Glottertal: Entdeckerpfad Glotterbad

Glottertal: Entdeckerpfad Glotterbad

Der Rundweg führt zu den Ursprüngen des historischen „Sanatorium Glotterbad“.

Drei Entdeckerpfad-Thementafeln informieren über die bewegte Geschichte des Glotterbads – von seinen Ursprüngen im 15. Jahrhundert bis in die heutige Zeit. Die Wegstecke beträgt knapp zwei Kilometer und ist als Rundtour angelegt.

Glotterbad: Historischer Blick aus dem Jahr 1950 ins Tal, wie er heute nicht mehr möglich ist. Links der Carlsbau und rechts der Alexanderbau, verbunden durch einen 70 m langen Wandelgang. Der Alexanderbau musste 1974 wegen Baufälligkeit abgerissen werden, der Abriss des Wandelganges folgte 1980.

Fotograf: Willy Pragher | Digitalisierung: Landesarchiv Baden-Württemberg | CC BY 3.0 DE

Die Geschichte des Glottertales ist eng verbunden mit dem Glotterbad. Über Jahrhunderte hinweg hat das ehemalige Sanatorium das von der Landwirtschaft geprägte Tal aus Orten mit ähnlicher Struktur herausgehoben und die Bekanntheit des Glottertales wesentlich begründet.

Der Carlsbau wurde 1985 Filmkulisse der TV-Serie „Die Schwarzwaldklinik“ und das Glottertal seither noch viel mehr zu einem beliebten Ausflugsziel von Touristen.

Das Glotterbad brachte immer wieder Leben in den sonst stillen Ort und hat die Glottertäler zu manchen Zeiten einen Blick auf die „Oberen Zehntausend“ werfen lassen.

Die über 500-jährige Geschichte des Glotterbades ist geprägt von vielen Höhen und Tiefen.

Historie (Auszug)

1488

Erste Erwähnung des Bades: „ad capellam in gloter prope balneum“ (bei der Kapelle nahe dem Bad) wird die Erlaubnis erteilt, einen Tragaltar aufzustellen.

1714

Französische Truppen, die Freiburg belagern, verwüsten das Glotterbad.

1770

Das Bad wird vom Cronenwirt zu Freiburg erworben. Dieser lässt das Bad von Grund auf renovieren.

1894

Bernhard Ehlers erwirbt vom verstorbenen Lorenz Hoch das Bad.

Er modernisiert das Bad mit diversen Wannenbädern, Kalt und Warmwasserduschen, Kneipp-Abteilung, Dampfbädern.

Mit einer hochmodernen Heißwasserbereitungsanlage werden auch die Veranden und Wandelgänge geheizt. Das Bad verfügt über 60 Zimmer mit insgesamt 80 Betten.

1897

Der Bremer Geschäftsmann Heinrich Paul Friedrich Carl Isenberg erwirbt das Bad und gründet die Sanatorium Glotterbad GmbH.

1901

Bei den alten Gebäuden des Gehrenhofes, den die Besitzer des Glotterbades bereits 1897 inkl. einem großen Teil des dazugehörigen Geländes erwarben, entsteht das neue Kurhaus mit 40 Zimmern, einem geräumigen Speisesaal, mehreren Gesellschaftsräumen und einer 65 m langen Terrasse auf der Südseite.

Chefarzt Dr. Hoffner (1901 bis 1930) wandelt die „Naturheilanstalt Glotterbad“ in ein nach klinischen Grundsätzen arbeitendes modernes Sanatorium.

1906

Neben dem Sanatorium entsteht der „Alexanderbau“ (benannt nach Alexander Isenberg) mit allem Komfort einer modernen Kuranstalt.

Der Bau enthält 40 Schlaf- und Wohnräume, 30 offene Balkone, einen Speisesaal für 150 Personen und große Terrassen die der Anlage einen südländischen Charakter geben.

Man bezeichnet das Glottertal und das Glotterbad als die Côte d´ Azur des Schwarzwaldes. Ausgedehnte Waldungen, Forellenfischerei und Tennisplätze bieten weitere Anreize für die Gäste.

1913/1914

Auf dem Gelände des Badburenhofes wird auf der dem Alexanderbau gegenüberliegenden Seite der „Carlsbau„, so genannt nach Carl Isenberg, errichtet.

Berta Margarete Isenberg, die Frau von Carl Isenberg, hatte schon im Jahr 1900 den Badburenhof mitsamt 55 ha Land gekauft.

Der Neubau stell mit seiner Pracht der inneren Ausstattung alles bisherige in den Schatten. Prunkvoll eingerichtet und mit Gesellschaftsräumen, Musik und Billardzimmer entspricht die ganze Anlage den verwöhntesten Ansprüchen und steht mit an der Spitze der deutschen Sanatorien.

Eine 70m lange Wandelhalle überspannt auf hohen Pfeilern das Tal des Badbächleins und verbindet den Carlsbau mit dem Alexanderbau.

1916

Als letzter Bau folgt das im Schwarzwaldstil errichtete Wohnhaus von Direktor Bayer.

Das Glotterbad hat unter der tatkräftigen Leitung von Direktor Bayer, den finanzkräftigen Gesellschaftern sowie der ärztlichen Leitung von Dr. Hoffner ein vollkommen anderes Gesicht bekommen.

Aus dem kleinen Naturheilbad, dem selbständigen Gehrenhof und dem Badburenhof, ist nun auf einem Gelände von rund 112 ha eine hochmoderne Kuranstalt entstanden, die Gäste aus ganz Europa anlockt.

1931

Dr. Steinbach wird neuer Chefarzt im Glotterbad.

Seine ausgeprägte Energie schlägt sich sofort in der ärztlichen Betreuung der Kurgäste nieder.

Eine Röntgenabteilung wird eingerichtet, medizinische Geräte beschafft und das Laboratorium ausgebaut, so dass das Sanatorium nun als modernes klinisches Sanatorium betrieben werden kann. Nach und nach wird das Glotterbad in den 30er Jahren ein Haus für die Großen der Gesellschaft. Zum Ruhm tragen auch die größten Waldluftbäder Deutschlands bei.

Es gibt in den 30er Jahren kaum ein anderes Sanatorium in Deutschland, das über ein so großes Gelände mit gut ausgebauten Wanderwegen und mit Möglichkeiten zum Sonnenbaden verfügt. Sogar die Möglichkeit zur Jagd kann den Gästen geboten werden.

1960

Am 01. Mai übernimmt die Landesversicherungsanstalt Württemberg das Glotterbad mit einem Gelände von nun 112,5 ha.

Der Verkauf wird in Glottertal als schwerer Schlag empfunden und auch die Badische Zeitung titelt: „Das Tal der Krone beraubt“.

Doch schon bald stellt sich der Verkauf gerade für die Angestellten als sehr positiv heraus.

Im Sanatorium mit 130 Betten (Carlsbau und Alexanderbau) werden Patienten mit chronisch-internistischen Erkrankungen behandelt. Das Kurhaus mit 103 Betten dient der Durchführung von sog. „Frühheilverfahren“.

1974

Abriss des Alexanderbaus wegen Baufälligkeit.

1980

Abriss der Brücke/Wandelhalle vom Alexanderbau zum Carlsbau.

1985

Der Carlsbau wird Filmkulisse der TV-Serie „Die Schwarzwaldklinik„.

Die Drehorte im Schwarzwald, allen voran das Glottertal, ziehen unzählige Touristen an. Das Medieninteresse ist gewaltig.

Um die Jahreswende 1985/86 beherrscht die „Schwarzwaldklinik“ sowohl das Fernsehen als auch die deutsche Presselandschaft.

