und danach das Fitness-Center Schmälzle untergebracht. Die Wasserkraft wurde ab den 50er Jahren nicht mehr genutzt.

Station 15: Talwirtshaus

Schon 1571, als man einen neuen Platz für die Silberschmelze suchte, wurde vorgeschlagen, an dieser zentralen Stelle ein Gasthaus zu erbauen. Sicherlich wurde das Gasthaus bald erbaut, denn 1580 wird dort Gastwirt Wolf Haintzmann genannt. Damit ist das Talwirtshaus auch das älteste Gasthaus Freudenstadts. Das Talwirtshaus war lange das gesellschaftliche Zentrum der Bergleute und Laboranten im Christophstal. Bis 1806 wurde den Hüttenarbeitern vorgeschrieben, alle Taufen, Hochzeiten und Jahresfeste im Talwirtshaus „Zum Großen Christoph“ abzuhalten.

Station 16: Christophsstollen

Wenig oberhalb der beim ehemaligen Talwirtshaus gelegenen Forbachbrücke führte der Christophstollen nach rechts tief in den Kienberg hinein. Mit der unter Herzog Christoph eingeleiteten Aktivierung des Bergbaues gewann der Christophsstollen an Bedeutung. Deshalb wurde 1572 vorgeschlagen, dort wo auch die Handelsstraße nach Straßburg den Forbach überquert, eine neue Silber- und Kupferschmelzhütte und ein Gasthaus zu erstellen. Damit entstand bei der Forbachbrücke ein neues Silberzentrum, das man Christophstal nannte. Weiteren Auftrieb erhielt der Silberbergbau durch den Stadtgründer Herzog Friedrich I. Der Traum vom Silber-Reichtum erfüllte sich aber nicht, bald folgten magere Jahre. Die Münze, die im Christophstal errichtet worden war, musste 1628 wieder geschlossen werden. Der wechselvolle und wenig ertragreiche Bergbau auf Silber wurde um 1790 endgültig aufgegeben.

Station 17: Alte Kniebissteige

Bereits seit dem Mittelalter wurde als kürzeste Verbindung zwischen Tübingen und Straßburg die uralte Passstraße über den Kniebis benutzt. Eine Brücke über den Forbach wurde erstmals 1413 und der Weiler „Vortbach“ 1590 erwähnt. Nach der Gründung Freudenstadts wurde die Alte Kniebisstraße und die Oppenauer Steige ausgebaut. Dabei wurde 1606 die hölzerne Forbachbrücke durch eine Steinbrücke ersetzt. An der Steige sind heute noch alte Pflastersteine zu erkennen. Weiter oben im Wald stößt man sogar auf Wagengleisspuren, die die einst im Gebirge angewandte Straßenbautechnik zeigen. Nach einigen Metern entlang der Talstraße bachaufwärts richten wir unseren Blick auf die gegenüberliegende Bachseite. Die unscheinbar wirkenden Häuser befinden sich auf einem in der Geschichte des Christophstals überaus bedeutsamen Werkplatz.

Station 18: Haus Greising

Eine Flurkarte von 1837 und Lagepläne von 1860/65 zeigen hier einen Mühlplatz mit einem Wasserrad. Ein kurzer Zulaufkanal führte das Wasser von der oberen Forbachbrücke zu dem Haus. Das geringe Gefälle – die Stauhöhe wird kaum mehr als einen Meter betragen haben – ermöglichte allerdings nur einen „unterschlächtigen“ Betrieb, das Wasser konnte nur von der unteren Seite auf das Mühlrad einwirken.

Später wurde an dieser Stelle eine Strohmesserfabrik errichtet. Diese Messerschmiede wurde durch die mechanische Werkstätte Arnold abgelöst. Im Jahr 1904 richtete schließlich die Familie Greising eine Holzschindelfabrikation ein, die bis 1948 bestand.

Station 19: Mahlmühle Haas

Schon bald nach der Gründung Freudenstadts stand auf diesem Werkplatz eine Rohrschmitte, in der „allerlei Läuf und Rohr, Musketen, Feuerrohr und Pistolen“ gebohrt und gezogen wurden.

Später wurde diese zu einer Walkmühle umgebaut und es wurde Tuch hergestellt. Im Jahr 1808 ließ der Herzog in dem Gebäude wieder eine Waffenschmiede einrichten.

