Ehrendingen (CH): Ehrendinger Runde (blaue Variante)

Drei Ehrendinger-Runden bieten vielfältige Überraschungen. Folgen Sie den entsprechenden Wegweisern und entdecken Sie Bekanntes und Unbekanntes aus dem Dorf. Sie finden auf den Tafeln Informationen aus Geschichte, Geologie, Natur- und Heimatkunde. Sie werden aufmerksam gemacht auf Kuriositäten oder ermuntert beim einen oder andern Punkt ihre Augen zu öffnen und die Ohren zu spitzen.

Bei der hier beschriebenen Runde handelt es sich um die südliche/“blaue“ Variante, die längste der drei Rundwege.

Hinweis: Diese Runde überschneidet sich teilweise mit der mittleren/“orangenen“ Variante. Die Infotafeln an den betroffenen Stellen sind deshalb doppelt nummeriert.

Gipsabbau, Gipsgrube

Seit dem Mittelalter wurde in der Oberehrendinger Gipsgrube Gips abgebaut und in den Mühlen weiter unten im Dorf zu Gipspulver gemahlen bzw. genauer gestampft. Der Gips wurde zum Düngen verwendet, speziell erwähnt wird in Dokumenten der Kleeanbau. Über die Verwendung als Baustoff ist nichts bekannt, dazu hätte es auch Brennöfen gebraucht, die nirgends Erwähnung finden.

Gipsgrubenheiland

Die Gipsgrube, ihre Umgebung und Natur sind untrennbar verbunden mit der Geschichte des „Gipsgrubenheilands“ Johann Urban Frei (1910 – 1978). Er lebte die zweite Hälfte seines Lebens im Wald nahe der Gipsgrube – ein Naturforscher, Naturschützer, Aussenseiter. Ohne je ein Studium absolviert zu haben, eignete er sich durch seine Beobachtungsgabe ein enormes Wissen über den geologischen Aufbau der Lägern an. Auch über die Botanik wusste er sehr gut Bescheid.

Er hat zahlreiche Gesteine und Fossilien freigelegt, auch einen Plesiosaurierknochen und ein Werkzeug aus der Jungsteinzeit. Der Grifitenkalkstein, ein grosses Fundstück von J. U. Frei, steht an der Kreuzung Badenerweg/Altweg. Weitere Fundstücke sind im Gemeindehaus Oberdorf ausgestellt und beschriftet (offen zu den ordentlichen Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung oder auf Anmeldung bei der Gemeindekanzlei).

Geotop Gipsgrube

Bei der Gipsgrube in Oberehrendingen hat man die einmalige Möglichkeit so tief in eine Falte zu schauen wie sonst niergends im Faltenjura. Ausserdem gehört dieser Aufschluss zu einem der schönsten Aufschlüsse des Keupers (lithostratigraphische Gruppe der Germanischen Trias).

Die aufgeschlossenen Gesteinsschichten in der Gipsgrube in Oberehrendingen entstanden vor rund 235 Millionen Jahre in einem tropischen Meer zur Triaszeit. Durch Konzentrations-, Verdunstungs- und Ausfällungsprozesse in einem flachen, vom Meer abgeschnittenen aber immer wieder überspülten Becken, entstanden Saize, Dolomite, Kalkgesteine und Tone. Später, vor rund 7 bis 2 Millionen Jahren, führte der starke Druck aus Süden, der mit der letzten Schubphase der Alpenfaltung in Zusammenhang steht, zu nordwärts gerichteten Bewegungen und Verformungen der Gesteinsschichten, Durch Erosion kam es schliesslich zur Freilegung der Schichten, Die hier aufgeschlossenen Gesteinsformationen gehören zur Bänkerjoch-Formation (ehemals Gips-Keuper genannt) und bestehen aus schwarzen, rötlichen, grünlichen und grauen Tonen, massig gebändert und knollig ausgebildetem, weiss bis rötlichem Gips und seiden glänzenden Fasergipsadern. Der Fasergips füllt Risse und Spalten, die oft quer zur Schichtung verlaufen. Dies lässt vermuten, dass er erst nach der Faltung gebildet wurde.

Rund 200 Jahre lang wurde in dieser Grube Gips abgebaut und mit Pferd und Wagen in die umliegenden Mühlen transportiert. Der Gips wurde gebrannt oder als Dünger verwendet. Mit dem Aufkommen von modernen Düngemittel kam der Abbau an der Gipsgrube zum Stillstand. Ein alter mit Gipsbrocken gefüllter Wagen zusammen mit einem alten Schienenstrang am Fuss des Aufschlusses erinnert an die damaligen Zeiten des Abbaus.

Textquelle: Kanton Aargau. Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung für Umwelt (Grundwasser, Boden und Geologie)

 

Hinweis vom 22.03.2025

Der Schienenstrang ist noch vorhanden, nicht aber der mit Gipsbrocken gefüllte Wagen. Sowieso dienten die Schienen und der Rollwagen (Lore) nicht zum Transport des Gips, sondern um den Abraum (also das unbrauchbare Material) unten aufzuschütten. (Die Gipsbrocken wurden mit Pferdewagen oder später mit Traktoren zu den Mühlen geführt.)

Eine Lore steht jetzt im Kreisel Niedermatt als Schmuck. Die zweite war in noch schlechterem Zustand und wurde entsorgt.

(Mitteilung von Claudio Eckmann. Vielen Dank.)

Geologisches N-S Profil durch die Badener Klus und die Lägern von Albert Heim 1907. Die Gipsgrube liegt in einem tektonischen Fenster, das den älteren Sattelkern der Falte aufschließt (siehe historisches Foto von 1893). Ein lehrbuchhaftes Beispiel für eine Reliefumkehr.

Quelle: Webseite „Ehrendinger Runde“

ETH-BIB-Gipsgrube Ehrendingen-Dia 247-00250

Historisches Foto der Gipsgrube aus dem Jahr 1893.

Leo Wehrli creator QS:P170,Q47086867, ETH-BIB-Gipsgrube Ehrendingen-Dia 247-00250, CC BY-SA 4.0

Wegstationen
Station 1: Ökomenisches Zentrum
Station 2: Künstler im Dorf
Station 3: Die Grafschaft Baden
Station 4: Ersatzwald
Station 5: Fabrikarbeiter
Station 6: Hecken
Station 7: Geologie

Unweit des Steinbucks hat die Erosion tiefe Gesteinsschichten der Lägern freigelegt. Hier können wir ins Innere des Berges hineinschauen.

