Am 24. April 1716 unterzeichneten Abt Augustin Fink und die Glasmacher den „Bestandtsbrieff über die neuw erlaubt- undt erbauwene Glas Hütten beym Äuwle“. Das Dokument regelt auf neun eng beschriebenen Seiten das Vertragsverhältnis zwischen dem Kloster St. Blasien und Andres Sigwarth, Johann Sigwarth, Michel Sigwarth, Samuel Sigwarth, Joseph Greiner, Blasi Küeffer und Kaspar Schmidt. Abt Augustin Fink gestattet den genannten sieben „Glas- und Hütten Meistern“ den Bau einer neuen Glashütte – „an dem sogenannten Äuwle in der Aha gelegen“.
Die sieben Glasmeister, die „Gründerväter“ von Äule, hatten ab 1714 zunächst fünf Glasmeisterhäuser errichtet – zwei Doppel- und drei Einfamilien-Gebäude. Mit dem Bau der kleinen Häuser für die Holzknechte, Aschenbrenner, Fuhrleute und Glasgehilfen war gerade begonnen worden, als am 6. Juni 1715 der genaue Standort der Glashütte festgelegt wurde. Der Talschluss unterhalb Schnepfhalde, Silberfelsen und Kapellenkopf war dicht bewaldet, lediglich im Talgrund am Bach besaßen der Hinterbauernhof-Bauer Christa Schmidt und der Käppelehof-Bauer Thoma Schmidt aus Aha saftige Wiesen, die „Äulematten“. Auf die galt es Rücksicht zu nehmen. Die Glashütte musste deswegen „oberhalb der Straß, so gegen Menzenschwand gehet, unterhalb der sogenannten Schnepfhalde auf der Ebene oberhalb der unteren und oberen Aulematt gesetzt werden“. Gegen die Lage unterhalb der Straße sprach auch, dass das Holz zunächst über die rechte Talflanke zur Hütte „herabgeriest“ werden sollte, was die Straße arg in Mitleidenschaft gezogen hätte.
Im Sommer 1715 begann der Bau der Glashütte. Sie stand auf dem heute freien Platz, wenige Schritte östlich der Kapelle. Mitten im Hüttengebäude thronte die gewaltige, aus Bruch- und Ziegelsteinen gemauerte Ofenanlage. Ihr Herz war der große Schmelzofen mit zehn Arbeitsöffnungen, „Ständ oder Werkstätt“ genannt. Eigentlich sollte jede Arbeitsöffnung von einem Glasmeister mit seinen Gehilfen bedient werden. Da Äule 1716 nur sieben Meister aufzubieten hatte, übernahm Samuel Sigwarth zwei, Andres Sigarth gar drei „Werkstätten“ – auf eigenes Risiko, aber auch mit höheren Ertragschancen. Im Schmelzofen hinter den Arbeitsöffnungen standen auf einem Podest die zehn feuerfesten Glashäfen für die Glasschmelze.
An den Schmelzofen waren zwei Nebenöfen angebaut, nämlich der Fritteofen und der Auskühlofen. Über der Ofenanlage erhob sich das hölzerne Hüttengebäude als Wind- und Wetterschutz. Es hatte mit 15 m Breite, 25 m Länge und einer Höhe von ca. 10 m beeindruckende Ausmaße.
Die Glashütte Äule war ein imposantes Gebäude. Hier eine Fotomontage unter Verwendung eines Aquarells von K. Schuster (um 1890) aus dem Augustinermuseum-Städtische Museen Freiburg.

© Fotomontage: Killian / Fiedbert Zapf
Der Grundstoff für die Glasherstellung ist quarzreicher Sand, den gab es reichlich rund um Äule. Reiner Quarzsand schmilzt bei 1600 Grad, eine Temperatur, die mit einem Holzfeuer, selbst mit Holzkohle, nicht zu erreichen ist. Durch die Zugabe von Pottasche konnte der Schmelzpunkt auf 1100 Grad gesenkt werden. Aschenbrenner stellten im Auftrag der Glasmeister diese speziell behandelte Asche her.
Zunächst wurden ein Drittel gereinigten Sands mit zwei Dritteln Pottasche und wenigen anderen Ingredienzien, z.B. Kalk als Stabilisator, vermengt und im Fritteofen vorgeschmolzen. Diese Masse ging in den zehn Glashäfen des Schmelzofens bei Temperaturen über 1000 Grad nach zwölf bis 24 Stunden in den zähflüssigen Zustand über.
Alle Vorarbeiten leisteten die Glasergesellen und Lehrbuben. Die beiden Schürer hielten das Ofenfeuer Tag und Nacht in Brand. Wenn dann die Glasermeister auf das hölzerne Podest des Schmelzofens stiegen, war das Werkzeug gerichtet, und hinter den Arbeitsöffnungen brodelte die Glasschmelze. Der Meister tauchte die Glasmacherpfeife in die heiße Schmelze, holte unter ständigem Drehen einen kugeligen Glasposten heraus und blies diesen wie eine Seifenblase auf. Durch Schwenken und Rollen formte er den Glaskörper, der durch den Einsatz von Glasschere, Zange, Holzlöffel und Formen die endgültige Gestalt erhielt. Die heißen Glasgebilde mussten, um nicht zu zerspringen, ganz langsam abgekühlt werden. Dies geschah im etwa 1000 Grad heißen Auskühlofen.
„Die Glasmacher fangen alle Tag abends um Betzeit an arbeiten und continuieren 11 Hüttenstund lang; eine Hüttenstund macht 5/4 Stund aus. Unter diesen 11 Stund rastet man auch 2 Stund. … Zur Sommerzeit erstrecken sich die 11 Hüttenstund von Abendbetzeit bis anderntag um 11 und 12 Uhren.“ Dies erfahren wir aus einem Untersuchungsbericht von 1753.
© Friedbert Zapf