Aus Sachsen angeworbene Fachleute schmiedeten hier und gegenüber auf dem Gelände der einstigen Silberschmelze Bajonette, Ladestöcke, Gewehrläufe, Musketenläufe, Gewehrschlösser und Säbelklingen. Diese Christophstaler Gewehrfabrik wurde aber bald nach Oberndorf verlegt und hier wurde dann nach 1811 eine Getreidemühle betrieben.

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Christophstaler G'schichtswegle

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Königsbronn: Industrie- und Geschichtspfad

Königsbronn: Industrie- und Geschichtspfad

Es waren Zisterzienser Mönche, die die Entwicklung der Schwerindustrie in Königsbronn in Gang gebracht haben. Die ehemalige Klosteranlage liegt wenige Schritte vom Brenztopf entfernt und bildet neben den Stationen zur Industriegeschichte einen zweiten Schwerpunkt des Themenpfades.

Darüber hinaus hat Königsbronn weitere Besonderheiten zu bieten, wie die Burgruine Herwartstein, den Itzelberger See oder die Gedenkstätte, die dem Hitler-Attentäter Georg Elser gewidmet ist. Auch diese Stationen sind ausgeschildert und laden zur Erkundung ein.

Ausgangspunkt der Tour ist der Brenzursprung, um den sich gleich mehrere der insgesamt 19 Stationen des Industrie- und Geschichtspfades gruppieren – darunter das Rathaus mit seiner Rokoko-Fassade, die Hammerschmiede und das Turbinenhaus.

Sehenswürdigkeiten

© Gemeinde Königsbronn

Brenzursprung

4 Meter tiefer Quellsee mit klarem, blaugrünem Wasser. Die Quelle tritt unter einem mächtigen Felsen hervor. Die Schüttung beträgt 400 Liter in der Sekunde (34560 cbm pro Tag). Die Wassertemperatur beträgt das ganze Jahr über 7°C. Der Brenzursprung ist eine der schönsten und größten Quellen der Schwäbischen Alb.

Seit dem Jahr 2000 wird die Wasserkraft der Brenzquelle wieder genutzt.

Rathaus Königsbronn

Das Rathaus Königsbronn ist das Wahrzeichen der Gemeinde.

1775 erhielt das heutige Rathaus seine Spätbarocke Fassade und eine kostbare Innenausstattung, die jedoch bis auf das Fürstenzimmer im Dachgeschoß leider verloren gegangen ist.

Zum 100 jährigen Rathaus – Jubiläum wurde die Barocke Fassade vollkommen neu renoviert. Das geschah 1985 im Zuge der Ortskernsanierung.

Klosterhof-Areal

Das Zisterzienserkloster Königsbronn, welches sich durch wertvolle Privilegien, Schenkungen und Patronatsrechte, dieses u.A. in der Reichsstadt Reutlingen und zu Pfullendorf besaß, umfangreich entwickelte und zu beachtlichem Wohlstand kam, vor seiner am 29. und 30. April 1552 erfolgten völligen Einäscherung und Zerstörung durch Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach, (dem Verbündeten des Kurfürsten Moritz von Sachsen, der im Krieg gegen den Kaiser stand) als Strafe dafür, daß sich das in kaiserlicher Huld stehende Kloster der Reformation, die Herzog Ulrich v. Württemberg durchzuführen bestrebt war, entzog, indem es sich auf die Rechte des Österreichischen Königs Ferdinand stützte.

Flammofen

Aus dem ursprünglichen „Alten Gießhaus“, das bereits 1667 in Königsbronn stand, wurde später das Flammofengebäude der schwäbischen Hüttenwerke. Von 1820 bis 1920 wurde der Flammofen innerhalb des Flammofengebäudes betrieben. Aus dem 19. Jahrhundert stammt der hölzerne Kran mit Laufkatze, mit einer Tragkraft von ca. 5 Tonnen. Dieser Kran, der die Arbeit mit dem Eisenguss im 19. und 20. Jahrhundert verrichtete, kann im Flammofengebäude bis heute noch per Hand bedient werden.

Im Zuge der Industrialisierung wurde der Ofen zur Herstellung der ersten Hartgusswalzen in Mitteleuropa eingesetzt. Die dafür eingesetzte Technik wurde aus Großbritannien übernommen und bildete den Grundstein eines effektiveren Herstellungsprozesses. Bis heute werden im angrenzenden Hüttenwerk Walzen gegossen und bearbeitet.