In der aufgelassenen Gipsgrube kann im gut geschichteten, bunten Gestein eine beeindruckende Verfaltung der Gesteinsschichten erkundet werden. Durch den Gipsabbau wurde der Kern des Lägerngewölbes sichtbar. Für Albert Heim, den grossen Schweizer Geologen gehört die Gipsgrube zu den schönsten Aufschlüssen im Keuper.

Die buntfarbigen Gips- und Mergelschichten sind in Falten gelegt und wurden von einem französischen Geologen einmal als „un arc-en-ciel pétrifié“, als „zu Stein erstarrter Regenbogen“bezeichnet.

Textquelle: Infotafel 7

Station 8: Altholzinsel
Station 9: Naturschutz im Wald
Station 10: Magerwiesen
Station 11: Die Sage vom Heidewiibli
Station 12: Die Trinkwasserversorgung
Station 13: Aussicht/Lage
Station 14: Zementfabrik

Schon seit dem Mittelalter wurde in der Ehrendinger Gipsgrube Gipsstein abgebaut und in den Mühlen im Dorf am Gipsbach und in der Tiefenwaag gemahlen.

Ende des 19. Jahrhunderts nahm die Nachfrage nach Baustoffen stark zu; weil es an der Lägern neben Gips auch reiche Kalk- und Tonmergelvorkommen gibt, wurde hier 1892/93 eine Zementfabrik errichtet.

Bis zu 400 Arbeiter waren hier beschäftigt. Eine Schienenseilbahn brachte das Material von den Steinbrüchen hinunter zur Fabrik; eine zweite Seilbahn auf Masten verband das Zementwerk mit dem Bahnhof Niederweningen.

Doch aufgrund des unerbittlichen Konkurrenzkampfes in der Zementbranche und der Krise im Baugewerbe kam es 1902 zum dramatischen Konkurs. Heute steht nur noch der unterste Gebäudeflügel, das ehemalige Bürogebäude.

Textquelle: Infotafel 15 (5)

Station 15: Gipsgrube

Die Gipsgrube liegt genau in der Mulde zwischen dem Südschenkel (Lägern) und dem Nordschenkel (Steinbuck) der Lägern. In der Gipsgrube hat man einen direkten Einblick in das Innere der Faltung der Lägern. Seit dem Ende des Gipsabbaus (Gips wurde als Düngemittel verwendet) ist rund um die Grube und den Gipsbach ein wunderbares Naturparadies entstanden. Pro Natura sorgt heute mit ihren Ziegen dafür, dass das Gebiet nicht verbuscht und die Wälder licht bleiben.

In der Gipsgrube hauste seinerzeit in einer selbstgebauten Holzhütte Johann Urban Frei (1910-1978), der „Gipsgrubenheiland“. In unzähligen Arbeitsstunden legte er oberhalb der Gipsgrube, in der hinteren Schürwiese, in den fossilhaltigen Liasschichten einen Aufschluss frei. Frei war mit der Geologie in der Gipsgrube so vertraut, dass viele Exkursionsleiter, auch Hochschulprofessoren, dem Gipsgrubenheiland gern das Wort überliessen, wenn sie mit ihren Studenten auf Lägernexkursion waren. Wenige Wochen nach seinem Tod, wurde seine Behausung angezündet. Vielen bleibt er als Original in Erinnerung.

Textquelle: Infotafel 15

Station 16: Die ersten Strassenlampen in Ehrendingen
Station 17: Grifitenkalkstein (Gryphitenkalkstein)

Dieser Stein ist eines der zahlreichen Fundstücke von Johann Urban Frei, dem legendären „Gipsgrubenheiland“, vermutlich das grösste seiner Fundstücke.

Der Stein gehört zu den Kalksteinen aus der Liaszeit, rund 195 Millionen Jahre alt. Die Schichten lagen zu Beginn waagrecht, sie sind als Ablagerungen im Meer entstanden, bevor sie bei der Jurafaltung, vor ca. 9 bis 4 Millionen Jahren, aufgerichtet wurden.

Die Vorderseite zeigt die Unterseite des Steins. Die schlangenförmige Muster werden als Grabspuren von Krebsen gedeutet (Fachwort „Thalassinoides“).

Die frühere Annahme, es handle sich um Korallen, wird heute nicht mehr anerkannt.

Das Jurameer, in welchem die Schicht entstanden ist, war ein flaches Schelfmeer mit einer Wassertiefe von rund 10 Metern. Auf dem Meeresboden lagen zahlreiche Schalen der Auster Gryphaea, ihre versteinerten Schalen finden sich darum häufig in den Kalksteinen, und daher kommt der Name „Grifitenkalk“ (Gryphitenkalk) für diese Gesteinsschicht.

Der heutige wissenschaftliche Name ist Lias/Staffelegg-Formation.

Die Grabspuren sind Gänge, die von kleinen Krebsen angelegt wurden. Es sind Fressbauten: Die Krebse verdauten das Sediment, in das sie die Gänge gegraben hatten. Bei der Gesteinswerdung wurden die Gangfüllungen durch den Gehalt an organischen Resten aus der Verdauung des Krebses härter als das umgebende Gestein, weshalb die Gänge herauswitterten.

Der Stein stammt aus dem Gebiet „Sulz“ oberhalb der Gipsgrube.

Johann Urban Frei (1910-1978)

lebte die zweite Hälfte seines Lebens im Wald nahe der Gipsgrube – ein Naturforscher, Naturschützer, Aussenseiter.

Ohne je ein Studium absolviert zu haben, eignete er sich durch seine Beobachtungsgabe ein enormes Wissen über den geologischen Aufbau der Lägern an. Auch über die Botanik wusste er sehr gut Bescheid.

Er hat zahlreiche Gesteine und Fossilien freigelegt, auch einen Plesiosaurierknochen und ein Werkzeug aus der Jungsteinzeit.

Eine Anzahl weiterer Fundstücke von J. U. Frei sind im Gemeindehaus Oberdorf ausgestellt, Fussdistanz 5 Minuten, offen zu den ordentlichen Öffnungszeiten der Gemeindeverwaltung oder auf Anmeldung bei der Gemeindekanzlei.

Textquelle: Infotafel 17 (3)

Infomaterialien

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Ehrendinger Runde

Faltblatt „Infopoints“

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Ehrendinger Runde

Infotafeln

Freihung: Expedition Erdgeschichte

Die Gebiete von Massenricht, Freihung und Plana in Westböhmen weisen eine vielfältige bergbaugeschichtliche Vergangenheit und geologische Besonderheiten auf. Mit dem gemeinsamen Projekt „Expedition Erdgeschichte – Oberpflaz und Westböhmen“ legten die Initiatoren in beiden Regionen drei geologisch-geschichtliche Rundwege an.