2014

Die Thure-von-Uexküll-Klinik zieht im Oktober in den Carlsbau.

Infomaterialien

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Das Glotterbad

Keine Infomaterialien vorhanden.

Glottertal: Rundwanderung auf den Spuren des Urgraben

Der Urgraben am Kandel ist der Rest eines nach 1284 gebauten Wassergrabens, welcher das Wasser von der Ostseite des Kandels zu den auf seiner Westseite gelegenen Bergwerken brachte. Er stellt eines der bedeutendsten technikgeschichtlichen Denkmäler Deutschlands dar.

Heute gilt Glottertal als Natur- und Schlemmer-Paradies. Doch im 13 Jhd. war es Standort für einen pulsierenden Bergbau. Zahlreiche (verschlossene) Stolleneingänge und ein mittelalterlicher Wassergraben zeugen davon.

Diese Wanderung führt ein Stück auf dem sog. Urgraben, der im 13. Jhd. dazu diente, Wasser vom Osthang des Kandels für die Hebeanlagen in den Bergwerken herbeizuführen. An den felsigen Stellen am Gullerbühl lässt sich noch gut erkennen, wie der Kanal in den Fels gehauen wurde.

Zu Beginn und am Ende belohnen schöne Ausblicke über das Tal. Gut zwei Drittel des Weges führen durch Wälder hinauf bis zum Luser und ab dort am Berg entlang bis in das Oberglottertal.

Infomaterialien

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Glottertal

Broschüre „Der Urgraben“
(ACHTUNG: Die Broschüre beschreibt den „Entdeckerpfad Urgraben“)

Menzenschwand: Radiologische Kontrollmessungen an Menzos Wegle

Menzenschwand: Radiologische Kontrollmessungen an Menzos Wegle

Veranlassung

Die Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW) führte im April 2017  im ehemaligen Uranbergbaugebiet in Menzenschwand Messungen der Ortsdosisleistung (ODL) entlang der Wanderwege „Menzos Wegle“ durch. Ergänzend dazu wurden auch Oberflächenwasserproben entnommen und radiologisch analysiert.

Anlass der vom Umweltministerium Baden-Württemberg beauftragten Untersuchungen waren Hinweise aus der Bevölkerung über erhöhte Strahlungswerte durch private Messungen, die teilweise auch im Internet veröffentlicht sind.

Menzos Wegle

Menzos Wegle sind fünf verschiedene Rundwanderungen im Tal des Krunkelbaches und im Tal der Menzenschwander Alb nördlich der Ortslage von Menzenschwand.

Die Krunkelbach-Runde führt direkt am ehemaligen Uranbergwerk, der Grube Krunkelbach oder auch Grube Hans Paul genannt, vorbei. Die Grube Krunkelbach wurde von 1961 bis 1991 von der Gewerkschaft Brunhilde als Versuchsbergwerk (ohne Konzession zum Abbau) betrieben. Dabei wurden aus den insgesamt 4,3 km langen Stollenanlagen ca. 100.000 Tonnen Uranerz entnommen.

Die folgenden Kurzbeschreibungen der Rundwege wurden aus dem offiziellen Faltblatt „Menzos Wege“ Menzenschwander Tal entnommen. Die fünfte Rundtour, die 2,1 km lange „Komfort-Runde“, wird hier nicht separat aufgeführt, da sie ausschließlich auf Teilabschnitten der „Krunkelbach-Runde“ und des „Wildapfel-Pfades“ verläuft.

Krunkelbach-Runde (4,3 km)

Sie wandern am Südhang des Krunkelbachtals unterhalb des Rabenfelsens über ein Weidfeld bis zur Radonquelle und zu der Stelle, an der bis vor nicht langer Zeit Uran abgebaut wurde. Wenn Sie Glück haben können Sie vom Weg aus auf den waldfreien Felsen und Blockhalden Gämsen beobachten.

Rund um die Kluse (4,5 km)

Diese Rundwanderung führt Sie durch das Tal der Menzenschwander Alb. Sie kommen an der Kluse vorbei, die ursprünglich von den Mönchen aus St. Blasien angelegt wurde, und sehen eindrucksvolle Moränenwälle, die von den Gletschern abgelagert wurden. Vom „Schässlong du Boah“ bietet sich ein wunderbarer Ausblick.

Wildapfel-Pfad (2,8 km)

Lernen Sie den Schwarzenberg kennen. Die Wanderung führt auf einem schmalen Pfad über eine Weidefeld, das lange Zeit nicht mehr bewirtschaftet und durch Maßnahmen des Naturschutzgroßprojektes wieder hergestellt wurde.

Wasserfall-Runde (0,4 km)

Die kurze Wasserfall-Runde eignet sich besonders für einen Spaziergang für Kinder. Das herabstürzende Wasser der Menzenschwander Alb in dem schluchtartigen Taleinschnitt wird sie begeistern.

Geißenpfad (10,5 km)

Im Jahr 2014 wurde der Premiumwanderweg „Geißenpfad“ eröffnet. Ein Rundweg, der alle Menzos Wegle integriert. Für die Zertifizierung nicht unwichtig sind neben einer abwechslungsreichen Landschaft mit besonderen Reizen auch ausreichende Rast- oder Ruhemöglichkeiten. Die Landschaft war schon da, das andere wurde phantasievoll gestaltet. Bravo.

Ein Muss für Naturliebhaber und geologisch interessierte Menschen.

Überwachungsmessungen bis 1992

„Bis zur Entlassung des Erkundungsbergwerks aus dem Bergrecht im Jahr 1992, führte die damalige Landesanstalt für Umweltschutz (LfU), heute LUBW, radiologische Überwachungsmessungen des Wassers des Erkundungsbergwerks durch.

Reduzierte Überwachungsmessungen bis 2004

Von 1992 bis 2004 entnahm die LfU dann noch im Rahmen eines reduzierten Überwachungsprogramms auf dem und um das Betriebsgelände des ehemaligen Erkundungsbergwerks regelmäßig Wasserproben und bestimmte ihren Radioaktivitätsgehalt. Die Messungen wurden im Jahr 2004 eingestellt, weil keine radiologischen Veränderungen mehr zu beobachten und weiter zu erwarten waren.

Kontrollmessungen 2017

Die Kontrollmessungen im Jahr 2017 durch die LUBW hatten das Ziel, die hingewiesenen Stellen mit erhöhten Strahlungswerten auf und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ messtechnisch zu verifizieren und eine realistische Dosisabschätzung für die Bevölkerung und Wanderer vorzunehmen.

Dabei sollte auch die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass an leicht zugänglichen Wasserstellen entlang des Wanderweges zur Erfrischung Wasser entnommen und getrunken wird. Dazu wurden stichprobenhaft auch Oberflächenwasserproben entnommen und im Labor chemisch analysiert.“

Die Vorgehensweise der Kontrollmessungen 2017 wird im Folgenden beschrieben. Die Messergebnisse an den einzelnen Messpunkten/Probenahmestellen sind in der Karte dargestellt.

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Messung der Ortsdosisleistung (22 Messpunkte)

„An ausgewählten Messpunkten wurde mit einem geeichten Dosisleistungsmessgerät repräsentativ die Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung (ODL) gemessen. Für die Auswahl der Messpunkte wurden unter anderem Orientierungsmessungen der Ortsdosisleistung durchgeführt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Durchführung der Messungen

„Für die Orientierungsmessungen auf den befahrbaren Wegen wurde das im Messfahrzeug der LUBW installierte, GPS-gestützte Messsystem zum Nachweisen von Photonenstrahlung FHT 1376 der Firma Thermo Scientific eingesetzt. Die Messgröße ist die Ortsdosisleistung d.h. die Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10). Die Wege wurden mit einer maximalen Geschwindigkeit von 30 km/h befahren, wobei das Messsystem jede Sekunde den aktuellen Messwert georeferenziert aufzeichnet.