Mit dem Besuch im Flammofengebäude kann der Film „Feuer und Flamme für Eisenguss“ zur Herstellung von Gießereiprodukten wie Glocken, Öfen und Grabplatten angesehen werden.

Itzelberger See

Der Itzelberger See ist ein beliebtes Naherholungsgebiet im Teilort Itzelberg. Im Sommer ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Mit Minigolf, Kiosk und Fahrten mit dem Tretboot. Ein Runderwanderweg führt um den ca. 8,4 Hektar großen See herum.

Der Itzelberger See wurde von den Mönchen des Klosters künstlich angelegt. Fische waren die Fastenspeise. Über Jahrhunderte hat das Wasser seine Bedeutung für die Fischzucht erhalten.

Ein eindrucksvolles Landschaftsbild gewährt die Vogelschutzinsel am Einlauf der Brenz in den Itzelberger See. Dieses Feuchtbiotop entstand während der großen Entschlammungsaktion des Itzelberger Sees.

1957 entschlossen sich die Gemeinderäte aus Königsbronn und der damals noch selbständigen Gemeinde Itzelberg, den See zu entschlammen. Dies wurde notwendig, nachdem sich im Seebecken eine zwei Meter hohe Schlammdecke angesammelt hatte und der Wasserstand teilweise nur noch eine Tiefe von 30 Zentimeter erreichte. Im Nord- und Westufer des Itzelberger Sees lag zu jener Zeit ein 4 Hektar großes Sumpfgebiet, die „Mooswiesen“.

Im Zuge der Entschlammung wurde ein großer Teil der Sumpfwiesen mit dem Schlamm aufgefüllt, der in ausgetrocknetem Zustand mit großen Baggern aus dem See entnommen wurde. Seinerzeit wurden über 170.000 Kubikmeter Schlamm aus dem Seebecken entfernt. Von dem ehemaligen Moor blieb nur ein zwei Hektar großer Restteil übrig, aus dem sich die Vogelschutzinsel bildete. Es entstand ein ideales Brut- und Rückzugsgebiet für Vögel und Amphibien.

Mittlerweile findet man an dieser Vogelschutzinsel den Eisvogel, Stockenten, das grünfüßige Teichhuhn, Kanadagänse, aber auch Bisam und Fischreiher sind anzutreffen. In den Wintermonaten rasten viele Wasservögel, besonders Tafelenten, Kolbenenten und Möwen, auf dem See die dann im Frühjahr in ihre Brutgebiete weiterreisen.

Im Uferbereich entdeckt man gelegentlich auch Spuren von Füchsen, die frühmorgens über den Nebenflussarm der Brenz auf die Vogelschutzinsel schwimmen und dort im dichten Unterholz nach Beute suchen. Auch der Marder und die Elster finden auf dem unzugänglichen Inselbereich ein reichhaltiges Nahrungsangebot.

Feilenschleiferei

Das Gebäude wurde um 1800 von Eberhardt Blezinger (Enkel von Johann Georg Blezinger) als Drahtzuggebäude erbaut. 1823 gingen Gebäude und Werkstatt in den Besitz der Königlichen Hüttenwerke über. Ab 1836 als Mittlere Dreherei genutzt, wurden hier die ersten Hartgusswalzen hergestellt.

Das damals hölzerne Wasserrad wurde 1888 durch eine Stahlkonstruktion der Fa. Voith ersetzt und ist bis heute erhalten geblieben.

1902 verkauften die Hüttenwerke die Dreherei und das Wohnhaus an die Familie Burr, welche die Werkstatt fortan als Feilenschleiferei nutzte. Das Wasserrad wurde, nach mehreren gescheiterten Versuchen den Wasseranstau zu erhöhen, 1920 stillgelegt. Der Antrieb der Schleifsteine erfolgte nun über einen Elektromotor. Die Nutzung der Werkstatt dauert noch bis 1970, danach wurde die Fertigung eingestellt.

Im Mai 2010 erwarb der Kulturverein Königsbronn die Werkstatt, um diese als Industriemuseum wieder zu beleben.

Seit 2011 laufen umfassende Sanierungsarbeiten am und im Gebäude, die von der Gemeinde und dem Kulturverein Königsbronn mit Unterstützung des LEADER Förderungsprogramms durchgeführt werden.