Wegstationen
Station 1: Wanderkarte Bergbaugeschichte Freihung
Station 2: Versuchsschacht
Station 3: Schacht verfüllt
Station 4: Grube Vesuv
Station 5: Grube Vesuv
Station 6: Bleihütte
Station 7: Grube Gottfried
Station 8: Die Freihunger Störungszone
Station 9: Bodenschätze
Station 10: Sandsteinbrüche
Station 11: Mühlen in der Umgebung
Station 12: Kolonie Vesuv
Station 13: Situationsplan 1945

Infomaterialien

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Freihung: Expedition Erdgeschichte

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Textquellen

Hinweistafel vor Ort

Gebenbach: Amberg-Sulzbacher Land, GEO-Radtour 2

Kaum ein Landstrich vereint mehr geologische Strukturen als das Amberg-Sulzbacher Land. Auf zwei geologischen Radtouren kann man sich auf die Spuren der Erdgeschichte begeben. Entlang der Strecken wurden an den Geotopen informative und großformatige Schautafeln angebracht.

So erradeln sich die Pedalritter allerhand Wissenswertes über die Region. Zum Beispiel, dass das Hahnbacher Becken eigentlich ein Sattel ist, dass bei Pennading einst eine Wüste war, oder dass sich zur Zeit der Dinosaurier ein fränkisch-oberpfälzischer Mississippi bei Amberg in das Jurameer ergoss.

Beschreibung

Im Osten reicht mit dem Naabgebirge ein Teil des kristallinen Grundgebirges hinein. Nach Westen schließt sich das Oberpfälzer Hügelland an. Im Süden und Westen bestimmt die Juralandschaft mit ihren hochaufragenden Riffen und beeindruckenden Felslabyrinthen das Bild. Wegen seiner abwechslungsreichen Landschaftsformationen ist die Gegend ein beliebtes Ziel für erlebnishungrige Radfahrer. Auf zwei geologiche Radtouren kann man sich auf die Spuren der Erdgeschichte begeben.

    Die erste Tour, „Geologische Streifzüge im Bruchschollenland“, behandelt Themen wie den Bleierzbergbau im Raum Freihung, die Vilsquelle oder die farbenprächtigen Sandgruben von Atzmannsricht.

    Die zweite Tour, „Berge und Täler im Laufe der Erdgeschichte“, informiert unter anderem über den Naabgebirgsgranit und die Fensterbachstörung.

    Entlang der Strecken wurden an den Geotopen informative und großformatige Schautafeln angebracht. Sie erläutern und erklären auf leicht verständliche Weise geologische Prozesse. So erradeln sich die Pedalritter allerhand Wissenswertes über die Region. Zum Beispiel, dass das Hahnbacher Becken eigentlich ein Sattel ist, dass bei Pennading einst eine Wüste war, oder dass sich zur Zeit der Dinosaurier ein fränkisch-oberpfälzischer Mississippi bei Amberg in das Jurameer ergoss.

    Infomaterialien

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    Amberg-Sulzbacher Land: GEO-Radtour 2

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    Irlbach: Amberg-Sulzbacher Land, GEO-Radtour 1

    Kaum ein Landstrich vereint mehr geologische Strukturen als das Amberg-Sulzbacher Land. Auf zwei geologischen Radtouren kann man sich auf die Spuren der Erdgeschichte begeben. Entlang der Strecken wurden an den Geotopen informative und großformatige Schautafeln angebracht.

    So erradeln sich die Pedalritter allerhand Wissenswertes über die Region. Zum Beispiel, dass das Hahnbacher Becken eigentlich ein Sattel ist, dass bei Pennading einst eine Wüste war, oder dass sich zur Zeit der Dinosaurier ein fränkisch-oberpfälzischer Mississippi bei Amberg in das Jurameer ergoss.

    Beschreibung

    Im Osten reicht mit dem Naabgebirge ein Teil des kristallinen Grundgebirges hinein. Nach Westen schließt sich das Oberpfälzer Hügelland an. Im Süden und Westen bestimmt die Juralandschaft mit ihren hochaufragenden Riffen und beeindruckenden Felslabyrinthen das Bild. Wegen seiner abwechslungsreichen Landschaftsformationen ist die Gegend ein beliebtes Ziel für erlebnishungrige Radfahrer. Auf zwei geologiche Radtouren kann man sich auf die Spuren der Erdgeschichte begeben.

      Die erste Tour, „Geologische Streifzüge im Bruchschollenland“, behandelt Themen wie den Bleierzbergbau im Raum Freihung, die Vilsquelle oder die farbenprächtigen Sandgruben von Atzmannsricht.

      Die zweite Tour, „Berge und Täler im Laufe der Erdgeschichte“, informiert unter anderem über den Naabgebirgsgranit und die Fensterbachstörung.

      Entlang der Strecken wurden an den Geotopen informative und großformatige Schautafeln angebracht. Sie erläutern und erklären auf leicht verständliche Weise geologische Prozesse. So erradeln sich die Pedalritter allerhand Wissenswertes über die Region. Zum Beispiel, dass das Hahnbacher Becken eigentlich ein Sattel ist, dass bei Pennading einst eine Wüste war, oder dass sich zur Zeit der Dinosaurier ein fränkisch-oberpfälzischer Mississippi bei Amberg in das Jurameer ergoss.

      Infomaterialien

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      Amberg-Sulzbacher Land: GEO-Radtour 1

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      Grainau: Geologische Wanderung zum Eibsee

      Auf geologischen Pfaden das Zugspitzdorf Grainau erleben.

      Die Landschaft um Grainau bietet ein breites Spektrum an geologischen Sehenwürdigkeiten. Erkunden Sie die Landschaft eines Dorfes, welches durch einen Bergsturz vor ca. 4.000 Jahren nachhaltig geprägt wurde.

      Die Wanderung beginnt im Kurpark der Gemeinde. Unterhalb des großen Felsblockes vor dem Rathaus steht die erste Infotafel. Der Weg führt vorbei am Rosen- und Badersee, über die Breitla, Frenzl, Radschuh weiter zur Umrundung des Eibsees bis zum Frillensee.

      Die Gehzeit beträgt ca. 3,5 bis 4 Stunden.

      In der Tourist-Information gibt es den kostenlosen Führer mit allen Erklärungen.