Für die Orientierungsmessungen auf den nicht befahrbaren Wegen wurde das in einem Rucksack installierte, GPS-gestützte Messsystem zum Nachweisen von Photonenstrahlung FHT 1377 der Firma Thermo Scientific eingesetzt. Die Messgröße ist die Ortsdosisleistung d.h. die Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10).

Die Wege und Pfade wurden mit einer Geschwindigkeit von ca. 4 km/h begangen, wobei das Messsystem alle zehn Sekunden den 10-Sekunden-Mittelwert sowie den Maximalwert georeferenziert aufzeichnet.

Beide für die Orientierungsmessungen eingesetzten Messsysteme verfügen über ein NBR-Verfahren (Natural Background Rejection), das die Anteile der Ortsdosisleistung aus natürlichen und künstlichen Strahlenquellen auf Basis der Energieabhängigkeit dieser Anteile ermittelt. Damit ist es möglich, den Anteil der Ortsdosisleistung der durch die natürliche terrestrische Strahlung verursacht wird, für sich zu betrachten. So können auch geringe Schwankungen und Auffälligkeiten der natürlichen terrestrischen Strahlung festgestellt und der Anteil der kosmischen Photonenstrahlung ausgeblendet werden. Zudem können künstliche Strahlenquellen schnell lokalisiert werden.

Für die repräsentativen Messungen an den ausgewählten Messpunkten wurde das geeichte Handmessgerät zum Nachweis von Photonenstrahlung 6150AD-b/E der Firma automess GmbH verwendet. Die Messgröße ist die Ortsdosisleistung d.h. die Umgebungs-Äquivalentdosisleistung H*(10). An jedem ausgewählten Messpunkt wurde versucht, die Stelle mit der höchsten Ortsdosisleistung aufzuspüren. An dieser Stelle wurde der 1-Minuten-Mittelwert der Ortsdosisleistung jeweils in 10 cm und 100 cm Abstand vom Boden ermittelt. Eine Messung mit direktem Kontakt mit dem Boden würde hier keinen korrekten Wert einer Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung liefern, da Messeffekte durch Betastrahlung sowie geometrische Effekte das Ergebnis verfälschen. Der Bereich um die Stelle mit der höchsten Ortsdosisleistung wurde auch einer Sichtprüfung unterzogen, um (weitere) Auffälligkeiten auszuschließen.

Die Messungen fanden am 10.04.2017 und 11.04.2017 statt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Auswahl der Messpunkte

„Zur Auswahl der Messpunkte musste zunächst das zu betrachtende Gebiet auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ unter Zuhilfenahme verschiedener Infoquellen eingegrenzt werden. Im Internet wurden Stellen mit auffälligen Ortsdosisleistungen konkret benannt, diese Stellen wurden direkt als Messpunkte ausgewählt. Darüber hinaus wurden auf vier ausgeschilderten Rund- und Wanderwegen georeferenzierte Orientierungsmessungen der Ortsdosisleistung durchgeführt.

Während der Orientierungsmessungen wurden Rastplätze, Bänke, potenzielle Trinkwasserquellen und sonstige Auffälligkeiten für die Auswahl weiterer Messpunkte und Probenentnahmestellen georeferenziert erfasst.

Insgesamt wurden folgende 22 Messpunkte für die repräsentative Messung der Ortsdosisleistung ausgewählt:

  • 2 Referenzmesspunkte an Stellen zur Ermittlung des ortsüblichen, natürlichen Untergrundes der Ortsdosisleistung
  • 6 Messpunkte an Stellen mit auffälligen Werten der Ortsdosisleistung, die im Internet genannt sind bzw. bei der Auswertung der Orientierungsmessungen festgestellt wurden
  • 14 Messpunkte an Stellen ohne Auffälligkeiten wie Rastplätzen bzw. Bänken

Bei der Auswahl der Messpunkte wurde auf eine gleichmäßige Verteilung auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ geachtet, wobei die Messpunktdichte im Bereich des ehemaligen Erkundungsbergwerks erhöht wurde (siehe Abbildung 1). Eine größere Anzahl an Messpunkten war aus Sicht der LUBW nicht erforderlich.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Messergebnisse

„Als Referenzwerte für die Auswertung der Messergebnisse wurden mit den verwendeten Messsystemen in St. Blasien und Menzenschwand Messungen des ortsüblichen Ortsdosisleistungs-Untergrundes durchgeführt. Die ermittelten Messwerte des Untergrundes sind für die einzelnen Messsysteme unterschiedlich. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass bei den NBR-Messsystemen, die bei den Orientierungsmessungen eingesetzt wurden, nur der Anteil der Ortsdosisleistung aus der natürlichen terrestrischen Photonenstrahlung herangezogen wird. Bei den repräsentativen Messungen mit dem geeichten Messgerät hingegen werden alle Anteile der Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung berücksichtigt. Es sei darauf hingewiesen, dass hier nur die Messwerte des geeichten Messgerätes repräsentativ sind und die Messwerte der beiden anderen Messsysteme lediglich als Orientierung dienen.

Bei den mit dem Messfahrzeug durchgeführten Orientierungsmessungen wurden an zwei Stellen auffällige Messwerte (1,04 μSv/h bei 47,83917°N/8,04583°E und 1,56 μSv/h bei 47,85017°N/8,06340°E) festgestellt. Als „auffällig“ bzw. „erhöht“ gelten Messwerte größer als das 2-3 fache des für das entsprechende Messsystem aufgeführten ortsüblichen, natürlichen Untergrundes.

Bei den mit dem Rucksack-Messsystem durchgeführten Orientierungsmessungen wurden an einer Stelle auffällige Messwerte (2,62 μSv/h bei 47.84028°N / 8.06278°E) festgestellt. Diese Stellen wurden als die Messpunkte 9, 20 und 14 für weitere repräsentative Messungen ausgewählt.

Die höchsten Ortsdosisleistungen wurden an einem Loch auf dem Wanderweg „Menzos Wegle“ bzw. „Menzos Wege – Krunkelbachrunde“ in der Nähe des ehemaligen Erkundungsbergwerks gemessen (Messpunkt Nr. 9). Das Loch hat einen Durchmesser von ca. 30 cm und eine Tiefe von ca. 10 cm und ist dem Anschein nach von der Grasnarbe befreit und mit Steinen verfüllt. Bei der messtechnischen Überprüfung der Umgebung des Loches (Messpunkte 9.1 und 9.2) wurde in östlicher Richtung auf dem Wanderweg eine weitere Stelle mit erhöhter Ortsdosisleistung identifiziert (Messpunkt 10).

Im Grubenbereich des Erkundungsbergwerkes wurde ebenfalls eine Stelle mit erhöhter Ortsdosisleistung identifiziert (Messpunkt 8). Die Stelle ist, wie der gesamte Weg der in südöstlicher Richtung zum ehemaligen Grubenbereich führt, mit Gras bewachsen und sonst unauffällig.

In der Schlucht der Menzenschwander Wasserfälle (Messpunkt 14) wurde nur eine geringfügig erhöhte Ortsdosisleistung festgestellt, die mit großer Wahrscheinlichkeit durch das umliegende Felsgestein verursacht wird. Sonst gab es dort keine Auffälligkeiten.