Durch die großzügige Spende des Königsbronner Apothekers, Herrn Horst Schmidt, an den Kulturverein war es letztlich erst möglich die umfassande Sanierung des Gebäudes und des Wasserrades durchzuführen.

Die Instandsetzung des historischen Wasserrades, nach den Originalplänen, konnte mit tatkräftiger Hilfe der Fa. Voith (Ausbildungszentrum) erreicht werden. Ebenso waren die ortsansässigen Firmen und Handwerker eine große Hilfe.

Weiter unterstützte das LRA Heidenheim, insbesondere der Fachbereich Forsten, das Projekt unter anderem mit einer großen Lärchenholzlieferung und einem mobilen Sägewerk.

Hammerschmiede

Hammerschmiede

Die Hammerschmiede, mit ihrem besonderen Ambiente, bietet Raum für die Durchführung einer Vielzahl von Veranstaltungen verschiedenster Art. Konzerte, Theateraufführungen, Vorträge, Seminare, Ausstellungen, Hochzeiten oder private Veranstaltungen – mit der mobilen Bühne und der umfangreichen Ausstattung wird jede Veranstaltung ein voller Erfolg.

Ein Schmuckstück entstand

Von Königsbronn aus entstand im 15. und 16. Jahrhundert der Brenz folgend, Europas erstes Zentrum der Schwerindustrie. Seit 5. Juli 1529 wird die Wasserkraft des Brenzursprungs industriell genutzt. Unter dem bedeutenden Abt des Königsbronner Zisterzienserklosters Melchior Ruf wurde hier die erste Eisenschmiede gebaut. Weitere folgten im Laufe der Jahrhunderte.

Bereits 1652 erfolgte der Bau einer neuen Schmiede. Unter dem außergewöhnlichen Unternehmer Johann Georg Blezinger entstand hier 1772 ein über Deutschland hinaus bestauntes „Wunderwerk der Technik“ – ein gusseiserner Wasserkasten, von dem aus die 9 Wasserräder der beiden Hammerschmieden betrieben wurden. 1788 / 89 brach man eine dieser Anlagen für eine neue Schmiede ab.

1860 / 61 wurde auch dieser Bau durch einen weiteren Neubau ersetzt, es entstand das heute noch bestehende Gebäude der Hammerschmiede. Bereits wenige Jahre später wurde dieses Werk zur Walzendreherei umfunktioniert und Mitte des 20. Jahrhunderts als Produktionsstätte aufgegeben.

Die Hammerschmiede wurde ab 1956 zur Brenzturnhalle umgebaut. Später, nach einer kurzzeitigen Nutzung als Asylbewerberunterkunft wurde sie von einem Arbeitskreis ehrenamtlich nutzbar gemacht.

2008 beschloss der Gemeinderat, dieses einzigartige Gebäude im Rahmen der Ortskernsanierung umfangreich zu renovieren. Nach knapp einjähriger grundlegender Sanierung entstand nun zwischen der Brenz und dem ehemaligen Triebswerkskanal ein besonderes Schmuckstück – die „Hammerschmiede“.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch und wünschen allen Veranstaltungen in diesen historischen Räumlichkeiten einen harmonischen Verlauf.

Georg Elser Gedenkstätte

Georg Elser versuchte mit seinem Attentat auf Adolf Hitler in das Rad der Geschichte einzugreifen. Die Elser Gedenkstätte beinhaltet die größte Dokumentation über den Königsbronner Widerstandskämpfer.

Neben wertvollen zeitgeschichtlichen Dokumenten sind auch die Verhörprotokolle vom Dezember 1939 einzusehen und gewähren einen umfassenden Einblick in die Hintergründe des Attentats.

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Königsbronn

Faltblatt „Feilenschleiferei und Schmiede“

Idar-Oberstein: Edelsteinschleiferweg

Idar-Oberstein: Edelsteinschleiferweg

Die Wanderung steht ganz im Zeichen der Edelsteine und verläuft in einigen Bereichen auf alten Schleiferpfaden, auf denen einst die Edelsteinschleifer zur Arbeit unterwegs waren. Sie bietet eindrucksvolle Aussichtspunkte zur Stadt, über den Hunsrück und ins Nahetal.