      Wegstationen
      Station 1: Felsblock am Rathaus

      Aus dem Bayerischen Schneekar unter dem Zugspitzgipfel ging vor rund 3700 Jahren ein riesiger Bergsturz nieder. Die ausgebrochene Felsmasse stürzte in das Eibsee-Becken und das Loisachtal und brandete am Gegenhang des Kramer-Gebirgsstockes bis etwa 100 m hoch. Am Bergrücken Zirmerskopf— Höhenrain wurde ein großer Teil der Sturzmasse nach Osten bis zum Westrand des Talkessels von Garmisch-Partenkirchen abgelenkt; als gleitungsfördernder Horizont wirkte dabei eine späteiszeitliche Seeton-Decke. Die Bergsturzmasse nimmt eine Fläche von rund 15 km2 ein; ihre Mächtigkeit schwankt zwischen wenigen Metern und über 50 m. Die Reichweite der Sturzbahn beträgt rund 10 km, das Volumen der Sturzmasse rund 300–400 Mio. m3. Damit handelt es sich um den größten Bergsturz der Bayerischen Alpen. Die Bergsturzmasse weist ein unruhiges Kleinrelief auf. Es handelt sich um eine stark gegliederte, von einem teilweise intensiven Wechsel von hügeligen Aufragungen und dazwischen liegenden Senken gebildete Felstrümmerlandschaft. Diese verleiht – im Zusammenwirken mit zwischengestreuten Auen (See- und Bachablagerungen) – dem Ortsbereich von Grainau sein vielfältiges, typisches Gepräge. Auch der Hügel, auf dem das Rathaus steht, stellt ein Relikt des seinerzeit katastrophalen Ereignisses dar. Die eindrucksvollen Blöcke bestehen aus hellem Wettersteinkalk. Der große Block, vor dem der Wanderer steht, lässt auch erahnen, mit welcher Wucht die Massen zu Tale donnerten.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 2: Brücklesbach-Ursprung

      Hier, am Ostfuß des bewaldeten Hinterbichel-Rückens, tritt ein Grundwasserstrom aus der Bergsturzmasse zutage. Unter dem Pflaster der Waxensteinstraße liegen fünf Quellen; ihre Schüttung ist sehr gleichmäßig und auf 50–100 l/s zu veranschlagen. Die Wassertemperatur beträgt 7-10 °C (im Winter niedrig, im Sommer hoch). Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich um den unterirdischen Abfluss des 22 m höher gelegenen Badersees (Station 4), worauf nicht nur die Lagegegebenheiten, sondern auch der saisonale Temperaturgang (siehe Diagramm auf der folgenden Seite) hindeuten: Das den Badersee speisende, gleichmäßig temperierte Grundwasser unterliegt beim Durchströmen des Sees im Sommer einer leichten Erwärmung, im Winter dagegen einer Abkühlung.

      Der Austritt wird verursacht durch den Staueffekt einer Seeton- Decke, die bei der Anlage von Baugruben im Ortsbereich von Grainau immer wieder aufgeschlossen wird. Der Brücklesbach nimmt den vom Plateau der Neuneralm kommenden Alplebach (Quellwasser) auf und mündet im Untergrainauer Feld in den Krepbach.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 3: Rosensee und Baderseewald

      Rechts unterhalb des Wanderweges ist das grünklare Wasser des Rosensees zu erkennen. Der See liegt auf Privatgrund und ist nicht öffentlich zugänglich. Seine maximale Fläche beträgt ca. 3.500 m2, die größte Wassertiefe etwa 4 m (bei hohem Wasserstand). Das Stillgewässer liegt vollständig in der Bergsturzmasse; die Ufer und Seegrund bildenden Sturzblöcke sind gut zu erkennen. Es herrscht Analogie zum Badersee (Station 4): Die Speisung erfolgt allein durch Grundwasser, oberirdische Zu- und Abflüsse fehlen; aufgrund der Lage in einer oberflächenabflusslosen Mulde ist von einem Blindsee zu sprechen. Ungewöhnlich ist die hohe Schwankung des Wasserspiegels: Sie beträgt bis etwa 2 m. Offenbar ist der Ablauf durch die knapp östlich beginnende Seetondecke gestaut (siehe Station 2). Bei Niedrigwasserstand zerfällt der See in zwei Teilflächen. Bei mittlerem und hohem Wasserstand lässt sich beobachten, wie der Grundwasserstrom an der westlichen (vom Betrachtungspunkt aus linken) Ecke in den See eintritt.

      Die unruhige Geländeoberfläche des bewaldeten Hinterbichel- Rückens, durch die der Weg führt, ist charakteristisch für grobblockige Bergsturz-Trümmermassen (zur Entstehung siehe Station 1). Mulden und Aufragungen wechseln einander in rascher Folge ab. Wie an zahlreichen Öffnungen im Waldboden zu erkennen, ist der Untergrund von Kleinhohlräumen durchzogen und hoch durchlässig; alles Niederschlagswasser versickert flächenhaft, ohne oberirdische Rinnsale zu bilden.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 4: Badersee

      Der See weist eine Fläche von 12.810 m2 auf (Länge 177 m, Breite 131 m, Umfang 580 m). Die groben Bergsturzblöcke prägen das morphologische Erscheinungsbild des Sees und seines Umfeldes. Der größte Block bildet im Ostteil des Sees eine kleine, bewachsene Insel. Zwischen den Blöcken des Seegrundes liegt heller Sand. Die mittlere Wassertiefe liegt im Westteil des Seebeckens bei 2–3 m, im Ostteil bei 5–6 m; die maximale Tiefe beträgt 8 m (Senke zwischen Insel und Südufer). Die Sohle des Sees besteht im Westteil großteils aus Sand, im Ostteil vorwiegend aus Blöcken. Den Untergrund des Seebeckens bilden feinkörnige Sedimente, die abdichtend wirken.

      Ebenso wie der Rosensee (Station 3) weist der Badersee oberirdisch weder Zu- noch Abfluss auf. Er ist Teil eines starken Grundwasserstrom- Systems, das die Bergsturz-Trümmermasse des Hinterbichels durchfließt. Man kann beobachten, wie das Grundwasser am Westufer an mindestens drei Stellen aus Blockwerk in den See eintritt. Dagegen sind die Ablaufstellen kaum auszumachen. Der Abfluss durchströmt teilweise den Rosensee und tritt am Brücklesbach- Ursprung (Station 2) wieder zutage. Im Gegensatz zum Rosensee schwankt der Wasserstand des Badersees nur um etwa 0,7 m.