Weiter wurde an einer Stelle auf einem Forstweg eine erhöhte Ortsdosisleistung festgestellt (Messpunkt 20). Der Forstweg ist großräumig mit Schotter befestigt. Die lokal erhöhte Ortsdosisleistung stammt aber nicht vom losen Schotter. Am losen Schotter wurden keine erhöhten Dosisleistungen festgestellt.

Am Messpunkt 21 wurde entgegen den Angaben im Internet keine erhöhte Ortsdosisleistung festgestellt. Auch sonst ist die überprüfte Stelle unauffällig.

An den übrigen Messpunkten ist die gemessene Ortsdosisleistung unauffällig und liegt im Bereich zwischen 0,09 μSv/h und 0,238 μSv/h in 10 cm Abstand vom Boden bzw. 0,109 μSv/h und 0,220 μSv/h in 100 cm Abstand vom Boden. An diesen Messpunkten, die sich überwiegend an Rastplätzen und Sitzbänken befinden, wurden keine Auffälligkeiten beobachtet.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Die eingehauste Barbaraquelle (Brunnenbohrung) im April 2023.

Die eingehauste Floriansquelle (Brunnenbohrung) im April 2023.

Radiologische Untersuchung von Wasserproben (10 Entnahmestellen)

„Für die Dosisabschätzung zur inneren Strahlenexposition aus dem Verzehr von Oberflächenwasser an leicht zugänglichen Wasserstellen auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ ist die Beprobung und Analyse der Wässer erforderlich. Hierzu wurden jeweils die Gehalte der Radionuklide des Natururans (U-238, U-235 und U-234) und deren langlebigen Zerfallsprodukte Ra-226, Rn-222, Pb-210, Po-210 sowie Ra-228 als Nuklid der Thoriumzerfallsreihe bestimmt. Auch wenn es sich hier nicht um Trinkwasser handelt, wurde das Vorgehen an dem „Leitfaden zur Untersuchung und Bewertung von radioaktiven Stoffen im Trinkwasser bei der Umsetzung der Trinkwasserverordnung“ angelehnt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Durchführung der Probenahme

„Die Probenentnahme wurde nach der Messanleitung „H-VORBEMERK-TWASS-02“ des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) durchgeführt. Bei den entnommenen Proben handelt es sich um Stichproben.

An jeder Probenentnahmestelle wurden mehrere Wasserproben für die unterschiedlichen Analysen entnommen. Für die auf Rn-222 zu analysierenden Wasserproben wurden radondichte Probenahmegefäße aus Kunststoff verwendet.

Aufgrund der Menge der benötigten Wasserproben wurde die Probenentnahme auf drei Tage, den 06.04.2017, 11.04.2017 und 10.05.2017 aufgeteilt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Durchführung der Analysen

„Die Analysen wurden im Zeitraum vom 06.04.2017 bis 18.05.2017 im radiologischen Labor der LUBW durchgeführt. Zum Nachweis der unterschiedlichen Radionuklide wurden die Wasserproben wie folgt analysiert:

  • U-234/U-235/U-238: Die Wasserproben wurden radiochemisch mittels Säulenchromatographie aufbereitet und die Radionuklide alphaspektrometrisch gemessen.
  • Pb-210/Ra-226/Ra-228: Die Wasserproben wurden radiochemisch aufbereitet und die Radionuklide direkt (Pb-210) oder indirekt (Ra-226 über Bi-214/Pb-214 und Ra-228 über Ac-214) gammaspektrometrisch gemessen.
  • Rn-222: Das Radionuklid wurde ohne radiochemische Aufbereitung in den radondichten Probenentnahmegefäßen gammaspektrometrisch gemessen.
  • Po-210: Die Wasserproben wurden radiochemisch durch Spontanabscheidung an Silberfolie aufbereitet und das Radionuklid alphaspektrometrisch gemessen.

Alle eingesetzten Analyseverfahren sind durch die Teilnahme an externen Ringvergleichen qualitätsgesichert und erreichen die in Anlage 3a Teil 3 der Trinkwasserverordnung genannten nuklidspezifischen Nachweisgrenzen.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Auswahl der Probeentnahmestellen

„Hinsichtlich der Eingrenzung des zu betrachtenden Gebiets wird auf den Abschnitt „Durchführung der Messungen“ verwiesen. Weiter wurden für die Auswahl der Probenentnahmestellen folgende Informationen herangezogen:

  • In dem Internet-Bericht wird die Vermutung geäußert, dass das Wasser des Krunkelbachs „ganz schön uranhaltig“ ist. Weiter wird von austretendem Wasser aus dem verfüllten Grubeneingang berichtet.
  • Orientierungsmessungen: Während den Orientierungsmessungen wurden stehende und fließende Gewässer, Brunnen etc., die als potentielle Trinkwasserquellen verwendet werden könnten, identifiziert.
  • Frühere LUBW-Analysen: Die LUBW hat bis zum Jahr 2004 im Auftrag des Landes Baden-Württemberg das aus der verfüllten Grube austretende Wasser, den Krunkelbach sowie die Menzenschwander Alb regelmäßig auf Uran, Ra-226 und Pb-210 analysiert.

Insgesamt wurden neun Stellen für die Probenentnahme von Wasser ausgewählt:

  • 1 x Brunnen direkt an einem Wanderweg
  • 4 x Flüsse und Bäche, die vom Wanderweg aus einsehbar sind, und
  • 4 x Wasseraustritte und Rinnsale auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks, die jedoch von keinem Wanderweg aus einsehbar sind.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Messergebnisse

„Die ermittelten Aktivitätskonzentrationen sind für die nachzuweisenden Radionuklide und die entsprechende Probenentnahmestellen in Tabelle 6 in der Veröffentlichung der LUBW aufgeführt. Konnte ein Radionuklid nicht nachgewiesen werden, ist die erreichte Nachweisgrenze angegeben (z.B. < 2,42E-03).

  • Die höchsten Aktivitätskonzentrationen wurden für alle nachzuweisenden Radionuklide in den Wasserproben aus den Probenentnahmestellen 2, 3, 4 und 5 auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks festgestellt. Diese Probenentnahmestellen sind jedoch von keinem der betrachteten Wanderwege aus sichtbar und es ist eher unwahrscheinlich, dass die entsprechenden Wasserquellen zur Erfrischung (trinken) genutzt werden.
  • Die niedrigsten Aktivitätskonzentrationen wurden für alle nachzuweisenden Radionuklide in den Wasserproben aus den Probenentnahmestellen der Flüsse und Bäche (Probenentnahmestellen 1, 6, 7 und 10) festgestellt. In der Wasserprobe der Probenentnahmestelle 6 (Krunkelbach nach Einleitung) ist die Urankonzentration im Vergleich zu den übrigen Wasserproben der Flüsse und Bäche erhöht.
  • Die Wasserprobe aus der Probenentnahmestelle 8 (Brunnen Parkplatz) weist für Rn-222 ebenfalls erhöhte Aktivitätskonzentrationen auf. Die Aktivitätskonzentrationen der übrigen Radionuklide liegen in dieser Wasserprobe in der Größenordnung der beprobten Flüsse und Bäche.
  • Im Vergleich zu den zuletzt im Jahr 2004 durchgeführten Wasseranalysen der LUBW liegen die hier ermittelten Aktivitätskonzentrationen der Wasserproben aus den entsprechenden Probenentnahmestellen 1, 2, 3, 5, 6 und 7 in derselben Größenordnung.

Es wurden keine Radionuklide künstlichen Ursprungs identifiziert.