Der Weg beginnt an der Historischen Weiherschleife, der letzten mit Wasserkraft angetriebenen Edelsteinschleifmühle am Idarbach – ein Besuch lohnt sich! An einem ersten Aussichtspunkt bieten sich Ausblicke über die Weiherschleife, die dahintersteil aufsteigenden Felswände eines Steinbruchs und zur Wildenburg . Später folgen die Aussichtpunkte am Schachenkopf und Hasenklopp sowie der Picknickplatz „Dietzenplatte“.

Am Aussichtspunkt Enzweiler hat man einen außergewöhnlichen Blick ins Nahetal.

Hinter Algenrodt beginnt der Weg zum Besucherstollen der Edelsteinminen Steinkaulenberg. Unterwegs führt er an vielen ehemaligen Stolleneingängen vorbei. Der Wanderweg verläuft über die Abraumhalden früherer Edelsteinminen. Die Edelsteinminen Steinkaulenberg sind die einzigen in Europa für Besucher zugänglichen Edelsteinstollen. Im weiteren Wegverlauf befindet sich der geologischen Lehrpfad, der viel Wissenswertes über die Geologie der Saar-Hunsrück-Nahe-Region vermittelt.

Tipp

Planen Sie einen Besuch in der historischen Weiherschleife und den Edelsteinminen „Steinkaulenberg“ ein – es lohnt sich!

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Idar-Oberstein

Edelsteinschleiferweg – keine Infomaterialien vorhanden!

Textquellen

Königsbronn: Industrie- und Geschichtspfad

Winnweiler: Zur Eisen- und Kupferschmelz

Der Start der Tour ist am Bahnhof Winnweiler.

Die Tour führt über die Kreuzkapelle und dem Hochsteiner Kreuz zur Eisenschmelz Winnweiler und über die ehemalige Kupferschmelze wieder zurück zum Ausgangpunkt.

Empfehelnswert ist auch ein Besuch im Jüdischen Museum Winnweiler, in dem 2021 eine Gienantabteilung eingerichtet wurde. Dort wird die Erinnerung an das für Winnweiler und Umgebung bedeutsame Unternehmen der Montanindustrie wachgehalten.

Die Eisenschmelz

In der Folge regionaler Erzfunde und dem Erzabbau, etwa im nahe gelegenen Imsbach, gründete Nicolaus Guinand („Gienanth“) im Jahr 1742 das Eisenhüttenwerk Hochstein.

Die „Eisenschmelz“ bestand aus dem Hochofen, einem Großhammer, einer Gießerei sowie Arbeiterwohnungen und einem dreiflügeligen Herrenhaus mit Park. Die Gießerei wurde 1948 abgerissen. Alle weiteren Gebäude der Anlage sind weitgehend erhalten und stehen als geschlossene Anlage unter Denkmalschutz.

Von der L 392 aus ist die Einfahrt in den Industriepark, aber vor allem die Ruine dieses auch „Neues Werk“ bezeichneten Teils zu sehen (Mauer mit hohen Rundbogenfenstern).

Anlässlich der EXPO-2000 zum Thema „Mensch-Natur –Technik“ wurde der „Frühindustriepark Gienanth“ geschaffen. Ein industriegeographischer Lehrpfad führt zwischen 225 und 400 Höhenmetern in einer Länge von 12 km durch das südwestliche Donnersberger Vorland“. Der Lehrpfad führt zu mehreren Standorten, an denen Denkmäler besichtigt werden können. Startpunkt ist die Eisenschmelz in Winnweiler-Hochstein. Konzipiert wurde der Lehrpfad mit Informationstafeln von einem Leistungskurs des Wilhelm-Erb-Gymnasiums in Winnweiler.

 

Die Kupferschmelz

Die Kupferschmelz wurde 1747/49 erbaut als Kupferhütte durch die Imsbacher Kupferbergwerksgewerkschaft, die den Betrieb bereits 1754 wieder einstellt. Ab 1806 nutzt Gienanth das Gelände, baut 1806 zunächst ein Eisenhammerwerk, ab 1880 eine neue Gießerei und verlegt 1938 den Betrieb komplett in die Kupferschmelz.

Das Werk „Gienanth AG Eisengießerei“ wurde im Laufe der Jahrzehnte immer wieder an- und umgebaut und „verbaut“. Seit der Stilllegung im Jahr 2004 wurden alle Maschinen entfernt und Teile der Gebäude zerstört. Die nicht denkmalgeschützte Anlage ist heute in Privatbesitz und öffentlich nicht zugänglich.