      Mehrjährige Messungen an zwei Quellen am Westufer des Sees ergaben eine mittlere Wassertemperatur von 8,3 °C bzw. 8,7 °C (Minimum 7,9 °C, Maximum 9,1 °C). Die ganzjährig niedrige Temperatur des Sees erklärt sich aus der ständigen, starken Durchströmung mit kühlem Grundwasser. Erwärmung des Seewassers im Sommer und Abkühlung im Winter findet nur in unbedeutendem Umfang statt. Deshalb friert der See nie zu, ist aber auch als Badesee ungeeignet. Auch die außerordentliche Klarheit und hohe Sichttiefe des Sees resultiert aus der ganzjährigen Durchspülung mit nährstoffarmem Grundwasser bei gleichzeitigem Fehlen von Oberflächenzufluss, der Trübungspartikel und organische Stoffe eintragen könnte.

      Vor allem im tiefen Ostteil finden sich am Seegrund ausgedehnte Rasen von Wasserpflanzen, bestehend aus Armleuchteralgen (Characeen), Moos und Laichkraut. Die zu den Grünalgen rechnenden Characeen bilden Indikatoren für saubere, nährstoffarme Gewässer. Ihr massenhaftes Vorkommen wird als Mitursache für die reizvolle Smaragdtönung des Sees erachtet. Einige Meter westlich der Insel liegt auf einem Felsblock in einer Wassertiefe von rund 5 m die lebensgroße Bronzeguss-Skulptur einer Nixe. Sie lässt sich vom Boot aus gut betrachten. Mitte des 19. Jahrhunderts ließ die Gattin des damaligen See-Eigentümers Staatsrat Rudhart von Schwaigwang dieses Kunstobjekt anbringen. Es war nicht zuletzt diese Skulptur, die dem See zu seiner Bekanntheit verhalf. Der Name des Sees rührt von den ursprünglichen Besitzern her, der Familie Bader aus Grainau.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 5: Vorderbrand / Breitla

      Hier hat der Rohrbach (Station 6) im Laufe von Jahrtausenden aus dem mitgeführten Schotter einen Schwemmkegel aufgeschüttet; seine Spitze liegt an der Christlhütte. Die leicht gewölbte, durch trockengefallene Abflussrinnen nur unwesentlich gegliederte Oberfläche des Schwemmkegels zeigt einen im Großen ruhigen Verlauf, der sich deutlich unterscheidet vom unruhigen Relief der umgebenden Bergsturz-Ablagerungen. Die glatte Oberflächengestalt und der relativ tiefgründige Boden ermöglichten eine landwirtschaftliche Kultivierung (Nutzung als Grünland). Die Schwemmkegel- Spitze liegt im Bereich einer oberirdischen Wasserscheide.

      Es existierte eine Phase, in welcher der Bach nicht über die Breitla und zum Krepbach, sondern nach Obergrainau, also südlich des Hinterbichel-Rückens floss. Davon zeugt der ruhige Sohlverlauf der flach profilierten Talrinne. Im heutigen Trockental zwischen Christlhütte und Obergrainau verlaufen die Trasse der Zahnradbahn und ein Fahrweg. Der Talboden trägt die Flurbezeichnung Obergrainauer Feld, welche auf die einstige Nutzung als Ackerland hinweist (heute Weidefläche der Obergrainauer Landwirte). – Bei dem umzäunten Gebäude am Waldrand handelt es sich um den Hochbehälter der Grainauer Wasserversorgung.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 6: Rohrbach und Christlhüttenquelle

      Der Rohrbach kommt aus der Zuggasse (Graben an der NW-Flanke der Waxensteinkette) herab. Seine obersten Äste werden gespeist aus einem lang gestreckten Quellhorizont im Muschelkalk-Sockel der Wand (Station 12). Bei starkem Gewitterregen bilden sich in den nackten Felsflanken Sturzbäche, die große Mengen an Gesteinsschutt mitreißen und am Wandfuß ablagern. So finden sich im oberen Abschnitt der Zuggasse mächtige steinige Wülste niedergegangener Muren. Mit Austritt aus der Zuggasse versickert bei Niedrig- und Mittelwasserabfluss der Bach vollständig im kiesigen Untergrund. Dauerhafte Wasserführung besteht zunächst wieder ab der Christlhüttenquelle (siehe unten). Aber auch dieses Wasser versickert die meiste Zeit vollständig auf dem kiesigen Schwemmkegel der Breitla (Station 5). Zum Schutz der Grünlandfläche Breitla vor Vermurung hat man ein Schotter-Auffangbecken angelegt. Unterhalb der Breitla setzt sich der Rohrbach als Krepbach fort, nachdem er starken Zulauf aus den Krepbach-Quellen erhalten hat. Diese nahe der Eibseestraße in der Bergsturzmasse gelegene Quellgruppe schüttet bis einige hundert Liter pro Sekunde; mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich hierbei in der Hauptsache um den unterirdischen Abfluss des Eibsees (Station 10).

      Die am linken Ufer des Rohrbaches austretende Christlhüttenquelle diente in früherer Zeit zur Trinkwasserversorgung von Grainau. Wegen häufiger bakterieller Belastung ist diese Fassung seit dem Jahre 1977 aufgelassen. Ihre Schüttung schwankt zwischen 3 und 82 l/s (Durchschnitt 37 l/s). Die mittlere Wassertemperatur beträgt 7,2 °C. Vermutlich gelangt hier das im oberstromigen Abschnitt des Rohrbaches versickerte Wasser zum Wiederaustritt. Die Trinkwasserversorgung von Grainau erfolgt heute aus zwei Bohrbrunnen, welche den Grundwasserstrom erschließen, der die Krepbach- Quellen speist.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 7: Lärchwald

      Der Name dieses Waldes rührt von den hier häufiger auftretenden Lärchen her. Durch Bewirtschaftung des Waldes ging der Lärchenbestand zurück; heute überwiegt die Fichte. Die Lärche (Larix decidua) liefert ein begehrtes, da haltbares und witterungsbeständiges (harzreiches) Bauholz. Eine Besonderheit ist, dass es sich hier um eine sehr robuste Lärchenart handelt, die an anderer Stelle nicht mehr vorkommt (autochthone Art). Die oft von Heidelbeer- Gestrüpp (Vaccinium myrtillus) überwucherten Bergsturz-Blöcke bilden eine reizvolle Szenerie. Im Verbreitungsgebiet der Bergsturz- Trümmermasse verhinderten das unruhige Kleinrelief und der flachgründige Boden eine landwirtschaftliche Nutzung. Deshalb blieben diese Flächen waldbestanden; sie werden forstwirtschaftlich genutzt (Staatswald). Der Bodentyp im Bereich der Bergsturzmasse ist im Allgemeinen als Moder-Rendzina, stellenweise gar nur als Rohhumus-Auflage anzusprechen. Es herrscht ein niedriger Entwicklungsgrad, der dem geologisch sehr jungen Alter des Bergsturzes entspricht.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth     

      Station 8: Frenzl

      Längliche Wiese inmitten der bewaldeten Bergsturz-Trümmermassen; im unteren Teil sehr flach, nach oben zunehmend steiler. Es besteht Analogie zum Talboden Obergrainauer Feld (Station 5): Einst floss hier der Rohrbach durch eine Depression der Bergsturzmasse, lagerte Schotter ab und glättete damit das unruhige Kleinrelief. Infolge einer Laufänderung des Baches wurde die Mulde zum Trockental.