Hinweis: Zur Probeentnahmestelle 9 sind in der Veröffentlichung der LUBW keine Daten enthalten (Lage bzw. Messergebnisse).“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 2: Betonrohr (direkt neben KG-Rohr, Probenahmestelle 3) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks.

Nicht von Wanderweg aus sichtbar.

An dieser Stelle wurden nach der Stilllegung des Grubenbetriebes bis 2004 Überwachungsmessungen durch die LUBW durchgeführt.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 74,2 µg/l (±7%)
Messwert Rn-222: 447 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

Standort Foto:

Am Pfad aus Richtung der „Barabaraquelle“, unten am Krunkelbach, der direkt links / außerhalb des Fotos vorbeifliesst.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 3: KG-Rohr (direkt neben Betonrohr, Probenahmestelle 2) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks.

Nicht von Wanderweg aus sichtbar.

An dieser Stelle wurden nach der Stilllegung des Grubenbetriebes bis 2004 Überwachungsmessungen durch die LUBW durchgeführt.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 59,5 µg/l (±7%)
Messwert Rn-222: 447 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 4: Rinnsal (vermutlich Ablauf der beiden Wasserausläufe der Probenahmestellen 2 und 3) auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 53,7 µg/l (±8%)
Messwert Rn-222: 630 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

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Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand (LUBW, 2017)

Wasser-Probenahmestelle 5: Auslauf Drainagerohr in den Krunkelbach auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Uranbergwerks (Hauptwasseraustritt im Verfüllbereich des ehem. Stollenmundlochs).

Nicht von Wanderweg aus sichtbar.

An dieser Stelle wurden nach der Stilllegung des Grubenbetriebes bis 2004 Überwachungsmessungen durch die LUBW durchgeführt.

Ergebnisse Aktivitätskonzentrationen (Auswahl):
Messwert Unat: 51.53 µg/l (±7%)
Messwert Rn-222: 332 Bq/l (±7%)

Hinweis: Die Masse „Unat“ wurde anhand der Aktivitäten der Radionuklide U-238,-235 und -234 berechnet, wobei die Aktivität von U-235 unter Berücksichtigung des natürlichen Isotopenverhältnisses von Unat aus der Aktivität des U-238 ermittelt wurde.

Überreste eines Verteilerschranks. Weitere Hinweise sind willkommen.

Das Bergwerk Krunkelbach im April 2023 bzw. die heute noch zu erkennenden Überreste. Das Foto zeigt den Verfüllbereich vor dem Stollenmundloch, der über mindestens drei Drainageleitungen in den „links“ direkt angrenzenden Krunkelbach entwässert wird.

Radiologische Bewertung
Bewertungsmaßstab für natürlich vorkommende radioaktiven Stoffe

„In der Strahlenschutzverordnung vom 20. Juli 2001 wurden erstmals auch Regelungen für den Schutz der Bevölkerung bei natürlich vorkommenden radioaktiven Stoffen in das deutsche Strahlenschutzrecht aufgenommen. Die Regelungen beziehen sich auf Arbeitsplätze, an denen Beschäftigte aufgrund menschlichen Zutuns einer „erheblich erhöhten Strahlenexposition“ durch natürlich vorkommende radioaktive Stoffe ausgesetzt sind, sowie auf Rückstände aus industriellen Prozessen, in denen sich natürlich vorkommende radioaktive Stoffe anreichern und bei denen eine Verwertung (z.B. zum Hausbau) oder die Deponierung zu einer „erheblich erhöhten Strahlenexposition“ von Einzelpersonen der Bevölkerung führen können.

Als „erheblich erhöhte Strahlenexposition“ sieht die amtliche Begründung zur Strahlenschutzverordnung eine zusätzliche Strahlenexposition im Kalenderjahr von mehr als 1 Millisievert an.

Bei dem Dosiswert handelt es sich um einen Richtwert, da ausschließlich natürliche Radionuklide betroffen sind, wie sie auch unter menschlich unbeeinflussten Umweltverhältnissen allenthalben vorkommen. Daher wird ein Abgrenzungskriterium benötigt, das Auswirkungen durch menschliche Einflüsse hinreichend vom natürlichen Hintergrund abhebt. Dies ist bei Zugrundelegung des 1-mSv/a-Kriteriums gegeben.

Die gesamte mittlere effektive Dosis durch die natürliche Strahlenexposition beträgt in Deutschland 2,1 mSv pro Jahr. Durch kosmische Strahlung entstehen 0,3 mSv/a, durch terrestrische Strahlung 0,4 mSv/a und durch inkorporierte Radionuklide 1,4 mSv/a. In Anbetracht der Variationsbreite der einzelnen Komponenten, insbesondere der Inkorporation von Rn-222 und seinen kurzlebigen Zerfallsprodukten, liegt die jährliche effektive Dosis im Mittel in Deutschland im Bereich zwischen 2 und 3 mSv. Der Beginn von Strahlenschutzmaßnahmen bei einer zusätzlichen effektiven Dosis von 1 mSv/a durch natürlich vorkommende radioaktive Stoffe schließt sich an die durchschnittliche natürliche Strahlenexposition an. Das neue Strahlenschutzgesetz (StrlSchG) behält an diesem Bewertungsmaßstab bei. Er wird für die nachfolgende Bewertung herangezogen.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Äußere Strahlenexposition

„Für eine Einzelperson der Bevölkerung, die jeden betrachteten Wanderweg in Menzenschwand einmal begeht, beträgt die abgeschätzte effektive Dosis aus äußerer Strahlenexposition insgesamt 24,3 μSv. Hält sich eine Einzelperson der Bevölkerung zwei Stunden direkt an der Stelle mit der höchsten ermittelten Ortsdosisleistung auf, beträgt die effektive Dosis 20,6 μSv. Die abgeschätzten Dosen sind, trotz der lokal erhöhten Ortsdosisleistung, deutlich geringer als der unter Abschnitt 5.1 in der Veröffentlichung der LUBW genannte Richtwert von 1 mSv. Bezogen auf das Kalenderjahr wird der Richtwert von 1 mSv erst erreicht, wenn eine Einzelperson der Bevölkerung jeden Wanderweg mehr als 40-mal abschreitet oder sich annähernd 50 Stunden am Ort der höchsten Ortsdosisleistung aufhält. Bei der vorgesehenen Nutzung des Gebiets zum Wandern ist die äußere Strahlenexposition für Einzelpersonen der Bevölkerung auf den und um die betrachteten Wanderwege in Menzenschwand radiologisch unbedenklich.

Die repräsentativen Messungen sowie die Orientierungsmessungen (vgl. Abbildung 1) zeigen insgesamt, dass die Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung im gesamten betrachteten Gebiet weitestgehend homogen ist und im Schwankungsbereich des ortsüblichen natürlichen Untergrundes liegt.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Innere Strahlenexposition

„Für die innere Strahlenexposition durch Ingestion eines Liters Wasser, das an Stellen entlang des Wanderweges „Menzos Wegle“ entnommen und getrunken werden könnte, ergaben die Dosisabschätzungen für ein Kleinkind Werte bis zu 7,4 μSv. Für Erwachsene lag der Maximalwert bei 0,63 μSv. Beide Werte wurden für die Wasserquelle „Brunnen Parkplatz“ ermittelt, der als Ausgangspunkt für Wanderungen auf den betrachteten Wanderwegen dient. Die Werte zeigen, dass eine einmalige Einnahme von Oberflächenwasser bzw. Brunnenwasser zur Erfrischung auf einer Wanderung aus radiologischer Sicht unbedenklich ist. Diese Aussage trifft auch auf die vom Wanderweg nicht sichtbaren Wasserstellen auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks zu (Maximalwert Kleinkind: 35,9 mSv, Erwachsener: 2,9 mSv jeweils für den Messpunkt Nr. 4). Um den Richtwert von 1 mSv effektive Dosis durch den Verzehr von Wasser entlang des Wanderweges an den sichtbaren Wasserstellen zu erreichen, müsste das Kleinkind über 130 Liter und der Erwachsene über 1.500 Liter zu sich nehmen (nicht sichtbare Wasserstellen auf dem ehemaligen Betriebsgelände des Erkundungsbergwerks Kleinkind: > 25 Liter, Erwachsener > 340 Liter).