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Winnweiler

Industriekultur und Natur – keine Infomaterialien vorhanden!

Königsbronn: Industrie- und Geschichtspfad

Bad Neuenahr-Ahrweiler: Eisenweg

Archäologische Ausgrabungen

Als in den 1950er Jahren Waldarbeiter im Ahrweiler Stadtwald auf seltsame Bodenerhebungen stießen, ahnten sie, dass hier etwas ganz Besonderes verborgen lag. Sie meldeten ihren Fund weiter und kurze Zeit später begannen Archäologen der Universität Bonn mit den Ausgrabungsarbeiten. Schon bald zeichnete sich ab, dass an dieser Stelle im Altertum eine größere Anlage zur Verarbeitung von Eisenerz bestanden hatte.

Fortan gab es an dieser Stelle in den Wanderkarten den Vermerk „Römersiedlung“ bzw. „Gräberfeld“. Kaum ein Wanderer nahm davon Notiz. Erst mehr als fünfzig Jahre später erinnerten sich die Verantwortlichen bei der Verwaltung des Kreises Ahrweiler und der Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler an den geschichtsträchtigen Schatz im Stadtwald.

Der Eisenweg

Seit Anfang Mai 2001 gibt es offiziell den „Eisenweg“, der Teil der „Historischen Straße“ist, zu der auch die beiden Themenwege „Wacholderweg“ sowie „Köhler- und Loheweg“ gehören.

Auf der Wanderung trifft man auf Mauerreste, die zu ehemaligen Gräberfeldern der römischen Eisenschmelze gehören. Zudem finden sich hier Teile der fast 2000 Jahre alten Industriesiedlung.

Infotafeln am Weg geben Aufschluss über eine längst vergangene Zeit.

Wegbeschreibung

Die Tour beginnt am Wandererparkplatz „Alte Mauer“ an der Ramersbacher Straße zwischen Ahrweiler und dem Örtchen Ramersbach (Eifel-Ardennen-Straße). Eine Informationstafel liefert wertvolles Hintergrundwissen.

Nach etwa 300 Metern folgen wir links der Ausschilderung A7. Kurze Zeit später weist uns ein Schild auf das Gräberfeld der römischen Eisenschmelze links vom Weg hin. Ein paar Mauerreste von rechteckigen Fundamenten und Ziegelscherben beweisen, dass zwischen den Kiefernstämmen und Brombeersträuchern vor langer Zeit Menschen ihre Toten auf die verschiedensten Arten begraben haben.
An der nächsten Wegekreuzung weist die Wegemarkierung A7 nach rechts. Nach wenigen Metern lichtet sich der Wald rechts von uns und die Überreste einer fast 2000 Jahre alten Industrieansiedlung liegen vor uns. Eine Hinweistafel klärt uns zunächst über die ökologische Bedeutung des Ausgrabungsortes auf: Zahlreiche Amphibien wie Frösche und Molche, aber auch seltene Pflanzen und Insekten finden ihren Lebensraum in den Tümpeln und in deren Uferbereich am Rande des Ausgrabungsfeldes.

Eine andere Tafel zeigt, wie wir uns das ursprüngliche Umfeld der Mauerreste vorstellen dürfen. Wir erfahren, dass es u.a. die reichhaltigen Eisenerzvorkommen waren, die die Römer veranlassten, sich im 1. Jahrhundert v. Chr. hier niederzulassen. Die Gebäude, die hier errichtet wurden, zeugen von einer fortgeschrittenen Baukunst. Insgesamt war die Anlage im Altertum wahrscheinlich größer als die heute freigelegten Mauerreste.

Das Eisenerz, das hier verarbeitet wurde, stammte aus verschiedenen Stellen der Umgebung, wo es im Tagebau gewonnen wurde. Zur Weiterverarbeitung wurde es in Körbe gefüllt und zu Pferde oder mit Maultieren zur Verhüttung transportiert. Das eigentliche Verfahren zur Herstellung von Eisenbarren wurde mittels sogenannter Rennöfen durchgeführt.