      An der Wegkehre über dem oberen Ende der Frenzl-Wiese lässt sich ein steiler Graben mit Bergsturz-Blöcken als Relikt des einstigen Bachbettes erkennen. Die ruhige Oberfläche der Aufschüttung im Frenzl und der (im Vergleich zur Trümmermasse) tiefgründige Boden ermöglichten eine landwirtschaftliche Nutzung. Gleiches gilt für die oberhalb (entlang der Eibseestraße) gelegene Wiese Auf dem Rohr, welche ebenfalls eine Aufschüttung des Rohrbaches darstellt.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 9: Radschuh

      Die Passhöhe der Eibseestraße wird auch als Radschuh bezeichnet. Der Name dieses Ortes kommt daher, dass hier früher die Fuhrleute die Hinterräder ihrer Wagen vor der Talfahrt mit einem Bremsschuh versehen haben. Die Steilheit der Straße machte dies erforderlich.

      Der Wanderweg zum Eibsee führt hier durch eine Ansammlung von Riesenblöcken. Diese bestehen aus Wettersteinkalk, und zwar aus Partien mit massiger Gesteinsausbildung. Solche kompakten Groß- Kluftkörper, die mechanisch widerstandsfähig waren, blieben beim Absturz relativ unbeschädigt, während geschichtete Partien – entsprechend ihrer jeweiligen Bankdicke – in kleinere bis kleinste Trümmer zerbrachen.

      Die Bergsturzmasse ist generell durch ein extrem breites Korngrößenspektrum charakterisiert: von Riesenblöcken bis zum Gesteinsmehl. Das Trümmer-Haufwerk ist i. Allg. ungeschichtet; die Komponenten sind schlecht sortiert und eckig bis kantengerundet. Wie in Aufschlüssen zu beobachten, „schwimmen“ die großen Blöcke vielfach auf stärker zerkleinerten Blockmassen. Blöcke bis zur Größe eines kleinen Hauses finden sich im und neben dem Flussbett der Loisach, an der Bundesstraße 23 / Radweg Grainau—Griesen (Straßen-Kilometer 6–7).

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Der Eibsee

      Das Eibsee-Becken wird aufgefasst als eine von eiszeitlichen Gletschern ausgeschürfte Mulde, deren Überlaufschwelle durch Bergsturz überhöht wurde. Die Sturzmasse hat das ursprünglich größere Becken vor allem auf seiner Nord- und Ostseite teilweise verfüllt. Die Grunddaten des Sees, bezogen auf Mittelwasserstand, lauten: Wasserspiegelhöhe 973,3 m über NN, Oberfläche 1,774 km, Volumen 26,61 Mio. m3, maximale Tiefe 36 m. Die Längserstreckung beträgt 2,45 km, die größte Breite 0,85 km. Das Nordufer ist durch Buchten reich gegliedert. Im Nordteil des Sees liegen acht Inseln, die aus Bergsturzblöcken aufgebaut sind. Es werden folgende Teilbecken unterschieden: Weitsee (Hauptbecken), Untersee, Braxensee, Steingringpriel und Frillensee (die drei Letzteren durch Schwellen abgetrennt, doch spiegelgleich).

      Aufgrund seiner Lage in einem oberflächenabflusslosen Becken (siehe unten) ist der Eibsee als Blindsee zu typisieren und weist hohe Wasserstandsschwankungen auf. Die Größt-Amplitude beträgt über 4 m. Die mittlere Schwankung im Jahresgang liegt bei 1,8 m, wobei das Minimum im März und der Hochpunkt im August erreicht wird. Das überaus niederschlagsreiche Jahr 1999 brachte einen Extremhochstand: Er lag etwa 2,2–2,5 m über dem Mittelwasserstand. Ein ungefähr gleich hoher Wert war bereits in den Jahren 1910 und 1965 erreicht worden. Der See weist an durchschnittlich 100–110 Tagen im Jahr Eisbedeckung auf: Die von den überragenden Höhen zugeströmte Kaltluft kann aus dem geschlossenen Becken nicht abfließen; es handelt sich um eine Kaltluftsenke.

      Es sind keinerlei oberirdische Abflussmöglichkeiten gegeben; die niedrigste „Überlaufschwelle“ (nordöstlich des Untersees) liegt etwa 25–30 m über dem mittleren Seespiegel. Das Seebecken ist nach Osten durch einen Süd–Nord verlaufenden Rücken aus Bergsturzmasse gegen den Talraum von Grainau hin abgedämmt.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth                 

      Station 10: Untersee

      Der schmale Untersee ist vom Hauptbecken durch eine Schwelle getrennt, deren Scheitel bei Mittelwasserstand nur 0,6 m unter dem Seespiegel liegt und die bei Niedrigwasserstand trockenfällt. Über diese Schwelle aus Bergsturztrümmern führt der Steg des Seerundweges. Der unterirdische Abfluss des Eibsees findet im Untersee statt. Bei Niedrigwasserstand (wie im Sommer/Herbst 2003) lässt sich unter dem Steg beobachten, wie das Wasser vom Weitsee zum Untersee strömt bzw. die hoch durchlässige Schwelle auch unterirdisch quert.

      Hydrologische Berechnungen des unterirdischen Abflusses aus dem Eibsee-Becken ergaben für niedrige Wasserstände etwa 300 l/s und für sehr hohe Wasserstände rund 800 l/s; der mittlere Abfluss wird auf 450 l/s geschätzt. Als Wiederaustritt des Seeabflusses kommen nur die rund 1,7 km nordöstlich des Untersees gelegenen Krepbachquellen mit ihren mutmaßlichen Folgeaustritten im Bereich von Grainau-Dorf in Betracht (Stationen 2, 4, 6).