Die stichprobenhaften Wasseranalysen zeigen, dass aus radiologischer Sicht geringe Entnahmen und Einnahmen von natürlichen Wässern auf dem und um den Wanderweg „Menzos Wegle“ unbedenklich sind. Eine unmittelbare Nutzung zur örtlichen Wasserversorgung schließt sich hingegen aus.“

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Zusammenfassung

„Die LUBW führte im Zeitraum vom 06.04.2017 bis 18.05.2017 radiologische Kontrollmessungen Im Bereich der  Wanderwege „Menzos Wegle“ in Menzenschwand durch.

Ziel und Zweck der Untersuchungen war

  • die Verifikation von Messergebnissen eines Bürgers, der entlang des Wanderweges erhöhte Ortsdosisleistungen (ODL) festgestellt hatte, und
  • eine realistische Dosisabschätzung für Einzelpersonen der Bevölkerung, die sich auf dem und um den Wanderweg aufhalten.

Auf den Wanderwegen wurde die Ortsdosisleistung aus Photonenstrahlung gemessen sowie stichprobenhaft Wasserproben entnommen und im Labor radiologisch analysiert.

Die der Umweltmeldestelle der Landesregierung Baden-Württemberg übersandten ODL-Messwerte aus Privatmessungen konnten in der Größenordnung bestätigt werden, wobei zur Ermittlung einer repräsentativen Ortsdosisleistung eine andere Messgeometrie (Messung in 10 cm Abstand vom Boden anstatt Messung auf Kontakt) zu wählen war.

Es kann bestätigt werden, dass der Strahlenpegel in dem Gebiet auf und um die Wanderwege „Menzos Wegle“ an einzelnen Stellen erhöht ist.

Die durchgeführten Wasseranalysen zeigten Radioaktivitätsgehalte, die vergleichbar zu früheren Messergebnissen der LUBW sind. Radionuklide künstlichen Ursprungs waren wie erwartet nicht zu identifizieren.

Auf Basis der Messungen und Analysen wurde die äußere und innere Strahlenexposition für eine Einzelperson der Bevölkerung, die auf dem Wanderweg wandert bzw. einen Liter Oberflächenwasser zu sich nimmt, abgeschätzt. Die Summen der abgeschätzten effektiven Dosen aus äußerer und innerer Strahlenexposition liegen sowohl für das Kleinkind als auch für den Erwachsenen unter realistischen Annahmen unter 50 μSv/a und damit innerhalb der Schwankungsbreite der mittleren effektiven Dosis der natürlichen Strahlenexposition in Deutschland. Auch bei einem häufigeren Aufenthalt (z. B. mehrere Wanderungen im Jahr) auf den untersuchten Wegen wird der Richtwert von 1 mSv/a für eine Einzelperson der Bevölkerung nicht erreicht.“

„Die Strahlenexpositionen auf den und um die Wanderwege „Menzos Wegle“ sind radiologisch unbedenklich.“

 

„Es wurden keine Hinweise auf größere Mengen Urangestein im Bereich der Wege gefunden.“

 

Die Beschreibungen wurden entnommen aus:  Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Infomaterialien

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Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW)

Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

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Bernd Laquai

20 Jahre später: Hinterlassenschaften des Uranabbaus im Krunkelbachtal bei Menzenschwand, 9. Juli 2013. Veröffentlicht auf www.opengeiger.de.

Textquellen

Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg (LUBW): Radiologische Kontrollmessungen in Menzenschwand. Karlsruhe, 19.07.2017.

Mit freundlicher Genehmigung der LUBW vom 21.04.2023. VIELEN DANK.

Auslauf der Hauptdrainageleitung aus dem Verfüllbereich des Stollenmundlochs der Grube Hans Paul in den Krunkelbach im April 2023.

Todtnau: Glasträgerweg (nach Laufenburg)

Todtnau: Glasträgerweg (nach Laufenburg)

Infopavillon Glasträgerweg in Äule am 10.04.2023 (Bushaltestelle gegenüber der Kapelle).

Auf Spurensuche der Schweizerträger

Die Wegstrecke

Der Glasträgerweg ist ein ca. 140 Kilometer langer Themenweg von Todtnau-Aftersteg über den Feldberg, Schluchsee, St. Blasien, Todtmoos und weiter über den Hotzenwald nach Herrischried und Rickenbach bis Laufenburg am Hochrhein.

Der Weg wurde im Zeitraum 2000 – 2001 durch eine private Initiative errichtet.

Der Glasträgerweg ist offiziell in neun Tagesetappen unterteilt:

Etappe 1

Aftersteg – Stübenwasen – Feldberg – Äule

22 km

Etappe 2

Äule – Altglashütten – Lenzkirch

16 km

Etappe 3

Lenzkirch – Glashütte – Sommerau

14 km

Etappe 4

Sommerau – Rothaus – Seebrugg – Blasiwald

12 km

Etappe 5

Blasiwald – Muchenland – St. Blasien

15 km

Etappe 6

St. Blasien – Bernau – Todtmoos

25 km

Etappe 7

Todtmoos – Herrischried

13 km

Etappe 8

Herrischried – (Hütten) – Rickenbach

11 km

Etappe 9

Rickenbach – Wieladingen – Laufenburg

12 km

Infotafel Glasträgerweg. Mit freundlicher Genehmigung von Frank Joachim Ebner am 26.03.2021. VIELEN DANK.

Begleitbuch

Ausführliche Informationen über den Glasträgerweg und die Glasherstellung im südlichen Schwarzwald enthält das offizielle Begleitbuch:

„Der Glasträgerweg. Auf den Spuren der Glasträger durch den Schwarzwald“, 132 Seiten, Schillinger Verlag Freiburg, 2001 (Herausgeber: Planungsteam Glasträgerweg, c/o Landratsamt Waldshut).

Hinweis: Nach Mitteilung des Landratsamtes Waldshut ist das Begleitbuch inzwischen leider vergriffen (Stand: September 2022).

Streckenführung

Bei der Festlegung der Wegstrecke hattte sich das Planungsteam vorwiegend an den Wegweisern des Schwarzwaldvereins orientiert (blaue Raute). Das Wegsystem des Schwarzwaldvereins wurde ab 2000 jedoch sukzessive neu ausgeschildert.

  • Die gelbe Raute markiert beispielsweise örtliche Wanderwege.
  • Die blaue Raute markiert regionale Wanderwege, die bekannte Orte und Landschaften verbinden und das Wegenetz der Fernwanderwege ergänzt.

Der Glasträgerweg verläuft nicht durchgehend auf historischen Strecken der Glasträger, weil sich diese aufgrund der periodischen Verlegung der Glashütten änderten. Im Begleitbuch werden bei jeder Etappe auch alternative Streckenvarianten oder auch diverse Abstecher beschrieben, so dass die Tour auch länger ausgestaltet werden kann.