Nachdem wir den Ausgrabungsort ausführlich angesehen haben, wandern wir weiter. Nach wenigen Metern biegen wir an der Wegekreuzung mit dem alten Basaltkreuz nach links ab. Kurze Zeit später stoßen wir auf einen breiteren Querweg, dem wir nach links folgen. Schon von weitem ist die nächste Informationstafel auf der Waldlichtung links vom Weg zu erkennen (Tafel 5 „Breiter Kopf“). Im Bodenaufschluss in der Böschung dürfen sich insbesondere unsere jüngsten Mitwanderer als „Eisensucher“ betätigen.

Das gelbliche Gestein knapp unter der obersten Deckschicht des Waldbodens ist durchzogen von rötlichen bis schwarzbraunen Verfärbungen, die mal als Adern, mal als Schichten deutlich zu erkennen sind. Wir haben eisenhaltiges Gestein (Brauneisenstein) entdeckt. Vor über 250 Millionen Jahren ist es entstanden. Die Tafel informiert, welche geologischen Geschehnisse dazu geführt haben. Wir haben nun auch eine Erklärung für die zahlreichen Gräben, Trichter (Pingen) und Erdhügel im Wald entlang unseres Weges.

Mit einem kleinen rostroten Souvenir in der Hosentasche wandern wir wenig später auf dem historischen Eisenweg weiter. Interessant ist auch der Wald beiderseits unseres Weges, der offensichtlich wie ein Staudamm wirkt. Links erkennen wir an den typischen Sauergräsern (Seggen), dass hier das Regenwasser nur schlecht abfließen kann (Staunässe). Rechts des Weges zeigt die Bodenvegetation ein ganz anderes Bild. Waldrebe (Geißblatt) und Brombeersträucher gedeihen üppig zwischen den Kiefernstämmen.

An der nächsten Kreuzung bei den beiden Findlingen geht es geradeaus weiter bergauf. Auch hier sind die Spuren der frühzeitlichen Bergleute unübersehbar. Wenn wir uns die Bäume und die Bodenvegetation wegdenken, können wir uns die einstige „Mondlandschaft“ denken, die es hier zur Zeit der Erzsucher gab. Umweltschutz gab es damals noch nicht und der Bedarf an Rohstoffen für die Eisenhütte war enorm. Kurze Zeit später erreichen wir die Schutzhütte „Alte Mauer“.

Von hier geht es bergab bis zum Parkplatz am „Waldwinkel“. Am alten Steinkreuz folgen wir der Ausschilderung „Historische Straße“ nach rechts. Am Forsthaus mit dem Hirschgeweih am Giebel geht es wieder in den Wald hinein. Kurze Zeit später geht es dann nach links. Der Weg führt uns wieder auf freies Feld und nachdem wir die Höhe vor uns überschritten haben, liegt Ramersbach vor uns.

Eine Viertelstunde später erreichen wir die ersten Häuser. Dann stoßen wir auf der Höhe eines kleinen Kapellchens auf die Straße Ramersbach – Ahrbrück, der wir nach links in Richtung Dorfmitte folgen. An der Einmündung dieser Straße auf die Hauptstraße biegen wir nach rechts ab. An der Kirche und dem kleinen, von Bäumen beschatteten Dorfplatz und dem „Tante Emma-Laden“ vorbei wandern wir bis auf Höhe der alten Schule, wo wir vorsichtig die Straße überqueren und der Ausschilderung folgend in der Forststraße wenig später in den Hof des Gasthauses „Halfenhof“ gelangen.
Halfer nannte man im Mittelalter die Bauern, die die Hälfte ihres Ertrages als Pacht an den Landesherrn zahlen mussten. Das schmucke Anwesen macht einen einladenden Eindruck. Wir betreten die rustikal eingerichtete Halfenstube. Zahlreiche Fotos, ergänzt durch Modelle in Glasvitrinen und allerlei Gegenstände, dokumentieren den Arbeitsalltag der Köhler, die bis ins 20. Jahrhundert in dieser Gegend Holzkohle hergestellt haben. Nach einem vorzüglichen Mahl, abgerundet durch einen klassischen Ahrrotwein, setzen wir unsere Wanderung fort. Der Ausschilderung folgend geht es aus dem Dorf hinaus hinüber zur Florianshütte am Waldrand und weiter hinab nach rechts ins Tal.