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 11: Steingringpriel (Fortsamtsseale)

      Der Bergsturz hat den Nordteil des ursprünglichen Eibsee-Beckens teilweise verfüllt. Aufgrund des unruhigen Kleinreliefs der Trümmermasse ist das Nordufer durch Buchten reich gegliedert. Im Hinterland des Ufers liegen vier Kleinseen, die mit dem Hauptbecken in unterirdischer hydraulischer Verbindung stehen und deshalb stets dieselbe Wasserspiegelhöhe wie der Weitsee aufweisen; aus gleichem Grund schwankt ihr Wasserstand ebenso stark wie der des Weitsees. Wir stehen hier am größten und tiefsten dieser Kleinseen.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth         

      Station 12: Wankle

      Wankle bedeutet kleine Lichtung, genützt als Weidefläche. Der Ort liegt etwas oberhalb des Weges, wird heute nicht mehr beweidet und wächst deshalb mit Fichten allmählich zu.

      Blick über den Eibsee auf die schroffen, massigen Steilwände des Zugspitz-Massives (rechts) und der daran anschließenden Waxenstein- Kette (links); die Wandflucht erreicht eine relative Höhe bis 1260 m. In Falllinie des Zugspitz-Gipfels liegt die viereckige Nische des Bayerischen Schneekares. Dort brach der gewaltige Bergsturz aus, dessen Ablagerungen die Landschaft des Raumes Eibsee— Grainau maßgeblich prägen (siehe Stationen 1, 3, 4, 7-11).

      Im Fußbereich der Wandzone erscheint ein gebänderter, schrofiger, überwiegend von Latschen bewachsener Sockel, der an seiner Oberkante eine Verflachung (Bärenheimatkopf, links) aufweist, doch ebenfalls sehr steil bis über 400 Höhenmeter abbricht. Dieser Sockel besteht aus Alpinem Muschelkalk, der zweitältesten Gesteinseinheit des Wettersteingebirges. Er reicht, von links nach rechts flach ansteigend, im SW hinauf bis zum Ehrwalder Kopf (auf dem von dort abfallenden Grat die Stütze der Tiroler Zugspitz-Seilbahn). Es handelt sich um eine Folge geschichteter, bis etwa 500 m mächtiger Kalksteine; als Besonderheiten sind eine knollig-wellige Ausbildung (Wurstelbänke) sowie Lagen von grünem vulkanischem Tuff (Pietra verde) zu nennen. Zwischen Bärenheimatkopf und dem Großschuttkegel Riffelriss verläuft im Muschelkalk ein lang gestreckter Quellhorizont (siehe auch Station 6), dessen abstürzende Bäche man bis zum Eibsee herunter rauschen hört.

      Dominierender Wandbildner des betrachteten Raumes ist der auf dem Muschelkalk-Sockel liegende Wettersteinkalk. Der sehr reine, nur im unteren Bereich partienweise dolomitische Kalkstein tritt teils in massiger (Schwammriffe), teils in bankiger Ausbildung (Algenrasen) auf. Seine Mächtigkeit erreicht im Zugspitzmassiv bis über 1000 m. Der Wettersteinkalk neigt zu Verkarstung und unterirdischer Entwässerung. Beim Bau des Zahnradbahn-Tunnels der Bayerischen Zugspitzbahn wurden Höhlen angeschnitten. Die Bedeutung des Wettersteinkalkes als Kluft- und Karstwasserleiter ist besonders augenfällig in der Höllentalklamm, wo das im Gesteinskörper fließende Wasser über zahllose Spalten und Röhren zutage tritt.

      Das Paket aus Muschelkalk und Wettersteinkalk ist tektonisch über eine Serie jüngerer Gesteine geschoben (Station 16). Dabei handelt es sich in der Hauptsache um Kössener Schichten. Zufolge ihres hohen Tongehaltes verwittert diese Serie leicht und ist meist von Schutt überdeckt. Sie bildet den Untergrund im weiten Zugwald zwischen dem Eibsee und der Wandflucht.

      Rechts, über dem SW-Ufer des Sees, erhebt sich der steile, schrofige NW-Abbruch der bewaldeten Törlen-Ebene (Blaue und Schwarze Wand). Er besteht aus brüchigem Hauptdolomit (Station 15), während die Ebene darüber in verkarstetem Plattenkalk ausgebildet ist.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 13: Seeberg-Quellen

      Zwischen der letzten Station und hier zeigten sich bergseits des Weges einige schwache Austritte aus lehmig verwitterter Grundmoräne. Solche eiszeitlichen Gletscher-Ablagerungen, die den Felsuntergrund vielerorts flächenhaft überdecken, sind durch ein extrem breites Korngrößenspektrum (von Blöcken bis zum Ton) gekennzeichnet und wirken wegen ihres hohen Feinkorngehaltes (zerriebenes Gestein) oft wasserstauend. Als während der Würm- Eiszeit die Vergletscherung vor etwa 20.000 Jahren ihren Höchststand erreichte, betrug die Mächtigkeit des Eises an dieser Stelle rund 600 m.

      Hier am bergseitigen Steilhang liegt ein kleiner Quellbezirk: oben Hochwasser-, unten Niedrigwasser-Austritte aus Spaltenkarst. Als Wasserstauer in dem zerrütteten Kalkstein wirkt eine von links oben nach rechts unten abfallende, rund 0,2 m mächtige Zwischenlage von dunklem Mergel. Es handelt sich hier um einen kleinen Fleck von Kössener Schichten (Station 16) auf verkarstetem Plattenkalk- Untergrund.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 14: Koatbach

      Hier, am NW-Ende des Sees, mündet einer der wenigen oberirdischen Zuläufe mit ganzjähriger Wasserführung ein. Das Gestein, im Graben Kaskaden und einen kleinen Wasserfall bildend, ist dünnbankiger Plattenkalk in steiler Lagerung. Der Bach nimmt seinen Anfang im Gern-Mösl, einer moorigen Ebene in einem Sattel (1270 m über NN) zwischen Eibsee-Becken und Loisachtal. Er bildet in der Uferbucht einen flachen, kiesigen Schwemmkegel, im See selbst ein Delta mit flachem Böschungswinkel (dieser ist ein Ergebnis der hohen Wasserstandsschwankungen des Sees) und schlammiger Oberfläche.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth            

      Station 15: Beim stinkenden Wasser

      Die ungeklärte Bezeichnung des Ortes geht möglicherweise auf eine Schwefelwasserstoff (H2S) enthaltende, wie faule Eier riechende Quelle zurück. Solche Austritte sind im Zusammenhang mit Vorkommen von Sulfatgestein (Anhydrit, Gips) von einigen Stellen der Bayerischen Alpen bekannt. Durch Bakterien erfolgt eine Reduktion des Sulfates zu Sulfid.