Entscheidend bei der Konzeption war vielmehr der Gedanke, Standorte ehemaliger Glashütten zu verbinden und dabei zudem das Leben der Glasträger nachvollziehbar werden zu lassen.

Zu beachten

Der in der Karte dargestellte Streckenverlauf wurde anhand der Beschreibungen im Begleitbuch, aber auf Basis des neuen Wanderstreckennetzes rekonstruiert. Abweichungen zur Original-Wegführung sind möglich. Unabhängig davon sollte bei einer sorgfältigen Vorbereitung einer erlebnisreichen und informativen Tour aber nichts im Wege stehen.

Der Glasträgerweg wird heute – offenbar aus Desinteresse der Anliegerkommunen – nicht mehr als Gesamtweg touristisch beworben und dadurch – mutmaßlich – auch nicht mehr gewartet. Der Streckenzustand und die Qualität/Vollständigkeit der Beschilderung sind mir nicht bekannt. Mittelfristig ist offenbar eine Reaktivierung geplant. Wer daran glaubt muss warten ….

Informationen
Entstehung

Schon immer fasziniert von den alten Waldberufen der Harzer, Köhler, Flößer und Holzhauer wollte Frank J. Ebner, Berufsberater aus Waldshut, als leidenschaftlicher Wanderer in innerer Verbundenheit zu seiner Heimat, einen eigenen Beitrag zum Gedenken an einen alten, aber in der Bevölkerung wenig bekannten traditionellen Berufsstand leisten.

Die Faszination um das geheimnisvolle Schwarzwaldglas und die schillernde Figur des Glasträgers weckten in ihm den Wunsch, mit einem prallgefüllten Rucksack bepackt die ehem. Standorte der Schwarzwälder Glashütten aufzusuchen. Es mangelte aber an weiterführenden Erklärungen zur Entstehung des Glases, der Geschichte der Hütten, des Trägerwesens und Informationen zu den jeweiligen Regionen.

Und so entstand die Idee des Glasträgerweges:

„Durch fundierte, abwechslungsreich aufbereitete Informationen soll der Wanderer ein bedeutendes Kapitel Schwarzwaldgeschichte erleben. Auf einer Tour durch die schönsten Gegenden des Südschwarzwaldes sollte der Weg zu den ehemaligen Glashütten, aber auch zu den heutigen Glasmachern führen, wo es noch etwas zu sehen geben würde“.

Ebner konnte spontan zwei regionale Glasexperten und einen Historiker für das Projekt begeistern. Unterstützt durch weitere Interessenten aus der Region bildete sich bald das „Planungsteam Glasträgerweg“, das mit Unterstützung der beteiligten Gemeinden die Planung und Umsetzung des Glasträgerweges ehrenamtlich umsetzte. Die Hauptaufgaben waren:

  • Ausarbeitung des Wegverlaufs
  • Bestückung von Schauvitrinen in Gaststätten
  • Erstellung Infotafeltexte
  • Erstellung von Rekonstruktionen
  • Ausgestaltung von Glas(träger)abteilungen in Museen
  • Erstellung Begleitbuch

Vor dem Hintergrund, das touristische Wanderangebot im Südschwarzwald zu erweitern, wurde das Projekt durch die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Lörrach und Waldshut und die EU-Gemeinschaftsinitiative Leader II finanziert.

Die Glashütten

Gründungen

Die ersten Glashütten im südlichen Schwarzwald wurden im 13. Jahrhundert gegründet. Die urkundlich nachweisbar ersten Glashütten waren die Gründungen der Glashütten und Hütten bei Altenschwand. Vom 14. bis 16. Jahrhundert folgten weitere Gründungen im gesamten Schwarzwald.

Wo nicht geflößt werden konnte waren die Glashütten die einzigen Abnehmer von Holz, da dieses in großen Mengen benötigt wurde. Insgesamt sind im südlichen Schwarzwald mindestens 90 Glashütten bzw. Glashüttenstandorte nachgewiesen (im gesamten Schwarzwald mindestens 192).

Die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines Hüttenstandortes waren neben Wasser v.a. reichliche Holz- und auch Sandvorkommen.

Glasherstellung

Zur Glasherstellung wurden benötigt:

  • 60 Gewichtsanteile (GT) Kieselsäure (Sand/Quarz)
  • 30 GT Pottasche
  • 10 GT Kalk oder Kalkstein

Das Holz wurde nicht nur zur Befeuerung des Ofens benötigt, sondern in erster Linie zur Herstellung von Pottasche, die erforderlich war, um die Schmelztemperatur des Sandes von ca. 1.700 °C auf etwa 900 °C bis 1.100°C herabzusetzen. Den Kalk benötigte man als Stabilisator.

Das Waldglas war durch Verunreinigungen des Rohstoffs Sand mit unterschiedlichsten Metalloxiden in der Regel grün, bräunlich oder leicht grau gefärbt. Als man in Venedig herausgefunden hatte, dass man die ungewollte Grünfärbung mit Manganverbindungen (Braunstein), der „Glasmacherseife“, verhindern konnte, begann der Siegeszug des „gewaschenen“ Glases – auch im Schwarzwald. Schon 1516 unterscheidet man das „luter glas“ (lauteres, geläutertes, reines, farbloses Glas) im Gegensatz zum „geferbt glas“, was sich dann auch in der Unterscheidung zwischen dem „edleren Tafelglas“ zum „einfacheren“ Waldglas niederschlägt. Braunstein ist die Sammelbezeichnung für Mangan-Minerale und synthetisch hergestellte Manganoxide mit einer ungefähren Zusammensetzung von MnO1,7 bis MnO2. Der Name Braunstein stammt aus dem Mittelalter, er ist auf die braune Farbe zurückzuführen, die man beim Glasieren von Tonwaren mit Manganoxiden erhält. Braunstein wurde im Schwarzwald beispielsweise bei Gremmelsbach oder in der Grube Rappenloch bei Eisenbach im Hochschwarzwald, ca. 6 km NE von Titisee-Neustadt gefördert.

Herkunft der Rohstoffe:

Bei der Glasherstellung wurden weitgehend einheimische Rohstoffe verwendet. Als Quarz-Rohstoff dienten Milchquarz aus dem Kristallin des Schwarzwaldes oder meist tertiäre Quarzsande aus den Randgebieten des Schwarzwaldes. Alpine Gerölle aus den Moränen und Rheinschottern sowie Feuerstein kamen seltener zum Einsatz.

Der Kalkstein konnte ebenfalls aus den Randgebieten des Schwarzwaldes (Vorbergzone, Neckargebiet, Schwäbische Alb) beschafft werden.

Holzverbrauch:

Für die Herstellung von 100 kg Glas wurden anfänglich 200 m³ (!) Holz benötigt, später waren es noch knapp über 100 m³. Bei einem Jahresholzverbrauch von 5.000 bis 7.000 Ster pro Glashüttenstandort war der zugeteilte Wald oft in einem Zeitraum von 10 bis 20 Jahren gerodet und die Hütte musste dem Wald nachziehen.

Hüttenplatz

An einem Hüttenplatz befanden sich mehrere Öfen: Zur Vorbereitung, zum Vorheizen (Fritten) und zum Kühlen.

An einem Ofen arbeiteten meist 8 bis 10 Glasbläser, mit je zwei bis drei Gehilfen. Der Glasofen wurde gemeinsam befeuert, aber jeder Glasmacher hatte seinen eigenen Glashafen, aus dem er das Glas für seine Produkte entnahm. Dazu kamen Schürer, die für das Feuer der Schmelze zu sorgen hatten, Pottaschemacher, Träger in der Hütte, Holzfäller und Fuhrleute.