Wir folgen dem Wanderweg bis zu einer markanten Wegegabelung. Ein paar Meter folgen wir dem rechten Weg bis zu der weithin gut sichtbaren Informationstafel. Wir erfahren, dass sich an dieser Stelle zur Römerzeit ein stattlicher Gutshof befand. Übrig geblieben ist allerdings nur wenig. Ein paar Mauerreste, Bruchstücke von Ziegelsteinen, mehr nicht. Zurück auf dem Wanderweg geht es weiter talabwärts, bis wir den Grund des Bachemer Bachs erreichen, den wir überqueren.

Auf dem gegenüber liegenden Hang geht es halbrechts hinauf bis zur Straße. Dieser folgen wir nur wenige Meter nach links bis zur nächsten Wegemarkierung, die uns nach rechts auf einen Waldweg leitet. Am Wegrand können wir überall Gesteinsbrocken sammeln, die Spuren von Roteisen aufweisen. Dann gabelt sich der Weg. Wir halten uns links, gelangen, den Markierungen folgend, wenig später über den teilweise bereits bekannten Weg zurück zum Ausgangspunkt unserer Wanderung.

© Ahrtal-Tourismus Bad Neuenahr-Ahrweiler e.V.

Mit freundlicher Genehmigung. VIELEN DANK.

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Bad Neuenahr-Ahrweiler

Eisenweg – keine Infomaterialien vorhanden!

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Mörschied: Traumschleife „STUMM-Eisenhütten-Weg“

Schattige Wälder und offene Feldlandschaft mit Aussichten über die Hunsrückhöhen, zur Wildenburg hoch über Kempfeld und den Idarwald bestimmen die Tour. Der Wanderer erhält ausführliche Informationen über die Eisenhüttendynastie der Familien Stumm, deren Wurzeln mitten im Hunsrück liegen.

Entlang der Tour informieren Tafeln über die Dynastie der Stummschen Familie. Johann Nikolaus Stumm erlernte das Schmiedehandwerk. Damit begann eine über sechs Generationen andauernde Familien- und Firmengeschichte im Eisenhüttenwesen.

Unterwegs begegnen dem Wanderer ehemalige Stollen und Abraumhalden an den Talhängen. Außerdem finden sich Reste von kleineren Erzhütten und wasserbetriebenen Edelsteinschleifereien und Hammerwerken, die an die ehemals rege Bergbautätigkeit am südlichen Hunsrückrand erinnern.

Am Ufer des Hammerbachs entstand 1715 der erste Eisenhammer von Johann Nikolaus Stumm. Zwei weitere Hammerwerke befanden sich an der Asbacher Hütte, die heute eine Einrichtung der Diakonie mit Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten ist.

Verschiedene Aussichtspunkte bieten Fernsichten zur Wildenburg, über die Hunsrückhöhen oder zum Idarwald.

Vorbei an der Historischen Wasserschleife Biehl (Besichtigung möglich) gelangt man zum Ausgangspunkt Camping Harfenmühle mit Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten zurück.

Wegbeschreibung

Die Wanderung auf dem Stumm-Eisenhütten-Weg führt zu den Spuren der einstigen Weltfirma, deren Anfänge im Hellertshausener Ortsteil Hammerbirkenfeld liegen. Die Familie Stumm besaß zu Beginn des 19. Jahrhunderts vier Hütten-, 13 Hammer- und zwei Schneidwerke im Hunsrück. Nach ihrer Übersiedlung ins Saarland, wo sie 1806 die Neunkirchener Hütte erwarb, zählte die Stumm AG bis in die 1970er Jahre zu den größten Montanunternehmen Deutschlands.

Der sehr abwechslungsreiche und ausgesprochen naturnahe Premium-Rundwanderweg führt im ersten Drittel durch idyllische Wälder, in denen einige alte Stollen auf die bergmännische Vergangenheit der Region aufmerksam machen. Vor allem zwischen Asbach und Weiden bereichern großartige Weitblicke die offenen Flurpassagen, bevor es durch reizvollen Wald zum Naturrefugium am Schinderhannesfels geht. Kurzweilig führt die Rundtour mit herrlichen Aussichten über den Klingenberg zurück ins Tal, wo mit der Wasserschleife Biehl noch ein besonderer Höhepunkt auf den Wanderer wartet.

Tipp

Besuchen Sie die Historische Wasserschleiferei Biehl – ca. 150 m vom Eingangportal entfernt. 

Infomaterialien

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Mörschied

Traumschleife „STUMM-Eisenhütten-Weg“ – keine Infomaterialien vorhanden!

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