      Der Eibsee-Rundweg quert dort auf über 1 km Strecke eine steile Hangschutt-Halde. Die den Weg kreuzenden Bäche weisen unter normalen Verhältnissen geringe Wasserführung auf oder liegen gar trocken; bei hohem Abfluss führen sie jedoch reichlich Schutt mit, so dass es nicht selten zur Vermurung des Weges kommt. Der Schutt entstammt der unmittelbar darüber gelegenen schrofigen Wandflucht (Station 12). Lieferant ist der Hauptdolomit, eine monotone Folge von Dolomitsteinen; im oberen Abschnitt treten Kalksteinbänke auf, die den Faziesübergang zum Plattenkalk anzeigen. Der Hauptdolomit stellt das neben dem Wettersteinkalk bedeutendste Gestein des betrachteten Raumes dar. Er bildet den Sockel des Eibsee-Plateaus und baut (zum wesentlichen Teil) die Höhenrücken im Westen und Norden des Sees auf. Seine Mächtigkeit beträgt im hiesigen Gebiet 800–1000 m. Charakteristisch ist die intensive Zerklüftung des Gesteins, die die typische Brüchigkeit verursacht und zu kantigkleinstückigem Zerfall führt. Deshalb dominiert im Hauptdolomit Schrofengelände und es fallen beträchtliche Schuttmassen an.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 16: Weiherkopf

      Hier, fast 50 Höhenmeter über dem felsigen Süd-Ufer des Sees, besteht ein auffallender Unterschied zur vorherigen steilen, meist trockenen Schutthalde: flacheres Gelände, dichter Bewuchs, feuchte Lehmböden, zahlreiche Quellen und Wasserläufe. Ursache hierfür ist das Auftreten tonreicher, leicht verwitternder, wasserstauender Gesteine: am Weg Kössener Schichten, zwischen Weg und Seeufer Malm- und Neokom-Aptychenschichten (siehe auch Station 12). Der Untergrund ist sehr labil (siehe unten), so dass an einer Stelle schon der gesamte Weg abrutschte.

      Bei den Kössener Schichten handelt es sich um eine Wechselfolge von Kalken und Mergeln. Kennzeichnend ist der hohe Reichtum an Fossilien, vor allem an Muscheln und Brachiopoden. Das stets vorkommende Mineral Pyrit (FeS2) verursacht nach Oxidation zu Eisen-III-Verbindungen die für die Kössener Schichten ebenfalls typische gelbliche bis rostbraune Anwitterungsfarbe. Aus der Verwitterung der Mergel gehen mächtige Lehmdecken hervor. Ihr hoher Tongehalt bedingt die charakteristischen hydrologischen und geomorphologischen Merkmale der Kössener Schichten: Sie fungieren als Wasserstauer, was zum Auftreten vieler kleinerer Quellen und (in flacheren Lagen) zu Versumpfung führt. In Hanglage besitzen sie starke Neigung zu Blaikenbildung und zu Rutschungen. Das Gestein ist meist von Schutt überdeckt und nur fleckenhaft aufgeschlossen. Seine Mächtigkeit beträgt im betrachteten Gebiet 180–200 m.

      Die Aptychenschichten des Malms bestehen aus dünnbankigen bunten Kalken, die des Neokoms aus grüngrauen Mergelkalken und Mergeln. Erstere bilden Schrofengelände und in Gräben Wasserfallstufen, Letztere Ausraumzonen mit sumpfigen Lehmböden (Wasserstauer). Die Mächtigkeit dieser Gesteinsserien beträgt am Eibsee-Südufer jeweils 15 m. Bildungsraum war in beiden Fällen die küstenferne Tiefsee.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth

      Station 17: Schöngänge

      Hier liegt ein ausgedehnter Schwemmkegel, der sich als Delta in den See vorgebaut hat. Über eine Länge von rund 400 m findet sich breiter, glatter Kies-Strand mit konvexer Uferlinie. Die Komponenten des Kieses bestehen aus hellem Wettersteinkalk und sind kantenrund bis leicht gerundet. Der Bachlauf, der diese Schotter- Ablagerung aufgeschüttet hat, fehlt heute. Von der Spitze des Schwemmkegels führt ein Trockental über die ehemalige Seealm hinauf bis zum Fuß der hohen Wandflucht unter dem Bayerischen Schneekar (darin verläuft die Skipiste Riffelriss–Eibsee). Vermutlich waren es Starkregen-Ereignisse katastrophalen Ausmaßes, die den Abgang riesiger Muren aus den Wänden herunter bis zum See ausgelöst haben. Die Bergsturz-Trümmermassen wurden dabei überschüttet. Die Existenz von schottergefülltem Trockental und Schwemmkegel weist auf Klimabedingungen (nach dem Bergsturz- Ereignis, also in den letzten 3700 Jahren) hin, die sich von den heutigen deutlich unterscheiden.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth               

      Station 18: Frillensee

      Der Name des Sees rührt von Frille oder Elritze (Phoxinus phoxinus) her, einem kleinen Süßwasser-Fisch. Das Ufer des bei mittlerem Wasserstand maximal rund 5 m tiefen Sees wird weitestgehend aus Bergsturz-Blöcken gebildet; nur im jenseitigen Südost-Zipfel des Sees erscheint eine helle Kiesbank, wobei es sich um Schotter handelt, der von einem kleinen Bach aufgeschüttet wurde (vergleiche Station 17). Zur Entstehung und Hydrologie des Sees gilt analog das bei Station 11 Mitgeteilte: Der Bergsturz hat den See vom ursprünglichen Eibsee-Becken abgetrennt. Wie bei den Kleinseen am Nordufer des Eibsees steht der Frillensee mit dem Hauptbecken in unterirdischer hydraulischer Verbindung und weist deshalb stets dieselbe Wasserspiegelhöhe wie der Eibsee auf; aus gleichem Grund variiert sein Wasserstand ebenso stark wie der des Eibsees.

      Text: Dipl.-Geol. Johann-Peter Orth                

      Infomaterialien

      agsdi-file-pdf

      Grainau

      Broschüre „Geologische Wanderung durch Grainau“

      Niederbronn-les-Bains: Circuit de randonnée des carrières (F)

      Unterwegs zu den Rothbacher Steinbrüchen.

      Verlassen Sie Niederbronn-les-Bains mit dem Auto und folgen Sie dann der Richtung Oberbronn. Durchqueren Sie die Dörfer Oberbronn, Zinswiller, Offwiller und Rothbach.

      Zu Fuß dem roten Ring folgen: Ebenung – Winkelberg – Carrière Adam – Grab des französischen Soldaten von 1870 – Carrière Loegel – Carrière Rauscher.

      Infomaterialien

      agsdi-file-pdf

      Steinbruchweg in Niederbronn-les-Bains

      Keine Infomaterialien vorhanden.

      Textquellen