Niedergang

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bestanden nur noch wenige Glashütten im Schwarzwald. Die letzten Hütten im Nordschwarzwald schlossen in den 1870er und 1880er Jahren, Äule schloss 1878, lediglich die Hütte Wolterdingen rettete sich noch knapp in das nächste Jahrhundert, um 1905 dann aber auch zu schließen.

Gründe für das Ende der vorindustriellen Glashütten im Schwarzwald waren v.a.

  • Holzmangel
  • steigende Holzpreise durch konkurrierende Industrien, v.a. Eisenwerke
  • neue Ofentechniken (Befeuerung mit Steinkohle)
  • Ersatz der Pottasche durch industriell hergestelltes Soda (Wegfall Standortfaktor Wald)
  • ungünstige Lage
  • Konkurrenz durch hochwertige Waren aus Böhmen, Schlesien etc.

Spurensuche

Welche Spuren der einstigen Glasproduktion im Südschwarzwald sind heute noch zu erkennen? Zahlreiche Familien- und Orts-/Gewannnamen weisen noch heute auf die frühere Glasherstellung im Schwarzwald hin.

Der Glasträgerweg soll helfen solche Spuren zu entdecken, v.a. soll er aber die Erinnerung an dieses alte Handwerk erhalten.

Die Glasträger

Als im ausgehenden Mittelalter die ersten Glashütten im südlichen Schwarzwald entstanden musste auch sichergestellt sein, dass die Waren von den meist abgelegenen Glashütten zum Abnehmer gelangten.

Erste Belege

Aus dem Umkreis der Glashütten von Kandern und Wambach (Kreis Lörrach) findet man aus dem 16. Jahrhundert erste Belege für die Existenz Schwarzwälder Glasträger, die aus dem Unterelsass eingewandert waren.

 

Aufgabe

Es lag an den Glasträgern, die zerbrechlichen Waren sicher zu den Abnehmern zu bringen. Dazu besaßen sie „Truckhen“, „Krätzen“, „Grätzen“ oder „Krätten“, also Rückentragen, die bis über den Kopf reichten und so ausreichend Stauraum boten.

Mit Rückentrage und  schwerem Eisenstock, Geldkatze und einem Messer zogen die Glasträger über mehrere Jahrhunderte über den Schwarzwald zu ihren Niederlassungen und Kunden. Kräftige, willensstarke „Wälder“, die auf unzähligen Fußmärschen – teilweise bis jenseits der Alpen – den damit verbundenen Strapazen, Entbehrungen und Gefahren von Überfällen und Naturgewalten trotzen mussten. Hinzu kam die  Unsicherheit des geschäftlichen Erfolgs.

 

Wagentransport

Als in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts Glaswaren erstmals mit dem Pferdefuhrwerk transportiert wurden, konnten fortan größere Mengen Glas und auch andere Waren wie Strohhüte, Holz- und Haushaltswaren verkauft werden. Verdienst und Prestige der Glasträger stiegen.

 

Handelsgesellschaften

In diese Zeit fällt auch die Bildung einer ersten Genossenschaft der Glasträger, die „große Compagnie“, die den Vertrieb der Waren straffer und effektiver als zuvor organisierte. Zahlreiche Niederlassungen, Geschäfte und Lager erleichterten es den Glasträgern nun, außerhalb der Schwarzwälder Heimat ihren Handel zu führen.

Um 1740 teilte sich die große Kompanie in einzelne Handelsbezirke, so entstanden die

  • Pfälzerträger mit einem Absatzgebiet über das Kinzigtal bis in die Ortenau und weiter bis Karlsruhe, Mannheim und Darmstadt
  • Elsassträger mit einem Absatzgebiet vom Elsass und Sundgau bis nach Lothringen
  • Württembergerträger mit einem Absatzgebiet im gesamten Herzogtum, später Königreich, Württemberg
  • Schwabenträger mit einem Absatzgebiet im Bodenseeraum und Oberschwaben
  • Schweizerträger mit einem Absatzgebiet von Äule über den südlichen Schwarzwald und Hotzenwald bis zum Hochrhein und in die  Schweiz

 

Ehrenkodex

Vor dem Hintergrund einer fast ganzjährigen Trennung der Glasträger von ihren Familien versuchten die einzelnen Glasträgerkompanien durch strenge moralische Grundsätze ein sparsames Leben zu fördern und die Gefahr zu verringern, dass der Glasträger unterwegs dem Vergnügen nachging, während zuhause Frau und Kinder auf ihn warteten.

Den Mitgliedern der Pfälzer Kompanie wurde 1782 „alles Spillen, Tantzen, Vollsaufen, Kegeln, Billiar, Comedi, alle schlechten Gesellschaften bei Nacht“ bei empfindlichen Strafen verboten.

Ähnliche Einschränkungen stellten auch die übrigen Kompanien für ihre Mitglieder auf (z.B. „nächtliches Umherschwärmen“ sowie „Tabakrauchen in Magazinen und Läden“).

Infomaterialien

agsdi-file-pdf

Glasträgerweg

Keine weiteren Infomaterialien vorhanden!

Textquellen

Planungsteam Glasträgerweg (Herausgeber): Der Glasträgerweg. Auf den Spuren der Glasträger durch den Schwarzwald“, 132 Seiten, Schillinger Verlag Freiburg, 2001.

Pfaffenweiler: Steinbruchtour

Historische Steinbrüche

Das traditionsreiche Steinhauerhandwerk hat über Jahrhunderte hinweg das Leben in Pfaffenweiler geprägt. Zum festen Begriff „Pfaffenweiler Stein“ wurde der gelbliche Kalksandstein als beliebter Werkstoff für Bildhauer. Zahlreiche Flurkreuze aus heimischen Werkstätten sind noch heute im nördlichen Markgräflerland und im Breisgau zu finden. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde der letzte Steinbruch geschlossen. Die beiden letzten wurden erhalten und für Besucher zugänglich gemacht. Seit 1985 sind sie als „Historische Steinbrüche“ dem Dorfmuseum angegliedert.

Der Steinmetzmeister Waldemar Eckert konnte die letzte gemeindeeigene Grube vor dem Verfüllen retten und in ungezählten Arbeitsstunden mit der Steinhauergruppe zum Freilichtmuseum ausbauen. Nach historischen Fotos und mündlichen Überlieferungen wurde der vordere Bereich mit Werkhütten gestaltet. Gleise und Loren ermöglichen der Steinhauergruppe des Vereins Dorfmuseum die Demonstration der wichtigsten Arbeitsabläufe im Steinbruch.

Das jährliche Steibickfescht am letzten Sonntag im Juni erinnert mit Vorführungen an das alte Handwerk. Führungen durch die historischen Steinbrüche gibt es nach telefonischer Absprache.

Die Steinbruchtour verläuft über die Historischen Steinbrüche beim Schützenhaus (Freilichtmuseum), weiter entlang kleinerer Steinbrüche an der Südseite des Urbergs und den Steinbrüchen des ehem. Kalkwerks Bollschweil.

Nach einer Umrundung des Ölbergs geht es – über einen größeren Abschnitt des Steinzeitpfads –  wieder zurück nach Pfaffenweiler.

Wer sich die Schleife um den Ölberg aussparen möchte, kann die Tour nach dem ehem. Kalkwerk Bollschweil, an der Südseite des Urbergs entlang, bei km 6,28, abkürzen.

Die Strecke ist nicht ausgeschildert.

Infomaterialien

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Pfaffenweiler

Steinbruchtour – keine Infomaterialien vorhanden!